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Read Ebook: Prisons and Prayer; Or a Labor of Love by Wheaton Elizabeth Ryder

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Ebook has 3011 lines and 273524 words, and 61 pages

Heinrich Mann Mnais und Ginevra

M?nchen und Leipzig R. Piper & Co., Verlag

Von diesem Buche wurden f?nfzig Exemplare auf echtem holl?ndischem B?tten abgezogen, in Ganzpergament gebunden und vom Verfasser eigenh?ndig signiert und numeriert. Preis des Exemplars zehn Mark.

Mnais

Soll ich herabsteigen? W?rdest du sehr erschrecken, wenn ich's t?te? Ja, horch, ich bin's, zu der du im geheimen betest, wenn wie jetzt der Mond um mein Geb?sch herflimmert. Du meinst, ich w?sste nicht um dich, armer Knabe, und nennst mich deine tote Nymphe. Ich bin keine G?ttin und nicht tot, Mnais bin ich, eine Sikulerin, seit langer, schlimmlanger Zeit in Marmor gefesselt, einst aber meiner s?ssen Glieder froh und der Sonne, die Goldreifen um sie bog, und des Quells, der sie k?hl und hart machte, und des Schattens, der die ausgestreckten mit den Abbildern kleiner Bl?tter sprenkelte. Hirtin war ich; und am Grunde des Tales, unter Farnen sass ich, und meine Hand dr?ckte die Euter des geduldigen Mutterschafes in den irdenen Krug aus. Nun ward es Abend; klagend riefen die Hirten von den Kuppen der Berge einander zu; und ich trieb, den Milchkrug hoch auf meinen blonden Flechten, die Herde heim. Sie umdr?ngten meine F?sse; die Leiber der alten schaukelten wollig; die jungen erhoben bl?kend ihre hellen M?uler zu mir; und ich war mitten in einem Getrippel wie von vielen Regentropfen, und in einem warmen, befreundeten Duft. Den Wanderern bot ich einen Trunk aus meinem Kruge. Der gab mir eine M?nze daf?r und jener ein St?ck Maiskuchen. Ein Hirte aber, Krupas, der nach B?cken riecht und dem ihr Fell um die Kn?chel zottelt, griff in mein Gewand. Ich riss mich los, wie schon oft, und sprang ?ber den Steg. Warum aber sch?ttelte diesmal mich Zorn? Ich reckte ?ber meine Herde hinweg, denn sie versperrte ihm den Weg, die H?nde nach dem Begehrlichen und rief ihm Schm?hungen zu. Er lachte, und gekr?nkt drehte ich ihm den R?cken. Am Rande des Olivenfeldes aber hielt ich den Fuss an und bedachte, dass der Krug, mein sch?ner, rotgebrannter, mit der fliegenden Nike, mir vom Kopf gest?rzt und zerbrochen war. Hin fiel ich da und schrie Wehe und verw?nschte, die Arme zum Himmel erhoben, den Verderber. Ach! nicht hat ihn, wie ich's erflehte, der Blitz hingestreckt, und sicher war er von einer neidischen Gottheit abgesandt -- denn mit dem Zerbrechen des Kruges begann die Strafe meines harten Geschickes.

Zwischen den sanften ?lb?umen st?rzte ich die Erdstufen hinan und klagte es den guten Gottheiten der B?ume, wieviel ich verloren habe. Auch meinen Schafen jammerte ich's vor. Der Krug, den der Vater aus Syrakus mitbrachte! Die Mutter wird mich schlagen, sie wird mich verfluchen! Da trat aus ihrer H?tte, unter dem weissen, unbekannten Baum hervor, Rhus, die Hexe, und rief:

>>Ei, hole dir einen neuen beim Timander!<<

Schreiend floh ich; naht ihr doch niemand ohne Bangen; kein Bursche der Gegend, mag sie immerhin eine sch?ne Frau sein, tritt in ihren Dienst, aus Furcht, dass sie ihn verzaubere; und niemals auch bleibt ein fremder Knecht ihr lange im Hause. Eines Tages fehlt er, und statt seiner ist ein Esel da oder ein Bock, den vorher niemand gesehen hatte. Sie aber rief mir nach:

>>Zum Timander geh', dem K?nstler, droben in der Villa des Faustus!<<

Warum musste ich gehen? Gross war die Furcht vor der Mutter. Die Herde schickte ich heim und am Bergabhang durchschritt ich die Obelisken des R?mers. Zwischen den steilen Cypressen eilte ?ber die steinernen Treppen das Wasser, schwemmte Nymphen mit, von Tritonen verfolgt, und bespritzte die gr?nen Faune, die im Schatten lachten. >>Wo ist Timander?<< rief ich, und >>Timander!<< antwortete hinter den d?ster gl?nzenden Laubmauern eine Dryade. Ich suchte, und ich verlor mich in den langen dunklen Lauben, wo ?berall Bilder der Garteng?tter mich erschreckten und verspotteten. Der Ausgang endlich brannte, ja, ihn umstanden rote Flammen, und in wilder Angst wendete ich den Fuss. Wie aber auch das Ende des n?chsten Bl?tterganges rot beleckt war, wollte ich laufend hindurch, und laufend und in meinem Herzen betend, gelangte ich auf eine Wiese, die ganz voll rosigen Himmels hing. Steinbilder lagen umgest?rzt im Grase, und t?nerne Kr?ge und -- ihr G?tter! -- der da glich ganz dem meinen! Nimmst du ihn, Mnais? Nimmst ihn und schleichst zur?ck? Ich sp?hte umher: Da entdeckte ich zwischen den B?schen ein niedriges Haus und im Dunkel der T?r einen J?ngling, der mich ansah. Meine Arme sanken herab, die lieben Knie zitterten mir.

Er trat auf die Schwelle; Timander war's; und er sagte l?chelnd:

>>Nimm dir den Krug, da du ihn dir ja w?nschest, und geh nur!<<

Ich b?ckte mich nach dem Kruge; aber anstatt zu gehen, fragte ich:

>>Was tust du? Du bist Timander? Und dies ist dein Haus?<<

Er l?chelte noch; oder war's der rosige Himmel auf seinem Gesicht? ja, vielleicht war sein L?cheln der Himmel selbst. Und er antwortete:

>>Ich suche in dieser Tonerde den Gott.<<

Rasch beugte ich mich dar?ber.

>>Dr?cke deine Hand hinein,<< sagte er, und dann:

>>Nun wird eine G?ttin deine Hand bekommen, und vielleicht werden grosse Herren sie mit den Lippen ber?hren.<<

Da ich ihn nur ansah:

>>Freut dich's? Was du f?r Augen hast! Wild und wirr von Freiheit, wie die Augen einer Waldfrau, die hier eingebrochen w?re. Gewiss bist du eine? So neugierig stehst du da und so scheu! Rasch muss ich dich festhalten und dir deinen warmen Abdruck rauben!<<

Dabei sp?hte er in mein Kleid, und ich merkte mit Schrecken, dass sich's vom Laufen verschoben hatte.

>>O lass!<< sagte er, und bewegte gleichm?tig die Hand, wandte sich, ging pfeifend hinein und holte ein Brett und Lehm. Beim Kneten sah er her und weg, her und weg, aber sein Auge war so streng und allein, als s?he es gar nicht mich, als w?re mein Gesicht, das er doch abbildete, nicht Mnais' Gesicht. Mir ward es seltsam kalt.

>>Lass dein Kleid fallen!<< sagte er zwischen den Z?hnen, und als ich erschreckt zauderte, stampfte er mit dem Fuss. Da warf ich, bevor ich's bedacht hatte, alles von mir. Ich f?hlte, wie mir das Blut zu den Augen stieg, wagte nicht, die H?nde davor zu heben und musste lassen, dass Tr?nen kamen. >>Was wird er denken!<< Aber er sah es gar nicht.

Pl?tzlich seufzte er tief auf, seine H?nde beruhigten sich; l?chelnd strich er sich die Locken aus der Stirn.

>>H?te dich, Mnais,<< sagte er, >>dass nicht das Auge eines Gottes auf dich f?llt, wenn du nach dem Bade ruhest und schl?fst.<<

Und da ich erstaunte:

>>Denn die Nymphe, die ihn liebt, w?rde neidisch werden und sich an dir r?chen.<<

>>So sch?n findest du mich?<< fragte ich und meinte, er m?sse mein Herz pochen sehen. Er betrachtete aber das, was er gemacht hatte. Auf einmal ward mir der Atem schwer.

>>Dich selbst,<< sagte ich, >>werden gewiss G?ttinnen besuchen?<< Und ich sp?hte in sein Haus, nach dem Herd und der Bank. Er warf irgend etwas mit der Schulter weg.

>>Ich verschm?he sie. Nur Athene: sie, vielleicht, habe ich schon auf meiner Schwelle erblickt. Aber sie war -- beruhige dich! -- hart und schwer bekleidet, und die geraden Falten um sie her schaukelten nicht einmal.<<

>>Liebst du denn ein sterbliches M?dchen?<< fragte ich und lachte.

>>Ich liebe nur meinen Herrn.<<

>>Wie? Ein Sklave w?rest du?<<

>>Du meinst wohl, ich w?nschte mir's anders? Ein K?nstler bin ich, geehrt und gut bezahlt. Was habt ihr Freien? Ihr frohndet dennoch meinem Herrn, -- der mich n?hrt und liebt. . . . Da bist du, Crassus!<< rief er. >>Freund!<< Und er und der J?ngling, der aus der Laube trat, breiteten beide die Arme aus. Der andere war ein Brauner, Hagerer, mit einem Lorbeerkranz ?ber der Stirn. Er zeigte auf mich.

>>Sie hat,<< erkl?rte ihm Timander, >>einen Krug von mir gekauft und mir ihr Bild daf?r gelassen.<< Dann gingen sie beide begierig um das Bild herum, eine lange Weile; und ich stand und dachte beklommen, wie ich entkomme. Wie in einen Brand war ich einst auf diese Wiese gest?rzt; und nun war der Himmel erloschen und die Luft so matt.

>>D?rstet dich nicht, Freund?<< sagte Timander. >>Mir hat die Arbeit Durst gemacht. Nimm, Mnais, deinen Krug, geh' hinein und mische uns Wein!<<

Ich brachte ihnen den Trunk; mir war's, wie wenn die Mutter mich hart gescholten h?tte. Dem?tig blieb ich stehen.

>>Sieh doch,<< sagte sein Freund, >>sie hat eine Fl?te am Halse h?ngen: eine Hirtenfl?te. Befiehl ihr doch, dass sie uns ein Lied spielt.<<

>>Spiele,<< sagte gleichgiltig Timander und streckte sich aus. Ich spielte, indess sie plauderten und sich k?hlten, bis sie im Eifer ihres Lachens einander die Arme um die Schultern legten: da schlich ich mich, immer noch spielend, in die Laube und, kaum ihren Blicken entr?ckt, rannte ich, von Angst brennend, durch den Garten, aus dem die G?tter fort waren, und hinaus, hinweg, wo irgend ein Versteck w?re.

In einem Felsspalt n?chtigte ich, denn nicht wollte ich der Mutter meine Augen zeigen, und vor Tag stieg ich in den Quell Argenos und bat ihn, er solle mich sch?n machen, sch?ner als Bilder, sch?ner als Timanders Freunde. Er lachte, Argenos, hell, wie er immer lacht. Mit seinem Spiegel tr?stete er mich. Und wie ich in die Villa des Faustus zur?ckkehrte, standen die lieben G?tter alle wieder da. In den hohen Hecken schwebte die Morgenr?te; tausend zwitschernde Stimmen regten sich darin, und ein seliger Tau fiel. Das Gras k?sste mir die F?sse. >>Ich will ihm die F?sse k?ssen,<< dachte ich, >>und ihn so aus dem Schlafe wecken.<< Nun fand ich die Wiese, nun lugte ich ins Haus. Wie? Leer war's. Bangend betrat ich's, zauderte, strich mit dem Finger ?ber ein St?ck Ton, das von seiner Hand die Rundung hatte, legte die Wange auf seine Bank. Da schreckte lautes G?hnen mich auf. Timander kam ?ber die Wiese. Er schwankte, blickte fahl, und die Rosen zerbl?tterten in seinem zerzausten Gelock.

>>Was willst du?<< fragte er mit schwerer Zunge.

Und da ich erschreckt verharrte: >>Es gibt keinen Krug mehr. Hast du ihn wieder zerbrochen? Aber ich brauche dich nicht: das da ist fertig.<<

Er zeigte nach meinem Bild.

>>Geh!<<

Und er warf sich auf die Bank. Schon h?rte ich ihn im Schlaf atmen, kehrte zur?ck und neigte mich ?ber ihn. Welch s?sse Brust! Wie Eros' Finger die kleinen Schatten weich eingesenkt hatte in die Wange das sch?nen J?nglings, unter seine Augen! Aber sein Mund erschreckte mich: er war wie von einem satten Tier. Feucht war er in den Winkeln, feucht von K?ssen! Ich tastete ?ber seine Haut, und die Spuren von K?ssen traten heraus, auf der Stirn, auf der Schulter: ?berall. Ich schluchzte, sch?ttelte mich und sah: sah all mein Missgeschick. >>Du Verlorener!<< klagte ich.

>>M?gest du sterben! Dein Grab werden sie Mnais lassen. Du aber geh?rst ihnen!<<

Wieder floh ich; und im Tal, wo sonst meine Schafe weideten und nun die harte Sonne mit sich allein war, rang ich die H?nde. >>Was ist aus dir geworden, Mnais? Verloren bist du! Er hat dich krank gemacht und will dich nicht heilen. Ohne ihn aber stirbst du. Nicht lange mehr soll dein Leib duften und bl?hn. Deine Haut wird welken, deine Glieder abmagern, und unfruchtbar und G?ttern und Menschen zur Unlust, schleichst du dahin. Dem Ungl?ck gebar dich die Mutter!<< Und da ein Adler nach Beute kreiste: >>O, nimm diese! Sie sind unn?tz!<< rief ich, reckte mich auf einem Stein und bot ihm, in die Luft hinauf, meine beiden Br?ste.

Hirten ersp?hten mich, stiegen herab und umkreisten mich, spotteten und boten sich mir zur Liebe an. Krupas war unter ihnen der Dreisteste. Nackt ?ber seinen Fellen und meckernd beugte er sich her?ber und wollte mir das Kleid fortziehen. Heute aber erschreckte mich nicht sein Bocksgeruch: ich nahm nur meine Fl?te an die Lippen und ging, ohne ihrer aller zu achten, spielend aus dem Tal. Ich weiss nicht, was ich spielte; mir selbst war's unbekannt; und doch flog ich darin fort, als entf?hrte ein Gott mich in seinem Mantel: mich, die nicht mehr Mnais war, und die H?user und Wege und Gesch?pfe, die ich kannte, l?gen klein dort unten -- und auch das Herz, das mein gewesen war, dort unten . . . Als ich mich umsah, stand ich im Dorf, und um mich her waren alle Nachbarn. Auch die Mutter erblickte ich und wunderte mich, dass sie mich nicht schm?he, sondern l?chle, als machte ich ihr Scheu. Es murmelten aber Stimmen:

>>Mnais ist wohl einem Gotte begegnet. Lasst sie allein.<<

Sie wichen zur?ck. Als Krupas vorbeikam, sah ich seine Stirn so voller Falten, wie wenn sich im Tempel der innerste Vorhang bewegt.

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