Read Ebook: Die Fürstin by Edschmid Kasimir
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Ebook has 206 lines and 11084 words, and 5 pages
Zebras tanzten gl?nzend wie Perlmutt in quecksilbernen B?gen auf der Wiese. Einsam schwamm der R?cken stolzen Dromedares ?ber dem Geb?sch neben deiner Achsel.
Du bist tr?umerisch. Wie die Spiegel der Olympia, der Geruch der Oper und die Wehmut der benzinduftenden Avenuen ist deine Pupille voll Nebel, und die stilleren Fahrten des Bois, Glanz und Ruderer leuchten darauf . . . du richtest den Blick gerade: und es steht ein Dolch darin. Dieser Abend nahm kein Ende, den wir durchschritten, er schien wie ein pfingstliches Fenster auf den Garten durch die D?mmerung.
Pfaue sprangen in die B?ume und schlugen drohend unerh?rte R?der gegen den ger?teten Westen und schrien vor Sehnsucht. Gegen die Gatter wuchsen aus den Zwingern weisse B?ren, br?llend, wie Gekreuzte und bissen unter gr?sser werdendem Mond in die Eisen. ?ber den Teichen lag Stille und ?ber den Ufern stelzten schw?rmerisch erregte Flamingos.
Pl?tzlich schrie der Elefant. Die Stille wuchs wie Herzschlag ?ber den Garten. Dann aber erhob sich mit einem Ton die Stimme des ganzen Gartens. Tiere schrien in den Fr?hling, denen Blut durch die Kehlen sott. Sie schrien nach dem Mond in der D?mmerung immer lauter vor Wildheit und Sehnsucht, es war ein toller Abend, F?rstin, der ganze Tierkreis qualmte um uns vor Schweiss und Begierde, der Dampf schob sich in unsere N?stern.
Du hattest die Lider halb geschlossen. Du lachtest, als das Blut des Raubzeugs auf uns st?rzte, und ich begehrte dich wie ein Wolf mit den Z?hnen.
Du fuhrst mit zwei trabenden Pferden hinweg die Allee hindurch, die Hufe klopften noch durch den Nebel, als ich dich blitzhaft Entflohene nicht mehr erblickte.
Am Morgen brach ich bei dir ein, holte dich funkelnden Fasan aus hellem Boudoir, auf meinen Armen rolltest du, Copra, ich trug dich hinunter ?ber die Treppen in das schmale Auto, wir blitzten gl?hend durch die Stadt, durchsausten den Wald. Wir h?rten die hellen Glocken ?ber die Wasser bellen, ich hob dich auf das Verdeck.
Unser Dampfer war weiss und porzellanen, er weidete sich in dem Morgen, seine Kaj?ten waren eitel, seine Rahen flammten. Wir fuhren den Rhein hinunter voll von Licht.
Nie sah ich von meinen vielen Frauen eine herrlicher als dich: wie du standest! Braun, meine j?dische F?rstin, gross bis an meinen Scheitel, von der Loire durchs?sst und den Atem der Steppen in den N?stern, auf dem Verdeck mitten in Sonne. Die H?nde hattest du gross und frech in schmalen Taschen vor deinem Geschlecht. Deine Lenden flossen vor Linien seidenweich durch die Luft. Die Wage der H?ften wiegte ?ber dem Springbrunn der beiden Schenkel und den tanzenden Feigen deiner Kniee.
Du zogst die Schultern leicht in gew?lbte Bogen und sahst ruhig nach den Ufern. Aber dein Gesicht war von Br?une so wild, dass die Yachten um uns heulten vor Sehnsucht. Glitten Dampfer uns gr?ssend vor?ber, schrien die Sirenen in den Morgen. Die Wellen stoben toll herauf in deine H?he. Wind ?berst?rzte dich, t?dlich sch?ne S?ule j?dischen Fleisches, F?rstin.
Als dein Tuch fiel, kniete ein dunkeler Matrose, und eine Flamme stand zwischen seinen Brauen.
Dein Blut war m?chtig, dass der Strom hinter uns hinblich und die Scharen der Burgen ausgel?scht hinter die Sonne krochen, dass der Ansturm der Ufer abriss wie ein Schuss. Du tilgst die Gegend hinweg.
Stolz zwischen den weissen Frauen der Passagiere bist du nicht mehr die F?rstin, du w?chst ?ber sie hinaus. Ich habe dir einen anderen Namen gegeben, Durchlaucht, in fliessende Seide Geh?llte, aber ich sollte dich Debora nennen.
Denn du stehst -- und meine Augen flammen es nach wie Sonnen -- aufgereckte Richterin auf dem Gebirge Ephraim. Uraltes Blut wandelt sich zur?ck in deine Figur. Die eisernen Wagen rollen hinter dir ?ber den Horizont. Heere fallen nieder vor dir bet?ubt und preisend, deren Haar eine Flamme aufgeht ?ber den Palmenst?dten, Triumph singend aus tosender Kehle ?ber den Posaunen, Schluchten f?llend mit deiner Stimme wie eine Wolke, braun und inbr?nstig von donnernder Gottheit durchraste im Mond ?ber Juda stehende nackte Tigerin.
Vor dir rollen aus dem Gebirge die Str?me der Heere in die Ebene. Nacken gef?llter K?nige siehst du l?chelnd, irr der Mund zur Seite gezogen. Sie stellen die Lade vor dich. Sie erschauern in ihren Knochen, und tausend Streitwagen brausen aus den T?lern in die Ebene hinein.
Feuriger als die dunkle Sonne Europas steht ?ber dem Steuer gepflanzt auf dem Fluss der Strahlenschleuder deines vision?ren leicht gew?lbten Leibes weissflammend in seiner Figur.
Da bricht in die mystische Geburt Asiens das Lauern deines schr?gen Augenlides. Ich fl?stere >>Ghetto<<, und dein Hass sticht in mich wie eine Klinge, ich badete in deinem Hass und schwor gegen den Wind, dass er zum St?rmen steige, aber der Wind war feig und lag an deinem Fuss wie ein Reh.
Du trugst lehmrote T?cher um dich mit Schwefelsternen am Abend auf unserem Balkon. Wir tranken dunkelen Wein, der sch?umte und dann tanztest du aus dem Zimmer auf die Veranda, auf der der Mond schon nach dir griff. Da riss ich die T?cher von dir. Diese furiose Entkleidung! Es war eine L?win, die ich umarmte.
Aber allein, indem das Dunkel des Raumes dich von mir abschloss, tanztest du die Spr?nge deines uralten Blutes. Deine Schultern bogen sich ?ber den Achseln, der Rhein hing weiss gespannt unter dir mit einem hellen metallenen Ton, strahlend hob sich der Bogen deines Halses, sch?n und gezogen wie von stolzen Kamelen, um deren Kehlen goldene Spangen liegen. Und als du umtratst, und der Mond deinen Bauch traf und entfachte, da wurde ich wahnsinnig, F?rstin, und du tanztest, mesopotamische K?nigin, goldgelb gefleckt die Weichen wie eine Tigerin, ?ber die Zacken des Gebirges Ephraim, und ich raubte dich auf meine Arme, wie rochst du nach Narden und schriest.
Dein Fuss ist chinesisch, deine Wade aber steht schon voll Wollust.
Deine Zunge ist voll Unzucht wie eine gierige Posaune. Ich will deinem Mann das Hirn ?ber seinem Titel einschlagen, denn deine Schenkel sind dunkel verstrickt und st?rker als Nacken der Stiere. Dein wilder Leib sch?umt ?ber und l?sst mich irren an Gott. Du l?chelst, die der Mond salbte, im Feuerregen der K?sse, dein Mund zerfleischt meinen Arm, deine gel?sten Lippen wirbeln von feuchten Worten, deine Z?hne sind spitz wie von Haien und die Sonne deines Leibes scheint toll in die Dunkelheit. Deine Br?ste heben sich brausend unter meinem Mund wie heisse Quellen, und dein Hals erhebt sich und singt wirr wie im Fieber.
Siehe alles ist Jordan draussen und die Luft starrt von Posaunen, tausend eiserne Wogen rollen donnernd ?ber dem Halbkreis r?tlich umflammten Gebirges. Alles t?nt Ephraim bis in die Ebene.
Schlanke T?nzerin Gottes, mit den ?ppigen Lenden im Feuer der Berufung, Aufgerichtete, Rasende mit den H?ften, K?nigin langen Blutes, Dein Mund singt heiser wie ein Wolf und gl?ht wie ein Stern.
Nie sah ich H?nde, lang, braun und selten wie deine. Blaues Haar deiner Schl?fen liegt um meine Kehle geschlungen und mein Mund saugt aus dem Eindruck der Kissen den Geruch deines Fleisches zur?ck, das dampft und scharf ist wie von den Tieren der W?ste. Die goldenen Siegel deiner schweren Brauen zucken vor Licht. ?ber uns rennt das rote Segel des Mondes. Auf den Spitzen deiner Finger gl?hen dunkle Flammen. Mein Herz schauert wild vor dir.
Hinter deiner heissen Stimme liegt eine, weich und flaumig bis zum Rasen der Verz?ckung, und wenn du den grossen Nacken zur?ckwirfst und jauchzend leis erst?hnest, dann jagen wir im Spiel deiner H?fte beide auf donnerndem Wagen ?ber die Ebene vor zuckendem Gebirge Ephraim, Wind des Sieges gl?ht ?ber die Stirnen, und die Signale Jahwes, deine Haare, flammen wie eine heilige Meute hinter uns.
Deine Haut ist braun mit silbernem Flaum und glatt wie deine Zunge. Dein Gang ist f?rstlicher als dein Name. Alle Augen gr?ssen dich auf abendlich festlichen Promenaden: K?nigin der Avenue Wagram und der grossen Revuen, auf den D?mmen ?ber dem blauen Meer mit den Fahnen, in der hellen Sch?nheit der Korsos und Blumenwagen. Ich aber d?mpfe dein Blut.
Lachst du, weil mein Pyjama weiss im Mond schimmert wie eines Pierrot . . . . Diese Nacht tobt mit roten Lawinen im Rhein.
Ich sollte dich Debora nennen.
Aber ich habe dich JAEL genannt.
Weil es wild klingt wie eine geschmeidige L?win und inbr?nstig wie das metallene Schreien der H?rner, und weil ich nicht weiss, wenn ich auf den Kratern deiner Br?ste schlafe, ob du mir nicht durch mein Hirn einen Nagel in meinen Schlaf schl?gst, bernstein?ugiger Panther von Libanon.
DIE ABENTEUERLICHE NACHT
IN einer Nacht fr?her entdeckten wir schweigend den befestigten Hof, zerschlugen ein Fenster, st?rmten ihn und standen vor jener endlosen Flucht von Zimmern.
Nun, wo Nebel geschichtet liegt zwischen mir und der F?rstin, wo wir leiden, nun lebe ich tagelang mit wenigen der Kameraden auf dem Hof. Die Einsamkeit weicht immer tiefer vom Himmel ab und r?ckt ?ber das Ried gegen uns an. Nachts kommen weisse grosse Katzen durch den Mond gegen die sieben Akazien vor dem Tor.
Ganz ferne Bauern nur manchmal heben die Hand ?ber die Brauen und sehen abgeschatteten Gesichts nach den Streifenden. Rasch aber verm?hlen sich ihre Bewegungen wieder dampfender Erde und erntendem Ger?t.
Hier ist das Paradies. Wir werden innig mit den Tieren. Auf den D?mmen laufend, sehe ich vom Hof Kommende, vom Hof Gehende und alle haben mehr als menschliche Anmut, wenn sie die Gr?ben ?berspringen, die die Landschaft wild zerschneiden, und in Schilf schon eingetaucht wieder auf langen D?mmen hingehen, n?her dem Himmel als je. Abends sitzen wir auf der runden Mauer und sehen, wie die herbstweissen Leiber der Weiden sich vor den Horizont ordnen und riesenhaft lohen.
Morgens zieht Nebel in die Gegend und Rehe nahen der Mauer und weichen nicht. Um meinen Gang an den Kan?len schwirren Fasane, rostrote Leiber ?ngstend zwischen dem Zuckflug der schmalen Fl?gel und ein Pfeifen im Mund, das die Stille erst wieder sanft macht.
Hier sind nur Tiere. Und selbst die Hasen laufen in Bogen um uns herum und halten die Ohren weich an den Hals gelegt. Wir haben das Ried ?berschwemmt, aber wir r?hren nicht an diesen Frieden. Wir neigen uns zu dem Tier und das Tier verw?chst unserer Bewegung. Die weisse Blume der Rehin leuchtet uns zu. Weihe kreisen mit stillen Fl?gen um unseren Kopf.
Abends durch den silbernen Nebel kommt verkl?rt von milden Scheinen ein Hirsch ?ber die Altrhein-Br?cke, und geht auf uns zu ?ber die h?lzerne Planke, die hinter ihm am Ende sich unirdisch schon verengt.
Einmal nur machten wir eine menschliche Revolte gegen die Paradiesischkeit und liefen in einem Umzug mit Gekreisch und Musik bis zur F?hre. Zur?ckkehrend, steht unser Hof, halb zugewachsen von fern durch Schilf und Weide und geschwungene Landschaft saftiger Kan?le, ?berschnitten von D?mmen, vor einem lodernden Herbsthimmel, erstarrt mit den Fenstern, und dunkelnd schwingen sich seine weissen Schorne drohend in den Raum wie Flammen aus Erz. Jedes Tier schweigt um das kubische Geb?ude, und die lange Flucht der Diele, durch die schon Salier schritten, liegt in blauen Schwefelschatten. Schon st?rzt wieder ?ber noch flackernde Stimmen die Einsamkeit durch den kl?sterlichen Garten auf den Hof.
Wir streuten uns ?ber das Land, wir tranken in quellender Landschaft wie l?sterne W?lfe Kuhmilch aus den Eutern, schwammen zum Gassengefunkel der Nacht ?ber den Rhein in kleine Bergst?dte, wir zechten durch umbuschte D?rfer und machten Prasserei mit den Verwaltern auf grossen G?tern. Nachts im Innenhof, gl?nzend vor Tauluft, und Gestirne fremd ?ber dem Haupt, badeten wir unter donnernder Brunnenflut.
Irgendeiner nahm einen Kienspan und lief nackt durch die welken Bl?tter um die runde Riesenmauer, und andere folgten, stumm vor Jagen.
Lang vorbereitet erschien die abenteuerliche Nacht, wo alles weiss gl?hte mit ungeheuerer Innigkeit.
Grosse Schw?rme von Raben schwangen in langen Kreisen um die halbe Scheibe des schon ausgedunkelten Himmels, aber die andere H?lfte war von Lichtern irr ?bersch?ttet, und die geisterhaften Z?ge wilder Enten schwammen durch das Geflacker sanft im Strom dahin.
In dieser Nacht tanzten die r?tlichen M?use in stillen Wirbeln durch mein grosses helles Zimmer, und durch die zerbrochenen Fenster legte sich die buschreiche Landschaft in einer Welle vor mich hin, und da wuchs meine Sehnsucht und ich lag stundenlang im Fieber.
Und als ich gl?hte und wirr vor Leidenschaft die Landschaft begehrte und den Mond, da schrie die Elster in der Hofplatane entsetzlich, und die schmale h?ndinhafte H?fte der Holopainen r?hrte an mein Blut.
Aber ich kannte sie kaum mehr und fl?sterte >>Angelique<< und mein zur Seite fallender Blick traf den ihren. Und die Gegend wurde undurchsichtiger hinter ihr und ihr r?tliches Haar ward blass in Blondheit und die Augen schwammen ihr weisser.
>>Was willst du?<< rief ich und fluchte auf die Elster.
>>Die Abende von Passy<<, sagte sie, und Zucken lief um ihren slavischen Mund. Aber sofort kam die Lippe in springendes Reden und w?lbte sich k?hl: >>Einmal beim Erwachen war deine Hand, die mich hielt, so gross, dass ich umsank vor Liebe. Das war, als du im Pharuskegel der Autolaternen Jainikoff in den Mund hiebst und mein finnischer Imatra erbrauste. Es f?llt meine Tage. Es f?llt meine N?chte.<<
Ihr Mund wurde bitter.
>>Ich muss mein Herz noch h?rter machen<<, sagte ich und hatte kein Mitleid.
Da losch ein silberner Strahl ?ber ihr Gesicht und ihre H?ften glitten fast unbewegt aber erregend, und sie wies auf ihre herrlichen Beine: >>Auch sie gelten dir nicht mehr, mit denen ich durch die schreienden Cabarets des Montmartre vor dir tanzte, die du k?sstest vergehend, nachdem sie auf den B?tten aller Caf?s gegl?ht?<<
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