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Read Ebook: Darwinismus und Sozialismus: Der Kampf um das Dasein und die Moderne Gesellschaft by B Chner Ludwig

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Ebook has 41 lines and 19836 words, and 1 pages

DARWINISMUS UND SOZIALISMUS

oder

Der Kampf um das Dasein und die Moderne Gesellschaft.

von

PROF, DR. LUDWIG B?CHNER.

Leipzig Ernst G?nthers Verlag 1894.

Der Zustand der menschlichen Gesellschaft in Vergangenheit und Gegenwart bietet f?r das Auge des Menschenfreundes in vielfacher Beziehung ein wenig erfreuliches Bild. Es zeigt uns riesige Gegens?tze von h?chstem Gl?ck und von tiefstem Elend, Grenzenlose Armut neben grenzenlosem Reichtum, grenzenlose Gewalt neben grenzenloser Ohnmacht, grenzenloser ?berfluss neben grenzenloser Entbehrung, ?bermass von Arbeit neben Nichtsthuerei und Faulenzertum, politische Freiheit neben wirtschaftlichem Knechttum, fabelhaftes Wissen neben tiefster Unwissenheit, Sch?nes und Herrliches jeder Art neben H?sslichem und Abstossendem jeder Art, h?chste Erhebung menschlichen Seins und K?nnens neben dessen tiefster Versunkenheit, bl?der dumpfer Aberglauben neben h?chster Geistesfreiheit -- das ist der Charakter einer Gesellschaft, welche in der Gr?sse und dem Widerstreit dieser Gegens?tze die schlimmsten, hinter uns liegenden Zeiten politischer Unterdr?ckung und Sklaverei noch ?berbieten zu wollen scheint. Von jeher haben die Menschen untereinander und gegen ihr eignes Geschlecht in einer Weise gew?tet, im Vergleich mit welcher die wildesten und grausamsten Bestien als fromme L?mmer erscheinen m?ssen. Aber wenn auch diese Zeiten wildester Barbarei und Zerfleischungswut in zivilisieren L?ndern gr?sstenteils vor?ber sind, so wiederholen sie sich doch in andrer Form in jenen ersch?tternden gesellschaftlichen Trag?dien von Mord, Selbstmord, Hungertod, unverschuldeter Krankheit, fr?hzeitigem Tod, Arbeitslosigkeit u. s. w., welche wir beinahe tagt?glich an uns vor?ber m?ssen ziehen lassen, ohne im Stande zu sein, ihre schreckliche Wiederkehr zu verh?ten oder ohne ihnen mehr als eine kurze Regung des Mitleids schenken zu k?nnen. Tagt?glich sehen wir Menschen aus Mangel der notwendigsten Lebensbed?rfnisse schnell oder langsam zu Grunde gehen, w?hrend dicht neben ihnen der besser situierte Teil der Gesellschaft in ?berfluss und Wohlleben erstickt, und w?hrend der National-Wohlstand einen nie gesehenen, aber in der Regel nur Einzelnen zu Gute kommenden Aufschwung nimmt. Wenn wir sehen, dass Hunderttausende in ?ppigkeit verderben, w?hrend Millionen dasselbe Schicksal erleiden durch Darben und Entbehren, so wird man beinahe versucht, jenem englischen Schriftsteller Recht zu geben, welcher fragt: >>Ist es in Ordnung, dass Millionen beinahe Hungers sterben, damit einige Tausende an Dyspepsie zu Grunde gehen?<<

Die Statistik hat die traurige Thatsache an das Liebt gebracht, dass die durchschnittliche Lebensdauer der Armen kaum etwas mehr, als die H?lfte der Lebensdauer der Reichen betr?gt. Also wird der Arme durch die einfache Thatsache seiner Armut nicht bloss um den Genuss des Lebens, sondern auch um das Leben selbst gebracht. Am schwersten lastet dieser Fluch der Armut auf der armen, unschuldigen Kinderwelt, welche schon mit ihrem ersten Atemzuge den Keim eines fr?hen Todes oder sp?terer Krankheit in sich aufnimmt, und zwar haupts?chlich durch gesellschaftliches Verschulden. Die Statistik zeigt, dass im Durchschnitt schon die H?lfte aller Kinder der Armen vor Erreichung des f?nften Lebensjahres dieses irdische Jammerthal wieder verl?sst infolge von Mangel, schlechter Pflege u. s. w. Der riesige national?konomische Schaden dieses fortw?hrenden zwecklosen Kommens und Gehens springt in die Augen. Alle die Millionen Ausgaben an Geld und Arbeit, welche auf diese Kleinen verwendet worden sind, gehen mit ihrem Tode f?r die Gesamtheit unwiderbringlich verloren und k?nnen nie wieder durch deren sp?tere Th?tigkeit ersetzt werden.

Muss es nicht das Herz des Menschenfreundes auf das Tiefste betr?ben, wenn er die Kinder der Armen in Pf?tzen und Kothaufen nach Speiseresten w?hlen sieht, welche den Reichen f?r ihre Hunde und Katzen zu schlecht sind -- oder wenn er h?ren muss, dass ganze Scharen von Kindern morgens ohne Fr?hst?ck in die Schulen getrieben werden -- oder wenn er von verzweifelten V?tern oder M?ttern lesen muss, welche sich und ihre Kinder einem freiwilligen Tode opfern, um dem Tode durch Hunger oder Entbehrung zu entgehen -- oder wenn er sehen muss, wie eine politische oder gesch?ftliche Krisis ganze Scharen fleissiger Arbeiter ohne Nahrung f?r sich selbst und f?r die Ihrigen auf das Pflaster wirft -- oder wenn er beobachten muss, wie die Zunahme der Verbrechen gegen Leben und Eigentum zumeist einem heimlich gef?hrten Kriege der Besitzlosen gegen die Besitzenden entspringt -- oder wenn er die ?berzeugung gewinnen muss, dass Egoismus und Selbstsucht die Grunds?ulen sind, auf denen die menschliche Gesellschaft aufgebaut ist, u. s. w.? Wenn wir unsre grossen St?dte, unsre m?chtigen Industriebezirke durchwandern, so haben wir fast bei jedem Schritte Gelegenheit, zu bemerken, wie unmittelbar neben, ?ber und unter den St?tten des Reichtums, und Glanzes die H?hlen des Lasters und Elends sich verbergen, wie neben brechenden Tischen und ?bersatten Magen der hohl?ugige Hunger still seine Qualen duldet, und wie neben Wohlleben und ?bermut jeder Art die hoffnungslose Entbehrung entweder scheu und ?ngstlich in schmutzige Winkel sich verkriecht oder in d?sterer Verzweiflung schreckliche Thaten gegen Staat und Gesellschaft ausbr?tet. Ein sehr berechtigtes Spr?chwort sagt: >>Wer nicht arbeitet, der soll auch nicht essen.<< Aber wie viele essen, die nicht arbeiten oder nie gearbeitet haben, und wie viele arbeiten, die sich nicht satt essen k?nnen! Woraus der unabweisbare Schluss folgt, dass diejenigen, welche arbeiten, nicht bloss f?r sich, sondern auch f?r die Erhaltung eines ganzen Heeres von M?ssigg?ngern th?tig sein m?ssen. Man wende nicht ein, dass diese M?ssigg?nger von den Anstrengungen oder Verdiensten ihrer Vorfahren leben, da gerade die notwendigsten Lebensbed?rfnisse nicht zum voraus geschaffen werden k?nnen und, wenn verzehrt, notwendig vorher durch die Anstrengungen der Mitlebenden erzeugt worden sein m?ssen.

Es wird wohl nicht viele geben, welche ernstlich zu leugnen wagen, dass ein solcher Zustand der Gesellschaft von den gr?ssten ?konomischen und moralischen Nachteilen begleitet ist und begleitet sein muss. Einerseits erzeugen Armut, Besitzlosigkeit und Mangel an Erziehung und Bildung die meisten Verbrechen gegen Staat und Gesellschaft, w?hrend andrerseits ?bertriebener Reichtum M?ssiggang und allerhand Laster im Gefolge hat; wodurch Staat und Gemeinde gen?tigt werden, eine kostspielige Justiz mit allen ihren h?sslichen Anh?ngseln und eine ebenso kostspielige Armenpflege zu unterhalten. In moralischer Beziehung erzeugt der allgemeine Konkurrenzkampf h?ssliche Leidenschaften, wie Neid, Hass, Mitleidlosigkeit, Geldgier, Hartherzigkeit, gegenseitige Verfolgungssucht statt gegenseitiger Liebe und Unterst?tzung. Jeder denkt und handelt nur f?r sich und sein eignes Interesse, weil er weiss, dass im Notfall kein anderer f?r ihn eintreten oder dass er an der Gesamtheit keine St?tze finden w?rde. In einer richtig organisierten Gesellschaft m?sste der Gewinn des Einzelnen zugleich der Gewinn der Gesamtheit sein und umgekehrt, und das Motto derselben m?sste heissen: >>Einer f?r alle und alle f?r einen<<, w?hrend jetzt in der; Regel das Gegenteil stattfindet. Unsre gr?ssten Gewinne erzielen wir durch eine der traurigsten Ursachen oder durch den Tod derjenigen, welche uns im Leben die liebsten waren, indem wir sie beerben. Der Baumeister und alle bei Bauten besch?ftigten Arbeiter m?ssen sich freuen, wenn H?user einst?rzen oder abbrennen; die Grubenarbeiter desgleichen, wenn hunderte ihrer ungl?cklichen Kameraden im Dunste der Bergwerke ersticken; der Arzt muss sich freuen, wenn es viele Krankheiten giebt; der Advokat n?hrt sich von Prozessen, welche seinen Mitb?rgern Ruhe und Verm?gen rauben; der Richter muss Gefallen haben an grossen Kriminalprozessen; die Offiziere m?ssen sich freuen, wenn das gr?sste ?bel, welches die Menschheit betreffen kann, der Krieg ausbricht, weil sie davon Bef?rderung erwarten; der Familienvater muss sich freuen, wenn seine Nachkommenschaft m?glichst klein bleibt, obgleich der eigentliche Zweck der Familie dabei verloren geht; der Wirt oder der Verk?ufer geistiger Getr?nke muss sich freuen, wenn die Trunksucht, und die verlorenen T?chter des Volkes m?ssen sich freuen, wenn die Unzucht zunimmt; alle Handwerker und Produzenten m?ssen sich freuen, wenn die von ihnen erzeugten Gegenst?nde ?berm?ssig rasch verbraucht werden; ein Gewitter oder Hagelschlag wird trotz des durch solche Naturereignisse angerichteten Schadens von dem Glaser oder Versicherungsagenten gern gesehen; wie denn ?berhaupt beinahe alles, was dem einen Schaden, dem ?ndern Verdienst bringt

Man k?nnte noch lange mit Aufz?hlung ?hnlicher Beispiele fortfahren, aber diese Vermehrung w?rde am dem Resultat nichts ?ndern.

Dazu kommt der demoralisierende Charakter der Arbeit selbst, welche in der Regel nicht aus Interesse f?r das Gemeinwohl, sondern aus Zwang der Umst?nde geleistet wird. Der heutige Arbeiter ist ein Sklave wie ehedem, nur mit dem Unterschiede, dass ihn nicht die Peitsche des Herrn, sondern diejenige des Hungers in die Abh?ngigkeit von seinem Arbeitgeber treibt. Aber dieser Arbeitgeber selbst ist wieder ein Sklave -- ein Sklave des Kapitals, der Konkurrenz, der Gesch?ftskrisen, der Strikes, der Verluste und oft in weit schlimmerer Lage, als der von ihm bezahlte Arbeiter.

Wenn man in Gebirgsgegenden sehen muss, wie sich fette Weiber von keuchenden und schwitzenden Menschen mit h?chster Gefahr f?r deren Leben und Gesundheit auf hohe Aussichtspunkte hinaufschleppen lassen, bloss um eines armseligen Geldlohnes willen, so muss man mit Hass gegen eine Gesellschaftsordnung erf?llt werden, welche dem Gott Mammon erlaubt, seine elenden Geldsklaven ebenso zu den niedrigsten Sklavendiensten und zur blinden Unterw?rfigkeit unter seine Gebote zu zwingen, wie es ehedem den Herrn ?ber Sklaven oder Leibeigene zu thun erlaubt war. Ich wiederhole, dass es im allgemeinen nur wenige geben wird, welche diese nackten Thatsacheu zu leugnen oder den damit verbundenen Zustand als solchen zu verteidigen wagen. Man erkennt die sozialen Sch?den und Widersinnigkeiten als solche an, wie ja schon daraus hervorgeht, dass die dadurch hervorgerufene Litteratur mit zahllosen Besserungsvorschl?gen fast unabsehbar geworden ist. Aber -- so pflegt man diesen Vorschl?gen gegen?ber zu antworten -- der Zustand ist leider nicht zu ?ndern. Es war von jeher so und wird immer so sein und bleiben. Ungleichheit ist ein notwendiges Attribut der menschlichen Gesellschaft. Zu allen Zeiten hat es Adel und St?nde, Reiche und Arme gegeben, und die grosse Masse ist immer nur zum Arbeiten und Gehorchen dagewesen. Vernunft und Gerechtigkeit in sozialer Beziehung sind immer Ideale geblieben; und alle Gesellschafts-Idealisten, Plato mit seinem Vernunftstaat an der Spitze, haben in der Praxis stets schm?hlich Schiffbruch gelitten. Wollte man auch heute alle Besitzt?mer gleichm?ssig verteilen, so w?rde sehr bald wieder die alte Ungleichheit da sein. Auch w?rde, wie eine Berechnung leicht ergiebt, eine solche allgemeine Verteilung des Besitzes dem Einzelnen verh?ltnism?ssig nur sehr geringen Gewinn einbringen.

Man vers?umt dabei nicht, an die grossen Wohlthaten der Konkurrenz zu erinnern, welche den eigentlichen Sporn der Arbeit und des Fortschritts bildet und welche es zu Wege gebracht hat, dass sich heutzutage durch die Billigkeit der Erzeugnisse die Konsumtion mehr oder weniger nach der Produktion richtet, w?hrend man fr?her allgemein der Meinung war, dass das umgekehrte Verh?ltnis das allein richtige oder m?gliche sei.

Sollte es aber auch, was ja nicht unm?glich w?re, gelingen, durch Gewaltmassregeln jeden Versuch einer sozialen Umw?lzung dauernd zu unterdr?cken, so w?rde doch damit die geschilderte Unzufriedenheit und Unbehaglichkeit aus dem Schosse der Gesellschaft nicht nur nicht entfernt, sondern nur noch vermehrt oder gesteigert werden. Es w?rde mit der Zeit eine Art heimlichen Kriegszustandes zwischen den besitzenden und den nicht-besitzenden Klassen der Gesellschaft entstehen, welcher die Ruhe und das Gl?ck des Gemeinwesens nicht weniger alterieren w?rde, als ein offener Krieg. Denn wenn man beispielsweise erf?hrt, dass im Jahre 1864 in England dreitausend Personen ein j?hrliches Einkommen von ungef?hr 500 Millionen Mark, oder mehr als das j?hrliche Gesamteinkommen aller Ackerbauarbeiter von ganz England und Wales, unter sich teilten, so wird man einen dauernden sozialen Frieden auf dem Boden eines solchen Missverh?ltnisses wohl kaum f?r m?glich halten d?rfen.

Gl?cklicherweise fehlt den unterdr?ckten Klassen der Gesellschaft das volle Bewusstsein oder die volle Empfindung ihrer Lage. Die Macht der Gewohnheit stumpft ihr Gef?hl daf?r ab und l?sst sie dasjenige, was doch nur Menschenwerk ist, als eine unvermeidliche F?gung des Schicksals betrachten. Wenn dies nicht so w?re, w?rden wir schon l?ngst jene soziale Revolution haben, welche fortw?hrend angek?ndigt wird, aber dennoch nicht kommen will. Auch hat es die Natur weise so eingerichtet, dass das Gl?ck mehr im Charakter und Temperament des Einzelnen, als in den ?usseren Lebensumst?nden liegt. Wer ein gl?cklich angelegtes Temperament hat, wird sich in jeder Lebenslage mehr oder weniger wohl f?hlen, w?hrend ein Melancholiker oder ein zu ?ngstlichkeit und Tr?bsinn geneigter Mensch durch keine Gl?cksumst?nde froh oder zufrieden gemacht werden kann.

Eine ?nderung dieses tr?ben Zustandes ist, wie gesagt, nur m?glich durch eine gr?ssere Ausgleichung in den Mitteln, womit jeder einzelne seinen Kampf um das Dasein k?mpft -- eine Ausgleichung, welche sich vor allen Dingen auf die Besitzes-Verh?ltnisse zu erstrecken hat. Ferner durch die Umwandlung des Einzelkampfes in eben gemeinschaftlichen, solidarisch verbundenen Kampf aller gegen die ?bel des Lebens, welche da sind Hunger, K?lte, Elend, Entbehrung, Krankheit, Alter, Unfall, Invalidit?t und Tod, oder durch Herbeif?hrung eines Zustandes, in welchem das Wohl des Einzelnen mehr oder weniger identisch wird mit dem Wohl der Gesamtheit und umgekehrt -- ein Zustand, in welchem das sch?ne Wort zur Wahrheit wird: >>Einer f?r alle und alle f?r einen.<<

Ein solcher Zustand w?re, wie ich glaube, sehr leicht herbeizuf?hren, ohne das der Arbeits- und Erwerbstrieb des Einzelnen darunter Not leidet, so dass jeder die Fr?chte seines eigenen Fleisses, seiner eigenen Th?tigkeit und Intelligenz geniesst und zwar durch Herbeif?hrung einer Vers?hnung zwischen den Einzel- und den Gesamt-Interessen.

Was nun die Mittel dieser Vers?hnung oder der sozialen Erl?sung betrifft, so k?nnen dieselben dreierlei Art sein. Sie heissen

Was nun die Art und Weise des ?bergangs des Privatbesitzes an Grund und Bodens in denjenigen des Staates oder der Gesamtheit betrifft, so ist dieses eine sekund?re Frage, welche von den verschiedenen Verteidigern der Bodenbesitzreform in verschiedener Weise beantwortet wird. Es versteht sich dabei von selbst, dass von einer gewaltsamen Aneignung nicht die Rede sein kann, sondern nur von einer Abl?sung der Rente oder des Bodens selbst gegen massige und absch?tzungsweise festzustellende Entsch?digung, Denn, wenn sich auch, wie nachgewiesen, sehr viele und vielleicht gerade die bedeutendsten Besitztitel an Grund und Boden nicht aus rechtlichem Erwerb, sondern aus den Zeiten der Gewalt herschreiben, so darf doch, da nach Verlauf so langer Zeit Untersuchungen ?ber die Rechtlichkeit der Erwerbstitel nicht mehr angestellt und die Nachkommen nicht f?r die S?nden der Voreltern verantwortlich gemacht werden k?nnen, niemand in seinen jetzt bestehenden Rechtsanspr?chen gekr?nkt oder benachteiligt werden.

Die weitgehendste Art und Weise w?re ein R?ckkauf nach vorheriger Absch?tzung -- wobei kleinere G?ter oder Grundst?cke nach ihrem vollen Wert bezahlt, sehr grosse aber einer gewissen Reduktion des Preises unterworfen werden m?ssten, -- entweder gegen bar oder gegen eine in Form von Pfandbriefen auszugebende Staatsrente. Allerdings w?rden hierzu f?r den Anfang grosse Geldmittel notwendig sein; aber sie w?rden kein ernstliches Hindernis bilden, wenn durch Annahme meines zweiten Vorschlags auf Einschr?nkung der Erbrechte der ganze Bodenbesitz oder wenigstens der gr?sste Teil desselben im Laufe eines oder weniger Menschenleben an den Staat zur?ckfallen w?rde. Dazu k?me sodann der durch Zunahme der Bev?lkerung und rationellere Bewirtschaftung des Bodens im Grossbetrieb fort und fort steigende Bodenwert, welche Steigerung unter allen Umst?nden, als durch die Gesamtheit erarbeitet, auch der Gesamtheit oder dem Staate zu Gute kommen m?sste.

Wenn nun Verfasser bloss im Sinne der bisherigen Schule der Badenbesitzreformer zu reden h?tte, so k?nnte er hier abbrechen, da diese Schule, wie gesagt, Gr?nde zu haben glaubt, um von der Verwirklichung ihrer Bestrebungen eine endg?ltige Beseitigung des sozialen Elends zu erwarten. Da er aber diese Erwartung nicht zu teilen vermag, so ist er gen?tigt, im Sinne seines tiefer gehenden Ausgleichs in den Mitteln, mit denen der Einzelne seinen Kampf um das Dasein zu bestehen hat, zur Er?rterung seines zweiten Vorschlags hinsichtlich der Beschr?nkung, bezw. Beseitigung der Erbrechte oder des Erbkapitalismus ?berzugehen.

Der Einzelne darf sein Erworbenes oder Ererbtes schon um deswillen nicht beliebig verschenken, weil sein Erwerb kein rein pers?nlicher, sondern nur m?glich ist in der Gesellschaft und durch deren Mitwirkung. Eines der eklatantesten Beispiele dieser Art ist die bereits erw?hnte enorme Wertsteigerung des Grundes und Bodens im Innern und in der Umgebung grosser, in der Entwicklung begriffener St?dte, welche dem einzelnen Besitzer ohne jedes eigne Verdienst Millionen in den Schoss wirft und der Gesamtheit durch die enorme Steigerung der Wohnungsmieten keinen Nutzen, sondern nur Schaden bringt. Es ist ein Zustand f?rmlicher Lohnsklaverei der Nicht-Besitzenden gegen?ber den Besitzenden, welchem durch die Gesetzgebung l?ngst ein Damm h?tte entgegengesetzt werden sollen.

Selbstverst?ndlich k?nnte eine so durchgreifende soziale Massregel, wie die Beschr?nkung der Erbrechte, nicht pl?tzlich oder auf einmal, sondern nur allm?hlich und ohne allzu grosse oder allzu pl?tzliche Beleidigung privater Interessen in das Leben gerufen werden. Aber gerade in dieser M?glichkeit einer allm?hlich sich steigernden Einf?hrung liegt ein Hauptvorteil des Vorschlags, wobei Praxis und t?gliche Erfahrung der Theorie jederzeit zur H?lfe kommen oder unter die Arme greifen k?nnen. Auf diesem Wege wird es auch nicht schwer werden, zu einer Entscheidung dar?ber zu kommen, ob man bis zu einer g?nzlichen Aufhebung der Erbrechte oder nur bis zu einer gewissen Grenze der Einschr?nkung gehen soll.

Ein weiterer nicht hoch genug zu veranschlagender Nutzen oder Vorteil meines Vorschlags besteht darin, dass durch dessen Ausf?hrung der ?berm?ssigen Anh?ufung grosser Privatverm?gen in einzelnen H?nden, welche, wie bereits bemerkt, einen Staat im Staate, eine Geldmacht gegen?ber der Staatsmacht darstellen, eine un?bersteigliche Schranke gesetzt wird. Die enormen Nachteile einer solchen Anh?ufung in politischer Beziehung sind namentlich dort bemerkbar, wo, wie z. B. in Amerika, die ungl?ckliche Manchesterdoktrin herrschend ist, und wo mitunter grosse oder reiche Eisenbahngesellschaften einen ganzen Staat politisch v?llig in der Gewalt haben. Die amerikanischen Eisenbahn-Direktoren spielen bei der enormen Ausdehnung und Wichtigkeit des dortigen Eisenbahnwesens in der Gegenwart eine ?hnliche Rolle, wie sie die Feudalherren des Mittelalters gespielt haben, und brechen in Folge schlechter Verwaltung oder mangelhaften Bahnbaues jedes Jahr einigen hundert oder tausend Personen beinahe ungestraft die H?lse oder mindestens Arme und Beine. Ja, man verhehlt sich in Amerika nicht die Gefahr, dass sich mit der Zeit das Eisenbahn-Monopol sogar den Congress und die Bundesregierung dienstbar machen werde. Aber auch in Europa liegt die Gefahr oder M?glichkeit vor, dass der Einfluss grosser Geldm?chte unter Umst?nden im Stande ist, ?ber Krieg und Frieden zu entscheiden oder parlamentarische K?rperschaften unter ihren Willen zu beugen. Ist ja doch das Geld heutzutage eine alles bestimmende Macht und Gott Mammon der einzige Gott, zu dem noch mit wahrer Inbrunst gebetet zu werden pflegt!

Nat?rlich hat man gegen dieselbe und ihre Ausf?hrbarkeit eine Menge von Einw?nden bereit, unter denen die zu bef?rchtende Beeintr?chtigung des Erwerbstriebs, die Gefahr der Verschwendung und die Umgebung des Gesetzes durch Schenkung unter Lebenden neben bef?rchteter Sch?digung der Familie die Hauptrolle spielen. Ein n?heres Eingehen auf diese Einw?nde w?rde die Grenzen dieser kleinen Schrift ?berschreiten. Ich muss mich daher begn?gen, auf mein Buch ?ber die >>Stellung des Menschen in Natur und Gesellschaft<< zu verweisen, in dessen dritter Abteilung ich jene Einw?nde gen?gend entkr?ftet zu haben glaube, und wo auch im Anschluss daran die wichtige Kapitalfrage eingehend er?rtert ist.

Im Anschluss an diese sch?nen Worte darf man die gegr?ndete Hoffnung aussprechen, das Bewusstsein, dass er mit seiner Arbeit nicht bloss f?r sich und die Seinigen, sondern auch bis zu einem gewissen Grade f?r die Gesamtheit wirkt, werde erhebend und veredelnd auf den Einzelnen wirken und damit jenen Zustand vorbereiten helfen, wo das Gl?ck des Einzelnen mit dem Gl?ck der Gesamtheit zusammenf?llt, und wo somit der Einzelne das, was er auf der einen Seite zu verlieren glaubt, auf der andern wieder mit Zinsen zur?ckerh?lt.

Die Ausf?hrung weiterer Einzelheiten w?rde auch hier wieder zu weit f?hren. Ich erlaube mir daher auf einen im zweiten Band meiner Schrift >>Aus Natur und Wissenschaft<< enthaltenen Aufsatz ?ber die ?bernahme des Lebensversicherungswesens durch den Staat zu verweisen.

Zwar ist der Kommunismus an sich durchaus nicht etwas so Schreckliches und Monstr?ses, wie sich die meisten Menschen vorzustellen pflegen. Man kann sich, wie bereits bemerkt, sehr wohl einen Staat auf kommunistischer Grundlage vorstellen, in welchem alles Besitztum gemeinsam und die Arbeit ganz freiwillig sein w?rde -- vorausgesetzt, dass die durch lange Jahre und entsprechende Gesellschaftszust?nde grossgezogenen egoistischen Triebe und Neigungen der menschlichen Natur sich in altruistische umgewandelt h?tten, was nat?rlich nur sehr langsam und allm?hlich geschehen k?nnte. Auch sind durchaus nicht alle bis jetzt bekannten kommunistischen Versuche misslungen, und da, wo sie misslungen sind, ist dieses oft weniger Folge innerer Unm?glichkeit, als vielmehr des Drucks ?usserer ung?nstiger Umst?nde inmitten einer auf ganz anderen Grundlagen aufgebauten Gesellschaftsordnung gewesen. Besteht doch schon im jetzigen Staats- und Gemeindeleben eine nicht geringe Menge kommunistischer Einrichtungen, die s?mtlich, wenn die einseitige und engherzige Manchester-Doktrin richtig w?re, mehr oder weniger ausgemerzt werden und der fast immer unzureichenden Privatth?tigkeit ?berlassen bleiben m?ssten. Man denke nur an die Steuern und deren mannigfache Verwendung zu Zwecken des Gemeinwohls, an die Staatsschulden, an denen jeder Einzelne partizipiert, an die Milit?rpflicht, welche jeden Einzelnen n?tigt, selbst Leben und Gesundheit im Interesse der Gemeinschaft aufzuopfern, an die sog. Expropriationsgesetze, an das vom Staat auf ?ffentliche Kosten, geleitete Unterrichtswesen und an den Schulzwang, an Eisenbahnen, Strassen und ?ffentliche Bauten, an Staatsposten und Staatstelegraphen, an das ?ffentliche Gesundheitswesen, an Gemeinde-Versorgung und Armenpflege, an staatliche Massregeln zur Hebung der Landwirtschaft, an die staatliche Beaufsichtigung von Fabriken, Bergwerken, Banken, H?userbau u. s. w., an ?ffentliche Brunnen, Museen, Bibliotheken, Promenaden, Versorgungsh?user, Hospit?ler u. s. w. Alle diese Dinge, jede Besteuerung der B?rger von Staats- und Gemeindewegen zu andern Zwecken, als Polizei, Rechtspflege und Milit?r, also f?r den Schutz des Individuums nach innen und aussen, sind mehr oder weniger sozialistische oder kommunistische Einrichtungen, welche der Manchester-Doktrin, die in dem Staat nur eine Polizei-Anstalt zur Sicherung von Person, Eigentum und ?ffentlicher Sicherheit erblickt, also denselben gewissermassen die Rolle eines bezahlten Schutzmannes spielen l?sst, direkt zuwiderlaufen.

Aber alles dieses hindert nicht, dass zur Zeit eine noch so starke und allgemeine Abneigung der Menschen gegen jede Art kommunistischer Staatsgestaltung besteht, dass jedes weitere Wort dar?ber als ?berfl?ssig erscheint. Es m?ssten erst, wie gesagt, lange Jahre des Altruismus und Kollektivismus vorausgegangen sein, um dieser Abneigung einigermassen Herr werden zu k?nnen.

Die Wohlth?tigkeit einer solchen Einrichtung oder einer Vers?hnung zwischen Einzel- und Gesamt-Interessen kann nicht besser deutlich gemacht werden, als durch eine Vergleichung des staatlichen Organismus mit den Einrichtungen des tierischen oder menschlichen Organismus. Hier findet eine fortw?hrende Str?mung der Lebenss?fte von der Peripherie nach dem Zentrum und umgekehrt von dem Zentrum nach der Peripherie statt. Je lebhafter und ungehinderter diese Str?mung vor sich geht, um so besser ist der Stand der Gesundheit und des Wohlseins, w?hrend Stockungen dieses S?fteaustausches an einzelnen Stellen des K?rpers Krankheit und Verderben herbeif?hren.

Ebenso verh?lt es sich im Staat und in der menschlichen Gesellschaft, welche sich um so wohler befindet, je lebhafter der Austausch und Ausgleich zwischen Privat- und Gesamtleistung ist. Die grossen Privatverm?gen gleichen den Eiterbeulen oder Blutstockungen, welche, indem sie sich an einzelnen Stellen festsetzen, den beschriebenen Austausch st?ren und verderblich auf den Gesamt-Organismus zur?ckwirken. Durch die Wirkung meiner Vorschl?ge wird eine solche St?rung ferner nicht mehr m?glich sein. Denn sie bewirken ein fortw?hrendes Zur?ckstr?men des Privatbesitzes in den Besitz der Gesamtheit und von da wieder eine Verteilung nach der Peripherie oder unter die Einzelnen. Die grosse Staatskasse muss gewissermassen das Herz des staatlichen Organismus bilden, welches einerseits seinen befruchtenden und ern?hrenden Inhalt durch zahllose Kan?le in die Organe und Gewebe des staatlichen K?rpers treibt und denselben andrerseits aus ebensovielen Kan?len und Adern wieder an sich saugt. Ohne das verhasste kommunistische >>Teilen<< wird gewissermassen in jedem einzelnen Augenblick >>geteilt<< und ein Zustand hergestellt, in welchem das sch?ne, bereits ?fter zitierte Wort >>einer f?r alle und alle f?r einen<< zur Wahrheit wird.

Allerdings wollen die Sozialdemokraten f?r den einzelnen Unternehmer den Staat, welcher alle Produktionsmittel liefern soll, substituieren. Aber sie vergessen, dass der Staat dabei ganz denselben Nachteilen unterliegt oder dieselben Gefahren l?uft, wie der Privat-Unternehmer. Der Staat ist ja kein Zauberer, welcher nur die W?nschelrute zu bewegen braucht, um Sch?tze aus den Tiefen der Erde hervorzuzaubern, oder der das christliche Wunder mit den Broten und Fischen wiederholen k?nnte, sondern er ist nur die Gemeinschaft aller B?rger; und was er dem einen giebt, muss er aus der Tasche des andern nehmen. Nur ein Staat, welcher durch Bodenrente und Erbschaftsbeschr?nkung ungew?hnlich grosse Geldmittel in die Hand bek?me, k?nnte m?glicherweise so weitgehenden Anforderungen gerecht werden. Dazu kommt, dass der volle Arbeitsertrag, wie ihn die Sozialdemokraten verlangen, nicht einmal als ein besonders grosses Gl?ck f?r den einzelnen Lohnarbeiter angesehen werden k?nnte. Wenn eine Fabrik, welche einige hundert Menschen besch?ftigt, ihrem Besitzer oder Gr?nder einen noch so grossen Reingewinn abwirft, so w?rde dieser Reingewinn, welcher allerdings in der Hand des Einzelnen sehr gross erscheint, wenn er gleichm?ssig unter alle Arbeiter verteilt w?rde, die Gl?cksumst?nde des einzelnen Arbeiters nur sehr wenig zu verbessern im Stande sein.

Eine solche Antwort ist freilich sehr bequem, aber in keiner Weise gen?gend, und kein verst?ndiger oder aufrichtiger Sozialist kann sich damit zufrieden geben. Man sch?ttet ein tr?bes Glas Wasser nicht aus, bevor man ein reines vor sich stehen hat, und jedenfalls ist der jetzige Zustand mit allen seinen M?ngeln besser, als die Aussicht auf ein dunkles, sozialdemokratisches Chaos, von dem niemand sagen kann, ob sich daraus Gutes oder Schlechtes f?r die Menschheit entwickeln wird.

Unter solchen Umst?nden bleibt behufs Beurteilung des sozialdemokratischen Programms nichts ?brig, als sich an dasjenige zu halten, was dar?ber offiziell bekannt geworden ist. Eine solche Ver?ffentlichung liegt vor in dem auf dem sozialdemokratischen Parteitag in Erfurt beratenen und beschlossenen Programm der Partei. Wenn man nun dieses Programm unbefangen pr?ft, so findet man sehr bald Grund zu erstaunen teils ?ber die verh?ltnism?ssige Bescheidenheit der darin aufgestellten Forderungen, teils ?ber das Nichtssagende, ?berfl?ssige oder sich selbst Widersprechende einzelner derselben. Auch ist das Programm im Grunde noch ganz nach Marx-Lassalleschen Grunds?tzen gemodelt, obgleich man diese Grunds?tze l?ngst als nicht mehr haltbar oder bestimmend erkl?rt hat.

Was dabei zun?chst die in der Einleitung verlangte >>Verwandlung des kapitalistischen Privateigentums an Produktionsmitteln in gesellschaftliches Eigentum und die Umwandlung der Warenproduktion in sozialistische, f?r und durch die Gesellschaft betriebene Produktion<< betrifft, so kann eine solche allgemein hingestellte Forderung ohne n?heres Eingehen in die Einzelheiten einer so durchgreifenden Massregel kaum mehr als den Wert einer Phrase beanspruchen, -- abgesehen davon, dass die darin liegende Organisation der gesamten Arbeit von Staatswegen, wie bereits nachgewiesen wurde, als eine Utopie oder Unm?glichkeit betrachtet werden muss.

Das unbegrenzte Vertrauen der Sozialdemokratie in das allgemeine Stimmrecht f?r Verwirklichung ihrer Zukunftspl?ne d?rfte daher zum mindesten als sehr zweifelhaft bezeichnet werden. W?re dieses aber auch nicht der Fall, und sollte es gelingen, die Arbeitermassen so unter den Ruf ihrer F?hrer zu zwingen, dass diese auf dem Wege des allgemeinen Stimmrechts die politische Macht in ihre H?nde zu bekommen Aussicht h?tten, so w?rde man, wie bereits bemerkt, seitens der herrschenden Klassen l?ngst einer solchen Eventualit?t durch geeignete Massregeln vorgebeugt oder aber sich auf einen ernsten Konflikt vorbereitet haben. Also bliebe auch hier wieder nur der Weg gewaltsamer Einwirkung oder der Revolution, deren Ausgang mindestens sehr zweifelhaft sein und welche vielleicht oder wahrscheinlich das Gegenteil des von der Sozialdemokratie Gewollten zur Folge haben w?rde.

Was dagegen die noch weiter angef?gte Forderung der >>massgebenden Mitwirkung der Arbeiter an der Verwaltung<< betrifft, so hat sich der Verfasser des Programms wohl nicht ganz klar gemacht, was er damit sagen will. >>Verwalten<< ist etwas ganz anderes und erfordert ganz andre F?higkeiten und Kenntnisse, als den Hammer schwingen oder die Nadel f?hren; und die Herren Arbeiter werden daher notgedrungen gar nicht anders k?nnen, als diese Th?tigkeit ?ndern, dazu besser bef?higten Kr?ften zu ?berlassen. Wie wenig die Arbeiter, wenn sie unter sich sind, im Stande sind, ihre eignen Angelegenheiten zu verwalten, hat sich ja bei tausendfaltigen Gelegenheiten gezeigt. Uneinigkeit, Neid, Mangel an gegenseitigem Vertrauen oder an Gesch?ftskenntnis, nicht selten Unehrlichkeit der F?hrer oder Kassierer, mangelhafte Verwaltung u. s. w. haben ja bekanntlich die grosse Mehrzahl der von Arbeitern gegr?ndeten sogenannten Produktiv-Assoziationen alsbald wieder zu Grunde gehen lassen, w?hrend die wenigen, welche sich erhalten konnten, ihren idealen Zweck ganz aus dem Auge verloren, indem die Gr?nder und Gesch?ftsteilhaber sehr bald in die Klasse der Bourgeois und kleinen Kapitalisten emporstiegen und die von ihnen besch?ftigten Arbeiter nunmehr gerade so als Lohnsklaven behandelten, wie es die verhassten Kapitalisten und Fabrik-Barone thun. Man sieht daran recht deutlich, dass den meisten Menschen das eigene Interesse h?her steht, als alles andre, und dass jede Gesellschafts-Ordnung, welche nicht mit diesem Interesse rechnet und dasselbe in Einklang mit den Interessen der Gesamtheit zu bringen weiss, vorerst wenigstens ihr Ziel verfehlt. --

?brigens will Verfasser von der Sozialdemokratie nicht Abschied nehmen, ohne, ihr das Verdienst zuzugestehen, dass sie einerseits durch ihre Agitation eine grosse und wichtige Menschenklasse auf das Missliche und Unbefriedigende ihrer Lebenslage aufmerksam gemacht, und dass sie andrerseits vielfache Anregung zur Besprechung und Inangriffnahme der sozialen Frage ?berhaupt gegeben hat. Dieses Verdienst wird auch ohne L?sung der sozialen Frage im sozialdemokratischen Sinne f?r Herbeif?hrung einer besseren gesellschaftlichen Zukunft seine Fr?chte tragen.

>>Die durch Irrtum zur Wahrheit reisen, Das sind die Weisen. Die beim Irrtum beharren, Das sind die Narren.<<

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