Read Ebook: Junge Pferde! Junge Pferde! by Boldt Paul
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Ebook has 226 lines and 9278 words, and 5 pages
DER TURMSTEIGER
Er f?hlte pl?tzlich, dass es nach ihm griff, -- Die Erde war es und der Himmel oben, An dem die Dohlen hingen und die Winde hoben -- Und f?hlte, wie es ihn nun auch umpfiff.
Ihn schauderte. Er sah das Meer, er sah ein Schiff, Das gelbe Wellen schaukelten und schoben Und sah die Wellen, Wellen -- Wellen woben An seinem unvollendeten Begriff.
Ein Wasserspeier sprang ihn an und bellte. Er zitterte und fasste die Fiale, Die knarrend brach; -- versteinert aber schnellte
Ein Teufel Witze auf die Kathedrale; -- Er h?rte hin -- ein h?llisches Finale: Er st?rzte, fiel! Sein Schrei trieb hoch und gellte.
DIE SINTFLUT
Die Wolken wachsen aus den Horizonten Und trinken Himmel mit den Regenh?lsen. Die Menschen bissen auf den h?chsten Felsen In weisse Stirnen, die nicht denken konnten,
Dass L?use aus dem Meer, die See, krochen. Im Abendsturm ertranken lange Pappeln. -- Sie h?rten auf der Nacht die Sterne trappeln, Die in dem All den warmen Erdrauch rochen.
Dann schwamm die Sonne in dem glatten Wasser. Das Wasser fiel. Die See faulten ab. Die Erde trug der Meere hellen Schurz.
Die Sterne standen, von Begierde blasser, Mit d?nnem Atem an des Ostens Kap. Ein Stern sprang nach der Erde, sprang zu kurz.
CAPRICCIO
Entlaubte Parke liegen treu wie Doggen Hinter den Herrenh?usern, um zu wachen. Schneest?rme weiden, eine Herde Bachen. Oft sind die Rehe auf dem jungen Roggen.
Und eine Wolke droht den Mond zu sch?nden. Die Nacht hockt auf dem Park, der st?rker rauscht. Zwei alte Tannen winken, aufgebauscht, Geheimnisvoll mit den harzigen H?nden.
Die Toten sitzen in den nassen Nischen. Auf einem Kirchenschl?ssel bl?st der eine, Und alle lauschen, ?berkreuzte Beine, Die Knochenh?nde eingeklemmt dazwischen.
Am grossen, kalten Winterhimmel drohn Vier Wolken, welche Pferdesch?deln gleichen. Der Winde Brut pfeift in den hellen Eichen, Daraus der gelbe Geier Mond geflohn.
Der Tod im Garten tritt jetzt aus dem Schatten Der Tannen. Rasch. Das Schneelicht spritzt und gl?nzt. Der Schrecken flattert breit um das Gespenst, Das seinen Weg nimmt quer durch die Rabatten.
Zum Schloss. -- Dort ruft man: >>Prosit Neujahr! Prost!<< Zu zw?lfen sind sie, der Apostel Schar, Und mit Champagner taufen sie das Jahr, Umstellt vom Sturm, der auf den D?chern tost.
Armleuchter flacken. Dampf von heissem Punsch. Der Hitze Salven krachen vom Kamin. Geruch der Weiber -- Trimethylamin, Die B?uche schwitzen in der grossen Brunst.
Jetzt stehn sie auf. Das St?hler?cken schurrt. Der Tod im Flur ist nicht gewohnt die Speisen. Er hebt den Kopf gegen das kalte Eisen Der Schl?sselt?lle, schnuppert gierig, knurrt.
Kommt jemand? Still. Er hupft unter die Treppe. An einem Fr?ulein zerrt ein Kavalier. Der Tod schleicht hinterher, ein fletschend Tier Aus Mond; das tr?gt der Dame Schleppe.
Sie kommen an die Gruft --: >>Hier sind wir sicher!<< -- >>Ich f?rchte mich, oh, sind die B?ume gross!<< Der Tod schupst sie -- kein Schrei, sie quieken bloss -- Und l?uft hinweg mit heftigem Gekicher. -- --
Es d?mmert endlich. Mit Blutaugen stiert Der Morgen hin. Im Saal zappelt ein M?rchen. Der Tod w?hlt in den fetten, welken P?rchen, Frisst sie wie Tr?ffeln, die ein Schwein aufsp?rt.
IMPRESSION DU SOIR
Des Abends schwarze Wolkenv?gel flogen Im Osten auf vom Fluss der Horizonte. G?rten vertropft in Nacht, die, als es sonnte, Wie See gr?nten und den Wind einsogen.
Einsame Pappeln pressen ihre Schreie Angst vor den St?rmen in die blonde Stille. Schon saugen schwarze Munde Atem. -- Schrille Fabrikenpfiffe. Menschen ziehn ins Freie.
Ein rotes Mohnfeld mit den schwarzen K?pfen, Ragen die Schlote, einsam, krank und kahl. Die Wolkenv?gel, Eiter an den Kr?pfen,
Wie Pelikane flattern sie zum Mahl. Und als die Horizonte Dunkel sch?pfen, Wirft sich der Blitz heraus, der blanke Aal.
BERLIN
Die Stimmen der Autos wie J?gersignale Die T?ler der Strasse bewaldend ziehn. Sch?sse von Licht. Mit einem Male Brennen die Himmel auf Berlin.
Die Spree, ein Antlitz wie der Tag, Das gl?nzend meerw?rts sp?ht nach Rettern, Beh?lt der wilden Stadt Geschmack, Auf der die Z?ge kr?chzend klettern.
Die blaue Nacht fliesst in der Forst. Sie f?hlt, geblendet, dass du lebst. Schnellz?ge steigen aus dem Horst! Der weisse Abend, den du webst,
F?hlt, bl?ht, verbl?ttert in das All. Ein Menschenh?nde-Fangen treibst du Um den verklungnen Erdenball Wie hartes Licht; und also bleibst du.
Wer weiss, in welche Welten dein Erstarktes Sternenauge schien, Stahlmasterbl?hte Stadt aus Stein, Der Erde weisse Blume, Berlin.
DER SCHNELLZUG
Es sprang am Walde auf in panischem Schrecke, Die gelben Augen in die Nacht geschlagen. -- Die Weiche l?rmt vom Hammerschlag der Wagen Voll blanken L?rms, indes sie fern schon jagen
Im blinden Walde lauert an der Strecke Die Kurve wach. Es schwanken die Verdecke. Wie Schneesturm rennt der D-Zug durch die Ecke, Und t?nzelnd wiegen sich die schweren Wagen.
Der Nebel liegt, ein Lava, auf den St?dten Und f?rbt den Herbsttag gr?n. Auf weiter Reise Wandert der Zug entlang den Kupferdr?hten.
Der F?hrer f?hlt den Schlag der Triebradkreise Hinter dem Sternenkopfe des Kometen, Der zischend hinf?llt ?ber das Geleise.
HERBSTGEF?HL
Der grosse, abendrote Sonnenball Rutscht in den Sumpf, des Stromes schwarzen Eiter, Den Nebel leckt. Schon fliesst die Schw?re breiter, Und tr?be Wasser schwimmen in das Tal.
Ins finstre Laub der Eichen sinken V?gel, Aasv?gel mit den Scharlachfl?geldecken, Die ihre F?nge durch die Kronen strecken, Und Schreien, Geierpfiff, f?llt von der H?he.
Ach, alle Wolken brocken D?mmerung! Man kann den Schrei des kranken Sees h?ren Unter der V?gel Schlag und gelbem Sprung.
Wie Schuss, wie Hussah in den schwarzen F?hren Ist alle Farbe! Von dem Fiebertrunk Gl?nzen die Augen, die dem Tod geh?ren.
PROSERPINA
Einsamer Pluto trage ich im Blute Proserpina, nackend, mit blonden Haaren. Unausl?schbar. Ich will mich mit ihr paaren, Die ich in allem hellen Weib vermute.
Ich bin von ihren Armen lichtgefleckt Im R?cken! Ihre Knie sind nerv?s, Die Schenkel weiss, fleischstr?hnig, ein Erl?s Des weissen Tages, der die Erde deckt.
In ihrem Haar bleibt etwas vom Verwehten Des warmen Bluts. Ich liebe den Geruch! Und nur die Z?hne haben zuviel Fades
Wie Schulm?dchen, sooft sie in den Bruch, Den Brunnen ihres Frauenmundes treten, Der meine Br?nste tr?nkt -- Herden des Hades.
DER DENKER
Nachmittag wird, und Wetter steigen schwarz Herauf. Des Blitzes Ferse leuchtet im Gew?lk. Auf das Gebirge beisst voll Grimm Der Donner, und Regen speien aus den Quarz.
Den Fuss den Felsgesteinen eingestemmt, Die Augen abgewandt, als horche er, So kommt er durch die Schr?nde, weglos, quer. Zum weissen Urherrn in der Blitze Hemd.
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