Read Ebook: Die Schön Magelona eine fast lustige Historie von dem Ritter mit den silbern Schlüsseln und von der Schönen Magelona gar lustig zu lesen by Anonymous
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Anmerkungen zur Transkription:
Schreibweise und Interpunktion des Originaltextes wurden ?bernommen; lediglich offensichtliche Druckfehler wurden korrigiert. Eine Liste der vorgenommenen ?nderungen findet sich am Ende des Textes.
DIE SCH?N MAGELONA
eine fast lustige Historie von dem Ritter mit den silbern Schl?sseln und von der Sch?nen Magelona
gar lustig zu lesen
Im Insel-Verlag zu Leipzig
Im Namen Unsers lieben Herrn Jesu Christi fanget an die nach folgende Historie von dem teuern Ritter Peter, eines Grafen Sohn aus Provincia, und von der Sch?nen Magelona, eines K?nigs Tochter aus Neapel. Welche Historie in die franz?sische Sprach ist gesatzt worden, als man z?hlet von Christi, Unsers lieben Herrn, Geburt tausend vierhundert dreiundf?nfzig Jahr.
Nach der Himmelfahrt Unsers lieben Herrn Jesu Christi, als Frankreich mit anderen umliegenden Orten und Landen, Provincia, Langendoc und Aquitania, zu Christlichem Glauben kommen waren, da war ein Graf mit Namen Herr Johann Cerise, der h?tt ein Weib, die war ein Tochter des Grafen Alvaro von Dalbara. Diese zwei h?tten einen einigen Sohn, genannt Peter, der ?bertraf alle anderen in Waffen, Ritterspielen und anderen Sachen, also, dass er sich mehr g?ttlich dann menschlich erzeiget. Und ward freundlich und lieb gehalten, nicht allein von dem Adel, sondern auch von dem ganzen Lande. Seine Untertanen dankten GOTT dem Allm?chtigen eines solchen Oberherrn. Auch h?tten sein Vater, der Graf, und die Mutter sonst kein ander Freud, dann allein in ihrem Sohn, dass er so tapfer, so freundlich, so sch?n und so weise war.
Wie eins mals ein Turnier geschah durch die edeln Freiherren aus Befehl des Grafen.
Die Freiherren und Edeln des Landes hielten eines Tags ein Turnier, darin der Peter den Preis erlanget vor allen anderen, wie wohl viel fremder und ge?bter Ritter auch darbei waren. Die wurden alle von dem Grafen geehret von wegen seines Sohnes, und redeten alle mancherlei unter einander, als dann sein Ger?cht weit ersch?lle, und seines gleichen nicht w?re. In Sonderheit liess sich einer vernehmen von der Sch?nen Magelona, eines K?nigs Tochter von Neapel, deren gleichen nicht sollt gefunden werden von Sch?nheit und Tugend; und ?bten sich auch viele in Ritterspielen, ihr darmit zu gefallen.
Und es begab sich eines Tags, da kam einer zu dem Peter und saget ihm also: >>Ihr sollet wandern und die Welt suchen und euch ?ben in Ritterspielen, damit ihr weiter erkannt w?rdet. So ihr mir des folget, werdet ihr ohn Zweifel einen sch?nen Buhlen ?berkommen.<< Da solches der Peter vernahm, und h?tt die Weil vor auch von der Sch?nen Magelona geh?ret, setzt er sich selber f?r in seinem edeln Herzen, so er m?chte Urlaub haben von Vater und Mutter, zu folgen und die Welt zu erfahren.
Nicht lang darnach, als der Hof vergangen war, bedacht sich Peter, wie er es anfahen wolle, dass er Urlaub erlange von Vater und Mutter, die sich seines Hinziehens nicht versahen. Und es begab sich eines Tags, dass er Vater und Mutter fand bei einander sitzen; und gedacht, da um Urlaub zu bitten. Fiel also auf beide seine Knie, und sprach zu ihnen: >>Gn?diger Herr Vater, auch gn?dige Frau Mutter, ich bitt euch untert?nig, mir als euerm gehorsamen Sohn, zuzuh?ren. Ich seh und erkenne, wie ihr mich bisher erzogen und in grossen Ehren gehalten. Hab auch viel verzehrt von dem Euern, mich aber nicht gebraucht, Preis zu erlangen und bekannt zu werden, als die anderen Herren. Hierum bitt ich, so es euch nicht entgegen, mir gn?diglich zu erlauben, der Welt Lauf zu erfahren. Wann mich gedauchet g?nzlich, es werd euer Ehr und mein grosser Nutz sein. Darum, mein aller liebster Herr Vater und Frau Mutter, bitt ich euch dem?tiglich, ihr wollet mir gn?diglich und gutwilliglich erlauben!<<
Als der Graf und die Mutter solchen Willen ihres Sohns vermerkten, wurden sie nicht klein beschwert und traurig. Doch antwortet ihm sein Vater und sprach: >>Peter, lieber Sohn, du weisst, dass wir keinen andern Sohn haben, dann dich einigen, auch keinen Erben, dann dich. So es dann dir missl?nge , w?rde unser Grafschaft und Herrschaft ganz verloren werden.<< Auch saget ihm sein Frau Mutter: >>Es ist dir nicht vonn?ten, die Welt zu suchen. Wann die, so die Welt suchen, tun es, Geld und Reichtum, auch der Herren und F?rsten Gnad, dardurch zu erlangen. So hast du, GOTT Lob, von Reichtum und Ehren in Waffen und Ritterschaft, auch Adel, Milde und Sch?nheit genug, als kein F?rst dieser Welt. Hast auch ein gut Ger?cht ?berall durch dein Tapferkeit erlanget, zu dem ein sch?ne Landschaft, GOTT Lob. Warum begehrest du dann, ander Gut zu erlangen? Zeig doch an die Ursach, warum du willens seiest, uns also zu verlassen! Sieh an deines Vaters und mein Alter, und betrachte, wie wir kein ander Freud, noch Trost haben, dann allein von dir! Und so kein ander Ursach w?re, dich in deinem F?rnehmen zu verhindern, gedauchtet mich solche genugsam. Hierum bitt ich dich, liebster Sohn, als viel ein Mutter ihr Kind bitten kann, du wollest deines Hinziehens f?rder schweigen!<<
Als der Peter solchen Willen seines Vaters und Mutter vermerket, ist er sehr erschrocken, jedoch hat er mit nieder geschlagenen Augen auf ein Neues angefangen und gesaget: >>Ich bin der, so euch gehorsam und willig in allen Dingen sein will. Jedoch, so es euer beider guter Willen w?re, bitt ich nochmals von euch beiden gn?dige Erlaubnis! In dem werdet ihr mir einen grossen Gefallen tun. Ein junger Mensch mag nichts Bessers tun, dann sich ?ben und die Welt durch suchen. Derhalben ich wiederum auf das Untert?nigst bitte, meines Hinziehens kein Beschwernis zu tragen, sondern zufrieden stehen.<<
Wie der Graf und die Gr?fin ihrem Sohn Peter erlaubten, die Welt zu erfahren.
Als der Graf und die Gr?fin solchen F?rsatz und Willen ihres Sohns vernahmen, wussten sie nicht, was ihnen darinne zu tun geziemen w?lle: ihrem Sohn sein Bitten und Begehr abzuschlagen, oder zuzusagen. Wann ihr Sohn Peter blieb also auf den Knien, beider Antwort anzuh?ren. Und als er vermerket ihr lang Stillschweigen, fing er wieder an zu bitten also: >>Aller liebster Herr Vater, mein untert?nigst Bitten ist nochmals, ihr wollet mir gn?diglich erlauben!<<
Darauf sein Vater also saget: >>Liebster Sohn, dieweil du also einen grossen Willen hast, die Welt zu sehen, so geben dein Frau Mutter und ich dir ein gn?dige Erlaubnis. Doch gedenke, dass du nichts ?bels handelst und tuest, das dem Adel entgegen sei! Hab GOTT den Allm?chtigen lieb vor allen Dingen, und dien ihm alleweg! H?t dich auch vor b?ser Gesellschaft, und komm, als zeitig dir m?glich, herwieder! Nimm Pferd und Harnisch, Gold und Silber von dem Meinen, als viel dir vonn?ten will sein!<< Da solches der Peter von Vater und Mutter geh?rt, danket er ihnen beiden gar untert?nig.
In dem nahm ihn sein Frau Mutter auf einen Ort und gab ihm drei kostliche und h?bsche Ringe, so eines grossen Gelds geschatzt waren. Als er die selbigen empfangen, danket er seiner Frau Mutter aufs Dem?tigst. Und bereitet sich auf die Fahrt, nahm mit sich Edel und Unedel, ihm zu dienen. Nach dem nahm er Urlaub von Vater und Mutter, die ihm befahlen, gute Gesellschaft zu suchen, und die b?se zu fliehen. Er s?lle auch ihr beider eingedenk sein.
Also zog Peter hinweg, als heimlich, so ihm m?glich; und ritt so lang, bis er kam in die Stadt Neapel, da der K?nig Magelon, der Sch?nen Magelona Vater, Hof hielt. Und zog zur Herberg auf einen Platz, genannt auf den heutigen Tag der F?rsten Platz. Als er nun in die Herberg kam, befraget er sich der Gewohnheit des k?niglichen Hofes, und begehret von seinem Wirt, unterrichtet zu werden, ob auch fremde namhafte Ritter am Hof w?ren. Berichtet ihn sein Wirt, wie dass vor kurzen Tagen einer an Hof kommen w?r, dem der K?nig grosse Ehr bewiese von wegen seiner grossen Mannheit, mit Namen Herr Heinrich von Crappana genannt. Dem zu Gefallen der K?nig bestallt h?tt ein Turnier auf den n?chst zuk?nftigen Sonntag. Fraget Peter weiter seinen Wirt, ob auch die Fremden zu Turnieren zugelassen w?rden. Antwortet ihm der Wirt, ja gerne, doch dass einer auf die Bahn ger?stet k?me nach aller Notdurft.
Wie Peter auf die Bahn kam, Ritterspiel zu ?ben, und stellet sich auf den niedrigsten Ort der Bahn als ein Fremder und Ausl?nder.
Den nach folgenden Sonntag stand Peter fr?he auf, wann er begehret, die Sch?ne Magelona zu sehen, und h?ret Mess. Und liess sich sein Pferd mit aller Zugeh?r versehen, des gleichen auch sein Kleidung. Wann er war willens, auf den Tag Ehre ein zu legen. Und liess sich machen zween silbern Schl?ssel auf seinen Helm, darbei er m?chte erkannt werden, in der Ehr des Himmelsf?rsten Sankt Peter; wann er liebet ihn, auch dieweil er den Namen von ihm h?tt. Diese Schl?ssel waren sehr kostlich und eines grossen Gelds geschatzt. Liess sich auch Schl?ssel machen auf alle Decken seiner Pferd.
Da sich die Zeit nahet, auf die Bahn zu ziehen, h?tt der K?nig, samt seinem Gemahel und Tochter, auch anderen Jungfrauen und Frauen, zu Morgen gessen. Und stiegen auf einen Schaustuhl, dem Turnieren zu zu sehen. Also kam Peter, samt einem Knecht und Knaben, auf die Bahn gezogen. Und hielt am niedrigsten Ort der Bahn, wann er war fremd und unbekannt, und kennet ihn niemand, der ihn herf?r gezogen, und oben an gestellt h?tte.
Als nun die Zeit kam, die Musterung zu tun, sich vor Jungfrauen und Frauen in der Ordnung zu erzeigen, kam ein Herold, rief aus Befehl des K?nigs dieser Gestalt: wer da willens w?re, von wegen Jungfrauen und Frauen einen Spiess zu brechen, der s?lle auf die Bahn ziehen. Als solches geschehen, kam herf?r gezogen auf die Bahn Herr Heinrich von Crappana; gegen dem zog einer von des K?nigs Dienern. Den traf Herr Heinrich wohl, dass er am Sattel hing. Brach also seinen Spiess wohl. Es begab sich aber in dem, als des K?nigs Diener also getroffen war, dass er seinen Spiess von sich warf. Und begab sich ohn Gefahr, dass der Spiess Herrn Heinrichen von Crappana Pferd zwischen die Beine kam, darvon das Pferd mit Herrn Heinrichen zu fallen gen?tiget ward. Da huben die Freund des K?niglichen an zu sagen, Herr Heinrich w?re redlich gefallen. Das t?t Herrn Heinrichen sehr verdriessen; und wollt also nicht mehr treffen.
Zum andern mal rufet der Herold aus Befehl des K?nigs, so ein ander w?re, der Lust h?tte, einen Spiess zu brechen, der s?lle auf die Bahn ziehen. Als solches der Peter vernahm, zog er auf die Bahn wider den K?niglichen, der mit Herrn Heinrichen getroffen h?tt, und gesaget, er h?tte Herrn Heinrichen redlich herab gestochen. Von welcher Rede der Peter zornig und beweget ward; wann solches Reden mit Gewalt geschah, nach dem doch der Herr Heinrich ein ber?hmter Renner war. Und traf der Peter mit dem K?niglichen, dass Pferd und Mann sich nicht enthalten mochten, und auf einem Haufen lagen. Also, dass sich alle Umsteher und Zuseher solches Treffens t?ten verwundern.
Als solches der K?nig gesehen, lobet und pries er den Ritter mit den silbern Schl?sseln; und h?tte gerne erfahren, wer solcher fremder Ritter gewesen w?re. Schicket als bald seinen Herold zu ihm, zu erfahren, wer er w?re.
Als nun der Herold zu dem Peter kam, zeiget er an, wie er vom K?nig, seinem Herrn, zu ihm gesandt w?re, zu erfahren, wer er w?re, und wes Landes. Saget der Peter dem Herold: >>Du sollst dem K?nig sagen, deinem Herrn, und ihn bitten von meinen wegen, er w?lle kein Ungefallen darab haben, so ich ihm meinen Namen zu wissen verhalte. Wann ich hab es gelobet, keinem Menschen zu bekennen, wie ich heisse. Doch sage dem K?nig also: ich sei ein armer Edelmann aus Frankreich und suche die Welt, von Jungfrauen und Frauen Preis und Lob zu erlangen.<< Also kam der Herold wieder zu dem K?nig und zeiget ihm an, was er von dem Peter geh?rt und erfahren h?tt. Da solches der K?nig verstund, ward er zufrieden; und zu eignet solche Antwort seiner H?flichkeit, dieweil er nicht wollt ber?hmt sein.
Darnach fing es der Peter recht an; wann ein jeder sich unterstund, das Beste zu tun mit ganzem Fleiss. Jedoch, auf das Kurzest darvon zu reden, t?t der Peter das Beste, und stach die Fremden ledig alle herab. Aus solchem der K?nig und alle anderen ihm das Lob gaben, dass er das Beste getan h?tte. Und behielt also den Preis. Doch h?tte der K?nig gerne gewusst, so viel ihm m?glich, wer er gewesen; des gleichen auch alle Umsteher. Das Ger?chte ging auch unter den Jungfrauen und Frauen von diesem Ritter mit den silbern Schl?sseln. Auch h?tt die Sch?n Magelona grosse Acht auf den Peter und konnte sein nicht vergessen.
Da es nun an ein Ende kam, zog jedermann wieder zu Herberg. Und Peter behielt den Preis von m?nniglich. Als er von der Bahn nach seiner Herberg zog, kamen zu ihm Herr Heinrich von Crappana, des gleichen ander mehr, und begleiteten den Peter bis in seine Herberge. In der selbigen Stunde ?berkam Herr Heinrich eine grosse Liebe zu dem Ritter mit den silbern Schl?sseln, und blieben darnach gute Gesellen.
Wie viel Rennen und Stechen gehalten wurden aus Befehl des K?nigs von wegen seiner Tochter, der Sch?nen Magelona.
Viel Turnieren, Rennen und Stechen befahl der K?nig zu Neapel aus Ansuchen seiner lieben Tochter, der Sch?nen Magelona. Die bat ihn sehr derwegen aus Liebe, die sie zu dem Ritter mit den silbern Schl?sseln trug, doch verborgen. Wann so der K?nig des Ritters mit den silbern Schl?sseln ansichtig ward, gefiel er ihm allenthalben, sonderlich von wegen seiner Tugend, Adels und H?flichkeit. Und sprach zu Weilen wider sich selber: >>F?rwahr, dieser Ritter wird nicht eines kleinen Geschlechts sein, wann all sein Wesen nicht anders anzeiget. Er ist auch w?rdig, dass wir ihm mehr Ehr erzeigen, dann ihm bisher von uns widerfahren ist.<< Auf das befahl der K?nig etzlichen seines Hofgesindes, sich zu befleissigen, zu erfahren, wer er w?re, und ihm darnach solches an zu zeigen. Was sie zu tun willig waren.
Also begab sich eines Tags, dass ihn der K?nig zum Mittagmahl fordert, mit ihm zu essen, auf dass er ehrlicher gehalten w?rde. Des ward der Ritter sehr erfreuet, der Hoffnung, des K?nigs Tochter, die Sch?ne Magelona, bass zu besehen, und nach allem Willen, wann er vor sie nicht wohl gesehen h?tt. Als Zeit war, zu essen, kam der Ritter mit den silbern Schl?sseln. Hiess ihn der K?nig, sein Gemahel und seine liebe Tochter, die Sch?n Magelona, sich zu ihm an seinen Tisch setzen, dem Ritter zu Gefallen und ihm darmit desto gr?sser Ehr zu erzeigen. Da sie nun alle zu Tische gesessen, ward der Ritter gegen?ber der Sch?nen Magelona gesetzet. Nun war die Mahlzeit von fremden Essen aufs Beste bestallt. Aber der Ritter achtet des Essens wenig, wann er war allein mit seinem ganzen Herzen geflissen, die Sch?ne Magelona genugsamlich zu beschauen, und in sich selber zu bedenken die ?bertreffliche Sch?nheit der Jungfrauen. Und speiset also sein Gesicht mit ihrem Anblick, und gedacht in seinem Herzen, es w?r keine sch?ner auf Erden, dann die Sch?n Magelona. Also ward er entz?ndt in ihrer Lieb, und gedauchet ihn der selig, der ihre Lieb ?berkommen m?chte. Doch sch?tzet er sich selber nicht f?r den, dem es widerfahren m?chte, und hielt es bei sich selber f?r unm?glich, dass ihm solch Gl?ck begegnen m?chte. Und nicht weniger, wie ihm ward, geschah auch der Sch?nen Magelona in ihrem Herzen von dem Ritter.
Als sie nun gegessen h?tten, geschahen mancherlei Spiel und Kurzweil auf dem k?niglichen Saal. Und ging der K?nig, samt seinem Gemahel, der K?nigin, kurzweilen; gab auch seiner lieben Tochter, der Sch?nen Magelona, Macht und Urlaub, mit den Rittern auf dem Saal zu reden. Also begab's sich, dass die Sch?n Magelona den Ritter mit den silbern Schl?sseln freundlich zu sich rufet. Da solches der Peter vernahm, kam er schnell und willig. Saget sie zu ihm: >>Edeler Ritter, mein gn?diger Herr Vater, der K?nig, hat ein gross Gefallen in allem euerm z?chtigen Wesen, des gleichen auch die anderen alle, so herinne sind, auch von wegen eurer ritterlichen Sachen, Tugenden und adeligem Gem?te. Hierum, kommt oft herein kurzweilen! Wann mein gn?diger Herr Vater, des gleichen mein gn?dige Frau Mutter und alle anderen, tragen ein gross Gefallen hierinne an euch, auch ich, mit samt anderen Jungfrauen und Frauen.<<
Als solches der Peter von der Sch?nen Magelona verstanden h?tt, antwortet er ihr z?chtiglich: >>Gn?diges Fr?ulein, mir ist's allein nicht m?glich, euerm Herrn Vater, dem K?nig, meinem gn?digen Herrn, des gleichen meiner gn?digen Frauen, euer Gnaden Frau Mutter, und so auch euer Gnaden, der Ehren halben zu danken, so mir von ihren Gnaden unverdient erzeiget werden; dieweil mir, also einem armen Diener eines kleinen niedrigen Standes, so viel Ehr erzeiget wird. Wann ich hab auch nicht verdient, genannt zu werden der geringste Diener euer Gnaden Hofgesinds. Jedoch tu ich, hochgeboren gn?diges Fr?ulein, euer f?rstlichen Gnaden dem?tig Danksagung, und will mich erbieten, solches zu verdienen. Ich will auch allwegen euer Gnaden untert?niger Diener sein, es sei, wo es wolle.<<
Da antwortet ihm die Sch?n Magelona: >>Ich bedank mich euers Erbietens, will auch hinf?r euch f?r meinen Diener halten.<< Nach diesen Worten ging die K?nigin in ihre Kammer, und die Sch?n Magelona mit ihr, wie wohl ungerne. Doch am Abscheiden saget sie zu dem Ritter: >>Edeler Ritter, ich bitt euch freundlich, ihr w?llet oft herein kommen kurzweilen; wann ich h?tte wohl etwas mit euch in geheim zu reden von Ritterspielen und anderm, so in euer Heimat geschehen. Und beschweret mich nicht wenig, dass ich dies mals nicht Zeit habe, weiter mit euch zu reden.<< Und nahm also von ihm Urlaub, und sah ihn ganz freundlich an; aus welchem Ansehen er tiefer verwundt ward in seinem Herzen dann vormals.
Und ging also die Sch?n Magelona in ihre Kammer, mit samt anderen Jungfrauen und Frauen. Doch blieb der K?nig bei den Herren auf dem Saal stehen und redet mit ihnen mancherlei. Da kam er zu dem Ritter mit den silbern Schl?sseln und bat ihn freundlich, so es ihm nicht entgegen w?re, w?lle er ihm seinen Namen anzeigen, auch seinen Stand. Aber er konnte nichts anders von ihm erfahren, dann dass er ein armer Edelmann aus Frankreich w?re, und z?ge, die Welt zu beschauen, und Ritterspiel ?ben. Als solches der K?nig von ihm verstanden h?tt, liess er's auch darbei bleiben und hielt ihm's f?r eine grosse Tugend seines adeligen Gem?ts. Und wollt ihn nicht mehr fragen, wann er vermerket wohl, dass es ihm entgegen war. Also nahm der K?nig Urlaub und ging zu seiner Ruhe; des gleichen auch nahm der Ritter Urlaub von dem K?nig und anderen Herren und t?t sich in seine Herberg.
Wie Peter betrachtet die ?bertreffliche Sch?ne der K?nigstochter.
Da nun der Peter von dem K?nig in seine Herberg kam, ging er an einen heimlich verborgen Ort und fing an, zu betrachten und zu Herzen f?hren die freundliche Red und gn?diges Ansehen, auch die ?bertreffliche Sch?ne der K?nigstochter, der Sch?nen Magelona; mit welcher Sch?ne sie gezieret war also tief, dass er kein Rast noch Ruhe mehr h?tt.
Des gleichen wiederum, als bald die Sch?n Magelona in ihre Kammer war kommen, t?t sie nicht viel weniger von dem Ritter gedenken, und h?tte gern gewusst, wer er w?re, und wie er hiesse. Und gedacht, so er eines grossen und hohen Geschlechts w?re, wollt sie ihn desto lieber haben angesehen, dieweil er von ihren wegen an den Hof war kommen. Und gedauchet sie wohl, aus Anzeigen seines z?chtigen und adeligen Wesens, er w?re nicht also geringe, als er sich sch?tzet. Und nahm sich f?r, ihre Liebe die sie zu ihm trug, in grosser Geheime zu offenbaren ihrer Ammen, die ihr sonderlich heimlich und treu war.
Eines Tags nahm sie die Amme auf einen Ort in ihrer Kammer und sprach zu ihr: >>Meine liebste Amme, du hast mich allwegen lieb gehabt und mir grosse Lieb erzeiget, darum ich in kein Person dieser Welt also gross Vertrauen setze, dann in dich. Hierum will ich dir etwas sagen auf Vertrauen; allein, du wollest es heimlich halten, und mir deinen getreuen Rat mit teilen. Das wollt ich dir nimmermehr vergessen.<< Also hub die Amme an und sprach zu ihr: >>Mein aller liebste Tochter, ich weiss in dieser Welt nichts, des ihr von mir begehret, das mir m?glich ist, ich wollt es tun, und soll ich darum sterben. Derhalb, saget mir kecklich, und er?ffnet mir euer Herz und Gem?t ohn alle Furcht.<<
Da hub die Sch?n Magelona an, zu ihr sprechen: >>Ich hab mein Herz und Liebe ganz gesetzet in diesen jungen Ritter, der den vorigen Tag den Preis im Stechen erlanget hat. Ich kann auch oder mag darvor weder essen, trinken noch schlafen. Und so ich erf?hre, dass er eines hohen guten Herkommens w?re, wollt ich all mein Hoffnung in ihn setzen und ihn zu meinem Gemahel nehmen. Hierum begehr ich seinen Stand und Wesen zu erfahren.<<
Als solches die Amme von der Sch?nen Magelona vernahm, erschrak sie nicht ein wenig, und wusste nicht, was sie antworten solle. Doch saget sie wieder zu ihr: >>Mein aller liebste Tochter und Fr?ulein, was saget ihr? Euch ist wohl bewusst euer hoher Stand; und so der m?chtigste Herre dieser Welt euch ?berk?me, w?rde er sich nicht klein erfreuen. Ihr setzet euer Herz und Lieb in einen jungen fremden Ritter, der euch an Person und Herkommen unbekannt. Vielleicht begehret er wiederum von euch nichts mehr, dann euer Schmach und Schande, und verliesse euch nach mals gar, so er solches zuwegen gebracht h?tte. Darum bitt ich euch, mein aller liebste Tochter und Fr?ulein, ihr wollet solche Gedanken aus euerm Herzen schlagen und nicht mehr gedenken. Wann wo solches euer Herr Vater, der K?nig, erf?hre, m?chte euer Lieb t?richt geacht und sch?dlich werden. Habet ein wenig Geduld! Wann so es GOTT geliebet, m?get ihr in K?rz noch wohl ehrlich und reichlich vergeben werden.<<
Da dies alles die Sch?n Magelona von ihrer Ammen verstanden h?tt und vermerket, dass sie nicht nach ihrem Gefallen wollt verwilligen, ward sie ganz traurig und betr?bt in ihrem Herzen und Gem?t. Wann die Liebe h?tt sie also ?berfallen und umgeben, dass sie ihrer selbst nicht mehr m?chtig war. Und saget: >>Ach, mein liebste Amme, ist das die Liebe, die du zu mir getragen hast! Willst du, dass ich sterbe also elendiglich, und dass ich ende mein Leben so erb?rmlich aus Mangel der Hilf und guten Rats? Ach wehe! die Arzenei ist nicht weit zu suchen, sondern ist sehr nahe bei mir. Ich schicke dich doch nicht also ferne und weit von mir. Doch darfst keine Sorge vor meinem Herrn Vater und Mutter, auch vor mir haben, noch vor niemanden. Und so du tust, was ich dich heissen will, so ist mir geholfen. Wo du mir aber nicht folgest, sollst du mich in kurzer Zeit vor deinen Augen sehen sterben vor Unmut und Schmerzen.<<
Da die Sch?n Magelona solches geredt, fiel sie in einer schweren Ohnmacht auf ihr Bette. Als sie aber wieder zu ihr selber kam, sprach sie: >>Wisse, liebste Amme, dass er eines hohen Stammes und Geschlechtes ist. Wann seine Tugend solches anzeiget, auch will er darum seinen Namen nicht anzeigen. Ich glaub aber g?nzlich, so du von meinen wegen an ihn w?rdest begehren seinen Namen und Stand, er werde ihn dir nicht verhalten.<<
Als nun die Amme an der Sch?nen Magelona gesehen die grosse Lieb, die sie zu dem jungen Ritter trug, tr?stet sie die Sch?ne Magelona und sprach: >>Mein aller liebste Tochter und Fr?ulein, dieweil es euer Begehr und Willen ist, will ich mich also viel befleissen, damit ich von euert wegen mit ihm rede, und solches erfahre, wie ihr mir auf geleget. Seid nur getrost, und bekummert euch nicht mehr!<<
Wie die Amme in die Kirchen ging zu dem Ritter, mit ihm aus Befehl der Sch?nen Magelona zu reden.
Darnach ging die Amme in die Kirchen, den Ritter zu suchen. Und fand ihn alleine beten, und t?t auch, als sie bete. Als bald sie das Gebet vollbracht, erbot ihr der Ritter Ehre; wann er kennet sie wohl und h?tt sie vormals gesehen bei der Sch?nen Magelona. Da fing sie zu ihm an und sprach: >>Herr Ritter, ich verwunder mich euer nicht ein wenig, dass ihr euern Stand und Wesen also heimlich haltet und verberget. Ich weiss wohl, dass mein Herr, der K?nig, und seiner Gnaden Gemahel, und in Sonderheit die Sch?n Magelona eine grosse Freud h?tten, zu erfahren, von wann und wer ihr w?ret. So ihr dann geneiget w?ret, der Sch?nen Magelona solches zu wissen zu tun, wollt ich's ihr nicht vorhalten. Ich weiss auch, ihr t?tet in solchem ihr einen grossen Gefallen; wann sie begehret es herzlich zu wissen.<<
Als der Ritter die Frauen also h?ret reden, ward er voller Gedanken, vermeinet er doch g?nzlich, solche Reden k?men von der Sch?nen Magelona. Gab ihr also zur Antwort und saget: >>Meine liebste Frau, ich sag euch grossen Dank, dass ihr mit mir also freundlich geredt habt. Des gleichen danke ich auch allen, so meinen Namen zu wissen begehren, in Sonderheit meinem gn?digen Fr?ulein Magelona. Und so es euch geliebet und unbeschwerlich, wollet mich ihr befehlen, und von meinen wegen bitten, sie w?lle kein Ungefallen darinne tragen, dass ich mich nicht offenbare. Wann die Weil ich von heimen gewesen, hab ich's keinem Menschen zu erkennen geben. Jedoch, dieweil sie die Kreatur ist auf Erden, der ich das aller Beste g?nne in dieser Welt, auch ihr zu dienen und gehorsam zu sein erb?tig, m?get ihr also zu ihr sagen: nach dem sie also herzlich begehre, zu wissen meinen Namen, solle sie wissen, dass mein Geschlecht gross und hoch geadelt sei. Und bittet sie von meinen wegen freundlich, sie w?lle an dem ein gut Begn?gen haben. Und euch bitte ich aufs Freundlichst, ihr wollet von meinem kleinen Verm?gen etwas nehmen und ihr mit bringen von meinen wegen. Wann ich selber ihr solches nicht darf ?berantworten. Daran tut ihr mir ein gross Gefallen.<< Gab ihr also der drei Ringe einen, die ihm sein Mutter in seinem Hinziehen mit geben h?tt.
Da sie solchen Ring von dem Ritter empfangen h?tt, sprach sie zu ihm: >>Edeler Ritter, diesen Ring will ich ihr von euert wegen ?berantworten, auch darneben anzeigen, was wir mit einander geredt haben.<< Also nahmen sie Urlaub von einander und schieden hinweg.
Die Amme ging fr?hlich hinweg von dem Ritter, darum, dass sie mit ihm war also zu reden kommen. Und redet zu ihr selber also: >>Es mag wohl also sein, als mir die Sch?n Magelona angezeiget hat, dass er eines grossen Geschlechts sein soll; wann er ist aller Zucht und Tugend voll.<< In diesen Gedanken ging sie, bis sie kam zu der Sch?nen Magelona, welche ihrer Zukunft mit grossen Freuden wartet. Da zog sie den Ring herf?r und ?berantwortet ihr den mit Anzeigen, was sie mit einander geredt.
Als die Sch?n Magelona des Ritters Erbieten h?tt verstanden, und sah auch den kostlichen Ring, den ihr der Ritter ?berschicket h?tt, sprach sie zu ihrer Ammen also: >>Mein liebste Amme, hab ich dir nicht vormals gesaget, er w?rde sein eines hohen Geschlechts? Wann mein Herz saget mir's. Auch kannst du wohl gedenken, ob ein solcher kostlicher Ring m?ge sein eines Armen. Sicherlich, sage ich dir, das wird mein Gl?cke sein, und kann nicht anders werden. Wann ich will und begehre ihn zu haben und liebe ihn, ich will auch keinen andern lieben noch haben. Wann von Anbeginne, als ich ihn am ersten ersah, ergab sich mein Herze ihm alleine. Ich erkenne auch, dass er mir zu Lieb und Gefallen hieher kommen ist. Dieweil er dann eines hohen Geschlechts ist, ich auch weiss, dass er von meinen wegen hieher kommen ist, und er der sch?nste Ritter unter allen dieser Welt ist, w?re ich doch unh?flich und eines harten Herzens, wenn ich ihn nicht wiederum lieb h?tte. Ich will auch ehe vor Schmerzen sterben, eh ich sein vergesse und ihn verlasse. Derhalb ich dich bitt, mein liebste Amme, du wollest ihm mein Gem?t und Willen zu erkennen geben, und in dem mir treulich raten. Und damit ich meine grossen Schmerzen linder mache, bitt ich dich, du wollest mir diesen Ring lassen, wann ich hab grosse Freude, ihn an zu sehen.<<
Als solches die Amme von der Sch?nen Magelona vermerket, dass sie ihr Herze und Gem?t also bald wollte entdecken, ward sie traurig und sprach zu ihr: >>Mein edelstes Fr?ulein und Tochter, auch aller freundlichstes Herz, ich bitt euch fleissig, ihr wollet solchem F?rsatz in euerm edeln Herzen keinen F?rgang lassen; wann es ja nicht loblich, noch ehrlich w?re, dass ihr, als eine hochgeboren F?rstin, euer Lieb also schnelle einem fremden unbekannten Ritter gebet.<<
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