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Read Ebook: Erotika Biblion by Mirabeau Honor Gabriel De Riqueti Comte De Hansmann Paul Translator

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Ebook has 289 lines and 33243 words, and 6 pages

>>Adam gab also einem jeglichen Vieh und Vogel unter dem Himmel und Tier auf dem Felde seinen Namen usw.<<

Bis dahin ist das Weib noch nicht erschienen; es ist unerschaffen. Adam ist immer Zwitter. Er hat allein fruchtbar sein und sich vermehren k?nnen.

Es kann wirklich nur niederschmetternd wirken, dass beinahe alle unsere Theologen, alle unsere Mucker den grossen, den heiligen Namen Gottes missbrauchen; jedesmal ist man verletzt, dass der Mensch ihn herabw?rdigt, dass er die Idee des ersten Wesens sch?ndet, indem er ihr die des Hirngespinsts seiner Meinungen unterschiebt. Je tiefer man in den Busen der Natur eindringt, desto h?her ehrt man ihren Sch?pfer.

Eine blinde Ehrfurcht aber ist Aberglaube; einzig eine aufgekl?rte Ehrfurcht geb?hrt der wahren Religion. Um in lauterer Weise die ersten Taten zu verstehen, die uns der g?ttliche Interpret hat zuteil werden lassen, muss man, wie es der beredte Buffon tut, mit Sorgfalt die Strahlen auffangen, die von dem himmlischen Lichte ausgegangen sind. Anstatt die Wahrheit zu verdunkeln, kann ihr das nur einen neuen Grad von Glanz hinzuf?gen.

Worauf kann man, wenn man dies voraussetzt, aus den sechs Tagen, die Moses so genau bezeichnet, indem er sie einen nach dem anderen z?hlt, schliessen, wenn nicht auf sechs Zeitspannen, sechs dauernde Zwischenr?ume? Diese mangels anderer Ausdr?cke durch den Namen Tag angezeigten Zeitspannen k?nnen nicht mit unseren wirklichen Tagen in Verbindung gebracht werden, da drei dieser Tage nacheinander verstrichen sind, bevor die Sonne erschaffen worden ist. Diese Tage waren demnach unseren nicht ?hnlich, und Moses zeigt das klar an, indem er sie von Abend bis Morgen rechnet, w?hrend man die Sonnentage von Morgen bis Abend rechnet und rechnen muss. Diese sechs Tage waren also weder den unsrigen ?hnlich, noch untereinander gleich, sie waren der Arbeit angemessen. Es waren demnach nur sechs Zeitspannen. Wenn also Adam den sechsten Tag als Zwitter erschaffen und das Weib erst am Ende des siebenten hervorgebracht worden ist, so hat Adam all die Zeit ?ber, die es Gott gefallen hat, zwischen diese beiden Zeitpunkte zu legen, in sich selber und durch sich selber erzeugen k?nnen.

Dieser Zustand der Androgeneit?t ist weder den Philosophen des Heidentums und seinen Mythologien, noch den Rabbinern unbekannt gewesen. Die einen haben behauptet, Adam sei auf der einen Seite als Mann, auf der anderen als Weib erschaffen worden, aus zwei K?rpern zusammengesetzt, die Gott nur zu trennen hatte. Die anderen, wie Plato, haben ihm eine runde Figur von ungew?hnlicher Kraft gegeben; so wollte denn auch das Geschlecht, das von ihm ausging, den G?ttern den Krieg erkl?ren. -- Jupiter in seinem Zorn wollte es vernichten. -- Gab sich aber damit zufrieden, den Menschen zu schw?chen, indem er ihn spaltete, und Apollo dehnte die Haut aus, die er am Nabel zusammenband. Davon geht die Neigung aus, die ein Geschlecht nach dem anderen hinzieht, dank dem sehns?chtigen Wunsche sich zu vereinigen, den beide H?lften versp?ren, und die menschliche Unbest?ndigkeit infolge der Schwierigkeit, die jede H?lfte empfindet, seinem ihm entsprechenden Teile zu begegnen. Erscheint uns ein Weib liebensw?rdig, so halten wir es f?r die H?lfte, mit der wir erst ein Ganzes ausmachen. Der Herr sagt uns: die da, die ist's; bei der Pr?fung aber, wehe, ist sie's zu oft nicht.

Zweifelsohne behaupten auf Grund einiger dieser Ideen die Basilitier und die Carpocratier, dass wir in dem Zustande der unschuldigen Natur so wie Adam im Augenblicke der Sch?pfung geboren werden und infolgedessen seine Bl?sse nachahmen m?ssen. Sie verabscheuen die Ehe, behaupten, die eheliche Vereinigung w?rde ohne die S?nde niemals auf Erden stattgefunden haben, halten den gemeinsamen Genuss des Weibes f?r ein Vorrecht ihrer Wiedereinsetzung in die urspr?ngliche Unschuld, und setzen ihre Dogmen in einem k?stlichen, unterirdischen Tempel in die Tat um, der durch ?fen erw?rmt ist, und den sie, M?nner und Weiber, ganz nackt betreten. Da war ihnen alles bis zu Vereinigungen erlaubt, die wir Ehebruch und Blutschande nennen, sobald der ?lteste oder das Haupt ihrer Gemeinde die Worte der Genesis: >>seid fruchtbar und vermehret euch<< ausgesprochen hatte.

Tranchelin erneuerte diese Sekte im zw?lften Jahrhundert; er predigte offen, Hurerei und Ehebruch w?ren verdienstvolle Handlungen; und die ber?hmtesten dieser Sektierer wurden in Savoyen die Turlupins genannt. Mehrere Gelehrte leiten den Ursprung dieser Sekten von Muacha her, der Mutter Afas, des K?nigs von Juda, der Hohenpriesterin des Priapus: wie man sieht, heisst das zu weit zur?ckgreifen.

Diese doppelte Kraft Adams scheint noch in der Fabel vom Narziss angedeutet zu sein, der, von Liebe zu sich selber trunken, sich seines Bildes erfreuen will und schliesslich einschlummert, da er bei dem Werke scheitert.

Alle diese Zweifel, alle diese Untersuchungen ?ber Gen?sse, die unserer wirklichen Natur zuwiderlaufen, haben zu einer grossen Frage Veranlassung gegeben, zu wissen: an imperforata mulier possit concipere? >>ob ein verschlossenes M?dchen heiraten kann?<<

Man kann sich denken, dass gelehrte Jesuiten, wie die Patres Cucufa und Tournemine, dieser Frage auf den Grund gegangen, und dass sie f?r die Bejahung gewesen sind. >>Gottes Werk,<< sagen sie, >>kann auf keinen Fall in einer Weise vorhanden sein, die jenseits der Grenzen der Natur steht; ein scheinbar der Vulva beraubtes M?dchen muss also im Anus Mittel und Wege finden, um dem Triebe der Fortpflanzung, der ersten und unzertrennlichsten der Funktionen unserer Existenz, genug zu tun.<<

Tats?chlich hat Herr Louis, st?ndiger Sekret?r der chirurgischen Akademie, im Jahre 1755 die Frage ?ber die Verschlossenen behandelt; er hat bewiesen, dass die Anelytroiden empfangen k?nnten, und die in seiner mit Vorrecht gedruckten These angef?hrten F?lle beweisen es. Trotz dieser Urkundlichkeit unterliess es das Parlament nicht, die These des Herrn Louis als gegen die guten Sitten verstossend anzugreifen. Der grosse und nicht minder scharfsinnige und boshafte Chirurg musste seine Zuflucht zur Sorbonne nehmen; und bewies dann leichtlich, dass das Parlament eine Frage beurteile, die seine Zust?ndigkeit ebensowenig angehe wie die Beurteilung eines Brechmittels. Und auf diese Erkl?rung hin gab das Parlament keinerlei Antwort.

Aus all diesem ergibt sich eine f?r die Fortpflanzung der menschlichen Art sehr wichtige und nicht weniger eigent?mliche Wahrheit f?r den grossen Haufen der Leser: dass n?mlich viele junge unfruchtbare Frauen darauf angewiesen sind und sogar nach bestem Wissen und Gewissen beide Wege versuchen d?rfen, bis sie sich der wahren Strasse, die der Sch?pfer in sie hineingef?hrt hat, vergewissert haben.

Die Ischa

Marie Sch?rmann hat das Problem bearbeitet: Eignet sich das Literaturstudium f?r das Weib?

Die Sch?rmann beantwortet es mit einem Ja, will, dass das Weib keine Wissenschaft, selbst die Theologie nicht, ausschliesst, und fordert, dass das sch?ne Geschlecht sich der universellen Wissenschaft widmen m?sse, weil das Studium eine Gelehrsamkeit verleihe, welche man nicht durch die gef?hrliche Hilfe der Erfahrung erwerben k?nne, und selbst wenn dabei etwas Unber?hrtheit verloren gehe, w?rde es recht sein, ?ber gewisse Zur?ckhaltungen hinwegzukommen zugunsten dieser fr?hreifen Klugheit, die ausserdem von dem Studium befruchtet w?rde, dessen ?berlegungen lasterhafte Gedanken abschw?chten und ablehnten und die Gefahr der Gelegenheiten verringerte.

Die Frauenerziehung ist bei allen V?lkern, selbst bei denen, die f?r die gebildeten durchgehen, so vernachl?ssigt worden, dass es sehr erstaunlich ist, wenn man trotzdem ihrer eine so grosse Zahl, die durch ihre Gelehrsamkeit und ihre Werke ber?hmt sind, kennt. Seit Boccaccios Buche von den ber?hmten Frauen bis zu den dicken Quartw?lzern des M?nchs Hilerion Coste, haben wir eine grosse Zahl Namenregister von dieser Art; und Wolf hat uns einen Katalog der ber?hmten Frauen geschenkt, im Anhange der Fragmente hervorragender Griechinnen, die in Prosa geschrieben haben. Juden, Griechen, R?mer und alle V?lker des modernen Europas haben ber?hmte Frauen gehabt.

Es ist daher erstaunlich, dass bei der angeblichen ?bereinstimmung der Vortrefflichkeit des Mannes und des Weibes verschiedene Vorurteile der Vervollkommnungsf?higkeit der Frauen gegen?ber entstanden sind. Je mehr man diese so ungew?hnliche Sache erforscht, desto klarer wird es einem, dass sie sich haupts?chlich auf das Recht des St?rkeren, den Einfluss der politischen Systeme und besonders auf den der Religionen st?tzt, denn das Christentum ist die einzige, die dem Weibe in genauer und klarer Weise alle Rechte der Gleichheit einr?umt.

Ich habe keine Lust, die Er?rterungen wieder aufzunehmen, die Pozzo in seinem Werke >>Das Weib besser als der Mann<< wenig galant >>Paradoxe<< genannt hat. Doch ist es so nat?rlich, dass man, wenn man den Wert dieser Himmelsgabe, die man die Sch?nheit nennt, ?berlegt, sich dieses lebhafte und r?hrende Bild so tief einpr?gt, dass man bald begeistert wird; und wenn man dann die heiligen B?cher liest, ist man nicht weiter erstaunt, dass das Weib die Erg?nzung der Werke Gottes ist, welches er erst nach allem, was da ist, erschaffen hat, wie wenn er h?tte anzeigen wollen, dass er sein erhabenes Werk durch das Meisterwerk der Sch?pfung beschliesse. Von diesem vielleicht religi?seren als philosophischen Gesichtspunkt aus will ich das Weib betrachten.

Nicht in Hitze ist das Weltall erschaffen worden. Es ist in mehreren Malen geschehen, damit seine wunderbare Gesamtheit bewiese, dass, wenn der alleinige Wille des h?chsten Wesens Vorbild ist, er der Herr des Stoffs, der Zeit, des Handelns und der Untersuchung war. Der ewige Geometer handelt ohne Notwendigkeit wie ohne Bed?rfnis; er ist niemals weder beengt noch behindert gewesen. Man sieht, wie er w?hrend der sechs Zeitspannen der Sch?pfung die Materie ohne M?he, ohne Anstrengung formt, gestaltet, bewegt, und wenn eine Sache von der anderen abh?ngt, wenn zum Beispiel das Entstehen und Gedeihen der Pflanzen von der Sonnenw?rme abh?ngt, es nur geschieht, um den Zusammenhang aller Teile des Weltalls anzuzeigen und seine Weisheit durch diese wunderbare Verkettung zu enth?llen.

Alles jedoch, was die Bibel von der Sch?pfung des Weltalls k?ndet, ist nichts im Vergleich mit dem, was sie ?ber die Erschaffung des ersten vernunftbegabten Wesens sagt. Bis dahin ist alles auf Befehl geschehen; als es sich aber darum handelte, den Menschen zu schaffen, wechselt das System und die Sprache mit ihm. Da gibt's nicht mehr das gebieterische und pl?tzliche, da ert?nt ein abgewogenes und s?sseres, obwohl nicht minder kr?ftiges Wort. Gott h?lt mit sich selbst Rat, wie um sehen zu lassen, dass er ein Werk hervorbringen will, welches alles ?berbieten soll, was er bis dahin ins Leben erweckt hat. >>Lasst uns den Menschen machen<<, sagt er. Es ist klar, dass Gott mit sich selbst spricht. Es ist ein Unerh?rtes in der ganzen Bibel, kein anderer wie Gott hat von sich selber in der Mehrheit gesprochen: >>Lasst uns machen.<< In der ganzen Schrift spricht Gott nur zwei- oder dreimal so, und diese aussergew?hnliche Sprache hebt nur an sich kundzutun, als es sich um den Menschen handelt.

Nach dieser Erschaffung verstreicht eine betr?chtliche Zeit, bevor das neue doppelgeschlechtliche Wesen den Lebensodem empf?ngt; erst in der siebenten Zeitspanne geschieht's. Adam hat lange in dem Zustande lauterer Natur existiert und besass nur den Instinkt der Tiere. Als aber der Atem ihm eingefl?sst worden war, sah sich Adam als den K?nig der Erde, er machte sich seine Vernunft zunutze >>und er gab allen Dingen einen Namen<<.

Es sind also zwei verschiedene Sch?pfungen; die des Menschen, die seines Geistes; und einzig hier erscheint das Weib. Sie ist nicht aus dem Nichts erschaffen, wie alles, was vorhergeht; sie entsteht aus dem Vollkommensten, was vorhanden ist. Es blieb nichts mehr zu schaffen. Gott zog aus Adam die h?chste Reinheit seines Wesens heraus, um die Welt mit dem vollkommensten Wesen zu versch?nen, das noch erschienen ist, mit dem er das g?ttliche Werk der Sch?pfung vervollst?ndigte.

Das Wort, dessen sich der hebr?ische Gesetzgeber bedient, um dies Wesen zu bezeichnen, erscheint noch einmal in virago wieder, das sich im Franz?sischen nicht ?bersetzen l?sst, das das Wort Frau nicht wiedergibt, und das sich nur durch die Idee der m?nnlichen F?higkeit empfinden l?sst. Denn vir heisst Mann, und ago ich handle. Fr?her sagte man vira und nicht virago. Die Septuaginta aber erkl?rt, dass sich der Sinn des Hebr?ischen durch das Wort vira nicht wiedergeben liesse, sie hat ago hinzugef?gt.

Es erstaunt mich daher nicht, dass die Sch?rmann die Beschaffenheit des sch?nen Geschlechts so sehr herausstreicht und sich gegen die Sekten entr?stet, die es herabsetzen. Das Gleichnis, dessen sich die Schrift bedient, indem sie das Weib aus Adams Rippe formt, will nichts anderes dartun, als dass dies neue Gesch?pf nur eins sein soll mit der Person seines Gatten, dessen Seele und Alles sie ist. Nur die Tyrannei des st?rkeren Geschlechts hat die Gleichheitsbegriffe ver?ndern k?nnen.

Im Heidentume wurden diese Begriffe durchaus unterschieden, da die Alten beide Geschlechter mit der Gottheit verbanden: das ist ohne R?cksicht auf das ganze System in der Mythologie genau dargetan worden. Wenn die Heiden den Menschen vom Augenblicke seiner Geburt an unter den Schutz der Macht, des Gl?ckes, der Liebe und Notwendigkeit stellten, denn das wollen Dynamis, Tyche, Eros und Ananke besagen, so war das wahrscheinlich nur eine sinnreiche Allegorie, um unsere Stellung zu erkl?ren, denn wir verbringen unser Leben mit Befehlen, Gehorchen, mit W?nschen und mit Nachstreben. In anderem Falle h?tte es bedeutet, den Menschen recht ausschweifenden F?hrern anzuvertrauen, denn die Macht ist die Mutter der Ungerechtigkeiten, das Gl?ck die der Launen; die Notwendigkeit bringt Freveltaten hervor und die Liebe steht selten in ?bereinstimmung mit der Vernunft.

Wie verh?llt auch die Dogmen des Heidentums sein m?gen, keine Zweifel bestehen ?ber die Wirklichkeit des Kults der Hauptgottheiten; und der der Juno, der Frau und Schwester des G?tterobersten, war einer der allgemeinsten und gesch?tztesten. Das Epitheton Weib und Schwester zeigt ihre Allmacht zur Gen?ge: wer die Gesetze gibt, kann sie ?bertreten. Das ber?hmte und nicht minder bequeme geheime Mittel, seine Jungfernschaft wiederzugewinnen, indem man sich in der Quelle Canathus auf dem Peloponnes badete, war einer der schlagendsten Beweise von dieser Macht, die alles bei den G?ttern wie bei den Menschen rechtfertigt. Das Bild von der Rachsucht der Juno, unaufh?rlich auf den Theatern dargestellt, verbreitete den Schrecken, den diese furchtbare G?ttin einfl?sste. Europa, Asien, Afrika, zivilisierte wie barbarische V?lker verehrten und f?rchteten sie um die Wette. Man sah in ihr eine ehrs?chtige, stolze, eifers?chtige K?nigin, welche die Weltherrschaft mit ihrem Gatten teilte, all seinen Beratungen beiwohnend und von ihm selber gef?rchtet.

Eine so allgemeine dem?tige Verehrung, die zweifelsohne nichts mit der sehr viel schmeichelhafteren zu tun hat, die man der Sch?nheit darbrachte, die geschaffen war, zu verf?hren und nicht zu erschrecken, beweist zum wenigsten, dass in den Gedanken der ersten Menschen der Weltenthron von beiden Geschlechtern geteilt wurde. Ein ber?hmter Schriftsteller des verflossenen Jahrhunderts ist noch weiter gegangen; es hat ihm keine Schwierigkeit bereitet zu sagen, dieser Vorrang der Juno vor den anderen G?ttern war die wirkliche Macht, aus der die ?berm?ssige Verehrung der heiligen Jungfrau hervorging, auf die die Christen verfallen sind. Erasmus selber hat behauptet, dass der Brauch, die Jungfrau nach Predigtbeginn auf der Kanzel zu gr?ssen, von den Alten herr?hre. Gew?hnlich suchen die Menschen mit den geistigen Ideen des Kults sinnliche Ideen zu verbinden, die sie r?hren und bald hernach erstere unterdr?cken. Sie beziehen, und sind wohl gezwungen, alles auf ihre Ideen zu beziehen. Nun wissen sie, dass man aus der Niedrigkeit wie aus dem Wohlwollen der K?nige nichts anderes gewinnt, als was deren Minister beschlossen haben; sie halten Gott f?r gut, aber hinhaltend und bilden sich nach den irdischen H?fen den Himmelshof. Danach ist der Kult der Jungfrau leichter zu fassen f?r den Menschenverstand als der des Allm?chtigen, der ebenso unerkl?rlich wie unfassbar ist.

Sobald das Volk von Ephesus erfahren hatte, dass die V?ter des Konzils entschieden h?tten, dass man die Jungfrau die Heilige nennen durfte, gerieten sie vor Freude ausser sich. Seitdem hat man der Mutter Gottes einzige Verehrungen gezollt; alle Almosen fliessen ihr zu, und Jesus Christus bekommt keine Opfergaben mehr. Diese Inbrunst hat niemals v?llig aufgeh?rt. Es gibt in Frankreich dreiunddreissig Kathedralen und drei erzbisch?fliche Kirchen, die der Jungfrau geweiht sind. Ludwig der Dreizehnte weihte ihr seine Person, seine Familie und sein K?nigreich. Bei der Geburt Ludwigs des Vierzehnten sandte er das Gewicht des Kindes in Gold an Unsere Frau von Loretto, die, wie man ohne gottlos zu sein, glauben darf, sich sehr wenig in Anna von ?sterreichs Schwangerschaft hineingemischt hat.

Noch ungew?hnlicher als all das ist, dass man im zweiten Jahrhundert der Kirche dem heiligen Geiste weibliches Geschlecht gegeben hat. Tats?chlich ist ruats tuach, was auf Hebr?isch Geist heisst, weiblichen Geschlechts, und die, welche dieser Meinung waren, nannten sich Eliesaiten.

Ohne dieser unrichtigen Meinung irgendwelchen Wert beizumessen, muss ich bemerken, dass die Juden keine Begriffe von dem Mysterium der Dreieinigkeit gehabt haben. Selbst die Apostel sind von dem Dogma der Einheit Gottes ohne Ab?nderungen fest ?berzeugt gewesen; nur in den letzten Augenblicken hat Jesus Christus dies Mysterium offenbart. Wenn nun Gott eine der drei Personen der Dreieinigkeit auf die Erde schicken wollte, konnte er sie senden, ohne sie in Fleisch und Blut zu verwandeln; er konnte die Person des Vaters oder des heiligen Geistes wie des Sohnes senden; er konnte sie in einem Manne wie in einem Weibe Mensch werden lassen. Die g?ttliche Wahl traf eine Art Aufmerksamkeit oder Vorzug f?r das Weib. Jesus Christus hat eine Mutter gehabt, er hat keinen Vater gehabt. Die erste Person, mit welcher er sprach, war die Samaritanerin, die erste, der er sich nach seiner Wiederauferstehung zeigte, war Maria Magdalena usw. Kurz, der Heiland hat stets eine f?r ihr Geschlecht sehr ehrenvolle Vorliebe f?r die Frauen gehabt.

Eine wahrhaft schmeichelhafte Huldigung aber f?r ihn, eine wahrhaft segensreiche Erfindung f?r die menschliche Gesellschaft w?rde es sein, wenn man die geeigneten Mittel f?nde, der Sch?nheit den Lohn der Tugend zu verleihen, sie selber dazu anzufeuern, auf dass alle Menschen angespornt w?rden, ihren Br?dern Gutes zu tun, sowohl durch die Freuden der Seele, als auch durch die der Sinne, damit alle F?higkeiten, mit denen das h?chste Wesen unsere Art begabt hat, wetteiferten, uns gerechte und wohlt?tige Gesetze lieben zu lassen. Unm?glich ist es nicht, dies vom Patriotismus, der Weisheit und der Vernunft so lebhaft ersehnte Ziel eines Tages zu erreichen; aber, ach Gott, wie weit sind wir noch davon entfernt!

Die Tropoide

Die Verderbnis der Sitten, die Bestechlichkeit des menschlichen Herzens, die Verirrungen des Menschengeistes sind von unseren Sittenrichtern derartig abgedroschene Gegenst?nde der Behandlung, dass man meinen sollte, das augenblickliche Jahrhundert sei ein Greuel der Verw?stung, denn die franz?sische Sprache besitzt keinen noch so kr?ftigen Ausdruck, dessen sich N?rgler nicht bedienten. Wenn man indessen einen fl?chtigen Blick auf die vergangenen Jahrhunderte tun will, auf eben die, welche man uns als Beispiele anpreist, so wird man, daran zweifle ich nicht, viel Beklagenswertes finden. Unsere Auff?hrung und unsere Sitten zum Beispiel taugen mehr als die des Volkes Gottes. Ich weiss nicht, was unsere Salbaderer sagen w?rden, wenn sie unter uns eine so schmutzige Verderbtheit s?hen, wie die, welche mit dem sch?nen Jahrhundert der Patriarchen in Einklang steht.

Ich sage nichts darwider, dass Moses Gesetze weise, billig, wohlt?tig gewesen seien, aber diese an der Stiftsh?tte angebrachten Gesetze, deren Zweck es anscheinend gewesen ist, den Bund der Hebr?er unter sich durch den Bund der Menschen mit Gott zu verkn?pfen, beweisen unwiderleglich, dass dies auserw?hlte, geliebte und bevorzugte Volk sehr viel bresthafter als jedes andere gewesen ist, wie wir in der Folge dieses Aufsatzes beweisen wollen.

Man denkt nicht genug daran, dass alles relativ ist. Keine Gr?ndung kann gem?ss dem Geiste ihrer Einrichtung gef?hrt werden, wenn er nicht nach dem Gesetz der Schuldigkeit gelenkt wird, das nichts anderes wie das Gef?hl dieser Schuldigkeit ist. Die wirkliche Kraft der Autorit?t ruht in der Meinung und im Herzen des Untertanen, woraus folgt, dass f?r die Handhabung der Herrschaft nichts die Sitten erg?nzen kann: es gibt nur gute Leute, die die Gesetze handhaben k?nnen, aber es gibt nur ehrliche Leute, die ihnen wahrhaft zu gehorchen wissen. Denn ausser, dass es sehr leicht ist, ihnen auszuweichen, ausser dass die, deren einziges Gewissen sie bilden, der Tugend und selbst der Billigkeit recht fernstehen, weiss der, der Gewissensbissen trotzt, auch den Strafen Trotz zu bieten, die eine sehr viel weniger lange Z?chtigung als erstere sind, denen zu entgehen man ja auch immer hoffen kann. Wenn aber die Hoffnung auf Straflosigkeit zur Anfeuerung zu Gesetzes?bertretungen gen?gt, oder wenn man zufrieden ist, wofern man es nur ?bertreten hat, ist das Hauptinteresse nicht mehr pers?nlich und alle einzelnen Interessen vereinigen sich gegen es: dann haben die Leiter unendlich viel mehr Macht, die Gesetze zu schw?chen, als die Gesetze, die Laster zu unterdr?cken. Und es endigt damit, dass man dem Gesetzgeber nur noch scheinbar gehorcht. Zu dem Zeitpunkte sind die besten Gesetze die unseligsten, da sie nicht mehr vorhanden sind, sie w?rden eine Zuflucht sein, wenn man sie noch befolgte. Ein schwacher Schutz indessen! Denn die vermehrten Gesetze sind die verachteteren, und neue Aufseher werden ebenso viele neue ?bertreter.

Der Einfluss der Gesetze steht daher stets im Verh?ltnis zu dem der Sitten, das ist eine bekannte und unwiderlegbare Wahrheit, das Wort Sitten aber ist recht unbegrenzt und verlangt nach einer Erkl?rung.

Sitten sind und m?ssen in der einen Gegend ganz anders als in der anderen, und bezugnehmend auf den Nationalgeist und die Natur der Herrschaft sein. Der Charakter der Verweser hat auch grossen Einfluss auf sie, und auf all diese Beziehungen R?cksicht nehmend, muss man sie betrachten. Wenn der Preis der Tugend zum Beispiel dem Raube zuerkannt wird, wenn gemeine Menschen wohlangesehen sind, die W?rde unter die F?sse getreten, die Macht von ihren Austeilern herabgesetzt, die Ehren entehrt, wird die Pest sicherlich alle Tage zunehmen, das Volk seufzend schreien: >>Meine Leiden r?hren nur von denen her, die ich bezahle, um mich davor zu bewahren!<< und zu seiner Bet?ubung wird man sich in die Verderbnis st?rzen, die man ?berall ans Licht zerren wird, um das Gemurmel zu ?bert?nen.

Wenn dagegen die Verwahrer des Ansehens den dunklen Kunstgriff der Verderbtheit verschm?hen und einen Erfolg nur von ihren Bem?hungen erwarten und die ?ffentliche Gunst nur von ihren Erfolgen, dann werden die Sitten gut sein und einen Ersatz f?r das Genie des Oberhaupt es bilden; denn je mehr Spannkraft die ?ffentliche Meinung hat, desto weniger bedarf es der Talente. Selbst Ruhmsucht wird mehr durch Pflicht als durch widerrechtliche Besitznahme gef?rdert, und das Volk, ?berzeugt, dass seine Oberen nur f?r sein Gl?ck wirken, entsch?digt sie durch seinen Eifer, f?r die Befestigung der Macht zu arbeiten.

Ich habe gesagt, die Sitten m?ssten im Verh?ltnis zur Natur der Regierung stehen; von diesem Gesichtspunkt aus muss man sie also auch beurteilen. Tats?chlich muss in einer Republik, die nur durch Sparsamkeit bestehen kann, Einfachheit, Gen?gsamkeit, Nachsicht, der Geist der Ordnung, des Eigennutzes, selbst des Geizes die Oberhand haben, und der Staat muss in F?hrnis geraten, wenn der Luxus die Sitten verfeinern und verderben wird.

In einer begrenzten Monarchie dagegen wird die Freiheit f?r ein so grosses und f?r ein stets so bedrohtes Gut angesehen werden, dass jeder Krieg, jede zu ihrer Erhaltung, zur Verbreitung oder Verteidigung des Nationalruhmes unternommene Handlung nur wenige Widersprecher finden wird. Das Volk wird stolz, edelm?tig, hartn?ckig sein, und Ausschweifung und die z?gelloseste ?ppigkeit werden die Allgemeinheit nicht entnerven.

In einer ganz absoluten Monarchie w?rde der strengste und vollkommenste Despotismus herrschen, wenn das sch?ne Geschlecht dort nicht den Ton ang?be. Galanterie, Gefallen an allen Freuden, allen Frivolit?ten ist ganz nat?rlich und ohne Gefahr Nationaleigenschaft, und vage Redereien ?ber diese moralischen Unvollkommenheiten sind sinnlos.

Unter solcher Voraussetzung wollen wir im Fluge pr?fen, ob unsere Sitten und einige unserer Gebr?uche, nach einem Vergleiche mit denen mehrerer ber?hmter V?lker, noch als so abscheulich erscheinen m?ssen.

Auf den ersten Blick in den Levitikus sieht man, bis zu welchem Masse das j?dische Volk verderbt gewesen ist. Bekanntlich stammt das Wort Levitikus von Levi ab, welches der Name eines von den ?brigen getrennten Stammes war, da er haupts?chlich sich dem Kult widmete. Von ihm kommen die Leviten oder Priester und das heutige Kleidungsst?ck her, welches diesen Namen tr?gt, ohne ein sehr authentisches Denkmal unserer Ehrerbietung zu sein. Moses behandelt in diesem Buche die Weihen, die Opfer, die Unreinheit des Volkes, den Kult, die Gel?bde usw.

Ich will im Vor?bergehen bemerken, dass die Form der Weihen bei den Hebr?ern sonderbar war. Moses machte seinen Bruder Aaron zum Hohenpriester. Dazu entkehlte er einen Widder, tauchte seinen Finger in das Blut und fuhr mit ihm ?ber Aarons rechte Ohrmuschel und ?ber seinen rechten Daumen.

Wenn man heutigentags den Kardinal Rohan, den Bischof von Senlis in der Kapelle weihen und ihn mit dem Finger ganz warmes Blut auf das Ohrl?ppchen streichen sieht, kann man nicht mehr umhin, sich die Grav?re des Abb? Dubois zur Zeit der Regentschaft ins Ged?chtnis zur?ckzurufen, man sieht ihn zu F?ssen eines M?dchens knien, die von dem unreinen Ausfluss nimmt, der die Weiber alle Monate qu?lt, um ihm damit die Priesterm?tze rot anzustreichen und ihn zum Kardinal zu machen.

Das ganze f?nfzehnte Kapitel des Levitikus handelt von nichts anderem wie der Gonorrhoe, unter der die Hebr?er sehr zu leiden hatten. Gonorrhoe und Lepra waren ihre minder unangenehmen Unreinheiten; und sie hatten ihrer wirklich mehr als genug, als dass sie sich noch so viele zu erdenken gebraucht h?tten. Ein Weib war zum Beispiel unreiner, wenn sie ein M?dchen zur Welt gebracht hatte als einen Jungen. Das ist eine ebensowenig vern?nftige wie seltsame Eigent?mlichkeit.

Die Hebr?er trieben mit D?monen unter Ziegengestalt Hurerei; diese ungehobelten D?monen machten da von einer elenden Verwandlung Gebrauch.

Ein Sohn lag bei seiner Mutter und leistete seinem Vater Beistand; wir befinden uns noch nicht auf dieser Stufe der Sohnesliebe. Ein Bruder sah ohne Gewissensbisse seine Schwester in der tiefsten Vertraulichkeit.

Ein Grossvater wohnte seiner Enkeltochter bei; das war nicht sehr anakreontisch.

Man schlief bei seiner Tante, bei seiner Schwieger, seiner Stiefschwester, was da nur kleine S?nden waren; endlich erfreute man sich seiner eigenen Tochter.

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