bell notificationshomepageloginedit profileclubsdmBox

Read Ebook: Rübezahl Neue Sammlung der schönsten Sagen und Märchen von dem Berggeiste im Riesengebirge by Koch Rosalie

More about this book

Font size:

Background color:

Text color:

Add to tbrJar First Page Next Page

Ebook has 952 lines and 50215 words, and 20 pages

Illustrator: P. Mohn

R?bezahl.

Neue Sammlung der sch?nsten Sagen und M?rchen

von dem

Berggeiste im Riesengebirge.

Von Rosalie Koch.

Zehnte Auflage.

Mit Illustrationen in Farbendruck und in Holzschnitt nach Originalen von Professor P. Mohn.

Berlin. Winckelmann & S?hne.

Inhalt.

Einleitung Woher R?bezahl seinen Namen hat Der Kr?utersammler Die Musterreiter Der Meckerfriede Die Anleihe Der Wundertaler Der Goldmacher R?bezahl straft einen Sp?tter Die Per?cken Mutter Else Gl?cks-M?nnlein Die drei besten Menschen Der b?se Vogt R?bezahl straft einen Unwissenden Wie R?bezahl vor Prellerei warnt R?bezahl betr?gt die Geldm?kler Die Springwurzel Der gefundene Esel Der Spieler R?bezahl und der Schneider R?bezahl und der l?genhafte Knecht Der reiche B?cker Das Zauberbuch Wie R?bezahl einem Bauer hilft Der kleine Peter Die Reise nach Karlsbad Wie R?bezahl die ?bertretung seiner Gesetze bestraft Das Rad Wie R?bezahl sich eines armen Studenten annimmt Wie Fischbach durch R?bezahls Hilfe erbaut worden R?bezahl macht einem F?rster einen Zopf Der alte Sch?fer Die drei Tischlergesellen Wozu es n?tzt, schweigend Unrecht zu ertragen Der Wanderstab Die gef?rbten Badeg?ste Der verzauberte Stab Der b?se Edelmann Gr?nmantel R?bezahl. Schauspiel in einem Akt

Einleitung.

Das Riesengebirge, das euch, meine jungen Freunde, aus der geographischen Lehrstunde wohl bekannt ist, ja welches einzelne von euch schon besucht haben, ist derjenige Teil der Sudeten des preussischen Staates, wo sie am h?chsten und engsten verbunden sind und Schlesien von B?hmen und M?hren scheiden. Die hervorragenden Spitzen derselben sind von ansehnlicher H?he, die Riesen-, auch Schneekoppe genannt, welche 1605 m ?ber dem Meeresspiegel liegt; ferner der Reiftr?ger, das hohe Rad und die Sturmhaube; auch haben starke Fl?sse, z. B. die Elbe und der Bober, ihren Ursprung zwischen felsigen H?hen. -- Dort nun war ehemals der Aufenthalt eines m?chtigen Berggeistes. Sein Gebiet umschrieb auf der Oberfl?che des Riesengebirges nur wenige Meilen, breitete sich aber im Innern desselben desto weiter und tiefer aus. Der Gnom herrschte oft jahrhundertelang still in seinem unterirdischen Reiche, und erhob sich nur selten auf die Oberwelt, um dort sein Wesen zu treiben.

Zur Zeit, als noch kein menschlicher Fusstritt das verk?mmerte Knieholz und die sp?rliche Vegetation der Berge betrat, ehe die Gegend bewohnt war, begn?gte sich der Herr der Riesenberge damit, wilde Tiere aufeinander zu hetzen, oder sie aus ihrem Lager aufzuschrecken, und sie in wilder Jagd durch das Geh?lz zu treiben.

Als er aber nach langer Zeit wieder einmal das Tageslicht der Oberwelt aufsuchte, fand er zu seinem Erstaunen alles so sehr ver?ndert, dass er fast sein eigenes Gebiet nicht wiedererkannte. Gr?nes Saatenfeld erhob sich, wo fr?her ein finsterer Wald gestanden hatte, und auf Wiesen weideten Schafe und Rinder, unter der Obhut singender Hirten und sch?tzender Hunde. Da lagen einzelne H?tten in den T?lern, aus deren Schornsteinen der Rauch lustig emporstieg und vor deren T?ren muntere Kinder spielten, mit fr?hlichem Geschrei. Der Gnom wunderte sich nicht wenig ?ber diese neuen Erscheinungen; seine gr?sste Aufmerksamkeit aber erregten die Gestalten der Menschen, die er nie zuvor gesehen hatte. Seine Neugier ward rege, und er beschloss, diese fremden Wesen n?her kennen zu lernen, indem er ihre Gestalt annahm und einige Zeit unter ihnen lebte.

Zuerst trat er als Knecht in die Dienste eines Landwirtes und verrichtete seine Arbeit aufs beste. Was er unternahm, das gelang, und er schaffte seinem Herrn so grossen Nutzen, dass dieser leicht ein reicher Mann h?tte werden k?nnen. Aber er war ein Verschwender und verjubelte leichtsinnig alles, was der fleissige und geschickte Knecht erwarb, dem er f?r seine treuen Dienste nicht einmal dankte. Dar?ber ward denn der Berggeist ?rgerlich und suchte sich einen andern Herrn, bei dem er sich als Schafhirt vermietete. Und wieder gedieh unter seiner Aufsicht die Herde aufs beste; kein Schaf erkrankte, keins zerriss der Wolf, solange der Gnom sie h?tete. Aber der Herr war ein Geizhals, der niemals genug hatte, dem treuen Knechte kaum satt zu essen gab und ihm, so oft er konnte, den bedungenen Lohn verk?rzte. Darum ging dieser auch bald wieder aus diesem Dienst und kam als Gerichtsdiener zu einem Amtmann. Er versah auch diesen Dienst mit allem Eifer, und in kurzer Zeit war im ganzen Kreise kein Dieb oder Strassenr?uber mehr zu finden. Als aber der Berggeist sah, dass der Amtmann ein ungerechter Richter war, der sich durch Geschenke und Schmeicheleien bestechen liess, mochte er ihm nicht l?nger dienen und lief davon. Da er nun durch Zufall an lauter schlechte Menschen geraten war, glaubte der Gnom, dass sie alle nicht anders w?ren, und ohne Lust, weitere Proben davon zu machen, nahm er sich vor, so weit sein Gebiet reichte, die Menschen zu necken und zu plagen, damit sie sich wenigstens aus dieser Gegend entfernen sollten. Sp?ter freilich sah er auch diesen Irrtum ein und lernte manchen tugendhaften und guten Menschen kennen und sch?tzen und hat denn auch, wie wir sehen werden, mit seinen Zauberk?nsten manchem armen Schelm aus der Not geholfen.

Wenn er nun wieder von Zeit zu Zeit die Oberwelt besuchte, neckte er die Reisenden und mischte sich in ihre Gesch?fte. Er leitete die Fremden irre, die sein Gebiet betraten oder trieb Regenwolken zusammen, um sie durch Sturm und Gewitter zu erschrecken. Er stellte oft in der ?desten Gegend ein Wirtshaus, oder einen wundervollen Palast auf und ?ffte die hungrigen und erm?deten Wanderer auf alle Weise damit. Wenn betr?gerische Rosst?uscher sein Gebiet betraten, zeigte er sich nicht selten auf einem sch?nen Pferde als ein vornehmer Herr; liessen sie sich nun verleiten, ihm das Ross abzukaufen und ritten weiter damit, so verwandelte es sich nach kurzer Zeit in einen Strohwisch. -- Traf er dagegen einen unbemittelten Edelmann, der auf einem mageren Klepper traurig durch das Gebirge ritt, so kam er ihm wohl als ein stattlicher Reiter entgegen, liess sich in irgend ein Gespr?ch mit ihm ein, und suchte ihn zu irgend einer Wette zu veranlassen. Er selbst verlor dann, und gab dem gl?cklichen Gewinner sein sch?nes Pferd, steckte ihm auch wohl noch heimlich eine Rolle mit Gold in die Tasche.

Solche Vorf?lle wurden aber bald bekannt, und lockere Burschen oder Abenteurer, die davon h?rten, suchten nun die Wohlt?tigkeit des Berggeistes auf ?hnliche Weise in Anspruch zu nehmen. Aber da wurden sie empfindlich get?uscht; wenn sie auch gl?cklich das Pferd erlisteten, so verwandelte es sich doch bald genug in einen d?rren Stock, auf dem sie immer weiter ritten, ohne es zu bemerken und zum Gesp?tt in Stadt und Land wurden, wohin sie kamen.

Woher R?bezahl seinen Namen hat.

Unsichtbar schlich der Berggeist einmal von seinem Felsen ins Tal hinab, und lustwandelte zwischen gr?nem Gestr?uch und bl?henden Hecken. Da gewahrte er die Gestalt eines ?beraus lieblichen M?dchens, welches die Tochter eines F?rsten war, der im schlesischen Gebirge herrschte, und die sich mit ihren Gespielinnen ins Gras gelagert hatte. Sie pflegte oft mit den Jungfrauen ihres Hofes in diesen B?schen zu lustwandeln, f?r ihren Vater Erdbeeren zu pfl?cken oder Wohlgeruch duftende Kr?uter und Blumen zu sammeln. >>Ei,<< dachte der Berggeist, >>dies sch?ne, heitere Wesen w?r' eine gar erfreuliche Gesellschaft in meinem einsamen Reiche,<< -- und alsbald entf?hrte er als ein Sturmwind die sch?ne Emma, indem er die Augen der Gespielinnen durch Staub und Sand blendete, die nun mit ihrem Wehklagen Berg und Tal erf?llten und ohne Unterlass nach der geraubten Prinzessin suchten.

Der K?nig, ihr Vater, war sehr betr?bt dar?ber, nahm die goldene Krone von seinem Haupte und verh?llte sein weinendes Angesicht in den Purpurmantel.

Am traurigsten aber war die Prinzessin selbst, als sie sich pl?tzlich in dem Palaste des Berggeistes befand, den er im Augenblicke aufgebaut und mit soviel Reichtum und Glanz ausgeschm?ckt hatte, wie es die K?nigstochter selbst am Hofe ihres Vaters nicht gesehen. Sie selbst war auf das kostbarste gekleidet, und eine ganze Reihe Kisten und Schr?nke standen mit allerlei Putz und Schmuck f?r sie angef?llt. Ein sch?ner Lustgarten umgab den Palast von drei Seiten, die Obstb?ume darin trugen purpurrote und goldene Fr?chte, und auf den Rasenpl?tzen, die von den seltensten Blumen eingefasst waren, lag der erquickendste Schatten. Der Berggeist, bem?ht, dass es seinem sch?nen Gaste gefallen solle, ernannte die Prinzessin zur unumschr?nkten Herrin dieser Besitzung und folgte jedem ihrer Winke wie einem Befehl. Aber bei alledem f?hlte sich Emma doch ungl?cklich, denn sie sehnte sich nach ihrem Vater und ihren Gespielinnen zur?ck.

Der Gnom bemerkte bald die Traurigkeit der holden Prinzessin und dachte: Es mangelt ihr nur an Unterhaltung, denn der Mensch ist an Geselligkeit gew?hnt, gleich der Biene und Ameise. Und flugs ging er hinauf aufs Feld, zog auf einem Acker ein Dutzend R?ben aus, legte sie in einen zierlich geflochtenen Korb und brachte sie der Prinzessin.

>>Holde Erdentochter,<< redete er sie an, >>du sollst nun nicht l?nger einsam sein; in diesem Korbe ist alles enthalten, was du bedarfst, um diesen einsamen Ort zu beleben. Nimm diesen kleinen, buntgesch?lten Stab, ber?hre eine dieser R?ben damit und gib ihr diejenige Gestalt, welche dir gef?llt.<< Darauf verliess er die Prinzessin.

Diese z?gerte keinen Augenblick, von dem Zauberstabe Gebrauch zu machen. >>Brinhild!<< rief sie, >>meine liebe Brinhild, erscheine!<< und alsbald umschlang die Gerufene ihre Knie und liebkoste die holde Gebieterin mit Tr?nen der Freude. Emma ?berliess sich nun ganz dem Gl?ck, ihre liebste Gespielin um sich zu haben; sie lustwandelte Hand in Hand mit ihr durch den Garten, brach von den k?stlichsten Fr?chten f?r sie, dann zeigte sie ihr die sch?nen Kleider, die Ketten und Spangen von Gold und Edelsteinen und vergass ?ber Brinhildes Bewunderung fast allen Harm.

Nun verwandelte Prinzessin Emma auch noch die ?brigen R?ben durch den Zauberstab, so dass sie wieder ihre Kammerfrauen und sogar ihre Cyperkatze und ihr H?ndchen um sich hatte. Wie sie so ihren alten Hofstaat um sich versammelt sah, war sie wohl zufrieden mit dem Berggeiste und zeigte ihm zum erstenmale ein freundliches Gesicht. Aber ihr Gl?ck war von kurzer Dauer, denn nur zu bald bemerkte Emma, dass die bl?hende Gesichtsfarbe ihrer Gesellschafterinnen erbleichte und sie nur noch die einzige frische Rose unter den abwelkenden Jungfrauen war. Ja eines Morgens, als Emma klingelte, kamen an St?ben und Kr?cken statt der Kammerfrauen lauter alte Matronen ins Zimmer gehumpelt, die zitterten und husteten, dass es traurig anzusehen war; das Lieblingsh?ndchen selbst lag im Verscheiden, und die Cyperkatze konnte nicht mehr kriechen vor Schw?che. Best?rzt verliess die Prinzessin diese unheimliche Gesellschaft, trat auf den S?ller hinaus und rief den Gnom, der auch sogleich erschien.

>>Was hast du mit meinen Gespielinnen und Kammerfrauen gemacht, boshafter Geist!<< redete sie ihn zornig an; >>missg?nnest du mir diese einzige Freude in der schrecklichen Gefangenschaft, in der du mich h?ltst? Wenn du ihnen nicht sogleich Jugend und Wohlgestalt zur?ckgibst, will ich nicht aufh?ren, dich mit meinem Hass zu verfolgen, und nicht eher sollst du mein Angesicht sehen.<<

>>Z?rne nicht,<< bat der Berggeist, >>ich kann das Unm?gliche bei aller meiner Kraft nicht erf?llen. Solange noch Saft in den R?ben war, konntest du durch den magischen Stab ihr Pflanzenleben nach deinem Gefallen verwandeln, nun dieser aber vertrocknet ist, m?ssen die verwandelten Gestalten nach den Gesetzen der Natur verwelken, die ich nicht ab?ndern kann. Aber bek?mmere dich deshalb nicht zu sehr, sch?ne Emma, ich will dir sogleich andere R?ben bringen, mit denen du deinen Hofstaat schnell wieder ersetzen kannst. Gib indes der Natur ihre Geschenke wieder zur?ck.<<

Der Gnom entfernte sich eilig, und Emma nahm den bunten Stab zur Hand, ber?hrte die alten Matronen mit dem umgekehrten Ende desselben und warf dann die vertrockneten R?ben, in welche sie sich wieder verwandelt hatten, in einen Winkel. Nun eilte sie, so schnell sie konnte, zu ihrem Lieblingsplatze, einer gr?nen Rasenstelle im Garten, um den frisch gef?llten Korb von dem Berggeiste wieder in Empfang zu nehmen. Aber da kam ihr der Gnom schon mit sichtbarer Verlegenheit entgegen und sagte ganz best?rzt:

>>Ich habe dir voreilig mehr versprochen, als ich nun zu halten imstande bin; das ganze Land habe ich durchstreift, um noch einen R?benacker zu finden, aber ?berall, sind sie schon eingeerntet und verwelken in dumpfigen Kellern. Obgleich es hier in deiner N?he Fr?hling ist, so ist doch das Tal unten mit Eis und Schnee bedeckt, und du musst noch drei Monate warten, bis ich dein Verlangen und mein Versprechen erf?llen kann.<< --

Da drehte ihm die Prinzessin zornig den R?cken und verschloss sich traurig in ihre Zimmer; der Gnom bekam ihr Angesicht nicht mehr zu sehen, so sehr er auch bat. Er begab sich nun als Pachter verkleidet nach Schmiedeberg, kaufte dort auf dem Markte einen Esel und belud ihn mit S?cken voll R?bensamen, damit er einen ganzen Morgen Land bes?en konnte. Nun bestellte er den Acker, und seine dienstbaren Geister mussten ein unterirdisches Feuer ansch?ren, damit die linde W?rme das rasche Wachstum der Saat bef?rdere.

Das R?benkraut schoss auch bald lustig genug auf und der Berggeist durfte auf eine reiche Ernte hoffen. Die Prinzessin ging nun t?glich auf das Ackerfeld hinaus, aber es ging ihr mit dem raschen Wachstum der Saat immer noch zu langsam, und ihre Augen verloren allen Glanz, ihre Wangen alle Farbe. Sie war n?mlich mit einem sch?nen Prinzen des Nachbarlandes verlobt gewesen, und die Hochzeit war nahe, als der Berggeist sie von der Erde entf?hrte. Prinz Ratibor durchstreifte nun die Gegend ohne Unterlass, um seine Braut wiederzufinden, und zog sich endlich ganz traurig in die einsamsten Waldungen zur?ck, als alle seine Bem?hungen erfolglos blieben. Emma aber w?nschte ebenso sehr, wieder zu ihm zur?ckkehren zu k?nnen, als Prinz Ratibor, sie wiederzufinden, und sie schmiedete in ihrer freiwilligen Einsamkeit -- da sie noch immer z?rnend die Gesellschaft des Gnomen mied -- einen klugen Plan, um aus ihrer Haft zu entfliehen und den H?ter zu t?uschen; wusste sie doch jetzt, dass auch er zu ?berlisten war.

Allm?hlich zog nun der sch?ne Lenz wieder in dem Gebirgstale ein, und die R?ben wurden gross und voll. Die schlaue Emma zog t?glich einige davon aus, um allerlei Versuche damit zu machen; sie gab ihnen allerlei Gestalten, anscheinend nur zu ihrer Unterhaltung, aber sie hatte eine andere Absicht dabei. Sie liess eines Tages eine kleine R?be zur Biene werden und schickte sie auf Kundschaft aus zu ihrem Verlobten:

>>Flieg', kleine Biene, gegen Sonnenaufgang zu dem Prinzen Ratibor und summe ihm ins Ohr, dass ich lebe, aber in der Gefangenschaft des h?sslichen Berggeistes bin. Verlier' kein Wort von meinem Grusse und kehre alsdann geschwind zur?ck, mir Antwort zu bringen.<<

Das Bienchen flog vom Finger der Prinzessin, wohin sie gewiesen war; aber sie hatte ihren Flug kaum begonnen, als eine Schwalbe auf sie herabstiess und die kleine Botin verschlang.

Darauf formte Emma eine Grille, gab ihr denselben Auftrag und sagte:

>>H?pfe, kleine Grille, ?ber das Gebirge hin, zum Prinzen Ratibor und sag' ihm, dass ich der Befreiung aus der Gewalt des Berggeistes durch seinen starken Arm harre.<< --

Die Grille flog und h?pfte, so schnell sie konnte, aber ein langbeiniger Storch ging eben am Wege spazieren und fing sie mit seinem langen Schnabel auf.

Die Prinzessin harrte also lange vergebens darauf, dass ihre Boten zur?ckkehren m?chten; aber diese misslungenen Versuche schreckten sie nicht ab. Sie gab einer dritten R?be die Gestalt einer Elster und sagte:

>>Fliege hin, du beredsamer Vogel, von Baum zu Baum, bis du zum F?rsten Ratibor kommst; dem sage von meiner traurigen Gefangenschaft und gibt ihm Bescheid, dass er am dritten Tage von heute ab mit Ross und Mann an der Grenze des Gebirges sei, um mich aufzunehmen, und aus der Gewalt des Gnomen zu befreien.<< --

Die zweifarbige Elster flatterte darauf von einem Ruheplatz zum andern, und Emma folgte ihrem Fluge mit den Augen, so weit sie konnte.

Prinz Ratibor irrte indessen noch immer durch die W?lder, den Verlust seiner holden Braut beklagend. So sass er einmal unter einer schattigen Eiche und rief traurig den Namen der Prinzessin in die Luft. Alsbald h?rte er von einer unbekannten Stimme rufen und erblickte eine Elster, die auf den Zweigen einer Eiche hin und wieder flog. Und diese begann nun herzusagen, was Emma sie gelehrt hatte. Als Prinz Ratibor diese Botschaft h?rte, ward er voller Freude, eilte schnell in sein Hoflager zur?ck, r?stete eine Anzahl Reisige aus und zog mit ihnen guten Mutes den Riesenbergen zu.

Emma hatte inzwischen alles zu ihrer Flucht vorbereitet. Sie erschien eines Tages wieder mit dem gr?ssten Schmuck angetan; alles kostbare Geschmeide, womit der Herr der Riesenberge sie beschenkt hatte, trug sie an sich und strahlte dadurch ebenso sehr, als durch den Ausdruck der Freude, der in ihrem Gesichte lag; denn die Elster war gl?cklich zur?ckgekommen und hatte ihr gemeldet, was sie ausgerichtet hatte.

Als der Gnom die Prinzessin so freundlich und sch?n geschm?ckt sah, glaubte er, sie habe nun endlich ihren Widerwillen gegen diesen Aufenthalt besiegt und werde nun durch Heiterkeit und Frohsinn sein einsames Reich beleben. Er trat ihr daher freundlich entgegen und fragte: >>ob sie ihm noch z?rne, dass er sie so lange auf ihren Hofstaat habe warten lassen m?ssen?<< Die Prinzessin l?chelte zum erstenmale freundlich und verhiess ihm, sie wolle fortan gerne bei ihm bleiben, wenn er ihr zuvor noch einen kindischen Wunsch erf?llen wolle. Dazu vermass sich der Gnom sogleich, und nun trug ihm die Prinzessin schalkhaft auf, die R?ben des Ackers zu z?hlen, ohne sich dabei zu irren, weil sie ihre Zofen und sonstige Gesellschaft daraus w?hlen wolle, und schon jetzt genau zu wissen w?nsche, wieviel ihr zu Gebote stehen w?rden.

Sogleich eilte der Berggeist zum Ackerst?cke und fing an, die R?ben mit grosser Sorgfalt zu z?hlen, als er damit fertig war, wollte er sich davon ?berzeugen, ob er sich auch gewiss nicht geirrt habe, und fing noch einmal von neuem zu z?hlen an. Aber da fand er eine ganz andere Summe, als das erstemal, und musste das beschwerliche und langweilige Gesch?ft zum drittenmal beginnen.

W?hrend er also besch?ftigt war, benutzte Emma seine Abwesenheit sogleich, um ihren Plan ins Werk zu setzen. Sie nahm eine starke, saftvolle R?be und verwandelte sie in ein mutiges Ross mit Sattel und Zeug. Rasch schwang sie sich nun darauf und sprengte ?ber Heiden und Gestr?pp dahin, bis hinab in das Tal, wo Prinz Ratibor ihr schon entgegenkam und die atemlose Fl?chtige in seinen Schutz nahm.

Als der Gnom mit seiner m?hevollen Arbeit nach wiederholtem Z?hlen zustande gekommen war, eilte er, die Prinzessin aufzusuchen; da er sie aber auf dem Rasenplatz nicht mehr fand, lief er durch die bedeckten G?nge und Lauben des Gartens. Endlich rief er im ganzen Palast ihren Namen aus und wurde zuletzt unruhig dar?ber, dass ihm nur der Widerhall Antwort gab. Alsbald schwang er sich in die Luft empor, um sein Gebiet zu ?berschauen, und da sah er denn seine sch?ne Gefangene noch in der Ferne, wie ihr Ross eben ?ber die Grenze setzte. W?tend ballte der erz?rnte Geist einige Wolken zusammen und schleuderte einen Blitz nach den Fliehenden; aber dieser traf nur eine der hundertj?hrigen Grenzeichen und zersplitterte sie in viele Tausende von Teilchen. Jenseits der Grenze h?rte aber seine Macht auf, und die Donnerwolke zerfloss in sanften Heidenrauch.

Nachdem er in stummer Wut den Entflohenen noch lange nachgeschaut hatte, kehrte er zornig in seinen Palast zur?ck, aber nur, um diesen samt dem k?stlichen Lustgarten zu zertr?mmern. Dann zog er sich an die entferntesten Grenzen seines Gebietes zur?ck, um seinen Menschenhass im Mittelpunkte der Erde zu verbergen. Nach und nach aber ?berwand er auch diesen wieder und lebte von Zeit zu Zeit unter den Gebirgsbewohnern, stiftete mancherlei Gutes oder neckte die Menschen mit ihren Schw?chen und Gebrechen, so dass mancher dieselben erkannte und sich besserte, zu seinem und seiner Mitmenschen Wohl. Nie aber hatte der Berggeist wieder versucht, ein sch?nes Erdenkind zu entf?hren, oder etwas zu versprechen, was er nicht halten konnte.

Der Kr?utersammler.

Vor langen Jahren lebten in einem D?rfchen am Riesengebirge ein paar alte Leute, Bieder, ehemals ein K?hler, und Else, sein Weib, arm und unbeachtet, in einer kleinen, bauf?lligen H?tte. Sie hatten keine Kinder und nur wenig Anverwandte, denn die Armut hat nur einen Freund, und der ist im Himmel. Es lebte zwar noch eine Schwester des K?hlers mit ihrer Tochter, aber sie wohnte im B?hmenlande, war auch eine Witwe und musste sich k?mmerlich ern?hren.

Um diese alten Leute nun k?mmerte sich niemand; sie hatten gar oft fr?her die helle Sonne, als ein St?ck schwarzes Brot im Hause, und die arme Else n?sste ihr Gespinnst oft mit Kummertr?nen, seit ihr guter Alter an der Gicht daniederlag und seine gel?hmten H?nde auch nicht mehr die Spindel halten konnten, womit er sonst seinem Weibe das Brot verdienen half. Da ward freilich die Not erst recht gross, denn Else musste den Kranken hegen und pflegen, und konnte nun nicht mehr jeden Tag, wie sonst, eine Str?hne des sch?nsten Garnes spinnen. Wenn jetzt der Garnh?ndler an der H?tte vorbei kam und an die kleinen Scheiben des Fensterchens pochte, -- da sch?ttelte Else oft nur traurig den Kopf, denn sie hatte ja kein Garn zu verkaufen, oder es war so wenig, dass die paar Groschen eben nur zu Salz und Brot ausreichten. So verging den armen Leuten die Zeit unter Leiden und Entbehrungen.

Add to tbrJar First Page Next Page

 

Back to top