Read Ebook: Erotika Biblion by Mirabeau Honor Gabriel De Riqueti Comte De Hansmann Paul Translator
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Ebook has 289 lines and 33243 words, and 6 pages
Translator: Paul Hansmann
EROTIKA BIBLION
von Honor? Gabriel Riquetti Graf von Mirabeau
HYPERIONVERLAG
Anagogie
Bekanntlich haben unter den zahllosen Ausgrabungen der Altert?mer von Herkulanum die Handschriften die Geduld und den Scharfsinn der K?nstler und Gelehrten ersch?pft. Die Schwierigkeit besteht in dem Aufrollen der seit zweitausend Jahren durch die Lava des Vesuvs halbvernichteten Schriften. Sowie man sie ber?hrt, zerf?llt alles in Staub.
Indessen haben ungarische Mineralogen, die geduldiger und gewandter als die Italiener sind, Vorteile aus den Erzeugnissen, die der Mutterschoss der Erde darbietet, zu ziehen, der K?nigin von Neapel ihre Dienste angeboten. Die F?rstin, eine Freundin aller K?nste, die den Wetteifer geschickt anzufeuern versteht, hat die K?nstler liebensw?rdig aufgenommen: sie aber st?rzten sich auf diese uns?glich schwierige Arbeit.
Zuerst kleben sie eine d?nne Leinwand ?ber eine dieser Rollen; wenn das Leinen trocken ist, h?ngt man es auf und legt gleichzeitig die Rolle auf einen beweglichen Rahmen, um ihn unmerklich zu senken, je nachdem die Abwicklung vor sich geht. Um sie zu erleichtern, streicht man mit einem Federbart einen Faden Gummiwassers auf die Rolle, und allm?hlich l?sen sich Teile davon ab, um sich unverz?glich auf die ausgespannte Leinewand zu leimen.
Diese m?hselige Arbeit nimmt soviel Zeit in Anspruch, dass man im Laufe eines Jahres kaum einige Bl?tter abrollen kann. Die Unannehmlichkeit, nur allzu oft Handschriften zu finden, die nichts enthalten, h?tte auf dieses schwierige und m?hselige Unternehmen verzichten lassen, wenn so viele Anstrengungen nicht schliesslich durch die Entdeckung eines Werkes belohnt worden w?ren, das bald den Scharfsinn von einhundertf?nfzig Akademien Italiens herausgefordert hat.
Es handelte sich um eine mozarabische Handschrift, die geschrieben ist in den fernen Zeiten, wo Philippus von der Seite des Eunuchen von Candacia fort geraubt wurde; wo Habacuc, an den Haaren emporgetragen, Daniel das Mittagbrot f?nfhundert Meilen weit trug, ohne dass es kalt wurde, wo die beschnittenen Philister sich Vorh?ute machten, wo Hintern von Gold H?morrhoiden heilten . . . . . Ein gewisser Jeremias Shackerley, ein Rechtgl?ubiger laut der Handschrift, nutzte die Gelegenheit f?r sich aus.
Er war gereist, und von Vater auf Sohn war nichts in der Familie, einer der ?ltesten auf der Welt, verloren gegangen, da sie nicht unzuverl?ssige ?berlieferungen aus dem Zeitabschnitt aufbewahrte, wo die Elefanten die k?ltesten Teile Russlands bev?lkerten, wo Spitzbergen wundervolle Orangen hervorbrachte, wo England nicht von Frankreich getrennt war, wo Spanien noch am Festland von Kanada hing durch das grosse, Atlantis geheissene Land, dessen Namen man kaum bei den Alten wiederfindet, das uns aber der scharfsinnige Herr Bailly so gut zu schildern weiss.
Shackerley wollte auf einen der entferntesten Planeten, die unser System bilden, gebracht werden, doch setzte man ihn nicht auf dem Planeten selber nieder, sondern lud ihn auf dem Ring des Saturn ab. Dieser ungeheure Himmelsk?rper war noch nicht in Ruhe. Auf seinen niedrig gelegenen Teilen gabs tiefe und st?rmische Meere, reissende Sturzb?che, strudelnde Gew?sser, beinahe immerw?hrende Erdbeben, die durch das Einsinken von H?hlen und h?ufige Vulkanausbr?che hervorgerufen wurden, wirbelnde Dampf- und Rauchs?ulen, St?rme, die unaufh?rlich durch die Ersch?tterungen der Erde und ihren w?tenden Anprall gegen die Gew?sser der Meere erregt wurden, ?berschwemmungen, Austreten der Fl?sse, Sintfluten Lava-, Erdpech-, Schwefelstr?me, die die Gebirge verheerten und sich in die Ebenen st?rzten, wo sie die Gew?sser vergifteten; das Licht aber war durch Wasserwolken, durch Aschenmassen, durch gl?hende Steine, die die Vulkane auswarfen, verdunkelt . . . . Also sah es auf diesem noch ungestalten Planeten aus. Einzig der Ring war bewohnbar. Sehr viel d?nner und mehr abgek?hlt erfreute er sich bereits seit langem der Vorteile der vollkommenen, empf?nglichen, weisen Natur; aber man erblickte von dort aus die furchtbaren Vorg?nge, deren Theater der Saturn war.
Form und Bildung dieses Ringes erschienen Shackerley so ungew?hnlich, wie ihm nichts auf dem Erdboden gleich seltsam erschienen war. Erstens machte unsere Sonne, die auch f?r die Bewohner dieses Landes die Sonne ist, f?r sie kaum den dreissigsten Teil von dem aus, den sie f?r uns darstellt. F?r ihre Augen erzeugte sie die Wirkung, die bei uns der Morgenstern hervorbringt, wenn er im h?chsten Glanze steht. Merkur, Venus, Erde und Mars k?nnen von dort aus nicht unterschieden werden, doch vermutet man ihr Vorhandensein. Einzig der Jupiter zeigt sich dort, und zwar etwas n?her, als wir ihn sehen, mit dem Unterschiede, dass er Wandlungen durchmacht, wie sie die Mondscheibe uns zeigt. Er war ebenfalls einer seiner Trabanten, und aus diesem Zusammentreffen gleichm?ssiger Ver?nderungen ergaben sich seltsame und n?tzliche Erscheinungen. Seltsame: indem man den Jupiter im Wachsen und seine vier kleinen Monde bald im Wachsen, bald im Abnehmen, oder die einen zur Rechten und die anderen sich mit dem Planeten selber vermischen sah. N?tzliche, indem Jupiter manchmal die Sonne mit seinem ganzen Gefolge passierte, was eine Menge von Ber?hrungspunkten, nacheinander folgende Eintauchungen und Austritte mit sich brachte, die f?r die ganz regelm?ssigen Beobachtungen nichts zu w?nschen ?brig liessen.
Ebenso war die Deduktion der Parallaxen aufs genaueste berechnet worden, dergestalt, dass trotz der Entfernung des Ringes oder des Saturns oder der Sonne, welche nach dem gelehrten Jeremias Shackerley nicht viel weniger als dreihundertdrei Millionen Meilen betr?gt, man seit unz?hligen Jahrhunderten dort mehr Fortschritte auf dem Gebiete der Astronomie als auf der Erde gemacht hatte.
Die Sonne wirkte schwach; doch das Fehlen ihrer W?rme wurde durch die des Saturnballes ausgeglichen, der sich noch nicht abgek?hlt hatte. Der Ring empfing von seinem Hauptplaneten mehr Licht und W?rme, als wir hier unten erhalten, denn schliesslich hatte der Ring ja in sich selbst, in seinem Zentrum, den Saturnglobus, der neunhundertmal gr?sser als die Erde ist, und war f?nfundf?nfzigtausend Meilen von ihm entfernt, was dreiviertel der Entfernung des Mondes von der Erde ausmacht.
Um den Ring herum, in grossen Zwischenr?umen, sah man f?nf Monde, die manchmal alle auf derselben Seite aufgingen. Nach Shackerleys Behauptung ist es unm?glich, sich einen hinreichenden Begriff von diesem gl?nzenden Schauspiele zu machen.
Der so gut gelegene Ring bildete gleich einer H?ngebr?cke einen kreisf?rmigen Bogen, man konnte ihn auf seinem ganzen Umfange bereisen, ebenso vermochte man von Ferne um den Saturnball zu reisen, dergestalt aber, dass der Reisende diesen Ball stets auf der gleichen Seite behielt.
Die Breite des Ringes betr?gt nicht weniger als den Durchmesser unseres Erdballs, ist aber gleichzeitig so d?nn, dass dieser Durchmesser f?r den, der ihn von der Erde aus wahrnehmen will, unsichtbar ist. Darum gleicht er einer Messerklinge, deren d?nne Schneide man von weitem aus betrachtet. Shackerley kannte die Erscheinungen, die man hier unten feststellen kann, sehr genau, erwartete aber, sich wenigstens rittlings auf der Schneide dieses Ringes fortbewegen zu k?nnen. Wie ?berrascht war er jedoch, als er sah, dass dieser so geringe Durchmesser, der unserem Auge entgeht, eine ebenso grosse Entfernung wie die von Paris nach Strassburg ausmachte, denn dieses Beispiel wird schneller und genauer den Begriff der Ausdehnung geben als die Wegmessungen, die Shackerley vornahm, f?r die es einige tausendseitiger Erkl?rungen bed?rfte, bis man sie unbestreitbar abgesch?tzt h?tte. Folglich k?nnte es auf dem unteren konkaven Rande kleine K?nigreiche geben, welche die Politiken unseres Erdballes, wenn er ihnen zur Verf?gung st?nde, herrlich in ein blutiges und durch zahllose ruhmreiche R?nke denkw?rdiges Theater verwandeln k?nnten. Die Bewohner dieses Teiles, die man die Antipoden des ?usseren Ringr?ckens nennen kann, die Bewohner des Inneren, sage ich, hatten den ungeheuren Saturnball zu ihren H?upten aufgeh?ngt; der Ring aber bewegte sich wieder ?ber diesen Ball hinweg und ?ber den Ring hin strebten die f?nf Monde.
Kurz, die Bewohner des Inneren sahen ihre rechte und linke Seite, wie wir die unsrigen auf der Erde sehen; der Horizont aber von vorn, ebenso wie der von hinten, waren sehr verschieden von denen, die wir hier unten erblicken. Auf zehn Meilen verlieren wir auf Grund der Biegung unseres Erdballes ein Schiff aus den Augen; auf dem Saturnring aber geht diese Biegung in entgegengesetzter Weise vor sich, sie erhebt sich, statt sich zu senken; da aber der Ring den Saturn in einer Entfernung von f?nfzigtausend Meilen umgibt, folgt daraus, dass dieser Ring in der Form eines Wulstes einen Umkreis von mindestens f?nfhunderttausend Meilen hat. Seine Biegung erhebt sich also unmerkbar. Der Horizont, der sich auf unserer Erde senkt, erscheint dort auf einige Meilen Entfernung dem Auge eben, dann erhebt er sich ein weniges, die Gegenst?nde verkleinern sich; anfangs noch erkenntlich, verwischen sie sich schliesslich: man erblickt nur noch die Massen; kurz, diese Erde erhebt sich in der Entfernung zu ungeheuren Weiten, indem sie kleiner wird. So sehr, dass dieser Ring, der durch die T?uschungen der Optik in der Luft endigt, f?r das Auge den Umfang unseres Mondes erh?lt und kaum in dem Teile gewahr wird, der sich ?ber dem Haupte des Beobachters befindet, denn er macht f?r ihn mehr als die doppelte Entfernung des Mondes von der Erde aus, das heisst, fast zweihunderttausend Meilen.
Ich will nicht von den vermehrten Ph?nomenen reden, die alle diese an ihren beiderseitigen Eklipsen aufgeh?ngten K?rper hervorrufen; Shackerley kannte sie schon auf der Erde und hatte sie recht beurteilt.
Ihr Himmel war wie unserer, in allen Sternbildern gab es keine Verschiedenheit, aber eine Unzahl Kometen erf?llte den ungeheuren und unsch?tzbaren Zwischenraum, der zwischen Saturn und den Sternen bestand, von denen man die n?chsten ahnte.
Da die Anziehungskraft des Saturnglobus teilweise die des Ringes im Gleichgewicht hielt, war die Schwerkraft dort sehr vermindert; man marschierte ohne Anstrengung, und die geringste Bewegung schaffte die Masse fort. Wie eine Person, die badet, nur das gleiche Volumen des Wassers, das sie einnimmt, verdr?ngen kann, bewegt man sich dort durch unf?hlbaren Antrieb.
Ebenso brauchten die K?rper, um sich zu vereinigen, sich nur zu streifen. Sie n?herten sich ohne Druck, alles war beinahe luftig. Die zartesten Empfindungen dauerten fort, ohne die Organe abzustumpfen. Man kann sich denken, dass diese Art zu sein, grossen Einfluss auf die moralische Kraft der Bewohner dieses planetarischen Bogens hatte. So war denn eines der Wunder, das Shackerley am meisten ?berraschte, die Vervollkommnungsf?higkeit der Lebewesen, die den seltsamen Ring bewohnten. Sie erfreuten sich sehr vieler Sinne, die uns unbekannt sind; die Natur hatte zu grosse Vorteile in das System all dieser grossen K?rper gelegt, als dass sie sich bei der Zusammensetzung derer, die sie bestimmt hatte, sich all dieser Schauspiele zu erfreuen, mit f?nf Sinnen h?tte zufrieden geben k?nnen.
Hier steigert sich Shackerleys Verwirrung ins Ungeheure. Er besass Kenntnisse genug, um die grossen Wirkungen dieser verschiedenen und schwebenden K?rper zu verstehen und zu schildern. Er scheiterte aber, als er die Lebewesen beschreiben wollte. So findet man denn in dem mozarabischen Manuskript nicht all die Klarheit, all die Einzelheiten, wie man sie sich in dieser Beziehung gew?nscht h?tte. Wenigstens haben die Abbandonati in Bologna, die Resvegliati in Genua, die Addormentati in Gubio, die Disingannati in Venedig, die Adagiati in Rimini, die Furfurati in Florenz, die Lunatici in Neapel, die Caliginosi in Ancona, die Insipidi in Perugia, die Melancholici in Rom, die Extravaganti in Candia, die Ebrii in Syracus und alle, die man um Rat befragt hat, darauf verzichtet, die ?bersetzung klarer wiederzugeben. Wahrlich, die b?rgerliche und religi?se Untersuchung wird sich vielleicht in etwas in solche Schwierigkeit hineinversetzen k?nnen.
Indessen muss man gerecht sein, nichts ist schwieriger zu erkl?ren, als ein Sinn, der uns fremd ist. Man hat Beispiele Blindgeborener, die mit Hilfe der Sinne, die ihnen blieben, Wunder in ihrer Blindheit verrichtet haben. Nun gut! Einer von ihnen, ein Chemiker und Musiker, der seinen Sohn Lesen lehrt, kann keine andere Erkl?rung f?r einen Spiegel wie folgende geben: >>er ist ein Gegenstand, durch den die Dinge ausserhalb ihrer selbst erhaben hervortreten k?nnen.<< Seht, wie abgeschmackt dennoch diese Definition ist, die die Philosophen, die sie ergr?ndet haben, sehr scharf und gar erstaunlich fanden. Ich kenne kein Beispiel, das geeigneter w?re, die Unm?glichkeit zu zeigen, Sinne, mit denen man nicht versehen ist, auszudr?cken; indessen stammen alle Gef?hle und moralischen Eigenschaften von den Sinnen ab, folglich k?nnte man sich bei dem, was es ?ber die Moral der Wesen einer von unserer so verschiedenen Art zu sagen g?be, nur auf Beobachtungen st?tzen, die sich auf sie beziehen.
Im ?brigen steht zu hoffen, dass die Gewohnheit, die uns unsere Reisenden und Geschichtsschreiber aufgezwungen haben, sie das, was nur von Sitten, Gesetzen und Gebr?uchen handelt, vernachl?ssigen und sogar g?nzlich ausser Acht lassen zu sehen, unsere Leser, Shackerley gegen?ber, nachsichtig machen wird, der immerhin den Freipass eines hohen Alters f?r sich hat, ohne welchen man vielleicht kein Wort von dem, was er gesagt, glauben w?rde. War er doch f?r seine Zeitgenossen -- und in vieler Hinsicht ist er es auch f?r uns -- in der Lage eines Mannes, der nur einen oder zwei Tage lang gesehen hat und sich in einem Volk von Blinden aufh?lt; er m?sste gewisslich schweigen oder man m?chte ihn f?r einen Narren halten, da er eine Menge geheimnisvolle Dinge verk?nden w?rde, die es in Wahrheit nur f?r das Volk w?ren; aber so viele Menschen sind >>Volk<< und so wenige Philosophen, dass man durchaus nicht sicher geht, nur f?r die zu handeln, zu denken und zu schreiben.
Shackerley hat indessen einige Beobachtungen gemacht, deren ungew?hnlichste hier folgen sollen:
Er bemerkte, dass das Ged?chtnis bei den Lebewesen des Saturns sich niemals tr?bte. Die Gedanken teilten sich bei ihnen ohne Worte und ohne Zeichen mit. Keine Sprache gabs, infolgedessen nichts Geschriebenes, nichts Ausgesagtes; wie viele Tore waren den L?gen und den Irrt?mern verschlossen! Die verschwenderischen, unz?hligen Kleinigkeiten, die uns entnerven, waren ihnen unbekannt. Sie hatten alle nur denkbare Bequemlichkeit, um ihre Gedanken zu ?bertragen, um ihrer Ausf?hrung eine erstaunliche Schnelligkeit zu geben, um alle Fortschritte ihrer Kenntnisse zu beschleunigen; es schien, dass bei dieser bevorzugten Art sich alles durch Instinkt und mit der Schnelligkeit des Blitzes vollzog.
Da das Ged?chtnis alles behielt, lebte die ?berlieferung mit unendlich viel gr?sserer Treue, Genauigkeit und Bestimmtheit fort als bei den verwickelten und unendlichen Mitteln, die wir anh?ufen, ohne irgendeine Art von Sicherheit erreichen zu k?nnen. Jeder K?rper hat seine Ausstr?mungen; die der Erde sind ganz nutzlos. Auf dem Ringe bilden sie eine stets auf betr?chtliche Entfernungen hin wirksame Atmosph?re; und diese Emanationen, von denen Shackerley nur einen Begriff geben konnte, indem er sie mit den Atomen verglich, die man mit Hilfe von Sonnenstrahlen, die in ein dunkles Zimmer eingef?hrt werden, unterscheidet, diese Emanationen, sage ich, antworteten auf all die Nervenb?schel des Gef?hls des Individuums. ?hnlich den Staubf?den der Pflanzen, den chemischen Verwandtschaften str?mten sie in die Emanationen eines anderen Individuums ?ber, wenn die Sympathie sich da begegnete; was, wie man sich leichtlich denken kann, die Sensationen, von denen wir uns nur ein sehr ungenaues Bild machen k?nnen, ins Unendliche vervielf?ltigte. Zum Beispiel geben sie die Wonnen zweier Liebenden wieder, ?hnlich denen des Alphaeus, der, um sich der Arethusa zu erfreuen, welche Diana eben in einen Quell verwandelt hatte, sich in einen Fluss verzauberte, um sich noch inniger mit seiner Geliebten zu vereinigen, indem er seine Wogen mit ihren vermischte.
Diese lebhafte und fast unendliche Koh?sion so vieler f?hlbarer Molek?le brachte notwendigerweise in diesen Wesen einen Lebensgeist hervor, den Shackerley durch ein mozarabisches Wort ausdr?ckt, das die Akademie der Innamorati mit dem Worte elektrisch ?bersetzt hat, obwohl die Ph?nomene der Elektrizit?t in diesen zur?ckliegenden Zeiten noch nicht bekannt waren.
Alles war in diesen Gegenden ohne Pflege im ?berfluss und derartig vorhanden, dass der Besitz dort ebenso nutzlos wie l?stig geworden w?re. Man f?hlt, dass, wo es keinen Besitz gibt, auch sehr wenige Ursachen zu Zwistigkeiten und Feindschaften vorliegen k?nnen, und dass die vollkommenste politische Gleichheit herrscht, vorausgesetzt, dass solche Wesen eines politischen Systems bed?rfen. Ich weiss nicht, was ihre Ruhe tr?ben k?nnte, da ihre Bed?rfnisse mehr im Vorbeugen als im Befriedigen liegen, wenn der Geschmack des Verlangens ihnen nicht abgeht und sie das Gift des ?berdrusses nicht zu f?rchten haben.
Auf dem Saturnringe ?bertragen sich die Kenntnisse durch die Luft auf sehr betr?chtliche Entfernungen hin, auf demselben Wege, auf dem sich das Sonnenlicht fortpflanzt, das bekanntlich in sieben Minuten zu uns kommt. Eine Einatmung, oder anders ein gem?ssigter Hauch gen?gt, um einen Gedanken mitzuteilen. Davon geht der bewunderungsw?rdige Wettstreit unter den unendlichen V?lkern aus, die dieses Verst?ndnisses und dieser auf dem ganzen Ringe allgemein verbreiteten Harmonie zufolge sich nur mit ihrer gemeinsamen Gl?ckseligkeit besch?ftigen, die niemals im Widerspruch mit der eines einzelnen Individuums gestanden hat.
Diese, besonders f?r die Menschheit so seltsamen Wesen erfreuten sich also eines ewigen Friedens und eines unwandelbaren Wohlbefindens. Die Geschicklichkeiten, die auf das Gl?ck und die Erhaltung der Art abzielten, waren so vervollkommnet, wie man sie sich nur denken und sich selber w?nschen kann, und man hatte dort nicht den geringsten Begriff von den verheerenden, durch den Krieg erzeugten Kunstgriffen. So hatten die Ringbewohner nicht die Wechsel von Vernunft und Wahnsinn durchzumachen, die unsere Gemeinschaften so verschwenderisch mit Gut und B?se vermischt haben. Die grossen Talente in der furchtbaren Wissenschaft, diese hervorzubringen, waren, weit entfernt davon, bei ihnen bewundert zu werden, dort nicht einmal bekannt. Die unfruchtbaren oder k?nstlichen Vergn?gungen herrschten dort ebensowenig wie der falsche Ehrbegriff, und ihr Instinkt hatte die gl?ckseligen Wesen m?helos gelehrt, was die traurige Erfahrung so vieler Jahrhunderte uns noch vergeblich anzeigt, ich will sagen, dass der wahre Ruhm eines intelligenten Wesens Kenntnisse sind und der Friede sein wahres Gl?ck ist.
Das ist alles, was eine rasche Lekt?re von Shackerleys Reise mir zu behalten erlaubte, den Habacuc am Ende seiner Fahrt bei den Haaren ergriff und in Arabien niedersetzte, wo er ihn aufgehoben hatte. Wenn das Auseinanderfalten und die ?bersetzung dieses kostbaren Manuskripts vollendet sein wird, will ich dem weisen Europa eine nicht minder authentische Ausgabe als die des heiligen Buches der Brahmanen vorlegen, die Herr Auquetil ganz gewiss von den Ufern des Ganges hergebracht hat, denn ich schmeichle mir, die mozarabische Sprache beinahe ebenso gut zu k?nnen, wie er den Zent oder den Pelhvi versteht.
Die Anelytroide
Ohne Widerspruch ist die Bibel eines der ?ltesten und seltsamsten B?cher, das es auf Erden gibt.
Die meisten Einw?nde, auf die sich Leute st?tzen, die nicht zu glauben verm?gen, dass Moses ein g?ttlicher Ausleger gewesen ist, scheinen mir sehr unzureichend. Nichts ist zum Beispiel mehr ins L?cherliche gezogen worden als das Sinnliche der heiligen B?cher, das einen tats?chlich als sehr mangelhaft anmutet. Aber man zieht den Zustand dieser Wissenschaft in den ersten Menschenaltern gar nicht in Erw?gung, f?r die das Buch ja schliesslich verst?ndlich sein musste. Das Sinnliche war damals das, was es noch heute sein w?rde, wenn der Mensch niemals die Natur erforscht h?tte. Er sah den Himmel f?r ein Azurgew?lbe an, auf welchem Sonne und Mond die wichtigsten Gestirne zu sein schienen; erstere brachte stets das Tageslicht, letzterer das der Nacht hervor. Man sah sie erscheinen oder sich auf einer Seite erheben und auf der anderen verschwinden oder untergehen, nachdem sie ihren Lauf vollendet und ihr Licht einen bestimmten Zeitabschnitt ?ber hatten leuchten lassen. Das Meer schien von derselben Farbe wie das Azurgew?lbe, und man glaubte, dass es den Himmel ber?hre, wenn man es von weitem betrachtete. Alle diesbez?glichen Gedanken des Volkes halten oder k?nnen sich nur an diese drei oder vier Eindr?cke halten; und wie fehlerhaft sie auch sein m?gen, man muss sich nach ihnen richten, um sich zu seinem Standpunkt herabzulassen.
Da das Meer sich in der Ferne mit dem Himmel zu vereinigen schien, musste man sich nat?rlich einbilden, dass es obere und untere Gew?sser g?be, deren eine den Himmel anf?llten, die anderen das Meer. Und um die oberen Gew?sser zu halten, gab es ein Firmament, will sagen, eine St?tze, eine starke und durchscheinende W?lbung, durch die man die azurnen oberen Gew?sser erblickte.
Hier ist nun, was der Text der Genesis sagt:
>>Es werde eine Feste zwischen den Wassern, und die sei ein Unterschied zwischen den Wassern. Da machte Gott die Feste, und schied das Wasser unter der Feste von dem Wasser ?ber der Feste. Und Gott nannte die Feste Himmel . . . Und alle unter der Feste versammelten Wasser nannte er Meer.<<
Klar ist, dass man auf diese Ideen beziehen muss:
Ebenso glaubt dies Volk, dass die Sterne, die wie N?gel in die W?lbung geheftet, viel kleiner als der Mond, unendlich viel kleiner als die Sonne seien. Es unterscheidet die Planeten von den Fixsternen nur durch den Namen: die umherschweifenden Sterne. Zweifelsohne werden aus diesem Grunde die Planeten in der ganzen Sch?pfungsgeschichte nicht erw?hnt. Alles dies ist in R?cksicht auf den gew?hnlichen Menschen dargestellt worden, bei dem es sich nicht darum handelt, ihm das wirkliche System der Natur zu erkl?ren, sondern f?r den die Belehrung dessen hinreichte, was er dem h?chsten Wesen schuldete, indem man ihm dessen Erzeugnisse als Wohltaten zeigte. All die erhabenen Wahrzeichen der Weltorganisation, wenn man so sagen kann, d?rfen nur mit der Zeit sichtbar werden, und das oberste Wesen sparte sie sich vielleicht als das sicherste Mittel auf, den Menschen an sich zu gemahnen, wenn sein Glaube, von Jahrhundert zu Jahrhundert sich vermindernd, kraftlos, schwankend und fast zunichte geworden w?re; wenn er entfernt von seinem Ursprung, ihn schliesslich vergessen w?rde, wenn er an das grosse Schauspiel des Weltalls gew?hnt, aufh?ren sollte, dadurch ger?hrt zu sein und wagen w?rde, den Sch?pfer nicht kennen zu wollen. Die grossen aufeinander folgenden Entdeckungen festigten und vergr?sserten den Gedanken an dies unendliche Wesen in dem Menschengeiste. Jeder Schritt, den man in der Natur tut, erzeugt diese Wirkung, indem er einen dem Sch?pfer n?her bringt. Eine neue Wahrheit wird ein grosses Wunder, ein gr?sseres Wunder zum h?heren Ruhme des hohen Wesens als alle, die man uns auff?hrt, weil die, selbst wenn man sie gelten l?sst, nur Glanzlichter sind, die Gott unmittelbar und selten aufsetzt. Statt wie bei den andern, bedient er sich des Menschen selbst, um die unbegreiflichen Wunder der Natur zu entdecken und kund zu tun, die in jedem Augenblick hervorgebracht, zu jeder Zeit und f?r alle Zeiten zu seiner Betrachtung aufgez?hlt, den Menschen unaufh?rlich, nicht allein durch das gegenw?rtige Schauspiel, sondern mehr noch durch die aufeinander folgenden Entwicklungen an seinen Sch?pfer gemahnen m?ssen.
Das ist's, was unsere unwissenden und d?nkelhaften Theologen uns lehren m?ssten. Die grosse Kunst besteht darin, immer die Kunde von der Natur mit der der Theologie zu vermischen, nicht darin, heilige Dinge und Vernunft, Glaubenstreue und Philosophie unaufh?rlich gegeneinander auszuspielen.
Eine der Quellen des Misskredits, in den die heiligen B?cher gerieten, sind die gewaltsamen Auslegungen, die unsere so hochfahrende, so abgeschmackte, mit unserem Elend so ?bereinstimmende Eigenliebe allen Stellen zu geben wusste, die wir uns nicht zu erkl?ren verm?gen. Von da sind die bildlichen Bedeutungen, die ungew?hnlichen und unschicklichen Gedanken, die abergl?ubischen ?bungen, die seltsamen Gebr?uche, die l?cherlichen oder ungereimten Entscheidungen, ausgegangen, in denen wir untergehen. All die menschlichen Narrheiten st?tzen sich auf Stellen, die den Auslegern Widerstand entgegensetzen, die sich abplagen, hartn?ckig sind und nichts wissen, wie wenn das h?chste Wesen dem Menschen nicht die Wahrheiten zu geben vermocht h?tte, die er nur in k?nftigen Jahrhunderten kennen lernen, wissen und ergr?nden sollte. In dem Augenblick, wo wir gelten lassen, dass die Bibel f?r den Weltkreis geschaffen worden ist, soll man erw?gen, dass man heute sehr viel mehr Dinge tut, die man -- vierzig Jahrhunderte sind inzwischen verstrichen -- damals nicht kannte, und dass man in vierhundert weiteren Jahren Geschehnisse kennen wird, die wir nicht wissen. Warum also vorgreifend urteilen wollen! Kenntnisse erwirbt man stufenweise fortschreitend, und sie erschliessen sich nur in unmerklichem Vorw?rtsgehen, welches die Umw?lzungen der Reiche und der Natur verz?gern oder beschleunigen. Nun heischt das Verst?ndnis der Bibel, die seit einer so grossen Zahl von Jahrhunderten vorhanden ist -- gibt es doch wenige Dinge von einem ebenso hohen Alter anzuf?hren -- vielleicht noch eine lange Periode von Anstrengungen und Nachforschungen.
Einer der Artikel der Genesis, die dem Menschenverstande ungew?hnlich zugesetzt hat, ist der Vers siebenundzwanzig des ersten Kapitels:
>>Und Gott schuf den Menschen ihm zum Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie einen Mann und ein Weib.<<
Es ist sehr klar, und es ist sehr augenscheinlich, dass Gott Adam als Zwitter geschaffen hat; denn nach dem folgenden Verse sagt er zu Adam:
>>Seid fruchtbar und mehret euch, und f?llet die Erde.<<
Dies wurde am sechsten Tage bewerkstelligt. Erst am siebenten Tage schuf Gott das Weib. Ungeheures tat Gott zwischen der Erschaffung des Mannes und der des Weibes. Er liess Adam alles kennen lernen, was er geschaffen hatte: Tiere, Pflanzen usw. Alle Tiere erschienen vor Adam.
>>Adam bemerkte sie alle; und der Name, den Adam jedem der Tiere gegeben hat, ist sein wirklicher Name.<<
>>Adam gab also einem jeglichen Vieh und Vogel unter dem Himmel und Tier auf dem Felde seinen Namen usw.<<
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