Read Ebook: Mémoires du maréchal Berthier ... Campagne d'Égypte première partie by Langlois Isidore Annotator Berthier Louis Alexandre Reynier Jean Louis Eben Zer
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Ebook has 1329 lines and 115508 words, and 27 pages
>>Ich weiss eine Sennh?tt, von hier eine halbe Stund, dort will ich n?chten.<<
>>Du wirst frieren. Die Nacht wird kalt.<<
>>Frieren?<< lachte sie. >>Das Heu macht warm!<< Und da sie sich schon zum Gehen wenden wollte, nahm sie rasch ein paar Schneerosen aus dem K?rbchen und schob sie zwischen die beiden eisernen N?gel, die im Fussbalken des Kreuzes staken. Einen stummen Gruss nickte sie dem J?ger noch zu, dann fing sie mit der Hand das flatternde Haar, wand es um den Hals und huschte davon. Ein paar Schritte nur, und sie war in die Senkung des Tales hinuntergetaucht.
Haymo stand und wartete; es w?hrte lang; dann sah er sie weit dr?ben im Steintal zwischen den B?schen wieder zum Vorschein kommen; ihr Rotrock schimmerte noch hell aus dem sinkenden Dunkel. Nun blieb sie stehen und schaute zur?ck; so glaubte Haymo. Aber es d?mmerte schon zu sehr, als dass er auf die weite Strecke ihr Tun noch h?tte genau unterscheiden k?nnen. Jetzt war sie schon so klein wie ein roter K?fer in dunklem Buschwerk, und nun verschwand sie.
Noch immer sp?hte Haymo den Weg entlang, den sie gegangen. Dann atmete er tief, und sein Blick fiel auf die weissschimmernden Bl?ten am Kreuz.
Schneerose! Du echte Blume der Berge! Nicht minder sch?n und lieblich, als die rotgl?hende Almenrose des Sommers, und noch geheimnisvoller als der Sammetstern des Edelweiss. Schneerose! Wenn der Winter seinen weissen Mantel ?ber alle Berge wirft, wenn alles Bl?hen erstirbt und alles Wachstum entschlummert, dann regt sich die keimende Kraft in den tief gesenkten Wurzeln dieser einzigen Pflanze, als w?re sie bestellt zur H?terin des Lebens, damit es nicht ganz erl?sche in der toten Zeit zwischen Herbst und Fr?hling. In frostiger ?de sprossen ihre Bl?tter, und zwischen Schnee und Eis entfalten sich ihre weissen Bl?ten. Und wandert zur Winterszeit der Tod durch die verschneiten Hochlandst?ler, und ber?hrt er ein unschuldig Kind mit seiner kalten Hand, dann klimmt die weinende Mutter empor zu den schimmernden Schneehalden und windet ihrem entschlafenen Liebling die weissen Rosen zum Kranz, als Sinnbild des ewigen Lebens.
Schneerose! Das ist Leben und Tod zugleich! Denn die Wurzeln dieser Pflanze bergen einen geheimnisvollen Saft, der kranke Herzen gesunden l?sst und bleiche Wangen wieder f?rbt. F?r jenen aber, der diese Arznei zu gierig geniesst, wird sie zum t?dlich wirkenden Gifte.
>>Zwei Tr?pflen machen rot, Zehn Tropfen machen tot!<<
So sagt der Volksmund -- und w?hrend das sinkende Dunkel den weissen Rosenschimmer am Kreuze zu verschleiern begann, murmelte Haymo diesen Spruch vor sich hin, als ?berk?me ihn die Ahnung, dass die Zeit nicht fern w?re, in der ihm >zwei Tr?pflen< n?tig w?rden.
?ber allen Bergen war der rote Schein erloschen; ein grauvioletter Duft liess Himmel und Erde ineinanderschwimmen. Zu Haymos H?upten dunkelte schon die Nacht; nur fern im Westen zog sich ?ber den Horizont noch ein gr?nlichgelber Lichtstreif, in den der gezackte Grat der Lattenwand sich schwarz hineinzeichnete.
Der Bergwald und die Giessb?che rauschten, dumpf sauste der F?hn, und unruhig fingen die erwachenden Sterne zu funkeln an.
Eine Stunde hatte Haymo in der Nacht zu wandern, um seine H?tte zu erreichen. Als er dem Blockhaus n?her kam, gewahrte er staunend, dass durch die halboffene T?r der r?tliche Schein eines Herdfeuers leuchtete. Wer war zu Gast gekommen? Er beschleunigte den Schritt und trat in das Blockhaus.
Ein kleiner Raum. Die Balkenmauern des Hauses waren auch die W?nde der Stube; mit d?rrem Moos waren die Ritzen zwischen den Balken verstopft. Neben der T?r durchbrach ein winziges Fenster die Blockwand. Der niedere, aus Felsbrocken rohgemauerte Feuerherd nahm fast den vierten Teil des Raumes ein; an der Wand neben dem Herde stand das plump gezimmerte Bett, angef?llt mit Heu, dar?ber eine Wolfsdecke, ein Kissen aus Rehfell und ein grosses, rauhhaariges St?ck Loden; rings um die freien W?nde lief eine Balkenbank, und in der Ecke neben dem Fenster stand der klotzige Tisch. An der Wand noch ein kleiner Schrein zur Aufbewahrung des Mundvorrates, ?ber dem Herd zwei gekreuzte Stangen zum Trocknen der durchn?ssten Kleider, neben der T?r zwei Holzzapfen f?r die Armbrust und das Wehrgeh?ng, ein Brett mit mancherlei Geschirr, und in der Ecke ?ber dem Tisch ein Kreuz, dessen welker Blumenschmuck ebenso gebr?unt war wie alles Geb?lk; denn der Rauch des Herdfeuers hatte immer ein langes Weilen in der Stube, bis er durch die Ritzen der Blockwand und des Daches seinen Weg ins Freie fand.
Vor dem Herd, auf dem ein knisterndes Feuer flackerte, stand, mit der dampfenden Pfanne besch?ftigt, der Laufbube des Klosters, ein etwa f?nfzehnj?hriger Bursch, hager, mit einem verschmitzten stulpnasigen Gesicht, die braunen Haare kurz geschoren; er war mit einem rauhhaarigen Wams bekleidet, das in Schnitt und L?nge fast einer Kutte glich.
Als Haymo unter die T?r trat, gr?sste ihn der Bub mit einem Kopfnicken und einem blinzelnden Blick. Vom Heubett erhob sich eine rundliche Gestalt, ein M?nch in der weissen Brudertracht der Augustiner, das wohlgen?hrte B?uchl umschlungen von breitem Ledergurt; die genagelten Bundschuhe, die schon am Feuer zum Trocknen standen, hatte er durch Strohpantoffeln ersetzt. Er trat auf Haymo zu, die F?uste in die H?ften gestemmt; seine kleinen Augen zwinkerten, der Mund bewegte sich kauend, und ?ber der knopfigen Nase und den kugeligen Backen lag eine Purpurglut, wie sie der Widerschein des Herdfeuers allein nicht erzeugen konnte.
>>Willkommen, ehrw?rdiger Pater!<< gr?sste Haymo und zog die Kappe.
Walti, der Laufbub, kicherte zu diesem Gruss; der M?nch aber lachte: >>Also du bist der Haymo, unser neuer J?ger?<<
>>Ja!<<
>>Glaub ich nit! Du? Was? Du willst ein J?ger sein? Ui jei! Mit dir hat Herr Heinrich was Sch?nes aufgegabelt. Ein J?ger muss Augen haben! Verstehst du? Aber du hast Augen wie eine Blindmaus. Sonst t?tst du mich nit f?r einen Pater halten.<<
Und Walti, den fettgl?nzenden Eisenl?ffel schwingend, schrie dem J?ger ins Ohr, als h?tte er einen Tauben vor sich: >>Das ist ja nur der Frater Severin, unser G?rtner!<<
O Spott des Namens! Severinus, das heisst zu deutsch der >Strenge<, der >Ernsthafte< -- und dieses Gesicht dazu und dieses B?uchl, das vor Lachen wackelte, dass Frater Severin sich auf die Holzbank niederlassen musste, um Atem zu finden!
>>So? So? Ihr seid ein Frater?<< sagte Haymo, sein Wehrgeh?ng von den H?ften schnallend. >>Nun, dann seid mir doppelt willkommen!<< L?chelnd streckte er seine Rechte hin.
Severin fasste sie mit der einen Hand, w?hrend er die andere drohend erhob: >>Du! Du! Wenn ich das dem Dekan verrate, dass dir ein Pater die halbe und ein Frater die doppelte Freud macht, dann setzt es was!<< Er wollte weiter sprechen; doch aus der Pfanne, die ?ber dem Feuer hing, stieg pl?tzlich ein zischender Dampf. >>Walti, du Rabenvieh!<< rief der Bruder erschrocken und sprang zum Herd. >>Richtig! L?sst der Kerl uns das Futter anbrennen, als w?r's eine Seel, die der Teufel schmort! Her mit dem L?ffel!<< Er riss dem Buben den eisernen Zinken aus der Hand und begann die rauchende Speise mit einem Eifer durcheinander zu stossen, dass ihm die Schweisstropfen ?ber die dicken Backen rannen.
Haymo sah ihm eine Weile zu, dann nahm er die Armbrust von der Schulter und rieb mit einem Lederlappen die von der feuchten Luft erweichte Sehne so lang, bis sie warm und trocken wurde. Als er die Waffe ?ber den Holznagel h?ngte, trug Frater Severin die dampfende Pfanne zum Tisch.
>>So, ihr Knospen, her zum Futter!<<
Sie reihten sich um den Tisch, dem das Herdfeuer gen?gende Helle gab, sprachen ein kurzes Gebet, und Frater Severins Schmunzelgesicht wurde ernst f?r eine Minute. Kaum aber hatte er das Amen von den Lippen, da war sein L?ffel der erste in der Sch?ssel.
Einige Bissen hatten sie gegessen, da legte Severin den L?ffel nieder und hielt den beiden anderen die H?nde fest. >>Halt! Wir haben das Beste vergessen. Walti! Her mit der G?te Gottes!<<
Der Bub sprang auf und holte flink aus dem Zwerchsack eine bauchige Tonflasche. Bed?chtig l?ste Frater Severin den Rindenpfropf und schob dem J?ger die Flasche hin. >>Sollst den ersten Schluck haben. Klosterbier!<< Er schnalzte mit der Zunge.
Haymo tat einen langen Zug. >>Ja, Frater, da merkt man die G?te Gottes!<<
Walti kicherte. Und Frater Severin lachte. >>H?rst du, was er gesagt hat? G?te Gottes!<< Er gab dem Buben einen Puff in die Seite und vertiefte sich in die Flasche. Dann wieder zu Haymo gewendet, lachte er: >>Ich will dir's verraten! Weisst du, ich bin kein b?ser Mensch. Wenn ich in meinem Chorstuhl knie, dann schlag ich an meine Brust und sp?re, dass ich ein armer S?nder bin. Aber in Garten, Keller und K?che, da redet man auch gern wieder von irdischen Dingen. Dem Pater Dekan gef?llt das nit. Drum haben wir uns eine Sprach erfunden, weisst du: ein fester Brotlaib, der heisst bei uns >eine gute Seel<, solch ein Krug, das ist die >G?te Gottes<, und eine alte Flasche, das ist >des Himmels h?chste Gnad<. Und weisst du, was die >wahre Andacht< ist? Eine gebackene Forelle! Und das >Labsal der Betr?bten Ein gesulzter Hecht! Ui jei! Du solltest den Pater Dekan sehen, wie zufrieden er l?chelt, wenn er uns von so frommen Dingen reden h?rt. Wenn ich etwa sag: >Heut wurde mir des Himmels h?chste Gnade zuteilAch, wie bin ich erf?llt von wahrer Andacht
So plauderten sie weiter, liessen die Flasche kreisen und taten sich g?tlich an ihrem bescheidenen Mahl. Als Walti den Tisch r?umte, sagte Frater Severin zu Haymo: >>Neugierig bist du aber gar nit. Fragst nit einmal, weshalb wir gekommen sind!<<
>>Ich freu mich, dass ihr da seid!<<
>>Du sollst morgen hinunter ins Kloster und deiner Christenpflicht gen?gen.<<
>>Das t?t ich gern. Wer aber h?tet, bis ich wieder komm, meine Gemsen und Steinb?ck?<<
>>Ich!<<
>>Ihr?<< lachte Haymo.
>>Ja, ich, was sagst du?<< jammerte Frater Severin. >>Herr Heinrich meint, der faule Winter h?tt mir zu wohl angeschlagen. Nun soll ich mir ein paar gute Pf?ndlen aus der Kutt laufen. Das wird eine b?se Sache!<< In banger Sorge bef?hlte er den Umfang seines Gurtes. >>Aber du, du kannst dich auch freuen, wenn du morgen hinunter kommst. Neulich, als der Walti mit deiner Botschaft kam, da gab es ein Donnerwetter, ui jei! Weisst du, Herr Heinrich ist ein frommer, guter Mann, aber wenn es sich um verlorene Seelen und Steinb?ck handelt, kann er schelten wie ein T?rk! Weisst du, was er sagte? Er sagte: >Zwei B?ck in einer Woche? Wenn das so fortgeht, steck ich den Burschen unter die Klosterknechte und schick einen anderen, der wachsamere Augen hat und sich besser versteht auf die Hut des Gewildes<. Ja, das sagte er.<<
Haymo erblasste. Das hatte ihn ins Herz getroffen. Er hing am Weidwerk und an den sch?nen, freien Bergen wie ein Blatt am Baum, das welken und sterben muss, wenn es der Wind vom Aste reisst. Er brachte kein Wort hervor; nur die F?uste stiess er auf den Tisch und biss die Lippen ?bereinander.
Als Frater Severin gewahrte, was er angerichtet hatte, streichelte er dem J?ger die zitternde Faust und sagte beg?tigend: >>Nun, nun, so schlimm wird's nit gleich werden. Herrn Heinrich brauchst du nit f?rchten. Komm du morgen nur hinunter, schau ihm frei ins Aug, und alles ist gut! Und wenn Herr Schluttemann, der Klostervogt, ein Hagelwetter losl?sst, so nimm es nit ernst und sch?ttel den Pelz! Weisst du, der speit halt Feuer, weil ihm Frau C?cilia geh?rig einheizt. In seiner Vogtstub h?ngt ein Bild. Hast du es gesehen? Der heilige Georg, der den Drachen ersticht! Ich mein', da sollt eher ein Bildnis h?ngen: der Drache, der den heiligen Georg ersticht, aber nit mit der Lanze, sondern mit einer Blutwurst!<<
Er wollte weiter sprechen. Aber vom Herde klang die Stimme des Buben: >>Frater Severin!<<
>>He?<<
>>Wisst Ihr, wen ich heut gesehen hab in aller Gottesfr?h?<<
>>Wen?<<
>>Den Schwarzen! Drunten am See, unter einer Feicht hat er gesessen und hat an einem Netz geflickt als w?r er nit der Pater Fischmeister, sondern ein h?riger Knecht. Und wie ich vor?bergegangen, hat er Augen auf mich gemacht wie Feuer, richtig zum F?rchten! Das ist einer!<<
>>Das ist freilich einer!<< wiederholte Frater Severin. Und um den J?ger von seinen tr?ben Gedanken loszureissen, fragte er: >>Hast du ihn nie gesehen, drunten am See?<<
Haymo sch?ttelte den Kopf.
>>Heuer um die Weihnachtszeit haben sie uns den hergeschickt aus Passau. Warum? Ich weiss es nit! So was erf?hrt ja unsereiner nie. Er soll aus f?rstlichem Gebl?t sein. Aber da drinnen --<< er pochte auf seine Brust, >>da muss es finster ausschauen bei dem! Ganze Tage lang ist er im verschneiten Klostergarten auf und ab gewandert wie ein Gespenst. Und jetzt im Fr?hjahr, da haben sie ihn zum Pater Fischmeister gemacht und an den See geschickt. Drunten, weisst du, wo es heraufgeht ?ber den Wildbach, in dem ?den Winkel zwischen Felsen und See, da haust er in seiner Klause. K?nnt es so gut haben in seiner Chorherrenstub! Und hockt da heraussen in der W?stenei! Mutterseelenallein! Freilich, umsonst heisst er nit Pater Desertus, der >Einsam
Haymo h?rte nur mit halbem Ohr. Als Frater Severin das merkte, r?ttelte er den J?ger am Arm. >>Aber so red doch ein Wort! Das ist langweilig, so stumm zu hocken wie ein R?upl im Kohl. Komm! Trink einen Schluck! Und dann erz?hl! Wo bist du denn eigentlich her?<<
>>Aus Sankt Benedikt Buren.<<
>>Wo Herr Heinrich vor Wochen zu Gast war?<<
>>Ja. Er fand Gefallen an mir und nahm mich mit.<<
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