Read Ebook: Die Nutzpflanzen unserer Kolonien und ihre wirtschaftliche Bedeutung für das Mutterland by Westermann Diedrich Bock K Illustrator
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Ebook has 401 lines and 28291 words, and 9 pages
,, 26. Sansevierahanf 64
,, 27. Jute 66
,, 28. Ramie 68
,, 29. Kickxia 70
,, 30. Manihot Glaziovii 72
,, 31. Gummibaum 74
,, 32. Hevea 76
,, 33. Guttapercha 80
,, 34. Mangroven 82
,, 35. Cinchonarinde 84
,, 36. Strophanthus 86
Einleitung.
Die vorliegende Schrift verfolgt das Ziel, in weiteren Kreisen unseres Volkes Verst?ndnis und Interesse f?r den volkswirtschaftlichen Wert unserer Kolonien zu wecken. Vor allem m?chte sie auch der Jugend einen Einblick geben in die weiten Gebiete neuer Arbeit und nationaler Aufgaben, vor die wir durch den Erwerb ?berseeischer Besitzungen gestellt werden. Zu dem Zweck ist das f?r unsere Kolonien wichtigste Arbeitsgebiet, der Anbau und die Gewinnung pflanzlicher Erzeugnisse, in den Vordergrund gestellt und ausf?hrlicher behandelt worden. Es war nat?rlich unm?glich und lag auch gar nicht im Rahmen dieses volkst?mlich gehaltenen Buches, alle in unseren Schutzgebieten vorkommenden Nutzpflanzen zu besprechen. Es konnte sich nur darum handeln, die zur Zeit wichtigsten Gew?chse zu behandeln, und zwar in erster Linie die f?r Ausfuhr in Betracht kommenden, dann aber auch solche, denen f?r die Ern?hrung der Eingeborenen eine hervorragende Bedeutung zukommt. Da das Buch vor allem die wirtschaftliche Bedeutung unserer Kolonialgew?chse darstellen soll, so sind diese nicht nur nach der botanischen Seite hin kurz beschrieben, sondern es wird auch auf die Wachstumsbedingungen, den Anbau, die Kultur und insbesondere auch auf die Verarbeitung und Verwendung der pflanzlichen Erzeugnisse eingegangen. Soweit m?glich sind auch die j?hrliche Gesamterzeugung, die ,,Welternte" und der Gesamtverbrauch sowie die Werte beider angegeben worden. Besondere R?cksicht ist jedoch, der Absicht des Buches entsprechend, auf den Verbrauch und die Erzeugung Deutschlands und seiner Kolonien genommen.
Im zweiten Teil werden die tierischen, mineralischen und gewerblichen Erzeugnisse zusammenfassend dargestellt, so dass auf diese Weise eine Gesamt-?bersicht ?ber den derzeitigen wirtschaftlichen Wert unserer ?berseeischen Besitzungen erm?glicht wird.
Als einen besonderen Vorzug wird man die ~Bilder~ ansehen d?rfen, die den Text erst lebendig machen und eine anschauliche Vorstellung der Pflanze und ihres Wachstums vermitteln.
Die aus dem Buche sich ergebenden Tatsachen bieten dem Kolonialfreund einige allgemeine, gewiss nicht bedeutungslose Lehren, von denen folgende kurz genannt seien:
Dabei soll durchaus zugegeben werden, dass es stets auch solche Gew?chse geben wird, die wenigstens f?r absehbare Zeit durch den Anbau auf europ?isch geleiteten Pflanzungen bessere Ertr?ge liefern.
Deutschland f?hrt j?hrlich f?r mehr als zwei Milliarden Mark Tropenprodukte ein. Auf dieser Zufuhr ausw?rtiger Rohstoffe beruht zum guten Teil das Bl?hen unseres Handels und unserer Industrie, sie geben vielen Tausenden von Arbeitern, Kaufleuten und Industriellen Besch?ftigung und spielen ?berhaupt in unserm wirtschaftlichen Leben eine so wichtige Rolle, dass wir ohne sie gar nicht weiter bestehen k?nnten. Es kann uns deshalb nicht gleichg?ltig sein, ob wir f?r den Bezug dieser Produkte auf andere L?nder und deren Willigkeit angewiesen sind, oder ob wir uns in den Stand setzen, wenn auch nicht alle, so doch einen bedeutenden Teil dieses Bedarfes aus unsern eigenen Besitzungen zu ziehen und so auch in diesem St?ck unabh?ngig und selbstbestimmend dazustehen. Dies ist kein unerreichbares Ziel, sondern es wird ein nat?rliches Ergebnis der sich schon jetzt anbahnenden Entwicklung sein. Wir brauchen an die Entwicklungsm?glichkeit unserer Kolonien nicht mehr zu glauben, sondern wir sehen sie vor Augen.
Haben unsere kolonialen Besitzungen diese grosse nationale Bedeutung, so d?rfen sie auch das Interesse aller Volkskreise beanspruchen. Und die Besch?ftigung mit kolonialen Dingen ist auch f?r den nicht unmittelbar Beteiligten in mancher Weise gewinnbringend. Sie lenkt den Blick aus der eigenen Enge hinaus in einen weiten Kreis neuer Aufgaben, sie gibt Verst?ndnis f?r die Arbeit der ganzen Welt und zeigt, wie die Interessen der V?lker es verlangen, f?reinander und miteinander zu arbeiten, weil keines das andere entbehren kann, sie lehrt bisher Unverstandenes verstehen und gew?hrt das begl?ckende Bewusstsein, dass auch das deutsche Volk in allen seinen Teilen mithelfen soll, die L?nder und V?lker jenseits der Meere zu entwickeln, sie einzuf?hren in den Weltverkehr und so ihre Kr?fte nutzbar zu machen zum Besten unseres Vaterlandes und der Menschheit.
Herr Professor Dr. Volkens, Direktor der Botanischen Zentralstelle f?r die Kolonien am K?niglichen Botanischen Garten und Museum zu Dahlem bei Berlin, hatte die Freundlichkeit, alle botanischen Angaben des Textes durchzusehen, wodurch dieser manche wertvolle Berichtigung und Erg?nzung erhielt. Auch wurde f?r die Anfertigung der Illustrationen das gesamte in Betracht kommende Material des Botanischen Gartens und Museums bereitwillig zur Verf?gung gestellt. F?r diese Hilfe und das freundliche Entgegenkommen sei Herrn Professor Volkens auch an dieser Stelle aufrichtig gedankt.
Als Hilfsmittel haben mir folgende Ver?ffentlichungen gedient:
~Semler~, H. Die tropische Agrikultur. Zweite Auflage. Wismar 1900.
~Fesca~, M. Der Pflanzenbau in den Tropen und Subtropen. Berlin 1904.
~Engler~, A. Die Pflanzenwelt Ostafrikas. Berlin 1895.
Der Tropenpflanzer. Jahrgang 1907 und 1908.
Jahresbericht ?ber die Entwicklung der Schutzgebiete in Afrika und der S?dsee im Jahre 1906/7. Berlin 1908.
Statistisches Jahrbuch. Berlin 1908.
Mais
Der Mais ist eine der am weitesten verbreiteten Getreidearten. Seine Heimat ist das tropische Amerika, er wird aber gegenw?rtig in allen Erdteilen angebaut. Der Mais, auch Welschkorn oder t?rkischer Weizen genannt, geh?rt zur Familie der Gr?ser; sein Halm wird bis zu 6 m lang. Aus den Blattwinkeln wachsen je 2-3 kolbenartige weibliche ?hren hervor; die m?nnlichen ?hren, grosse, pyramidenf?rmige Rispen, bilden sich an der Spitze des Halmes.
Obwohl urspr?nglich eine tropische Pflanze, hat sich der Mais doch auch dem gem?ssigten Klima angepasst. Die grossk?rnigen Arten kommen allerdings nur in warmen Gegenden vor. -- Die Maisk?rner dienen in erster Linie als Viehfutter, aber in vielen L?ndern bilden sie auch eine wichtige Menschennahrung. Die halbreifen Kolben werden gekocht oder ger?stet, und so die K?rner gegessen, oder der Mais wird zermahlen und gebacken.
Der weitaus gr?sste Teil des Weltbedarfes an Mais wird in den Vereinigten Staaten von Nordamerika geerntet. Sie erzeugen j?hrlich etwa 2400 Millionen bushels , das sind fast 80% der gesamten Welternte.
Bei der hervorragenden Bedeutung, die der Mais f?r unsere Viehzucht hat, ist es nat?rlich eine ausserordentlich wichtige Frage, ob unsere Kolonien uns wenigstens einen bedeutenden Bruchteil unseres Maisbedarfes liefern k?nnen. -- In Togo und Ostafrika wird dies Getreide seit langem angebaut und bildet in manchen Gegenden eines der Hauptnahrungsmittel der Eingeborenen. Nach Kamerun, S?dwestafrika und den S?dseeinseln ist er erst in neurer Zeit gelangt, doch b?rgert er sich auch hier schon ein. Die Regierung sucht m?glichst solche Spielarten einzuf?hren, die sich dem Klima und Boden anpassen und sichere Ernten liefern. In der Regel wird Mais j?hrlich zweimal geerntet. Der Anbau des Maises geschieht nur durch die Eingeborenen, nicht in europ?ischen Pflanzungsbetrieben. Einen grossen Aufschwung hat die Maiskultur in Togo seit Er?ffnung des Eisenbahnbetriebes genommen. Als die Eingeborenen sahen, dass sie ihr Korn im Lande zu einem annehmbaren Preise verkaufen konnten, gingen sie mit Eifer daran, gr?ssere Mengen f?r den Absatz an die Europ?er anzubauen. Je weiter der Eisenbahnbau vorschreitet, desto erfreulicher wird sich die Ausfuhr heben, und zwar nicht nur in Togo, sondern ebenso in Ostafrika und Kamerun.
Togo f?hrte im Jahre 1905 an Mais aus: 9366000 kg im Werte von 566000 Mk.
Seinen Hauptbedarf an Mais bezieht Deutschland heute aus Nordamerika, n?mlich f?r 50397000 Mk. und aus Argentinien f?r 22951000 Mk.
Die gesamte Maiseinfuhr Deutschlands im Jahre 1906 hat einen Wert von 112700000 Mk.
Reis
Der Reis geh?rt ebenfalls zu den Gr?sern. Sein Halm wird etwa einen Meter hoch, die Bl?tter erreichen eine L?nge von 30 cm. Die einzelnen ?hren des Bl?tenstandes bilden zusammen eine Rispe. Die Heimat des Reises ist wahrscheinlich das tropische Australien und Afrika. Angebaut wurde er dagegen zuerst im s?dlichen Asien: Indien oder China. In diesen beiden L?ndern bildet ja bis heute der Reis eines der wichtigsten Nahrungsmittel.
F?r die Kultur unterscheidet man zwei Hauptarten: den Sumpfreis und den Bergreis. Ersterer verlangt stark wasserhaltigen Boden, dagegen trockne, warme Luft; letzterer gedeiht umgekehrt in wasserarmem Erdreich, bedarf aber grosser Luftfeuchtigkeit. -- In der Reiserzeugung steht Asien obenan, und hier wiederum ist es Indien, das die erste Stelle einnimmt, Dreiviertel der gesamten Welternte an Reis kommen aus Indien. Auch von Java, Hinterindien und ?gypten wird viel Reis ausgef?hrt.
In Deutsch-Ostafrika, Togo und wahrscheinlich auch im Hinterland von Kamerun ist die Reiskultur den Eingeborenen von altersher bekannt. In Togo gedeiht nur der Bergreis, Ostafrika bietet besonders in seinen Flussniederungen auch dem Sumpfreis g?nstige Wachstumsbedingungen; so wird hier ein ganz vorz?glicher Reis angebaut, der in seiner Qualit?t entschieden ?ber dem aus Indien eingef?hrten steht. Die Eingebornen verstehen sich gut auf die Kultur des Reises, und es ist ganz zweifellos, dass sie den Anbau bedeutend ausdehnen werden, sobald ihnen eine Absatzm?glichkeit geboten wird. Die bisherige kleine Ausfuhr geht ?ber die englische Uganda-Bahn. Nicht einmal das K?stengebiet kann mit einheimischem Reis versorgt werden, sondern erh?lt seinen Bedarf aus Indien, das dadurch j?hrlich riesige Summen aus unserer Kolonie zieht, die mit Vorteil im Lande bleiben k?nnten. -- Durch die jetzt geplanten Bahnbauten werden grosse Reisgebiete erschlossen, in denen eine fleissige, ackerbautreibende Bev?lkerung wohnt; und wir d?rfen mit Sicherheit hoffen, dass nach Er?ffnung des Bahnbetriebes die Reisproduktion in Deutsch-Ostafrika sich schnell heben wird, so dass sie nicht nur den inl?ndischen Bedarf deckt, sondern auch auf den Weltmarkt gelangen kann.
Auch Togo wird Reis ausf?hren k?nnen, sobald die jetzt im Bau begriffene Bahn nach Atakpame fertig ist.
In Kamerun hat die Regierung an die Eingebornen Reissaat verteilen lassen, um die Kultur dieses Getreides einzuf?hren. Die Versuche sind durchaus gelungen, und die Eingebornen fangen an, dem Reisbau gr?ssere Beachtung zuzuwenden.
Deutschlands gesamte Reiseinfuhr betrug im Jahre 1906: 53300000 Mk.
Deutsch-Ostafrika f?hrte aus 1906 f?r 127000 Mk. 1907 ,, 141000 ,,
Sorghum
Das Sorghum ist ein sehr hohes Gras mit starkem Halm, der bis zu sieben Meter L?nge erreicht. Der Bl?tenstand bildet, je nach der Spielart, entweder eine Rispe wie beim Hafer oder er ist kolbenartig, also dem Mais ?hnlich. Die K?rner sind 4-5 mm lang und 3-5 mm breit. Sie besitzen je nach der Sorte verschiedene F?rbung von fast weiss bis rot, dunkelgelb und schwarz.
Das Sorghum liefert f?r einen grossen Teil der Menschheit die t?gliche Nahrung. Es ist ?ber weite Teile Asiens und Afrikas verbreitet. Die 300 Millionen Bewohner Indiens und die 360 Millionen Chinas n?hren sich vorzugsweise von Sorghumkorn, nicht in erster Linie von Reis, wie man fr?her annahm. Ebenso findet sich das Sorghum durch fast ganz Afrika in vielen Spielarten. Es dient hier sowohl Menschen als Vieh zur Nahrung. Wegen seiner grossen Verbreitung und seines massenhaften Verbrauches in Afrika hat es auch die Namen Negerkorn, Mohrenhirse, Kafferkorn, Guineakorn. Die arabische Bezeichnung ist Durra.
Das Sorghum nimmt mit trockenem, mageren Boden vorlieb und eignet sich deshalb vorz?glicher als irgend eine andere Pflanze zum Anbau in solchen tropischen und halbtropischen Gegenden, wo auf eine k?rzere Regenzeit eine langanhaltende Trockenzeit folgt.
Eine Spielart des Sorghum, das sogenannte Zuckersorghum, dient ?hnlich wie Zuckerrohr zur Zuckergewinnung und wird zu dem Zweck besonders in Nordamerika kultiviert.
In unsern afrikanischen Tropenkolonien wird das Sorghum ?berall angebaut und spielt als Brot- und Futterkorn im Haushalt der Eingebornen eine wichtige Rolle. Aus den K?rnern wird auch ein Bier gebraut. -- Auf den europ?ischen Markt gelangt das Sorghum nicht oder nur in geringen Mengen. Im Jahre 1907 f?hrte allerdings Deutsch-Ostafrika f?r 28400 Mk. Sorghum aus, wohl meist in Nachbarl?nder.
~Anmerkung.~ Von manchen wird das Sorghum den Hirsearten zugez?hlt. Neuerdings versteht man jedoch unter Hirse nur die kleink?rnigen Getreidearten, von denen ?brigens auch verschiedene Sorten in unsern Kolonien angebaut werden, z. B. die sog. Negerhirse , Eleusine, Panicum und andere.
Maniok.
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