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Read Ebook: Das Büchlein vom Leben nach dem Tode by Fechner Gustav Theodor

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Ebook has 172 lines and 17090 words, and 4 pages

Indem die h?heren Geister nicht bloss in einzelnen Menschen wohnen, sondern indem jeder sich in mehrere hineinverzweigt, sind sie es, die diese Menschen auf geistige Weise verkn?pfen, sei es zu #einer# Form des Glaubens, oder #einer# Wahrheit, #einer# moralischen oder politischen Bestrebung. Alle Menschen, die irgendeine geistige Gemeinschaft miteinander haben, geh?ren zum Leibe eines und desselben Geistes zusammen und gehorchen der Idee, die von ihm in sie eingegangen ist, wie zusammengeh?rige Glieder. Oft lebt eine Idee in einem ganzen Volke auf einmal, oft wird eine Masse Menschen zu einer und derselben Tat begeistert: das ist ein m?chtiger Geist, der sie alle ?berkommt, in alle epidemisch hineinstrahlt. Freilich nicht bloss durch die Geister der Toten geschehen diese Verkn?pfungen, sondern unz?hlige neugeborene Ideen wirken von den Lebenden in die Lebenden hinein; aber alle diese Ideen, die vom Lebenden in die Welt gehen, sind ja schon Glieder seines k?nftigen geistigen Organismus.

Wenn nun zwei verwandte Geister in der Menschheit sich begegnen und durch ihre gemeinschaftlichen Momente verwachsen, indes sie sich zugleich durch ihre verschiedenartigen wechselseitig bestimmen und bereichern, so treten zugleich die Gesellschaften, Geschlechter, V?lker, denen sie erst einzeln innewohnten, in geistige Gemeinschaft und bereichern sich durch ihr geistiges Besitztum. So geht die Entwickelung des Geisterlebens dritter Stufe in der Menschheit untrennbar mit der Entwickelung, dem Fortschritte der Menschheit Hand in Hand. Die allm?hliche Ausbildung des Staats, der Wissenschaften, der K?nste, des menschlichen Verkehrs, die Organisation dieser Lebenssph?ren zu immer gr?ssern harmonisch gegliederten Ganzen ist die Folge dieses Zusammenwachsens von unz?hligen geistigen Individualit?ten, die in der Menschheit leben und weben, zu gr?ssern geistigen Organismen.

Wie m?chten auch sonst jene grossartigen Sph?ren sich nach so unwandelbaren Ideen herausgestalten aus dem wirren egoistischen Treiben der einzelnen, die mit ihrem kurzsichtigen Auge in der Mitte nicht den Umfang und im Umfang nicht die Mitte erblicken, wenn nicht die klar durch das Ganze schauenden h?hern Geister durchwirkten durch das Getriebe, und indem sie sich alle um das gemeinsame g?ttliche Zentrum dr?ngen, und dabei zusammenfliessen mit ihren g?ttlichen Teilen, auch die Menschen, in denen sie wirken, dem h?hern Ziele vereint zuf?hrten.

Aber neben der Harmonie der Geister, die sich freundlich begegnen und gatten, besteht auch ein Kampf der Geister, deren Wesen im Widerspruch ist, ein Kampf, in dem alles in endlichem Zwist Befangene sich zuletzt aufreiben wird, damit das Ewige in seiner Reinheit allein ?brigbleibe. Auch dieses Kampfes Spuren zeigt die Menschheit auf im Streit der Systeme, im Hass der Sekten, in den Kriegen und Emp?rungen zwischen den F?rsten und V?lkern und den V?lkern untereinander.

In alle diese grossen geistigen Bewegungen tritt die Masse der Menschen hinein mit blindem Glauben, mit blindem Gehorsam, mit blindem Hass, mit blinder Wut; sie h?rt nicht und sieht nicht mit den Ohren und Augen des eignen Geistes; sie wird getrieben von fremden Geistern nach Zwecken und Zielen, von denen sie selbst nicht weiss, sie l?sst sich f?hren durch Sklaverei und Tod und greuliche Drangsale, wie eine Herde folgend dem Antriebe der h?hern Geister.

Freilich gibt es auch Menschen, die mit klarem Selbstbewusstsein und mit innerer Selbst?ndigkeit handelnd und leitend in diese grosse Bewegung eingreifen. Aber sie sind nur freiwillige Mittel zu grossen vorbestimmten Zwecken; durch ihr freies Handeln zwar verm?gend, die Art und Schnelligkeit, aber nicht das Ziel des Fortschritts zu bestimmen. Nur die haben Grosses in der Welt gewirkt, welche die geistige Richtung der Gegenwart, in der sie lebten, erkannt und ihr freies Handeln und Denken nach dieser Richtung gelenkt haben; wohl ebenso grosse Menschengeister, die ihr widerstrebten, sind untergegangen. Jene hat sich der Geist, der die besseren Ziele setzt und bessern Wege dazu kennt, zu neuen Mittelpunkten seiner bewegenden Kraft ausersehen; nicht als blinde Werkzeuge, sondern als solche, welche aus eignem Antriebe und mit eignem Verstande seinen Rechten und seiner Weisheit dienen. Nicht der gezwungene Sklave verrichtet den bessern Dienst. Womit sie aber Gott diesseits zu dienen beginnen, das werden sie jenseits als Teilhaber seiner himmlischen Herrschaft weiter f?hren.

F?nftes Kapitel

Wohl auf manchen Wegen m?gen die Geister der Lebenden und Toten sich unbewusst begegnen, auf manchen auch nur bewusst von einer Seite. Wer kann diesen ganzen Verkehr verfolgen und ergr?nden. Sagen wir nur kurz: sie begegnen sich, wenn sie sich mit Bewusstsein begegnen, und die Verstorbenen sind da, wo sie mit Bewusstsein da sind.

Ein Mittel gibts bewusstester Begegnung zwischen den Lebenden und Verstorbenen; es ist das Andenken der Lebenden an die Verstorbenen. Unsere Aufmerksamkeit auf die Verstorbenen richten, heisst ihre Aufmerksamkeit f?r uns wecken, wie ein Reiz, der einen Lebendigen trifft, seine Aufmerksamkeit gleichsam dahin lockt, wo er ihn trifft.

Ist doch unser Andenken an die Verstorbenen nur eine in uns bewusst gewordene, sich auf sie zur?ckwendende Folge ihres diesseitigen bewussten Lebens, das jenseitige aber wird infolge des diesseitigen gef?hrt.

Auch wenn ein Lebender an einen Lebenden denkt, mags einen Zug auf dessen Bewusstsein geben; doch er wirkt nichts, weil dessen Bewusstsein noch ganz in den Banden seines engen Leibes gefesselt liegt. Das durch den Tod entfesselte Bewusstsein aber sucht seine St?tte und folgt dem Zuge, der darauf ge?ussert wird, so leichter und so st?rker, je ?fter und je st?rker er zuvor darauf ge?ussert ward.

Wie nun ein und derselbe k?rperliche Schlag stets zweiseitig vom Schlagenden und vom Geschlagenen zugleich gef?hlt wird, ist es nur #ein# Bewusstseinsschlag, der in der Erinnerung an einen Verstorbenen zweiseitig gef?hlt wird. Wir irren, nur die diesseitige Bewusstseinsseite f?r da haltend, weil wir die jenseitige nicht sp?ren; und dieser Irrtum hat Folgen des Irrtums und der Vers?umnis.

Einer Geliebten ist der Geliebte, einer Gattin der Gatte, einer Mutter das Kind entrissen worden. Umsonst suchen sie in einem fernen Himmel das von ihnen abgerissene St?ck Lebens, strecken umsonst Blick und Hand ins Leere nach dem, was gar nicht wahrhaft von ihnen abgerissen worden ist; nur der Faden ?usseren Verst?ndnisses ist abgerissen, weil aus dem durch ?ussere Sinne vermittelten Verkehr, in dem beide sich verstanden, ein innerer unmittelbarer durch den inneren Sinn geworden ist, in dem sie sich noch nicht verstehen gelernt.

Einst sah ich eine Mutter ihr noch lebendiges Kind mit ?ngsten in Haus und Garten suchen, das sie auf dem Arme trug. Gr?sser noch der Irrtum jener, die das verstorbene in einer fernen Leere sucht, wonach sie nur ins Innere zu blicken h?tte, um es bei sich zu finden. Und findet sie es da nicht ganz, hatte sie es denn ganz, da sie es ?usserlich auf dem Arme trug? Die Vorteile des ?usseren Verkehrs, das ?ussere Wort, den ?usseren Blick, die ?ussere Pflege kann sie nicht mehr haben und geben; die Vorteile des inneren erst jetzt haben und geben; sie muss nur wissen, dass es einen innern Verkehr und Vorteile eines solchen gibt. Man spricht mit dem nicht, reicht die Hand nicht dem, von dem man meint, er sei nicht da. Wisst ihr aber alles recht, so wird ein neues Leben der Lebendigen mit den Toten beginnen, und mit den Lebendigen die Toten zugleich dabei gewinnen.

Denkt eines Verstorbenen nur recht -- und nicht bloss der Gedanke an den Verstorbenen, der Verstorbene selbst ist im Momente da. Ihr k?nnt ihn innerlich beschw?ren, er muss kommen, ihn festhalten, er muss bleiben, haltet nur Sinn und Gedanken auf ihm fest. Denkt seiner mit Liebe oder Hass, er wird es sp?ren; -- mit st?rkerer Liebe, st?rkerm Hass, er wird es st?rker sp?ren. Sonst hattet ihr wohl Erinnerung an die Toten; nun wisst ihr sie zu brauchen; k?nnt einen Verstorbenen noch wissentlich mit eurem Andenken begl?cken oder plagen, euch mit ihm vers?hnen oder unvers?hnlich streiten, nicht euch bloss wissentlich, auch ihm. Tuts stets im besten Sinne; und sorgt nun aber auch, dass das Andenken, was ihr selber hinterlasst, euch k?nftig selber fromme.

Wohl dem, der einen Schatz von Liebe, Achtung, Verehrung, Bewunderung im Andenken der Menschen hinter sich gelassen. Was er f?rs diesseitige Leben hinter sich gelassen, gewinnt er mit dem Tode, indem er das zusammenfassende Bewusstsein f?r alles gewinnt, was die Nachgelassenen von ihm denken; hebt damit den Scheffel, von dem er im Leben bloss einzelne K?rner z?hlte. Das geh?rt zu den Sch?tzen, die wir f?r den Himmel sammeln sollen.

Weh dem, welchem Verw?nschungen, Fluch, ein Andenken voll Schrecken folgen. Die ihm im Diesseits folgten, holen ihn im Tode ein; das geh?rt zu der H?lle, die seiner wartet. Jedes Wehe, das ihm nachgerufen wird, ist ein ihm nachgesandter Pfeil, der in sein Inneres eindringt.

Nur in der Gesamtheit der Folgen aber, die das Gute und Schlechte aus sich selbst gebiert, vollendet sich die Gerechtigkeit. Wohl m?ssen die Gerechten, die hier verkannt werden, davon noch im Jenseits wie von einem ?ussern ?bel leiden, und den Ungerechten wird ein ungerechter Nachruhm als wie ein ?usseres Gut zustatten kommen; also halte deinen Ruf hienieden m?glichst rein, und stelle dein Licht nicht unter den Scheffel. Aber unter den Geistern des Jenseits selbst h?rt das Verkennen auf; was unten falsch gewogen wird, wird oben recht gewogen, und durch eine Zulage auf der anderen Seite ?berwogen. Die himmlische Gerechtigkeit ?berbietet endlich alle irdische Ungerechtigkeit.

Was immer das Andenken an die Toten weckt, ist ein Mittel, sie herbeizurufen.

An jedem Feste, was wir den Toten geben, steigen sie herauf; um jede Statue schweben sie, die wir ihnen setzen; bei jedem Liede, das ihre Taten singt, h?ren sie mit zu. Ein Lebenskeim f?r eine neue Kunst! wie war sie schon gealtert, wie m?de, die alten Schauspiele den alten Zuschauern immer von neuem vorzuf?hren. Nun ?ffnet sich auf einmal gleichsam ?ber dem Parterre mit der untern Schicht der alten Zuschauer ein Kreis von Logen, aus dem sie eine h?here Gesellschaft niederschauen sieht; und nicht, wie die unten, sondern wie die oben es haben m?chten, zu schaffen, ist fortan ihr h?chstes Ziel; die unten aber sollen es haben wollen, wie die es oben m?chten.

Die Sp?tter spotten, und die Kirchen streiten. Es gilt ein Geheimnis, widervern?nftig f?r die einen, ?bervern?nftig f?r die andern, beides, weil den einen wie den andern ein gr?sseres Geheimnis ganz verborgen blieb, aus dessen Offenbarung endlich einfach und klar fliesst, woran der Verstand der Sp?tter und die Einigkeit der Kirchen gescheitert. Denn nur ein gr?sstes Beispiel einer allgemeinsten Regel ists, worin sie eine Ausnahme von aller Regel oder ?ber aller Regel sehen.

Nicht bloss mit einem Leib aus Mehl und Wasser geht Christus bei seinem Ged?chtnismahle in die Gl?ubigen ein; geniess es recht mit dem Gedanken seiner, und er wird mit seinem Gedanken nicht bloss bei dir, sondern in dir sein; -- je mehr du an ihn denkst, so mehr; je st?rker, mit so st?rkerer Kraft wird er dich st?rken; doch denkst du seiner nicht, so bleibt es Mehl und Wasser und gemeiner Wein.

Sechstes Kapitel

Die Sehnsucht, die jedem Menschen inwohnt, denen, die ihm hier am liebsten waren, nach dem Tode wieder zu begegnen, mit ihnen zu verkehren und das fr?here Verh?ltnis zu erneuern, wird in vollkommnerem Grade erf?llt werden, als je geahnt und versprochen worden.

Denn nicht bloss begegnen werden sich in jenem Leben die, welche in diesem durch ein gemeinschaftliches geistiges Element verkn?pft waren, sondern in eins zusammenwachsen werden sie durch dies Element; es wird ein ihnen gemeinschaftliches Seelenglied werden, das beiden mit gleichem Bewusstsein angeh?rt.

Denn schon jetzt sind ja die Toten mit den Lebenden, wie die Lebenden selbst untereinander, durch unz?hlige solche gemeinschaftliche Elemente verwachsen; aber erst, wenn der Tod den Knoten l?st, den der K?rper um die Seele jedes Lebenden zieht, wird zur Verkn?pfung des Bewusstseins auch das Bewusstsein der Verkn?pfung treten.

Jeder wird im Augenblicke des Todes erkennen, dass das, was sein Geist von fr?her Verstorbenen aufnahm oder mit ihnen gemeinschaftlich hatte, auch diesen Geistern immer noch mit angeh?rt, und so wird er nicht wie ein fremder Gast in die dritte Welt eintreten, sondern wie ein l?ngst Erwarteter, dem alle, mit denen er hier durch eine Gemeinschaft des Glaubens, des Wissens, der Liebe verkn?pft war, die H?nde entgegenstrecken werden, ihn an sich zu ziehen als ein ihnen zugeh?riges Wesen.

In gleich innige Gemeinschaft werden wir auch treten mit jenen grossen Toten, die lange vor unserer Zeit die zweite Lebensstufe durchwandert und an deren Beispiel und Lehre sich unser Geist gebildet. So, wer hier ganz in Christo lebte, der wird dort ganz in Christo sein. Aber seine Individualit?t wird nicht erl?schen in der h?hern Individualit?t, sondern nur Kraft gewinnen in ihr und jener Kraft zugleich verst?rken. Denn welche Geister miteinander verwachsen durch ihre gleichen Momente, die gewinnen jeder des andern Kraft zu ihrer eignen und bestimmen sich zugleich durch das damit zusammenh?ngende Verschiedene.

So werden sich manche Geister gegenseitig verst?rken durch grosse Teile ihres Wesens, andre auch nur verkn?pft sein durch einzelne zusammenfallende Momente.

Nicht alle diese Verkn?pfungen, die auf die Gemeinschaftlichkeit eines geistigen Moments gegr?ndet sind, werden bleiben; aber die werden bleiben, deren Moment der Wahrheit, Sch?nheit oder Tugend angeh?rt.

Alles, was nicht die ewige Harmonie in sich tr?gt, wird, wenn es auch dieses Leben noch ?berdauert, doch endlich in sich zerfallen und eine Zerspaltung der Geister bewirken, die eine Zeitlang dadurch zu einem verwerflichen Bunde vereinigt waren.

Die meisten geistigen Momente, die im jetzigen Leben sich entwickeln und die wir in das folgende mit hin?bernehmen, tragen zwar einen Kern des Wahren, Guten und Sch?nen in sich, aber eingeh?llt durch viel Zusatz des Unwesentlichen, Falschen, Verkehrten und Verderbten. Welche Geister durch solche Momente zusammenh?ngen, die k?nnen verbunden bleiben oder sich trennen; je nachdem sie sich beide vereinigen, das Gute und Beste darin festzuhalten und das Schlechte den b?sen Geistern, bei ihrer Scheidung von ihnen, allein zur?ckzulassen oder je nachdem der eine das Gute, der andere das Schlechte ergreift.

Welche Geister aber einmal sich einer Form oder Idee des Wahren, Sch?nen oder Guten in ihrer ewigen Reinheit gemeinschaftlich bem?chtigt haben, die bleiben auch durch sie verbunden in alle Ewigkeit und besitzen sie auf dieselbe Weise als Teil ihrer selbst in ewiger Einigkeit.

Das Erfassen der ewigen Ideen von den h?hern Geistern ist daher ein Zusammenwachsen derselben durch diese Ideen zu gr?ssern geistigen Organismen; und wie alle individualen Ideen in allgemeinen und diese in allgemeinern wurzeln, so werden zuletzt alle Geister als Gliedmassen mit dem gr?ssten Geiste, mit Gott, zusammenh?ngen.

Die Geisterwelt in ihrer Vollendung wird daher nicht eine Versammlung, sondern ein Baum von Geistern sein, dessen Wurzel in dem Irdischen eingewachsen ist und dessen Krone in den Himmel reicht.

Nur die gr?ssten und edelsten Geister, Christus, die Genien und Heiligen, verm?gen unmittelbar mit ihrem besten Teile bis zur innern H?he Gottes hinanzuwachsen; die kleineren und geringeren wurzeln in sie wie Zweige in ?ste und ?ste in St?mme ein, und h?ngen so mittelbar durch sie mit dem, was in dem H?chsten das H?chste ist, zusammen.

So sind die gestorbenen Genien und Heiligen die wahren Vermittler zwischen Gott und den Menschen; sie sind zugleich der Ideen Gottes teilhaftig, f?hren sie den Menschen zu, zugleich empfinden sie die Leiden, Freuden und W?nsche der Menschen, und f?hren sie Gott zu.

Hat sich doch der Kultus der Toten mit dem verg?tternden Naturkultus gleich im Ursprunge der Religion halb verschwistert, halb geteilt; die rohsten V?lker haben das Meiste, die gebildetsten das H?chste davon behalten, und wo g?b es heut noch eine, die nicht ein grosses Bruchst?ck davon als ihr Hauptst?ck bewahrte.

Und so sollt es in jeder Stadt einen Tempel ihrer gr?ssten Toten geben, angebaut an den Tempel Gottes oder in ihm eingebaut, indes man Christus wie bisher mit Gott selbst im selben Zimmer wohnen lasse.

Siebentes Kapitel

>>Wir sehen jetzt durch einen Spiegel in einem dunkeln Wort; dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich es st?ckweise; dann aber werde ich es erkennen, gleichwie ich erkannt bin.<<

Der Mensch f?hrt hier zugleich ein ?usseres und ein inneres Leben, das erste allen sichtbar und vernehmbar in Blick, in Wort, in Schrift, in ?usseren Handlungen und Werken, das letzte nur ihm selbst vernehmbar in inneren Gedanken und Gef?hlen. Vom sichtbaren ist auch die Fortsetzung ins ?ussere sichtbar, leicht verfolgbar; die Fortsetzung des unsichtbaren bleibt selber unsichtbar, doch fehlt nicht. Vielmehr setzt mit dem ?usseren Leben des Menschen, als sein Kern, das innere sich ?ber den diesseitigen Menschen fort, den Kern des jenseitigen zu bilden.

In der Tat, was von dem Menschen w?hrend seines Lebens den Lebenden sichtbar und sp?rbar ausgeht, ist nicht das einzige, was von ihm ausgeht. So klein und fein eine Erzitterung oder Schwingung sei, von der eine bewusste Regung in unserem Haupte getragen wird, das ganze Spiel bewusster Regungen aber wird von einem inneren Spiele unseres Hauptes getragen, sie kann nicht anders erl?schen, als dass sie Fortwirkungen ihrer Art in uns und endlich ?ber uns hinaus erzeugt; wir k?nnen sie nur nicht ins ?ussere hinein verfolgen. So wenig die Laute ihr Spiel f?r sich behalten kann, es wird ?ber sie hinausgetragen, so wenig unser Haupt; nur das N?chste davon geh?rt der Laute und dem Haupte.

Welch unsagbar verwickelt Spiel von Wellen hoher Ordnung, die in dem Spiele unserer H?upter den Ursprung haben, mag ?ber dem groben niederen Spiel, was unserem Aug und Ohr draussen vernehmlich ist, sich verbreiten, vergleichbar feinsten Kr?uselungen ?ber den grossen Wellen eines Teiches, oder Zeichnungen ohne Dicke ?ber der Fl?che eines dickmaschigen Teppichs, der von ihnen die ganze Sch?nheit und h?here Bedeutung hat. Der Physiker aber erkennt und verfolgt nur das Spiel der Wellen niederer Ordnung draussen und k?mmert sich nicht um das feinere, was er nicht erkennt. -- Ob er es nicht erkennt, doch kennt er das Prinzip, darf er die Folge leugnen?

Also ersch?pft das, was von den Geistern durch die Fortwirkungen ihres ?usserlich sp?rbaren diesseitigen Lebens in uns eingegangen ist, auch nicht ihr ganzes Dasein; sondern auf uns unfassbare Weise besteht in der Natur zu diesem ?usseren Teile ihres Wesens noch ein innerer, ja der Hauptteil ihres Wesens. Und h?tte ein Mensch auf einer w?sten Insel sein Leben gef?hrt und beschlossen, ohne je in anderer Menschen Leben eingegriffen zu haben, er w?rde doch nach seinem inneren Wesen kernhaft fortbestehen, einer k?nftigen Entwickelung harrend, die er im diesseitigen Wechselverkehr mit anderen nicht finden konnte.

H?tte anderseits ein Kind nur einen Augenblick gelebt, es k?nnte in Ewigkeit nicht wieder sterben. Der kleinste Moment bewussten Lebens schl?gt schon einen Kreis von Wirkungen um sich, wie der k?rzeste Ton, der im Moment erloschen scheint, solchen um sich schl?gt, der den Ton ins Unendliche ?ber den nahe Stehenden und H?renden hinaus tr?gt; denn keine Wirkung erl?scht in sich selbst, und jede zeugt in Ewigkeit neue Wirkungen ihrer Art. Und so wird sich der Geist des Kindes von diesen bewussten Anf?ngen aus wie der jenes vereinsamt gebliebenen Menschen noch fortentwickeln; nur anders, als w?r es von einem schon fortentwickelten Anfang aus geschehen.

Wie nun der Mensch erst im Tode das volle Bewusstsein dessen erh?lt, was er in andern geistig gezeugt, wird er auch im Tode erst zum vollen Bewusstsein und Gebrauch dessen gelangen, was er in sich selbst getrieben. Was er w?hrend seines Lebens gesammelt an geistigen Sch?tzen, was sein Ged?chtnis erf?llt, was sein Gef?hl durchdringt, was sein Verstand und seine Phantasie geschaffen, bleibt ewig sein! Doch der ganze Zusammenhang davon bleibt diesseits dunkel; bloss der Gedanke schreitet mit einer lichten Ampel hindurch und beleuchtet, was auf der schmalen Linie seines Weges liegt, das andere bleibt im Dunkel. Nimmer wird der Geist hienieden seiner ganzen innern F?lle auf einmal gewahr; bloss indem ein Moment desselben ein neues zur Verkn?pfung herbeilockt, taucht es einen Augenblick aus dem Dunkel hervor und sinkt im n?chsten wieder dahin zur?ck. So ist der Mensch Fremdling in seinem eignen Geiste und irrt darin herum, dem Zufall folgend oder m?hsam am Faden des Schlusses seinen Weg suchend, und vergisst oft seine besten Sch?tze, die abseits von der leuchtenden Spur des Gedankens versenkt liegen im Dunkel, was des Geistes weites Gefilde deckt. Aber im Augenblicke des Todes, wo eine ewige Nacht das Auge seines K?rpers ?berzieht, wird es zu tagen beginnen in seinem Geiste. Da wird der Mittelpunkt des innern Menschen zu einer Sonne entbrennen, welche alles Geistige in ihm durchleuchten und zugleich als inneres Auge durchschauen wird mit ?berirdischer Klarheit. Alles, was er hier vergessen, findet er da wieder, ja er vergass es diesseits nur, weil es ihm voraus ins Jenseits ging; gesammelt findet er es nun wieder. In jener neuen allgemeinen Klarheit wird er nicht mehr m?hsam zusammensuchen m?ssen, was er verkn?pfen m?chte, und zerst?ckeln in seine Merkmale, was er scheiden m?chte, sondern mit #einem# Augenschlage wird alles, was in ihm selbst ist, gleichzeitig von ihm erblickt werden in seinen Verh?ltnissen der Einheit und des Widerspruchs, des Zusammenhanges und der Trennung, der Harmonie und des Zwiespalts, nicht bloss nach #einer# Richtung des Denkens, sondern gleichzeitig nach allen. So hoch der Flug und das Auge des Vogels ?ber dem langsamen Kriechen der blinden Raupe schwebt, die nichts erkennt, als was ihr tr?ger Schritt ber?hrt, wird jene h?here Erkenntnisweise sich erheben ?ber die unsre. Und so werden im Tode mit dem Leibe des Menschen auch sein Sinn, sein Verstand, ja der ganze auf diese Endlichkeit berechnete Bau seines Geistes untergehen, als Formen, die zu eng geworden f?r sein Wesen, als Glieder, die ihm nichts mehr n?tzen in einer Ordnung der Dinge, wo er alles, was sie einzeln, m?hsam, unvollkommen ihm schaffen und erschliessen m?ssten, auf einmal unvermittelt in sich haben, schauen und geniessen wird. Das Selbst des Menschen aber wird unversehrt in seiner vollen Ausbreitung und Entwickelung bestehen in jener Zertr?mmerung seiner zeitlichen Formen, und an die Stelle jener erloschenen niedern T?tigkeitsweise wird ein h?heres Leben treten. Beschwichtigt ist alle Unruhe der Gedanken, die sich ja nicht mehr zu suchen brauchen, um sich zu finden, und nicht mehr zueinander zu bewegen, um sich ihres Verh?ltnisses bewusst zu werden. Aber daf?r beginnt nun ein h?heres Wechselleben von Geistern, mit Geistern; wie die Gedanken miteinander in unserm Geiste, verkehren jene zusammen in dem h?heren Geiste, den oder dessen alles verkn?pfende Mitte wir Gott nennen, und unser Gedankenspiel selbst ist nur eine Verzweigung dieses Verkehrs. Da wird es keiner Sprache mehr bed?rfen, sich gegenseitig zu verstehen, und keines Auges, den andern zu erkennen, sondern wie in uns der Gedanke den Gedanken versteht und auf ihn einwirkt, ohne Vermittelung von Ohr und Mund und Hand, sich mit ihm verbindet oder von ihm scheidet ohne fremdes Band und ohne Scheidewand, so heimlich, innig und unvermittelt wird das Wechselleben der Geister untereinander sein. Und keinem wird im andern mehr etwas verborgen bleiben. Da werden alle s?ndigen Gedanken, die hier im Dunkel des Geistes schlichen, und alles, was der Mensch in sich bedecken m?chte vor seinesgleichen mit tausend H?nden, offenkundig werden allen Geistern. Und nur der Geist, der hier ganz rein und wahr gewesen, wird ohne Scham in jener Welt den andern entgegentreten k?nnen; und wer verkannt gewesen hier auf Erden, der wird dort seine Anerkennung finden.

Und auch am eignen Wesen wird der Geist bei seiner Selbstdurchschauung gewahren jede L?cke und was noch unvollendet, st?rend, disharmonisch darin zur?ckgeblieben ist aus diesem Leben, und nicht bloss erkennen wird er diese M?ngel, sondern f?hlen mit gleicher St?rke des Gemeingef?hls, als wir unsre k?rperlichen Gebrechen. Wie aber in uns der Gedanke am Gedanken sich reinigt von dem, was unwahr in ihm ist, und wie sich die Gedanken verkn?pfen durch ihre gemeinsamen Momente zu h?hern Gedanken, und jeder sich dadurch erg?nzt in dem, was jedem fehlt, so werden auch die Geister in ihrem gegenseitigen Verkehr die Mittel ihres Fortschritts zur Vollendung finden.

Achtes Kapitel

Der Mensch verkehrt w?hrend seines Lebens nicht allein geistig, sondern auch materiell mit der Natur.

W?rme, Luft, Wasser und Erde dringen von allen Seiten in ihn hinein und str?men nach allen Seiten aus ihm wieder zur?ck, schaffen und wechseln seinen Leib; aber indem sie, die ausser dem Menschen nur nebeneinander hergehen, sich in ihm begegnen und kreuzen, kn?pfen sie einen Knoten, der des Menschen leibliches Gef?hl und hiermit zugleich alles, was noch innerlicher ist als dies Gef?hl, abschliesst vom Gef?hle der Aussenwelt. Nur durch die Fenster der Sinne vermag er noch aus seinem leiblichen Geh?use in die Aussenwelt hineinzusehen und hineinzuf?hlen und wie mit kleinen Eimern etwas daraus zu sch?pfen.

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