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Read Ebook: The Long Necked Bottle by Brown Paul Cameron Vlakos Jon Illustrator

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Ebook has 501 lines and 113186 words, and 11 pages

The Long Necked Bottle

Paul Cameron Browne

Illustrated by Jon Vlakos

Swamp Press Mcmlxxx

Copyright Paul Cameron Brown

The River Cuts A Channel

People with money but no fortune or stomach for the life of an albatross, watch him soar on self-made wings, fetch the dingy redness of morning's first catch with a long necked bottle he calls the captain

Chinatown-I

As they are crawling up to you think of Angor Wat the sweating walls cold in stone steam broiling in the jungle; or, that most ancient of men, the Chinese beggar the thin rinds of his skin like scented apples or kimonos slipped off to dry

Clandestine Operation

The most appropriate comment, besides pig knuckles on racks & rabbits skewered on prongs or the Chinese lettering playing tricks with your Occidental eyes, is the Breakfast at Tiffany's approach to suffering-- that ambience of egg rolls & fortune cookies dashed aside with mild dosages of rose-petal tea amid such trappings and parodies of the human experiment left stammering in the too crowded sun

Colophon

The End

Werfen wir einen Blick auf die Ereignisse, die einen so m?chtigen Einfluss aus?bten. Das wichtigste Thema der mittelalterlichen Geschichte ist der Papst. Er ist der m?chtige Beherrscher dieser fr?hen Jahrhunderte, er bewegt alle ihre Kr?fte und lenkt, wie der Donnergott, mit einem Wink seiner Hand ihre Schicksale. Mit einem Wort, die ganze Geschichte des Mittelalters ist die Geschichte der P?pste. Ihre un?berwindliche Herrschsucht, ihre nie versagenden Mittel voller Scharfsinn und Weisheit -- Folgen ihres hohen Alters -- ihr Despotismus und der Despotismus der zahllosen Legionen einer m?chtigen Geistlichkeit -- dieser eifrigen Untertanen des geistlichen Oberhaupts, die alle Enden der Welt, wo das Zeichen des Kreuzes eingedrungen war, mit st?hlernen Fesseln an sich banden -- das ist eine so ungeheure Erscheinung, die einzig in ihrer Art ist und die sich niemals wiederholt hat. Ich will nicht von den Missbr?uchen und der unertr?glichen Schwere dieser Fesseln des geistlichen Despoten sprechen. Wenn wir tiefer in diese grossartige Erscheinung eindringen, werden wir in ihr die wunderbare Weisheit der Vorsehung erkennen, h?tte diese allbezwingende Macht nicht alles in ihre H?nde gebracht, h?tte sie die V?lker nicht nach ihrem Willen gelenkt und angetrieben, so w?re Europa zerbr?ckelt, und das gemeinsame Band h?tte gefehlt; wahrscheinlich w?ren einzelne Staaten zu Macht und Ansehen gelangt und dann pl?tzlich wieder in Verfall geraten und zugrunde gegangen, andere h?tten ihre Unkultur zum Schaden ihrer Nachbarn nicht aufgegeben, die Bildung und die Entwickelung der Volksseele h?tte sich ungleichm?ssig vollzogen; an einem Ende h?tten Kultur und Sitte Fuss gefasst, w?hrend am anderen barbarische Finsternis ihr Wesen getrieben h?tte. Europa h?tte sich nicht in sich festigen, und nie in ein Gleichgewicht kommen k?nnen, durch das es sich heute so wunderbar erh?lt. Es w?re weit l?nger in einem chaotischen Zustande verblieben und h?tte sich nie durch die st?hlerne Macht des Enthusiasmus zu einem gewaltigen Bollwerk erhoben, das den Eroberern aus dem Osten durch seine Festigkeit standzuhalten vermochte; ohne diese grossartige Erscheinung h?tte Europa vielleicht ihrem Ansturm nachgegeben, und statt des Kreuzes w?re der mohammedanische Halbmond auf seinen Zinnen aufgepflanzt worden. Wenn wir die wunderbaren Wege der Vorsehung betrachten, so beugen wir unwillk?rlich unsere Knie. Es ist, als sei den P?psten die Macht eigens dazu gegeben worden, damit sich die jungen Staaten w?hrend dieser Zeit kr?ftigen und befestigen k?nnten; damit sie erst lernen sollten, sich selbst unterzuordnen, um dann sp?ter, als sie das notwendige Alter erreicht hatten, auch andere zu beherrschen, und damit sie ihre Energie entwickeln konnten, ohne die das Leben der V?lker farblos und kraftlos ist. Kaum waren die V?lker imstande, sich selbst zu regieren, da begann auch die Macht des Papstes pl?tzlich zu schwanken und zu zerfallen, als h?tte sie ihre Mission erf?llt und w?re ?berfl?ssig geworden, ungeachtet aller Anstrengung und des heissen Wunsches, die sinkende Macht festzuhalten. In dieser Beziehung war die p?pstliche Macht dem Ger?st, den Tragbalken eines Geb?udes vergleichbar; anf?nglich sind sie h?her und erscheinen wichtiger als der Bau selbst, aber sobald dieser eine gewisse H?he erreicht hat, werden sie als ?berfl?ssig abgetragen.

Der Gedanke an das Mittelalter verbindet sich unwillk?rlich mit dem an die Kreuzz?ge -- diese ausserordentliche Erscheinung, die sich wie etwas Gigantisches von den anderen wunderbaren und ungew?hnlichen Begebenheiten abhebt. Wo und in welcher Zeit finden wir etwas, was ihnen an Originalit?t und Gr?sse gleichk?me? Das ist kein Krieg um ein geraubtes Weib, kein Erzeugnis des Hasses zweier unvers?hnlicher Nationen, nicht der blutige Kampf zwischen zwei habs?chtigen Herrschern, zwei uners?ttlichen Eroberern um eine Krone oder einen Fetzen Landes, ja nicht einmal ein Krieg f?r die Freiheit und Unabh?ngigkeit eines Volkes -- o nein -- keine Leidenschaft, kein egoistischer Wunsch, kein pers?nlicher Vorteil ist die Triebfeder dieser K?mpfe; alles ist nur von dem einzigen Gedanken erf?llt: das Grab des g?ttlichen Heilandes zu befreien. Von allen Enden Europas str?men die V?lker, Kreuze vor sich hertragend, zusammen, K?nige und Grafen in schlichten Bussgew?ndern stellen sich an die Spitze, bewaffnete M?nche treten in die Reihen der Krieger, Erzbisch?fe und Einsiedler befehligen, das Kreuz in H?nden, zahllose Truppenmengen -- und alle st?rmen sie fort zum Kampf f?r ihren Glauben. Die Macht einer Idee umfasst alle V?lker. Liegt nicht etwas ganz Grosses in diesem Gedanken? Mit Unrecht nennt man die Kreuzz?ge ein sinnloses Unternehmen. W?re es nicht merkw?rdig, wenn der J?ngling schon gleich die Sprache des reifen Mannes spr?che? Sie waren das Produkt der damaligen Zeit, und des damaligen Zeitgeistes. Dies Unternehmen war die Tat eines J?nglings -- aber eines J?nglings, der ein geborenes Genie war. Was f?r unz?hlige, wunderbare, unvorhergesehene Folgen haben die Kreuzz?ge gezeitigt! Die ganze Masse musste erzogen und gebildet werden, sie musste die Welt kennen lernen, die ihr zum Teil verborgen blieb, weil die Geistlichkeit davor stand, und die ganze Masse st?rzt sich in einen andern Weltteil, dorthin, wo die erl?schende arabische Kultur danach strebt, ihr ihre Flamme zu ?bergeben: ganz Europa streift in Asien herum. Sind wir nicht berechtigt, uns zu wundern! Gew?hnlich ist es irgendein Fremder, der aus einem kultivierten Lande kommt und die Aufkl?rung und die ersten Kenntnisse in ein unbekanntes Land tr?gt, er bringt den Wilden allm?hlich eine gewisse Bildung bei -- doch dieser Prozess vollzieht sich langsam und ungleichm?ssig. Hier dagegen sehen wir das Gegenteil; hier kommt das Volk als ganze Masse, um sich die Bildung zu holen, und obgleich es lange im fremden Lande verweilt, verschmilzt es nicht mit seinen Lehrern, nimmt weder deren Luxus noch deren Laster an, bewahrt seine Urspr?nglichkeit und kehrt auch nach Aneignung vieler asiatischer Gebr?uche nicht als Asiate sondern als Europ?er nach Europa zur?ck. Ich will mich gar nicht einmal ?ber die anderen Folgen, wie z. B. die Ver?nderungen in der feudalen Verwaltung und Regierung auslassen, die ohne andauernde Entfernung vieler kr?ftiger M?nner aus dem Lande nicht m?glich gewesen w?ren.

Aber werfen wir einen Blick auf die anderen Ereignisse, die die mittelalterliche Geschichte ausf?llen. Wenn sie auch im Vergleich mit den Kreuzz?gen nur Erscheinungen zweiten Ranges sind, so sind sie doch nichtsdestoweniger von wunderbarem Reiz und verleihen dem Mittelalter einen gewissen phantastischen Glanz -- sie sind ein Produkt einer herrlichen Jugend, die noch von ganz grossen und starken Hoffnungen erf?llt ist, einer unvern?nftigen Jugend vielleicht, die aber auch in ihrer Unvernunft etwas Bezauberndes hat. Wir wollen die Begebenheiten in chronologischer Reihenfolge betrachten.

Beginnen wir mit jener glanzvollen Zeit, als die Araber -- diese Zierde der morgenl?ndischen V?lker -- auf dem Schauplatz erschienen. Sie verdanken ihre ganze glorreiche Existenz einem einzigen Menschen und der von ihm gestifteten Religion, einer Religion, so reich wie die N?chte und Abende des Orients, so ?ppig wie die Natur an den Ufern des Indischen Ozeans, so erhaben und gr?blerisch, wie nur die gewaltigen W?sten Asiens sie hervorbringen konnte. Mit unerh?rter Schnelligkeit errichten diese braunen Turbantr?ger ihre Kalifate an drei verschiedenen Enden des Mittell?ndischen Meeres. Ihre Phantasie, ihr Geist und alle ihre F?higkeiten, mit denen die Natur die Araber so reichlich beschenkte, entwickeln sich vor den Augen des erstaunten Okzidents und pr?gen sich in verschwenderischer F?lle in ihren Pal?sten, Moscheen, G?rten, und Font?nen aus, und zwar ebenso pl?tzlich wie in ihren M?rchen, die nur so von Perlen und Edelsteinen orientalischer Poesie strotzen. Noch ein Jahrhundert, und schon ist es verschwunden, dieses aussergew?hnliche Volk, so dass wir uns staunend fragen: hat es wirklich gelebt und existiert oder war es nur eine Sch?pfung unserer Phantasie?

Wie wunderbar und voll von Widerspr?chen ist ferner das Erscheinen der Normannen, dieses Volkes, das der z?rnende Norden w?tend aus seinen Eisfeldern hervorschleuderte! Eine Handvoll k?hner M?nner, denen der d?stre Odin und die Schneeberge Skandinaviens auf den Fersen zu folgen scheinen, breiten panischen Schrecken ?ber ganze gewaltige Staaten und Reiche aus. Gef?hrt von ihren K?nigen, kommen ihre beweglichen K?nigreiche auf dem n?rdlichen Eismeer dahergeschwommen und alles sinkt nieder vor diesen wenigen, im Strom, im Wellengang, in der furchtbaren Armut Skandinaviens und ihrer wilden Religion gest?hlten Fremdlingen.

Auch die gewaltigen Eroberungsz?ge und die weite Verbreitung der mongolischen V?lker war beinah etwas ?bernat?rliches. Die inneren grenzenlosen Gefilde Asiens, bis dahin den Augen aller V?lker verborgen, leuchteten pl?tzlich in schrecklicher Majest?t auf, diese endlosen Steppen, Seen und ungeheuren W?sten, wo sich alles in einer unermesslichen Breite und in unendlichen Ebenen verl?uft, wo der gewaltige Fl?chenraum durch das vereinzelte Auftreten von Menschen nur noch riesenhafter und elementarer wirkt. Diese Steppen, die von baumhohem Gras oder flutenden Kornfeldern bedeckt sind, die keines Menschen Hand je ges?et und geschnitten hat, diese Steppen, wo Rinder und Rossherden weiden, die von Urzeiten her noch niemand gez?hlt hatte und deren wahre Anzahl selbst ihren Besitzern unbekannt blieb, diese Steppen erblickten eines Tags einen Tschingis-Chan, der angesichts seiner kleinen, schlitz?ugigen, plattnasigen und breitschulterigen Mongolen das Gel?bde ablegte: die Welt zu erobern -- und das menschenreiche Peking wird im Lauf eines Monats ein Raub der Flammen, ein Millionenvolk wird von mongolischen Pfeilen niedergestreckt, und der K?nig der Tungusen geht mit Hunderttausenden seiner Untertanen auf einem festgefrorenen See zugrunde, die Rinderherden werden bis an die Grenzen Indiens getrieben, und ganze Scharen von Rossherden irren an den Ufern der Wolga herum. Mit einem Worte: es ist, als ob sich in diesen Eroberungsz?gen die ganze ungeheure Gr?sse Asiens spiegelte. Eine so rapide ?berflutung hat weder die alte noch die neue Geschichte je gesehen.

Ich will hier nicht von dem bedeutenden Handelszentrum Venedig reden, diesem kleinen Fleckchen Erde, das von einer einzigen Stadt eingenommen wurde; eine Stadt, eine einzige Stadt, die keinem Reich angeh?rte, presste der ganzen Welt ihr Gold aus, und ihre k?niglichen Kaufleute ?bertrafen mit ihren Schiffen, die stolz alle Meere durchkreuzten, mit ihren Pal?sten am Adriatischen Meere den Ruhm so manches Monarchen. Diese Erscheinung halte ich nicht f?r aussergew?hnlich und einzig dastehend. Sie wiederholt sich h?ufig in der Geschichte, wenn auch mit Abweichungen und in mancherlei anderer Form. Unvergleichlich viel origineller ist das Leben in Europa w?hrend der Kreuzz?ge und nach ihnen, in jener Zeit, wo die Grenzen der Staaten noch unklar und unbestimmt waren; wo der K?nigstitel noch ein Name ohne viel Bedeutung war und wo es noch Millionen von Grundbesitzern gab, die in ihren L?ndern wie kleine Selbstherrscher regierten, wo ganz Europa von uneinnehmbaren Schl?ssern mit T?rmen und Zinnen und von trotzigen Festungen ?bers?et war, wo sich die Kraft der Ritter durch den best?ndigen Kampf und die ewigen Fehden ins ?bermenschliche, L?wenhafte steigerte, als sie sich vom Kopf bis zu den F?ssen in Eisen h?llten, dessen Last trugen, die vordem kein Mensch h?tte heben k?nnen, und wo Stolz und Trotz sich zu einem rohen Unabh?ngigkeitsgef?hl entwickelte. Man sollte glauben, dieser rohe Mut h?tte die Seele abh?rten und erstarren lassen und sie ebenso gef?hllos machen m?ssen, wie ihre undurchdringlichen Panzer. Aber wunderbarerweise wurden diese wilden M?nner gez?hmt und geb?ndigt durch eine Erscheinung, die in schroffstem Widerspruch zu ihren Sitten stand: durch die allgemeine und grenzenlose Verehrung der Frauen. Die Frau wird im Mittelalter zur Gottheit; ihr zuliebe werden Turniere veranstaltet und Lanzen zerbrochen, ihr rotes oder blaues Band flattert am Helm oder Panzer und fl?sst ?bernat?rliche Kr?fte ein; um ihretwillen bezwingt auch der wildeste Ritter seine Leidenschaften und b?ndigt sie machtvoll wie seinen arabischen Hengst; ihr zuliebe legt er sich wundersame Gel?bde auf, die an Strenge und H?rte gegen sich selbst nicht ihresgleichen haben, und dies alles nur um der hohen W?rde teilhaftig zu werden, vor seiner Gottheit in die Knie sinken zu d?rfen. Noch bewunderungsw?rdiger aber als diese begeisterte Liebe ist ihre Wirkung auf die Sitten. Die Vornehmheit der europ?ischen Gesinnung ist die Folge dieser Liebe. Das Wanderleben, das jedem einzelnen Tausende von Erfahrungen und Abenteuern eintrug und ganz Europa in eine bewegte auf und ab wogende Hauptstadt verwandelte, hat sp?ter in den Europ?ern den Durst nach Entdeckung neuer Welten rege gemacht. Die immerw?hrenden Fehden und Kriege, die st?ndige Unsicherheit der Lebensverh?ltnisse, haben nicht etwa wie das gew?hnlich in den Geschichtsperioden zu geschehen pflegt, in denen der Luxus die Wunden sittlicher Gebreste der V?lker zerfrisst, wo die Uners?ttlichkeit des pers?nlichen Vorteils, Gemeinheit, Schmeichelei und die Sucht nach verfeinerten Lastern hervorruft, den allgemeinen Geisteszustand und die Spannkraft der Europ?er geschw?cht, nein, sie haben sie noch gest?hlt und entwickelt.

Die Laster der kultivierten V?lker wagten es nicht, den europ?ischen Ritterstand anzutasten. Fast scheint es, als h?tte die Vorsehung ununterbrochen ?ber ihn gewacht und ihn mit der Sorgfalt eines treuen Erziehers unabl?ssig beh?tet und gesch?tzt. Zugleich mit dem Aufkommen des neuen Luxus und Lebenskomforts, der durch Venedig und die Hansa in Europa eingef?hrt wurde und die Ritter immer mehr ihren Gel?bden und ihrem strengen Leben entfremdete, ihre Genusssucht sch?rte und ihren religi?sen Enthusiasmus schw?chte, begannen sich merkw?rdige Verb?nde, wie man sie nie vorher gekannt hatte, zu bilden, die als strenge Richter, als unerbittliches Gewissen ?ber die V?lker Europas wachten. Nie weiss die Geschichte von Gesellschaften zu berichten, die untereinander mit so unl?sbaren Banden verkn?pft waren, wie diese geistlichen Ritterorden. Jede T?tigkeit um des eigenen Vorteils oder der eigenen Existenz willen, die doch sonst immer der Zweck aller Verb?nde ist, lag ihnen fern. Allem entsagen, was dem einzelnen w?nschenswert ist, und nur f?r die ganze Menschheit leben; -- als strenge H?ter der Welt leben, allein zum Schutz des christlichen Glaubens -- sich ihm allein widmen, ihm alles zum Opfer bringen und alles von sich werfen, was im entferntesten dem eigenen Vorteile dient -- ist das nicht eine wunderbare Erscheinung! Nur aus dem Mittelalter konnte solch eine Kraft und solche Energie entspringen. Kaum aber fingen die Ritterorden an, von ihren urspr?nglichen Zielen abzuweichen und ihre Augen auf andere Zwecke zu lenken, angelockt durch die Habsucht und die Beutegier, da liessen sie ?ppigkeit und Luxus immer mehr Gefallen am pers?nlichen Leben finden, und so wurden sie denen immer ?hnlicher, deren ?berwachung sie sich selbst zur Aufgabe gemacht hatten, und es entstehen die furchtbaren unerbittlichen Femgerichte, die unabwendbar waren, wie die g?ttlichen Anordnungen, und nicht mehr die Z?ge des Gewissens gegen?ber der leichtsinnigen Welt trugen, sondern eine furchtbare und grausige Darstellung des Todes und des Gerichtes bildeten. Keine Macht, kein Landbesitz, ja, selbst nicht die Krone auf dem Haupt konnte ihre Urteilspr?che abwenden oder mildern. Unbekannt und unsichtbar wie das Schicksal, irgendwo im Waldesdickicht, in tiefen, feuchten unterirdischen Gew?lben wogen und pr?ften diese Richter das ganze Leben und das Vergehen dessen, der inmitten seiner unermesslichen L?ndereien, im Kreise seiner nach Hunderten z?hlenden ergebenen Vasallen sich's nicht einmal tr?umen liess, dass es auf der Welt eine h?here Macht geben k?nnte als die seine. Wenn diese unterirdischen Richter einmal den Urteilsspruch gef?llt hatten, -- dann war alles verloren. Vergebens versuchten es die Herrscher mit ihrer drohenden Macht, die Ann?herung an ihre Person zu erschweren, umsonst schloss ihr Gold die Lippen und zwang alle, ihr Lob zu singen -- der unerbittliche Dolch erreichte sie am Ende der Welt, stahl sich durch die gl?nzende Schar ihrer H?flinge und traf sie hinterr?cks an der Seite ihrer Freunde. Mutet es uns nicht wie ein fast m?rchenhaftes Wunder an! Nur da sind die Handlungen eines Menschen so unabwendlich, so ?bernat?rlich, so ungew?hnlich, wo er ausserhalb der Gesellschaft steht, jedes Schutzes einer gesetzlichen Macht entbehrt und nicht weiss, was das Wort >>Unm?glichkeit<< bedeutet.

Auch die ganze Art der T?tigkeit, wie sie in der Mitte und am Ende des Mittelalters herrschte -- dieses allgemeine Streben nach der geheimnisvollen Wissenschaft, dieser Wunsch nach Erkenntnis und Erforschung der r?tselhaften Naturkr?fte, diese Uners?ttlichkeit, mit der sich alle der Zauberei und der Magie hingeben, in alledem g?rt und brodelt jene europ?ische Neugierde, ohne die die Wissenschaft sich nie so entwickelt und die jetzige Vollkommenheit erreicht h?tte. Selbst der naive Geisterglaube und die Beschuldigung des Umgangs mit Geistern haben f?r uns ein ganz besonderes Interesse. Die Besch?ftigung mit der Alchimie, der Krone mittelalterlicher Gelehrsamkeit, der Schl?ssel alles Wissens, entsprang dem kindlichen Wunsch, das vollkommene Metall zu entdecken, das dem Menschen die Macht ?ber alles verleihen sollte. Man stelle sich nur ein kleines deutsches St?dtchen im Mittelalter vor: diese schmalen, unregelm?ssigen Strassen, diese hohen, bunten, gotischen Bauten und dazwischen ein uraltes bauf?lliges H?uschen, das allgemein f?r unbewohnt gilt und auf dessen von Rissen durchzogenen Mauern Moos und Alter ihre Wohnst?tte aufgeschlagen haben; diese zugenagelten Fenster -- das ist die Behausung des Alchemisten. Nichts l?sst auf die Gegenwart eines lebenden Wesens schliessen -- aber in dunkler Nacht steigt ein bl?ulicher Rauch aus dem Schornstein auf und verr?t das unerm?dliche Wachen des Greises, der ?ber seinem Problem grau ward, aber die Hoffnung noch immer nicht sinken lassen will -- scheu schleicht der fromme, mittelalterliche Handwerker an dieser St?tte vorbei, wo seiner Meinung nach Geister ihr Heim aufgeschlagen haben, in Wahrheit aber wirkt dort an Stelle der Geister der ewige Wunsch und der un?berwindliche Wissensdrang, der nur von sich selbst lebt, sich stets von neuem an sich selbst entz?ndet und selbst durch Misserfolge noch m?chtiger angefacht wird -- dieses Urelement des ganzen europ?ischen Geistes -- das von der Inquisition, die bis in die tiefsten Gr?nde der menschlichen Gedanken eindrang, vergeblich verfolgt wird; aber er reisst sich immer wieder los und er gibt sich trotz Furcht und Schrecken nur noch mit gr?sserem Genuss seinem Studium hin.

Und die Inquisition! Welch d?stere, furchtbare Erscheinung! Diese grausige, blinde Inquisition, die ?ber unz?hlige Gew?lbe und unterirdische Kl?ster gebot, die an nichts anderes glaubte als an ihre furchtbaren Folterwerkzeuge, in deren Erfindung der Mensch einen geradezu h?llischen Scharfsinn an den Tag legte. Diese Inquisition, die unter der M?nchskutte ihre eisernen Krallen hervorstreckte und alle ohne Unterschied ergriff, die einer seltsamen oder ungew?hnlichen Besch?ftigung nachgingen, sie liefert wieder einen Beweis f?r die grosse Wahrheit, dass, wenn auch die physische Natur des Menschen durch Qualen dazu gezwungen wird, die Stimme der Seele zum Schweigen zu bringen, doch in der grossen Masse der ganzen Menschheit der Geist noch immer ?ber den K?rper triumphiert hat.

Sind das nicht alles ganz einzigartige Erscheinungen? Geben sie uns nicht das Recht, das Mittelalter eine wunderbare Epoche zu nennen? Das Wunderbare bricht sich hier bei jedem Schritte Bahn und gewinnt w?hrend dieser jugendlichen zehn Jahrhunderte die Herrschaft ?ber alles! Ich nenne sie jugendlich, weil in ihnen alles Junge lebendig ist: alles, was Mut, Leidenschaft, Begeisterung atmet, was nicht an die Folgen denkt, nie die kalte Berechnung zur Hilfe ruft und noch keine Vergangenheit besitzt, auf die es zur?ckblicken k?nnte. Alles am Mittelalter -- ist Poesie und Willk?r! Man merkt sofort den Umschwung, wenn man das Gebiet der neuen Geschichte betritt. Der Unterschied ist zu auffallend; und unser Seelenzustand gleicht dann den Meereswellen, die sich anf?nglich in Bergen und T?lern aufb?umen und senken, um gleich darauf wieder als unendliche Fl?che still und ruhig dahinzufliessen. Im Mittelalter erscheinen die einzelnen Handlungen und Taten der Menschen ganz un?berlegt, die wichtigsten Ereignisse widersprechen einander in jeder Beziehung und bilden grosse Kontraste. Fassen wir sie jedoch alle zu einem Ganzen zusammen -- so erkennen wir die bewunderungsw?rdige Weisheit, die darin waltet! Wenn man das Leben des einzelnen Menschen mit dem Leben der Menschheit vergleichen k?nnte, so m?sste man das Mittelalter die Schulzeit des Menschen nennen. Da flossen seine Tage fast unbemerkt von der Welt dahin, seine Taten sind noch nicht so kraftvoll und reif, wie dies f?r die Welt erforderlich ist, und niemand erf?hrt etwas von ihnen. Daf?r aber entspringen alle seine Handlungen einer triebartigen Leidenschaft und enth?llen mit einem Schlage alle inneren Regungen der Menschen; ohne sie w?re auch seine sp?tere Wirksamkeit in der Gesellschaft unm?glich.

Sehen wir ferner zu, welch ungeheure Ereignisse das Mittelalter umrahmen: das grosse Kaiserreich, das die ganze Welt beherrschte, eine zw?lf Jahrhundert alte Nation, geht an Ersch?pfung und Gebrechlichkeit zugrunde, und mit ihr versinkt die halbe Welt, st?rzt das ganze Altertum mit seiner halbheidnischen Denkungsart, seinen geschmacklosen Schriftstellern, seinen Gladiatoren, Statuen, seinem ?berladenen Luxus und seinen raffinierten Lastern zusammen. Dies ist der Anfang des Mittelalters, und sein Abschluss wird durch ein ungeheures Ereignis gekennzeichnet, eine allgemeine Explosion, die alles in die Luft sprengte und alle jene furchtbaren Gewalten, die bis dahin die Welt so despotisch umklammerten, vernichtete. Die Macht der P?pste wird ersch?ttert und f?llt zusammen, und ebenso geht es mit der Unwissenheit und Unkultur. Die Sch?tze und der Welthandel Venedigs werden unterminiert, und wenn das allgemeine Chaos nach dieser grossen Umw?lzung sich kl?rt und entwirrt, erscheint folgendes Bild vor den erstaunten Augen der Nachwelt: K?nige, die ihr Zepter mit kr?ftiger Hand festhalten; Schiffe, die mit m?chtig gebl?hten Segeln das Mittelmeer durchschneiden und die Wogen des unendlichen Ozeans befahren; statt des ohnm?chtigen Schwerts h?lt der Europ?er die Feuerwaffe in den H?nden; gedruckte Bogen fliegen von einem Ende der Welt zum andern: und das alles ist ein Ergebnis des Mittelalters. Der ungeheure Druck der M?chtigen und die unertr?gliche Knechtung des Volks waren scheinbar nur dazu da, um den allgemeinen Ausbruch hervorzurufen. Nur indem die menschliche Vernunft all ihre Kr?fte zusammennahm, konnte sie die harte Rinde, die sie umgab, durchbrechen. Vielleicht hat auch nur daher kein Jahrhundert so viele riesengrosse Erfindungen aufzuweisen, wie das f?nfzehnte, das das Mittelalter in so gl?nzender Weise beschliesst: diese gewaltige Zeit, die an einen m?chtigen, majest?tischen gotischen Dom erinnert, finster und dunkel wie die sich durchkreuzenden Gew?lbe, bunt wie seine vielfarbigen Fenster und die Menge des ihn schm?ckenden Zierates, und erhaben und voller Leidenschaft, wie die zum Himmel strebenden Mauern und T?rme, die in eine in den Wolken verschwindende Spitze auslaufen.

Unterdessen ?berschritt unser Abgesandter die Grenze, die heute den Pirjatinsker Kreis von dem Lublinschen Kreise trennt. Damals gab es in Kleinrussland noch keine allgemeine Landstrassen, daf?r aber kannte ein jeder irgendeinen kleinen Weg, der nach seiner Meinung der allerk?rzeste war. Diese Wege waren meistens recht uneben, liefen zwischen Gr?ben dahin oder an einer B?schung entlang, ?berschritten eine Schlucht, und nur die von den Pferdehufen hinterlassenen Spuren bezeichneten ihre Richtung. Man brauchte nur eine Reise anzutreten, um sogleich mit jedem Nachtlager vorliebnehmen zu m?ssen. Die gr?sste Unbequemlichkeit f?r den Reisenden, der mit der Gegend unbekannt war, bestand aber darin, dass er sich im Umkreise von 25 bis 30 Schussweiten bei den Bewohnern nach dem Wege erkundigen musste und dass die Aussagen sich fast immer widersprachen.

Unser Reiter ritt in Gedanken versunken dahin, hielt die Z?gel nur schlaff in H?nden und liess den Kopf h?ngen, bisweilen nur stolperte das feurige Ross, sein treuer Kamerad, ?ber Erdh?gel und Baumst?mpfe und riss ihn aus seinen Tr?umereien, die sich aber bald wieder wie eine Perlenschnur um sein Haupt schlangen. Zum erstenmal hatte er solch einen Auftrag auszuf?hren. Er war hinausgesandt in die weiten Steppen der Ukraine! Gott allein nur wusste, wohin ihn der Weg f?hren w?rde! Wer war nur dieser Gletschik? ... Und was hatte Kasimir mit dem Anf?hrer einer Bande, der sich Oberst des Mirgorodschen Regiments nannte, zu tun? ... Man hatte ihm keine gen?genden Erkl?rungen gegeben, weder ?ber seinen Charakter, noch seine St?rke, noch dar?ber, was f?r Beziehungen er hatte, noch auch zu wem ... Wozu also diese Vorsicht, die man im Gespr?ch mit ihm beobachten sollte? Warum sollte er so weit reiten -- nur um ihm Nachricht von den Ereignissen zu bringen, die Warschau so beunruhigten? Welchen Nutzen h?tte auch ein so weit entfernter Verb?ndeter bringen k?nnen? Er schalt innerlich auf sich selbst, weil er Brigitte nicht genauer nach allem ausgefragt hatte; ihr waren sicherlich die Gr?nde f?r diese merkw?rdige Botschaft mehr oder weniger bekannt.

Die Sonne nahm langsam Abschied von der Erde. Malerische Wolken, deren R?nder von feurigen Strahlen vergoldet wurden, zogen, fortw?hrend ihre Gestalt ?ndernd und sich wieder aufl?send, am Himmel hin. Die D?mmerung breitete m?rrisch einen grauen Nebel ?ber alles und schloss die L?den vor den Fenstern, aus denen noch soeben ein Licht auf Gottes Welt gefallen war. Nach einem langen Ritt durch die Steppe gelangte unser Reisender in einen Wald. Die vom Herbst unbarmherzig ihres gr?nen Laubes beraubten B?ume erinnerten an ein grosses Sieb und schienen in der n?chtlichen K?hle zu zittern. Gelbe Bl?tter lagen unordentlich am Boden wie Speisereste und zerbrochene Scherben nach einem Gelage, und nur ihr Rascheln unter den Hufen des Rosses liess die Gegenwart unseres Reiters erkennen. Zwischen den kahlen Wipfeln der B?ume lugte der dunkle Himmel hervor. Ein scharfer Wind erhob sich im Felde und entsandte tr?bselige Seufzer bis in das Waldesdickicht.

Unwillk?rlich stutzte der Reiter und hemmte unschl?ssig sein Ross; was sollte er beginnen, der Weg war vollkommen verschwunden, und vor ihm lag nichts wie dichter Wald und das Ungewisse; da drang pl?tzlich ein lautes >>Zop, zop<< an sein Ohr, ein schwer beladener Wagen kam knarrend dahergefahren, und ein paar Stiere tauchten hinter den B?umen auf. Man muss sich in die Lage unseres Reisenden hineinversetzen, um seine Freude ?ber eine solche Begegnung zu verstehen. In diesem Augenblick erschien auch der Mond am Himmel. Ein silbernes Licht, von furchtsamen Schatten der B?ume durchkreuzt, fiel wie ein Gitter auf die Erde, erleuchtete weithin die Umgegend, und Laptschinsky sah einen kr?ftigen ?ltlichen Bauer vor sich. Der graue herabh?ngende Schnurrbart sass ihm stolz in dem gebr?unten, scharf geschnittenen, muskul?sen Gesicht, und ein Zug asiatischer Sorglosigkeit lag gutm?tig dar?ber. Durch die schwarzen Brauen zog sich schon manch silbernes F?dchen hindurch; die kleinen braunen Augen spr?hten Feuer, und zuweilen leuchtete etwas wie Schlauheit oder Treuherzigkeit daraus hervor. Er hatte eine schwarze Kosakenm?tze mit einem blauen Dach auf dem Kopfe. Ein kurzer Pelz ohne Tuch?berzug diente ihm als undurchdringlicher Schutz gegen die K?lte und wurde von einem hellen, farbigen G?rtel festgehalten. Zum ?berfluss hatte er sich noch einen gew?hnlichen Mantel aus dickem, schmutziggrauem Stoff ?bergeworfen, wie ihn noch heute die kleinrussischen Bauern tragen. Im G?rtel staken eine Flinte und ein krummer tatarischer S?bel, -- denn in jenen unruhigen Zeiten hielt jeder Kosak -- ob Krieger oder Bauer, es f?r unumg?nglich notwendig, immer eine Waffe bei sich zu tragen.

>>Gott helf!<< sagte er, hielt seine Stiere an und entbl?sste zum Zeichen der Hochachtung, die die einfachen Bauern zu jener Zeit noch den Kriegern zu erweisen pflegten, seinen Kopf, der nur noch ganz oben mit einem Haarb?schel geschm?ckt war. Hier m?ssen wir uns erinnern, dass Laptschinsky gezwungen gewesen war, sein schmuckes Kost?m mit der bescheidenen Kleidung eines Kosakenf?hrers zu vertauschen, um allen Unannehmlichkeiten aus dem Wege zu gehen, die er sich seitens der Einwohner zugezogen h?tte, weil diese alles hassten, was den Namen Pole trug oder auch nur zu ihnen geh?rte.

Unser Reiter dankte mit einem leichten Nicken des Kopfes f?r den Gruss.

>>Weisst du nicht, Landsmann, ob es von hier noch weit bis zur Ramodanowschen Landstrasse ist?<< fragte er mit freundlicher Miene.

>>Das kann ich nicht so ohne weiteres sagen, Euer Gnaden, warten Sie mal!<< Und er begann zu rechnen, was man aus den mechanisch zusammengedr?ckten Fingern entnehmen konnte. >>Bis zur Ramodanowstrasse? ... Wie soll ich Euch sagen? ... sie ist nicht gerade sehr nahe. Ich muss gestehen, dass unsere Kosaken ein wenig Angst gekriegt haben: jemand hat das Ger?cht verbreitet, dass die ganze polnische Schlachta uns an der Ssula einen Besuch abstatten wolle. In ihrem blinden Eifer haben sie alle Br?cken zerst?rt, da werden Euer Gnaden vielleicht einen grossen Umweg machen m?ssen. ?brigens, der Himmel mag's wissen, ich wiederhole nur, was die anderen sagen ... es kann ja auch sein, dass Ihr einen k?rzeren Weg findet ... aber Sie wissen, jetzt ist es Herbst ... da kann es auch recht weit werden ... Aber wenn man recht bedenkt, so scheint es doch wieder viel n?her. Ja, es w?re eine andere Sache, wenn es Wegweiser g?be, wie Euer Gnaden sie gewiss auf den Strassen in Polen gefunden haben, wenn Sie dort gewesen sind.<<

Man muss sich nicht ?ber die Widerspr?che, die den Monolog unsers Landmanns auszeichneten, wundern. Abgesehen von der tats?chlichen Unkenntnis, liebten es die Kleinrussen stets, auch an den allerbekanntesten Dingen zu zweifeln. Ein Kleinrusse wird euch auch noch heutzutage nie eine kurze, klare Antwort geben, er wird sich erst zehnmal verbessern und manchesmal seinen Partner mit Absicht so in Verwirrung bringen, dass jener zu seinem Staunen erfahren wird, dass es bis zu einem bestimmten Ort sehr weit und zugleich sehr nahe ist.

>>In welcher Richtung muss ich denn nun aber weiterreiten?<< fragte unser Reisender und blickte pr?fend auf seinen Lehrmeister.

Unser Bauer sah sich den Mann von Kopf bis zu Fusse an.

>>Euer Gnaden wollen jetzt gleich weiterreiten?<<

>>Und warum nicht?<<

>>Gott bewahre! jetzt w?rde sogar unsereiner, d. h. ein Hiesiger, sich's sehr ?berlegen, ehe er weiterreiten w?rde. Weisst du, Mosjpane, wir brauchen ja nur noch eine kleine Weile zu fahren, -- nicht l?nger als ein t?chtiger Bauer dazu braucht, eine halbe Fuhre Getreide zu zermahlen, dann h?ren wir schon die Hunde auf meinem Hofe bellen. Es ist immer besser, in einer warmen H?tte zu schlafen -- morgen magst du dann mit Gott weiterreiten.<<

Diesen Vorschlag konnte unser Reisender nicht von der Hand weisen, ja es schien fast, als ob er ihn erwartet h?tte.

>>Und wohin f?hrt Sie der Weg, Mosjpane?<< fragte der Bauer unterwegs seinen zuk?nftigen Gast.

>>Ich reise weit, bis an das andere Ufer der Worskla zu dem Mirgoroder Oberst, Gletschik. H?r' mal, Landsmann, kennst du ihn vielleicht?<<

>>Wie sollte ich diesen alten Hund nicht kennen! Und woher kommt ihr?<<

>>Aus dem grossen Lager bei Lochwitza.<<

>>Wie kommt denn das, Euer Gnaden; wir haben doch gar nicht geh?rt, dass bei Lochwitza ein Lager aufgeschlagen ist.<<

Hierbei durchbohrte er den Fremden mit seinen Augen, als wolle er ihn auf Herz und Nieren pr?fen. >>Ja, nat?rlich, wie soll ein Bauer etwas von Kriegssachen verstehen; es sind noch keine Ger?chte bis in unsere Ein?de gedrungen.<<

Unser Gesandter stutzte und ?berlegte sich's, dass man auch im Gespr?ch mit einem simplen Bauer die Vorsicht nicht ausser acht lassen d?rfe, dachte eine Weile nach und fuhr dann fort: >>Sieh mal Landsmann, mit Bestimmtheit kann ich es dir freilich nicht sagen. Ich selbst bin nicht im Lager gewesen, aber der Saporoger Hauptmann, Schljaiko, dem ich bei Lochwitza begegnet bin, hat mir einen Brief an den Mirgoroder Oberst mitgegeben, als er vernahm, dass ich nach jener Gegend reite. Er jagte dahin wie ein Verr?ckter, trotz aller Fragen konnte ich nichts Zuverl?ssiges erfahren ... Ich war erst vor kurzem aus Warschau zur?ckgekehrt ... Sieh mal, m?glicherweise hatte er Grund, mir zu misstrauen ... d. h. ... er ... nun ich glaube, du verstehst mich.<<

>>Was reden Euer Gnaden, kann denn ein Bauer verstehn, was die Herren untereinander sprechen! Bei Gott, nein, wie soll unsereiner das verstehen. Unsere Sch?del sind ja ganz anders gebaut als die K?pfe der Herrn ... weiss der Teufel, was das ist! ... sie haben mehr ?hnlichkeit mit einem Kohlkopf als mit einem Menschenkopf ...<<

>>Oh, du bist mir ein Schlauer!<< dachte Laptschinsky und nahm sich vor, seine Worte so bed?chtig wie m?glich zu setzen.

Er ritt die ganze Zeit im Schritt und passte den leichten Gang seines stolzen Rosses den langsamen Schritten der schwerf?lligen Stiere an, denen der Bauer mit phlegmatischer W?rde, den Stock schwenkend und seine Pfeife rauchend, voranschritt. Der Rauch h?llte sein braunes Gesicht wie in eine Wolke ein; zuweilen, wenn es von der aufflackernden Flamme beleuchtet wurde, erinnerte es an einen Vampir, der hie und da aus dem undurchdringlichen Sumpfnebel auftauchte und von dem ein wundersamer Funkenstrom ausging. Dies veranlasste Laptschinsky, ihm immer wieder in die Augen zu sehen, um sich zu vergewissern, ob es wirklich noch derselbe Mann sei, den er soeben getroffen hatte.

Aber unser Bauer verscheuchte selbst alle Zweifel und liess seinem Gast keinen Augenblick Zeit zum Gr?beln.

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