Read Ebook: Instigations Together with An Essay on the Chinese Written Character by Pound Ezra Fenollosa Ernest Contributor
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Ebook has 540 lines and 27554 words, and 11 pages
Fritz Baumann verliess den Park heute mit recht schwerem Herzen. Er hatte den kranken Knaben wirklich liebgewonnen, und wie lange konnte es noch dauern, bis er in der k?hlen Erde ruhte! Dann kehrte auch er nicht mehr in den Schatten dieser B?ume zur?ck, dann war auch ihm der Weg hieher abgeschnitten, denn er f?hlte recht gut, dass ihn der Baron wie die Tante hier nur Benno's wegen duldeten. Er selber w?rde sie auch nie aufgesucht haben.
Er stand noch und sah zu dem Schloss nachdenkend zur?ck, das gerade hier, bei einer Biegung des Weges, durch die dichten Wipfel sichtbar wurde, als er pl?tzlich das schmerzliche Winseln und Heulen eines Hundes und scharfe Peitschenschl?ge auf dessen R?cken h?rte. Es war der Revierf?rster, der seinen Dachs an der Leine hatte und aus irgend einem Grund j?mmerlich abpr?gelte.
>>Du grosser Gott,<< sagte Baumann fast unwillk?rlich vor sich hin, >>ist das ein trostloser Platz hier -- nicht einmal ein Hund kann sich da wohl f?hlen! Ich will dem Himmel danken, wenn ich ihn nicht mehr zu betreten brauche!<< Und rasch ausschreitend, erreichte er bald darauf die Parkbr?cke und gleich dahinter die freie Strasse, wo er ordentlich aufathmete, als ob er einem Gef?ngniss entwichen sei.
Zwei Gl?ckliche.
Bruno von Wendelsheim war in scharfem Trab in die Stadt zur?ckgeritten, aber heute wahrlich in keiner so gedr?ckten Stimmung, als er sonst wohl das v?terliche Haus verlassen; denn jenes ruhige Gef?hl ?berkam ihn dabei, das uns immer ergreift und beherrscht, wenn wir nach langen, peinigenden Zweifeln ?ber irgend einen wichtigen Abschied unseres Lebens zu einem bestimmten und festen Entschlusse gekommen sind.
Liebe -- wann hatte er Liebe je in seinem Vaterhaus gefunden? Nie, nie! Nur mit Furcht war er erzogen und geleitet worden, nur Furcht hatte er vor dem strengen alten Herrn gekannt, bis er heranwuchs und auch diese absch?ttelte. Dann war nichts geblieben, als das Bewusstsein, dass er dem Manne, als seinem Vater, Achtung und Gehorsam schuldig sei -- aber nur Gehorsam so weit, als es nicht sein eigenes Lebensgl?ck, seine ganze Zukunft betraf, die zu leiten er durch seine H?rte und Gleichg?ltigkeit schon des Rechtes verlustig gegangen war.
Als er heute Morgen hinaus nach Wendelsheim ritt, war er denn auch nur darauf gefasst gewesen, nach seiner Erkl?rung einem Sturm von Vorw?rfen und Zornesworten zu begegnen, die ja auch kaum ausbleiben konnten, da er zum ersten Mal es wagte, nicht allein vollkommen unabh?ngig seinem Vater entgegenzutreten, nein, ihn sogar an seinem verwundbarsten Punkt, seinem alten Adelsstolz, seinem unantastbaren Stammbaum zu verletzen. Dass er g?nzlich unvorbereitet darauf war, ihn, statt aufbrausend und w?thend, nur weich und schmerzbewegt, ja, wie gebrochen zu finden, l?sst sich denken; er w?rde es nie im Leben f?r m?glich gehalten haben, und so ?berrascht, so ersch?ttert selbst f?hlte er sich davon, dass er sogar f?r einen Moment schwankend in seinem Entschluss wurde, um von dem alten Mann den Schmerz zu nehmen, bis die Tante mit ihrem kalten, h?hnischen Blicke in's Zimmer trat und mit ihrem Augenblick Alles, Alles zur?ckrief, was er in seinem Leben hier erduldet.
Jetzt war es geschehen, der W?rfel gefallen, und ihm blieb nichts weiter ?brig, als nach seinem Gef?hl zu handeln.
Damit trabte er auf seinem Weg dahin, und noch nie war ihm der Himmel so blau, die Erde so frisch und maiengr?n, die Luft so mild, der V?gel Sang so lieb erschienen, wie gerade heute, wo er nicht allein zum ersten Mal seinem Herzen folgen, sondern auch eine heilige Pflicht erf?llen durfte, die ihn lange gedr?ckt.
Dass ihn Rebekka liebte -- wie konnte es ihm Geheimniss bleiben, da des M?dchens ganze Seele ja in dessen Augen lag? Und wenn es ihn bis jetzt nur immer in das Haus, in das trauliche St?bchen des alten Salomon zog, so verliess er es auch jedesmal mit den bittersten Vorw?rfen gegen sich selbst, dass er eine Leidenschaft n?hre und unterhalte, der er, wie er damals dachte, nie gerecht werden durfte. Und doch war er nicht im Stande, jenen Zauber zu meiden, den Rebekka schon selber auf ihn aus?bte, und der alte Salomon sch?ttelte wohl oft, von ihm ungesehen, den Kopf, wenn er mit dem M?dchen am Instrument sass und die Tochter dann, gl?cklich in der N?he des Geliebten, mit jubelnder Stimme ihre Lieder sang.
Er, der alte Salomon, kannte die Verh?ltnisse der Menschen draussen auf dem Schauplatz, den wir die Welt nennen; er kannte sie besser wohl als tausend Andere, denn er hatte mit allen Schichten der Bev?lkerung und besonders mit den Grossen und Vornehmen verkehrt, und er war von ihnen geschmeichelt und auf H?nden getragen oder auch unter die F?sse getreten worden, gerade wie man ihn gebrauchte. Er kannte aber auch die Ansichten, den Stolz und Hochmuth dieser Leute, die, was ihren Stammbaum betraf, doch h?tten zu dem Juden mit Neid und Bewunderung aufsehen m?ssen, denn keiner von allen leitete so weit zur?ck als dessen Abstammung, die zu Abraham hinaufreichte. Aber ihre Standesvorurtheile machten sie blind -- blind gegen Alles, nur nicht gegen ihren eigenen Werth, und Salomon wusste gut genug, dass sie, so hoch sie sich selber ?bersch?tzten, eben so tief den Juden verachteten, den sie wohl gebrauchen und benutzen konnten, wo er ihren Zwecken diente oder ihnen n?thig wurde, dem sie aber sonst nie verstattet h?tten, auch nur in ihre N?he sich zu wagen, viel weniger denn auf gleichen Rang, auf gleiche Stufe mit ihnen zu treten.
Und was sollte da aus einer Liebe werden, die er im Herzen der Tochter gegen Einen jenes, ihnen stets fremd gebliebenen Stammes sich entwickeln sah? Er f?rchtete das Hoffnungslose einer solchen Leidenschaft, aber wagte, aus Liebe zu dem einzigen Kinde, nicht einmal einen Einspruch zu thun, ja, ihr nicht einmal die Gefahr zu nennen, in der sie schwebe, aus Furcht nur, die Gefahr gerade dadurch erst heraufzubeschw?ren.
Er mochte den jungen Officier wohl leiden: er war anders, als die Uebrigen seines Standes und Gewerbes, und hatte sich seit der Zeit, wo er zuf?llig einmal Rebekka im Laden ihres Vaters gesehen und kennen gelernt, stets so achtungsvoll und dabei so einfach und herzlich betragen, dass er es nicht ?ber sich gewinnen konnte, ihn abzuweisen -- und doch w?re es vielleicht besser, viel besser gewesen. Damals nun, als er zu ihm um das Anlehen kam und er es ihm verweigerte, glaubte er den Zeitpunkt gekommen, wo er ein Verh?ltniss abbrechen konnte, das anfing ihm Sorge zu machen. War einmal das Capitel >>Geld<< zwischen ihm und Rebekka besprochen und verhandelt worden, dann wusste er recht gut, dass der Zauber schwinden musste, der bis jetzt auf der seltenen Erscheinung des Geliebten gelegen -- aber er hatte sich geirrt. Bruno f?hlte das selber; er wagte das Wort nicht auszusprechen, und wenn er auch fast verzweifelnd das Haus verlassen musste, das einzige Wesen auf der weiten Welt, das ihn wirklich liebte, sollte nie einen Schatten auf seiner Ehre sehen.
Damit war der ganze Plan des alten Salomon in Tr?mmer gegangen und das gerade beschleunigt, was er vermieden haben wollte -- eine Erkl?rung der Beiden, ein Erkennen und Sichbewusstwerden des Gef?hls, das nun nat?rlich nicht mehr zur?ckgehalten werden konnte. Was nun kam -- er musste der Sache ihren Lauf lassen, sah aber die Zukunft, trotzdem dass seine Frau und Rebekka darin schwelgten, in einem tr?ben, traurigen Licht -- und er war ein Mann, der viel, viel erlebt hatte und sich nicht so leicht in etwas t?uschen liess. -- Aber wo blieb indessen der Baron? Seit jenem Tage, an welchem er den Wechsel erhalten, waren acht, waren vierzehn Tage verflossen, ohne dass er sich im Hause Salomon's wieder h?tte sehen lassen. Rebekka erwartete seine R?ckkunft mit heissem Sehnen, der Vater z?hlte ebenfalls die Tage, aber aus einem andern Grunde; denn jeder schwindende Tag best?tigte nun mehr und mehr seine Ueberzeugung, dass Baron von Wendelsheim doch endlich selber eingesehen habe -- leider, leider nur zu sp?t f?r sein armes Kind --, der reiche Baron passe nicht in die Familie des Juden.
Bruno von Wendelsheim ritt indessen fr?hlich seine Bahn entlang. Er war mit sich im Reinen, und wenn er auch wochenlang gek?mpft und das F?r und Wider erwogen, jetzt kannte er nur ein einziges Ziel: das Haus der Geliebten, und dem eilte er entgegen, so rasch ihn sein altes Pferd nur tragen konnte.
An seiner Wohnung hielt er an, um vorher sein Thier einzustellen und dann den Weg zu der Judengasse zu Fuss zur?ckzulegen; der alte Salomon hatte ja keine Stallung, und ein Officierspferd dort w?re nur aufgefallen. Dann reinigte er sich erst von dem Staub der Strasse, ?berraschte auch seinen Burschen etwas durch den Vorwurf, dass er die Kn?pfe der neuen Uniform lange nicht blank genug geputzt und den Rock selber nicht sauber ausgeb?rstet habe -- denn sonst achtete er nie so viel auf sein Aeusseres, um deshalb je mit ihm zu zanken.
>>Haben Sie Ihre Mappe schon nachgesehen? Es sind auch heute Morgen wieder ein paar Briefe gekommen, Herr Lieutenant,<< sagte der Bursche, als Wendelsheim gerade das Zimmer verlassen wollte.
Bruno trat noch einmal zum Tisch zur?ck und ?ffnete die Mappe; es waren drei Briefe -- zwei Rechnungen -- er konnte das liniirte Formular schon durch das Couvert unterscheiden und kannte derartige Zuschriften nur zu gut; der dritte -- kopfsch?ttelnd und rasch brach er ihn auf -- wahrhaftig, er enthielt wieder den geheimnissvollen F?nfthalerschein, ohne weitere Andeutung, woher er kam, und auch das n?mliche Siegel wieder, mit einem F?nfgroschenst?ck zugedr?ckt. Auch die Handschrift der Adresse war die n?mliche wie fr?her. Wer, um Gottes willen, konnte nur der Geber dieser sich regelm?ssig folgenden Geschenke sein, und durfte er sie l?nger annehmen, ohne sich vielleicht f?r sp?tere Zeiten eine l?stige Verbindlichkeit aufzuladen? Aber es schien jetzt eben so unm?glich, sie zur?ckzusenden, als fr?her -- denn wohin? Der Brief war hier in der Stadt jedenfalls, ohne Angabe des Inhalts oder Namens des Absenders, in einen Briefkasten geworfen und von der Post bef?rdert worden.
Oft und oft hatte er auch schon daran gedacht, sich durch die Zeitung gegen derartige Zusendungen, die ihm jedesmal ein unangenehmes Gef?hl hervorriefen, zu verwahren, sich aber immer gescheut, das ?ffentlich zu thun. Brauchte er denn aber seinen Namen zu nennen? So viel Leute gab es sicherlich nicht in der Stadt, die anonym f?nf Thaler verschickten. Wenn er nur den Anfangsbuchstaben seines Namens darunter setzte, gen?gte das. Nicht einmal die Zeitungsexpedition brauchte zu wissen, wer die Annonce einr?ckte -- sein Bursche sollte sie hintragen und nur abgeben -- das Geld f?r die Insertionsgeb?hren konnte er hineinwickeln -- das war das Beste -- weshalb hatte er es nicht schon lange gethan? Ohne sich auch weiter zu besinnen, setzte er sich an seinen Tisch und schrieb auf einen Zettel:
>>Der Unterzeichnete verbittet sich jede weitere Zusendung von F?nfthalerscheinen; das ?berschickte Geld ist wieder bei ihm abzuholen. Wo, wird der Absender wohl wissen.
W.<<
>>So,<< sagte er, als er den ungef?hren Betrag f?r den Abdruck hineinwickelte, >>das hier tr?gst Du gleich auf die Expedition des Tageblatts und giebst es nur ab -- verstanden?<<
>>Sehr wohl, Herr Lieutenant.<<
>>Und wenn Dich Jemand dort fragt, von wem die Annonce kommt, so nennst Du keinen Namen -- Du weisst es nicht.<<
>>Sehr wohl, Herr Lieutenant.<<
>>Und wenn ich um acht Uhr noch nicht da sein sollte, brauchst Du nicht l?nger auf mich zu warten.<<
>>Sehr wohl, Herr Lieutenant.<<
Lieutenant von Wendelsheim verliess seine Wohnung und schritt, alle anderen Gedanken von sich absch?ttelnd, als nur die lieben, gl?cklichen an sein sch?nes Ziel, die Strasse hinab.
Am Seitenwege, von seinem Hause gar nicht weit entfernt, gr?sste ihn wieder eine ?ltliche Frau, und er sah sie, gedankenlos den Gruss erwiedernd, von der Seite an. Er kannte sie auch, hatte sie wenigstens oft auf der Strasse gesehen; sie musste jedenfalls hier in der N?he wohnen -- was k?mmerte ihn die Frau!
Die Frau blieb aber noch lange, als er schon die Strasse hinab und um die Ecke verschwunden war, stehen und sah ihm nach, und ein paar grosse, helle Thr?nen gl?nzten dabei in ihren Augen. Doch sagte sie nicht ein Wort, kein Laut kam ?ber ihre Lippen, und nur still und schweigend wandte sie sich ab, dr?ckte die zusammengefalteten H?nde auf die Brust und verfolgte ihren Weg in entgegengesetzter Richtung, als die war, welche der Lieutenant eingeschlagen hatte.
Lieutenant von Wendelsheim beschleunigte indessen seine Schritte, um aus dem Menschengew?hl der Hauptstrasse zu kommen, und erst als er in die nur zu gut gekannte Seitengasse einbog, ging er langsamer, denn ?bergrosse Eile w?re hier zu sehr aufgefallen. -- Jetzt betrat er endlich das Judenviertel wieder, mit seinem ekelhaften Schmutz und fatalen s?ss-s?uerlichen Geruch, der ihn jedesmal zwang, das Taschentuch an die Nase zu nehmen, und musste hier wirklich Acht geben, um nicht an die ?berall umher spielenden, schauerlich schmutzigen Kinder anzustreifen, die allerdings nicht solche R?cksicht auf ihre Kleider nahmen. Scheue Blicke voll Ekel und Abscheu warf er auch nach rechts und links in die d?steren Spelunken hinein, die von Unrath strotzten und ihre faulen D?nste aushauchten. -- Und diesem Volk entstammte Rebekka! -- wie ein eisiges Gef?hl zuckte es ihm durch's Herz -- aber kaum eine Secunde lang. Das hier war ja nur der Abschaum der Masse, der Auswurf des ganzen zur?ckgesetzten und durch Jahrhunderte hindurch misshandelten und unterdr?ckten Stammes, und welche edle Bl?then er treiben konnte, o, sein M?dchen, seine Rebekka war ihm da ja der sch?nste, der herrlichste Beweis!
Ohne weiter nach links oder rechts zu sehen, eilte er seine Bahn vorw?rts die Strasse entlang und athmete erst wieder auf, als er die Erweiterung und damit den besseren Theil derselben erreichte. Von da ab hatte er auch nicht mehr weit zu dem Haus des alten Salomon, und wenige Minuten sp?ter stand er auf der Schwelle.
Als er die Th?r ?ffnete, sah er den alten Mann, der in seinem Laden, den Kopf in die Hand gest?tzt, vor einem dicken Buche sass und darin las.
Als er das Oeffnen der Th?r h?rte, hob er den Kopf, fuhr aber im n?chsten Augenblicke schon erschreckt von seinem Sitze empor. Er hatte den Lieutenant erkannt, und so unerwartet musste er ihm gekommen sein, dass er es ordentlich in den Gliedern f?hlte und sich wieder hinsetzen musste -- er hatte f?r den Augenblick die Kraft verloren, aufrecht zu stehen.
>>Mein lieber alter Freund! nicht wahr, ich bin lange geblieben, um mein Versprechen einzul?sen?<< rief Bruno und ging, ihm die Hand entgegenstreckend, auf ihn zu.
Der alte Mann nahm die Hand, aber er sagte leise: >>Der Herr Baron hat nur versprochen, wiederzukommen, wenn die Zeit um ist, um die Wechsel einzul?sen; ich weiss von nichts Anderem?<<
>>Von nichts Anderem, Salomon? -- und Rebekka?<<
Der alte Salomon schwieg und schaute lange und still vor sich nieder; er sah auch heute bleich und eingefallen aus -- oder machte das nur das halbe D?mmerlicht des d?stern, gew?lbeartigen Ladens? Endlich stand er langsam auf.
>>Setzen Sie sich, Herr Baron,<< sagte er ernst, aber nicht unfreundlich, >>ich habe ein Wort mit Ihnen zu reden; nicht Jude zu Baron, sondern Mann zu Mann oder, wenn Sie lieber wollen, wie Mensch zu Mensch, wie Vater zu Sohn -- ich bin alt genug dazu, Gott weiss es, und Sie wissen, dass ich es immer gut gemeint habe mit Ihnen und Ihnen manchen guten, vern?nftigen Rath gegeben die letzten Jahre -- wollte der Herr, dass er gefallen w?re auf guten Boden!<<
>>Aber, bester alter Freund....!<<
>>Setzen Sie sich einen Augenblick, Herr Baron, es ist gut, dass wir allein sind,<< unterbrach ihn der alte Mann; >>wir k?nnen auch keine St?rung gebrauchen und wollen keine. Ich werde den Laden schliessen, Herr Baron -- wie haisst Gesch?ft, wir Beide haben auch ein Gesch?ft mit einander, was ist wichtiger, als ob ich einen alten saracenischen Dolch oder einen Pfeifenkopf verkaufe.<<
Salomon liess keine Einrede gelten, z?ndete die Lampe an, ging vor die Th?r, schloss selber die eisenbeschlagenen L?den, verriegelte die eben so verwahrte Th?r oben und unten, drehte den Schl?ssel um und kam dann langsam zu dem jungen Officier zur?ck, der ihn nach all' diesen feierlichen und mit der gr?ssten Ruhe ausgef?hrten Vorbereitungen doch nicht ganz ohne Herzklopfen erwartete. Als er dann wieder zur Lampe trat, zog er seinen Stuhl dem des Barons gegen?ber, setzte sich und begann ohne weitere Umschweife.
>>So, Herr Baron, jetzt sind wir zu Dreien: der liebe Gott und Sie und ich, weiter Niemand -- braucht auch nie ein Mensch weiter auf der Welt zu wissen, was wir hier mitsammen haben gesprochen -- und nun will ich Ihnen etwas sagen. Sie haben betreten mein Haus -- nicht meinen Laden, mein' ich, wo ich mache Gesch?fte und verkehre mit aller Welt, nein, das eigentliche innerste Heiligthum meines Hauses -- auch nicht als Baron oder Cavalier, sondern als Freund vom alten Salomon, denn Barone oder Cavaliere kommen sonst nicht dahin. Sie haben dort gesehen mein Kind, meine Rebekka, und mein Kind hat Sie gesehen, und der Vater hat Sie gern gehabt, weil Sie ein gutes Gesicht und ein gutes Herz haben, und die Tochter hat Sie gern gehabt -- nicht als Baron oder Cavalier, sondern als Freund vom Vater -- und als Freund von sich. Sie haben mit ihr gemusicirt und gesungen -- sch?ne Lieder, brave Lieder; mir altem Manne ist dabei das Herz aufgegangen, und ich habe mir gesagt: Kein b?ser Mensch kann so spielen, kann solche Musik machen, und der alte Salomon ist eingeschlafen in seiner Wachsamkeit, bis es war zu sp?t. Jetzt ist er aufgewacht, und er muss mit Ihnen reden, damit kein Ungl?ck geschieht, nicht im Laden oder Gesch?ft, sondern im eigenen Hause.<<
>>Aber lieber, bester Salomon, deshalb bin ich ja gerade selber hieher gekommen!<< sagte Bruno.
>>Sind Sie?<< wiederholte der alte Mann und sah ihn scharf und forschend an. >>Nun, desto besser dann, um so leichter und schneller werden wir damit zu Stande kommen. Aber lassen Sie mich ausreden -- ich muss reden, denn ich habe es die ganzen langen Wochen auf der Seele gehabt und es hat mir das Herz beinahe abgedr?ckt -- ich muss reden, meinet-, Ihret- und Rebekka's wegen.<<
>>Und kann ich Euch nicht vielleicht vorher durch eine ganz einfache und bestimmte Erkl?rung beruhigen?<< sagte Bruno.
Der alte Mann sah ihn rasch und forschend an. >>Durch welche?<< fragte er.
>>Ich bin heute hieher gekommen, um bei Euch um die Hand Rebekka's anzuhalten.<<
Salomon schwieg; er war augenscheinlich im ersten Moment ?berrascht und wusste nicht gleich, was er erwiedern sollte. Aber der kalte Verstand des alten Juden liess sich nicht so rasch durch ein erwachendes Gef?hl bew?ltigen; er hatte diesen Fall vorhergesehen, wenn auch vielleicht nicht in so bestimmter Weise ausgesprochen, und mit ruhigen, fast klanglosen Worten entgegnete er endlich:
>>Da haben wir's -- gerade wie ich vermuthet habe: heisses Blut und kleiner Verstand wirft den Wagen in den Sand. So h?ren Sie, Herr Baron, was ein alter Mann zu Ihnen sagt: die Erkl?rung macht Ihrem Herzen Ehre, und sie thut mir gut, weil sie mir beweist, dass ich mich nicht ganz in Ihnen geirrt. Sie glauben, Sie haben Ihr Wort gegeben, und Sie wollen es halten. Als Cavalier wollen Sie es halten und als gew?hnlicher Mensch -- aber es geht nicht. Sie werden wohnen auf dem Schlosse Wendelsheim -- wir werden wohnen in der Judengasse, und damit hab' ich gesagt Alles, was zu sagen ist. Sie werden haben wollen die Rebekka zur Frau, aber Ihr Herr Vater ist ein vornehmer, ist ein strenger Herr -- er wird lachen, wenn Sie es ihm erz?hlen zum ersten Mal -- er wird weinen, wenn Sie es ihm erz?hlen zum zweiten Mal, und er wird Ihnen seinen Fluch geben, wenn Sie es erz?hlen zum dritten Mal. Aber die Tochter des alten Salomon soll einziehen in ihre neue Heimath nicht mit des Vaters Fluch, nein, mit des Vaters Segen. Noch ist es Zeit, noch ist die Wunde nicht so tief geschlagen, dass nicht Jahre im Stande w?ren, sie zu heilen, und deshalb habe ich heute mit Ihnen gesprochen. Sie sind jetzt -- lassen Sie mich ausreden, Herr Baron, ich bitte Sie -- Sie sind jetzt nichts als ein armer Lieutenant, der Schulden gemacht hat, und glaubt, er w?re dem alten Salomon eine Verbindlichkeit schuldig, weil er sie f?r ihn bezahlt. Es spricht das f?r Ihr gutes Herz, aber nicht f?r Ihren Verstand. Sie werden sein in kurzer Zeit ein reicher Mann selber, ein Baron von altem Adel und Stammbaum -- aber wenn Sie wirklich heiratheten des alten Juden Tochter w?rden Sie sich f?hlen geschlagen und ungl?cklich Ihr ganzes Leben lang. Ich freue mich, dass Sie gekommen sind zu mir und um die Hand meiner Rebekka angehalten haben -- wenn sie es auch nie erfahren wird --, ich bin stolz darauf, aber damit lassen Sie die Sache zu Ende sein. Ich liebe Sie, Herr Baron, ich glaube, Sie sind ein guter Mensch -- aber ich liebe mein Kind mehr, und, Gott der Gerechte, wer kann's mir ?bel deuten? Sie w?rde sich ungl?cklich f?hlen und elend sein, wenn sie in das alte Schloss einz?ge und der alte Baron sagte: >>Ich will nichts von ihr wissen -- es ist des Juden Tochter!<< Und Sie w?rden sich ungl?cklich f?hlen, denn Sie sind der Sohn vom Vater, vom alten Herrn Baron; und die Diener und M?gde im Schlosse w?rden die Achseln zucken, und die Pferdejungen im Stalle von der Missheirath sprechen, und der alte Salomon w?rde sich am ungl?cklichsten von Allen f?hlen, denn er h?lt sein Kind lieb und werth, und wenn er einen Stolz hat auf der Welt, so ist es Rebekka -- und sein ehrlicher, unbescholtener Name.<<
>>Reden Sie,<< sagte der alte Mann resignirt: >>ich habe gesprochen, und es ist nicht mehr als recht, dass ich auch die Entgegnung h?re.<<
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