Read Ebook: The Flag of Distress: A Story of the South Sea by Reid Mayne
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Ebook has 2320 lines and 128251 words, and 47 pages
Verkehr mit den Australiern. -- Ihre Lebensweise. -- Ein Streit und seine Folgen. -- Ausfahrt. -- Die Besitzergreifung von dem neuentdeckten Lande. -- Die Eingeborenen und ihre Lebensgewohnheiten 138
Zw?lftes Kapitel.
Fahrt durch die Endeavourstrasse. -- Abenteuer w?hrend der Fahrt. -- Kranke an Bord. -- Savu. -- Kleinliche Schikanen. -- Sitten und Gebr?uche 156
Dreizehntes Kapitel.
In Batavia. -- Todesf?lle. -- Ungesundes Klima. -- Tupia stirbt. -- Die Javaner und ihre Lebensgewohnheiten. -- Nationallaster. -- Sklaverei. -- Abreise 172
Vierzehntes Kapitel.
Die Prinzeninsel. -- Besuch beim K?nig. -- Die Eingeborenen. -- Das schwimmende Hospital. -- Wir begraben dreiundzwanzig Mann. -- Am Kap der Guten Hoffnung. -- Die Hottentotten und ihre Sitten 183
F?nfzehntes Kapitel.
Heimreise. -- Eine Str?flingsinsel. -- St. Helena. -- Grausame Behandlung der Sklaven daselbst. -- Wieder zu Hause 196
Bilder.
Kapit?n James Cook Titelbild
Indianer vom Feuerland in ihrer H?tte Seite 48
Innenraum eines Hauses auf der Insel Ulietea. -- Tanz der Eingeborenen " 96
Kriegsboot der Neuseel?nder " 144
Meine erste Weltreise.
Erstes Kapitel.
Mein Auftrag. -- Nach Amerika. -- Ein Ungl?cksfall im Feuerland. -- Die Feuerl?nder und ihre Sitten. -- Fahrt nach der S?dsee. -- Entdeckungen. -- Ankunft in Otahiti.
Als ich meine Bestallung erhalten hatte, die vom 25. Mai 1768 datiert war, ging ich an Bord des Endeavour, hisste die Kommandoflagge und segelte am 30. Mai nach Plymouth. Hier wurden der Mannschaft die Kriegsartikel und die Parlamentsakte vorgelesen. Zugleich wurde ihr ein zweimonatiger Sold im voraus bezahlt. Am 26. August stachen wir in See.
Am 12. September erblickten wir Porto Santo und Madeira, und am folgenden Tage kamen wir auf der Reede von Funchal an, wo wir das Schiff vor den Stromanker festlegten. Am n?chsten Tage riss beim Lichten das Seil des Ankerpfahls den Oberbootsmann Weir ?ber Bord, und er ging mit dem Anker unter. Dieser wurde sofort wieder gehoben, allein es war zu sp?t. Der Ungl?ckliche, dessen K?rper sich in das Seil verwickelt hatte, war ertrunken. In der Nacht vom 18. auf den 19. gingen wir wieder unter Segel.
Auf dem Wege von Teneriffa nach Bonavista sahen wir eine grosse Menge fliegender Fische. Am 25. Oktober segelten wir in der L?nge von 29 Graden 30 Minuten mit den ?blichen Feierlichkeiten durch den ?quator. Am Abend des 29. beobachteten wir jenen lichten Glanz in der See, den die Seefahrer so oft erw?hnen. ?ber seine Entstehung waren die Forscher verschiedener Meinung. Wir waren der Ansicht, dass er von irgendeinem gl?nzenden Tiere herr?hrt, und fanden, nachdem wir ein kleines Netz ausgeworfen hatten, unsere Meinung best?tigt, denn wir fingen eine Medusenart, die an Bord ein weisses Licht von sich gab. Gleichzeitig fingen wir auch verschiedene kleine Krebse, die, obschon sie zehnmal kleiner als Johannisw?rmchen sind, doch ebensostark wie diese leuchteten. Herr Banks konstatierte mit vielem Vergn?gen, dass alle diese Tierchen noch von niemand beschrieben worden waren.
Am 8. November erblickten wir die K?ste von Brasilien. Wir lavierten dann bis zum 12. l?ngs der K?ste hin, und am 13. segelten wir dem Hafen von Rio de Janeiro zu. Wir waren vom 14. November bis zum 7. Dezember hier. Dr. Solander war einmal an Land, ich selbst verschiedene Male, und Herr Banks fand ebenfalls Gelegenheit, sich durch die Wachen zu schleichen. Dr. Solander sagte mir in Best?tigung der verdammenden Urteile mehrerer Reisenden ?ber die Sittenlosigkeit der Damen von Rio de Janeiro, dass sobald es dunkel geworden w?re sich fast alle Damen in den Fenstern gezeigt und die vor?bergehenden Herren, soweit sie ihnen zusagten, mit Blumen ?bersch?ttet h?tten. Was in einem Lande eine unanst?ndige Vertraulichkeit ist, ist in einem anderen Lande Sitte. Ich f?r meinen Teil kann nichts weiter sagen, als dass ich von der Wahrheit der Sache selbst sehr ?berzeugt bin.
Am 14. Januar 1769 liefen wir in die Le Mairestrasse ein. Wir wurden aber durch die Str?mung vertrieben und gingen schliesslich in der >>Bai des guten Successes<< vor Anker. Am 16. gingen Banks und Dr. Solander mit ihren Leuten, unserm Schiffsarzt Monkhouse und Herrn Green, dem Astronomen, an Land, um Pflanzen zu suchen. Dabei ?berfiel sie ein Schneegest?ber. Eine eisige K?lte setzte ein, so dass Dr. Solander der erm?deten Gesellschaft den Rat gab, sich des Schlafes zu erwehren. >>Wer sich niedersetzt,<< sagte er, >>der wird einschlafen, und wer einschl?ft, wird nicht mehr erwachen!<< Und er war der erste, der dem Drange zu schlafen folgte. Umsonst bat ihn Herr Banks, sich zu ermannen; er legte sich nieder. Und seinem Beispiel folgte der Neger Richmond, ein Diener von Banks, der auf alle Vorhaltungen nur antwortete, dass er nichts weiter verlange, als sich niederzulegen und zu sterben. Der Doktor erkl?rte -- obschon er kurz vorher gewarnt hatte: >>hier einschlafen und sterben sei eins<< -- er wolle gerne fortgehen, m?sse aber vorher ein wenig schlafen. In kaum zwei Minuten fielen beide in tiefen Schlaf. Bald darauf kam einer von den ausgeschickten Leuten mit der angenehmen Meldung, dass an gesch?tzter Stelle im Walde ein Feuer angez?ndet worden sei. Herrn Banks gelang es mit vieler M?he den Doktor aufzuwecken. Obgleich dieser nicht l?nger als f?nf Minuten geschlafen hatte, so war er doch nicht mehr imstande seine Glieder zu gebrauchen; seine Muskeln waren so sehr eingeschrumpft, dass ihm die Schuhe von den F?ssen fielen. Trotzdem erkl?rte er sich zum Marsche bereit, wenn man ihn unterst?tze. Der arme Richmond war nicht wachzukriegen. Herr Banks liess seinen zweiten Neger und einen Matrosen, die am wenigsten von der K?lte gelitten zu haben schienen, als Wache zur?ck und versprach sie bald abzul?sen. Hierauf schleppte er den Doktor zum Feuer hin. Sp?ter sandte er zwei Leute, nachdem sie sich durchw?rmt hatten, mit dem Auftrage ab, Richmond mit Hilfe seiner Wache herbeizuschleppen. Nach einer halben Stunde kamen sie mit der Nachricht wieder, dass sie trotz eifrigen Suchens und Rufens von den drei Zur?ckgebliebenen keine Spur entdeckt h?tten. Zum Ungl?ck fing es stark zu schneien an, so dass man alle Hoffnung auf die Rettung der Verungl?ckten aufgab. Um Mitternacht h?rte man in einiger Entfernung rufen. Herr Banks machte sich sogleich mit vier Leuten auf den Weg und fand den Matrosen, der kaum noch die Kr?fte hatte, heranzutaumeln und um Hilfe zu rufen. Man brachte ihn sogleich zum Feuer, nachdem er die Richtung angegeben hatte, wo er sich von seinen Gef?hrten getrennt hatte. Herr Banks fand die Gesuchten dann auch gl?cklich auf. Richmond stand auf den F?ssen, war aber nicht imstande, sich zu bewegen. Sein Gef?hrte lag auf dem Boden und war unempfindlich wie ein Stein. Banks alarmierte jedermann am Feuer. Allein die vereinten Kr?fte der ganzen Gesellschaft reichten nicht hin, die Verungl?ckten nach dem Feuer zu schleppen. Die Finsternis und der tiefe Schnee erschwerten das Fortkommen derart, dass jeder einzelne genug mit sich zu tun hatte. Da auch des fallenden Schnees wegen der Versuch, an Ort und Stelle Feuer anzuz?nden, scheiterte, so sah man sich in die traurige Notwendigkeit versetzt, die Ungl?cklichen ihrem Schicksal zu ?berlassen. Man machte ihnen ein Lager von Zweigen zurecht und bedeckte sie mit Reisern und Laub. Die K?lte und der Schnee setzten den Rettern derart zu, dass einige von ihnen f?hllos zu werden begannen; Banks' Diener Briscoe wurde so krank, dass man glaubte, er w?rde sterben. Endlich erreichten sie ihre Lagerst?tte, doch brachten sie die Nacht in der f?rchterlichsten Gem?tsverfassung zu. Von den zw?lf Personen, die in guter Gesundheit aufgebrochen waren, hielt man zwei f?r tot, ein dritter war schwer erkrankt, die ?brigen litten unbeschreiblich. Man war eine starke Tagereise vom Schiff entfernt. Der Weg dahin ging durch unbekannte W?lder. Wie leicht konnte man sich hier verirren! Ausserdem war der Proviant aufgezehrt. Dabei diese furchtbare K?lte, die man selbst in Lappland f?r etwas Unerh?rtes halten w?rde.
Dumpf vor sich hinbr?tend wartete jedermann auf den Tagesanbruch. Um sechs Uhr des Morgens fasste man Hoffnung. Das Gew?lk fing an sich zu zerteilen, und man konnte den Ort sehen, wo die Sonne hervorbrechen wollte. Herr Banks liess sofort nach den beiden Verungl?ckten sehen und erhielt die traurige Gewissheit, dass sie gestorben waren. Um acht Uhr stellte sich Tauwetter ein, und da sich die Kranken besser f?hlten, so brach die Gesellschaft, nachdem sie einen Geier roh verspeist hatte, um zehn Uhr auf. Nach einer dreist?ndigen, beschwerlichen Wanderung sahen sich die Verirrten am Strande und in der N?he des Schiffes. Sobald sie an Bord waren, w?nschten sie einander zu ihrer Rettung Gl?ck; ich selbst hatte wegen ihres Ausbleibens grosse Angst ausgestanden und nahm daher freudigen Herzens an dem allgemeinen Jubel teil.
Am 20. Dezember suchte Herr Banks in Begleitung des Doktors das Dorf einiger feuerl?ndischer Familien auf, das sich nach dem Bericht unserer Leute etwa zwei Meilen landeinw?rts befinden sollte. Als sie sich dem Dorfe n?herten, kamen ihnen zwei Feuerl?nder im Sonntagsstaate entgegen und begr?ssten sie mit lautem Freudengeschrei. Dann geleiteten die Feuerl?nder ihre vornehmen G?ste in das Dorf, das auf einem waldigen H?gel aufgebaut war und etwa aus f?nfzehn ?usserst primitiven H?tten bestand, die die Gestalt grosser Bienenk?rbe hatten. Von Hausger?ten war hier nichts zu sehen. Eine Rasenbank vertrat die Stelle eines Bettes und der St?hle, die Blase irgendeines Tieres diente als Wasserbeh?lter, ein Handkorb und ein Ranzen bildeten den ganzen Reichtum dieser Leute. Der ganze Stamm, M?nner und Weiber, jung und alt, z?hlte kaum f?nfzig Personen. Ihre Hautfarbe war eisenrostartig. Die M?nner sind bis zu 5 Fuss 10 Zoll gross und in Bewegung und Haltung vierschr?tig, die Weiber sind bedeutend kleiner. Die Kleidung besteht aus dem Felle eines Seehunds oder eines Guanicoes, das ungegerbt ?ber die Schulter geworfen wird. Die M?nner tragen das Fell offen; die Weiber, denen ein kleiner Lappen als Feigenblatt dient, binden es mit einem Riemen um den Leib. Obwohl M?nner wie Weiber sonst ganz nackt gehen, so bemalen sie doch ihr Gesicht mit weissen, grellroten und schwarzen Figuren und Streifen und tragen am Arm und an den Fussgelenken Armb?nder aus kleinen Muscheln und Knochen. Die liebe Eitelkeit ging so weit, dass sie sogar Glaskorallen den Messern und Beilen vorzogen.
Die Sprache besteht zum gr?ssten Teil aus Gurgellauten, wie wir sie ausstossen, wenn uns etwas in die falsche Kehle gekommen ist; doch sagen sie f?r Zieraten: ~halleca~, und f?r Wasser: ~ooda~. Sie leben in der Hauptsache von Muscheltieren. Die Waffe dieser Naturmenschen, Pfeil und Bogen, war der einzige Gegenstand, in dessen Verfertigung sie Geschmack und Begabung zeigten. Da sie im Besitz von unechten Ringen, Kn?pfen, Tuch und sonstigem Zeug waren, und da seit vielen Jahren kein europ?isches Schiff so weit nach S?den vorgedrungen ist, so liegt die Annahme nahe, dass dieser Stamm nomadisierend in der Terra del Fuego lebte und vom Norden gekommen sein musste. Auch kannten sie die Waffe der Weissen, unser Gewehr, denn sie baten Herrn Banks einen Seehund zu erlegen, der sich in der N?he zeigte. Unter ihnen herrschte vollkommene Gleichheit. Keiner war Herrscher im Lande, trotzdem lebten sie in vollkommener Eintracht miteinander. Auch hatten sie keine G?tzen und wohl auch keine Religion. Das abergl?ubische Geschrei, mit dem sie uns durch ihre >>Priester<< beschworen, kann doch keine Religionsbet?tigung sein. Im ganzen genommen schienen diese menschen?hnlichen, armseligen, hilflosen Wesen der Auswurf der Menschheit zu sein. Hingegen sind sie auch der bittern Sorgen ledig, die uns unsre verfeinerte Kultur aufb?rdet, um die Begierden, die sie schafft, stillen zu k?nnen.
Am 26. Januar steuerten wir vom Kap Horn ab. Am 13. Februar befanden wir uns 12? westw?rts von der Magelhaensstrasse. Erst am 4. April sichtete Peter Briscoe, ein Diener Banks', im S?den Land. Ich richtete sogleich meinen Kurs dahin und fand, dass es sich um eine eif?rmige Insel handelte, in deren Mitte sich eine Lagune befand. Ich taufte sie deshalb die Laguneninsel. Die kupferfarbigen Bewohner dieser Insel sammelten sich am Strande und trugen grosse Spiesse, mit denen sie aufgeregt hin und her liefen. Um ein Uhr steuerten wir nach Nordwesten und entdeckten eine neue Insel, die ich Thrumbkap nannte. Um drei Uhr fanden wir eine armbrustartige Insel, die bewohnt war; ich hiess sie die Bow-Insel, Bogen-Insel. Am 6. entdeckten wir verschiedene Eilande, die ich die >>Gruppen<< nannte, am 7. die V?gelinsel, am 8. die Ketteninsel, am 10. Maitea, die Kapit?n Wallis zuerst entdeckt und die Osnabr?ckinsel genannt hatte. Am folgenden Morgen fr?h entdeckten wir Otahiti. Um 11 Uhr waren wir so nahe, dass verschiedene K?hne mit Eingeborenen, die Palmzweige mit sich f?hrten, uns anliefen und uns die Zweige als Friedenszeichen ?berreichten. Am n?chsten Morgen um 7 Uhr gingen wir in der Port Royal Bai, die von den Eingeborenen Matavai genannt wird, vor Anker. Die Eingeborenen umringten das Schiff sofort mit ihren K?hnen und brachten uns Kokosn?sse, ?pfel, Brotfr?chte und Fische, die sie uns f?r Glaskorallen und andere Kleinigkeiten ?berliessen. Unter ihnen befand sich Owhah, ein alter H?uptling, den die fr?heren Begleiter des Kapit?ns Wallis, Herr Gore und andere, die mich auf meiner Reise begleiteten, sofort erkannten. Ich lud den alten Herrn an Bord und machte ihm einige Geschenke. Zugleich ordnete ich durch einen Befehl den Verkehr meiner Leute mit den Eingeborenen, um Preisdr?ckereien und anderem vorzubeugen. Haupts?chlich untersagte ich, dass Waren gegen irgend etwas anderes als Lebensmittel umgetauscht werden sollten.
Sobald das Schiff geh?rig gesichert war, ging ich mit den Herren Banks und Dr. Solander unter dem Schutze einer Abteilung Seesoldaten mit unserm Freunde Owhah an Land. Die zahlreich versammelten Eingeborenen liessen uns gr?ne Zweige ?berreichen und erzeigten uns grosse Ehrfurcht. Am n?chsten Tage kamen zwei H?uptlinge an Bord und w?hlten Herrn Banks und mich mit grossem Zeremoniell zu ihren Freunden. Mataha lud uns dann zu sich ein. Weil ich einen bequemeren Hafen zu finden hoffte, liess ich zwei Boote aussetzen und ging mit Banks, Dr. Solander und den andern Herren in Gesellschaft unsrer beiden indianischen Freunde an Bord, um unter der F?hrung der letzteren die Reise anzutreten. Als wir eine Seemeile weit gerudert waren, winkten uns die H?uptlinge an Land zu steuern. Der Zulauf des Volkes war so gross, dass wir uns bald von etlichen hundert Personen umringt sahen. Man geleitete uns sofort in ein stattliches Haus, wo uns Tootahah, der Regent des Landes, begr?sste und mit dem Geschenk wohlriechender T?cher bedachte. Das Tuch, das er Herrn Banks ?berreichen liess, war 33 Fuss lang und 6 Fuss breit. Herr Banks erwiderte das Geschenk mit einem seidenen Spitzenhalstuch und mit einem Taschentuch. Tootahah legte den neuen Staat mit stolzer und selbstgef?lliger Miene an. Doch es ist Zeit, dass ich auch die Damen erw?hne, die uns nach unserer Verabschiedung von dem Oberh?uptling in ihre H?user geleiteten. Sie erwiesen uns alle Aufmerksamkeiten und schienen auch kein Bedenken zu tragen, ihre Gef?lligkeiten allenfalls noch weiter zu treiben. Die H?user hatten keine Seitenw?nde, man blieb also niemals ungesehen. Das hinderte die Sch?nen nicht, auf die Matten zu deuten, sich niederzulassen und uns zu sich hinabzuziehen. Wir beurlaubten uns jedoch von ihnen und gingen der K?ste entlang. Unterwegs begegnete uns der H?uptling Tubourai Tamaide an der Spitze seiner Leute. Wir schlossen sofort einen Friedensvertrag mit ihm ab und folgten dann seiner Einladung zu einem Imbiss.
W?hrend der Tafel erzeigte eine von den Gemahlinnen des H?uptlings, die Tomio hiess, Herrn Banks die Ehre, sich dicht neben ihn zu setzen. Tomio war nicht mehr in der Bl?te ihrer Jugend und Sch?nheit. Aus diesem Grunde bezeigte ihr auch Herr Banks keine besonderen Aufmerksamkeiten. Als ihm unter den Umstehenden ein sehr sch?nes M?dchen in die Augen fiel, winkte er sie heran. Die Sch?ne zierte sich anf?nglich, folgte dann aber der Einladung. Nun beschenkte sie Banks mit Glaskorallen und anderen Kleinigkeiten. Tomio war zwar etwas beleidigt, aber sie blieb ebenso aufmerksam und h?flich gegen ihren Gast wie zuvor. Diese Szene h?tte wohl noch interessanter und r?hrender werden k?nnen, w?re sie nicht durch einen ernsten Zwischenfall gest?rt worden. Dr. Solander und Herr Monkhouse machten n?mlich die unangenehme Entdeckung, dass sie bestohlen worden waren, und zwar war ersterer um ein kleines Taschenperspektiv und letzterer um seine Schnupftabaksdose bestohlen. Dieser Diebstahl verdarb allen die gute Laune. Die Herren beschwerten sich bei dem H?uptling. Und um der Beschwerde mehr Nachdruck zu geben, sprang Herr Banks auf und stiess mit drohender Geb?rde den Kolben seiner B?chse auf den Boden, wodurch er der ganzen Gesellschaft einen solchen Schrecken einjagte, dass sie Hals ?ber Kopf zum Hause hinauslief. Dem H?uptling gelang es binnen kurzem, die gestohlenen Gegenst?nde herbeizuschaffen und ihren rechtm?ssigen Eigent?mern auszuh?ndigen, worauf wir vers?hnt nach dem Schiffe zur?ckkehrten.
Cook wurde von dem ungebildeten Vizek?nig, der sich den Durchgang der Venus als den >>Durchgang des Nordsterns durch den S?dpol<< erkl?rte, aufs ?usserste schikaniert, als Feind behandelt, scharf bewacht und in jeder Weise aufgehalten.
Die >>Weissen<< galten den Mexikanern nicht als die Repr?sentanten der guten G?tter, sondern als die des D?mons. Als solche galten auch Cook und seine Leute den Feuerl?ndern, deren primitive Religion in der Vers?hnung des B?sen bestand, da ja das Gute nicht zu f?rchten war.
Zweites Kapitel.
Die Bewohner von Tahiti. -- Ihre Stehlsucht. -- Wir bauen ein Fort. -- Lustbarkeiten. -- Oberea, die K?nigin, und ihr G?nstling. -- Tootahah, der Regent. -- Ringk?mpfe. -- Seltsame Besuchssitte. -- Freie Liebe.
Am n?chsten Tage ging ich mit den Herren Banks, Dr. Solander und Green an Land, um dort einen Platz f?r ein kleines Fort und unsre Sternwarte aufzusuchen. Wir waren bald ?ber den Platz schl?ssig und steckten auf der nord?stlichen Spitze der Bai die Grenzen ab, wo wir auch ein Herrn Banks geh?riges Zelt aufschlugen. Wie bei allem, was wir taten, so versammelte sich auch diesmal eine grosse Menge Zuschauer um uns, die ohne Waffen gekommen waren. Unter ihnen befand sich auch Owhah, dem ich durch Zeichen verst?ndlich zu machen suchte, dass wir den Platz, den wir abgesteckt hatten, nicht f?r immer, sondern nur f?r die Zeit unseres Aufenthalts beanspruchten. Ich kann nicht sagen, ob er mich verstanden hat. Die Eingeborenen betrugen sich zu meiner Freude gef?llig und ehrerbietig; sie hockten ganz friedfertig ausserhalb des abgesteckten Kreises nieder und schauten uns zu, solange wir arbeiteten.
Wir beschlossen, obwohl uns Owhah durch Zeichen abriet, uns im Innern des Waldes umzusehen. Wir liessen unsere Seesoldaten unter dem Befehl eines Unteroffiziers zur Bewachung des Zeltes zur?ck und begaben uns in Begleitung einer grossen Anzahl Eingeborener in den Wald. Als wir ?ber einen kleinen Fluss setzten, flogen einige Enten auf. Banks schoss und erlegte drei St?ck davon. Der Schuss jagte den Eingeborenen einen solchen Schrecken ein, dass die meisten wie vom Blitz getroffen zu Boden fielen; doch sie erholten sich bald von ihrer Furcht, und wir setzten unsere Reise fort. Pl?tzlich fielen zwei Sch?sse in der Richtung des Zeltes. Wir brachen in grosser Besorgnis so schnell als m?glich dorthin auf und fanden den Platz um das Zelt von den Eingeborenen ger?umt. Der wachhabende Unteroffizier meldete, dass einer der Indianer dem Posten das Gewehr entrissen habe und damit entflohen sei. Man habe ihn verfolgt und erschossen, sonst sei niemand get?tet oder verwundet worden. Wir rechtfertigten Owhah und den H?uptlingen gegen?ber das Vorgehen unserer Leute und bedeuteten ihnen, dass wir niemand ein Leid zuf?gen w?rden, der uns und unsere Leute in Frieden lasse. Wir brachen hierauf das Zelt ab und gingen ?rgerlich ?ber den Vorfall an Bord.
Am folgenden Morgen war der Strand ziemlich leer. Niemand von unsern indianischen Freunden, selbst unser treuer Owhah nicht, liess sich blicken -- Beweis genug, dass man uns grollte. Unter diesen Umst?nden segelte ich n?her an die K?ste und legte das Schiff so vor Anker, dass unsere Kanonen den ganzen nord?stlichen Teil der Bai und insbesondere den Platz bestreichen konnten, den ich zur Erbauung des Forts abgesteckt hatte. Am 17. starb zu unserem gr?ssten Leidwesen Herr Buchan, ein begabter Maler, den Herr Banks mitgenommen hatte, an den Folgen des Abenteuers auf der Terra del Fuego. Aus R?cksicht auf die Eingeborenen begruben wir ihn nicht auf der Insel, sondern wir ?bergaben seinen Leichnam unter grossen Feierlichkeiten der See. Am Vormittag desselben Tages statteten uns Tootahah und Tubourai Tamaide ihren Gegenbesuch ab. Auch brachten sie Geschenke mit, Brotfrucht und ein gebratenes Schwein. Ich machte jedem ein Beil und einen Nagel zum Gegengeschenk. Am Abend gingen wir an Land und schlugen ein Zelt auf, worin Green und ich die Nacht zubrachten, um eine Finsternis des Jupitertrabanten zu beobachten; weil sich aber der Himmel bew?lkte, wurde nichts daraus.
Nach Anbruch des Tages begannen wir mit dem Bau des Forts. Zu meiner Beruhigung machten sich die Eingeborenen dadurch n?tzlich, dass sie die im Walde gehauenen Pfosten und Faschinen herbeischleppten, die ich ihnen ehrlich bezahlt hatte. Kein Baum war ohne ihre Erlaubnis gef?llt worden. Diese R?cksichtnahme auf ihre Eigentumsrechte machte so guten Eindruck, dass der Oberh?uptling Tamaide bei einem Besuch nicht nur seine Familie, sondern auch das Wetterdach eines Hauses und allerhand Bauger?te mitbrachte und erkl?rte, seine Residenz in unserer Nachbarschaft aufschlagen zu wollen. Am 22. veranstaltete Tootahah ein Konzert zu unseren Ehren. Das Orchester bestand aus vier Fl?tisten, die ihr Instrument mit der Nase bliesen, und vier S?ngern, die immer eine und dieselbe Melodie spielten und sangen. An einem Abend lieh Dr. Solander einer von den Frauen Tamaides sein Messer, bekam es aber nicht wieder; am folgenden Morgen vermisste Herr Banks das seinige. Bei dieser Gelegenheit will ich betonen, dass unterschiedslos die M?nner und die Frauen dieses Volkes die gr?ssten Diebe auf Erden sind. Bereits am Tage unserer Ankunft, als uns die Eingeborenen an Bord unseres Schiffes besuchten, waren die H?uptlinge ebenso besch?ftigt unsere Kabinen zu bestehlen, wie ihre Leute die andern Teile des Schiffes. Banks beschuldigte Tamaide, ihm sein Messer gestohlen zu haben. Der Oberh?uptling leugnete feierlich. Banks erfuhr bald, dass sein eigener Bedienter das Messer verlegt hatte, und er beeilte sich, den H?uptling zu vers?hnen.
Am 26. stellte ich sechs Drehbassen im Fort auf, wodurch die Eingeborenen in Furcht gerieten; einige Fischer, die auf der Landspitze der Bai wohnten, verzogen deshalb nach dem Innern der Insel. Am n?chsten Morgen langten zahlreiche K?hne an, und die Zelte im Fort wimmelten von M?nnern und Frauen, die aus allen Teilen der Insel hergekommen waren. Ich hatte an Bord zu tun; allein unser Steuermann Mollineux, der schon einmal mit Kapit?n Wallis in Otahiti war, ging f?r mich an Land. Als er in das Zelt des Herrn Banks trat, fiel ihm sofort eine Frau auf, die mit mehreren andern dort sass. Kaum erblickte er sie, so erkannte er in ihr Oberea, die K?nigin der Insel, die nach dem Zeugnis des Kapit?ns ihm so wertvolle Dienste geleistet hatte. Auch sie erkannte den Steuermann wieder. Oberea war sehr gross, ihre Haut war weiss und ihr Gesicht schien ungemein geistreich und empfindsam. Sie war ungef?hr vierzig Jahre alt und musste in ihrer Jugend sehr sch?n gewesen sein.
Als Banks h?rte, wer sie war, erbot er sich, sie an Bord des Schiffes zu geleiten. Die K?nigin nahm den Vorschlag mit Freuden an und kam mit zwei H?uptlingen und ihren Frauen an Bord, wo ich sie feierlich empfing und mit Geschenken ?berh?ufte. Am besten gefiel der erlauchten Dame eine Kinderpuppe. Alsdann begleitete ich sie an Land, wo wir Tootahah begegneten, der zwar nicht K?nig als Regent, aber mit der h?chsten Gewalt bekleidet war. Es schien ihm wenig zu gefallen, dass wir die K?nigin mit so grosser Auszeichnung behandelten. Und als sie ihre Puppe zeigte, wurde er so eifers?chtig, dass ich ihm, um ihn zu vers?hnen, auch eine Puppe schenken musste, die er sogar einem sch?nen Beile vorzog. Kurz danach fielen die Puppen so im Kurs, dass sie niemand mehr wollte.
Die M?nner, die uns besuchten, pflegten ohne das geringste Bedenken an unserm Tische zu speisen. Die Frauen und M?dchen hingegen waren nie dazu zu bewegen gewesen. Auch heute lehnten sie unsere Einladung ab, verf?gten sich aber in das Speisezimmer der Bedienten, wo sie es sich gut schmecken liessen. Der Grund dieses Betragens blieb uns ein R?tsel. Am n?chsten Morgen erwiderte Herr Banks den Besuch der K?nigin. Es war nicht mehr sehr fr?h, als er erschien. Trotzdem sagte man ihm, dass sie noch unter der Wetterdecke ihres Kahnes schlafe. Er begab sich dorthin in der Absicht sie zu wecken, weil er glaubte, dass er sie durch diese etwas famili?re Art schwerlich beleidigen w?rde. Als er aber in ihre Kaj?te blickte, fand er sie mit Obadec, einem stattlichen jungen Manne von f?nfundzwanzig Jahren, zusammen. Banks wich besch?mt zur?ck. Man gab ihm aber zu verstehen, dass dergleichen Intimit?ten landes?blich seien; ausserdem w?re es kundig, dass Obadec der G?nstling der K?nigin w?re. Zu h?flich, Herrn Banks lange antichambrieren zu lassen, kleidete sich Oberea schnell an und ging dann in seiner Begleitung nach den Zelten.
Kapit?n Wallis hatte eines der Steinbeile der Insulaner nach England gebracht, nach dessen Muster die Admiralit?t ein eisernes Beil verfertigen liess, das ich mitnehmen musste, um den braunen Herrschaften mit unserer Industrie zu imponieren. Als ich Tootahah dieses Beil zum Geschenke machte, um ihn wegen des Forts, das ich mit zwei Vierpf?ndern und sechs Drehbassen bewehrt harte, zu beruhigen, war er von dem Geschenke derart entz?ckt, dass er in der Furcht, das Geschenk w?rde mich reuen, sofort davonlief, um es in Sicherheit zu bringen. Leider wurde uns nebst mehreren andern Gegenst?nden ein Quadrant gestohlen, den wir unter jeder Bedingung haben mussten. Meine Leute setzten daher den guten Tootahah als Geisel gefangen. Zum Gl?ck kam ich rechtzeitig zur?ck, um ihn zu befreien. Wir erhielten die gestohlenen Sachen ausgeliefert. Die Insulaner grollten mehrere Tage, allein es gelang uns, sie wieder vollst?ndig zu vers?hnen. Wir statteten Tootahah einen feierlichen Besuch ab.
Das Volk erwartete uns in so grosser Menge am Strand, dass wir kaum hindurch gekommen w?ren, wenn nicht ein grosser, mit einem Turban bekleideter Mann dagewesen w?re, eine Art von Zeremonienmeister, der mit einem weissen Stock um sich hieb und Platz schuf. Dieser seltsame Herr geleitete uns zum Oberhaupt, indes das Volk uns zujauchzte: >>Tai Tootahah!<<, Tootahah ist euer Freund! Wir fanden ihn gleich einem biblischen Erzvater, umgeben von den ?ltesten seines Staates, unter einem Baume thronend. Ich ?berreichte ihm zu den bedungenen Vers?hnungsgeschenken noch ein Oberkleid von englischem Tuche, das er mit grosser Freude empfing und sofort anlegte, und ein Hemd, das er seinem Zeremonienmeister ?bergab. Dann lud er uns zu einem Wettkampf, einem Ringkampf ein, den er uns zu Ehren veranstaltet hatte. Wir wurden nach einem grossen Platze gef?hrt, der von einem etwa drei Fuss hohen Rohrgitter umgeben und an die Residenz des Oberh?uptlings angebaut war. Tootahah sass in der Mitte der Preisrichter; wir zogen es vor, uns frei umherzubewegen. Als alles bereit war, traten die K?mpfer in den Kreis. Sie waren bis auf ein H?fttuch nackt. Die Anfangszeremonien des Ringkampfes bestanden darin, dass die Ringer in geb?ckter Haltung langsam rund im Kreise herumgingen und dabei die linke Hand auf ihre rechte Brust legten, w?hrend sie mit der rechten Hand den Takt auf ihrem linken Arm schlugen, eine Herausforderung an alle, die mit ihnen ringen wollten. Die direkte Herausforderung bestand noch darin, dass der einzelne Ringk?mpfer seinen Gegner zum Kampfe einlud, indem er die H?nde auf die Brust legte und mit den Ellenbogen wippte. Hatte der Gegner dasselbe getan, so fuhren beide aufeinander los, wobei jeder seinen Gegner regellos zu packen suchte, an den Beinen, an den Armen, um den Leib und selbst an den Haaren, wobei nur die rohe Kraft entschied. Doch musste der Sieger den Besiegten auf den R?cken legen. W?hrend des Ringens tanzten T?nzer einen der charakteristischen monotonen T?nze. Mit Erbitterung wurde nirgends gerungen. Wir konstatierten sogar, dass die Besiegten ?ber ihr Pech lachten und scherzten. Das Wettringen dauerte etwa zwei Stunden. Tootahah lud sich alsdann bei uns im Fort zu Gaste, wozu er ein gebratenes Schwein lieferte. Unsere Auss?hnung mit diesem m?chtigen Manne wirkte wie ein Zauber auf das Volk, das sofort mit vielem Eifer den unterbrochenen Tauschhandel mit uns wieder aufnahm. Doch hielt es nach wie vor schwer, Schweinefleisch zu erhalten. Die Herren Green und Mollineux h?rten bei einem Ausflug, dass die meisten Schweine unserem Tootahah geh?rten. Nunmehr fingen wir an, unsern Freund f?r einen m?chtigen F?rsten zu halten, denn anders w?ren ein solcher Reichtum und eine so unumschr?nkte Gewalt nicht m?glich. Bis jetzt hatten wir Kokosn?sse und Brotfr?chte immer noch mit Glaskorallen eingehandelt. Nun aber begann der Wert dieses Tauschartikels so bedeutend zu fallen, dass wir N?gel auf den Markt brachten. F?r einen vierz?lligen Nagel erhielten wir zwanzig Kokosn?sse und Brotfrucht in demselben Quantum.
Am 9. Mai besuchte uns, zum ersten Male seit dem Streit mit Tootahah, die K?nigin wieder. Oberea kam in Begleitung des H?uptlings Tupia und ihres G?nstlings Obadec, die uns ein Schwein und Brotfr?chte brachten, ein Geschenk, das wir mit einem Beil ausl?sten. Wir hatten inzwischen eine Schmiede im Fort aufgestellt. Der Schmied hatte best?ndig Arbeit, denn die Eingeborenen brachten altes Eisen, woraus ich ihnen neue Werkzeuge schmieden liess. Die K?nigin hatte eine zerbrochene Axt mitgebracht, die ich ihr zu ihrer Zufriedenheit reparieren liess. Alsdann verabschiedete sie sich mit dem Versprechen, nach drei Tagen wiederkommen zu wollen. Unsere Namen richtig aussprechen zu lernen war den Insulanern ein Ding der Unm?glichkeit. Mich nannten sie Tuti, Herrn Hicks Hiti, Mollineux nach seinem Vornamen Bob Boba, Herrn Gore Toora, Dr. Solander Torano, Herrn Banks Tapane, Herrn Green Eteri, den Maler Parkinson Patini und den Unteroffizier Monkhouse, der den Dieb der Muskete erschossen hatte, Matte, was soviel wie Tod bedeutet. Der letztere Umstand liess uns darauf schliessen, dass die Namen, die sie uns gegeben hatten, Worte ihrer eigenen Sprache bedeuteten.
Am 12. Mai, an einem Freitag, statteten uns einige fremde Frauen von Rang einen Besuch ab. Herr Banks sass am Tore des Forts in seinem Boote neben Tootahah und andern vornehmen Eingeborenen, um die Marktgesch?fte zu erledigen. Zwischen 9 und 10 Uhr landete ein grosser Kahn, unter dessen Wetterdach ein Mann und zwei Frauen sassen. Tootahah bedeutete Herrn Banks, den vornehmen Fremden entgegen zu gehen. Bis er jedoch aus dem Boote kam, waren ihm jene schon bis auf dreissig Fuss nahe gekommen. In dieser Entfernung hielten sie still und winkten ihm ein Gleiches zu tun. Hierauf legten sie ein halbes Dutzend B?umchen und andere Pflanzen auf die Erde nieder. Das Volk hatte inzwischen von den Fremden bis zu Banks eine Gasse gebildet. Alsdann brachte der Mann, der ein Diener der vornehmen Frauen zu sein schien, die B?umchen nacheinander Herrn Banks und sprach dazu einige Worte. Der H?uptling Tupia versah das Amt eines Zeremonienmeisters des Herrn Banks; er nahm die Zweige ebenso feierlich an und legte sie ins Boot. Nach dieser Feierlichkeit schleppte der Mann einen grossen Ballen T?cher herbei, ?ffnete ihn und breitete den Inhalt st?ckweise zwischen Banks und seinen G?sten aus, wobei er jedesmal drei T?cher aufeinander legte. Hierauf stieg eine der beiden Frauen, die Ooratooa hiess und die vornehmere war, auf die T?cher, hob ihre Kleider ringsum bis an die H?ften auf und drehte sich mit der unschuldigsten Miene von der Welt feierlich und bed?chtig dreimal im Kreise herum. Alsdann liess sie den Vorhang fallen und trat wieder herunter. Jetzt legte man sechs T?cher und dann neun ?bereinander. Ooratooa wiederholte jedesmal die Zeremonie, der das Volk mit dem feierlichsten Ernste anwohnte. Danach wurde das Tuch sofort aufgerollt und Herrn Banks als Geschenk von der Dame ?berreicht, die mit ihrer Freundin an ihn herantrat und ihn k?sste. Er machte den beiden die auserlesensten Geschenke; die beiden vornehmen Insulanerinnen blieben etwa eine Stunde, dann fuhren sie heimw?rts. Am Abend bekamen die Herren im Fort den Besuch der K?nigin und ihrer Freundin Oteothea, eines sehr sch?nen jungen M?dchens.
Am 13., als der Markt schon um 10 Uhr vor?ber war, erging sich Herr Banks, der seine Kugelb?chse bei sich trug, im k?hlenden Schatten des Waldes. Auf dem R?ckwege traf er Tubourai Tamaide vor seinem provisorischen Wetterhaus und verweilte bei ihm. Dieser nahm die Gelegenheit wahr, nahm Herrn Banks die B?chse aus der Hand, spannte den Hahn und versuchte einen Schuss in die Luft abzufeuern. Zum Gl?ck f?r ihn versagte der Schuss. Banks entriss ihm augenblicklich die B?chse. Da es von h?chster Wichtigkeit war, die Insulaner in der Behandlung des Feuergewehrs in g?nzlicher Unwissenheit zu erhalten, so erging sich Banks dem H?uptling gegen?ber in den f?rchterlichsten Drohungen. Tamaide h?rte den Verweis mit grosser Demut an, allein kaum hatte ihm Banks den R?cken gewendet, so enteilte er mit seiner ganzen Familie in sein Haus zu Eparre. Wir wurden sofort benachrichtigt, und da wir diesen einflussreichen Mann nicht zum Feinde haben wollten, so reisten die Herren Banks und Mollineux noch an demselben Abend nach Eparre ab. Hier fanden sie den Oberh?uptling betr?bt im Kreise seiner Leute sitzen; seine Lieblingsfrau hatte in ihrer Trauer ?ber den Vorfall ihren Kopf mit einem Seehundszahn blutig gestossen. In gleicher Weise hatte die Terapo schon vorher ihrem Schmerze Ausdruck gegeben. Banks beeilte sich also, den H?uptling zu beruhigen und ihm zu versichern, dass er weit davon entfernt sei, ihm zu z?rnen. Tamaide war so froh dar?ber, dass er sofort zur?ckkehrte und zum Zeichen der vollst?ndigen Auss?hnung mit seinen Frauen im Zelte des Herrn Banks ?bernachtete.
Am 4. Juni, an einem Sonntage, hielten wir im Fort Gottesdienst ab, wozu wir den Tamaide und andere vornehme Insulaner einluden. Herr Banks setzte sich mitten zwischen sie, und sie ahmten alles nach, was er tat; sie erhoben sich, setzten sich, knieten nieder, ganz wie er. Als jedoch der Gottesdienst vor?ber war, bezeigten sie kein Interesse daf?r, von uns zu erfahren, um was es sich hier gehandelt habe. Die Insulaner hielten dagegen eine Vesper von besonderer Art ab. Ein junger, sechs Fuss grosser Mensch weihte n?mlich ein junges, etwa zw?lfj?hriges M?dchen in Gegenwart einiger von unseren Leuten und einer grossen Menge Volkes feierlich in die Mysterien des Venuskultes ein. Die ungenierte Art, womit er hiebei zu Werke ging, bewies ganz klar, dass er seine Handlungsweise nicht im geringsten f?r unschicklich und unanst?ndig, sondern f?r eine im Gebrauch des Landes erlaubte und moralische hielt. Unter den Zuschauern befanden sich die K?nigin und viele Frauen von Stand, die sich nicht damit begn?gten, bei dieser Zeremonie die Zuschauerinnen zu spielen, sondern im Gegenteil eifrig bem?ht waren, der Novize Anleitungen zu geben, wie sie sich zu verhalten habe, obschon das M?dchen trotz seiner Jugend der Anleitungen eben nicht sehr zu bed?rfen schien. Ich erz?hle diesen Vorfall, weil er ein nicht unbedeutender Beitrag zur L?sung einer Frage ist, ?ber die die Philosophen schon lange stritten, die Frage n?mlich: >>ob die Scham, die gewisse nat?rliche Handlungen begleitet, ihren Grund in der Natur selbst hat, oder ob sie aus Gebr?uchen entstanden ist<<. Es d?rfte sehr schwer werden zu erkl?ren, wie es kam, dass der Schambegriff bez?glich gewisser Naturakte gerade diesem paradiesisch harmlosen Volke vollst?ndig fehlt.
Ebenso verhielt es sich mit dem Begriff des Diebstahls und seiner Verwerflichkeit. Wir hatten wiederholt bemerkt, dass, sobald uns etwas gestohlen wurde, alle Insulaner schon vor uns davon Kenntnis hatten. In der Nacht vom 13. auf den 14. Juni wurde uns eines von den am Fort aufgestellten Wasserf?ssern gestohlen; am andern Morgen war kein Insulaner, der nicht von diesem Diebstahl gewusst h?tte.
Drittes Kapitel.
Ein Besuch beim Regenten. -- Der Durchgang der Venus. -- Folgen ihres Kults. -- Ein tahitisches Begr?bnis. -- Ein Hundebraten. -- Hoher Besuch. -- Eine Reise um die Insel. -- Lockungen.
Am 27. Juni beschlossen wir, dem Oberh?uptling Tootahah einen Besuch abzustatten, um ihn zur Lieferung einiger Schweine zu veranlassen. Ich ruderte daher fr?hmorgens mit Banks, Dr. Solander und drei andern Herren in der Pinasse ab. Da wir den Weg nach Atahourou, der neuen Residenz Tootahahs, nur zur H?lfte im Boote zur?cklegen konnten, so langten wir erst gegen Abend bei ihm an. Wir fanden ihn in seinem gew?hnlichen Staatsgewand unter einem grossen Baum inmitten seines Volkes thronend und ?berreichten ihm unser Geschenk, das aus einem gelben Frauenunterrock und andern Kleinigkeiten bestand und das er in Gnaden anzunehmen geruhte.
Die Menge des Volkes und der angesehensten H?uptlinge war so gross -- auch die K?nigin war mit ihrem Gefolge erschienen -- dass die H?user nicht alle beherbergen konnten. Wir waren also gezwungen jeder woanders zu logieren. Oberea bot Herrn Banks h?flich einen Platz in ihrem Quartier an. Banks war froh, so gut versorgt zu sein, w?nschte uns gute Nacht und ging mit der K?nigin weg. Nach dem Landesgebrauch legte er sich fr?hzeitig schlafen, und da die Nacht sehr heiss war, so entkleidete er sich. Oberea bestand darauf, die Kleider in ihre eigene Verwahrung zu nehmen, damit sie nicht gestohlen w?rden. Unter dem so m?chtigen Schutze der K?nigin schlief Banks sorglos wie in Abrahams Schoss. Als er um 11 Uhr aufstehen wollte, waren seine Kleider verschwunden. Er weckte also die K?nigin, die sofort Licht machen liess und ihm schwur, ihm die Kleider zu verschaffen. Auch Tootahah, der nebenan schlief und von dem L?rm erwachte, entfernte sich mit der K?nigin, um den Dieb zu suchen, der dem guten Banks nichts weiter zur?ckgelassen hatte als seine Beinkleider und seine Kugelb?chse, die nicht geladen war. Pulverhorn, Pistolen, Rock, Weste usw. waren verschwunden. Nach einer halben Stunde kamen Oberea und Tootahah mit der Nachricht zur?ck, dass sie von dem Diebe keine Spur entdeckt h?tten. Banks, der keine Ahnung von unserem Quartier hatte, machte gute Miene zum b?sen Spiel. Gegen Morgen suchte er uns halb nackt auf. Uns war es nicht viel besser ergangen; mir waren die Str?mpfe gestohlen, einem andern das Wams. Oberea brachte ihrem Gastfreund einen Eingeborenenrock, und in diesem halb englischen, halb indianischen Kost?m ging Herr Banks einher. Nur Dr. Solander, der bei ehrlichen Leuten ?bernachtet hatte, war mit heiler Haut davongekommen. Unsere Kleider waren und blieben verschwunden. Wir hegten deshalb den ziemlich begr?ndeten Verdacht, dass der Diebstahl mit Wissen und Willen der K?nigin und Tootahahs begangen worden war. Wir traten sobald als m?glich den R?ckmarsch zum Boote an und kamen des Abends sp?t nach dem Fort zur?ck.
Lord Morton hatte mir bei meinem Abschiede dringend ans Herz gelegt, den Durchgang der Venus von verschiedenen Orten aus beobachten zu lassen. Green und ich wollten das Ereignis vom Fort aus beobachten. Die erste Expedition unter dem Befehl des Herrn Hicks sollte im Osten der Insel, die zweite unter dem Befehl des Leutnants Gore auf Imao im Westen von Otahiti, einer Insel, die Kapit?n Wallis Herzog-York-Insel nannte, die Beobachtung anstellen. Zu diesem Zwecke stattete unser Astronom Green beide Expeditionen mit den n?tigen Instrumenten aus und unterwies deren Leiter in ihrem Gebrauche. Herr Hicks brach mit seinen Leuten in der Pinasse auf. F?r die zweite Expedition wurde das lange Boot ausger?stet, aber man wurde erst Donnerstag nachmittag fertig. An dieser Expedition nahm auch Banks mit Tamaide und mit Tomio teil, einer Verwandten des K?nigs von Imao. Nachdem die Bootsleute den gr?ssten Teil der Nacht hindurch gerudert harten, gelangten sie an die Insel, wo sie sich vorl?ufig vor Anker legten. Bald nach Anbruch des Tages erblickte man einen indianischen Kahn, den Tamaide anrief, um sich nach einer Einfahrt zu erkundigen. In dieser erblickten sie einen von der Insel etwa 450 Fuss entfernten Korallenfelsen, der f?r ihre Zwecke g?nstig schien. Er war 240 Fuss lang, 60 Fuss breit, und zeigte in seiner Mitte einen Sandflecken, der f?r den Aufbau der Zelte reichte. Man beschloss daher die Sternwarte hier anzulegen. W?hrend Gore und seine Leute die Zelte aufschlugen, ging Banks mit Tamaide und Tomio an Bord des Indianerkahns und fuhr nach der Hauptinsel, um Nahrungsmittel einzutauschen. Bei seiner R?ckkehr fand er die Sternwarte in Ordnung und die Fernrohre befestigt und gepr?ft. Der Abend war sehr heiter. Allein jedermann besorgte, dass der Himmel sich tr?ben k?nne, und so fand keiner den Schlaf. Sobald der Tag anbrach und die Sonne hell und klar aufging, stieg die Aufregung der Beobachter aufs h?chste. Banks w?nschte den Herren Gore und Monkhouse viel Gl?ck und fuhr in Begleitung der Indianer nach der Insel. Um 8 Uhr bemerkte er, dass sich zwei K?hne dem Platze n?herten, den er sich f?r seine Gesch?fte ausgesucht hatte. Man teilte ihm mit, dass die K?hne dem K?nig der Insel, Tarrao, geh?rten, der zum Besuche k?me. Als der K?nig sich n?herte, bildete das Volk eine Gasse vom Strande bis zum Marktplatz, und Seine Majest?t traten hierauf nebst dero Schwester Nuna ans Land. Als sie sich dem Baume n?herten, unter dem Banks hielt, ging er ihnen entgegen und geleitete sie feierlichst zu seinem Platze, wo er ein Tuch ausbreiten und seine G?ste darauf sitzen liess. Der K?nig ?berreichte hierauf Herrn Banks ein Schwein, einen Hund und Fr?chte zum Geschenk, das dieser mit einem Beil, einem Hemd und einigen Glaskorallen erwiderte, womit er Sr. Majest?t und der erlauchtesten Prinzessin viele Freude bereitete. Kurz darauf erschienen Tamaide und Tomio. Diese stellte sich als Verwandte Tarraos vor und ?berreichte ihm einen grossen Nagel und der Nuna ein Hemd zum Geschenk.
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