Read Ebook: Hurlbut's Life of Christ For Young and Old A Complete Life of Christ Written in Simple Language Based on the Gospel Narrative by Hurlbut Jesse Lyman Hole William Illustrator
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Ebook has 1817 lines and 101911 words, and 37 pages
BEITRAG ZUR BEURTEILUNG DER LEHREN MACHS
Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorw?rde
Genehmigt von der Philosophischen Fakult?t der Friedrich-Wilhelms-Universit?t zu Berlin
von
ROBERT MUSIL
Aus Klagenfurt .
Tag der Promotion: 14. M?rz 1908.
Referenten:
%Professor Dr. Paul Stumpf,% %Professor Dr. Alois Riehl.%
Dissertationenverlag ~Carl Arnold~, Berlin-Wilmersdorf, Hohenzollerndamm 3. Preussische Strasse 8.
Abk?rzung der zitierten Buchtitel.
E. d. A. Die Geschichte und die Wurzel des Satzes der Erhaltung der Arbeit .
W. L. Die Prinzipien der W?rmelehre. 2. Aufl. Leipzig 1900.
A. d. E. Die Analyse der Empfindungen und das Verh?ltnis des Physischen zum Psychischen. 4. Aufl. Jena 1903.
M. Die Mechanik in ihrer Entwicklung. 5. Aufl. Leipzig 1904.
E. u. J. Erkenntnis und Irrtum.
Einleitung.
Das Wort des Naturforschers wiegt schwer, wo immer heute erkenntnistheoretische oder metaphysische Fragen von einer exakten Philosophie gepr?ft werden. Die Zeiten sind vorbei, wo das Bild der Welt in Urzeugung dem Haupte des Philosophen entsprang. Die Philosophie sucht heute ihr Verh?ltnis zu der in so weitem Bereiche aufgedeckten Gesetzlichkeit der Natur, ihre Stellungnahme zu dem alten Suchen nach einer richtigen Fassung des Substanzbegriffes und des Begriffs der Kausalit?t, zu den Beziehungen zwischen Psychischem und Physischem usw. mit Ber?cksichtigung aller Mittel und Ergebnisse der exakten Forschung neu zu gestalten.
Man kann daraus ermessen, was es bedeutet, wenn nun gerade ein Naturforscher mit der Behauptung auftritt, dass in diesem Streben nach philosophischer Orientierung -- -- trotz seines Anschlusses an die Naturwissenschaft fast ebenso viele Verkehrtheiten wie philosophische Fragestellungen liegen, und dies ungef?hr durch folgende Thesen erh?rtet, die eine Wand zwischen der Naturwissenschaft aufzurichten streben, welche die Philosophen meist ihren Untersuchungen zugrunde legen, und der Naturwissenschaft, die wirklich existiert.
Aber auch an und f?r sich sind die Substanzbegriffe der Vernichtung verfallen. Denn was sich von Substanzen aussagen liesse, w?re nur ihr gesetzliches Verhalten; die Gesetze, die dieses ausdr?cken sollen, haben sich aber zu lediglich funktionalen Beschreibungen entwickelt, zu dem Ausdruck viel allgemeinerer Beziehungen, aus denen die Substanzbegriffe wie gegenstandslos gewordene Zwischensubstitutionen ausgefallen sind.
Ein Zusammenhang von Elementen, wie Rot, Gr?n, Druck, Bewegung, liegt unseren Vorstellungen von K?rpern zugrunde, und nur ein anderer, weit pr?ziserer und fruchtbarerer, aber zwischen prinzipiell ebensolchen Elementen bestehender Zusammenhang ist es, der durch die Naturgesetze ausgedr?ckt wird.
Unsere wissenschaftliche Orientierung in der Aussenwelt besteht also in nichts anderem als in dem Aufsuchen von Gleichungen zwischen Elementen. Dies ist somit das aus der hochentwickelten Physik abstrahierte Ideal der Erkenntnis.
Dann kann aber auch die Psychologie, soferne sie wissenschaftliche Festigkeit anstrebt, nur nach der Aufstellung funktionaler Beziehungen trachten, und ihr Substanzbegriff, das Ich, die Seele, f?llt dabei ebenso f?r die wissenschaftliche Bearbeitung weg, wie es mit dem Begriff einer physischen Substanz geschah. Nun sieht Mach als die psychischen Grund-Elemente, in deren funktionaler Abh?ngigkeit voneinander das wissenschaftliche Bild des Seelenlebens erfasst wird, die Empfindungen an. Empfindungen waren aber auch die Elemente des physischen Geschehens: also zeigt sich, dass Physik und Psychologie ein und dasselbe Objekt haben.
Das ?berhaupt Gegebene sind somit Elemente in mannigfachen Zusammenh?ngen; indem man auf bestimmte dieser Zusammenh?nge achtet, treibt man Physik, indem man auf andere achtet, Psychologie, -- das ist aber lediglich ein Unterschied in der Betrachtungsweise, und ein solcher bringt so wenig eine Kluft zwischen Physischem und Psychischem mit sich, wie etwa eine Kluft zwischen den Reaktionen eines Gases besteht, wenn sie sich, je nach dem beachteten Zusammenhange, bald durch das Boyle'sche, bald durch das Mariotte-Gay-Lussac'sche Gesetz ausdr?cken lassen.
Auf diesem Punkte h?rt f?r eine zu voller geistiger Freiheit gelangte und kritisch scharfe Methodologie der Dualismus auf, als Problem zu existieren, und alle seine Schwierigkeiten erweisen sich als Folgen des unberechtigten Festhaltens an einer primitiven, ?berholten Fragestellung.
Wir haben hiermit in freier Wiedergabe die bezeichnendsten Leits?tze aus den Schriften des Physikers Ernst Mach dargestellt. Man sieht schon aus dieser vorl?ufigen Zusammenstellung, dass einzelne Bestandteile dieser Lehre nicht neu sind. Sie finden ihre Verwandtschaft in ?lteren Schriften sensualistischer und positivistischer Richtung, zumal in den Arbeiten von Condillac und Comte, und bei der Behandlung des Kausal- und Substanzproblems wird man an den Einfluss von Hume erinnert. Das Kennzeichnendste, der Schl?ssel zu dem Uebrigen und zugleich das der historischen Situation nach Irritierendste ist aber die, sich auf die genauere Einheit berufende, starke Betonung des methodologischen Standpunktes und die damit zusammenh?ngende Behauptung, dass Mach mit allen seinen Konsequenzen, so einschneidend sie sind, rein und lediglich auf dem gesicherten Boden der exakten Naturwissenschaft bleibe: >>Ich w?nsche nur in der Physik einen Standpunkt einzunehmen, den man nicht sofort verlassen muss, wenn man in das Gebiet einer anderen Wissenschaft hin?ber blickt<<, heisst es an einer Stelle.
Nun ist ja auch diese Berufung auf die Naturwissenschaft sowohl wie die Beschr?nkung der Erkenntnis auf den Zusammenhang der >>Erscheinungen<< ein Charakteristikum der positivistischen Philosophie seit Comtes Tagen. Aber teils schon zur Zeit, als Comtes Hauptwerk erschien , teils wenig sp?ter, wirkten Faraday, R. Mayer, Joule, Rankine, Clausius, W. Thomson, Kr?nig, Grassmann, Redtenbacher u. a., deren Ziel ein ganz anderes als das von Comte gesteckte war, und auch heute scheint die Mehrzahl der Physiker nicht vom Positivismus durchdrungen zu sein. So blieb der Positivismus trotz gelegentlicher Exkurse stets eine mehr philosophische Angelegenheit, und die erkenntnistheoretische Er?rterung des Verh?ltnisses von Subjekt und Objekt blieb seine Hauptfrage, die Verwerfung alles Extramentalen seine Grundposition bis auf Avenarius, Laas, Schuppe, Rehmke und die anderen gleichgerichteten Forscher unserer Tage.
Dadurch aber ist unser Interesse an Mach bestimmt. Denn er, heute wohl der Vertreter des Positivismus, der in die breitesten Kreise wirkt, ist zugleich derjenige, der wirklich von der Naturwissenschaft herkommt, und der -- ein Alleing?nger , dem die Anregungen zu seinen Gedanken haupts?chlich aus seiner Spezialwissenschaft erwachsen sind, -- als der erste mit der Behauptung Ernst machte, dass seine Ueberzeugungen nur durch Uebertragung der in der Naturwissenschaft bew?hrten Anschauungen gewonnen und nichts als ein Ergebnis der Entwicklung der exakten Forschung seien. Damit l?st Mach in seiner Person das ein, was vor ihm, mehr oder weniger, nur behauptet wurde, und gibt dadurch Gelegenheit, dieses blendendste und lockendste Versprechen des Positivismus, dass n?mlich nur die R?ckst?ndigkeit der Philosophen verkenne, wie sehr die exakte, fruchtbare Wissenschaft l?ngst schon in den Bahnen der positivistischen Philosophie gehe, auf seine Haltbarkeit zu pr?fen.
Es wird also unsere Aufgabe sein, uns zu ?berzeugen, ob Mach zu seinen Behauptungen tats?chlich in logischer Folge von einer richtigen oder wenigstens widerspruchslosen Auffassung der Naturwissenschaft aus gelangt. Dadurch wird gleichzeitig die beunruhigende Erscheinung aufgekl?rt, dass ein Naturforscher der an der Naturwissenschaft Halt suchenden gegenw?rtigen Philosophie so g?nzlich abweisend entgegentritt, dass er mit Bezugnahme auf deren wichtigste Positionen sagen kann: >>Ihre Tendenz ist vielmehr eine aufkl?rende oder, um es noch deutlicher zu sagen, eine antimetaphysische<< und: >>Ich habe getrachtet, eine alte, abgestandene Philosophie aus der Naturwissenschaft zu entfernen<<.
Eines besonderen Umstandes ist noch zu erw?hnen: Machs erkenntnistheoretische und selbst die eigentlichen metaphysischen Ausf?hrungen sind in seinen Schriften nicht in strengem methodischen Gef?ge gegeben, sondern tragen einen aphoristischen Charakter und sind mitunter, wie in den Schriften ?ber Mechanik und W?rmelehre, auch bloss gelegentlich eingestreut. Daraus erw?chst in erster Linie die Forderung einer systematischen Herausl?sung und Zusammenfassung der zu einander geh?renden Gedanken, und ich m?chte betonen, dass ich damit auch schon das wesentlichste unserer eigentlichen Aufgabe f?r geleistet erachte, da ja dann die Begr?ndungszusammenh?nge offen liegen und einen ganz anderen Einblick in ihre Tragf?higkeit gestatten, als es m?glich ist, solange die einzelnen Gedanken, von einander isoliert, das gewissermassen verantwortungslose Leben des Aphorismus f?hren.
Ein anderes Ziel aber als dieses einer m?glichst genauen Einsicht in die innere Festigkeit der Machschen Darlegungen wird hier nicht angestrebt. Wollte man statt der Stringenz ihrer Begr?ndung die Richtigkeit der Resultate selbst erw?gen, so w?re dazu eine erkenntnistheoretische Arbeit auf weit umfassenderer Grundlage n?tig. Zu einer solchen soll diese Schrift nur ein Beitrag sein, der sich nach Tunlichkeit aller Stellungnahme dort enth?lt, wo eine solche die Begr?ndung durch pers?nliche Ansichten erfordern w?rde, und sich darauf beschr?nkt, in immanenter Kritik nachzuweisen, dass in den Darlegungen Machs, trotz ihrer zahlreichen Vorz?ge, doch so viele Widerspr?che oder wenigstens Unklarheiten enthalten sind, dass es nicht m?glich ist, ihnen eine entscheidende Bedeutung zuzuerkennen.
Fussnoten:
A. d. E. 2. Aufl. 21 u. ?hnl.: >>Diese Auffassung wird dem tempor?ren Gesamtwissen am ?konomischsten gerecht; eine Philosophie f?r die Ewigkeit will sie nicht sein<<, a. a. O. 23. >>Ob es mir jemals gelingen wird, den Philosophen meine Grundgedanken plausibel zu machen, muss ich dahingestellt sein lassen. Bei aller Hochachtung vor der riesigen Geistesarbeit der Philosophen aller Zeiten ist mir dies zun?chst auch weniger wichtig. Aufrichtig und lebhaft w?nschte ich aber eine Verst?ndigung mit den Naturforschern, und diese halte ich auch f?r erreichbar. Ich m?chte denselben nur zu bedenken geben, dass meine Auffassung alle metaphysischen Fragen ausschaltet, gleichg?ltig ob sie nur als gegenw?rtig nicht l?sbar oder ?berhaupt und f?r immer als sinnlos angesehen werden<<. A. d. E. 287. >>... Es soll hiermit keine neue Philosophie, keine neue Metaphysik geschaffen, sondern einem augenblicklichen Streben der positiven Wissenschaften nach gegenseitigem Anschluss entsprochen werden<<. A. d. E. 259. >>Es gibt vor allem keine Machsche Philosophie, sondern h?chstens eine naturwissenschaftliche Methodologie und Erkenntnispsychologie, und beide sind wie alle naturwissenschaftlichen Theorien vorl?ufige, unvollkommene Versuche. F?r eine Philosophie, die man mit Hilfe fremder Zutaten aus diesen konstruieren kann, bin ich nicht verantwortlich<<. E. u. J. Vorwort. >>Meine Darlegungen gehen stets von physikalischen Einzelheiten aus und erheben sich von da zu allgemeineren Erw?gungen<<. E. u. J. 141.
M. 1. Aufl. Vorwort.
E. u. J. Vorwort.
Der aphoristische Charakter von Machs Schriften bringt mit sich, dass manche seiner Ausspr?che, je nach dem Zusammenhang, in den man sie stellt, verschieden zu beurteilen sind, so dass manchmal dieselben Aeusserungen unter verschiedenen Gesichtspunkten analysiert werden m?ssen.
Wir beginnen mit dem in der Einleitung unter 4) erw?hnten Gesichtspunkte Machs, die Wissenschaft als eine Erscheinung ?konomischer Anpassung anzusehen, welcher Gesichtspunkt ?berdies eng mit einer erkenntnispsychologischen Betrachtungsweise zusammenh?ngt.
Diese Art, die Erkenntnis zu betrachten, ist wichtig; sie gibt Machs Ausf?hrungen gewissermassen von vornherein einen scharfen Reiz; sie ber?hrt sich auch mit bekannten skeptischen Str?mungen der neueren Zeit und ist durch all dies geeignet, zu allererst den Blick auf sich zu ziehen und festzuhalten. Es ist daher f?r uns von Wichtigkeit, festzustellen, ob ihre erkenntnistheoretische Bedeutung dem entspricht, und ich glaube, es l?sst sich ohne weiteres sehen, dass dies nicht der Fall ist. Man kann dann sehr wohl mit grossem Interesse Machs eigent?mliche, plastische und belebende Art, das Werden und Wesen der Naturwissenschaft zu betrachten, verfolgen, ohne sich versucht zu f?hlen, anzunehmen, dass mit dieser Auffassung schon irgendwie gegen die Ergebnisse der von Mach bek?mpften Erkenntnistheorie und Metaphysik entschieden sei; mit anderen Worten: die Erfolge einer biologisch-psychologischen Betrachtungsweise beweisen gar nichts f?r das Uebrige.
Grundlegend f?r diese Betrachtungsweise ist die Annahme, -- eben die wir noch in weiteren Zusammenh?ngen untersuchen werden, -- dass nur die Kenntnis der Tatsachen f?r den Physiker Wert habe, dass sie das wesentliche Ziel seiner Wissenschaft ausmache und alles ?brige nur ein intellektueller Umweg zu ihrer Gewinnung und Darstellung sei. So heisst es: >>Wenn uns alle einzelnen Tatsachen unmittelbar zug?nglich w?ren, so wie wir nach der Kenntnis derselben verlangen, so w?re nie eine Wissenschaft entstanden. Nur weil das Ged?chtnis des Einzelnen ein beschr?nktes ist, muss das Material geordnet werden.<< Diese Ordnung ist das Ziel der Wissenschaft. Urspr?nglich ist dieses Ziel rein praktisch im Laufe der Entwicklung erwachsen dann auch spezifisch theoretische Interessen, doch lassen auch sie sich auf praktische reduzieren und als ein blosser Umweg zu deren Erreichung auffassen. >>Wir k?nnen jedes wissenschaftliche Interesse als ein mittelbares biologisches Interesse auffassen<<, heisst es an einer anderen Stelle.
Dieses starke Betonen der praktischen Aufgabe der Wissenschaft ergibt sich dabei als eine direkte Folge dessen, dass Mach die Wissenschaft, wie ?berhaupt die ganze T?tigkeit des Menschen, unter den Gesichtspunkt der Selbsterhaltung stellt, nicht anders wie die des niedersten Organismus: >>Die gesamten Lebensvorg?nge des Individuums sind Reaktionen im Interesse der Lebenserhaltung, und die Wandlungen im Vorstellungsleben sind nur ein Teil der ersteren.<< Wendet man aber einmal den allgemeinen Entwicklungsgedanken auf die Wissenschaft an, so folgt daraus von selbst, dass die Wissenschaft unter die Gesichtspunkte der Kontinuit?t und der Oekonomie geh?rt, da diese beiden ja integrierende Bestandteile der Entwicklungslehre sind; andererseits ist die Anwendbarkeit dieser Gesichtspunkte auf das Denken selbst wieder r?ckwirkend ein Beweis f?r die Berechtigung, die Entwicklungslehre hier hereinzuziehen.
Was das erstere betrifft, ist es f?r die Entwicklungslehre charakteristisch, dass sie die Eigenschaften und Reaktionen der Lebewesen aus einer selektiven Anpassung an die Vorg?nge in der Umgebungswelt heraus zu begreifen sucht. Dabei erweist es sich als eine Erfahrungstatsache, dass diese Anpassung kontinuierlich und ?konomisch erfolgt, d. h. dass einmal vorhandene Eigenschaften unter neuen Lebensbedingungen nicht einfach abgeworfen und durch andere ersetzt werden, sondern vielmehr einer allm?hlichen Umbildung unterliegen, welche sich zudem, ?konomischer Weise, nicht weiter erstreckt, als unbedingt n?tig ist. Was aber das Zweite betrifft, so ist zu sagen, dass Machs Arbeit fast in ihrer Gesamtheit gerade daf?r einen Nachweis zu liefern trachtet, dass diese zuletzt entwickelten Konsequenzen der Entwicklungslehre sich bei Betrachtung des wissenschaftlichen Denkens und seines Werdens tats?chlich erf?llt finden.
Das Wichtigste lautet zusammengefasst:
Dabei unterscheidet Mach: a) die Anpassung der Gedanken an die Tatsachen, von der bisher die Rede war; er spricht von ihr speziell als von einem Abbilden und Vorbilden der Tatsachen in Gedanken. Denn diese erm?glicht uns erst die hinreichende Anpassung, das erhaltungsgem?sse Verh?ltnis zur Umgebung; >>um uns mit unserer Umgebung in irgend ein Verh?ltnis zu setzen, bed?rfen wir eben eines Weltbildes,<< sagt Mach. b) Die Anpassung der Gedanken aneinander: >>Die Vorstellungen passen sich zwar den Tatsachen so an, dass sie ein den biologischen Bed?rfnissen entsprechendes, hinreichend genaues Abbild der ersteren darstellen,<< aber >>nat?rlich reicht die Genauigkeit der Abbildung nicht weiter als die augenblicklichen Interessen und Umst?nde es forderten, unter welchen dieselbe stattfand. Da aber diese Interessen und Umst?nde von Fall zu Fall wechseln, so stimmen die Anpassungsergebnisse verschiedener Umst?nde nicht genau untereinander ?berein. Das biologische Interesse treibt nun wieder zur Korrektur verschiedener Abbildungsergebnisse durcheinander, zu dem bestm?glichsten Ausgleich der Abweichungen.<< Anpassung der Gedanken aneinander ist also die weitere Aufgabe, welche das Denken zu seiner vollen Befriedigung l?sen muss, und auch, >>diese Forderung wird erf?llt durch Vereinigung des Prinzips der Permanenz mit jenem der zureichenden Differenzierung der Vorstellungen.<<
a) Auch das wissenschaftliche Denken zeigt den Typus der Oekonomie und der Kontinuit?t. So denkt sich Newton die Planeten als geworfene K?rper und modifiziert bloss die konstante Schwere zur von der Entfernung abh?ngigen Gravitation; Fourier bildet eine Theorie der W?rmestr?mung aus, indem er eine Theorie der Saitenschwingungen f?r seine Zwecke modifiziert; seiner Theorie wird dann eine Theorie der Diffusion nachgebildet usw. So hatte man die Vorstellung einer geradlinigen Fortpflanzung des Lichtes angenommen, als man die Beugung und Brechung entdeckte; man hielt die urspr?ngliche Vorstellung fest und erweiterte sie durch die Annahme eines Brechungsexponenten; diese wiederum musste man durch die Annahme besondern, dass f?r jede Farbe ein eigner Brechungsexponent n?tig sei. So wusste man, dass Licht zu Licht gef?gt die Helligkeit vergr?ssere, als man pl?tzlich einen Fall der Verdunkelung bemerkte usw. >>Schliesslich erkennt man aber in der ?berw?ltigenden Mannigfaltigkeit der Lichterscheinungen ?berall die Tatsache der r?umlichen und zeitlichen Periodizit?t des Lichtes und dessen von dem Stoffe und der Periode abh?ngige Fortpflanzungsgeschwindigkeit. Dieses Ziel, ein Gebiet mit dem geringsten Aufwand zu ?berschauen und alle Tatsachen durch einen Gedankenprozess nachzubilden, kann mit vollem Recht ein ?konomisches genannt werden.<< Ueberhaupt entspricht das wissenschaftliche Fortschreiten durch Hypothesenbildung in seiner Gesamtheit dem Typus der Kontinuit?t und ist ?konomisch. Denn Hypothesen werden zun?chst immer aus dem augenblicklichen Vorrat an bekannten Erfahrungen hergenommen, ihre deduktiven Folgen werden dann mit der neuen Tatsache verglichen und endlich wird die Hypothese dem Ergebnis dieses Vergleiches entsprechend modifiziert.
b) Alle Hilfsmittel der Naturforschung dienen ihrer Oekonomie. Vor allem die mathematischen, deren Fruchtbarkeit >>auf der gr?ssten Sparsamkeit der Denkoperationen<< beruht. Aber auch alle heuristischen Methoden. Ihre Grundmethode ist die der Ver?nderung. >>Die Methode der Ver?nderung f?hrt uns gleichartige F?lle von Tatsachen vor, welche teilweise gemeinschaftliche, teilweise verschiedene Bestandteile enthalten. Nur bei der Vergleichung verschiedener F?lle der Lichtbrechung mit wechselnden Einfallswinkeln kann das Gemeinsame, die Konstanz des Brechungsexponenten hervortreten, und nur bei Vergleichung der Brechung verschiedener Farben kann auch der Unterschied, die Ungleichheit der Brechungsexponenten die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Die durch die Ver?nderung bedingte Vergleichung leitet die Aufmerksamkeit zu den h?chsten Abstraktionen und zu den feinsten Distinktionen zugleich.<< Dadurch, dass die Vergleichung den Kern alles induktiven Verfahrens, zumal den des Experimentes bildet, arbeitet diese ganze Methodik auf Kontinuit?t hin, denn die Vergleichung bezweckt ja nur, das Neue als aus den, eventuell modifizierten, Bestandteilen des Alten bestehend zu erkennen, und ist in demselben Sinne ?konomisch, wie er von der Hypothesenbildung vorhin konstatiert wurde.
c) Die Resultate der Naturforschung, Begriff, Gesetz, Theorie, entsprechen der Oekonomie und der Kontinuit?t. -- Naturgesetze haben die ?konomische Aufgabe, die Kenntnis blosser Einzeltatsachen zu ersparen. Diese m?sste man sich in jedem individuellen Falle merken, das Gesetz verkn?pft typische F?lle durch einen Gedanken. Wenn gewisse Bedingungen gegeben sind, ist die Erwartung durch das Gesetz geregelt und eingeschr?nkt, das Gesetz fungiert als ein Schema, in das man nur die speziellen Bedingungen einzusetzen braucht; indem man ein Gesetz als den Spezialfall eines allgemeineren Gesetzes erkennt, ersetzt man ein Schema durch ein noch umfassenderes; indem man sich nur ein solches zu merken braucht, ist das Ged?chtnis entlastet und hat eine Anweisung, die ganze Mannigfaltigkeit speziellerer Gesetze und einzelner Tatsachen daraus abzuleiten. Und was vom Gesetze gesagt ist, gilt auch vom Begriff. Der naturwissenschaftlich pr?zisierte Begriff enth?lt fertige Arbeit ?konomisch in sich verdichtet, in seine Definition werden die in Betracht kommenden Merkmale aufgenommen, und da sie gesetzlich aneinandergekn?pft sind, gen?gt die Angabe eines einzigen von diagnostischer Bedeutung, um den ganzen Komplex zu repr?sentieren; man kann also sagen: >>Alle physikalischen Gesetze und Begriffe sind gek?rzte Anweisungen, die oft selbst wieder andere Anweisungen eingeschlossen enthalten, auf ?konomisch geordnete, zum Gebrauch bereit liegende Erfahrungen,<< und die ganze >>r?tselhafte Macht der Wissenschaft<< liegt in dieser ?konomischen Ordnung.
Gleichzeitig entsprechen diese Gebilde aber auch dem Bed?rfnis der Permanenz. Denn in ihnen, -- in den best?ndigen Gesetzen und Gleichungen wie in den festen Merkmalen des Begriffs, -- sucht das Denken die Vorstellungen zu erfassen, die bei allem Wandel im einzelnen bleibend festgehalten werden k?nnen und ohne die die Ver?nderung zusammenhanglos und unfassbar w?re.
~Stellungnahme~: Soweit wir ohne Vermengung mit speziellen Gedankeng?ngen, die sp?ter gesondert untersucht werden sollen, zu diesen Ausf?hrungen Stellung nehmen k?nnen, ist folgendes zu sagen:
Eine solche entwicklungsgeschichtliche, erkenntnispsychologische und denk?konomische Betrachtungsweise kann in erkenntnistheoretischer Hinsicht indifferent oder skeptisch sein. Ich nenne sie indifferent, solange sie bloss eine Betrachtungsweise neben der eigentlich erkenntnistheoretischen Untersuchung der Gr?nde und Kriterien der Erkenntnis sein will; ich w?rde sie skeptisch nennen, sobald behauptet wird, dass diese zweite Untersuchung aus irgend einem Grunde undurchf?hrbar sei und was Erkenntnis ist, nur nach ?konomischen Gesichtspunkten oder aus biologischen und psychologischen Gr?nden entschieden werden k?nne. In dem bisherigen liegen nun Keime zu beiden Auffassungen:
a) Zur Indifferenz der Prinzipien; was schon daraus hervorgeht, dass man diesen anregenden Betrachtungen zustimmen kann, wenn man dadurch auch die Aufgaben der Erkenntnistheorie nicht f?r erledigt, vielleicht nicht einmal f?r ber?hrt ansieht. Der Unterschied l?sst sich schon durch die Fragestellung ausdr?cken. Soweit man derartiges n?mlich in solcher Allgemeinheit ?berhaupt wird sagen wollen, ist zuzugeben, dass alles Denken, richtiges und falsches, Urteil und Vorurteil, psychologisch nach dem Prinzip der Kontinuit?t verl?uft, wenn nicht besondere Umst?nde dies hindern. Die Fragen aber, wann ein Gedankenverlauf als kontinuierlich anzusehen sei oder unter welchen ?usseren und inneren Umst?nden es zu einer kontinuierlichen Gedankenentwicklung komme, und die Frage, wann das Resultat eines Gedankenablaufes, gleichg?ltig ob dieser kontinuierlich oder diskontinuierlich sich entwickelt habe, als richtig anzuerkennen sei, dr?cken so viele innere Verschiedenheiten aus, dass die Annahme, es seien dies zwei einander gewissermassen kreuzende, gegeneinander indifferente Fragestellungen, gewiss als m?glich zugestanden werden muss. Dann hat aber auch die Einsicht, dass Naturgesetze gut sind, um das Ged?chtnis von der Kenntnis einzelner Tatsachen zu entlasten, und naturwissenschaftliche Begriffe dem gleichen Zweck dienen, nichts mit der Frage zu tun, wie solche Gesetze und Begriffe, um diesen Zweck auch wirklich zu erf?llen, gebildet sein m?ssen oder welche Dignit?t bezw. Ad?quatheit ihnen in Anbetracht der sie fundierenden Tatsachen zukommt. Und ebenso ist der Umstand, dass solche Gesetze ?berdies untereinander zusammenh?ngen, zwar gewiss von praktischem Werte und seine Ausn?tzung ?konomisch, die Fragen aber, wie es sich etwa mit dem Verh?ltnis der Sicherheiten solcher in einem Klimax stehender Gesetze zueinander verhalte, oder welche realen Beziehungen zugrunde liegen m?gen, wenn zwischen zwei sonst getrennten Tatsachengruppen eine Aehnlichkeit der Gesetze besteht, die es erlaubt, sie unter allgemeine, gemeinsame Gleichungen zu fassen , diese Fragen sind, gleichg?ltig ob und wie man sie f?r beantwortbar h?lt, nat?rlich nicht damit erledigt, dass man sagt, die Tatsache, dass wir Naturgesetze in theoretische Zusammenh?nge einordnen k?nnen, sei angenehm. Dasselbe gilt aber auch f?r die Begriffe des Dings, der Kausalit?t, der Kraft u. dgl. Entweder ist ihre Bildung durch die Tatsachen gefordert oder die Tatsachen widerstreiten ihr, bezw. man fragt, ob sich das eine oder das andre erweisen lasse; aber unabh?ngig davon und vor der Beantwortung dieser Frage wird man sich ?ber die instinktive Entstehung und den ?konomisch orientierenden Wert dieser Begriffe einigen k?nnen.
b) Doch es findet auch eine radikalere, skeptische Auffassung Anhaltspunkte. Betrachtet man etwa das Prinzip der Permanenz, so sagt es n?mlich, dass gewisse instinktive Urannahmen urspr?nglich gegeben sind, die dann den Tatsachenkenntnissen mit einem Minimum von Modifikation angepasst werden. So werden wir h?ren, dass die Bewegungstheorie der W?rme wie die stoffliche Auffassung der Elektrizit?t nur einem historischen Zufall den Schein von Berechtigung verdanken, auf den sich ihre Existenz gr?ndet. Aber auch die gar nicht bildlich hypothetischen, sondern rein begrifflichen, quantitativen Darstellungen sind, weil sie sich aus der Differenzierung bereits vorgebildeter Vorstellungen entwickelt haben, durch ihre Vorbilder gef?rbt. Ja man kann hinzuf?gen, dass mitunter der Entwicklungsgang einer ganzen Disziplin, wenn ein verh?ltnism?ssig geringf?giger historischer Umstand nicht gewesen w?re, einen anderen Weg genommen h?tte, dass man zu ganz anderen Begriffen und Begriffssystemen gelangt w?re u. dgl., so dass, so betrachtet, selbst die exaktesten Begriffsbildungen >>zuf?llig und konventionell<< erscheinen.
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