Read Ebook: Im grünen Tann by Achleitner Arthur
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Ebook has 963 lines and 57861 words, and 20 pages
,,Ja! Wir wollen, im Namen des dreieinigen Gottes f?r die Freiheit unseres Volkes und f?r unseren Glauben!" t?nt es rauh, aber feierlich aus dem dreifachen Menschenringe.
Nun fr?gt Peter den alten Riedmatter: ,,Ischt der Geischt des Hannes dir wirklich erschienen? Erhebe die rechte Hand zum Kreuz und schw?r' es uns zur heiligen Dreifaltigkeit!"
,,Ich schw?r' es!"
,,Dann glauben wir dir! Und du, ?gidi, sollst f?rder auch unser F?hrer sein im heiligen Kampfe. Willst du?"
,,Ja, ich will! An der Hand der alten Festen und Privilegy, der kaiserlichen Briefe will ich unsere Sache f?hren und nicht erlahmen in der Verteidigung unserer alten Rechte. Schw?rt mir Gehorsam und Gefolgschaft!"
,,Wir schw?ren!"
,,Und nun h?ret: Wie einst Hans Albiez m?ssen auch wir die uralten Rechte der Grafschaft Hauenstein verteidigen. Unsere Vereinigung, der im stillen auch tapfere Weiber, S?hne und T?chter angeh?ren, ist bereit, daf?r das Leben zu lassen. Ein offener Aufruhr mit den Waffen in der Faust kann uns jedoch nur das Schicksal unserer Grossv?ter, die gewaltsame Verbannung, Verlust des Lebens und Eigentums eintragen. Wir m?ssen der ?bermacht anjetzo noch weichen! Aber was wir k?nnen, was wir m?ssen, ist die Hochhaltung unserer alten Rechte, auf die wir niemals verzichten werden, auch dann nicht, wenn man uns die Bajonette auf die Brust setzt und zum Galgen schleift! Kein Verzicht, aber auch kein gewaltsam Auflehnen. Wir huldigen nicht, niemandem, wir wollen frei und unabh?ngig bleiben! Und grosse wichtige Dinge bereiten sich vor! Unser ?rgster Feind, das Kloster zu St. Blasien, wird bald nicht mehr sein!"
J?he ?berraschung f?hrt durch die Menschenmenge, und laute Rufe t?nen zum n?chtlichen Himmel.
,,Ruhe! Das Kloster wird aufgehoben werden! Ich, der Nachfolger Albiez', sage es euch! Und haben wir diesen Feind los, so winkt die alte Freiheit wieder, die uns dort dr?ben die freien schweizer Berge verheissungsvoll zuwinken! Niemals hat irgend eine Herrschaft ?ber uns zu Recht bestanden, nicht der F?rst von St. Blasien, nicht die Franzosen, nicht der Grossherzog von Baden! Letzterer ist nicht unser Landesherr, er ist nur Meier , gesetzt vom Kaiser! Und niemals bestand die ?sterreichische Herrschaft zu Recht! Wir verweigern auch dieser Herrschaft die Huldigung! Nur der Kaiser ist Schutzherr ?ber uns und die Schweiz! Wir m?ssen ihn bitten, uns behilflich zu sein zur Wiedererlangung unserer alten Rechte, so da sind: Kein Schutzgeld, Freiheit von Steuern und Schatzungen, von Zinsen und Zehnten! Nur freiwillig stellen wir Milizen! Das alles haben die Kaiser uns zugesagt, so Kaiser Josef im Jahre 1782, so Kaiser Franz anno 1802. Ich habe die kaiserlichen Briefschaften und sage, wie Hans Fridli Gersbach von Bergalingen sagte: ,,<
Mann f?r Mann tritt nun zu Riedmatter und sch?ttelt ihm wortlos die Hand, damit ein stummes Gel?bnis zur Gefolgschaft leistend. Und nach abermaliger Begr?ssung des Kreuzes verlassen die Mannen stumm den B?hl. Riedmatter und Peter bleiben zur?ck in geheimer Zwiesprache. Erst als die Turmuhr eins schl?gt, schreiten auch sie den weissschimmernden B?hl hinunter. Nur der vertretene Schnee giebt noch Kunde von der n?chtlichen Versammlung. Bald darauf aber verh?llt der Mond sein leuchtend Antlitz, schwarze Wolken ziehen auf, der Westwind bl?st aufs neue, und Neuschnee deckt abermals alles zu und verwischt jegliche Spur....
Winterszit, schweri Zit! Schnee uf alle Berge lit....
In einem der H?user am Ausgang des D?rfleins R?tte gellt eine Frauenstimme durch die R?ume, und die Zornesrufe sind schier heraussen am schneebedeckten Str?sslein zu verstehen. Es ist des Josef Binker's Eheweib, die scharfe Vroni, welches den gutherzigen Gatten abkanzelt und ihm wieder einmal den Standpunkt klar macht. Der Josef ist ein sozusagen lammfrommer Mensch, dem man es vom Gesicht ablesen kann, dass er das Pulver nicht erfunden hat. Kleiner von Gestalt als die meisten der st?mmigen Hotzen, hat er auch nichts vom kriegerischen Geist jener Hauensteiner, die vor 80 und 100 Jahren ihr Leben f?r die Salpeterersache einsetzten. Ihm geht Ruhe und Frieden ?ber alles, und weil er immer und ?berall sich nachgiebig zeigt, hat ihm das Schicksal in seinen oft sonderbaren Launen ein Eheweib beschieden, das weit eher die Pluderhose zu tragen berechtigt w?re, als der Hotze selber. Fleissig und arbeitsam erledigt Sepli seine Kleinh?uslergesch?fte und ist am Abend gl?cklich, in der behaglich durchw?rmten Stube sein Pfifli Tubak rauchen und sinnieren zu k?nnen. Was um ihn vorgeht im Wald, heroben oder draussen in der Welt mit ihren K?mpfen, das k?mmert Binker nicht im mindesten; soll nur jeder sehen, wie er sich durch's Leben bringt. Ihm ist's viel wichtiger, die schlecht gedeihenden Kartoffeln zu ernten und rechtzeitig Holz f?r den Winter aus Haus zu schaffen. Ganz anders veranlagt ist seine Vroni, die, lebhaften Sinnes, trotz ihrer gesetzten Jahre, sich um alle ?ffentlichen Dinge k?mmert und namentlich f?r die alte und neue Salpeterersache sich lebhaft interessiert, von der sie eine Besserung der Lage und ihrer eigenen Verh?ltnisse sich erhofft. So sehr Vroni aber bisher in ihren gutm?tigen Mann hineingeredet hat, erzielt hat sie nichts, denn Josef ist nicht zu bewegen, f?r die Salpeterersache auch nur einen Schritt zu thun, und immer setzt er ihrem Andr?ngen passiven Widerstand entgegen und l?sst Vroni belfern und schw?tzen. Diesmal zieht das Weib alle Schleusen der Beredsamkeit und zetert, dass die Fenster klirren. Erst heute fr?h beim Wasserholen hat ihr eine Salpeterin von der n?chtlichen Versammlung am toten B?hl erz?hlt und vertrauliche Mitteilung ?ber die gefassten Beschl?sse und die F?hrerschaft des ?gidius Riedmatter gemacht: Dinge, die Vroni ungemein interessierten und veranlassten, ihren Beitritt zur Salpeterervereinigung durch die Nachbarin anmelden zu lassen. Und vom Dorfbrunnen heimgekehrt, war es Vroni's wichtiges Gesch?ft, alles liegen zu lassen und Josef aufzufordern, sich zum Ausgehen fertig zu machen und dem Vertrauensmann Peter Gottstein, dem Wirt zum ,,d?rren Ast" den Beitritt des Binker'schen Ehepaares zu erkl?ren. Josef hatte diese Mitteilung ruhig und geduldig wie immer angeh?rt, sein Pfifli in Brand gesteckt und dann gelassen zur Antwort gegeben: ,,I mog nit!" Nun war's um ihn geschehen, und Vroni legte los, dass es eine Art hat. ,,Hesch du au e Kuraschi, bisch du e Ma?! Was bisch du? E Lamm, e Schof, das hockt de ganze Zit im St?bli und tr?umet und wartet, bis die bratene T?ubli ihm ins Maul flieget! Dunderschiss, bisch du e Ma! Di soll der Dunder in Erdsbode verschlage, du Waschlappe du!" Und was der erz?rnten Vroni in die H?nde kommt, wirft sie dem Gatten an den Leib, H?fele, den Besen und zu guterletzt den Milchk?bel mit der Ziegenmilch, so dass heute wohl Fasttag bei Binkers sein wird, wenn Sepli die verspritzte Milch nicht vom Boden aufschlecken will. Das zornige Weib h?tte das Gezeter aber ebenso gut vor einem Holzklotz halten k?nnen, die Wirkung w?re dieselbe geblieben. Josef r?hrt sich nicht und l?sst die Vroni schreien, als sie aber anhebt aufs neue und ihm droht, ihn und das Haus zu verlassen mit den schwerwiegenden Worten: ,,Die Eh' isch ab, so du nit Salpeterer wirsch!" da erhebt sich Sepli zitternd und sagt stotternd, so weit solle es denn doch nicht kommen. Augenblicklich nimmt Vroni diese Gem?tsbewegung und den erreichten Vorteil wahr und bekr?ftigt ihre Rede mit der versch?rften Drohung, dass sie noch in dieser Stunde von hinnen gehen werde, wenn Sepli nicht sofort dem Streitpeterle das Gel?bnis in die Hand leisten werde. ,,Ja, ja, i goh!" stammelt der eingesch?chterte W?ldler und sucht nach seinem Mantel. Ein Freudenschimmer fliegt ?ber Vroni's runzeliges Gesicht, und flink tr?gt sie dem besiegten Gatten Mantel, Pelzm?tze und Stock herbei und dr?ngt zur Eile. So ist Josef in seinem ganzen Leben noch nicht bedient worden, er f?hlt sich wie ein Herr, und freut sich, es durch Nachgiebigkeit so wohlbehaglich zu haben. Freilich der Gang ist unangenehm und die Salpeterei ihm zuwider; aber vielleicht bekommt er f?rder den Hausfrieden und wird's Vronele k?nftig sanftm?tiger sein! Drum stapft Sepli mit 'm Pfifli im Mund hin?ber durch Schnee und Wald gen Hochsch?r zum Wirt zum ,,d?rren Ast". Vroni aber muss eine Weile verschnaufen und ?berl?sst sich ganz dem Wonnegef?hl des erreichten Sieges. Dass die Drohung so gewirkt, ?berrascht sie eigentlich selbst, denn insgeheim hat sie eher bef?rchtet, dass Sepli sie gehen heissen w?rde. Hat sie ihm doch das Leben bisher sauer genug gemacht und verbittert und das Regiment scharf, fast zu scharf gef?hrt. Und ?berm?ssig jung und sauber ist's Vronele auch nicht mehr; Sepli k?nnte unschwer eine h?bschere Gesponsin bekommen. Aber an so was denkt der Mann ja nicht und der Pfarrer w?rde ihm solche Gedanken schon austreiben. Ein W?ldler hat noch niemals sein angetrautes Weib verlassen. Freilich auch nicht eine W?ldlerin ihren Mann; aber die Salpeterersache ?ndert Brauch und Ordnung, Gewohnheit und Recht, weil sie ein Kampf um heilige Rechte ist. Und Sepli muss ein richtiger Salpeterer werden; daf?r wird Vroni schon sorgen.
Des Streitpeterle hoffnungsvoller Sohn, 's Jak?ble, hat zeitig fr?h aus den Federn gemusst, so fr?h, dass der Bursch im ersten Augenblick des Gewecktwerdens nicht wusste, ob es Mitternacht, Abend oder Morgen sei. Sein Z?gern, die Langsamkeit, mit welcher er aus dem Bette kroch, hatte ?tti fuchtig gemacht, und Vaters Zornesrufe liessen Jobbeli flink in die Kleider fahren und fragen, wo es denn ,,f??rig" sei ? Aber da kam der Bursch ?bel an, denn der Vater wetterte: ,,Dunderschiss, nu numme kein W?rtle mehr, steh uf und lueg, was i dir z'sage han: Du gohsch uf Herrischried und seist m Hottinger im Hus neben der Chilch: ?gid Basel! Er soll no h?t am Rhi uf'm Riedmatter warte, Botschaft abnehme und ruftrage bis Herrischried. Du wartsch dort und tragsch no in der Nacht Kundschaft her zu mir. Vostehsch, Jobbeli? Und steh' uf und lass di nit sehe, sei an n?t ze de Halunke! Uf jez un bh?di!" Damit dr?ckte Peter dem Jobbeli etwas Geld in die Hand und schob den Burschen zur Th?r hinaus in den bitterkalten, nebligen Wintermorgen. Der scharf um den B?hl wehende Wind trieb Jak?ble zur Eile, auch schien ein Stehenbleiben nicht r?tlich, weil ?tti unzweifelhaft in solchem Falle dem B?bli flinke F?sse machen w?rde. Jedenfalls muss die Sache heillos pressant sein, sonst h?tte Jobbeli nicht so fr?h aus den Federn gemusst. Freilich wenn der Hottinger vormittags noch nach S?ckingen muss, heisst es sich sputen. Hernach aber hat Jobbeli heidenm?ssig viel freie Zeit in Herrischried und kann hinterm warmen Ofen im ,,Roten Ochsen" wartend liegen, bis der Hottinger vom Rhein wieder herauf zur?ckkommt. Also stapft Jak?ble flink durch den harstigen Schnee nach Herrischried, wo die Essen rauchen zum Zeichen, dass die Morgensuppe gekocht wird. Das Haus neben der Kirche ist bald gefunden und der Hottinger erfragt, welcher alsbald forteilt, der Ordre gem?ss, um den Salpetererf?hrer in S?ckingen zu erwischen. Jobbeli aber schlendert gem?tlich zum ,,Roten Ochsen", in dessen Gaststube eben der Ofen in Brand gesetzt wird. Der Bursch fragt nicht viel und kriecht auf die Bank hinterm Ofen um den Schlaf nachzuholen. Ch?ngi schaffet fleissig, die Stube in Stand zu setzen und k?mmert sich nicht weiter um das B?hler B?ebli.
Gegen Mittag aber, als der Kuckuck in der Schwarzw?lder Uhr unter Verbeugungen elfmal seinen Ruf in der beh?bigen Stube erschallen l?sst, kriecht Jobbeli hervor, reibt sich die Augen klar, streckt und dehnt die Glieder und bittet Ch?ngi, ihm ein Mittags?ppli zu geben, ,,ume Chr?tzer" und aufgeschm?lzte ,,Grundbire" dazu und auch ein Sch?ppli Kaiserst?hler. So setzt sich Jobbeli an den einen Tisch nahe dem Ofen und harret als einziger Gast in der braunger?ucherten Stube seiner Atzung, welche die braunbezopfte Ch?ngi denn auch bald herbeitr?gt und darauf das K?nnlein badischen Weines. Still ist's in der Stube; nur Jobbelis L?ffel klappert zuweilen und im dickbauchigen Ofen prasselt das Tannenholz, das frisch nachgef?llt worden. Draussen hat sich der Nebel gehoben und ist's lichter sonniger Tag geworden. Es flimmert und glitzert schier blendend; die H?user tragen weisse Hauben und blitzende Streifen liegen auf den Fenstersimsen. Dicht beschneit sind die nahen Tannen, deren tiefes Gr?n neben dem ?berw?ltigenden Weiss kaum durchzudringen vermag. Ein Holzschlitten mit Blochen beladen, von K?hen gezogen, f?hrt vor?ber mit pfeifendem Schleifen ?ber den trockenen Schnee, geleitet von einem gegen die K?lte vorsorglich vermummten Knecht. Dann wird es wieder ruhig und still draussen. Drinnen tickt nur die Uhr in der Ecke ?ber dem schwarzger?ucherten Kruzifix. Ch?ngi leistet nach dem Abtragen des leeren Geschirres dem Jobbeli Gesellschaft und fragt ihn nach dem Zweck seiner Anwesenheit in Herrischried. Und der Bursch, ein Schweren?ter, versichert gekommen zu sein, um in Ch?ngis sch?ne Rehaugen zu schauen, er hascht nach ihrem H?ndchen.
Ungl?ubig wehrt das Maidli ab und schl?gt Jobbeli auf die zudringlichen Pfoten: ,,O Jesis, was bisch du mer f?r e verlogenes B?ebli!"
Lachend beteuert Jobbeli seine Behauptung und sucht Ch?ngi an der H?fte zu umfassen, doch schwapp sitzen ihm des M?dchens f?nf Finger im Gesicht, und der Bursch reibt sich verdutzt die geschlagene Wange. Im selben Augenblick wird die Th?r ge?ffnet und ein stattlicher Bursch tritt ein, die Scene mit Hallo begr?ssend und zu Jak?ble gewendet, fragend: ,,Isch was gange, Jobbeli?"
Etwas zaghaft meint der B?hler: ,,'s isch n?t gange!"
Der wehm?tige Ton reizt nun auch Ch?ngi zum silberhellen Gel?chter, indes sich Michel, des Martin Biber zu Herrischried Einziger, zu Jobbeli an den Tisch setzt, ein Sch?ppli Durbacher bestellt und dem B?hler auf die Achsel klopft: ,,Musch es annersch mache, Jobbeli, ze Herrischried im Wald balzet der Urhahn annersch, haha!"
Das glaubt Jak?ble gern nach den eben gemachten Erfahrungen, doch versp?rt er wenig Lust, neue Balzversuche anzustellen.
Der st?mmige Martin verl?sst auch das Thema gleich und fragt: ,,Jobbeli, hesch du Kuraschi, so m?schet mer Charte und spiele mer'n Win aus!"
,,Isch recht!" stimmt Jobbeli zu, und Ch?ngi bringt die abgegriffenen Karten. Bald ist das Spiel im Gange und hin und her wendet sich das Gl?ck, bis Fortuna ihre Gunst ausschliesslich dem B?hler B?ebli schenkt, so dass Jobbeli zechfrei wird und Groschen um Groschen in Bargeld einstreicht.
,,Zum Teufel, i verlier' heut no mi R?ckli!" ruft ?rgerlich Michel und wirft einen Sechsb?tzner auf den weinbetropften Tisch. ,,Halt zu mer, Heckener, bisch mi letzter!"
,,Was isch Trumpf?"
,,Alleweil oebbis e Herz! Weisch Jobbeli, e Herz het e jeder!"
,,Gstoche sell Herz! Her ze mer, Heckener!"
,,Dunderschiss, hesch du e Gl?ck!"
,,Wos mache mer jez? Hesch du no oebbis ze setze?"
,,I will doch probire, un 's Gl?ck hassadire, weisch wos, Jobbeli? Jez spiele mer ume Ohrl?ppli vonemer!"
,,Topp, 's gilt! Was isch jez Trumpf?"
,,Chr?tz!"
,,Gstoche! Hesch wieder verlore!"
,,Bisch du ne Gl?ckskind!" staunt Michel.
Jobbeli aber streicht das gewonnene Geld insgesamt ein und zieht sein Messer.
,,Was wilsch bi Gott du miterm Messer, Jobbeli?"
,,'n Gwinnst will i einkassiere!"
,,Mitem Messer?"
,,Frili! Dein Ohrl?ppli werden mer gli habe!"
,,Tod und Teufel!" prasselt Michel auf und f?hrt zur?ck; doch Jak?ble fasst zu, es ist ihm Ernst, das im Spiel gewonnene Ohrl?ppchen abzuschneiden. Ch?ngi zetert und schreit aus Leibeskr?ften um Hilfe; die Burschen raufen, Michel sucht dem Gegner das Messer zu entwinden, und Jobbeli sticht wutentbrannt blindlings zu. Mit einem Weheruf sinkt Michel zu Boden, die Hand auf die Brust pressend, aus welcher warmes Blut quillt. Jobbeli fl?chtet zur Th?r hinaus, auf den Ochsenwirt prallend, der schleunigst dem Verwundeten zu Hilfe springt, so dass der ?belth?ter ungehindert entfliehen kann. Zwei Knechte tragen den Schwerverletzten ins v?terliche Haus.
Der gutm?tige, schl?frige Sepli ist richtig gehorsam und ob der Eheabbruch-Drohung ganz verdattert den toten B?hl hinangestapft durch Nebel, Wind und Schnee und hat den Streitpeter aufgesucht im Wirtshaus ,,Zum d?rren Ast". Der Vertrauensmann ist gottlob zu Hause; das verk?ndete Thrinele gleich beim Eintritt in das windschiefe, verklebte Haus, und Sepli atmete auf, wie von banger Sorge befreit, nachdem er vor der Hausmauer den Schnee von den F?ssen abgestossen hatte. Von der Salpetersache will er freilich jetzt ebenso wenig wissen, wie vordem; aber es ist ihm doch lieb, den Wirt anzutreffen, damit er seiner Vroni doch wenigstens beteuern kann, mit dem Salpeterer-Vertrauensmann gesprochen zu haben. Was aus der Unterredung werden wird, das mag der Himmel wissen, der Sepli weiss es nicht. In der warmen Gaststube begr?sst Sepli, sich an dem einzigen Tisch niederlassend, das Maidli mit der Bitte, dem ?tti zu sagen, dass er mit ihm reden m?chte. ,,Und leng mer e Sch?ppli, Thrinele!" f?gt er bei und ?ffnet sein Wams, denn die Stubenw?rme setzt ihm bereits t?chtig zu. Rasch ist Sepli bedient, und auch der Astwirt findet sich gleich darauf ein, um nach dem Begehr zu fragen. Jetzt ist der kitzlige Moment gekommen, wo Sepli mit der Farbe herausr?cken muss. Und so stottert er denn etwas dergleichen, dass er auf Wunsch seines Eheweibes wegen der Salpeterersache heraufgekommen sei und dieserhalb mit dem Peter reden wolle bezw. m?sste.
Der Wirt sattelt augenblicklich um, als er das Wort ,,Salpeterer" geh?rt, vergewissert sich, dass kein Unberufener in der Stube ist und wispert dann dem Besucher ins Ohr, doch lieber in die obere Stube zu kommen, wo sie die Angelegenheit zeugenlos und in aller Ruhe besprechen k?nnten. Oben sei es noch nicht gar so warm, f?gt Peterle bei als Empfehlung des oberen Gelasses und beschwichtigt den um sein Sch?ppli besorgten Gast augenblicklich durch die Mitnahme von Wein und Brot. ,,Den Rock tragsch selber!" bedeutet Peter und schreitet voran.
In der oberen Stube angelangt, verschliesst der Wirt sorgsam die Th?re und fragt den Besucher nach seinem Begehr.
Da ist nun der gef?rchtete Augenblick; was soll Sepli nun sagen? In arger Verlegenheit kratzt er sich hinterm Ohr und stottert dann m?hsam heraus, dass sein Weib der Vereinigung beitreten wolle.
?berrascht blickt Peter auf den Gast und fragt dann entgegen: ,,Und du, Sepli?"
,,Ja, ich, no!"
,,Wie, du willsch nit?"
,,I weisch ja gar n?t!"
,,So, du weisch n?t von unserer Sach! Na, da will i dir oebbes verz?hle!"
Und tief Atem holend, beginnt Peterle, sichtlich von der Hoffnung erf?llt, den Gast f?r die Salpeterersache zu gewinnen, die Entwicklung derselben zu schildern. ,,H?r zu!"
,,Ja!" sagt Sepli und st?rkt sich durch einen Schluck.
,,Wer seist?" warf Sepli erstaunt ein.
,,Die Halunken, die zum Propst und zu ?sterreich hielten! Die Salpeterer aber verschworen sich, die fremden F?rsten abzuschaffen, die Steuern, Zinsen und Abgaben aufzuheben in der ganzen Grafschaft. Frei soll jeder Hotze sein, nur Gottes Wort soll allein richten ?ber uns! Und Hans ging nach Wien zum Kaiser, unsere heilige Sache verfechtend; er redete tapfer f?r unser Recht und unsere Freiheit. Ihm glaubte der Kaiser und gab ihm einen Gnadenbrief, die Salpeterersache siegte. Nur die Tr?ndle's thaten noch immer nicht mit, aber der neue Redmann und die Einungsmeister aus unseren Reihen besorgten ihnen das N?tige. Die Regierung zu Freiburg aber setzte ihre ganze Macht ein, den kaiserlichen Gnadenbrief zu erlangen, liess Albiez verhaften, im Gef?ngnis schmachten, wo ihn eine b?se Krankheit von allen Leiden und aus seinem Martyrium erl?ste. Seine Mahnung zu geeintem Widerstand hielten die Salpeterer heilig, fest standen sie gegen St. Blasien, dessen neuem Abt Franz Schechtelin die Huldigung ebenso tapfer verweigert ward, wie dem fr?heren Propst Blasius. Weg musste die Leibeigenschaft! Mann f?r Mann stand auf, und auch die Weiber thaten mit! Lieber die Ehe ab, als h?rig sein!"
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