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Read Ebook: Katharina von Bora: Geschichtliches Lebensbild by Thoma Albrecht

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Ebook has 1256 lines and 103564 words, and 26 pages

Katharina von Bora

Geschichtliches Lebensbild

von D. Albrecht Thoma

Berlin

Druck und Verlag Georg Reimer.

Vorwort.

In dem ,,Leben Luthers" bietet das Kapitel ,,Luthers H?uslichkeit" als freundliche Idylle ein liebliches Ausruhen von den dramatischen K?mpfen und dem epischen Gange einer reformatorischen Wirksamkeit. Die Briefe an eine ,,liebe Hausfrau" sind unter den Tausenden seiner Episteln die sch?nsten und originellsten. Daf?r liegt der Grund doch nicht allein in dem reichen Gem?t und dem geistvollen Humor des grossen Mannes, sondern auch in der Pers?nlichkeit seiner lebhaften, temperamentvollen Gattin. Es muss doch eine bedeutende Frau gewesen sein, die der grosse Mann als seine Lebensgef?hrtin zu sich emporhob und die sich getraute, die Gattin des gewaltigen Reformators zu werden und der es gelungen ist, ihm zu gen?gen; und ein sympathischer Charakter musste das sein, an dem er seine frohe Laune so sch?n entfalten konnte. Sie hat ihrem Doktor das sch?ne Heim geschaffen und das vorbildliche evangelische Pfarrhaus. Und so lebt auch Luthers K?the als die Genossin von dem Liebling und Stolz unserer Nation in der Seele des deutschen Volkes in gutem Gedenken.

Der Grund dieser eigent?mlichen Erscheinung liegt aber doch klar. Einmal wird eben in ,,Luthers Leben" das Bild Katharinas von Bora stets mit hineingemalt; sodann ist es schwierig, neben der gewaltigen Gestalt ihres Gatten sie recht zur Geltung kommen zu lassen; endlich ist eine m?hsame Kleinarbeit erforderlich, um eine lebensvolle Zeichnung zu entwerfen, und ?berraschende Entdeckungen sind bei aller Findigkeit hier nicht zu machen.

Dennoch verdient Luthers K?the -- so viel das geschehen kann -- f?r sich besonders betrachtet zu werden, wie ja ihr Bild so oft f?r sich neben demjenigen des grossen Doktors gemalt ist. Ist Frau K?the freilich nichts ohne den D. Martinus, so kann man doch auch fragen: Was w?re Luther ohne seine K?the? Dem Lebensbilde des grossen Reformators fehlte das menschlich Anziehende, fehlten die vor allem uns Deutschen ausbrechenden gem?tlichen Beziehungen des Familienlebens. Und das hat Frau K?the ihm geschaffen. Ihr ist es zu verdanken, dass die Welt ihn so lange, und so lange in geistiger Frische und freudigem Arbeitseifer gehabt hat.

So mag es ein Denkmal sein, und -- wie es der schlichten deutschen Hausfrau geziemt -- ein anspruchsloses, was ihr hier zu ihrem vierhundertj?hrigen Ged?chtnistage gesetzt ist.

Inhaltsverzeichnis.

Sachsen und Meissen Bora Lippendorf Eltern und Br?der ,,Muhme Lene" und Maria v. Bora Armut der Familie Der Eltern Tod

,,Ehrsame" Jungfrauen Adelige Stifter Klosterkinder Nimbschen Klosterfrauen Klausur W?rden Klostergenossinnen Die Novize Kloster-Regel Erziehung Die Postulantin Einsegnung Tagewerk Reliquien Ablass Kloster-Erlebnisse Nonnen-Beruf

Luthers Schriften ?ber Ablass, gute Werke, Klostergel?bde Vermittelung der Schriften Leonhard Koppe Austrittsgedanken Die Verwandten Klagebrief an Luther Bedenken Flucht-Plan Das Entkommen aus dem Kloster Die Flucht Offener Brief an Koppe, ,,dass Jungfrauen Kloster g?ttlich verlassen m?gen" Der Abt von Pforta Neue Entweichungen

Versorgung der Klosterjungfrauen Katharina bei Reichenbach Hier. Baumg?rtner D. Glatz

Luther dr?ngt zur Ehe Verehelichung von Priestern und Klosterleuten Luther denkt zu heiraten Eine Nonne soll's sein Luthers Werbung Trauung und Hochzeit G?ste Geschenke Das Fest

Im ,,Schwarzen Kloster" Ausstattung Angew?hnung Unterhaltung Bild ,,Die erste Liebe" Verstimmung der Freunde Schm?hungen der Feinde Gefahren Stimmungen

Johannes Elisabeth Magdalena Martin, Paul Margareta Elternfreuden Muhme Lene Neffen und Nichten Zuchtmeister Gesinde, G?ste Besuche

Das Regiment in Luthers Haus Haus und Hof Bauereien Ger?te Schenkungs-Urkunde Teurer Markt Landwirtschaft G?rten ,,Haus Bruno", Gut Booss Zulsdorf Grundbesitz Arbeitsseligkeit

Armut Eink?nfte ,,Geschenke" Umsonst Hausrechnung. ,,Gieb Geld" Luthers Mildth?tigkeit Schulden insidiatrix Ketha ,,R?tlichkeit" ,,Wunderlicher Segen" ,,Lob des tugendsamen Weibes"

Schwerer Haushalt Krankheitsanfall Luthers Die Pest Hochzeit und Tod Fl?chtlinge und Hochzeiten Visitationsreisen Briefe von der Koburg Die Grosseltern Besuche und Reisen Ein Kardinal in Wittenberg Tischgesellen, Famulus, K?thes Br?der Kinderzucht Rosine K?thes Tagel?hner

,,M?hmchen Lene" und Veit Dietrich Lenchens Verlobung ,,Des Teufels Fastnacht" In den ,,hessischen Betten" Luthers t?dliche Krankheit in Schmalkalden Muhme Lene + Pflege der Elisabeth von Brandenburg Wieder Pest K?thes t?dliche Krankheit Briefe aus Weimar Allerlei Sorgen Hanna Strauss verlobt und M?hmchen Lene verwitwet Haus in Torgau, Lenchens Krankheit und Tod Hansens Heimweh

Die ,,Erzk?chin" Luthers Enthaltsamkeit und Festfreude K?the als Krankenpflegerin K?thes Humor Verd?chtigungen K?thes K?thes geistige Interessen Was Luther von K?the hielt ,,Ihr" und ,,Du" ,,Herr" K?the ,,Liebe" K?the Luthers ung?nstige Aeusserungen Lob des Weibes ,,H?uslicher Zorn" Lob des Ehestandes und K?thes K?thes ,,Bildung" Ebenb?rtigkeit K?thes Bild

Tr?be Zeitlage Hader im eigenen Lager Die ,,garstigen" Juristen Abscheiden der Freunde Luthers zunehmende Krankheiten Arbeit und Humor Wegzugsgedanken ,,Speckstudenten" und Kleidermoden Abreise Schrecken in Wittenberg Reisen nach Eisleben Briefe von Halle und Eisleben Der letzte Brief Die Todesnachricht Zur?stung zur Bestattung Trostbrief des Kurf?rsten Der Leichenzug Katharinas Stimmung

,,Die Welt ist undankbar, die Leute sind grob" Dr. Br?cks Zorn auf Katharina F?rstliche und freundschaftliche F?rsorge Das s?chsische Erbrecht Katharinas Leibgeding Die Erbschaft Br?cks und Katharinas Pl?ne Katharinas Bittschrift Reden der vier Hausfreunde Br?cks Gutachten Die Entscheidungen des Kurf?rsten Kampf um Wachsdorf und die Kinder Wolf, Gesinde und Tischburse F?rsorge f?r Florian von Bora Mahnungen an den D?nenk?nig

Wie's daheim aussah Kriegssch?den und Process Kosttisch; Anlehen Das Interim. Hans Luther nach K?nigsberg Leiden und ,,gn?dige Hilfe" Hans in K?nigsberg Kriegslasten ,,Dringende Not"

Flucht vor der ,,Pestilenz" Der Unfall Anna von Warbeck Das Leichenprogramm und die Bestattung Nachkommen und Reliquien Denkm?ler Katharinas Ged?chtnis

Belege und Bemerkungen.

Register.

Katharinas Herkunft und Familie.

Zur Zeit der Reformation umfasste das Land Sachsen etwa das heutige K?nigreich, den gr?ssten Teil der Provinz Sachsen und die th?ringisch-s?chsischen Staaten. Diese s?chsischen Lande aber waren seit dem Erbvertrag von 1485 zwischen den Ernestinern und Albertinern geteilt in ein Kurf?rstentum und ein Herzogtum. Wunderlich genug war diese Teilung, aber ganz nach damaligen Verh?ltnissen: zum Albertinischen Herzogtum, auch ,,Meissen" genannt, geh?rte der gr?sste Teil vom heutigen K?nigreich mit den St?dten Meissen, Dresden, Chemnitz; ferner ein schmaler Streifen von Leipzig bis nach Langensalza. Dazwischen dehnte sich das Kurf?rstentum mit den Hauptst?dten Wittenberg, Torgau, Weimar, Gotha, Eisenach westw?rts, und Zwickau und Koburg nach S?den. Die Kursachsen sahen mit einigem Stolz auf ihre Nachbarn herab, welche bloss herzoglich waren, gebrauchten auch wohl den alten Spottreim: ,,Die Meissner sind Gleisner". Wenn's auch nicht wahr war, es reimte sich doch gut.

Aus dem Herzogtum Meissen stammte nun Katharina von Bora, Luthers Hausfrau, w?hrend er selbst ein geborener Mansfelder, dann ein B?rger der kurs?chsischen Residenz Wittenberg und Beamter des Kurf?rsten war. Er beklagte sich wohl bei seiner Frau ?ber ihren Landesherrn, Herzog Georg den B?rtigen, welcher, ein heftiger Gegner der Reformation, mit Luther in steter Fehde lag, geh?ssige Schriften gegen ihn losliess und die Lutheraner im Lande ,,Meissen" verfolgte. Daneben neckte Luther seine K?the auch, als sie in Leipzig bei seinen Lebzeiten die M?re von seinem Tode verbreiteten: ,,Solches erdichten die Naseweisen, deine Landsleute".

Im Meissenschen nun hinter der Freiberger Mulde, eine Stunde ostw?rts von dem ,,Schloss und St?dtchen" Nossen lagen die beiden Ortschaften Wendisch- und Deutschenbora, eine Viertelstunde von einander zwischen Tannengeh?lzen, denn Tanne heisst auf slavisch ,,Bor". Hier hatte das Geschlecht der Bora seinen Stammsitz. Von dort verpflanzte es sich in verschiedenen Zweigen an viele Orte des Sachsenlandes; so auch in die N?he von Bitterfeld und Borna, je f?nf Stunden n?rdlich und s?dlich von Leipzig. Sie f?hrten alle im Wappen einen steigenden roten L?wen mit erhobener rechter Pranke in goldenem Feld und den Pfauenschweif als Helmzier.

Aus welchem dieser neun oder zehn Zweige aber Frau Katharina, des Reformators Ehegattin, stammte, ist nicht mehr gewiss auszumachen. Mehr als sieben Orte, wie bei dem Vater der griechischen Dichtung, Homer, streiten sich um die Ehre, ihre Geburtsst?tte zu sein: das ist fast jeder Ort, wo fr?her oder sp?ter Bora gewohnt und gewaltet haben. Aber man kann eher noch beweisen, dass sie aus acht dieser Orte nicht stammt, als dass sie am neunten Ort wirklich geboren sei.

Vielleicht ist Katharinas Geburtsort beim alten Stammsitz des Geschlechts: zu Hirschfeld, einem sehr fruchtbaren Hofgut in der d?rferreichen Hochebene, wo man n?rdlich nach dem nahen Deutsch-Bora und dem etwas ferneren Wendisch-Bora schaut, gen Westen aber, in einer Entfernung von einer Stunde, die burggekr?nte Bergnase von Nossen erblickt.

Hier w?re nun Katharina an dem Ende des f?nfzehnten Jahrhunderts, 15-1/4 Jahre nach Martin Luther, auf die Welt gekommen. In diesem bauernhof?hnlichen Anwesen w?re sie -- vielleicht unter einer Stiefmutter -- herangewachsen. An diesem Teich h?tte sie als Kind gespielt und hin?bergeschaut nach dem nahen Rittersitz Kieritzsch mit seinem Schlosspark und kleinen Kirchlein, und weiterhin ?ber die Wiesen und Geh?lze der Mark Nixdorf nach der ,,W?stung Zollsdorf" -- wo sie sp?ter als ehrsame Hausfrau und Doktorin vom fernen Wittenberg herkommend hausen und wirtschaften sollte, wie sie's zu Lippendorf in Hof und Stall, K?che und Keller von der fleissigen Mutter gelernt.

Aber sicher ist diese Annahme nicht. Es kann auch ein anderer Ort Katharinas Geburtsst?tte sein.

Ja, sicher weiss man nicht einmal den Namen von Vater und Mutter. Hans konnte der Vater wohl geheissen haben, so hiess damals jeder dritte Mann, auch im Bora'schen Geschlecht. Und nach einer andern, nicht unglaubw?rdigen Nachricht w?re die Mutter eine geborene von Haubitz gewesen und h?tte nach der Tradition den ebenfalls zu jener Zeit sehr beliebten Namen Anna getragen. Dann w?re freilich Lippendorf nicht K?thes Heimat gewesen. Unzweifelhaft gewiss ist nur ihr Geburtstag, der 29. Januar 1499; denn dieser Tag ist auf einer Schaum?nze eingegraben, die heute noch vorhanden ist.

Auch ihre n?chsten Verwandten sind bekannt.

Katharina hatte wenigstens noch drei Br?der. Der eine, dessen Name nicht genannt ist, verheiratete sich mit einer gewissen Christina und starb ziemlich fr?hzeitig, vielleicht schon um 1540. Denn sein Sohn Florian, der etwa gleichaltrig mit Luthers Aeltestem d.h. damals vierzehn Jahre alt war, wurde um diese Zeit ins Haus genommen und wollte 1546 die Rechte studieren; damals war ,,Christina von Bora Witfraw".

Ausser den Br?dern Katharinas ist auch eine Muhme Lene bekannt, welche sp?ter in Luthers Haus lebte. Es wird dies niemand anders sein als die Magdalena von Bora, des Vaters Schwester, welche freilich zur Zeit von Katharinas Geburt schon lange im Kloster Nimbschen lebte.

Wenn es wahr ist, dass um 1525 eine Maria von Bora auf Zulsdorf sich nach Wittenberg verheiratete, so m?ssen auf diesem Vorwerk in den zwanziger Jahren noch nahe Verwandte gelebt haben. Reich konnten diese aber nicht sein, denn das ganze Gut war nur 600 fl. wert und n?hrte seinen Mann nicht, wie sp?ter Bruder Hans selbst erfuhr. Ein weiterer Verwandter Katharinas war Paul von Rachwitz, welcher zu Bitterfeld wohnte in dessen N?he auch in Zweig der Bora hauste.

Die Familie Katharinas muss recht arm gewesen sein: es heisst sogar: sie war in die ?usserste Bedr?ngnis geraten. Florian, der Sohn des ?ltesten Bruders, war jedenfalls nach seines Vaters Tod, obwohl dieser wahrscheinlich das Erbgut besass, doch auf Stipendien angewiesen f?r seine Studien. Bruder Hans war am preussischen Hof so ?rmlich gestellt, dass Luther f?r ihn dem Herzog Albrecht ,,beschwerlich sein" und schreiben musste: ,,Nachdem meiner K?then Bruder Hans von Bora nichts hat und am Hofe Kleid und Futter genug nicht hat, wollten E.F.Gn. verschaffen, dass ihm jedes Vierteljahr ein paar Gulden w?rden zugeworfen, damit er auch Hemd und andere Notdurft bezahlen m?chte."

Katharina selbst endlich hat, wie es scheint, nicht einmal ein Leibgeding mit ins Kloster bekommen, wie es andere, wohlhabendere adlige Fr?ulein mit durchschnittlich 3 Schock j?hrlich erhielten; und auf ihre Einsegnung konnte sie nur 30 Groschen spenden, w?hrend neue Nonnen wohl 100 oder wenigstens 40 Groschen opferten. Bei ihrer Heirat konnte sie keine Mitgift in die Ehe bringen.

So ist also Katharina von Bora -- wo es auch sei -- in gar engen Verh?ltnissen aufgewachsen, und wenn man sich das junge M?dchen etwa als zartes Ritterfr?ulein am Burgfenster mit dem Stickrahmen oder als J?gerin auf stolzem Zelter vorstellen wollte, so g?be das ein gar falsches Bild. Wir haben sie uns vielmehr zu denken wie eine junge Bauerntochter auf dem Hofgut schaltend und waltend, der Mutter an die Hand gehend in der Wirtschaft, zugleich als die Aelteste, vielleicht als einziges T?chterlein, auch eine gewisse Selbst?ndigkeit und Herrschergabe entfaltend, wie sie sich sp?ter in der reifen Frau entwickelt zeigt.

Freilich ein wirkliches anschauliches Bild ihrer Kindheit zu entwerfen verm?gen wir nicht, dazu fehlen alle Anhaltspunkte, alle Formen und Farben. Wir m?gen dies bestimmte Bild aus der ersten Jugendzeit, in die wir uns bei einem Menschenleben so gerne versenken, bei Katharina schmerzlich vermissen, da sich die ganze Umgebung, der Hintergrund der Landschaft und selbst die notwendige Staffage von Vater und Mutter und alles, was auf ein junges Menschenkind einwirkt, bis auf die Namen verwischen und verschwinden, w?hrend zum Beispiel bei ihrem Gatten, dem Doktor Luther, Elternhaus, Vater, Mutter, Geschwister, Gespielen, Heimat und Schule so deutlich und plastisch sich herausheben, dass sie ein gar lebendiges und farbenreiches Gem?lde geben. Aber man kann sich doch auch wieder ?ber diesen Mangel leicht tr?sten.

Denn wie es scheint, sind die Eltern beide fr?h gestorben. Sobald Katharina ins Licht der Geschichte tritt mit ihrer Heirat, ja schon bei ihrer Entweichung aus dem Kloster, ist jede Spur von ihnen verschwunden: die Eltern erscheinen nicht bei ihrer Hochzeit, wie die Eltern von Luther; sie werden um ihre Einwilligung nicht gefragt, worauf doch Luther sonst so grosses Gewicht legt; ja sie kommen schon nicht in Betracht bei der Flucht aus dem Kloster, als es sich um eine Unterkunft handelt; und auch w?hrend der ganzen Klosterzeit kommt Vater und Mutter nicht zum Vorschein, wie es doch oftmals bei Klosterjungfrauen der Fall ist. Vielleicht ist gerade der Eltern fr?her Tod f?r Katharina die Veranlassung gewesen, so bald ins Kloster einzutreten.

Wie dem aber auch sei, die geistige Entwicklung des jungen Fr?uleins f?llt nicht in das Elternhaus. Denn sehr fr?h kam Katharina von daheim fort und ihre bewusste Jugendzeit verbrachte sie fern von der Heimat im Jungfrauen-Stift.

So f?llt Katharinas Eintritt, obwohl sie 15 Jahre j?nger war, etwa in dieselbe Zeit, als der Erfurter Magister Martin Luther die Studien verliess und in das Kloster der Augustiner ging.

Im Kloster.

Wenn heutzutage ein armes M?dchen aus besseren St?nden versorgt werden soll, das nicht auf grosse Mitgift und darum auf Verheiratung rechnen und somit dem nat?rlichen weiblichen Beruf, dem Familienleben, voraussichtlich entsagen muss, so kommt es in eine Anstalt und bildet sich zur Lehrerin oder dergleichen aus. Im Mittelalter kam so ein armes Fr?ulein, dessen Ausstattung die schmalen Erbg?ter der Stammhalter und Schwestern noch mehr geschm?lert h?tte, zur Versorgung ins Kloster. Die alten Kl?ster wurden so Versorgungsanstalten. Es waren adelige Stifter, fromme Anstalten der Vorfahren, worin ,,ehrsame" Jungfrauen Gott dienen und f?r die Seelen der Lebenden und Verstorbenen beten sollten. Statt des jetzigen ,,geistigen" Berufs zum Wirken in der Welt f?r lebendige Menschen diente damals der ,,geistliche" Beruf zur Verehrung Gottes und der Heiligen, zum ewigen Seelenheil der Lebenden, namentlich aber der toten Anverwandten im Fegefeuer. Statt der heutigen freien und doch nicht immer freiwilligen Entschliessung zu einem selbstgew?hlten Beruf, der freilich immer nur bedingungsweise und auf Zeit ergriffen wird, galt es damals die ,,ewige" unwiderrufliche ,,Vergel?bdung" auf Lebenszeit; statt der ,,Emanzipation", welche einer ausser dem Familienleben stehenden Jungfrau heute mehr oder weniger wartet, harrte ihrer damals die ,,Klausur", die Einschliessung in die Klostermauern in einem streng geschlossenen Verband, dem ,,Orden", unter dem straffen Bande der ,,Regel", der Klostersatzungen.

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