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Read Ebook: The Golden Bough: A Study in Comparative Religion (Vol. 2 of 2) by Frazer James George

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Ebook has 92 lines and 5810 words, and 2 pages

Operation von Wasserbr?chen 194

Zerst?ckelungen von Blasensteinen 198

Bruchoperationen 199

Operation der angebornen Phimose 210

Operation eines Mastdarmpolypen 211

Operation eines Mastdarmvorfalls 211

Operation eines Panaritiums 212

Amputation gr?sserer Glieder 213

Sehnen- und Muskel-Durchschneidungen 215

Operation des falschen Gelenkes 223

Einrenkung des Oberarms 224

Ansetzen von Moxen 225

Schlussfolgerungen 227

Vorrede.

Bei der Herausgabe dieser Schrift beabsichtigte ich zweierlei. Zuerst wollte ich die neue, vielverheissende Entdeckung der Stillung des Schmerzes, in ihrem wahren Werthe darstellen. Zweitens durch sie zur Stillung der Schmerzen des Hungers der Armen mit beitragen. K?nnte ich Beides erreichen, so w?rden die Abendstunden welche ich auf meine Arbeit verwendete, angenehm vollbracht sein.

Dass ich bei der Bearbeitung des Gegenstandes ohne Vorurtheile f?r oder wider gewesen bin, kann ein Jeder sehen, welcher diese Schrift durchbl?ttern will. Wenn er vielleicht auf der einen Seite mich als Freund des Aethers ansieht, wird er auf der anderen mich f?r einen Gegner desselben halten; das kommt, weil ich das F?r und das Wider erwogen, Andere geh?rt, und selbst gesehen habe.

Dass ich aber vorsichtig in meinem Urtheil gewesen bin, mitten im allgemeinen Aetherrausch, wird man mir nicht ?bel nehmen. Die sich im tiefsten Frieden gewaltig bewegende Zeit hat binnen Kurzem so viele Erfindungen und Entdeckungen geschaffen, welche, mit Enthusiasmus aufgenommen, zum Theil nur eine kurze Lebensdauer hatten, da sie nicht das leisteten, was man sich von ihnen versprach. Daraus entsprang die Furcht, es m?gte mit dem Aether auch so sein.

Ich will einmal versuchen, einen Soldaten, welcher der wichtigsten neueren Erfindungen theilhaftig geworden w?re, ins Feld zu stellen. Er verl?sst das ?lterliche Haus mit dem Daguerreotyp-Medaillon von Vater und Mutter auf der kindlichen Brust. Seine Waffe ist ein Percussions-Gewehr. Er ist bekleidet mit einem Waffenrock von Filztuch, dar?ber h?ngt ein Paletot von Macintosh; er tr?gt ungen?hte, mit Holzstiften zusammengef?gte Maschinen-Stiefeln. Seinen Leib umgiebt ein G?rtel mit einer Tasche von k?nstlichem Leder. Sie beherbergt Schiessbaumwolle und conische Kugeln. Im Tornister befinden sich ausser den Bekleidungsst?cken zwei Flaschen, die eine mit Binellischem Wasser, die andere mit Schwefel?ther gef?llt; jenes zur schnellen Blutstillung bei Verwundungen, dieser als Bet?ubungsmittel beim Ausschneiden von Kugeln, bei der Abnahme eines Beins u. s. w. Die zweihalsige Feldflasche aus welcher er nur Wasser trinkt, denn er geh?rt zum M?ssigkeitsverein, bildet den Athmungsapparat. Sein Esssack enth?lt das neue Oelkuchenbrot. Das Magazin seines Helmes beherbergt ein B?chschen von Neusilber mit Streichzunder und Streichkerzchen, und statt der nicht mehr ?blichen Pfeife eine Patent-Cigarrentasche mit Cigarren, darunter auch einige Brustcigarren beim Husten. So armirt und equipirt besteigt der junge Krieger den Eisenbahnwagen. Die Locomotive st?sst ihren gellenden, herzzerreissenden Schrei aus, und mit sausender Windesschnelle f?hrt ihn der Dampf zum Heere, und in zwei Tag- und zwei Nachtfahrten, er hat sein Oelkuchenbrot noch nicht verzehrt, sind die zweihundert Meilen durchflogen, und er blickt dem Feinde ins Angesicht! Er ist Artillerist. Sein Auge sieht mit Wonne die neuen, blanken galvano-plastisch plattirten sicheren Gesch?tze, aber statt dem Feinde Verderben zu bringen, zerspringen sie beim ersten Schuss und zerreissen die Glieder der M?nner welche sich ihrem Dienste geweihet.

Von den hier bei einem einzigen Menschen in Anwendung gebrachten neuen Erfindungen, sind mehrere, welche so grosses Aufsehen erregten, schnell wieder vergessen worden. Das Binellische Wasser, welches vor 15 bis 20 Jahren als untr?gliches Blutstillungsmittel beinah so grosses Aufsehen wie jetzt der Aether erregte, leistete nicht mehr wie kaltes Wasser. Das Filztuch h?rte als Bekleidungsstoff bald wieder auf, weil es nicht hielt; der Macintosh ebenfalls, weil man dabei zwar von aussen trocken blieb, aber von innen nass wurde; die conischen Kugeln sind noch nicht ins praktische Leben getreten; aber die sch?ne, weisse Schiessbaumwolle hat wieder dem schwarzen Pulver weichen m?ssen, und statt den Tod zu geben, den bescheidenen Dienst einer heilenden Helferin bei Geschw?ren ?bernehmen m?ssen.

Allen den Aerzten welche mich mit Beitr?gen und Notizen aus fremden Zeitschriften, so wohlwollend bei meiner Arbeit unterst?tzten, statte ich hiermit meinen ergebenen Dank ab, es sind die mir sehr werthen Herren Ender, F?rstenberg, v. Graefe, Henoch, La Pierre, Meyer, Reiche, Schuft, Strassmann und V?lker.

Endlich kann ich nicht unerw?hnt lassen, dass die Herren Buchh?ndler Hirschwald und Aber die m?hevolle Verbreitung dieser Schrift, ohne irgend ein anderes Interesse, als das einen wohlth?tigen Zweck zu f?rdern, ?bernommen haben, wof?r ich denselben hiermit meine ?ffentliche Anerkennung ausdr?cke.

Der sch?ne Traum, dass der Schmerz von uns genommen, ist zur Wirklichkeit geworden. Der Schmerz, dies h?chste Bewusstwerden unserer irdischen Existenz, diese deutlichste Empfindung der Unvollkommenheit unseres K?rpers, hat sich beugen m?ssen vor der Macht des menschlichen Geistes, vor der Macht des Aetherdunstes. Wohin wird, oder wohin kann diese grosse Entdeckung noch f?hren? Durch sie ist die halbe Todesbahn zur?ckgelegt, der Tod hat nur noch sein halbes Grauen. F?rchtet der Mensch nicht eben so sehr die Schmerzen des Todes als den Tod selbst, und erscheint unserer Phantasie die Pein einer grossen chirurgischen Operation nicht fast eben so furchtbar als der Tod, und treibt uns nicht die h?chste Noth dazu, um diesen abzuwehren?

Wie hoffnungs- und vertrauensvoll werden von nun an die Kranken auf die zu bestehende blutige Operation hinblicken, deren Schrecknisse vor allen ihren Sinnen verborgen bleiben, und statt deren wohl ein sch?nes Traumbild vor ihre Seele tritt, und das Erwachen schon ein Erwachen zur Genesung ist.

Wie vielen Ungl?cklichen, an grossen chirurgischen Uebeln leidenden, verzehrt nicht die Furcht vor den Schmerzen der bevorstehenden Operation die letzten Lebenskr?fte, der sie sich endlich ersch?pft hingeben. Jetzt ist es ein fr?hliches Hinblicken auf den tragischen Moment, dessen Handlung ihnen entr?ckt bleibt. War der zu Operirende sonst die erste, wichtigste Person, so ist er jetzt eigentlich gar nicht dabei zugegen.

Wenn es also nicht zweifelhaft ist, dass die Furcht vor einer grossen chirurgischen Operation einen nachtheiligen Einfluss auf den Kranken haben kann, so hoffen wir auch, dass der Schmerz kein nothwendiges Attribut ihrer Ausf?hrung sei, und dass seine Aufhebung nicht eine bloss augenblickliche Wohlthat, sondern auch ein Bef?rderungsmittel der Genesung sei. Dies kann aber erst die Zukunft lehren.

Was wir aus fr?heren Beobachtungen ?ber schwere Verwundungen bei berauschten Personen wissen, zeigt uns, dass durch diesen Zustand eine bedenkliche Vergr?sserung der Gefahr herbeigef?hrt wird, so dass man den Arzt, welcher einen Berauschten operirt h?tte, f?r unwissend oder gewissenlos angesehen h?tte. Sehr ung?nstig zeigte sich aber die absichtliche Anwendung bet?ubender Mittel, wie des Opiums, des Bilsenkrauts, der Belladonna und anderer ?hnlicher Narcotica zur Stillung des Schmerzes bei chirurgischen Operationen. Ohne ihn g?nzlich zu unterdr?cken, f?hrten sie eine gef?hrliche Abspannung des ganzen Nervensystems herbei, wodurch der nat?rliche Krankheitsverlauf gest?rt, die Heilung verz?gert, wenn nicht gar eine wirkliche Lebensgefahr dadurch herbeigef?hrt wurde. Selbst der k?nstlich bewirkte magnetische Schlaf zeigte sich als Schmerzstillungsmittel nicht vortheilhaft, und die danach zur?ckbleibende Abspannung des ganzen K?rpers verschaffte auch dieser Methode keinen weiteren Eingang.

Dass indessen der durch Einathmen der Aetherd?mpfe herbeigef?hrte Rausch ein leichter, ?therischer, gew?hnlich nur Minuten anhaltender bald wieder verschwindender, und wesentlich verschieden von dem durch den Genuss geistiger Getr?nke herbeigef?hrten sei, haben indessen die neueren, zahlreichen Beobachtungen hinl?nglich bewiesen. Nur in einigen seiner Mit- und Nachwirkungen verl?ugnet er nicht ganz die Natur des Rausches von geistigen Getr?nken ?berhaupt, so wie er auch in besonderen F?llen gef?hrliche St?rungen herbeif?hren kann.

Wenn wir nun die neue Entdeckung als den gr?ssten Gewinn f?r das leidende Menschengeschlecht erkennen, sein Todesbangen zu heben, seine Klagen verstummen zu machen, seine Schmerzen zu stillen, so muss dieselbe dem Arzte eine ganz ver?nderte Stellung dem Kranken und der blutigen Kunst gegen?ber geben. In dieser Beziehung stellt sich die Sache von ganz verschiedenen Seiten dar.

Dem Arzte kann die schwierige chirurgische Operation durch die Ruhe, Stille und Empfindungslosigkeit des Kranken sehr erleichtert werden. Derjenige, welcher nicht gewohnt ist, chirurgische Operationen auszu?ben, und der sich dazu durch dringende Umst?nde gen?thigt sieht, wird mit gr?sserem Selbstvertrauen an das Werk gehen und es mit mehr Leichtigkeit vollenden, wenn er nicht durch die Unruhe und die Klagelaute des Kranken gest?rt wird. Auch selbst der Ge?bte kann von diesen g?nstigen Umst?nden einen Gewinn ziehen, da er durch Nichts von seinem Handeln abgezogen wird. In jeder Beziehung scheint sich also durch dieses Mittel der Kreis der Aus?bung der Chirurgie erweitert zu haben, wenn wir das Bild nur von der einen Seite betrachten. Minder hell erscheint es uns aber von der anderen angesehen.

An die Stelle des unersch?tterlichen Vertrauens von Seiten des Kranken zu der Kunst des Arztes ist das Vertrauen zu der Aetherbet?ubung getreten. Der Kranke fragt jetzt weniger danach, wer ihn operirt, ob gut oder minder gut, er ist gleichsam abwesend oder die dritte Person dabei. Der bisherige Standpunkt des Arztes ist dadurch verr?ckt. Hatte er sonst einen Kranken vor sich, so hat er jetzt zwei. Einen, welchen er operiren soll, und einen zweiten, welcher innerlich so krank zu sein scheint, dass er ihm mit allerlei Arzeneimitteln zu H?lfe kommen m?gte. Er muss sich Gewalt anthun, um sich zu ?berzeugen, dass er ihn selbst in diesen Zustand versetzt habe, und zwar zu des Kranken und seiner eigenen Erleichterung. Dies Alles kann er nicht so schnell fassen. Er steht allein in trauriger Isolirung da. Der Bet?ubte weiss bei der Operation nichts von seinem Arzte, und der Arzt nichts von seinem Kranken. Das Band der wechselseitigen Mittheilung ist zerrissen, der ihn selbst hebende, milde Zuspruch wird nicht vernommen, die Frage nicht beantwortet, es herrscht eine grausige Einsamkeit. Es bangt ihm beim Anblick des bewusstlos Blutenden, ob er des Aethers auch zu viel genossen. Er m?gte fragen, indem er hierhin und dorthin sein Messer in eines lebenden Menschen Fleisch einsenkt, wie? wo? was? um danach den Stahl zu richten und zu wenden, einem Nerven auszuweichen, ihn nicht mit der Zange zu fassen, -- aber keine Antwort, als ein dumpfes St?hnen, ein Zucken, eine d?monische Bewegung der Hand nach dem leidenden Orte.

Er f?hlt sich unheimlich m?chtig ?ber den, der sich im Leben dem Aether, im Scheintode ihm ergeben hat, nicht wie fr?her aus freier Wahl, sondern aus banger Furcht vor dem Schmerz. Laut- und empfindungslos liegt der freiwillig aus dem Kreise der Lebenden, Empfindenden, Denkenden Herausgetretene mit geschlossenen Augen wie ein sanft Schlummernder da, und in be?ngstigender Einsamkeit vollendet der Arzt sein Werk. Aber nicht jeder Kranke schlummert sanft und ruhig unter der Sch?rfe des Messers. Ein Anderer ger?th in excentrische Aufregung, gl?hende Phantasien bemeistern sich seiner, und im Gef?hle der unnennbaren Seeligkeit treten gl?nzende Traumbilder vor seine Seele, Sph?renmusik und himmlische Melodien streifen sanft an sein Ohr, und in einem unermesslichen Raum von azurblauem und gelblichem Goldschein verliert sich das innre Auge, im grellen Contrast zu dem Messer in seinem Fleische, zu der S?ge in seinem Beine, zu der Hand in seinen Ged?rmen, zu dem Haken in seinem Auge und zu dem sich ergiessenden warmen Blute, -- und dabei entstr?men Worte des Entz?ckens seinem Munde. -- Noch ein Anderer, sonst im Leben fein, sanft und mild, wird pl?tzlich zum W?therich; im Zustande einer wilden, rohen Aufregung, w?hnt er sich unter R?ubern und M?rdern, seinem Munde entstr?men die bittersten Verw?nschungen. Durch Wort und That sucht er der vermeinten Gewalt zu begegnen, er schmettert mit Faustschl?gen Alles zu Boden, st?rzt wie ein Besessener auf Alles los, und w?ren es blanke Waffen, oder ein j?her Abgrund, oder die Gluth eines Schmelzofens, er st?rzte sich hinein.

Ein Vierter wird zum vollkommenen Narren. Derselbe Mensch, welchen wir mit tief ergebenem Ausdruck seinem ernsten Geschick entgegengehen sahen, wird in einigen Minuten zum Possenreisser umgeschaffen, grinzt, lacht, geberdet sich ganz wie ein alberner Thor, und ist nicht minder schwer zu regieren als jener, welcher uns f?r seine M?rder ansah.

Alle diese Umst?nde sind nun wenig geeignet, dem Arzte die Operation zu erleichtern, vielmehr st?sst er dadurch auf Hindernisse, welche ihm fr?her ganz unbekannt waren. Als Neuling tritt er jetzt an den neuen Kranken. In dem Augenblicke, wo dieser das verh?ngnissvolle Rohr an seinen Mund bringt, um den benebelnden Aetherdunst in seine Lungen einzuziehen, sagt ihm der angstvolle Blick des sanft berauschten Leidenden noch ein Lebewohl -- und bald umnebeln sich seine Sinne -- und allein steht der Arzt mit seinen Geh?lfen da, und schnell beginnt die Kunst den Kampf mit der Krankheit oder auch zugleich mit dem Aufgeregten.

Ein freundlicheres Bild zeigt sich uns jetzt wieder. Es ist vollbracht. Man sieht kein Blut mehr. Die Wunde ist verbunden. Wo bin ich? sagt der die Augen ?ffnende und tief athmende Kranke. Ich habe wohl getr?umt? F?ngt die Operation bald an? Er glaubt es anfangs nicht, wenn man ihm sagt, dass sie geschehen sei. Die Frau will nicht glauben, dass man ihr die Brust abgenommen, ein Anderer, dass man ihm eine Nase angesetzt habe, jene f?hrt die Hand nach der Stelle, wo die Brust gesessen, und f?hlt, dass sie leer ist; dieser bringt die Finger ins Gesicht, verwundert, dass ihm ?ber Nacht eine neue Nase gewachsen sei, und er fragt wohl seinen Arzt, wo kommen Sie denn her? Staunen und Verwunderung ergreift diesen. Nicht ?ber sein Werk, sondern ?ber jene d?monische, grossartige Erscheinung von Seyn und Nichtseyn. Er steht ihr gegen?ber wie ein kleines Kind ohne Begriff, das zusammenf?hrt, wenn es ernst angesehen wird. Auch er bedarf der Fassung, der Sammlung, auch er erwacht aus einem Rausche, und reibt sich die Augen, und beginnt dann erst wieder frei zu athmen.

Der Aether.

Der Schwefel?ther wurde zuerst im Jahre 1544 von einem Arzte, Valerius Cordus, unter dem Namen >>s?sses Vitriol?l<< beschrieben. Er hat das Verfahren zur Bereitung und die Eigenschaften des Aethers angegeben, der Ruhm der Erfindung geb?hrt ihm indessen nicht, da schon in fr?heren Jahrhunderten weingeistige Mischungen des Aethers zu medizinischen Zwecken angewendet wurden. Die Mittheilungen des Cordus und sein neues Oel scheinen sich aber keiner besonderen Theilnahme erfreut zu haben, denn schon im folgenden Jahrhundert war der Aether wiederum g?nzlich unbekannt, bis im Jahre 1792 ein deutscher Chemiker, Frobenius, von Neuem das Interesse der Aerzte und Scheidek?nstler auf ihn lenkte, und ihn mit dem vielversprechenden, poetischen Namen >>Aether<< belegte. Diesen sch?nen Namen verdankt er theils der Neigung der Alchymisten, pomphafte Bezeichnungen f?r ihre Arcana zu w?hlen, theils seinen physicalischen Eigenschaften, seiner Fl?chtigkeit, seiner Farblosigkeit, seiner stark lichtbrechenden Kraft und seiner leichten Brennbarkeit. Froben war gl?cklicher, als der Medicus Cordus. Der Aether wurde von nun an vielfach untersucht, und von den ber?hmten Aerzten des 18ten Jahrhunderts in die Heilmittellehre eingef?hrt, unter denen namentlich Friederich Hoffmann durch seinen liquor anodynus, die bekannten Hoffmannstropfen, -- Aether mit 3 Theilen Weingeist versetzt -- viel zur Verbreitung desselben beigetragen hat.

Die Aetherarten werden durch Einwirkung st?rkerer S?uren auf Alkohol erzeugt. Der Schwefel?ther, Aether schlechtweg, wird gewonnen, indem man ein Gemisch von 9 Theilen concentrirter Schwefels?ure und 5 Theilen Alkohol von 85% in einer Retorte bis zum Sieden erhitzt. Durch eine Vorrichtung an der Retorte l?sst man fortw?hrend so viel Alkohol in das Gemisch hineinfliessen, als aus demselben Fl?ssigkeit ?berdestillirt. Die sich entwickelnden D?mpfe werden in einer durch auftr?pfelndes Wasser, Schnee u. s. w. sorgf?ltig abgek?hlten Vorlage zu einer Fl?ssigkeit condensirt, welche den sogenannten rohen Aether darstellt. Dieser rohe Aether, welcher noch Wasser, kleine Mengen Alkohol und gew?hnlich auch etwas schweflige S?ure enth?lt, wird durch kalihaltiges Wasser gereinigt, dann ?ber Kohlenpulver und gebrannter Magnesia rectificirt. Reiner Aether darf Lackmuspapier nicht r?then, nicht nach schwefliger S?ure riechen, auch sonst keinen Nebengeruch haben. Soll der Aether ganz wasserfrei dargestellt werden, so muss man ihn nach der Rectification durch einen Zusatz von gebranntem Kalk einer nochmaligen Reinigung unterwerfen. -- Wegen seiner Eigenschaft, mit S?uren eine chemische Verbindung einzugehen, Salze mit ihnen zu bilden, haben die Chemiker der neueren Zeit den Aether als das Oxyd eines hypothetischen Kohlen-Wasserstoff-Radicals, des Aethyls, angesehen, und damit das Gesetz der bin?ren Verbindung auch auf die organische Chemie ausgedehnt. Sie bezeichnen demzufolge den Aether, welcher aus 4 Atomen Kohlenstoff, 10 Atomen Wasserstoff und einem Atom Sauerstoff besteht, als Aethyloxyd, Ae+O, den Alkohol, welcher aus 4 Kohlenst., 12 Wasserst. und 2 Sauerst. zusammengesetzt ist, und sich nur durch ein Plus von einem Atom Wasser vom Aether unterscheidet, als Aethyloxydhydrat, und so fort.

Es w?rde zu weit f?hren, die verschiedenen Theorien ?ber die Aetherbildung ausf?hrlicher anzugeben. Wir begn?gen uns mit einigen kurzen Andeutungen. Da n?mlich die Schwefels?ure durch den Process der Umwandlung des Alkohols in Aether nicht zersetzt wird, und da der Weingeist, wie bereits erw?hnt, nur durch das Wasseratom in seiner Zusammensetzung vom Aether differirt, so lag die Vermuthung sehr nahe, als bedinge die concentrirte Schwefels?ure nur durch ihre starke Verwandschaft zum Wasser die Um?nderung des Alkohols in Aether. Diese von Fourcroy und Vauquelin aufgestellte Theorie ist durch weitere Experimente und Forschungen ?ber diesen Gegenstand sehr ersch?ttert worden, und gegenw?rtig fast g?nzlich verlassen. Die electro-chemische Theorie erkl?rt die Aetherbildung aus der electrischen Spannung, welche in dem in R?cksicht der chemischen Affinit?t indifferenten Alkohol durch die starke S?ure hervorgerufen wird, und welche ihn zwingt, sich in eine Basis umzubilden. Auch die Lehre von der Contact-Wirkung hat die Deutung des Vorganges auf sich nehmen wollen.

Wirkung des fl?ssigen Aethers.

Die Wirkung des fl?ssigen Aethers auf unseren Organismus ist von der des Alkohols wenig verschieden, und besteht vornehmlich in einer fl?chtigen Erregung, d. h. in einer Steigerung der Th?tigkeiten der Organe, welche eine schnelle R?ckkehr zum Gleichmass gesunder Wechselwirkung gestattet. Die Reizung des Gef?sssystems ist geringer, als bei anderen fl?chtigen Stoffen, dagegen werden die Centralorgane des Nervensystems entschiedener und auf eigenth?mliche Weise in Anspruch genommen.

Die ?rtliche Wirkung des Aethers ?ussert sich auf der Haut dadurch, dass er dieselbe durch seine schnelle Verfl?chtigung in bedeutendem Grade erkalten macht. Die Gef?sse ziehen sich zusammen, die Haut wird blass, blutleer. Je d?nner nun aber die Oberhaut ist, um so leichter gelangt die Aetherfl?ssigkeit zu den Nervenausbreitungen unter derselben, und die Empfindung der K?lte weicht einem Gef?hle von Hitze, Brennen, Schmerz. Die Gef?sse erweitern sich, die Haut wird roth, blutreich. Auf den Schleimh?uten tritt die letztere Reihe von Erscheinungen fast momentan ein, da ihr sehr d?nnes, feuchtes Oberh?utchen f?r Fl?ssigkeiten durchg?ngiger ist. Es entsteht, wenn wir eine geringe Menge Aether zu uns nehmen, zun?chst eine heftige Reizung der Geruchs- und Geschmacksnerven, so wie der Schleimhaut des Schlundes, sp?ter ein Gef?hl vermehrter W?rme im Magen, welches sich ?ber den ganzen Unterleib verbreitet. Vom Magen aus gelangt der Aether mit grosser Schnelligkeit in die Blutmasse und mit dieser zum Gehirn und R?ckenmark, von denen aus er seine Wirkungen gegen die verschiedensten peripherischen Nervenprovinzen entfaltet. Wie er auf die Nervenmassen und Fasern des Gehirns und R?ckenmarks einwirkt, welche Art von Stoffumsetzungen oder Stoff?nderungen er in ihnen zu Stande bringt, wissen wir nicht. Ich gestehe, dass ich mich bei der von neueren Chemikern aufgestellten Theorie von der Zersetzung des Aethers und von der Verbrennung seiner Elemente im Blute, wie palpabel sie auch scheinen mag, nicht beruhigen kann, vielmehr scheinen die Wirkungen des Aethers vorzugsweise davon abzuh?ngen, dass ein Theil der aufgenommenen Masse unver?ndert zum Gehirn und R?ckenmark gef?hrt wird, und in diesen gewisse materielle Ver?nderungen hervorruft. Wie dem auch sein mag, mit der Aufnahme des Aethers in das Blut wird der Cyclus seiner allgemeinen Wirkungen er?ffnet. Die F?rderung der wurmf?rmigen Bewegung des Darmkanals, die vermehrte Absonderung der Magensaftdr?sen, die leichtere, vielleicht auch vermehrte Ausscheidung der Galle bilden gewissermassen eine Zwischen- und Uebergangsstufe von den lokalen zu den allgemeinen Wirkungsph?nomenen. Aber nicht allein die Absonderung der im Darmkanal befindlichen oder ihm anh?ngenden Dr?sen, auch die der ?brigen secernirenden Apparate wird gehoben, z. B. der Nieren, der Schweissdr?sen in der Haut, der Schleimb?lge auf fast allen Schleimh?uten. Das h?her gestimmte Gehirnleben, insoweit es die Quelle unseres Seelenlebens ist, spiegelt sich in den mannigfaltigsten N?ancen in Gedanke und Wort, Wille und Bewegung, Phantasie und Erfindung. -- Wir merken noch an, dass der Aether nicht so leicht berauschen soll, als Alkohol. In gr?sseren Dosen kann er leicht Erbrechen erregen, sehr grosse haben den Tod zur Folge. W?rgen, Erbrechen, Schwindel, L?hmung der Sinnesnerven, der Muskeln, der Lungen, des Herzens bezeichnen die eingetretene Vergiftung.

Reiner Aether kommt in der Medizin wenig in Gebrauch. Ausser in Verbindung mit zahlreichen anderen Mitteln wird er haupts?chlich als schmerzstillender Hoffmannsgeist, Hoffmannstropfen, Spiritus sulphurico-aethereus bei hypochondrischen, hysterischen Nervenleiden u. s. w. angewendet, um die an einzelnen Stellen krankhaft vermehrte oder ver?nderte Nerventh?tigkeit herabzustimmen und umzu?ndern. Dieser Zweck mag dadurch erreicht werden, dass durch Erregung des Nervensy

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