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Read Ebook: Charles I Makers of History by Abbott Jacob

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Ebook has 484 lines and 56557 words, and 10 pages

Aber ich will beim Anfange beginnen und all das, was in diesem Buch geschrieben ist, will ich so erz?hlen, wie man einen Traum erz?hlt. Und so seltsam es auch dem Leser klingen mag -- all das zusammen ist nur das Buch, um das das kleine Br?derchen mich bat.

Habe ich getr?umt, dass ich geliebt, geheiratet und Kinder bekommen habe? Habe ich getr?umt, dass ich uns?glich gl?cklich und uns?glich ungl?cklich war? Habe ich getr?umt? Oder habe ich wirklich all dies erlebt, das mich an nichts anderes von menschlichem Leben, das in meinen Gesichtskreis gekommen, zu erinnern scheint? Es kommt mir jetzt vor, als st?nde ich in irgend einer unfassbaren Weise -- nicht ?ber, ach, alles andere eher als ?ber -- aber wohl ferne von all dem, und das Einzige, das jetzt zu mir dringt, ist ein Ton der Andacht, so ?berschw?nglich, dass nicht einmal Musik ihn fassen und in greifbarer Weise ausdr?cken k?nnte. Ja, wenn ich einstmals das niedergeschrieben habe, was sich jetzt seinen Weg zu den unbeschriebenen Bogen sucht, die eines Tages vielleicht ein Buch bilden werden, glaube ich hoffen zu k?nnen, dass die Erz?hlung selbst mir den Leitfaden geben wird, um das R?tsel zu l?sen, das mich jetzt qu?lt und beunruhigt: was in meinem Leben Traum gewesen und was Wirklichkeit.

Es ist n?mlich nicht nur der Kummer, der mich dr?ckt. Es ist auch ein Wundern ?ber das, was geschehen, dasselbe Wundern, das sich auf dem Grunde alles bewussten Lebens regt. -- -- --

Ich erinnere mich in diesem Augenblick, wie ich eines Abends in das Zimmer meiner Frau kam und sie gr?belnd fand, mit einem aufgeschlagenen Buch vor sich. Sie las nicht in dem Buche, und ihr Gesicht dr?ckte Unzufriedenheit aus.

Ich beugte mich ?ber ihre Schulter und sah, dass sie in der Bibel gelesen hatte. Das Buch lag beim ersten Buch Mosis aufgeschlagen, und auf meine Frage, was sie gelesen, wies sie bloss auf ein paar Zeilen, die ich noch zu unterst auf einer Seite lesen zu k?nnen vermeine. -- Und ich las die Worte:

Verflucht sei die Erde um deinetwillen ... Mit Schmerzen sollst du deine Kinder geb?ren.

>>Ist das nicht gr?sslich?<< sagte sie. >>Ich erinnere mich nicht, ob ich mit Schmerzen geboren habe. Ich habe nie daran gedacht.<<

Sie erhob sich und ging zu einem kleinen Bettchen, das quer hinter unseren eigenen Betten stand, und sie beugte sich hinab ?ber ein rundes, bl?hendes, schlafendes Kindergesicht, dessen Lippen sich saugend regten, als l?ge der Knabe an der Mutterbrust.

>>Habe ich Dich in Schmerzen geboren?<< sagte sie wie zu sich selbst. >>Nein, in Gl?ck habe ich Dich geboren, in Gl?ck und Jubel, ein Gl?ck, so namenlos gross, dass ich es nie gewusst habe, bis jetzt.<<

Sie zog mich hinab aufs Sopha und lehnte ihren Kopf an meine Schulter, schmiegte sich in meine Arme, als wollte sie dort Schutz vor allem Ungemach und Schmerz der Welt finden. Ohne ihre Stellung zu ?ndern, streckte sie die Hand aus und schlug das Buch zu.

>>Das ist ein dummes Buch,<< sagte sie. >>Ich habe mich nie darauf verstanden.<<

>>Das ist es wohl nicht,<< sagte ich l?chelnd.

>>Das hast Du selbst gesagt,<< sagte sie und richtete sich zur H?lfte auf.

>>Ich? Nie!<<

>>Nun, dann hast Du etwas anderes gesagt.<<

Sie beugte sich wieder hinab.

>>Ich erinnere mich nicht. Ich weiss nur, dass ich denken will wie Du, glauben wie Du, sein wie Du. Denn Niemand ist wie Du, Niemand auf der Welt.<<

Auf solche Worte kann kein Mann antworten. Man braucht sie nicht abzuwehren, denn sie sind nicht als Rauchopfer der Eitelkeit gedacht. Sie kommen wie eine Liebkosung, so wie wenn ein Mann seine Frau ansieht und sagt: >>Es giebt f?r mich kein Weib ausser Dir.<< Meine Frau fuhr auch nach einer Pause, so kurz, dass ich sie kaum gemerkt hatte, fort:

>>Ich habe Dir gewiss noch nie daf?r gedankt, dass Du mich gelehrt hast, zu glauben, wie Du glaubst, aber ich bin so froh, dass Du es gethan. Du kannst es nicht so f?hlen, wie ich es f?hle. Du kannst es nie so f?hlen. Jeder Tag, der vergeht, macht mich reicher. Jede Stunde scheint mir erf?llt von meinem Gl?ck. Es ist so merkw?rdig, mir jetzt zu denken, dass ich einmal, als ich um vieles j?nger war, mich sehnte, sterben zu k?nnen, um in den Himmel zu kommen. Was meinte ich da, und wonach sehnte ich mich? Ich glaube, ich habe es vergessen, als w?re es nie gewesen. Das Einzige, was ich fr?her manchmal schwer empfand, war, dass ich niemals meinen Vater wiedersehen sollte, der tot ist. Aber jetzt kommt es mir vor, dass ich nichts anderes verlange, als mit Dir und den Knaben leben zu k?nnen. Ich w?rde nicht w?nschen, dass es etwas anderes g?be als das Leben, das Du und ich leben durften. Ich will mit Dir leben, bis die Knaben gross sind und hinausziehen. Dann wollen wir zusammen altern -- Du und ich -- und etwas anderes kann ich mir nicht denken.<<

>>Glaubst Du nicht an irgend eine M?glichkeit eines anderen Lebens?<< fragte ich.

Sie sch?ttelte mit einer energischen Geberde den Kopf.

>>Nein,<< rief sie aus, >>ich will nichts anderes als das, was ist. Ich will einmal in der Erde unter einem sch?nen Blumenh?gel schlafen. Das ist Alles f?r mich, und darum bitte ich Gott jeden Abend.<<

Sie betete jeden Abend zu Gott, und sie glaubte nicht an ein unsterbliches Leben. Ich wusste es, und f?hlte aufs Neue das Wunderbare in diesem, ihrem eigenen R?tsel, das f?r sie bloss nat?rliche Wirklichkeit war. Ich streichelte ihre Schulter, um sie wissen zu lassen, dass ich geh?rt und verstanden hatte, und mit einem pl?tzlichen Uebergang fragte sie:

>>Glaubst Du an etwas anderes?<<

>>Ich glaube weder, noch glaube ich nicht.<<

Sie wiederholte meine Worte ganz tonlos, obgleich sie sie schon mehrere Male zuvor geh?rt, wiederholte sie, als enthielten sie etwas ganz Unfassbares, und rief pl?tzlich:

>>Dann hast Du Dich ver?ndert.<<

>>Das glaube ich nicht.<<

>>Ja, das hast Du. Wie h?tte ich sonst glauben k?nnen, dass das Leben mit dem Tode zu Ende sei? Du hast es mich gelehrt. Warum willst Du jetzt nicht glauben, wie ich?<<

Bei ihren Worten flog eine Erinnerung durch meine Seele. Ich sah sie und mich auf einem schmalen Pfad unter den hellen Birken der Sch?ren wandeln. Ueber uns funkelten des Himmels Sterne, und zu unseren F?ssen zitterte im Grase der matte Lichtschein aus den Fenstern unseres ersten Sommerheims. Ich vermeinte noch die Worte h?ren zu k?nnen, die in der Stille des Abends zwischen uns gefl?stert wurden, Worte vom Leben und vom Tode, von Gott und dem Kommenden, diese Worte, die von unserem ersten Liebesrausch Ernst und Glut empfingen. Ich erinnerte mich, dass sie es war, die fragte, und ich antwortete. Ich erinnerte mich, dass sie tief betr?bt und stumm wurde, w?hrend sie ?ber meine Antwort nachdachte, und als nun diese Erinnerung durch meine Seele zog, mit einer Deutlichkeit, die keine Worte wiederzugeben verm?gen, war es mir, als m?sste das, was ich damals gesagt, sie in ganz anderer Weise getroffen haben, als ich eigentlich gemeint, und ich f?hlte einen Stich im Herzen, als h?tte ich, ohne es zu wollen, ihr etwas zu Leide gethan.

Sie unterbrach mich, indem sie sagte:

>>Ich kann das nicht fassen, das, weder zu glauben, noch nicht zu glauben. Ich muss eines von Beiden thun.<<

Sie sprach diese Worte mit einem Ton aus, als b?te sie mich, ihr nicht zu widersprechen, und ich that es auch nicht. Ich behielt bloss in mir die Stimmung der lichten Insel unserer Jugend und wunderte mich dar?ber, dass ich die ganze Zeit die Sterne durch das Laubwerk der Birken zu sehen meinte.

Meine Frau hatte sich, w?hrend wir sprachen, erhoben und stand wieder neben dem kleinen Bette. Mitten im Gespr?che hatte sie gemerkt, dass der Kleine sich bewegte. Sie hob ihn empor, nahm ihn in ihre Arme in jener sicheren, sch?tzenden Art, wie nur M?tter es k?nnen, und legte ihn an die Brust. Ihr Gesicht strahlte, als sie sah und f?hlte, wie er ihre Milch mit jener unbeschreiblichen Ruhe sog, die das Vorrecht des Kindes ist.

Wovon wir eben gesprochen und was ich jetzt sah, verschmolz in eigent?mlicher Weise in meinem Gef?hl zur Einheit, und ich erinnerte mich der Worte, die den Anfang des kurzen Gespr?chs gebildet hatten. Lange sass ich und dachte an das, was ich sagen wollte. Ich dachte an die grausamen Worte: >>Verflucht sei die Erde um Deinetwillen<< und an den Zusatz an die arme Erde: >>Dornen und Disteln sollst Du tragen.<< Das Gef?hl dessen, was ich besass und was ich sah, war mir so ?berm?chtig, dass ich f?rchtete zu sprechen, nur um meine Bewegung nicht durch Thr?nen zu verraten, und gleichzeitig versuchte ich, meine eigenen Gedanken davor zur?ckzuhalten, die Form des Worts anzunehmen, um meiner Frau nicht pathetisch zu erscheinen.

Endlich nahm ich die Bibel in die Hand und legte sie weg.

>>Du hast Recht,<< sagte ich, >>und das harte Wort hat Unrecht. Da sollte stehen: >Gesegnet sei die Erde um Deinetwillen. Trauben und Rosen soll sie tragen.<<<

Und nachdem ich dies gesagt, beugte ich das Knie und lehnte die Stirn zugleich an mein Weib und an mein Kind. Mit der Hand, die sie frei hatte, strich sie mir ?bers Haar.

>>Ach! Wir waren jung damals, jung und sehr gl?cklich.<<

Ich habe bis jetzt nicht den Namen meiner Frau genannt, und es f?llt mir noch schwer, es zu thun. In meinen Gedanken nenne ich sie zuweilen Mignon, weil dieser Name der einzige ist, unter welchem ich sie sehen kann, so wie sie kam und ging. Was weiss ich im Uebrigen, ob ich jetzt sie selbst male oder die Erinnerung, die sie zur?ckgelassen? Ist ein Mensch das, was er Jenen zu sein scheint, die ihn nicht so gesehen, wie vielleicht bloss Einer ihn zu sehen vermag? Ist er nicht vielmehr in seinem innersten Wesen gerade das, was bleibt, nachdem das Aeussere und Zuf?llige verblasst ist? Ist es nicht m?glich, dass das, was Mancher Idealisierung nennt, eigentlich die innerste Aehnlichkeit ist, die, welche einmal in einer Welt, die kein menschliches Auge erreicht, unser wirkliches Ich werden wird, Allen sichtbar?

Sie war klein von Gestalt und zart, und als ich sie zum ersten Mal sah, war es bei einer fl?chtigen Vorstellung auf der Strasse beim Schein einer Gaslaterne. Als ich sie verlassen hatte, blieben mir ein paar wunderbar grosse und tiefe Augen in der Erinnerung. Im Uebrigen erinnerte ich mich nur an einen schwarzen Pelzkragen, ein paar lange schwarze Handschuhe und den Druck einer Hand, die einen pl?tzlichen und starken Eindruck von etwas Aufrichtigem, Wachem und Wahrem hervorrief. Sonst erinnerte ich mich an ihr ganzes Aussehen so wenig, dass ich ein paar Tage sp?ter an ihr vorbei ging, ohne sie zu erkennen. Und doch hatten mir diese Augen keine Ruhe gelassen, sie waren immer wieder vor meiner Phantasie aufgetaucht, gleichzeitig strahlend und schmerzgebunden, etwas zugleich Lebenverlangendes und Andachtsvolles bergend. Wenn je ein paar Augen eine Seele gespiegelt haben, waren es die ihren.

Wenn ich an Alles denke, was ich durch meine Frau erlebt habe, weiss ich, dass durch all die bunten Lebensjahre meines Daseins Niemand mich so wie sie gelehrt hat, das Gef?hl f?r das Religi?se beizubehalten. Ich glaube jedoch nicht, dass ich sie je das Wort Religion habe nennen h?ren, und man h?tte sie sicher narren k?nnen, Abraham mit dem Apostel Paulus zu verwechseln. Aber Alles, was sie mit ihrem Denken oder F?hlen umfasste, wurde ihr in irgend einer besonderen Weise heilig. Ihr Wesen war Z?rtlichkeit, und das Leben, das sie leben wollte, war ein Fest, ein Fest, bei dem ihr Gef?hl f?r den Wert und die Heiligkeit des Lebens keinen Misston ertragen konnte. Aber Alles, was in ihr stark und lebendig war, war zu gleicher Zeit gebrechlich und spr?de. In der Tiefe ihrer Seele war eine Ganzheitsanbetung, die das Leben nicht ertrug, weil sie auf einem h?heren Plan zu stehen schien als das Leben selbst.

Wir waren viele Jahre verheiratet gewesen, als sie eines Tages zu mir sagte, pl?tzlich, unvorbereitet und ohne ?usseren Anlass, sowie ihre st?rksten Gef?hle immer kamen:

>>Du darfst mich nie, nie f?hlen lassen, dass Etwas zwischen mir und Dir alt und gewohnt geworden ist. An dem Tage, wo das geschieht, will ich sterben.<<

Wie viele Frauen haben nicht dasselbe gesagt, und wie Viele haben nicht gelebt, um nachher ?ber ihre eigenen Worte zu l?cheln! Ich habe einmal von einer Frau geh?rt, die zu einem Manne sagte:

>>Glaubst Du nicht, dass es einige Frauen geben kann, die das f?hlen, was alle Frauen sagen?<<

Ich erinnere mich, dass dies mir bei den Worten meiner Frau in den Sinn kam und dass ich in dem Gef?hl ihrer Wahrheit zur Antwort nur ihre Hand dr?ckte. Ich begriff, dass das, was sie gesagt, ihr tiefster Ernst war, und ich wusste, dass hier das Wort Sentimentalit?t nicht am Platze war. Aber ich sah auch, dass sie ein Wort von mir erwartete, das ihr etwas sagte, und darum antwortete ich:

>>Glaubst Du nicht, dass etwas alt und gewohnt werden kann, ohne darum an St?rke, Freudigkeit und Heiligkeit einzub?ssen?<<

Sie sah mich mit grossen Augen an, als wollte sie auf den Grund meiner Seele sehen. Dann ging sie auf mich zu und k?sste mich, und ich merkte, dass ihre Augen feucht waren, w?hrend ich f?hlte, wie ihre ganze Gestalt sich zu der meinen neigte, in einer einzigen grossen Z?rtlichkeit.

>>Lass es dann alt und gewohnt werden,<< sagte sie. >>Ich sehne mich darnach, dass es so wird.<<

Nicht ein Wort mehr wurde gesprochen. Aber den ganzen Tag sah ich, dass sie wie in stillem, stummem Jubel umherging. Am Nachmittag war sie draussen im Garten, und ich h?rte von meinem Fenster, dass sie allein sang, mit vollen, glockenreinen T?nen.

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