Read Ebook: Die Reise zum Mars by Dominik Hans
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Die Reise zum Mars.
Erz?hlung von Hans Dominik.
Es war im Jahre 2108. Die Menschheit hatte w?hrend der letzten zweihundert Jahre auf allen Gebieten gewaltige Fortschritte gemacht. Dank einer bewunderungsw?rdigen Nahrungsmittelindustrie lebten zehn Milliarden einer durchgehends hochkultivierten Menschenrasse auf dem Erdball, welcher im Jahre 1908 kaum f?nfzehnhundert Millionen ern?hren konnte. Die Wissenschaften standen in hoher Bl?te.
Die Ergebnisse einer verbesserten und erweiterten Spektralanalyse liessen mit untr?glicher Sicherheit erkennen, dass der Nachbarplanet der Erde, der Mars, Wasser, Luft und eine gr?ne Vegetation besass. Man musste mit vollem Recht annehmen, dass dort menschliches Leben gedeihen k?nne, dass der Mars, falls er selbst nicht bewohnt sei, eine Dependence, eine Kolonie der irdischen Menschheit werden k?nne. Das alles stand fest, aber auch diese Kenntnis blieb fruchtlose Theorie. Bot sich doch keine M?glichkeit, dem Bannkreis der Erde zu entrinnen, den Weg zu jenem Planeten zu finden.
In der zweiten H?lfte des zwanzigsten Jahrhunderts hatte ein australischer Milliard?r, wohl durch eine phantastische Schrift Jules Vernes angeregt, den Versuch unternommen, aus einem Riesengesch?tz ein gewaltiges Geschoss zum Mars zu senden. Der Versuch war schm?hlich misslungen. Noch bevor das Geschoss die Atmosph?re der Erde selber passiert hatte, war es durch die unendliche Reibung zerschmolzen und zu Dampf zerspritzt. Es hatte sich gezeigt, dass bei solchen Geschwindigkeiten die Luft wie ein starrer St?rper wirkt. ?hnlich geht es ja bei sehr viel geringeren Geschwindigkeiten bereits mit dem Wasser. Wasser aus der Pistole geschossen wirkt fast schlimmer als Eisen und Blei. Bei der Riesengeschwindigkeit, welche das australische Geschoss beim Verlassen des Rohrmundes hatte, wirkte die Luft ebenso wie das Wasser, welches aus der Pistole kommt. Das Geschoss war, wie gesagt, beinahe im Augenblick verpufft. Der Versuch, ein Projektil auf den Mars zu feuern, musste als g?nzlich undurchf?hrbar fallen gelassen werden.
Auf gewaltige Strahlungen mit elektrischen Wellen, die man in den Weltraum gesandt hatte, war nie eine Antwort gekommen. Man durfte daher annehmen, dass der Mars selbst unbewohnt sei oder doch zum wenigsten nicht von hochzivilisierten Menschen bewohnt, bei denen man elektrische Wellentelegraphen selbstverst?ndlich voraussetzen musste. Der ber?hmte Pariser Marspreis, der im Jahre 1894 f?r die erste zuverl?ssige Kommunikation zwischen Erde und Mars gestiftet wurde, war daher noch unbehoben. Sein Wert von hunderttausend Mark hatte zweihundertzwanzig Jahre auf Zins und Zinseszins gestanden, und man weiss ja, wie sich solche Summen im Laufe der Jahre vermehren. Ein Kapital zu etwa sieben Prozent auf Zins und Zinseszins angelegt verdoppelt sich in zehn Jahren, dies Kapital hatte demnach Gelegenheit gehabt, sich zweiundzwanzigmal zu verdoppeln. So war jener Marspreis auf die fabelhafte H?he von nahezu zweihundertzehn Milliarden Franken angewachsen und drohte ins Ungemessene zu steigen, wenn nicht in absehbarer Zeit die Kommunikation zwischen beiden Planeten irgendwie hergestellt werden konnte. Hervorragende Volkswirtschaftler rechneten bereits heraus, dass in weiteren hundert Jahren ann?hernd das gesamte Nationalverm?gen der Menschheit im Dienste des Marspreises stehen w?rde und schrieben lange Abhandlungen ?ber das F?r und Wider einer solchen Entwicklung. So standen die Dinge im Jahre 2108.
Es war an einem Januartage des Jahres 2109. Im Verwaltungsgeb?ude des Marspreises zu Paris sass der erste Direktor des Kuratoriums in seinem Arbeitszimmer. Die Arbeiten dieses Kuratoriums hatten im Laufe der vergangenen zweihundert Jahre auch manche Wandlung erfahren. W?hrend der ersten hundert Jahre seines Bestehens war der Preis h?ufig von Leuten beansprucht worden, die allerlei mehr oder weniger unbrauchbare Projekte zur Erschliessung des Marses vorbrachten. Gem?ss den Statuten durfte der Preis jedoch nur verteilt werden, wenn die Verbindung wirklich hergestellt war, und so waren alle diese Projektenmacher abgeblitzt. Damals hatte das Kuratorium haupts?chlich solche Ablehnungsbriefe zu schreiben, w?hrend das Geld des Preises selbst in sicheren Staatspapieren angelegt war. In den folgenden hundert Jahren hatte sich das Bild ge?ndert. Projektenmacher kamen kaum noch, weil sie ein f?r allemal wussten, dass ihre Bestrebungen aussichtslos waren. Daf?r aber war das Kuratorium immer kaufm?nnischer geworden, denn ein Verm?gen, welches in die Milliarden geht, kann man nicht mehr einfach in m?ndelsicheren Papieren festlegen, sondern muss es durch Handelsherren in gr?sstem Stile verwalten lassen.
So sass denn auch jetzt Monsieur Charles Durand, der Vorsitzende des Kuratoriums, in seinem Bureau und ?berdachte soeben eine Hundertmillionenbeteiligung der Marsstiftung an einer chemischen Eiweissfabrik in Tiflis, als der Diener ihm einen Besucher meldete. Alfred M?ller, Doctor rerum phys. et. chem., las Monsieur Durand auf der Karte und hatte nicht ?bel Lust, den Besucher abzuweisen. Missmutig wollte er die Visitenkarte des Fremden auf den Tisch werfen. Dieser Versuch gelang ihm indessen nicht. Freilich flog die Karte bis auf die Tischplatte. Dort blieb sie jedoch nicht liegen, sondern stieg langsam im Raum empor. Einen Augenblick stand Monsieur Durand verdutzt da. Dann erhaschte er die Karte mit schnellem Griff und dr?ckte sie abermals auf die Tischplatte nieder. Sowie er jedoch die Hand wieder zur?ckzog, begann die Karte von neuem zu steigen. Erst als er einen Briefbeschwerer dar?ber stellte, behielt sie ihren Platz auf der Schreibtischplatte.
H?chst verwundert, betrachtete Monsieur Durand dieses eigenartige Kartenblatt und sagte dann kurz entschlossen zum Diener: >>Ich lasse Herrn Doktor M?ller bitten.<< Nach wenigen Sekunden stand ein junger Gelehrter, der Typus des blonden blau?ugigen Deutschen vor ihm und begann nach wenigen einleitenden Worten die folgenden Erkl?rungen und Ausf?hrungen vorzubringen:
>>Es ist mir bekannt, Monsieur Durand, dass der Marspreis statutenm?ssig nicht f?r vorbereitende Arbeiten, sondern nur f?r die endg?ltige Herstellung einer Verbindung zwischen Erde und Mars verliehen werden darf. Mit Recht hat Ihr Kuratorium Jahrhunderte hindurch das grosse Heer der Projektenmacher abgewiesen und ich w?rde nicht zu Ihnen gekommen sein, wenn ich Ihnen nicht etwas Besonderes zu bieten h?tte. Sie werden nun vielleicht bereits das eigent?mliche Verhalten meiner Visitenkarte bemerkt haben. W?hrend alle anderen Dinge in diesem Zimmer unter dem Einflusse der Schwerkraft stehen und dementsprechend ihren Platz auf der Erdoberfl?che unver?nderlich beibehalten, ist diese Karte der Schwerkraft zum allergr?ssten Teile entzogen. Sie steht lediglich unter dem Einfluss der allgemeinen Massentr?gheit. Infolgedessen wird sie zu irgend einem Zeitpunkt sich selbst ?berlassen, nicht mehr den ?blichen Kreis mitmachen, den jeder Punkt der Erdoberfl?che beschreibt, sondern sich tangential von der Erdoberfl?che entfernen. Wir werden sie praktisch in die H?he steigen sehen.<<
>>Das habe ich bemerkt,<< unterbrach ihn Monsieur Durand.
>>Ich will Sie, sehr verehrter Herr Durand, nun nicht weiter mit den bekannten wissenschaftlichen Tatsachen langweilen,<< fuhr Doktor M?ller fort. >>Ich m?chte nur daran ankn?pfen. Wir alle stehen wohl heute auf dem Standpunkt, dass die Schwerkraft ein rein mechanisches Druckph?nomen ist und durch das fortw?hrende Bombardement des Licht?thers zustande kommt, dessen Atome die Poren der Materie durchsetzen, wie Wasser die Poren eines Schwammes. Obwohl wir diese Tatsache f?r wahrscheinlich, ja f?r wahrscheinlich bis zur Sicherheit halten, ist irgend ein experimenteller Nachweis, der zur Bekr?ftigung dieser Theorie h?tte dienen k?nnen, bis jetzt noch nicht gelungen.
Ich selbst bin nun im Verfolg langwieriger Forschung dazu gekommen, die Molek?le eines K?rpers derart zu schichten, dass die St?sse des Licht?thers zum allergr?ssten Teile glatt hindurchgehen und die Erscheinung der Schwerkraft infolgedessen nicht mehr oder doch nur in so geringem Masse zustande kommt, dass sie durch die Zentrifugalkraft bequem ?berwunden werden kann. Ich will das Geheimnis meiner Erfindung vorl?ufig noch nicht bekannt geben, ?berzeugende Experimente, die ich Ihnen vorf?hren kann, sprechen ?berdies deutlicher als alle Theorien. Ich habe hier einen goldenen Ring am Finger. ?usserlich mag Ihnen vielleicht ein gewisser opalisierender Glanz des Goldes auffallen. Dieser Ring nun ist polarisiert abarisch gemacht, das heisst er ist in einer bestimmten Richtung f?r die Schwerkraftstrahlen unfassbar. Ich nehme den Ring jetzt vom Finger und stelle ihn hochkantig auf den Tisch. Sie sehen, er bleibt ruhig liegen. Die Schwerkraftstrahlen dr?cken ihn auf die Tischkante. Jetzt lege ich den Ring flach auf den Tisch und sofort beginnt er zu steigen. Im Gegensatz zu dieser polarisierten Abarie war meine Visitenkarte ?berhaupt und in jeder Richtung f?r die Schwerkraftstrahlen durchdringlich und daher in jedem Falle geneigt, emporzusteigen. Um es nun kurz zu machen. Ich kann eine grosse Anzahl irdischer Stoffe der Schwerkraft entziehen und damit bin ich ohne weiteres in der Lage, ein Fahrzeug zu bauen, mit dem sich der Mars erreichen l?sst. Wenn ich in einem Augenblick mit einem derartigen abarischen Raumschiff die Erdoberfl?che verlasse, in welchem die Tangente in diesem Punkte genau auf den Mars gerichtet ist, so muss ich diesem geradeswegs in die Arme laufen.<<
Monsieur Durand hatte schweigend zugeh?rt.
>>Theoretisch haben Sie zweifelsohne recht,<< begann er jetzt, >>aber ?berlegen wir uns einmal, wie lange die Reise dauern wird. Gesetzt den Fall, Sie nehmen den Augenblick grosser Marsn?he zum Zeitpunkt der Abreise, so m?ssen Sie immerhin sieben Millionen Meilen durchfahren. Gesetzt weiter den Fall, Sie reisen vom ?quator ab, woselbst die Tangentialgeschwindigkeit der Erde etwa vier geographische Meilen in der Sekunde betr?gt, so brauchen Sie immerhin noch rund eine Million achthunderttausend Sekunden oder zwanzig Tage und zwanzig Stunden. Das w?rde zeitlich nicht zu lange sein. Nicht l?nger, als noch vor zweihundert Jahren die Dampfschiffahrt ?ber den Stillen Ozean dauerte. Aber weitere Einw?nde sind zu machen. Zun?chst finden Sie keinen Punkt der Erdoberfl?che, dessen Tangentialbewegung f?r die Zeit der Marsn?he genau auf den Mars gerichtet w?re. Dazu sind die Ebenen beider Planetenbahnen und die Achsen beider Planeten zu sehr gegeneinander geneigt. Die Punkte, welche f?r solche Abreise allenfalls in Betracht kommen w?rden, haben die drei- bis vierfache Entfernung der Marsn?he zur Voraussetzung. Ferner aber: wie wollen Sie mit Ihrem abarischen Fahrzeug, das nun in der Sekunde dreissig Kilometer zur?cklegt, auf dem Mars landen, ohne zu Grunde zu gehen. Entweder Sie verfehlen die Marsscheibe und treiben dann verloren in die Unendlichkeit hinein, wenn Sie nicht vorher nach allen Regeln der Wahrscheinlichkeit in der Region der Planetoiden von irgend einem Boliden, oder irgendwelchem im Weltraum treibenden Felsgetr?mmer zerschmettert werden. Diese Aussicht ist wenig erbaulich. Aber auch die zweite ist nicht sch?n. Treffen Sie wirklich die Marsscheibe, so muss Ihr Fahrzeug durch den Aufprall gleichfalls zerschmettert werden und Ihre Expedition findet ein ruhmloses Ende.<<
>>Ihre Auslassungen sind durchaus gerechtfertigt,<< warf jetzt Doktor M?ller ein, >>aber Sie wissen noch nicht alles. Darf ich Sie noch einmal um meine abarische Karte bitten. Ich habe hier in diesem Fl?schchen eine ganz besondere Fl?ssigkeit, welche die Atomlagerung stark beeinflusst. Ich bestreiche die Karte damit, und Sie sehen, dass sie jetzt liegen bleibt. Sie steht wieder unter dem Einflusse der Schwerkraft. Ihre Atome haben sich so weit verlagert, dass die Schwerkraftstrahlen nicht mehr glatt hindurchgehen, aber auch nur ebenso weit. Sobald ich diese zweite Fl?ssigkeit, welche ich hier in einer anderen Flasche bei mir f?hre, dar?ber streiche, klappen die ?therg?nge gewissermassen wieder auf. Die Karte steigt wieder in die H?he. Um es also kurz zu sagen: ich werde auch mein Marsschiff nach Belieben der Schwerkraft unterwerfen oder es ihrem Einflusse entziehen k?nnen. Damit aber bieten sich mir ungeahnte M?glichkeiten. Ich brauche keineswegs in einem Bummeltempo von dreissig Kilometern in der Sekunde zum Mars zu fahren. Eine Grenze ist mir ja hier nicht gesetzt. Fahren doch einzelne Sternschnuppen mit dreihundert und mehr Kilometern in der Sekunde durch den Raum. Ich kann einen Augenblick zur Abfahrt w?hlen, in dem unser Mond mir bequem im Wege liegt, und diesen kann ich dann als die grosse Stellweiche f?r die Einfahrt in das Geleise zum Mars betrachten. Von der Erde nehme ich zun?chst die Richtung in die N?he des Mondes. Sobald ich in den Bereich seiner Anziehungskraft gelangt bin, kann ich mein Fahrzeug wieder schwer machen und mit quadratisch gesteigerter Geschwindigkeit in seine N?he st?rzen. Sobald mein Fahrzeug dabei eine Geschwindigkeit von etwa zweihundert Kilometern und die genaue Richtung auf den Mars erlangt hat, werde ich die Schwerkraft wieder abstellen und in sausender Fahrt dem Mars zueilen. In wenigen Stunden kann ich ihn erreicht haben, dicht an ihm vorbeigehen und im Augenblicke des Vorbeiganges die Schwerkraft wieder anstellen. Sie wird jetzt bremsend auf meine Geschwindigkeit wirken, wobei mir die beiden Marsmonde noch besonders gute Dienste leisten werden. In dem Augenblick, da die Anziehungskraft des Mars ?berwiegt und ich langsam auf ihn zur?ckfalle, kann ich dann die Schwerkraft ganz abstellen und nun nach dem Gesetz der Tr?gheit allein sanft auf seiner Oberfl?che landen.<<
>>Nicht schlecht gedacht,<< unterbrach ihn Monsieur Durand, >>aber nun einmal gesch?ftlich gesprochen. Aus welchen Mitteln wollen Sie die Kosten der Expedition bestreiten? Das Marskuratorium darf statutenm?ssig den Preis nur f?r die gelungene Kommunikation auszahlen und ganz im Vertrauen gesagt: das Marskuratorium hat gar kein Interesse daran, dass der Preis ?berhaupt jemals zur Auszahlung gelangt. Augenblicklich sind wir unabh?ngige Herren eines Riesenverm?gens, beinahe die Herren der Welt. Gewinnt morgen irgend jemand den Preis, so sind wir entweder seine Untergebenen oder wir m?ssen an anderer Stelle von vorne anfangen. Ich denke, Sie verstehen.<<
>>Ich verstehe,<< erwiderte Doktor M?ller, >>und eben deswegen bin ich zu Ihnen gekommen. Sie werden ohne weiteres einsehen, dass ich auf Grund meiner Errungenschaften das Unternehmen einer Marsexpedition mit anderen Kapitalisten bewerkstelligen k?nnte. Nat?rlich w?rden diese ihre Bedingungen machen. Ich w?rde den Preis gewinnen, aber jene w?rden den allergr?ssten Teil davon beanspruchen. Sie w?ren ihn jedenfalls los. Also denke ich, wir einigen uns.<<
>>Und in welchem Sinne?<< fragte Monsieur Durand.
>>Sie stellen mir alle Mittel zur Durchf?hrung der Expedition zur Verf?gung. Daf?r machen wir einen besonderen Vertrag, demzufolge ich verpflichtet bin, von dem rechtm?ssig gewonnenen Preise f?nfundsiebzig Prozent an die juristische Person des Kuratoriums geschenkweise abzuf?hren.<<
>>Gemacht!<< rief Monsieur Durand und liess den Syndikus des Kuratoriums kommen, um sofort alle darauf bez?glichen Vertr?ge festzulegen.
In den n?chsten Monaten herrschte in einem der grossen Fabrikwerke des Marskuratoriums lebhafte T?tigkeit. Maschinen schnurrten, elektrische Str?me flossen und in einem Geheimlaboratorium sass Doktor M?ller, braute, hantierte und mischte wie ein Apotheker von Profession.
Das Material, welches aus den Werkst?tten hervorging, ein besonders z?her und fester Spezialstahl, unterschied sich ?usserlich nur durch einen leichten Opalschimmer von dem gew?hnlichen Stahl. Aber er war in seiner Struktur verschieden von ihm. Bereits einmal abarisch gewesen, konnte er jeden Augenblick durch einfaches Besprengen mit der entsprechenden Fl?ssigkeit wiederum den Schwerestrahlen entzogen werden. Aus diesem Material nun wurde das Raumschiff gef?gt. In der Hauptsache ein kugelf?rmiger K?rper, der im Innern alle Bequemlichkeiten f?r die Reisenden enthielt. Selbstverst?ndlich waren die erforderlichen Apparate f?r Lufterneuerung, Beheizung, Beleuchtung und so weiter reichlich vorhanden. Die Arbeiten gingen flott vonstatten und in wenigen Monaten war das Raumschiff vollendet.
Um diese Zeit trat Monsieur Durand mit neuen Pl?nen hervor. Einmal wollte er Doktor M?ller nicht allein fahren lassen, sondern die Reise mitmachen. Wenn man sich erinnert, wie behaglich ihrerzeit die drei Freunde Jules Vernes, die Amerikaner Barbicane und Nicholl, sowie der Franzose Michel Ardan zum Monde reisten, so wird man eine derartige Vermehrung der Reisegesellschaft gewiss nur mit Freude begr?ssen k?nnen. Aber Monsieur Durand ging noch weiter. Er hatte sich immer mehr und mit liebevollster Aufmerksamkeit in die M?llerschen Pl?ne versenkt und war jetzt in der Lage, einen wertvollen Verbesserungsvorschlag zu machen. Es war ihm die Idee eines Richtrohres gekommen. Liess man das Fahrzeug frei abschweben, so musste es ja durchaus tangential fliegen. Liess man es dagegen aus einem Rohr auslaufen, so konnte man seine Richtung innerhalb ziemlich weiter Grenzen beeinflussen. Man konnte ihm sofort eine Richtung geben, welche es direkt ans Ziel f?hren musste. Auch Doktor M?ller musste das Zutreffende dieses Vorschlages einsehen und so wurde denn jene Vorrichtung erbaut, welche unser farbiges Titelbild besser als alle Worte erkl?ren k?nnen zur Darstellung bringt. Wir sehen auf ihm das gewaltige teleskopartige Rohr, aus welchem das Fahrzeug vor wenigen Sekunden ausgefahren ist.
Doch greifen wir den Ereignissen nicht vor. Der Bau von Richtrohr und Weltraumschiff wurde sachgem?ss durchgef?hrt. Dann wurde das Richtrohr im Kongostaate am Kongoflusse selbst, gerade an der Stelle, an welcher dieser den ?quator schneidet, aufgestellt und dorthin auch das Raumschiff gebracht, ?ber alle diese Vorarbeiten waren nahezu zwei Jahre verstrichen und im Herbst des Jahres 2110 war alles zur Abfahrt bereit und der Mars in g?nstiger N?he. Der Tag der Abfahrt war herangekommen und bereits am hellen Vormittage war die Richtung des Rohres nach den Berechnungen der Astronomen erfolgt und die Abfahrtszeit auf die Minute und Sekunde festgelegt. Das Raumschiff selbst lag in dem riesigen Gleitrohr und war bereits v?llig abarisch gemacht. Ein gewichtiger Verschlussriegel war vor dem Schiff quer durch das Rohr gezogen und eine gesch?ftige Mannschaft bereitete alles zum eigentlichen Stapellauf des Raumschiffes vor. Ein gewaltiger elektromagnetischer Apparat stand neben dem Rohre, gen?gend stark und geeignet, den Sperriegel im gegebenen Zeitpunkt blitzschnell herauszuziehen und dadurch dem Schiff freie Bahn zu bieten. Die elektrische Leitung f?hrte zu einem eleganten Druckknopf. Hier sollte der Pr?sident des Kongostaates als der Landesherr der Abfahrtstation in der gegebenen Sekunde den Strom wirken lassen, das Schiff vom Stapel lassen.
Um die Mittagstunde erschienen die beiden Marsreisenden, Monsieur Durand und Doktor M?ller, um in ihrem Raumschiff Platz zu nehmen. Es braucht nicht erst besonders erw?hnt zu werden, dass das Innere dieses Schiffes alle die Einrichtungen und Bequemlichkeiten bot, auf welche Weltraumreisende nun einmal berechtigten Anspruch haben. Selbstverst?ndlich sorgten Sauerstoff- und ?tznatronapparate, die sich ja bereits im zwanzigsten Jahrhundert auf einer grossen H?he der Ausbildung befanden, f?r dauernde vorz?gliche Luft. Ebenso waren Schutzvorrichtungen gegen die K?lte des Weltraumes und Einrichtungen f?r die Beleuchtung getroffen. Proviant und Luftvorrat waren f?r ein halbes Jahr an Bord. W?hrend dieser Zeit mussten die Reisenden irgendwo festen Fuss gefasst haben oder wieder zur?ck sein. Jetzt sassen sie in ihrem Raumschiff und harrten des nahen Zeitpunktes der Abreise.
Um ein Uhr f?nfzehn Minuten erschien der Pr?sident des Kongostaates mit seinen Begleitern und liess sich im Fahrstuhl auf die Plattform eines turmartigen Ger?stes bef?rdern. W?hrend er mit seiner Umgebung, zu welcher auch der Direktor der Sternwarte vom Kilimandscharo geh?rte, im Gespr?ch blieb, r?ckte der Zeiger an der Uhr allm?hlich weiter. Um ein Uhr zwanzig Minuten legte der Astronom sein Chronometer auf den Tisch neben den elektrischen Druckknopf. Um ein Uhr f?nfundzwanzig Minuten blieben Minuten- und Sekundenzeiger auf der Uhr des deutschen Astronomen stillstehen und setzten sich erst nach etwa zehn Sekunden wieder in Bewegung.
>>Soeben habe ich mit Hilfe der drahtlosen Telegraphie die Sternwartenzeit vom Kilimandscharo bekommen,<< bemerkte der Astronom. >>Das Chronometer ist jetzt massgebend f?r die Abfahrt des Raumschiffes.<< Um ein Uhr dreissig Minuten begann der Pr?sident den Sekundenzeiger dieses Chronometers zu beobachten. Als der Zeiger die zwanzigste Sekunde passierte, dr?ckte er auf den Knopf. In demselben Augenblick vernahm man einen schrillen Klang. Ein gewaltiger Riegel flog zur Seite und schimmernd und opalisierend drang das Raumschiff einem riesigen Geschosse gleich aus dem Rohr. Etwa mit der Schnelligkeit einer Rakete stieg es schr?g in die H?he, um nach wenigen Sekunden der Reichweite des unbewaffneten Auges zu entschwinden.
Wiederum war ein Sendbote zum Mars entlassen, trieb ein Gebilde von Menschenhand in den Weltraum. Die Frage, ob es gl?cklicher sein w?rde als seine Vorg?nger, besch?ftigte alle Herzen und lag auf allen Lippen. Vorl?ufig indessen konnte man nichts anderes tun, als abwarten und man verk?rzte sich die Zeit wirksam, indem man sich zu einem feierlichen Bankett begab, welches das Marskuratorium zu Ehren der Abgereisten veranstaltete. Man trank auf das Wohl der Herren Durand und Doktor M?ller, ebenso wie auf das des Mars und seiner hypothetischen Bewohner. W?hrend man noch beim Nachtisch sass und ?ber die Vorz?ge des Kapweines und der Reben vom Rhein praktische Untersuchungen anstellte, lief eine Depesche der Deutschen Sternwarte vom Kilimandscharo ein, der zufolge man das Raumschiff an der Mondscheibe vor?berziehen und hinter derselben verschwinden gesehen habe. Neue Toaste wurden darob ausgebracht und erst in sp?ter Abendstunde trennte man sich vom gemeinschaftlichen Mahle.
Unsere Reisenden hatten sich, wie bereits erz?hlt, in dem Raumschiff h?uslich eingerichtet und den Augenblick der Abfahrt ohne nennenswerte Ersch?tterung ?berstanden.
>>Da sehen Sie, wie vorteilhaft sich mein System von demjenigen der alten Mondartilleristen unterscheidet,<< begann Doktor M?ller die Unterhaltung, als sich das Raumschiff unter leichtem Rucken und Sch?ttern in Bewegung setzte. >>In fr?heren Zeiten gab es den furchtbaren Stoss einer gewaltigen pl?tzlichen Pulverexplosion unter derartigen interplanetarischen Geschossen. Nach meinem System setzt auch die Beschleunigung allm?hlich, wenn auch schnell steigend ein und praktisch sp?ren wir kaum etwas von der ganzen Abreise.<<
>>Ich bin ?berzeugt, dass Ihr System einen bedeutenden Fortschritt darstellt und uns hoffentlich zum erw?nschten Ziele bringen wird,<< erwiderte Monsieur Durand und dann taten die beiden Reisenden das Gleiche, wie die Zur?ckgebliebenen auf der Erde, n?mlich sie begannen lebhaft und mit liebevoller Hingabe an das Gebotene zu fr?hst?cken. Das hinderte sie freilich nicht, gelegentlich Blicke durch die an zahlreichen Stellen des Raumschiffes angebrachten Fensterscheiben auf die entschwindende Erde und den herannahenden Mond zu richten. Noch waren keine zwei Stunden vergangen, als die Erde bereits in Form eines gewaltigen leuchtenden Mondes am schwarzen Himmel hing, w?hrend der Mond selbst sie an scheinbarer Gr?sse bereits erheblich ?bertraf und an die rechte Seite des Raumschiffes trat.
>>Wir h?tten uns doch schwer machen sollen und aus der Anziehungskraft des Mondes beschleunigte Reisegeschwindigkeit holen,<< meinte jetzt Doktor M?ller.
>>Gewiss! und dabei die Richtung nach dem Mars endg?ltig verfehlen,<< unterbrach ihn Monsieur Durand. >>Dann k?nnten wir bis in die Unendlichkeit im Weltraum umhertreiben und mit unserer Marsfahrt s?he es ?bel aus. Wir wollen vielmehr auf dieser ersten Reise lieber zu vorsichtig als zu k?hn sein und solche Extrafahrten auf k?nftige Zeiten versparen.<< Mit diesen Worten schloss Monsieur Durand die Debatte ?ber dieses Thema, und die Reisenden verbrachten die folgenden Tage und Stunden teils im Gespr?ch, teils in der Beobachtung des gestirnten Himmels, soweit sie nicht der Ruhe und der Einnahme der regelm?ssigen Mahlzeiten gewidmet waren. Nach der Uhr konstatierten sie, wann ein Tag verflossen war. Eine andere M?glichkeit gab es nicht, da sie ja hier in st?ndigem Sonnenlichte reisten. Die Sonne durchflutete ihr Raumschiff und erleuchtete und erw?rmte es mit ihren Strahlen. Auf der der Sonne abgewandten Seite indessen bemerkten sie den pechschwarzen gestirnten Himmel, und von Tag zu Tag wuchs an Gr?sse und Leuchtkraft ein einzelner Stern, das Ziel ihrer Reise, der Mars. Bereits nach zehn Tagen stand er als blutroter Stern von Faustgr?sse am Himmel. Nach f?nfzehn Tagen erinnerte er bereits an den Mond, und nach zwanzig Tagen sah man seine gew?lbte Kugel mit allen ihren Einzelheiten im Weltraume schwimmen.
>>Jetzt wird die Sache kritisch,<< begann nun Doktor M?ller. >>Unsere Astronomen mussten zwar mit dem grossen Abfahrtsrohr nach M?glichkeit auf den Mars zielen, aber sie durften ihn unter keinen Umst?nden bis zum Treffen genau aufs Korn nehmen. Sollten Sie so genau gezielt haben, dass unser Raumschiff mitten auf die Marskugel trifft, so sind wir rettungslos verloren. Ich habe kein Mittel, um das Raumschiff alsdann in eine andere Richtung zu lenken. W?hrend ich das Raumschiff wiederum schwer machen und dadurch recht eigentlich an das Ziel heranholen kann, wenn es etwa zu weit danebenging, habe ich keinerlei M?glichkeit, es von diesem Ziel zu entfernen. Haben wir also glatten Kurs auf die Marskugel, so m?ssen wir mit wenigstens dreissig Kilometer in der Sekunde auf seine Oberfl?che st?rzen und unser Untergang w?re damit sicher. Kommen wir dagegen schr?g neben der Marskugel vorbei, so k?nnen wir uns im Augenblick des Vorbeifluges die Schwere wiedergeben und dadurch in eine Kreisbahn um den Mars herum einlenken. Weiter k?nnen wir die Geschwindigkeit unseres Raumschiffes w?hrend dieser Rundfahrt durch das Luftmeer so weit abbremsen, dass wir schliesslich ohne jeden harten Stoss auf der Marsoberfl?che landen. Nun, in wenigen Stunden werden wir ja wissen, ob wir zersplittern m?ssen oder ob wir von unseren Astronomen richtig bedient worden sind.<<
>>Sie sehen entschieden zu tr?be,<< begann jetzt Monsieur Durand. >>Wenn uns unsere Astronomen wirklich genau gegen das Zentrum der Marskugel losgelassen haben, so haben wir immer noch Gelegenheit, uns vom einen oder anderen der Marsmonde von diesem gef?hrlichen Kurse abziehen zu lassen. Beobachten wir also beizeiten und benutzen wir n?tigenfalls die Marsmonde als Notweichen.<<
Unter solchen Reden verging Stunde um Stunde, und die Marsscheibe begann einen immer gr?sseren Teil des Himmelsraumes vor den Reisenden einzunehmen. Angestrengt beobachteten diese ihre Fahrtrichtung und behielten fortw?hrend den Marsrand im Auge.
>>Hurra, wir kommen gl?cklich vorbei,<< rief endlich Doktor M?ller nach mehrst?ndiger Beobachtung. >>Wir brauchen vorl?ufig gar nichts zu tun. Unsere Astronomen haben erstaunlich gut gerechnet und gerichtet.<<
In der Tat wurde der Lauf des Raumschiffes immer schr?ger zur Marsoberfl?che, und man konnte deutlich wahrnehmen, wie sich die W?lbung der Kugel unter dem Raumschiffe in drehender Bewegung zu befinden schien.
>>Ein gutes Zeichen!<< bemerkte Monsieur Durand. >>Wenn wir gerade auf den Mars tr?fen, m?sste er ohne solche scheinbare Drehung auf uns zukommen. Jetzt bemerken wir solche Drehung, wie sich die Felder vor unseren Augen drehen, wenn wir in der elektrischen Bahn mit f?nfhundert Kilometern in der Stunde an ihnen vorbeifahren.<< In der Tat hatten die Reisenden immer noch nicht das Gef?hl des Falles. Die gewaltige Marsfl?che schien unter ihnen vorbeizuziehen, w?hrend ihr Auge auf wolkige Gebilde, gr?nlichen Schimmer und bl?uliche, an Wasserspiegel erinnernde Blitze fiel.
>>Er sieht nicht viel anders aus als unsere gute Erde, als wir sie verliessen,<< bemerkte Doktor M?ller. >>Aber jetzt ist es Zeit, dass wir uns etwas schwer machen, um im Bereich der Marsanziehung zu bleiben und den grossen Pufferstoss in seiner Atmosph?re zu unternehmen.<< Mit diesen Worten warf er einen Augenblick einen Hebel herum, und aus tausend feinen R?hrchen rieselte die schwermachende Fl?ssigkeit auf die Platten des Raumschiffes herab. Einen Augenblick nur war der Hebel ge?ffnet gewesen, aber man merkte deutlich die Wirkung. Die Marsfl?che, welche sich bereits wieder ein wenig entfernt hatte, schien n?her zu kommen, und die gerade Fahrt des Schiffes ging in eine kreisf?rmige ?ber.
Stunde um Stunde verrann, und immer n?her kam die schnell vorbeiziehende Oberfl?che des Planeten ihren Blicken. Als sie jetzt wieder, in die Beobachtung des Planeten versunken, am Fenster standen, zog Doktor M?ller pl?tzlich die Hand von der Wand des Schiffes zur?ck.
>>Wir befinden uns bereits in der Marsatmosph?re,<< rief er gleichzeitig. >>Die Reibung ist so stark, dass sich die W?nde bei einer Geschwindigkeit von rund vier Meilen in der Sekunde, die wir gegen diese Atmosph?re haben, merklich erhitzen. Wir d?rfen nicht zu schnell fallen, nicht zu schnell in dichtere Luftschichten kommen, sonst schmilzt unser ganzes Raumschiff. Unsere Geschwindigkeit muss langsam vermindert werden.<< Mit diesen Worten setzte er ein anderes R?hrensystem in T?tigkeit, durch welches ein betr?chtlicher Teil des Raumschiffes wieder abarisch gemacht wurde, und gleichzeitig stellte er die Heizung des Schiffes ab, denn die Temperatur im Innern hatte bereits eine ungem?tliche H?he erreicht. Nur noch ganz langsam kam das Schiff der Marsoberfl?che n?her, aber w?hrend es Meile um Meile voranschoss, verlor es Kilometer um Kilometer seiner grossen Eigengeschwindigkeit durch die Reibung in der Marsatmosph?re. Immer langsamer flog die Oberfl?che unter ihm dahin, immer n?her kam es ihr. >>Wir m?ssen vorsichtig sein,<< meinte Doktor M?ller. >>Mit einer Geschwindigkeit von h?chstens noch ein bis zwei Metern in der Sekunde und mit einem Niederfall von h?chstens einem Millimeter in der Sekunde d?rfen wir irgendwo auf der Marsoberfl?che landen, wenn wir unser Raumschiff nicht ernstlich gef?hrden wollen.<<
So begannen nun die Landungsman?ver. Nach Stunden war aus dem Weltraumschiff ein veritabler Luftballon geworden. Nur ein wenig schwerer als die ihn tragende Luft, senkte er sich ganz allm?hlich und mit leichtem Schwanken auf einen baumfreien Gebirgskamm hernieder, w?hrend seine Vorw?rtsbewegung beinahe g?nzlich aufgeh?rt hatte. Zum Schluss noch ein leichtes Scharren und Sch?rfen. Dann hatte das erste Weltraumschiff der Erde auf dem Mars Anker geworfen.
>>Arriv?!<< sagte Monsieur Durand, als das Kratzen und Scharren aufgeh?rt hatte.
>>In der Tat angekommen!<< meinte Doktor M?ller. >>Auf diesem hohen Gebirgskamm liegen wir ganz gut. Die Waldungen beginnen erst f?nfhundert Meter tiefer, und selbst wenn der Mars bewohnt w?re, brauchten wir seine Bewohner hier nicht zu f?rchten. Bevor wir aber versuchen, unser Raumschiff zu ?ffnen, schlage ich vor, dass wir erst einmal Aussentemperatur und Luftdruck messen. Dann wollen wir eine Probe der Aussenluft untersuchen und, wenn das alles stimmt, dann wollen wir aussteigen.<<
Alsbald brachten die Reisenden ein Barometer und ein Thermometer aus dem Raumschiff ins Freie. Das Thermometer zeigte zehn Grad Celsius, das Barometer nur einen Druck von f?nfhundert Millimetern.
>>Die Temperatur geht, die Luft wird uns ein wenig d?nn vorkommen, und ich f?rchte, wir werden Sauerstoffapparate n?tig haben,<< meinte Doktor M?ller, w?hrend er die Zusammensetzung der Luft untersuchte. Aber schon nach wenigen Minuten richtete er sich befriedigt auf. >>Die Luft hat vierzig Prozent Sauerstoff und sechzig Prozent Stickstoff, da geht es auch ohne Apparat, und nur mit dem verringerten Druck m?ssen wir vorsichtig sein. Wir d?rfen nicht pl?tzlich hinaustreten, sondern m?ssen die Luftschleuse benutzen.<< Darnach traten die beiden Reisenden durch eine T?r in die Kammer der Luftschleuse und schlossen die T?r wieder luftdicht hinter sich.
>>Nun also!<< sprach Doktor M?ller und drehte einen Hahn in der Aussenwand auf. Man vernahm ein Zischen. Die Luft in der Schleusenkammer, welche noch unter dem Druck der irdischen Atmosph?re stand, str?mte in die leichtere Marsatmosph?re ab.
Da stiess Monsieur Durand einen lauten Schrei aus, w?hrend ihm einige Blutstropfen aus der Nase flossen. Der verminderte Luftdruck war die Ursache eines leichten Nasenblutens f?r ihn gewesen. >>Es ging wohl etwas zu schnell,<< meinte Doktor M?ller, >>aber nun ist es wohl vor?ber, und wir k?nnen die ?ussere Schleusent?r ?ffnen.<< Ein Druck und die T?r schlug auf. Die beiden Reisenden standen zum ersten Male, seitdem sie irdischen Boden verlassen hatten, wiederum ausserhalb ihres Raumschiffes, standen auf marsischem Boden. Sie schritten ?ber steiniges Gebirgsland, wie es auch unsere Alpen zeigen, und sie sahen gr?ne Kr?uter und B?ume, sahen die ihnen wohlbekannten Formen der Glockenblumen, der Lippenbl?tler und der Doldenbl?ten. Sie sahen Pilze, Moose und Farne, sahen die allbekannten Gestalten von W?rmern, K?fern und Schmetterlingen, w?hrend ihre Lungen die Lebensluft des Mars einatmeten.
>>Man k?nnte es f?r einen Nachmittag im Berner Oberland halten,<< meinte Doktor M?ller.
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