Read Ebook: Geschichte von England seit der Thronbesteigung Jakob's des Zweiten. Erster Band enthaltend Kapitel 1 und 2 by Macaulay Thomas Babington Macaulay Baron Beseler Wilhelm Translator
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Ebook has 340 lines and 95057 words, and 7 pages
Eine solche Staatsverfassung passt indess nur f?r ein eigenes Stadium in der Ausbildung der Gesellschaft. Dieselben Ursachen, die in den friedlichen K?nsten eine Theilung der Arbeit bewirken, m?ssen endlich auch den Krieg zu einer besondern Wissenschaft und einem besondern Gewerbe machen. Es kommt eine Zeit, in welcher der Gebrauch der Waffen die volle Aufmerksamkeit eines besondern Standes zu beanspruchen beginnt; es zeigt sich bald, dass noch so tapfere Bauern und B?rger ge?bten Soldaten gegen?ber nicht Stand halten k?nnen, M?nnern, deren ganzes Leben eine Vorbereitung auf den Tag der Schlacht ist, deren Nerven durch das stete Vertrautsein mit der Gefahr abgeh?rtet sind, und deren Bewegungen die v?llige Genauigkeit eines Uhrwerks eigen ist. Man begreift, dass der Schutz von ganzen Nationen nicht l?nger mehr sicher solchen Streitern anvertraut werden k?nne, die zu einem vierzigt?gigen Feldzuge dem Pfluge oder Webstuhle entnommen sind. Bildet irgend ein Staat ein grosses, stehendes Heer, so m?ssen die Nachbarstaaten dem Beispiele nachahmen, wenn sie sich einem fremden Joche nicht unterwerfen wollen. Wo aber ein grosses stehendes Heer vorhanden ist, kann die beschr?nkte Monarchie nach Art des Mittelalters nicht l?nger fortbestehen; der Regent ist mit einem Male von der Hauptfessel seiner Macht befreit und wird unvermeidlich absolut, wenn ihm nicht Schranken angewiesen werden, die einer Gesellschaft als ?berfl?ssig erscheinen w?rden, in der Jeder vorkommenden Falls, aber Keiner stets Soldat ist.
Mit der Gefahr kamen auch die Mittel, sich vor ihr zu sch?tzen. In den Monarchien des Mittelalters besassen die F?rsten die Macht des Schwertes, die Nation aber die Macht des Geldbeutels, und in demselben Masse, wie die fortschreitende Civilisation das Schwert des F?rsten der Nation stets furchtbarer ward, so ward der Geldbeutel der Nation dem F?rsten stets nothwendiger. Die erblichen Eink?nfte des Letztern reichten nicht l?nger f?r die Kosten der Civilverwaltung aus, und es war v?llig unm?glich, dass er ohne ein geregeltes und umfassendes Steuersystem eine grosse Masse disciplinirter Truppen in steter Th?tigkeit erhalten konnte. Die Politik, welche die parlamentarischen Versammlungen Europa's h?tten befolgen m?ssen, w?re gewesen: fest auf ihr verfassungsm?ssiges Recht zu bestehen, wonach ihnen die Bewilligung und das Ablehnen des Geldes zustand, und entschlossen, so lange die Summen f?r den Unterhalt der Armeen zu verweigern, bis sie hinreichende B?rgschaft gegen Despotismus erlangt h?tten.
In England gestalteten sich die Dinge anders. Dieses besondere Gl?ck hat es vorz?glich seiner insularischen Lage zu danken. F?r die W?rde und selbst f?r die Sicherheit der franz?sischen und spanischen Monarchien wurden schon vor dem Ende des f?nfzehnten Jahrhunderts grosse milit?rische Einrichtungen unentbehrlich. H?tte eine dieser beiden M?chte eine Entwaffnung vorgenommen, so w?rde sie bald dem ?bergewichte der andern unterworfen gewesen sein. England aber, durch das Meer vor Angriffen von Aussen gesch?tzt und selten in Kriegsunternehmungen auf dem Festlande begriffen, befand sich noch nicht in der Nothwendigkeit, regelm?ssige Truppen zu halten. Das sechzehnte und siebzehnte Jahrhundert fanden es noch ohne stehende Heere. Zu Anfang des siebzehnten Jahrhunderts hatte die Staatswissenschaft schon betr?chtliche Fortschritte gemacht; das Schicksal der spanischen Cortes und der franz?sischen allgemeinen Reichsst?nde war unsern Parlamenten eine ernste Mahnung gewesen, und noch zu rechter Zeit, die Natur und Gr?sse der Gefahr vollkommen erkennend, ergriffen sie ein System der Taktik, das nach einem drei Generationen hindurch dauernden Kampfe endlich dennoch den Sieg errang.
Fast jeder Schriftsteller, der von diesem Kampfe geschrieben, ist darzuthun bem?ht gewesen, dass die Parthei, der er angeh?rte, es war, die f?r die unver?nderte Beibehaltung der alten Verfassung k?mpfte; aber das Wahre ist, dass die alte Verfassung nicht unver?ndert beibehalten werden konnte. Ein Gesetz, erhaben ?ber alle Berechnungen menschlicher Weisheit, hat geboten, dass Verfassungen jener besondern Art, wie sie im vierzehnten und f?nfzehnten Jahrhunderte in Europa allgemein gewesen, nicht l?nger mehr bestehen sollten. Die Frage war also nicht, ob unsere Regierungsform eine Ver?nderung erleiden, sondern welcher Art diese Ver?nderung sein m?sse. Durch das Erstehen einer neuen und m?chtigen Kraft war das alte Gleichgewicht gest?rt und alle beschr?nkten Monarchien hatten sich eine nach der andern in unbeschr?nkte verwandelt. Was an andern Orten geschehen, w?rde sicher auch bei uns geschehen sein, wenn das Gleichgewicht nicht dadurch hergestellt worden w?re, dass man einen grossen Theil der Macht von der Krone auf das Parlament ?bertrug. Es fehlte nicht viel, so h?tten unsern F?rsten Zwangsmittel zu Gebote gestanden, wie kein Plantagenet oder Tudor sie je besessen, und sie w?ren unvermeidlich Despoten geworden, h?tte man ihnen nicht zu gleicher Zeit Beschr?nkungen auferlegt, denen kein Plantagenet oder Tudor je unterworfen gewesen.
Jene grosse religi?se Umw?lzung, die man besonders die Reformation nennt, begann ungef?hr hundert Jahre nach dem Kostnitzer Konzile. Die Zeit war nun zu Reformationen reif, denn der geistliche Stand besass nicht mehr allein und haupts?chlich den Schatz menschlichen Wissens. Die Erfindung der Buchdruckerkunst hatte den Gegnern der r?mischen Kirche eine m?chtige Waffe gegeben, die den Vorg?ngern derselben gefehlt; das Studium der alten Schriftsteller, die rasche Entwickelung der neuen Sprachen, die pl?tzlich in jedem Zweige der Literatur entfaltete Th?tigkeit, der politische Zustand Europas, die Lasterhaftigkeit des r?mischen Hofes, die Erpressungen der r?mischen Kanzlei, die Eifersucht, welche die Reichth?mer und Privilegien der Geistlichkeit in den Laien erweckten, der Neid, den das ?bergewicht Italiens in den diesseits der Alpen Geborenen erregte, -- dies Alles gab den Predigern der neuen Gotteslehre einen Vortheil, den sie zweckm?ssig zu verwenden wussten.
Man kann ohne Inconsequenz, selbst in Anbetracht des wohlth?tigen Einflusses, den die r?mische Kirche auf die Menschheit aus?bte, die Reformation als ein unsch?tzbares Gl?ck betrachten. Das G?ngelband, welches das Kind sichert und aufrecht erh?lt, ist dem Manne ein Hinderniss. So k?nnen dieselben Hilfsmittel, die auf der einen Bildungsstufe den menschlichen Geist st?tzen und entwickeln, auf einer andern ihm hemmende Bande sein. In der Existenz des Einzelnen wie der Gesellschaften giebt es einen Punkt, wo die Unterwerfung und der Glaube, die man in sp?teren Zeiten mit Recht Knechtssinn und Leichtgl?ubigkeit nennen w?rde, n?tzliche Eigenschaften sind. Das Kind, das gelehrig und vertrauensvoll auf die Unterweisungen ?lterer h?rt, wird ohne Zweifel rasche Fortschritte machen; der Mann aber, der unbedenklich und mit kindlicher Gelehrigkeit jede Behauptung und jede Glaubensansicht eines andern und nicht kl?gern Mannes als er, annimmt, w?rde ver?chtlich erscheinen. Ebenso ist es mit ganzen Gesellschaften. Die Kindheit der europ?ischen Nationen verfloss unter der Vormundschaft der Geistlichkeit. Der Einfluss der geistlichen Orden war lange Zeit so ?berwiegend, wie es naturgem?ss und mit Recht jede geistige Autorit?t sein muss. Die Priester, mit allen ihren Fehlern, bildeten den aufgekl?rtesten Theil der Gesellschaft; es war daher im Ganzen genommen ein Gl?ck, dass man ihnen gehorchte und sie achtete. Die ?bergriffe der kirchlichen Macht in das Gebiet der weltlichen war so lange mehr segenbringend als sch?dlich, als sich die geistliche Gewalt in den H?nden der einzigen Klasse befand, die Geschichte, Philosophie und ?ffentliches Recht studirt hatte, die weltliche Gewalt aber in den H?nden roher H?uptlinge, die ihre eigenen Verleihungen und Erlasse nicht lesen konnten. Dies ?nderte sich jedoch; die Kenntnisse verbreiteten sich nach und nach unter den Laien, von denen schon im Anfange des sechzehnten Jahrhunderts viele in geistiger Beziehung den aufgekl?rtesten ihrer Seelenhirten gleich kamen. Von nun an wurde jene Autorit?t, welche ungeachtet mancher Missbr?uche in den Jahrhunderten der Finsterniss eine gesetzliche und heilsame Vormundschaft gewesen, eine ungerechte und verderbliche Tyrannei.
Von der Zeit an, wo die Barbaren das westr?mische Reich st?rzten, bis zu der Zeit des Wiederemporbl?hens der Wissenschaften ?bte die r?mische Kirche im Allgemeinen auf Wissenschaft, Civilisation und eine gute Staatsverfassung einen heilsamen Einfluss aus; aber w?hrend der letzten drei Jahrhunderte ist es ihr Hauptbestreben gewesen, die Entwickelung des menschlichen Geistes zu hindern. Alle Fortschritte in der Christenheit, in Wissen, Freiheit, Wohlstand und in den K?nsten des Lebens, sind ungeachtet ihres Entgegenwirkens gemacht worden und haben stets zu ihrer Macht im entgegengesetzten Verh?ltnisse gestanden. Die sch?nsten und fruchtbarsten Provinzen Europa's sind unter ihrer Herrschaft in Armuth, politische Knechtschaft und geistige Erstarrung versunken, w?hrend protestantische L?nder, die einst als unfruchtbar und barbarisch sprichw?rtlich waren, durch Geschicklichkeit und Fleiss in G?rten verwandelt wurden, und sich einer langen Reihe von Helden, Staatsm?nnern, Philosophen und Dichtern r?hmen. Man kann sich ein Urtheil ?ber die Tendenzen der p?pstlichen Herrschaft bilden, wenn man weiss, was Italien und Schottland von Natur sind und vor vierhundert Jahren wirklich waren, und wenn man jetzt die Gegend um Rom mit der um Edinburg vergleicht. Das Herabsinken Spaniens, einst die erste unter den Monarchien, zu der untersten Stufe der Erniedrigung, und das Emporsteigen Hollands, ungeachtet mancher nat?rlichen Hindernisse, zu einer H?he, wie sie kein Gemeinwesen von so geringer Ausdehnung je erreicht hat, beweisen dasselbe. Wer in Deutschland aus einem katholischen Lande in ein protestantisches, in der Schweiz aus einem katholischen in einen protestantischen Kanton, und in Irland aus einer katholischen in eine protestantische Grafschaft kommt, gewahrt, dass er von einem niedern Grade der Civilisation bei einem h?hern Grade angelangt ist. Dieselben Resultate findet man jenseits des atlantischen Meeres. Die Protestanten der Vereinigten Staaten haben die Katholiken in Mexico, Peru und Brasilien weit hinter sich gelassen. Die Katholiken von Unter-Canada verharren in ihrer Tr?gheit; die Protestanten aber erf?llen den ganzen Kontinent um sich her durch Th?tigkeit und Unternehmungsgeist. Die Franzosen haben ohne Zweifel Energie und Intelligenz an den Tag gelegt, die ihnen, selbst wenn sie in unrechte Bahnen geleitet wurden, gerechten Anspruch auf den Namen einer grossen Nation geben; aber bei n?herer Untersuchung wird sich diese scheinbare Ausnahme dennoch als eine Best?tigung der Regel bew?hren, denn in keinem Lande, das f?r r?misch-katholisch galt, hat die r?misch-katholische Kirche mehrere Generationen hindurch so wenig in Ansehen gestanden, als in Frankreich.
Ob England mehr der r?misch-katholischen Religion oder der Reformation verdankt, ist schwer zu bestimmen. Die Vermischung der Volksst?mme und die Abschaffung der Leibeigenschaft ist vorz?glich ein Ergebniss des Einflusses, den der Clerus des Mittelalters auf den Laienstand aus?bte; die politische und geistige Freiheit hingegen, sammt allen mit ihnen verbreiteten Segnungen, dankt England haupts?chlich der grossen Erhebung des Laienstandes gegen die Geistlichkeit.
Der Kampf zwischen der alten und neuen Glaubenslehre in unserm Vaterlande war ein langer, und der Ausgang desselben schien mitunter zweifelhaft. Es gab zwei extreme Parteien, gleich bereit, mit Gewalt zu handeln, oder mit unbeugsamer Festigkeit zu dulden. Zwischen diesen beiden Parteien befand sich eine Zeitlang eine dritte, welche zwar sehr unlogisch, aber dennoch sehr nat?rlich die in der Kindheit erhaltenen Lehren mit den Predigten der neuern Evangelisten vermischt und, obgleich mit Vorliebe an den alten Observanzen hangend, dennoch die mit diesen Observanzen verkn?pften Missbr?uche verabscheute. Leute von solcher Denkart folgten willig, fast dankbar, den Anleitungen eines t?chtigen F?hrers, der ihnen die M?he ersparte, selbst zu urtheilen und, mit starker, fester Stimme das L?rmen des Streitens ?bert?nend, ihnen sagte, wie sie Gott verehren und was sie glauben m?ssten. Es kann uns daher nicht befremden, dass die Tudors einen so grossen Einfluss auf die kirchlichen Angelegenheiten auszu?ben vermochten, und dass sie diesen Einfluss meistens nur in ihrem eigenen Interesse geltend machten.
In demselben Masse aber, wie die Regierung des Beistandes der Protestanten bedurfte, so bedurften die Protestanten des Schutzes der Regierung. Man gab deshalb viel von beiden Seiten auf, es kam eine Vereinigung zu Stande, und die Frucht dieser Vereinigung war die Kirche von England. Viele der wichtigsten Begebenheiten, die sich seit der Reformation in unserm Vaterlande zugetragen haben, sind den Eigenth?mlichkeiten dieser grossen Institution und den heftigen Leidenschaften zuzuschreiben, die sie in den Gem?thern von Freunden und Feinden erweckt. Die weltliche Geschichte Englands wird uns v?llig unklar bleiben, wenn wir sie nicht im steten Zusammenhange mit der Geschichte seiner Kirchenverfassungen studiren.
Der Mann, der am th?tigsten bei der Feststellung der Bedingungen jenes B?ndnisses wirkte, aus dem die anglikanische Kirche entstand, war Thomas Cranmer. Er war der Repr?sentant beider Parteien, die damals des gegenseitigen Beistandes bedurften; er war Theolog und Staatsmann zugleich. Als Theolog zeigte er sich v?llig bereit, die Bahn der ?nderung eben so weit zu verfolgen, als irgend ein schweizerischer oder schottischer Reformator; als Staatsmann aber strebte er danach, die Organisation zu bewahren, die Jahrhunderte lang den Zwecken der r?mischen Bisch?fe so treffliche Dienste geleistet hatte, und von der zu erwarten stand, dass sie jetzt den Zwecken der englischen K?nige und der Minister derselben eben so erspriesslich sein w?rde. Sein Charakter und sein Verstand bef?higten ihn vollkommen zu dem Amte des Vermittlers. Fromm in seinen Worten, ohne Scrupel in seinen Handlungen, im Grunde f?r nichts begeistert, k?hn in der Theorie, ein Feigling und Manteltr?ger bei der Ausf?hrung, ein vers?hnlicher Feind und ein lauer Freund, besass er alle Eigenschaften, welche zur Aufstellung der Vertragsbedingungen zwischen den religi?sen und weltlichen Feinden des Papismus erforderlich waren.
Noch heute zeigt die Kirche in Verfassung, Lehren und gottesdienstlichen Gebr?uchen die sichtbaren Spuren des Vergleichs, aus dem sie hervorging; sie ist ein Mittelding zwischen den Kirchen von Rom und Genf. Ihre von Protestanten verfassten Bekenntnisse und Abhandlungen st?tzen sich auf theologische Grunds?tze, an denen Calvin und Knox kaum ein Wort zu tadeln gehabt h?tten. Ihre aus den alten Brevieren entnommenen Gebete und Danksagungen sind fast alle der Art, dass Bischof Fisher oder der Cardinal Pole sie aus Herzensgrunde h?tten mitbeten k?nnen. Ein Polemiker, der ihre Artikel und Homilien im arminianischen Sinne auslegt, wird bei billigdenkenden M?nnern eben so wenig Recht erhalten, als der, der l?ugnen wollte, dass in ihrer Liturgie die Lehre von der Wiedergeburt durch die Taufe zu finden sei.
Die r?mische Kirche hielt immer noch fest, dass die Bischofsw?rde eine g?ttliche Einsetzung, und gewisse ?bernat?rliche hohe Gaben f?nfzig Generationen hindurch von den elf, die auf dem galil?ischen Berge ihre ?mter empfangen, durch Handauflegen auf die Bisch?fe ?bergegangen seien, die in Trient sich versammelten. Eine grosse Anzahl Protestanten aber hielt die Pr?latur geradezu f?r ungesetzlich, und glaubte in der heiligen Schrift eine ganz andere Form des kirchlichen Regimentes ausgesprochen zu finden. Die Gr?nder der anglikanischen Kirche schlugen einen Mittelweg ein, indem sie das Episkopat zwar beibehielten, aber den Einfluss desselben auf das Gedeihen einer christlichen Gesellschaft oder die Wirksamkeit der Sakramente f?r unwesentlich erkl?rten. Cranmer selbst sprach bei einer wichtigen Gelegenheit als seine ?berzeugung aus, dass es in den ersten christlichen Zeiten keinen Unterschied zwischen Bisch?fen und Priestern gegeben habe, und dass das H?ndeauflegen v?llig unn?tz sei.
In der presbyterianischen Kirche ist die Leitung des ?ffentlichen Gottesdienstes gr?sstentheils den Geistlichen ?berlassen. Ihre Gebete sind deshalb in zwei Versammlungen an einem Tage oder in einer Versammlung an verschiedenen Tagen nicht dieselben. In dieser Gemeinde sind sie inbr?nstig, beredt und sinnreich; in jener vielleicht matt und absurd. Die Priester der r?misch-katholischen Kirche hingegen haben schon seit Jahrhunderten tagt?glich dieselben alten Glaubensbekenntnisse, Bitten und Danksagungen, in Indien wie in Lithauen, in Irland wie in Peru, abgesungen. Der in einer todten Sprache abgehaltene Gottesdienst ist nur den Gelehrten verst?ndlich, und von der grossen Mehrzahl der versammelten Gemeinde kann man sagen, dass sie demselben mehr als Zuschauer, denn als Zuh?rer beiwohnen. Aber auch hier schlug die englische Kirche wieder den Mittelweg ein, indem sie die r?misch-katholischen Gebetsformen beibehielt, sie in die Volkssprache ?bersetzte und die ungelehrte Menge aufforderte, ihre Stimme mit der des Priesters zu vereinigen.
Dieselbe Politik l?sst sich durch alle ihre Systeme verfolgen. Sie verwarf zwar die Lehre von der Transsubstantiation, und verdammte jede Anbetung des Brodes und Weines beim Abendmahle als einen G?tzendienst; aber sie verlangte dennoch, zum ?rgerniss der Puritaner, dass ihre Kinder das Erinnerungszeichen g?ttlicher Liebe dem?thig kniend empfangen sollten. Sie beseitigte zwar die reichen Bekleidungen, welche die Alt?re des alten Glaubens umgaben; aber das einfache weissleinene Gewand, das Sinnbild der Reinheit, die ihr als der mystischen Braut Christi zukomme, behielt sie, zum Schrecken schwacher Gem?ther, bei. Sie schaffte zwar eine Menge pantomimischer Bewegungen ab, die bei dem r?misch-katholischen Gottesdienste verst?ndliche Worte vertreten, aber sie gab doch manchem strengen Protestanten dadurch Anstoss, dass sie das eben aus dem Taufsteine besprengte Kind mit dem Zeichen des Kreuzes segnete. Der r?mische Katholik betete zu einer Menge Heiliger, unter denen sich M?nner von zweifelhaftem, sogar einige von geh?ssigem Charakter befanden; der Puritaner weigert sich, selbst den Apostel der Heiden, den J?nger, den Jesus liebte, >>heilig<< zu benennen. Obgleich die Kirche von England kein geschaffenes Wesen um Schutz anflehte, so setzte sie doch besondere Tage zur Ged?chtnissfeier an die fest, die f?r den Glauben Grosses gewirkt und gelitten hatten. Die Confirmation und die Ordination behielt sie als erbauliche Gebr?uche bei, aber sie z?hlte sie nicht zu den Sakramenten. Die Ohrenbeichte geh?rte nicht in ihr System; aber sie forderte den sterbenden S?nder freundlich auf, seine Vergehen einem Geistlichen zu bekennen, und erm?chtigte ihre Diener, die scheidende Seele durch eine Absolution zu erleichtern, welche ganz den Geist des alten Glaubens athmet. -- Man kann im Allgemeinen sagen, sie wendet sich mehr an den Verstand und weniger an die Sinne und die Phantasie, als die r?mische Kirche; aber sie nimmt weniger den Verstand und mehr die Sinne und die Phantasie in Anspruch, als die protestantischen Kirchen von Schottland, Frankreich und der Schweiz.
Nichts jedoch unterschied die englische Kirche so sehr von andern Kirchen, als ihr Verh?ltniss zur Monarchie. Der K?nig war ihr Haupt. Die Grenzen der Macht, die er als ein solches besass, waren nicht genau angegeben, und sind auch nie genau angegeben worden. Die Gesetze, durch die er zum Oberherrn der Kirche ernannt, waren unbestimmt und zu allgemeinen Ausdr?cken abgefasst. Pr?fen wir, um den Sinn dieser Gesetze genau zu deuten, die Schriften und das Leben der Gr?nder der englischen Kirche, so werden wir in noch gr?ssere Verlegenheit gerathen, denn diese schrieben und wirkten in einer Zeit grosser geistigen G?hrung, in einer Zeit steten Strebens und Gegenstrebens. Sie standen daher nicht nur untereinander, sondern oft auch mit sich selbst im Widerspruch. Der Lehrsatz, dass der K?nig n?chst Christus das alleinige Haupt der Kirche sei, wurde von Allen einm?thig anerkannt; aber diesen Worten wurde von Verschiedenen, selbst von Einem und Demselben unter verschiedenen Umst?nden, eine sehr verschiedene Bedeutung beigelegt. Man schrieb dem Souverain nicht selten eine Gewalt zu, mit der sich ein Hildebrand zufrieden erkl?rt haben w?rde; dann wieder ward sie dergestalt eingeschr?nkt, dass sie nicht viel gr?sser war als jene, welche alte englische F?rsten beanspruchten, die stete Gemeinschaft mit der r?mischen Kirche gepflogen hatten. Das, was Heinrich und seine vertrauten R?the unter Suprematie verstanden, war nichts Geringeres, als die ganze Macht des Papstes; der K?nig sollte der Papst seines Reiches, der Stellvertreter Gottes, der Ausleger der katholischen Wahrheit, der Ausfluss der sakramentlichen Gnaden sein. Er masste sich die rechtsg?ltige Entscheidung ?ber wahre Lehre und Ketzerei an, das Entwerfen und Anordnen von Glaubensbekenntnissen, und religi?se Unterweisungen f?r das Volk. Er erkl?rte, dass alle geistliche und weltliche Gerichtsbarkeit ihm allein zustehe, und dass er die Macht besitze, die bisch?fliche W?rde zu verleihen und zur?ckzunehmen; er ging selbst so weit, dass er den Bestallungsdekreten der Bisch?fe, wonach diesen ihre Amtsverrichtungen nur auf so lange ?bertragen wurden, als er es f?r gut befinden w?rde, sein Siegel beif?gte. Nach diesem, von Cranmer aufgestellten Systeme, war der K?nig nicht nur das geistliche, sondern auch das weltliche Oberhaupt der Nation, und in dieser doppelten Eigenschaft musste er seine Stellvertreter haben. Wie er b?rgerliche Beamte zur Bewahrung seiner Siegel, zur Erhebung seiner Eink?nfte und zur Aus?bung des Rechts in seinem Namen bestellte, so ernannte er auch Geistliche verschiedenen Ranges, um das Evangelium zu predigen und die Sakramente zu ertheilen; das Auflegen der H?nde war dabei nicht n?thig. Nach Cranmer's klar und deutlich ausgesprochener Meinung konnte der K?nig, kraft seiner ihm von Gott verliehenen Gewalt, einen Priester bestellen, und der so bestellte Priester bedurfte keiner weitern Ordination. Trotz der Opposition einiger eben nicht h?fisch ggesinnten Geistlichen, verfuhr Cranmer nach diesen Ansichten in allen ihren gesetzlichen Consequenzen; er hielt seine eigenen geistlichen Funktionen f?r beendet, wie die des Kanzlers und des Schatzmeisters, sobald die Krone auf ein anderes Haupt ?bergehe. -- Demnach holten, bei Heinrichs Tode, der Erzbischof und seine Suffragane neue Bestallungen ein, die sie erm?chtigten, so lange zu ordiniren und geistliche Verrichtungen vorzunehmen, bis der neue Monarch anders verf?gen w?rde. Als man den Einwand machte, die Gewalt zu l?sen und zu binden, die der Herr seinen Aposteln verliehen, sei von der weltlichen Gewalt ganz verschieden, so antworteten die Theologen dieser Schule, dass die Macht zu l?sen und zu binden nicht auf die Geistlichkeit allein, sondern auf die Gesammtheit der Christen ?bergegangen sei und von der h?chsten Obrigkeit, als der Repr?sentantin der Gesellschaft, ge?bt werden m?sse. Dem Einwande, der heilige Paulus habe nur von bestimmten Personen gesprochen, die der heilige Geist zu Aufsehern und Hirten der Gl?ubigen erw?hlt, ward mit der Antwort begegnet: K?nig Heinrich sei eben der Aufseher und Hirt, den der heilige Geist erw?hlt habe, und auf den sich die Worte des heiligen Paulus bez?gen.
Nach den von Maria ver?bten Grausamkeiten war der Geist des Protestantismus viel heftiger und unduldsamer, als zuvor. Viele eifrige Anh?nger der neuen Glaubensmeinungen waren in jener schlimmen Zeit nach der Schweiz und nach Deutschland gefl?chtet, hatten dort bei ihren Glaubensbr?dern gastliche Aufnahme gefunden, zu den F?ssen der grossen Doctoren von Strassburg, Z?rich und Genf gesessen, und waren einige Jahre hindurch an einen einfachen Gottesdienst und eine demokratischere Form der Kirchenverwaltung gew?hnt, als in England bis dahin existirt hatte. Diese Leute kehrten mit der ?berzeugung in ihr Vaterland zur?ck, dass die unter K?nig Eduard stattgehabte Reform nicht so gr?ndlich und umfassend gewesen sei, als es die Interessen einer reinen Religion erforderten. Ihre Bem?hungen, von Elisabeth irgend ein Zugest?ndniss zu erlangen, blieben ohne Erfolg. Es schien ihnen, dass das System der Letztern in allem, worin es sich von dem ihres Bruders unterschied, schlechter sei, als jenes; sie waren wenig geneigt, sich in Glaubensangelegenheiten irgend einer menschlichen Autorit?t zu unterwerfen. Auf ihre eigene Auslegung der Schrift bauend, hatten sie sich erst k?rzlich gegen eine Kirche erhoben, deren St?rke in grossem Alter und in der allgemeinen Anerkennung beruhte; nur durch einen ungew?hnlichen Aufwand geistiger Kraft war es ihnen gelungen, das Joch dieses gl?nzenden und imponirenden Aberglaubens abzuwerfen, und es stand daher nicht zu erwarten, dass sie unmittelbar nach einer solchen Emanzipation sich geduldig einer neuen geistigen Tyrannei f?gen w?rden. Lange gew?hnt, die Angesichter wie vor einem gegenw?rtigen Gotte zur Erde zu neigen, wenn der Priester die Hostie erhob, hatten sie die Messe als ein g?tzendienerisches Possenspiel betrachten gelernt; lange gew?hnt, den Papst als den Nachfolger des ersten der Apostel, als den Bewahrer der Schl?ssel von Erde und Himmel zu betrachten, hatten sie gelernt, in ihm das Thier, den Antichrist und den Mann der S?nde zu sehen. Dass sie nun die Huldigung, die sie dem Vatican entzogen, unmittelbar auf eine neu geschaffene Autorit?t ?bertragen, dass sie ihr eigenes Urtheil der Autorit?t einer Kirche unterordnen, die sich ebenfalls nur auf individuelles Urtheil gr?ndete, und dass sie sich scheuen w?rden, von Lehren abzuweichen, die selbst von dem, was noch k?rzlich der allgemeine Glaube der westlichen Christenheit gewesen, abwich, liess sich nicht erwarten. Es ist leicht zu begreifen, dass k?hne und forschende Geister, triumphirend ?ber die neu errungene Freiheit, h?chst entr?stet sein mussten, wenn eine um manches Jahr j?ngere Institution als sie selbst, eine Institution, die unter ihren eigenen Augen nach und nach ihre Form von den Leidenschaften und den Interessen des Hofes erhalten, das hochm?thige Wesen Rom's nachzuahmen begann.
Da man diese Leute nicht ?berzeugen konnte, beschloss man, sie zu verfolgen, und die Verfolgung ?usserte ihre nat?rlichen Wirkungen: sie fand in ihnen eine Sekte, und machte daraus eine Partei. Mit ihrem Hasse gegen die Kirche verband sich nun auch der Hass gegen die Krone. Diese beiden Gef?hle vermischten sich, indem eines die Bitterkeit des andern vermehrte. Die Meinungen der Puritaner ?ber das gegenseitige Verh?ltniss zwischen Herrscher und Beherrschten waren von denen weit verschieden, die in den Homilien eingesch?rft wurden. Die beliebtesten Theologen derselben hatten durch Wort und Beispiel zum Widerstande gegen Tyrannen und Verfolger ermuthigt; die calvinistischen Genossen in Frankreich, Holland und Schottland hatten die Waffen gegen g?tzendienerische und grausame Regenten ergriffen, und die Ansichten derselben ?ber Staatsregierung nahmen die F?rbung der Ansichten von der Kirchenregierung an. Einige von den Sarkasmen, die das Volk im gemeinen Leben gegen die Geistlichkeit richtete, konnten leicht auf das K?nigthum gerichtet werden, und manche der Gr?nde, durch die man bewies, dass die geistliche Gewalt am besten durch eine Synode ausge?bt werde, f?hrten anscheinend auch zu dem Schlusse, dass die weltliche Gewalt am besten in einem Parlamente bewahrt sei.
Wie nun der Priester der Staatskirche aus Interesse, Grundsatz und Leidenschaft den k?niglichen Vorrechten ein eifriger Verfechter war, so stand der Puritaner aus Interesse, Grundsatz und Leidenschaft ihnen feindlich entgegen. Die missvergn?gten Sektirer hatten eine ausgedehnte Macht, in jedem Stande fanden sie Anh?nger, und unter den handeltreibenden Klassen der St?dte sowie unter den kleinen Grundbesitzern auf dem Lande die meisten.
Schon in den ersten Regierungsjahren Elisabeths bildeten diese Sektirer die Majorit?t in dem Hause der Gemeinen, und wenn unsere Vorfahren damals ihre ganze Aufmerksamkeit auf die innern Angelegenheiten h?tten richten k?nnen, so unterliegt es keinem Zweifel, dass der Streit zwischen der Krone und dem Parlamente sofort begonnen haben w?rde. Damals aber war keine Zeit f?r innere Zwistigkeiten. Es steht ?berhaupt in Frage, ob selbst die festeste Vereinigung aller Klassen im Staate die gemeinsame Gefahr, die ihnen drohte, h?tte abwenden k?nnen. Das r?misch-katholische und das reformirte Europa f?hrten einen Kampf auf Leben und Tod. Frankreich, mit sich selbst im Kriege begriffen, konnte f?r einige Zeit in der Christenheit nicht in Betracht gezogen werden. Die englische Regierung stand an der Spitze des protestantischen Interesses, und w?hrend sie im Lande die Presbyterianer verfolgte, liess sie den presbyterianischen Kirchen im Auslande einen kr?ftigen Schutz angedeihen. An der Spitze der Gegenpartei stand der m?chtigste F?rst jener Zeit, ein F?rst, der Spanien, Portugal, Italien, die Niederlande und Ost- und West-Indien beherrschte, dessen Armeen mehr als einmal Paris bedrohten, und dessen Flotten die K?sten von Devonshire und Sussex in Furcht hielten. Lange hatte es den Anschein, dass die Engl?nder auf eignem Boden einen verzweifelten Kampf um Religion und Unabh?ngigkeit zu bestehen haben w?rden, und von der Bef?rchtung eines argen Verrathes im eignen Lande waren sie keinen Augenblick frei, denn damals war es auch f?r viele edle Charaktere ein Gewissens- und Ehrenpunkt geworden, das Vaterland der Religion zu opfern. Eine Reihe schwarzer Pl?ne, von R?misch-Katholischen gegen das Leben der K?nigin und die Existenz der Nation ausgebr?tet, hielt die Gesellschaft in steter Besorgniss. Mag immerhin Elisabeth ihre Fehler gehabt haben, es ist dennoch klar, dass, nach menschlichem Ermessen, das Schicksal des Reichs und aller reformirten Kirchen von der Sicherheit ihrer Person und von dem Gl?cke ihrer Regierung abhing. Es war daher die erste Pflicht eines Patrioten und Protestanten, die Autorit?t derselben zu kr?ftigen, und diese Pflicht ward treulich erf?llt. Selbst in der Nacht der Kerker, wohin Elisabeth sie gesendet hatte, beteten die Puritaner mit ungeheuchelter Inbrunst, dass die K?nigin vor dem Dolche des Meuchelm?rders gesch?tzt bleiben, dass der Aufruhr zu ihren F?ssen niedergeworfen werden, und ihre Waffen zu Wasser und zu Lande siegreich sein m?gen. Einer der hartn?ckigsten Anh?nger jener hartn?ckigen Sekte, dem der Scharfrichter eine Hand abhauen musste, weil er sich durch seinen masslosen Eifer zu einem Vergehen hatte hinreissen lassen, schwenkte unmittelbar nach der Exekution mit der ihm gebliebenen Hand seinen Hut und rief: Gott erhalte die K?nigin! Das Gef?hl, das diese Leute bei ihrem Anblicke beseelte, ist auf die Nachkommen ?bergegangen, und die Nonconformisten, obgleich sie von ihr sehr streng behandelt wurden, haben in der Gesammtheit stets ihr Andenken ehrend bewahrt.
In dem Parlamente von 1601 lieferte die Opposition, die seit vierzig Jahren im Stillen Kr?fte gesammelt und gespart hatte, ihre erste grosse Schlacht, und gewann ihren ersten Sieg. -- Der Boden war gut gew?hlt. Die englischen Souveraine sind stets mit der obersten Leitung der Handelspolizei betraut gewesen; sie besassen das unantastbare Recht der M?nz-, Gewicht- und Mass-Regulirung, der Bestimmung der Messen, M?rkte und H?fen. Die Grenzlinie ihrer Autorit?t in Handelsangelegenheiten war, wie gew?hnlich, sehr undeutlich gezeichnet; wie gew?hnlich machte sie daher ?bergriffe in das Gebiet, das verfassungsm?ssig der Gesetzgebung angeh?rte. Diese ?bergriffe wurden, wie gew?hnlich, so lange geduldig ertragen, bis sie einen ernsten Charakter annahmen. Als endlich die K?nigin sich anmasste, dutzendweis Patente zu Monopolen zu ertheilen, dass es kaum noch eine Familie im Reiche gab, die sich nicht ?ber Bedr?ckungen und Erpressungen, die nat?rlich aus diesem Missbrauche entstehen mussten, zu beklagen hatte; als Eisen, ?l, Essig, Kohlen, Salpeter, Blei, St?rke, Garn, Felle, Leder und Glas mit ?berm?ssig hohen Preisen bezahlt werden mussten -- da versammelte sich das Haus der Gemeinen in einer sehr zornigen und entschlossenen Stimmung, und umsonst tadelte eine h?fisch gestimmte Minderzahl den Sprecher, dass er die Handlungen der k?niglichen Hoheit in Frage stellen lasse. Die starke und drohende Sprache der missvergn?gten Partei fand in der Stimme der ganzen Nation ihren Wiederhall. -- Ein w?thender Volkshaufen umtobte den Wagen des ersten Ministers der Krone, verw?nschte die Monopole, und rief aus, es d?rfte nicht geduldet werden, dass die k?niglichen Hoheitsrechte die alten Freiheiten Englands antasteten. Einen Augenblick schien es, als ob die lange und ruhmreiche Regierung Elisabeths ein schm?hliches, ungl?ckliches Ende nehmen solle. Mit bewunderungsw?rdiger Klugheit und Fassung lehnte die K?nigin aber den Streit ab, stellte sich an die Spitze der reformirten Partei, entsprach den erhobenen Beschwerden, dankte den Gemeinen in einer ergreifenden und w?rdigen Ansprache f?r die eifrige Sorge um das ?ffentliche Wohl, gewann sich die Herzen des Volks wieder, und hinterliess ihren Nachfolgern ein denkw?rdiges Beispiel von dem Verhalten eines Herrschers ?ffentlichen Bewegungen gegen?ber, denen Widerstand zu leisten nicht m?glich ist.
Schottland und Irland waren an Umfang einander fast gleich, und beide zusammen ziemlich so gross wie England; aber sie hatten eine weit geringere Bev?lkerung und standen ihm an Wohlstand und Civilisation nach. Schottland war durch die Unfruchtbarkeit seines Bodens zur?ckgeblieben, und auf Irland ruhete noch immer, obgleich rings von Licht umgeben, die starre Finsterniss des Mittelalters.
Mit Ausnahme der celtischen St?mme, die d?nn zerstreut die Hebriden und die gebirgigen Theile der n?rdlichen Grafschaften bewohnten, war die Bev?lkerung Schottlands von demselben Blute wie die Englands, sie redete dieselbe Sprache, die sich von dem reinsten Englisch nicht mehr unterschied, als sich die Dialekte von Somersetshire und Lancashire von einander unterschieden. Die Bev?lkerung Irlands dagegen war, mit Ausnahme der kleinen englischen Kolonie unfern der K?ste, celtisch, und bewahrte noch immer celtische Sprache und Sitte.
Zu der Zeit ihrer Verbindung mit England zeichneten sich beide Nationen durch angeborenen Muth und durch Intelligenz aus. In Ausdauer, Selbstbeherrschung, Vorsicht, kurz in allen Eigenschaften, die im Leben Erfolge sichern, sind die Schotten nie ?bertroffen worden. Die Iren hingegen zeichneten sich durch Eigenschaften aus, die mehr interessant als gl?cklich machen. Ein feuriges und ungest?mes Volk, waren sie leicht zum Weinen und zum Lachen, zur Wuth und zur Liebe zu bewegen. Von den Nationen des n?rdlichen Europa's besassen sie allein die Empf?nglichkeit, die Lebhaftigkeit und die nat?rlichen Anlagen zur Pantomime und Redekunst, die man unter K?stenbewohnern des mittell?ndischen Meeres heimisch findet. In geistiger Bildung stand Schottland unbestreitbar h?her. War es auch damals das ?rmste K?nigreich in der Christenheit, so wetteiferte es dennoch in jedem Zweige des Wissens mit den beg?nstigtesten L?ndern. Schotten, deren Wohnung und Nahrung so elend waren, wie die der Isl?nder zu unserer Zeit, schrieben eben so sch?ne lateinische Verse als Vida, und machten wissenschaftliche Entdeckungen, die einem Galilei zum Ruhme gereicht haben w?rden. Irland hatte sich keines Buchanan oder Napier zu r?hmen; das Genie, mit dem die Urbewohner desselben reich begabt waren, gab sich nur in Balladen kund, die obgleich roh und rauh, dem Kennerauge Spenser's dennoch eine sch?ne, reine Poesie zu enthalten schienen.
Schottland bewahrte seine ganze W?rde, als es zu einem Theile der britischen Monarchie umgeschaffen wurde. Nachdem es den englischen Waffen Generationen hindurch muthigen Widerstand geleistet hatte, ward es mit seinem ?berlegenen Nachbar unter den ehrenvollsten Bedingungen vereinigt.
Irland ward offen als ein durch das Schwert erk?mpftes Besitzthum regiert. Die rohen National-Institutionen existirten nicht mehr; die englischen Kolonisten unterwarfen sich den Bestimmungen des Mutterlandes, ohne dessen Schutz sie nicht bestehen konnten, und suchten Ersatz darin, dass sie das Volk, unter dem sie sich niedergelassen, mit F?ssen traten. -- Das Parlament, das in Dublin zusammentrat, konnte ohne vorhergegangene Genehmigung des englischen Geheimen-Raths kein Gesetz erlassen; die Autorit?t der englischen Legislatur erstreckte sich ?ber Irland. Die ausf?hrende Verwaltung war M?nnern anvertraut, die entweder England selbst oder dem englischen Bezirke entnommen worden, und in beiden F?llen wurden diese von der celtischen Bev?lkerung als Fremde, selbst als Feinde betrachtet.
Aber noch ist des Umstandes zu erw?hnen, der die Verschiedenheit Irlands und Schottlands tiefer als ein anderer begr?ndete: Schottland war protestantisch. Die Erregung des Volksgeistes gegen die r?misch-katholische Kirche hatte sich in keinem andern Theile Europa's so rasch und heftig gezeigt. Die Reformatoren hatten ihre g?tzendienerische Herrscherin besiegt, abgesetzt und eingekerkert; nicht einmal auf einen Vergleich, wie er in England abgeschlossen, wollten sie eingehen. Sie hatten die Lehre, die Kirchenzucht und den Gottesdienst der Calvinisten eingef?hrt, und machten zwischen Papstthum und Pr?latur, zwischen der Messe und dem allgemeinen Gebetbuche wenig Unterschied. Zu Schottlands Ungl?ck war der F?rst, den es zur Regierung eines sch?nern Erblandes aussandte, durch die Hartn?ckigkeit, mit der die schottischen Theologen die Privilegien der Synode und der Kanzel gegen ihn behauptet, der von den Schotten geliebten Kirchenverfassung so abhold geworden, als es seine weibische Natur nur irgend zuliess; und kaum hatte er den englischen Thron bestiegen, so begann er einen unduldsamen Eifer f?r das Regiment und Ritual der englischen Kirche an den Tag zu legen.
Sowohl in den Zust?nden Schottlands als auch Irlands gab es Manches, das in einem scharfblickenden Staatsmann peinliche Besorgnisse zu erregen geeignet war. Einstweilen jedoch war ein Anschein von Ruhe da, denn alle britischen Inseln waren zum ersten Male friedlich unter einem Scepter vereinigt.
Man w?rde glauben k?nnen, der Einfluss Englands auf die europ?ischen Nationen h?tte von dieser Epoche an bedeutend zunehmen m?ssen. Das Gebiet, das sein neuer K?nig beherrschte, hatte fast den doppelten Umfang von dem, welches Elisabeth geerbt, und kein Reich der Welt war so in sich abgeschlossen, so vor Angriffen gesichert, als das seinige. Die Plantagenets und Tudors hatten sich wiederholt gegen Schottland vertheidigen m?ssen, w?hrend sie auf dem Festlande in Kriege verwickelt waren, und der lange Kampf in Irland hatte ihren Hilfsquellen einen empfindlichen und andauernden Abzug bewirkt; doch selbst unter so ung?nstigen Verh?ltnissen hatten sich diese F?rsten einer hohen Achtung in der ganzen Christenheit zu erfreuen gehabt. Deshalb war nicht grundlos zu erwarten, dass England, Schottland und Irland vereint h?tten einen Staat bilden m?ssen, der keinem andern seiner Zeit nachst?nde.
So wurden die Anspr?che des Monarchen gerade in der Zeit, wo sich im Parlamente und im Lande der republikanische Geist stark zu regen begann, so ausgedehnt, dass sie selbst dem hochfahrendsten und eigenm?chtigsten seiner Vorg?nger auf dem Throne missfallen haben w?rden.
Zwar hatten die Gr?nder der anglikanischen Kirche das Episkopat als eine alte, gute und passende kirchliche Einrichtung beibehalten, aber sie hatten nicht erkl?rt, dass diese Form der Kirchenverwaltung eine von Gott eingesetzte sei. Wie gering Cranmer das Amt eines Bischofs hielt, haben wir bereits gesehen. Jewel, Cooper, Whitgift und andere hervorragende Religionslehrer unter der Regierung Elisabeths vertheidigten die Pr?latur als etwas Unsch?dliches und N?tzliches, das der Staat einzuf?hren befugt sei, und wenn es einmal eingef?hrt, auf die Achtung jedes B?rgers Anspruch habe, aber nie l?ugneten sie, dass eine christliche Gemeinde ohne Bischof eine reine Kirche sein k?nne, sie betrachteten vielmehr die Protestanten auf dem Festlande als Glieder einer Glaubensfamilie, der sie selbst angeh?rten. Wohl waren die Engl?nder in England gehalten, die Autorit?t des Bischofs ebenso anzuerkennen, wie ihnen die Autorit?t des Sheriffs und des Coroners anzuerkennen oblag, aber diese Verpflichtung war nur eine ?rtliche. Ging ein Mitglied der englischen Kirche, ja selbst ein englischer Pr?lat, nach Holland, so f?gte er sich ohne Bedenken der holl?ndischen Staatskirche. Die Botschafter Elisabeths und Jakobs gingen im Auslande mit vollem Gepr?nge zu demselben Gottesdienste, den Elisabeth und Jakob in der Heimath ?bten, und mieden es sorgf?ltig, um den schw?chern Br?dern kein ?rgerniss zu geben, ihre Privatkapellen nach anglikanischer Art auszuschm?cken. Im Jahre 1603 erkannte die Kirchenversammlung der Provinz Canterbury die Kirche von Schottland, welche damals bisch?fliche Beaufsichtigung und Ordination noch nicht kannte, feierlich als einen Theil der heiligen, allgemeinen Kirche Christi an. Man hielt selbst presbyterianische Geistliche zu Sitz und Stimme in ?kumenischen Konzilien als berechtigt. Als die Generalstaaten der Vereinigten Niederlande eine Synode von nicht bisch?flich ordinirten Lehrern in Dortrecht versammelten, betheiligten sich ein englischer Bischof und ein englischer Dechant im Auftrag des Oberhauptes der englischen Kirche an den Sitzungen dieser Gottesgelehrten, predigten und stimmten mit ihnen ?ber die wichtigsten theologischen Fragen ab. Es befanden sich auch viel englische Pfr?nden in den H?nden von Geistlichen, die fr?her in der auf dem Festlande ?blichen Weise der Calvinisten zu ihrem Amte geweiht waren, und man hatte die Reordination durch einen Bischof in solchen F?llen nicht f?r n?thig, selbst f?r ungesetzlich gehalten.
Aber eine neue Art von Theologen begann in der englischen Kirche bereits aufzutauchen. Nach der Ansicht derselben war das Amt des Bischofs zur Wohlfahrt einer christlichen Gemeinschaft und zur F?rderung der Wirksamkeit der feierlichsten Religionsgebr?uche wesentlich. Es geh?ren zu jenem Amte gewisse hohe und heilige Vorrechte, die menschliche Macht weder verleihen noch entziehen k?nne. Eine Kirche, sagten sie, welche die apostolische Nachfolge abschaffte, k?nne eben so gut auch die Lehre von der Dreieinigkeit oder der Menschwerdung abschaffen, und die r?mische Kirche, welche bei allen ihren Verderbnissen die apostolische Nachfolge beibehalten, sei der urspr?nglichen Reinheit n?her, als jene reformirten Gemeinden, welche vorschnell, dem g?ttlichen Muster geradezu entgegen, ein von Menschen ersonnenes System aufgestellt h?tten.
Die Reformatoren verabscheuten keinen Theil des alten Kirchensystems mehr, als die dem C?libate gezollte Hochachtung. Sie waren der Ansicht, dass schon der Apostel Paulus die r?mische Lehre ?ber diesen Punkt als die des Teufels prophetisch verdammt habe, und sprachen gern und viel ?ber die Verbrechen und ?rgernisse, welche diese schreckliche Anklage zu begr?nden den Anschein hatten. Luther hatte seine Ansicht, indem er eine Nonne heirathete, sehr klar an den Tag gelegt. Einige der ausgezeichnetsten Bisch?fe und Priester, die unter der Regierung Maria's den Feuertod erlitten, hatten Frauen und Kinder hinterlassen. Jetzt aber tauchte das Ger?cht auf, der alte M?nchsgeist lasse sich in der englischen Kirche wieder versp?ren, h?hern Orts hege man Abneigung gegen verheirathete Priester, Laien, die Protestanten seien, h?tten in Bezug auf das C?libat Entschl?sse gefasst, die fast Gel?bden glichen, und selbst ein Diener der Staatskirche habe ein Nonnenkloster gegr?ndet, in welchem ein Verein gottgeweihter Jungfrauen um Mitternacht Psalmen s?ngen.
Dies war jedoch nicht Alles. Eine Klasse von Fragen, ?ber welche bei den Gr?ndern der anglikanischen Kirche und der ersten Generation der Puritaner wenig oder gar keine Meinungsverschiedenheit herrschte, rief nach und nach einen heftigen Streit hervor. Die Controversen, welche die protestantische Partei in ihrer Kindheit schon entzweit, hatten sich fast ausschliesslich auf Kirchenregiment und Kirchengebr?uche bezogen, und ?ber Punkte der metaphysischen Theologie war es zwischen den streitenden Parteien zu einem ernsten Kampfe nicht gekommen. Die Lehren von Erbs?nde, Glauben, Gnade, Pr?destination und Gnadenwahl, an denen die H?upter der Hierarchie festhielten, waren die, welche man gew?hnlich calvinisch nannte. Der Erzbischof Whitgift, ihr Lieblingspr?lat, entwarf im Verein mit dem Bischof von London und andern Theologen gegen das Ende der Regierung Elisabeths die ber?hmte Schrift, die unter dem Namen der >>Lambeth-Artikel<< bekannt ist. Es werden darin die st?rksten calvinistischen Lehren mit einer Bestimmtheit behauptet, die vielen Calvinisten unserer Zeit anst?ssig sein w?rde. Ein Geistlicher, der entgegengesetzter Ansicht war und sich hart ?ber Calvin ?usserte, wurde von der Universit?t Cambridge dieser Vermessenheit wegen angeklagt, und entging der Strafe nur dadurch, dass er sich ?ffentlich zu den Lehren von der Verdammniss und dem endlichen Beharren bekannte, und seine Reue ?ber die Beleidigung aussprach, die er frommen M?nnern durch seine Angriffe auf den grossen franz?sischen Reformator zugef?gt habe. Zwischen Cranmer's und Lauds Schulen steht jene theologische, deren Haupt Hooker war, in der Mitte, und die Arminianer haben Letztern in der neueren Zeit als ihren Genossen betrachtet; aber dennoch erkl?rte Hooker Calvin f?r einen Mann, der allen andern Theologen, die Frankreich je hervorgebracht, an Weisheit ?berlegen sei, f?r einen Mann, dem Tausende ihre Kenntniss der g?ttlichen Wahrheit verdankten, er selbst aber, Calvin, sei nur Gott zu Danke verpflichtet. Als in Holland der arminianische Streit begann, standen die englische Regierung und die englische Kirche der calvinistischen Partei kr?ftig bei, und jene Flecken, welche durch die Einkerkerung des Grotius und den Justizmord des Barneveldt auf dieser Partei haften, tr?gt auch zum Theil der englische Name.
Vor dem Zusammentritt der holl?ndischen Synode hatte indess jene Partei der anglikanischen Geistlichkeit, die dem calvinistischen Kirchenregimente und dem calvinistischen Gottesdienste besonders abhold war, angefangen, die calvinistische Metaphysik missf?llig zu betrachten, und dieses Missfallen ward nat?rlich durch die auffallende Ungerechtigkeit, Anmassung und Grausamkeit der in Dortrecht vorherrschenden Partei noch vermehrt. Die arminianische Lehre, nicht so streng logisch als die der fr?heren Reformatoren, aber den Volksbegriffen von der g?ttlichen Gerechtigkeit und G?te entsprechender, fand eine rasche und weite Verbreitung. Auch der Hof ward bald davon ergriffen. Ansichten, die zur Zeit der Thronbesteigung Jakobs kein Geistlicher aussprechen durfte, ohne den Verlust seines Priesterrockes bef?rchten zu m?ssen, gaben jetzt den besten Anspruch auf Bef?rderung. Ein Geistlicher jener Zeit, der von einem schlichten Landedelmann befragt ward, was die Arminianer denn eigentlich behaupteten, gab die eben so wahre als witzige Antwort: sie behaupten die besten Bisth?mer und Dekaneien Englands.
Zu gleicher Zeit, als ein Theil des anglikanischen Clerus die urspr?nglich eingenommene Stellung nach einer Richtung hin verliess, wich ein Theil der Puritaner gerade in entgegengesetzter Richtung von den Grunds?tzen und Gewohnheiten seiner V?ter ab. Die von den Separatisten erlittene Verfolgung war zwar hart genug gewesen, um zu erbittern, aber zu gelind, um zu vernichten; man hatte sie nicht bis zur Unterw?rfigkeit gez?hmt, sondern bis zur Wildheit und Unbeugsamkeit emporgestachelt. Wie alle unterdr?ckten Sekten, hielten auch sie ihre eigenen Rachegef?hle f?r fromme Regungen, erh?hten durch Lesen und Nachdenken den Hang, ?ber ihre Leiden zu br?ten, und bildeten sich ein, wenn sie sich bis zum Hasse gegen ihre Feinde aufgeregt, dass sie die Feinde des Himmels hassten. Wenn sich auch im neuen Testamente nur wenig fand, was selbst bei unredlich verf?lschter Auslegung dem Ergeben geh?ssiger Leidenschaften scheinbar Nachsicht gew?hrte, so enthielt doch das alte Testament die Geschichte eines Volks, das von Gott zum Zeugen seiner Einheit und zum Diener seiner Rache auserw?hlt worden, und dem er besonders mancherlei Dinge zu thun befohlen, die, ohne sein ausdr?ckliches Geheiss ver?bt, die gr?sslichsten Verbrechen gewesen w?ren. In einer solchen Geschichte Vieles zu finden, was sich durch Verdrehung den betreffenden W?nschen entsprechend machen liess, konnte erbitterten und d?stern Gem?thern nicht schwer fallen. Bei den extremen Puritanern begann sich nun eine Vorliebe f?r das alte Testament zu bilden, die sich in ihrer ganzen Denkart und in allen ihren Gebr?uchen zeigte, wenn sie es auch sich selbst nicht offen eingestehen mochten. Der hebr?ischen Sprache zollten sie eine Verehrung, die sie der Sprache versagten, in welcher uns die Unterredungen Jesu und die Briefe des Paulus ?berliefert worden; ihren Kindern gaben sie in der Taufe nicht die Namen christlicher Heiligen, sondern die hebr?ischer Patriarchen und Krieger; den w?chentlichen Festtag, den die Kirche von den ?ltesten Zeiten an zum Andenken an die Auferstehung des Herrn begeht, verwandelten sie, ungeachtet der ausdr?cklichen und wiederholten Erkl?rungen Luthers und Calvins, in einen j?dischen Sabbath; Rechtsgrunds?tze suchten sie in den mosaischen Bestimmungen, und Vorg?nge, die ihrem gew?hnlichen Verhalten als Muster dienen sollten, in den B?chern der Richter und K?nige; ihre Gedanken und Gespr?che dreheten sich meistens um Handlungen, die man sicherlich nicht als nachahmungsw?rdige Beispiele f?r uns niedergeschrieben hat. Der Prophet, der einen gefangenen K?nig in St?cke hieb, der ungehorsame Feldherr, der das Blut einer K?nigin den Hunden gab, das Weib, das ungeachtet eines gegebenen Versprechens und der morgenl?ndischen Gastfreundschaft zum Trotz, mit einem Nagel das Gehirn des fl?chtigen Bundesgenossen durchbohrte, der an ihrem Tische gesessen und unter ihrem Zelte schlief, diese alle wurden den unter der Tyrannei von F?rsten und Pr?laten leidenden Christen als Muster aufgestellt. Moral und Sitten wurden von einem Codex abh?ngig gemacht, der dem der Synagoge in ihrem schlechtesten Zustande glich. Kleidung, Haltung, Sprache, Studien und Vergn?gungen dieser strengen Sekte waren nach Grunds?tzen geregelt, ?hnlich denen der Pharis?er, die im Stolze auf ihre rein gewaschenen H?nde und breiten Gedenkzettel den Erl?ser als einen Sabbathsch?nder und S?ufer schm?hten. Einen Maibaum mit Kr?nzen zu schm?cken, die Gesundheit eines Freundes zu trinken, einen Falken fangen zu lassen, einen Hirsch zu jagen, Schmachtlocken zu tragen, die Halskrause zu st?rken, das Spinett zu schlagen oder die K?nigin der Feen zu lesen, war eine S?nde. Vorschriften dieser Art, die dem freien und fr?hlichen Geiste Luthers unertr?glich, und dem hellen philosophischen Verstande Zwingli's ver?chtlich erschienen sein w?rden, breiteten ein mehr als m?nchisches Duster ?ber das ganze Leben. Die Gelehrsamkeit und Redekunst, durch die sich die grossen Reformatoren so hoch auszeichneten, und denen sie gr?sstentheils ihre Erfolge verdankten, betrachtete die neue Schule der Protestanten mit Argwohn, wenn nicht selbst mit Abneigung. -- Einige der Rigor?sesten trugen sogar Bedenken, aus der lateinischen Grammatik Unterricht ertheilen zu lassen, weil die Namen Mars, Bacchus und Apollo darin vorkamen. Die sch?nen K?nste waren so gut wie verp?nt; der feierliche Klang der Orgel erschien abergl?ubisch; die leichte Musik von Ben Jonson's Maskenspielen galt f?r unsittlich; die eine H?lfte der sch?nen Gem?lde in England war g?tzendienerisch, die andere unanst?ndig. Den extremen Puritaner konnte man sofort an seinem Gange, seiner Kleidung, seinem glatten Haare, der kalten Feierlichkeit seines Gesichts, dem emporgekehrten Weissen der Augen, der n?selnden Sprache und vor Allem an seiner eigenth?mlichen Ausdrucksweise erkennen. Bei jeder Gelegenheit wendete er Bilder und Styl der heiligen Schrift an. Hebr?ismen, gewaltsam in die englische Sprache verflochten, und Metaphern, der k?hnsten lyrischen Poesie eines fernen Zeitalters und Landes entlehnt, und auf die gew?hnlichsten Angelegenheiten des englischen Lebens angewendet, waren die hervorragendsten Eigenth?mlichkeiten dieses Sprachgemisches, das mit vollem Rechte den Spott der Pr?latisten sowohl als der Freigeister nach sich zog.
Das politische und religi?se Schisma, das im sechzehnten Jahrhunderte sich gebildet hatte, ward im ersten Viertheile des siebzehnten Jahrhunderts stets gr?sser. In Whitehall waren Theorien Mode, die sich dem t?rkischen Despotismus n?herten; der gr?sste Theil des Unterhauses huldigte Theorien, die sich dem Republikanismus zuneigten. Die eifrigen Pr?latisten, die bis auf den letzten Mann f?r das Hoheitsrecht k?mpften, und die eifrigen Puritaner, welche eben so heftig f?r die Privilegien des Parlaments stritten, standen sich mit einer viel gr?ssern Erbitterung gegen?ber, als in der vorangegangenen Generation je zwischen Katholiken und Protestanten geherrscht hat.
Und nun begann das gewagte Spiel, das ?ber das Geschick des englischen Volks entschied. Auf Seite des Hauses der Gemeinen ward mit Eifer, aber auch mit bewunderungsw?rdiger Geschicklichkeit, Ruhe und Ausdauer, gespielt. An der Spitze der Versammlung standen grosse Staatsm?nner, die weit zur?ck und weit hinaus zu blicken vermochten, und diese waren entschlossen, den K?nig in eine Lage zu versetzen, dass er entweder nach den W?nschen des Parlamentes regieren, oder die heiligsten Grunds?tze der Verfassung gewaltsam antasten m?sse. Aus diesem Grunde bewilligten sie ihm nur k?rgliche Geldunterst?tzungen. Der K?nig erkannte, dass er entweder im Einverst?ndnisse mit dem Hause der Gemeinen, oder mit allen Gesetzen im Widerspruche regieren m?sste, und sein Entschluss stand bald fest: er l?ste sein erstes Parlament auf und erhob aus eigner Machtvollkommenheit Steuern. Nun berief er ein zweites Parlament, und fand es noch unbeugsamer als das erste. Wiederum nahm er zu dem Mittel der Aufl?sung seine Zuflucht, erhob, ohne den leisesten Anschein eines gesetzlichen Rechts, neue Steuern, und liess die F?hrer der Opposition einkerkern. Eine neue Beschwerde, welche die eigenth?mlichen Gef?hle und Gewohnheiten des englischen Volks zu einer kaum ertr?glichen Last machten und die allen scharfblickenden M?nnern als eine furchtbare Vorbedeutung erschien, erregte zu derselben Zeit allgemeine Unzufriedenheit und Unruhe: es wurden Compagnien Soldaten bei dem Volke einquartiert und das Kriegsrecht verdr?ngte an einigen Orten die alten Rechte des Reichs.
Der K?nig berief ein drittes Parlament, und bald ward er gewahr, dass ihm die Opposition st?rker und heftiger entgegentrat, als je. Nun entschloss er sich, die Taktik zu ?ndern. Statt den Forderungen der Gemeinen hartn?ckig entgegen zu sein, ging er nach manchem Streite und manchen Ausfl?chten auf einen Vergleich ein, der, wenn er ihm treulich nachgekommen w?re, ein dauerndes Ungemach abgewendet haben w?rde. Das Parlament bewilligte eine namhafte Geldunterst?tzung; der K?nig best?tigte feierlich das ber?hmte Gesetz, das unter dem Namen der Bitte des Rechts bekannt ist, und die zweite grosse Urkunde der Freiheiten Englands bildet. Durch die Best?tigung dieses Gesetzes legte er sich zugleich die Verpflichtung auf, nie wieder ohne Bewilligung der H?user Geld zu erheben, nie wieder eine Person, wenn nicht der Rechtsgang dabei beobachtet, einzukerkern, und nie wieder das Volk den Kriegsgerichten zu unterwerfen.
Der Tag, an welchem nach langem Z?gern dieses wichtige Aktenst?ck feierlich die k?nigliche Sanktion erhielt, war ein Tag der Freude und der Hoffnung. Die an den Schranken des Hauses der Lords versammelten Gemeinen erhoben ein lautes Jubelgeschrei, als der Sekret?r die Worte der Formel ausgesprochen, durch welche seit Jahrhunderten unsere F?rsten den W?nschen der Reichsst?nde ihre Zustimmung zu ertheilen pflegten. -- Die Stimme der Hauptstadt und der Nation war der Wiederhall dieses Jubels; aber schon nach drei Wochen zeigte es sich, dass Karl nicht die Absicht hatte, den geschlossenen Vertrag zu halten. Das von den Volksvertretern bewilligte Geld ward erhoben; das Versprechen, durch welches die Bewilligung erlangt, ward gebrochen. Es entspann sich ein heftiger Kampf. Das Parlament ward in einer Weise aufgel?s't, die deutlich das Missfallen des K?nigs bekundete. Einige der hervorragendsten Mitglieder wurden eingekerkert, und eins derselben, Sir Johann Elliot, starb im Gef?ngnisse nach jahrelangen Leiden.
Karl wagte indess nicht, die zur Fortf?hrung des Kriegs erforderlichen Steuern aus eigener Machtvollkommenheit ferner zu erheben; er beeilte sich demnach, Frieden mit seinen Nachbarn zu schliessen, und befasste sich von da an nur mit Britanniens politischen Angelegenheiten.
Eine neue ?ra begann. Viele englische K?nige hatten nur bei gewissen Gelegenheiten verfassungswidriger Handlungen sich schuldig gemacht, aber keiner hatte es noch unternommen, sich systematisch zu einem Despoten zu machen, und das Parlament bis zu einem Nichts herabzubringen. Und dies war das Ziel, nach welchem Karl unverkennbar strebte. Die H?user wurden vom M?rz 1629 bis zum April 1640 nicht wieder zusammenberufen. Unsere Geschichte wies keinen Zeitraum von elf Jahren nach, der zwischen einem und dem n?chsten Parlamente gelegen; nur ein Mal hat es einen halb so langen Zwischenraum gegeben. Diese Thatsache allein widerlegt die Behauptung, dass Karl nur in die Fusstapfen der Plantagenets und Tudors getreten sei.
Durch Zeugnisse der eifrigsten Anh?nger des K?nigs ist bewiesen, dass er die Bestimmungen in der Bitte um Recht in diesem Abschnitte seiner Regierung nicht nur bei einzelnen Gelegenheiten, sondern fortw?hrend und systematisch verletzte; dass er die Eink?nfte gr?sstentheils ohne gesetzliche Erm?chtigung erhoben, und dass er der Regierung missliebige Personen, ohne gerichtliche Vorladung und Verh?r, Jahre lang im Kerker hat schmachten lassen.
F?r solche Handlungen muss die Geschichte den K?nig als pers?nlich verantwortlich erachten. Seit der Zeit seines dritten Parlaments war er selbst sein erster Premierminister; nur einige Personen, deren Charakter und F?higkeiten seinen Pl?nen entsprachen, standen an der Spitze verschiedener Verwaltungszweige.
Thomas Wentworth, erst zum Lord Wentworth und dann zum Earl von Strafford ernannt, ein ?usserst f?higer, beredter und muthiger Mann, aber grausamen und herrschs?chtigen Charakters, war in politischen und milit?rischen Angelegenheiten der vertrauteste Rath des K?nigs. Fr?her eins der bedeutendsten Glieder der Oppositionspartei, hegte er gegen die, deren Sache er verlassen, jene eigenth?mliche Abneigung, die in allen Zeiten die Apostaten charakterisirt hat. Da die Gef?hle, die Hilfsquellen und die Politik der Partei, der er noch vor Kurzem angeh?rt, ihm genau bekannt waren, hatte er einen umfassenden, tief durchdachten Plan entworfen, der die kluge Taktik der leitenden Staatsm?nner im Hause der Gemeinen fast vereitelt h?tte. Dieses Plans erw?hnte er in seiner vertraulichen Correspondenz unter der bezeichnenden Benennung: >>Durch.<< Er beabsichtigte, in England Alles, und mehr noch als das, zu thun, was Richelieu in Frankreich gethan; Karl zu einem so unumschr?nkten Monarchen zu machen, wie nur irgend einer auf dem Festlande existirte; das Verm?gen und die pers?nliche Freiheit des ganzen Volks unter die Verf?gung der Krone zu stellen; die Gerichtsh?fe aller selbstst?ndigen Macht selbst in gew?hnlichen civilrechtlichen Angelegenheiten zwischen Privatleuten zu berauben, und mit schonungsloser H?rte alle die zu bestrafen, die bei Handlungen der Regierung sich unzufrieden zeigten, oder bei irgend einem Gerichtshofe um Abstellung derselben einkamen.
Dies war sein Ziel, und den einzigen Weg, der zu diesem Ziele f?hrte, kannte er genau. H?tte er bei seiner wirklich klaren, zusammenh?ngenden und bestimmten Anschauungsweise nicht ein seinem Vaterlande und seinen Mitmenschen so verderbliches Ziel verfolgt, er w?rde die gerechtesten Anspr?che auf hohe Bewunderung gehabt haben. Dass es nur ein einziges Werkzeug gab, seine grossen und k?hnen Pl?ne auszuf?hren, und dass dieses Werkzeug ein stehendes Heer sei, sah er klar ein. Mit der ganzen Energie seines kr?ftigen Geistes strebte er nun nach der Errichtung eines solchen Heeres. In Irland, wo er Vicek?nig war, gelang ihm wirklich die Einf?hrung eines milit?rischen Despotismus, nicht nur ?ber die eingeborene Bev?lkerung, sondern auch ?ber die englischen Colonisten, und er konnte sich mit Recht r?hmen, dass der K?nig auf dieser Insel so unumschr?nkt sei, als nur irgend ein F?rst der Welt.
Die Verwaltung der Kirche leitete indess haupts?chlich Wilhelm Laud, der Erzbischof von Canterbury. Mehr als alle Pr?laten der anglikanischen Kirche ist Laud von den Grunds?tzen der Reformation abgewichen, und Rom nahegetreten. Seine theologischen Ansichten entfernten sich von denen der Calvinisten mehr, als selbst die der holl?ndischen Arminianer. Seine masslose Vorliebe f?r Ceremonien, seine Verehrung der Festtage, Vigilien und geheiligten Orte, seine ?bel verhehlte Abneigung gegen die Ehe der Priester, sein gl?hender und von Eigennutz nicht v?llig freier Eifer, mit dem er den Anspruch des Clerus auf das ehrerbietige Benehmen der Laien vertrat, w?rden ihm den Hass der Puritaner zugezogen haben, auch wenn er nur gesetzliche und milde Mittel zur Erreichung seiner Pl?ne verwendet h?tte. Aber sein Verstand war ein beschr?nkter, und mit der Welt hatte er nur in geringem Verkehre gestanden. Er war heftig und reizbar von Natur, lebhaft empfindlich, wenn es seine eigene W?rde galt, kalt f?r die Leiden Anderer, und zu dem bei abergl?ubischen Menschen gew?hnlichen Irrthume geneigt, die eigenen m?rrischen und geh?ssigen Launen f?r die Regungen eines gottesf?rchtigen Eifers zu halten. Jeder Winkel des Reichs ward unter seiner Leitung einer unausgesetzten und scharfen Beaufsichtigung unterworfen; jeder kleine Separatisten-Verein ward ausgesp?rt und aufgel?st, selbst die Privatandachts?bungen der Familien entgingen den Sp?herblicken seiner Kundschafter nicht. Die Furcht vor seiner H?rte war so gross, dass der t?dtliche Hass gegen die allgemeine Kirche, der sich unz?hliger Herzen bem?chtigt, unter dem ?ussern Scheine voller ?bereinstimmung mit derselben allgemein verborgen ward. Selbst an dem Vorabende der f?r ihn und seinen Stand so verh?ngnissvollen Unruhen konnten ihm die Bisch?fe mehrerer umfangreichen Di?cesen noch berichten, dass in ihren Sprengeln auch nicht ein Dissidenter mehr zu finden sei.
Die Gerichtsh?fe gew?hrten den Unterthanen gegen die b?rgerliche und geistliche Tyrannei jener Periode keinen Schutz. Die Richter des gemeinen Rechts, die ihre Stellen nur so lange bekleideten, als es dem K?nige beliebte, zeigten sich in emp?render Weise willf?hrig; aber ungeachtet ihrer Willf?hrigkeit waren sie dennoch nicht so bereitwillige und wirksame Werkzeuge der Willk?r-Gewalt, als eine Klasse von Gerichtsh?fen, die noch jetzt, nach mehr als zweihundert Jahren, in dem Andenken des Volks tief verabscheut wird. An der Spitze dieser Gerichtsh?fe, durch Macht und Ehrlosigkeit gleich ausgezeichnet, standen die Sternkammer und die Hohe Commission; die Erstere war ein politisches, die Letztere ein religi?ses Inquisitionsgericht, und keins von Beiden war aus der alten Verfassung Englands hervorgegangen. Die Sternkammer war von den Tudors umgestaltet, und die Hohe Commission hatten sie erschaffen. War die Gewalt dieser H?fe schon vor der Thronbesteigung Karls ausgedehnt und furchtbar gewesen, so zeigte sie sich jetzt in einer Gestalt, dass jene nur gering erscheint. Von dem gewaltigen Geiste des Primas haupts?chlich geleitet, und von der parlamentarischen Aufsicht befreit, beth?tigten sie eine Raubgier, eine Grausamkeit und eine boshafte Energie, die man in fr?hern Zeiten nie gekannt hatte. Mit Hilfe derselben war es der Regierung m?glich, nach Willk?r Geldstrafen aufzuerlegen, einzukerkern, an den Pranger zu stellen und zu verst?mmeln. Zu York hatte ein besonderer Rath unter dem Pr?sidium Wentworths seinen Sitz, der, im Widerspruch mit dem Gesetz und nur durch die eigene Machtvollkommenheit des K?nigs ernannt, eine fast masslose Gewalt ?ber die n?rdlichen Grafschaften aus?bte. Alle diese Gerichtsh?fe, der Autorit?t von Westminsterhall Hohn und Trotz bietend, ver?bten t?glich Excesse, welche selbst von den hervorragendsten Royalisten hart getadelt wurden. Nach Clarendons Bericht gab es kaum einen bedeutenden Mann im K?nigreiche, der die H?rte und Gier der Sternkammer nicht aus eigener Erfahrung kennen gelernt; die Hohe Commission verfuhr in einer Weise, dass ihr kaum noch ein Anh?nger im Lande geblieben, und durch die Tyrannei des Raths von York war n?rdlich vom Trent die Magna Charta zu einem todten Buchstaben geworden.
Bis auf einen Punkt war nun die englische Regierung eben so despotisch, als die franz?sische; aber dieser eine Punkt enthielt eine hohe Bedeutung: es gab noch kein stehendes Heer, und folglich auch keine Sicherheit daf?r, dass nicht das ganze Geb?ude der Tyrannei an einem Tage zertr?mmert werden k?nne. Wollte aber der K?nig aus eigener Machtvollkommenheit Steuern zum Unterhalte eines Heeres auferlegen, so hatte man, aller Wahrscheinlichkeit nach, sofort den heftigen Ausbruch eines Aufstandes zu f?rchten. Durch diese Schwierigkeit ward Wentworth mehr als durch jede andere in Verlegenheit gesetzt. Man griff nun begierig zu einem Auskunftsmittel, das Finch, der Lord Siegelbewahrer, in ?bereinstimmung mit andern der Regierung dienenden Rechtsgelehrten, empfohlen hatte.
Es hatten n?mlich die alten englischen K?nige die Bewohner nicht nur der in der N?he Schottlands liegenden Grafschaften zur Vertheidigung der Grenze unter die Waffen gerufen, sondern auch die Grafschaften an dem Meere aufgeboten, Schiffe zur Vertheidigung der K?ste auszur?sten; statt der Schiffe hatte man mitunter Geld genommen. Diesen alten Gebrauch beschloss man jetzt, nach einem langen Zeitraume, nicht nur wieder einzuf?hren, sondern auch auszudehnen. Fr?her hatten die F?rsten nur zur Zeit des Krieges Schiffsgeld erhoben -- jetzt forderte man es in einer Zeit tiefen Friedens ein. Wenn fr?her die F?rsten, selbst in den gef?hrlichsten Kriegen, das Schiffsgeld nur in den K?stengegenden erhoben hatten, so nahm man es jetzt von den Grafschaften des Binnenlandes. Fr?her hatte man das Schiffsgeld eingefordert, um eine Vertheidigung des Landes zur See zu bewirken; jetzt trieb man es ein, wie die Royalisten selbst zugestehen, nicht um eine Flotte zu unterhalten, sondern um dem K?nige Gelder zu verschaffen, deren Betrag er nicht nur nach Belieben ausdehnen, sondern auch zu jedem beliebigen Zwecke verwenden konnte.
Die ganze Nation gerieth in Aufregung und Entr?stung. John Hampden, ein reicher Gentleman aus guter Familie in Buckinghamshire, der in seiner n?hern Umgebung hoch geachtet, aber in weitern Kreisen des K?nigreichs noch wenig bekannt war, hatte zuerst den Muth, der ganzen Gewalt der Regierung entgegenzutreten und auf eigene Kosten und Gefahr die Hoheitsrechte zu bestreiten, die der K?nig in Anspruch nahm. Der Fall ward den Richtern der Schatzkammer zur Entscheidung vorgelegt; wie abh?ngig und knechtisch auch die Richter waren, es lagen so starke Gr?nde gegen die Anspr?che der Krone vor, dass die Majorit?t gegen Hampden so klein als nur m?glich ausfiel -- aber es war immer eine Majorit?t. Die Ausleger der Gesetze hatten erkl?rt, dass der k?nigliche Machtspruch eine grosse, ergiebige Steuer auferlegen k?nne, und Wentworth bemerkte sehr richtig, ihr Urtheil sei nur durch Gr?nde zu rechtfertigen, die direct zu einem Schlusse f?hrten, den zu ziehen sie nicht gewagt haben w?rden. -- War es gesetzm?ssig, dass zur Unterhaltung einer Flotte ohne Zustimmung des Parlamentes Geld erhoben werden konnte, so liess sich schwer in Abrede stellen, dass auch Geld zum Unterhalte einer Armee ohne Zustimmung des Parlaments erhoben werden d?rfe.
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