Read Ebook: Meyers Konversationslexikon Band 15 by Various
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Ebook has 12797 lines and 915418 words, and 256 pages
Sohar - Soiron.
eines Pentateuchkommentars abgefasste Hauptwerk der Kabbala , das jahrhundertelang fast verg?ttert wurde, aber durch seine verworrene Vermischung von neuplatonischen, gnostischen, Aristotelischen und j?disch-allegorischen Anschauungen die Entwickelung des Judentums sehr gesch?digt hat. Verfasser oder Redakteur des S. ist vermutlich der in der zweiten H?lfte des 13. Jahrh. in verschiedenen St?dten Spaniens lebende Moses ben Schemtob de Leon und nicht Simon ben Jochai . Der S., der an einzelnen Stellen eine Feindseligkeit gegen den Talmud zu erkennen gibt und hin und wieder mit dem Christentum lieb?ugelt, besteht aus drei Hauptteilen: 1) dem eigentlichen S., 2) dem treuen Hirten und 3) dem geheimen Midrasch . Vgl. Tholuck, Wichtige Stellen des rabbinischen Buches S. ; Jo?l, Die Religionsphilosophie des S. ; Jellinek, Moses ben Schem-Tob de Leon und sein Verh?ltnis zum S. .
Sohar, Hafenstadt in der arab. Landschaft Oman, mit guter Reede, einem festen Schloss, sorgf?ltig angebauter Umgebung und ca. 24,000 Einw. . Gewerbe, Weberei, Metallarbeiten bl?hen.
Sohl , ungar. Komitat am linken Donauufer, grenzt an die Komitate Liptau, G?m?r, Neogr?d, Hont, Bars und Th?r?cz, ist 2730 qkm gross, ganz von Gebirgen bedeckt, wird vom Granfluss durchstr?mt, dessen Thal besonders fruchtbar ist, und hat zahlreiche Gebirgsweiden. Die Einwohner betreiben Rindvieh- und Schafzucht, etwas Weinbau, lebhaften Bergbau auf Schwefel, Silber, Kupfer, Eisen, Vitriol und Quecksilber sowie Fabrikation von Eisen- und T?pferwaren, Tuch, Glas, Papier etc. Sitz des Komitats, das seinen Namen von der bei Altsohl malerisch gelegenen Ruine S. an der M?ndung der Szlatina in die Gran erhielt, ist Neusohl.
Sohland, Dorf in der s?chs. Kreis- und Amtshauptmannschaft Bautzen, an der Spree und an der Linie Bischofswerda-Zittau der S?chsischen Staatsbahn, hat eine evang. Kirche, Hand- und mechan. Weberei, S?ge- und Mahlm?hlen und 5126 Einw.
Sohle , Fisch, s. Schollen.
Sohlenbau, s. v. w. Strossenbau, s. Bergbau, 724.
Sohleng?nger, S?ugetiere, die mit der ganzen Sohle auftreten, wie die B?ren .
Sohlenn?hmaschine, s. Schuh.
S?hlig, im Bergwesen s. v. w. horizontal. Vgl. Fallen der Schichten.
Sohn, jede Person m?nnlichen Geschlechts im Verh?ltnis zu ihren Erzeugern . S. Verwandtschaft.
Sohn, 1) Karl Ferdinand, Maler, geb. 10. Dez. 1805 zu Berlin, erhielt von Schadow, dem er 1826 nach D?sseldorf folgte, den ersten Unterricht in der Kunst und behandelte anfangs mit Vorliebe antike Stoffe, dann auch Szenen aus neuern Dichtern, wie Tasso, Goethe etc. Seine Hauptwerke, welche ihm in den 30er und 40er Jahren eine grosse Popularit?t einbrachten, sind: Rinaldo und Armida, die Lautenschl?gerin und der Raub des Hylas , Diana und Akt?on, das Urteil des Paris, Romeo und Julie, die beiden Leonoren, die Schwestern, die vier Jahreszeiten, Lurlei und Darstellungen von sentimental-romantischen Situationen. S. war Meister in Behandlung der Karnation und in der Darstellung von Frauengestalten. Besonders ausgezeichnet war er im weiblichen Bildnis. Er wurde 1832 Lehrer an der D?sseldorfer Akademie und starb 25. Nov. 1867 w?hrend eines Besuchs in K?ln. Als Lehrer hat er einen grossen Einfluss auf die Entwickelung der D?sseldorfer Schule ge?bt. - Seine beiden S?hne Richard S. und Karl S. haben sich als Portr?t- und Genremaler vorteilhaft bekannt gemacht.
Soho, Vorstadt von Birmingham , mit ber?hmter, von Watt gegr?ndeter Dampfwagenfabrik.
Sohrau, Stadt im preuss. Regierungsbezirk Oppeln, Kreis Rybnik, am Ursprung der Ruda und an der Linie Orzesche-S. der Preussischen Staatsbahn, 283 m ?. M., hat eine evangelische und eine kath. Kirche, eine Synagoge, ein Amtsgericht, Eisengiesserei und Eisenwarenfabrikation, Lein- und Wollweberei, eine Dampf- und 3 Wasserm?hlen, Ziegeleien und mit der Garnison 4450 meist kath. Einwohner.
S?hre, bewaldete Berglandschaft im preuss. Regierungsbezirk Kassel, rechts von der Fulda, s?d?stlich von Kassel, besteht aus Buntsandstein und erreicht im Stellberg 482 m H?he.
Soi-disant , sogenannt.
Soignies , Hauptstadt eines Arrondissements in der belg. Provinz Hennegau, an der Senne und der Eisenbahn Br?ssel-Qui?vrain , hat mehrere Kirchen und Kl?ster, ein Rathaus im spanischen Stil, eine h?here Knabenschule, Industrieschule, ein geistliches Seminar, Zwirnfabrikation und 8683 Einw. Hier 10. Juli 1794 siegreiches Gefecht der Franzosen gegen die Niederl?nder.
Soir?e , Abend; Abendgesellschaft; S. dansante, Abendgesellschaft mit Tanz.
Soiron , Alexander von, bad. Politiker, geb. 2. Aug. 1806 zu Mannheim, studierte in Heidelberg und Bonn, widmete sich seit 1832 der advokatorischen Praxis erst zu Heidelberg, dann zu Mannheim und ward 1834 daselbst Oberhofgerichtsadvokat. Seit 1845 Abgeordneter der badischen Zweiten Kammer, hielt er zur liberalen Opposition und nahm 1848 an den Vorbereitungen zur Berufung des Vorparlaments regen Anteil. Er ward auch in den F?nfzigerausschuss gew?hlt und f?hrte den Vorsitz darin. In der Nationalversammlung war er geraume Zeit erster Vizepr?sident und Vorsitzender des Verfassungsausschusses. Er handhabte seine ?mter mit Energie und Umsicht und zog sich dadurch den Hass
Soissonische Stufe - Soja.
der Linken zu. S. war ein t?chtiger Redner und fleissiger Arbeiter. Auch am Erfurter Parlament nahm er teil. Er starb 6. Mai 1855 in Heidelberg.
Soissonische Stufe , s. Terti?rformation.
Soissons , Arrondissementshauptstadt im franz. Departement Aisne, an der Aisne und der Nordbahn , mit detachierten Forts umgebene Festung zweiten Ranges, hat mehrere ?berreste gallor?mischer Architektur und bedeutende Bauwerke aus dem Mittelalter, wie die sch?ne Kathedrale , die Kirche St.-L?ger, die Stiftskirche St.-Pierre, die Reste der 1076 gegr?ndeten Abtei St.-Jean des Vignes, das Stadthaus u. a. S. hat ein Zivil- und Handelstribunal, ein Coll?ge, grosses und kleines Seminar, eine Zeichenschule, eine Bibliothek mit 30,000 B?nden, ein Antikenmuseum, ein Taubstummeninstitut und 11,850 Einw., welche etwas Industrie und starken Handel mit landwirtschaftlichen Produkten treiben. Es ist Bischofsitz. - Im Altertum hiess die Stadt Noviodunum, sp?ter Augusta Suessionum und war die Hauptstadt der Suessionen im belgischen Gallien. In S. war ein Palatium der r?mischen Kaiser, und es war die letzte Stadt, welche die R?mer in Gallien besassen. Aetius und Syagrius residierten daselbst, und letzterer wurde 486 von Chlodwig in der N?he der Stadt geschlagen. In der Merowingerzeit war es fast immer Residenz eines Teilreichs und war auch nachher von Bedeutung. Hier fand 744 eine f?r Neustrien wichtige Synode und 751 die Erhebung Pippins zum K?nig statt; hier musste Ludwig der Fromme 833 Kirchenbusse thun. Seit dem 9. Jahrh. Sitz eigner Grafen, ging S. durch Kauf und Heirat in verschiedene H?nde ?ber und fiel 1734 an die franz?sische Krone. Als Knotenpunkt grosser Heerstrassen und Sperrpunkt der Nordbahn spielte S. in den K?mpfen von 1814 und 1815 sowie 1870 eine grosse Rolle, 15. Okt. d. J. ward es nach dreit?giger Beschiessung vom Grossherzog von Mecklenburg-Schwerin genommen. Die Geschichte dieser Belagerung beschrieben G?rtner und H. M?ller .
Soja Savi , Gattung aus der Familie der Papilionaceen, mit der einzigen Art S. hispida M?nch, einer einj?hrigen, in Japan, S?dindien und auf den Molukken heimischen Pflanze. Sie hat einen bis 1 m hohen, aufrechten, etwas windenden Stengel, langgestielte, dreiz?hlige Bl?tter, welche wie Stengel und Zweige dicht rotbraun behaart sind, kurzgestielte Bl?tentr?ubchen mit kleinen, unscheinbaren, blassvioletten Bl?ten und sichelf?rmige, trockenh?utige, r?tlich behaarte, zwei- bis f?nfsamige, zwischen den Samen schwammig gef?cherte H?lsen. Man kultiviert die Sojabohne in zahlreichen Variet?ten und in sehr weiter Verbreitung in Asien. Sie geht mit ihrer n?rdlichen Verbreitungsgrenze noch ?ber den Mais hinaus, besitzt ein grosses Anpassungsverm?gen an Boden- und klimatische Verh?ltnisse, v?llige Immunit?t gegen Schmarotzerpilze und nie versagende Fruchtbarkeit. Die fr?h reifenden Variet?ten geben in Mitteleuropa nach zahlreichen mehrj?hrigen Anbauversuchen sehr befriedigende Resultate. Die Samen sind rundlich, l?nglich oder nierenf?rmig, gelblich, braunrot, gr?nlich oder schwarz, niemals gefleckt; sie enthalten neben etwa 7 Proz. Wasser 38 Proteink?rper, 17-20 Fett, 24-28 stickstofffreie Substanzen, 5 Rohfaser und 4,5 Proz. Asche. Ihr N?hrwert ist mithin gegen?ber den ?brigen H?lsenfr?chten ein sehr hoher, und namentlich tritt der bedeutende Fettgehalt hervor. Auf letzterm beruht zum Teil die vielfache Verwendung der wohlschmeckenden Samen in Japan, indem der fettige Brei fast allen Gerichten statt der Butter zugesetzt wird; in China lebt ein grosser Teil der Bev?lkerung von Sojagerichten; auch bereitet man aus Sojabohnen durch einen G?rungsprozess eine pikante braune Sauce f?r Braten und Fische, welche in Japan, China, Ostindien sehr beliebt ist und in England wie auf dem Kontinent und in Nordamerika ebenfalls in den Handel kommt. Die japanische Sojasauce ist die beste, sie besitzt nicht den s?sslichen Geschmack der chinesischen. Gute Sojasauce ist tiefbraun, sirupartig und bildet
Sojaro - Sokrates.
beim Sch?tteln eine helle, gelbbraune Decke. Bei der Benutzung darf den Speisen nur sehr wenig zugesetzt werden. In ?sterreich hat man die Samen als gutes Kaffeesurrogat benutzt. Vgl. Haberlandt, Die Sojabohne ; Wein, Die Sojabohne .
Sojaro, Beiname von Bernardino Gatti .
Sokal, Stadt in Ostgalizien, am Bug und an der Eisenbahn Jaroslau-S., mit Bezirkshauptmannschaft, Bezirksgericht, Bernhardinerkloster, Wallfahrtskirche und 6725 Einw. Hier 1519 Niederlage der Polen gegen die Tataren.
Sokol , Falke; ?bertragen s. v. w. Held, wackerer Mann; in B?hmen und M?hren h?ufig auch Name von Turnvereinen.
Sokolka, Kreisstadt im russ. Gouvernement Grodno, an der Petersburg-Warschauer Eisenbahn, mit 4125 Einw., von denen sich die Christen mit Landbau, die Juden mit Kramhandel besch?ftigen; kam bei der dritten Teilung Polens an Preussen und 1807 an Russland.
Sokolow, 1) Stadt in Galizien, Bezirkshauptmannschaft Kolbuszow, hat ein Bezirksgericht und 4296 Einw. -
Sokotora , Insel im Indischen Ozean, 220 km ?stlich vom Kap Gardafui, der Ostspitze Afrikas, 3579 qkm gross mit 12,000 Einw., ist mit Ausnahme eines schmalen K?stenstrichs von hohen, bis ?ber 1360 m aufsteigenden Gebirgen erf?llt, nur in einzelnen Th?lern unweit der K?ste fruchtbar, in welchen vorzugsweise die nach der Insel benannte Aloe und Dattelpalmen gedeihen, welche nebst Drachenblut, Schildpatt, Zibetkatzen etc. ausgef?hrt werden. Die Bev?lkerung ist ein Mischvolk von Arabern, Somal, Negern und Indern. Ihre Hauptbesch?ftigung bilden Handel, Viehzucht und etwas Ackerbau. Der Hauptort ist Tamarida an der Nordk?ste. - Von den alten Kulturv?lkern Dioskorides genannt und auch im Periplus erw?hnt, wurde die Insel im 15. Jahrh. von Niccol? Conti und 1503 von Pereira besucht und 1506 von Tristan da Cunha erobert. Doch stellte 1510 der arabische Scheich von Keschin seine Autorit?t wieder her. Damals befand sich eine im 4. Jahrh. von Arabien aus gegr?ndete christliche Gemeinde auf der Insel, die sp?ter den Arabern weichen musste. Von 1835 bis 1839 hielten englische Truppen die Insel besetzt, 1876 schloss die englische Regierung mit dem Scheich von Keschin einen Vertrag ab, wodurch sie das Vorkaufsrecht erwarb, und 30. Okt. 1886 liess der britische Resident in Aden die Insel besetzen. Schweinfurth hat dieselbe 1881 erforscht. Vgl. Robinson, Sokotra .
Sokrates, 1) der ber?hmteste unter den griechischen Weisen, Sohn des Bildhauers Sophroniskos und der Hebamme Ph?narete, wurde um 469 v. Chr. zu Athen geboren. Er soll die Kunst seines Vaters erlernt und auch eine Zeitlang ausge?bt haben; eine Gruppe am Fuss der zur Akropolis f?hrenden Treppe galt f?r sein Werk. Zu seiner Lebensaufgabe machte er den in Gestalt von Unterredungen und im Gegensatz zu den Sophisten unentgeltlich erteilten Unterricht, zu welchem Zweck er seine materiellen Bed?rfnisse auf das ?usserste beschr?nkte und den Verkehr mit J?nglingen, deren Geburt und Talent vorhersehen liessen, dass sie sp?terhin einen grossen Einfluss auf ihre Mitb?rger ?ben w?rden, um sie zu denkenden und charaktervollen M?nnern zu bilden, jedem andern vorzog. Seine T?chtigkeit bekundete sich jedoch nicht bloss in diesen didaktischen, sondern auch in praktischen, auf die Erf?llung seiner B?rgerpflichten, auch der milit?rischen, gerichteten Bestrebungen. Obgleich dem Krieg abhold, beteiligte er sich an drei Feldz?gen und rettete in der Schlacht bei Potid?a dem vom Pferd gest?rzten Alkibiades durch mannhafte Verteidigung das Leben. Gerade aber sein Streben nach unabh?ngiger T?chtigkeit im Treiben einer korrumpierten Umgebung und seine Bem?hungen, die Jugend von den verderblichen Lehren sittlicher Zersetzung abzuziehen und edlerer Geistesverfassung zuzuf?hren, zogen ihm Verfolgung zu. S. wurde bezichtigt, die Jugend zu verderben und andre G?tter als die vom Staat anerkannten zu lehren. Als seine Ankl?ger werden genannt: ein mittelm?ssiger Dichter, Melitos, ein Lederh?ndler und Demagog, Anytos, und ein Rhetor, Lykon. S. verteidigte sich in mutvoller und seiner w?rdiger Weise, ohne eine gewisse Reizung seiner Richter zu vermeiden. Nachdem er mit ganz geringer Majorit?t verurteilt war und nun selbst dem Herkommen gem?ss einen Strafantrag zu stellen hatte, lehnte er letzteres ab, indem er ironisch an Stelle der vorzuschlagenden Strafe eine Belohnung seiner Verdienste durch Erhaltung auf ?ffentliche Kosten im Prytaneion forderte. Hierdurch erbittert, verurteilten ihn seine Richter mit gr?sserer Majorit?t zum Tode. Der religi?se Gebrauch, dem zufolge niemand bis zur R?ckkehr eines gerade um diese Zeit nach Delos entsendeten heiligen Schiffs hingerichtet werden durfte, gestattete ihm, noch 30 Tage zu leben. W?hrend dieser Zeit unterhielt er sich im Gef?ngnis mit einigen seiner Anh?nger ?ber philosophische Gegenst?nde und namentlich ?ber den Tod. Das Anerbieten Kritons, ihm zur Flucht zu verhelfen, lehnte er ab. Mit der gr?ssten Gem?tsruhe nahm er
Sokratik - Sol., Soland.
nach Ablauf der Frist den Schierlingstrank und starb so in einem Alter von etwa 70 Jahren 399. Die grosse Bedeutung des S. ist in der Anregung zu suchen, die er durch sein Leben und noch mehr durch seinen Tod gab. Sein geistreichster und edelster Sch?ler, Platon, hat in seinen Dialogen Charakter und Gedankenkreis seines Meisters, wenn auch in einer freien, mit dichtender Umbildung versetzten Form, so doch mit jener Wahrheit, die auch der Dichtung innewohnt, dargestellt. Eine mehr n?chterne, aber gerade darum wertvolle Auffassung des S. findet sich in den "Memorabilien" Xenophons, der ebenfalls zu dem Kreise seiner Vertrauten geh?rte. Die Lehre des S. ist, da er selbst nichts geschrieben hat, nur durch seine Sch?ler auf uns gekommen. Als Philosoph kam derselbe mit seinen Zeitgenossen, den Sophisten, darin ?berein, dass er, wie diese, den Schwerpunkt des Unterrichts in die Methode und den Zweck desselben nicht, wie deren Vorg?nger, die griechischen Physiker und Naturphilosophen, in die Erkenntnis der Natur, sondern in jene des dem Menschen N?tzlichen als des f?r diesen einzig Wissens- und W?nschenswerten legte, unterschied sich aber von denselben dadurch, dass einerseits seine Methode nicht, wie die der Sophisten, ein dialektisch-rhetorisches Kunstst?ck, um Wahres falsch, Falsches wahr scheinen zu machen, sondern die dialektische Kunst, das Wahre als solches zu finden und zu erkennen, anderseits sein Zweck nicht, wie bei jenen, auf die Erkenntnis des N?tzlichen als des Guten, sondern vielmehr auf jene des Guten als des allein wahrhaft, bleibend und allgemein N?tzlichen gerichtet war. Um seiner Abwendung von der Physik willen ist von ihm gesagt worden, dass er die Philosophie vom Himmel auf die Erde zur?ckgef?hrt habe. Seine ?bereinstimmung mit den Sophisten hinsichtlich des Wertes methodischen Denkens und praktischer Ziele hat bewirkt, dass er von Fernstehenden zu den Sophisten gerechnet, ja seiner dialektischen Sch?rfe wegen als "Erzsophist" hingestellt worden ist. Die Reinheit seiner nur auf Erkenntnis der Wahrheit abzielenden sowie die Uneigenn?tzigkeit seiner nur das Gute als Zweck menschlichen Handelns zulassenden Denkweise haben gemacht, dass er von den ihm Nahestehenden als deren diametraler Gegensatz erkannt und sein Bild als Ideal eines Weisen dem des Sophisten als des Zerrbildes eines solchen entgegengestellt wurde. Jene Kunst des S. bestand darin, einerseits von der Betrachtung des Besondern zum Allgemeinen aufzusteigen , anderseits durch Ausscheidung des Unwesentlichen und Ungeh?rigen wie durch Zusammenfassung des Wesentlichen und Unentbehrlichen zum Begriff zu gelangen , welch letzterer, weil er der Sache selbst entspricht, immer derselbe bleibt, w?hrend das Allgemeine, weil es aus dem Besondern gewonnen worden ist, dieses letztere s?mtlich in sich begreift. Dieselbe wurde von S., hierin dem Beispiel der Sophisten folgend, in dialogischer Form, durch geschicktes Fragen , aber zu dem Zweck, die Wahrheiten an den Tag zu bringen , und zugleich indirekt, d. h. in der Weise ge?bt, dass der Fragende sich unwissend stellt und von dem Gefragten belehrt zu werden vorgibt, w?hrend er diesen belehrt . Von diesem nur aus didaktischen Gr?nden gew?hlten Schein des Nichtwissens verschieden ist das dem S. gleichfalls in den Mund gelegte Eingest?ndnis wirklichen Nichtwissens, der anspruchsvollen Vielwisserei der Sophisten gegen?ber, um derentwillen derselbe von dem delphischen Orakel f?r den weisesten aller Menschen erkl?rt worden sein soll. In Bezug auf die Tugend als Verwirklichung des Guten war S. der Meinung, dass dieselbe lehrbar, d. h. durch richtige Erkenntnis und Unterweisung zu bewirken sei, denn es sei unm?glich, das Gute zu wissen, ohne es zu thun. In Bezug auf den Inhalt des Guten aber liebte es S., sich auf sein von ihm sogenanntes D?monion als eine in seinem Innern sich kundgebende Stimme zu berufen, welche zwar niemals ratend, aber stets warnend sich vernehmbar mache, wenn er etwas Unrechtes zu thun im Begriff sei. Unter den Sch?lern des S. haben die sogen. Sokratiker einzelne Seiten seines Wesens einseitig entwickelt, w?hrend Platon allein die empfangenen geistigen und sittlichen Anregungen zu einem das Ganze der Philosophie umfassenden Gedankenbau ausbildete. Aus der antiken Litteratur ?ber S. sind die Platonischen Dialoge hervorzuheben. Vgl. Lasaulx, Des S. Leben, Lehre und Tod ; Volkmann, Die Lehre des S. ; Alberti, Sokrates ; Fouill?e, La philosophie de Socrate ; Grote, Plato and the other companions of S. ; Zeller, Philosophie der Griechen, 2. Teil, 1. Abteil. .
Sokr?tik , die "erotematische" Kunst oder die Kunst, durch geschickt gestellte Fragen die passende Antwort hervorzulocken, welche Sokrates selbst, auf den Beruf seiner Mutter anspielend, eine geistige Hebammenkunst genannt und seine Schule mit R?cksicht darauf, dass der Fragende sich unwissend stellt, aber wissend ist, als sokratische Ironie bezeichnet hat. Vgl. Sokrates 1) und Katechetik.
Sokratiker, Sch?ler, Anh?nger des Sokrates.
Sokratischer D?mon nannte Sokrates selbst das "h?here Wesen", von dem er meinte, dass es ihm durch ein g?ttliches Geschenk von Jugend auf beiwohne und sich ihm, wenn er oder seine Freunde etwas Unrechtes zu thun im Begriff seien, als abratende, jedoch niemals als zu etwas zuratende Stimme kundgebe, was zu mancherlei Missdeutungen Anlass gegeben hat. Vgl. Volquardsen, Das D?monium des Sokrates .
Sol, in der Musik, s. Solmisation.
Sol, bei den R?mern der Sonnengott, s. Helios; in der Alchimie das Gold.
Sol., Soland., bei naturwissenschaftl. Namen Abk?rzung f?r Daniel Solander, geb. 1736 in Norrland, gest. 1782 als Unterbibliothekar des Britischen Museums zu London. Weichtiere, Korallen.
Sola fide - Solario.
Sola fide , d. h. "allein durch den Glauben" werden wir n?mlich gerechtfertigt. Dieses von Luther in der Stelle R?m. 3, 28, sinn-, aber nicht textgem?ss eingeschobene Sola wurde das Stichwort der lutherischen Reformation.
Solamen miseris socios habuisse malorum , "es ist ein Trost f?r die Ungl?cklichen, Leidensgenossen zu haben".
Solanaceen, dikotyle Familie aus der Ordnung der Tubifloren, einj?hrige und perennierende Kr?uter und Holzpflanzen mit wechselst?ndigen, einfachen, oft in der Bl?tenstandregion gepaarten Bl?ttern ohne Nebenbl?tter und mit meist vollst?ndigen Bl?ten, welche einzeln oder in Wickeln stehen, und deren Stiele h?ufig scheinbar ausserhalb der Blattachseln oder aus der Seite der Internodien entspringen. Der Kelch ist verwachsenbl?tterig, meist f?nfspaltig oder -teilig, selten ?ber der stehen bleibenden Basis abfallend, meist bleibend und an der Frucht mehr oder weniger vergr?ssert. Die regelm?ssige Korolle ist dem Bl?tenboden inseriert, verwachsenbl?tterig, rad-, glocken-, trichter- oder pr?sentiertellerf?rmig, mit meist f?nfspaltigem Saum, dessen Zipfel gefaltet, gedreht oder klappig liegen; bisweilen ist die Blumenkrone zygomorph. Die f?nf Staubgef?sse stehen in der R?hre der Blumenkrone abwechselnd mit den Saumabschnitten derselben. Der oberst?ndige Fruchtknoten wird aus zwei schr?g zur Mediane gestellten Karpiden gebildet und ist zweif?cherig oder durch sekund?re Scheidew?nde unvollst?ndig oder vollst?ndig vierf?cherig und hat eine dicke zentrale, mit zahlreichen amphitropen Samenknospen besetzte Placenta. Die Frucht ist eine Beere oder eine Kapsel. Die mehr oder weniger nierenf?rmigen Samen haben ein reichliches fleischiges Endosperm und einen halb oder ganz kreisf?rmig gekr?mmten, seltener geraden Embryo. Die Familie z?hlt ?ber 1200 Arten, die zum gr?ssten Teil den Tropen und demn?chst den beiden gem?ssigten Zonen angeh?ren. Mehrere enthalten narkotische Alkaloide und sind wichtige Arznei- oder gef?hrliche Giftpflanzen ; andere, wie die Kartoffel , sind namentlich wegen ihres Gehalts an St?rkemehl wichtige Nutzpflanzen. Nur sehr wenige S. sind fossil in Terti?rschichten gefunden worden .
Solanin C43H71NO16 findet sich in verschiedenen Arten der Pflanzengattung Solanum, besonders reichlich in den Keimen, welche Kartoffeln im Fr?hjahr im Keller treiben. Extrahiert man diese mit s?urehaltigem Wasser und f?llt den Auszug mit Ammoniak, so entzieht Alkohol dem Niederschlag das S. Dies bildet farb- und geruchlose Kristalle, schmeckt bitter, etwas brennend, ist sehr schwer l?slich in Wasser und ?ther, leichter in Alkohol, schmilzt bei 235?, reagiert schwach alkalisch und bildet mit S?uren zwei Reihensalze, von denen die neutralen nicht kristallisieren, bitter und brennend schmecken, in Wasser und Alkohol leicht, in ?ther kaum l?slich sind, und aus deren L?sung Ammoniak amorphes S. f?llt. Beim Kochen mit verd?nnten S?uren wird S. in Zucker und Solanidin C25H41NO gespalten; letzteres kristallisiert, ist fl?chtig, reagiert st?rker alkalisch und bildet kristallisierbare Salze. S. ist stark giftig.
Solano , ein im s?dlichen Spanien in der Mancha und Andalusien, namentlich in Sevilla und Cadiz, meist von Juni bis September auftretender, dem Scirocco ?hnlicher, von SO. und S?den kommender heisser Wind, welcher erschlaffend und Schwindel erregend wirkt.
Solanum L. , Gattung aus der Familie der Solanaceen, Kr?uter, Str?ucher oder kleine B?ume von sehr verschiedenem Habitus, bisweilen kletternd, oft zottig, sternfilzig oder dr?sig behaart, auch stachlig, mit abwechselnden, einzeln stehenden oder gepaarten, einfachen, gelappten oder fiederschnittigen Bl?ttern, gelben, weissen, violetten oder purpurnen Bl?ten in achsel- oder endst?ndigen Trauben oder wickeligen Infloreszenzen und gew?hnlichen, vom bleibenden Kelche gest?tzten, meist kugeligen, vielsamigen Beeren. Etwa 700 Arten, meist in den tropischen und subtropischen Klimaten, besonders Amerikas. S. Dulcamara L. , Halbstrauch mit hin- und hergebogenem, kletterndem oder windendem Stamm, l?nglich eif?rmigen, zugespitzten, am Grund oft herzf?rmigen oder ge?hrt dreilappigen Bl?ttern, diesen gegen?berstehenden, wickeligen, nickenden Infloreszenzen, violetten Bl?ten und roten, l?nglichen Beeren, w?chst an feuchten Stellen in Europa, Asien, Nordamerika. Die St?mme riechen beim Zerbrechen sehr widrig narkotisch, sind nach dem Trocknen geruchlos, schmecken bitterlich, hintennach s?ss; sie enthalten Solanin, Dulcamarin und Zucker; seit dem 17. Jahrh. wurden sie medizinisch benutzt, sind jetzt aber ziemlich obsolet. Die Beeren erzeugen Erbrechen und Durchfall. S. esculentum Dun. , in Ostindien, einj?hrig, mit krautartigem, bis 60 cm hohem, stachligem oder wehrlosem Stengel, eirunden, ganzrandige oder buchtig gezahnten, unbewehrten oder dornigen, unterseits filzigen Bl?ttern und lilafarbigen, grossen Bl?ten, tr?gt ovale, violette, gelbe oder weisse Fr?chte von der Gr?sse eines H?hnereies, die als Zuthat an Saucen, Suppen, Ragouts etc. oder ger?stet gegessen werden. Man kultiviert sie in den Tropen, in Spanien, S?dfrankreich, um Rom, Neapel, in der Walachei und der Levante. In Deutschland kommt diese Pflanze nur in T?pfen oder auf warmen Rabatten, besser in Mistbeeten, vor. S. nigrum L. , aus Amerika eingewandert, allenthalben auf bebautem Land, an Wegen, auf Schutt, unbewehrt, mit eirunden, buchtig-gezahnten Bl?ttern, weissen, selten ins Violette spielenden Bl?ten in kurz doldenartigen Wickeln und erbsengrossen, schwarzen Beeren, und das zottig oder dicht behaarte S. villosum Lam. mit gelben und mennigroten Beeren, sind bekannte Giftpflanzen und enthalten Solanin. S. Quitoense Lam. , ein bis 2 m hoher Halbstrauch in Peru und Quito, tr?gt geniessbare Fr?chte von der Gr?sse einer kleinen Orange, wird auch in England kultiviert. Von S. anthropophagorum Seem., auf den Fidschiinseln, wurden die Beeren als W?rze bei den kannibalischen Mahlzeiten der Eingebornen benutzt. Viele Arten werden als Blattzierpflanzen kultiviert. ?ber S. tuberosum s. Kartoffel.
Solar , auf die Sonne bez?glich.
Solarchemie, die von Kirchhoff und Bunsen begr?ndete, auf Beobachtung des Sonnenspektrums beruhende Untersuchung der chemischen Beschaffenheit der Sonnenatmosph?re; s. Spektralanalyse.
Solario, Andrea, italien. Maler, geboren um 1460 zu Mailand, bildete sich seit 1490 in Venedig bei G. Bellini und sp?ter nach Leonardo da Vinci. Von 1507 bis 1509 war er in Frankreich th?tig. Er starb nach 1515. Seine Hauptwerke sind: der Ecce homo und die Ruhe auf der Flucht , die Madonna mit dem gr?nen Kissen und die Sch?ssel mit dem Haupt Johannes' des T?ufers und die Salome .
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