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Read Ebook: Poems by Manning Frederic

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Ebook has 219 lines and 17959 words, and 5 pages

Was dies ?brigens f?r eine Wohnung ist. Drei Zimmer und K?che. Drei graue Schachteln mit L?chern, die man Fenster nennt. ?ber die langweiligen gelben Gardinen habe ich ein Paar alte Priestergew?nder aus Tokio geh?ngt. Sie sind aus Seide und ich mag es gern, wenn Licht durch Seide f?llt. Es f?hlt sich dann ganz anders an.

?berhaupt habe ich heute den gr?ssten Teil des Tages damit zugebracht, das Zimmer umzur?umen. Ich konnte schon in der letzten Nacht nicht schlafen und hatte immer das Gef?hl, es sei jemand im Zimmer. Der Schrank, das Bett, der Spiegel, die St?hle, alles tat noch den Willen des Menschen, der hier vor drei oder vier Tagen ausgezogen sein muss.

Ich kann noch ganz deutlich sehen wie er zum Beispiel da hinter dem Tisch auf dem roten Pl?schsofa gesessen hat. So -- die Hand so ans Kinn gest?tzt und guckt da hinaus nach dem Schornstein auf dem gegen?berliegenden Dach. Und immer rauchend. Mittelsorte. Es muss ein Kunstschriftsteller oder Theaterkritiker gewesen sein; ein ganz gew?hnlicher, oberfl?chlicher und uninteressanter Mensch. Aber trotzdem eine >>anerkannte Feder<< und ein >>gem?tvoller Plauderer<<. Auf alle F?lle ein Mensch, der sich zum Platzen ernst nimmt. >>Wie schrieb ich doch damals, als Ibsen mich besuchte . . .<<

Ja, weiss Gott, man konnte es an den M?beln sehen, wie langweilig und b?rgerlich und ernst dieser Mensch war. Ich musste ja die ganze Bude auf den Kopf stellen, um den Geist dieser >>anerkannten Feder<< los zu werden. Ja, ausser dem alten eisernen Ofen in der Ecke und dem Bild dahinter -- ?brigens ein eigent?mliches Frauenportr?t --, ist auch kein Ding mehr an derselben Stelle geblieben.

Frau Witwe Labrouquet wird Augen machen!

Augen, wie die geschiedene Blissot an dem Tage, als es herauskam, dass es mit dem Sparkassenbuch von 2500 Frank, im Vertrauen, auf welches Herr Labrouquet ihr die Hand vor dem Altar gereicht hatte, nichts war.

Der arme Herr Labrouquet!

M?nner k?nnen ja viel d?mmere Gesichter machen als Frauen. Unfreiwillig nat?rlich. Denn wenn eine Frau dumm sein will, ist sie auch darin Meister.

Nein, nein, ich habe diesmal kein Gl?ck gehabt mit meiner Wohnung. Warum um alles in der Welt musste ich auch diesem gelben Mantel und dieser schottischen M?tze nachlaufen? Trotzdem ich den ganzen Bau sozusagen auf den Kopf gestellt habe, und kein St?ck mehr am Platze ist, begegne ich noch immer dem Gedankenger?mpel dieser >>anerkannten Feder<< und dieses >>gem?tvollen Plauderers<<. Was f?r ein schales Zeug in so einem Schreibergehirn nebeneinander liegt. Ein Anblick wie ein Tr?delladen.

An diesem Tisch zu sitzen ist mir ganz unm?glich. Da muss er t?glich geschrieben haben, und wenn ich mich dorthin setze, fallen mir Dinge ein, die direkt reif sind f?r den . . . . er-Anzeiger. Unterm Strich.

Ich sitze also am Boden und schreibe auf meinem Koffer. Auf meinem kosmopolitischen Koffer . . . .

. . . Wenn ich noch an den kleinen verlassenen Palast der kleinen Soubrette denke, den ich in Wien im Alser Bezirk bewohnte. Zuf?llig habe ich sp?ter erfahren, dass sie wirklich in einem Tingeltangel in Hernals auftrat. Gerade an dem Tage als ich einzog, war sie zum erstenmal aufgetreten. Vorher war sie eine kleine Putzmacherin gewesen . . .

Nein, was lebte doch in diesem Zimmer -- es war nur zwei oder drei Meter breit und vier lang -- f?r ein kunterbuntlustiger Soubrettengeist. Gleich als ich unter der T?r stand und den Fuss noch nicht ?ber die Schwelle gesetzt hatte, musste ich ganz laut diese n?rrische Strophe deklamieren:

>>Ich liebe dich, mein Hunderl, Ich bin verr?ckt nach dir . . . .<<

Die Wirtin sah mich ganz verdutzt an. Aber ich sagte, ich sei eben im Vari?t? gewesen, habe die Strophe geh?rt und ob sie ihr nicht auch gefiele.

Und wo ich ging und lag und sass und stand, immer arbeitete der Geist dieser kleinen, verr?ckten Person in mir fort.

Ich sass auf dem Stuhl und sagte: >>Da kam ein kleines M?dchen auf ihn zu, das hatte einen Hut auf, der war ziegelrot mit funkelnagelneu . .<<

Ja, man beging die unglaublichsten Dinge in diesem Zimmer. Einmal erwischte ich mich dabei, wie ich der K?chin gegen?ber im Hause die Zunge herausstreckte und ihr eine Nase schnitt. Oder ich tanzte pl?tzlich vor dem Spiegel eine Kakewalk und hatte mir dazu den Kimono aus Yoshiwara umgeh?ngt. Und welche Tr?ume hatte man in diesem Palast! Nun eben die Tr?ume einer ganz kleinen, verr?ckten Soubrette. Ein Graf sprach einen auf der Strasse an. Es war im Volksgarten, gerade vor dem Denkmal der Kaiserin. Welch ein Duft von Beeten und Blumen. Und welch ein Sommerabend . . . Ach . . . Einem solchen Grafen musste man sich ja gleich in den Arm h?ngen. Da war wirklich nichts dabei. Er hatte auch bei den Husaren gedient und war Leutnant. Und Rosen hatte er in den H?nden, rote Rosen. Er sagte, sie seien f?r eine andere bestimmt, aber nun wolle er sie mir schenken. Denke nur. Gleich am andern Tag wollte er einen Ausflug mit mir machen. Ich wollte nicht, aber sein Wille war st?rker. Auf der Sophienalpe k?sste er mich zum erstenmal. Ich hatte ein neues rosa Kleid an, das ausgeschnitten war . . . . Ach und dann wurden wir so namenlos gl?cklich . . . Gott, wie lieb ich ihn hatte, und wie gut er war. Er nannte mich immer Dodo, das gefiel mir so gut, wenn er's sagte, und ich hatte es mir auch gew?nscht. Aber dann kam das Duell. Wegen mir. Ein Leutnant von den Deutschmeistern hatte n?mlich etwas ?ber mich gesagt. . . Ach, wie ging es doch aus? Wurde mein Graf get?tet? Nein, ich weiss nicht . . . aber die Sonne ging so blutrot ?ber der Donau unter und die Nebel stiegen herauf. >>Die weissen Abendfrauen kamen ?ber das Meer<< . . . Das klingt h?bsch, nicht wahr? Ich habe es von einem wundervollen Dichter geh?rt. Er konnte ?berhaupt so sch?n schreiben, dass man ganz traurig wurde und weinen musste . . .

Ja, ich konnte sie ganz deutlich vor mir sehen, diese verr?ckte, kleine Person. Schlank und biegsam war sie wie eine Gerte. Sie hatte nussbraune Haare, einen rosigen Teint und die Nase war ein wenig eingedr?ckt. Das gab ihrem Gesicht sozusagen etwas Bedenklich-Komisches. So oft man sie ansah, musste man leise den Mund verziehen. Aber dann platzte sie heraus und glaubte, sie habe einen gl?nzenden Witz gemacht.

Nein, nein, wie deutlich ich dieses Kind doch vor mir sah!

Da war ein L?ufer mit roten Streifen, der lief l?ngelang durch das Zimmer. Wenn sie sich an ihrem Grafen satt getr?umt hatte und nicht mehr weiter wusste, ging sie an den Schrank und holte ihr bestes Kleid, es war rosa, und Lackschuhe heraus, mit breiten Seidenschleifen.

Es dauerte nicht lange, bis sie es an hatte. Sie guckte auch nur zweimal in den Spiegel. Was man doch f?r ein M?del war! Es war wirklich schad um einen. Ja, ein bisschen schad war's schon.

Aber dann stellte sie sich ganz an das Ende des einen Streifens, raffte an beiden Seiten den Rock hoch, dass die F?sse in den schwarzen Str?mpfen bis zum Kn?chel sichtbar waren und dann . . . dann balancierte sie auf dem schmalen roten Streifen ganz vorsichtig durchs Zimmer . . . eins . . . zwei . . . eins . . . zwei. Ganz vorsichtig und immer einen Fuss vor den andern . . . . Um keinen Preis wollte sie von dem roten Strich abweichen, und sie hielt den Atem an und sah ganz gespannt auf die schwarzen Schleifenschuhe. Es war ihr bitter Ernst sozusagen. Denn wenn sie heftig ins Schwanken geriet, dann musste sie auflachen, als w?rde sie von jemandem -- wie wahnsinnig gekitzelt. Fiel sie aber um, dann stiess sie sogar einen richtigen Schrei aus, so dass Frau Vrany, die Wirtin, ganz erschrocken hereingest?rzt kam und sagte: >>Aber Fr?ul'n, was hab'n S' denn? M?cht mer doch grad mein'n, S't?ten's schon am Spiess stecken. I hab mi ja am Tod d'erschrocken.<< Aber dann sass sie irgendwo am Boden, lachte als w?rde ein Schlittengeschell wie rasend gesch?ttelt, wurde dann ganz ernsthaft und sagte mit einer Miene, von der nur der liebe Gott wissen konnte, ob sie echt oder falsch war: >>I bin halt wieder runterg'fall'n, Frau Vrany; denken S', nur drei Schritt noch von der T?r.<< Und w?hrend sie das sagte, fuhr sie einmal mit der Hand ganz schnell an ihrer stumpfen Nase vorbei, als g?be es da etwas abzuwischen. Aber das war nat?rlich gar nicht der Fall, denn als Putzmacherin verkehrte sie ja schon seit einem halben Jahre mit den Damen der besten Gesellschaft.

Dass es so ein tragisches Ende mit der Kleinen nehmen musste! Ach, weiss Gott, wenn sie auch eine Soubrette war, so war sie doch unschuldig wie eine Apfelbl?te. Da war Herr Werder, ein dicker r?tlicher Clown an dem Tingeltangel. Was denken Sie, was er eines Tages zu der Kleinen sagt?

>>Nun, Fr?ulein,<< sagt er eines Tages, >>Sie werden ja jeden Tag dicker. Jetzt k?nnen Sie schon bald die komische Alte spielen.<<

Und was tut die Kleine? Sie geht nach Hause und stellt sich vor den Spiegel und weint und weint und weint . . .

Zwei Tage sp?ter zogen sie sie aus der Donau.

Hole doch der Teufel diesen roten Clown.

. . . Ja, es war wirklich ein Erlebnis, in dem kleinen verlassenen Palast dieser Soubrette zu wohnen! Ich habe mich selten so k?stlich am?siert, obgleich ich doch h?ufig solchen ?berbleibseln, oder soll ich sagen, solchen Schatten begegnete. Diplomaten, Gelehrte, Bettler und K?nige, Diebe, Tapezierer und Fabrikanten, B?rgerfrauen, Dirnen, Heilige, Marktweiber und Kupplerinnen, Trunkenbolde, Asketen, Schiffer, Matrosen, Soldaten und amerikanische Milliard?re haben genau wie diese kleine Soubrette Dodo mir ihren Schatten vermacht, und ich habe auf mancherlei Weise nach ihrer Pfeife tanzen m?ssen, wenn es auch nicht immer so lustig war und mit einem Kimono um die Schultern wie in dem kleinen Zimmer in der Alserstrasse.

Nein, weiss Gott, so lustig war es nicht immer. Was glaubt man denn, was sich in der Brust vieler Menschen begibt?

Und doch, wenn ich es so recht bedenke, so war ich noch immer froh, wenn sich auf diese Weise etwas in meinem Leben ereignete. Hatte ich dann nicht wenigstens etwas, was mich ausf?llte, besch?ftigte, was mich hinderte, die ungeheure Leere zu entdecken, als die ich mir zuweilen selbst vorkam? Gibt es denn etwas Entsetzlicheres als nichts zu sein? Lieber verkriecht man sich noch hinter die Geb?rden und Masken eines anderen. Und ist es nicht besser, wenigstens noch etwas zu scheinen als ganz nichts zu sein, ein wesenloser Schatten, ein Gespenst . . .?

Ja, ich war diesen ?berbleibseln im Grunde genommen doch immer sehr dankbar . . .

Na ja, ich sprach einmal mit einem Mediziner dar?ber: Es war ein ber?hmter Arzt und ich lernte ihn auf dem Bahnhof einer kleinen russischen Stadt kennen. Ich war gerade ganz ausgezeichneter Stimmung, denn ich war zwei Stunden durch den Schnee ?ber Land gegangen und der Himmel war so klar und hell gewesen. Besonders ein Stern gerade vor mir, ach wie hatte der blau gefunkelt. So r?tselhaft zwinkernd k?hl und blau, wie ja, . . . . seltsam . . . . jetzt m?chte ich fast glauben, er habe gel?chelt wie das Frauenbild da hinter dem eisernen Ofen an der Wand. Oder besser noch wie ihre H?nde da, hatte er gel?chelt . . . Aber gleichviel; ich war in einer vorz?glichen Stimmung und so erz?hlte ich denn dem Arzt die Geschichte von der Soubrette. Aber ich erz?hlte es so, als sei es einem Freunde von mir passiert, und ob das nicht sonderbar w?re.

Nein, das w?re nicht sonderbar, sagte der ber?hmte Arzt. Und dabei zog er seine goldene Uhr heraus, klappte den Deckel auf und machte ein Gesicht, als wolle er zu einem Patienten sagen: Ja, Sie haben noch zw?lf Minuten zu leben.

Nein, sonderbar sei das keineswegs; und dann nannte er auch irgendeinen griechischen Namen, den ich nicht verstand. Das Wort erinnerte mich nur von fern an Hippopotamos, und da erz?hlte ich ihm schnell die Geschichte von einer Mumie, die ich mal in der N?he von Gizeh gefunden h?tte und die eine auffallende ?hnlichkeit mit dem gegenw?rtigen preussischen Ministerpr?sidenten gehabt habe.

Das sei allerdings sonderbar, sehr sonderbar, sagte der ber?hmte Arzt. Und interessant sei es, ja ausserordentlich interessant!

Wir sch?ttelten uns ganz herzlich die Hand, als wir uns trennten; wie gute alte Freunde.

Die alte Mumie hatte uns entschieden einander erheblich n?her gebracht.

Den 9. August. Nun bin ich wieder seit f?nf Tagen in diesem alten Paris. H?tte ich glauben sollen, dass diese Stadt noch einmal solchen Eindruck auf mich machen w?rde? In sp?testens vierzehn Tagen wollte ich nach dem S?den gehen, in die Provence; aber wenn Paris fortf?hrt, mich mit seinem berauschenden Zauber zu erf?llen, werde ich den ganzen Herbst und Winter hindurch hier bleiben. Bis in den Fr?hling. Und wenn alles kommt, wie ich es mir denke, wird nach all dem im Mai ein Landaufenthalt an den einsamen, stillen masurischen Seen f?r mich das Richtige sein . . .

Aber Paris . . . Ist es ein Strom, eine Sonne, eine Nacht, Sturm, Glockenbrausen . . .? Ach, alles ist es; H?chstes und Tiefstes. Auf dem Lande trifft man keine zarteren Farben in den fr?hsten Tagen des Fr?hlings . . . Und von welcher Mannigfaltigkeit diese N?chte.

Wie soll ich doch dieses seltsam berauschende Gef?hl beschreiben, das mich ergriffen hat, seit ich meinen Fuss auf das Pflaster dieser Stadt gesetzt habe und in die Menge eingetaucht bin; das nun best?ndig und wie eine unwiderstehliche Macht in mir aufw?chst und fast meiner Herr wird. Ist es mir nicht als w?re ich tief im Meer versunken? F?hle ich nicht das Lasten ungeheurer weicher und starker Massen auf mir, ein Lasten wie von Seide und dunklem Samt? Blaugr?ne Wogen heben mich, wiegen mich. Ein Lichtstrom rauscht best?ndig an meinen Augen vor?ber, bald blendend in leuchtenden Farben, bald ged?mpft, in sterbenden T?nen; Nacht umf?ngt mich, und wieder reisst es mich ins Gold des gl?henden Gestirns. Ein ungeheures Brausen umgibt mich; darin ein Auf und Ab von T?nen, h?mmernde Akkorde, die von Not aufschreien, dumpfe, die sich klagend ergeben. Aber hinter dem allen singt und summt eine Melodie, die sich jetzt n?hert, jetzt fern zur?ckweicht, die niemals stirbt, aber die sterben m?chte, die sich besinnt, sich aufjauchzend zusammenrafft, wie mit F?usten zupackt, Bl?cke abwehrt, beiseite wirft, und wie mit best?ndigem Schritt gefasst ins Leben schreitet . . . und wieder fern wird, sich senkt und verklingt und an schluchzenden Gew?ssern sich hinwindet und fast verstummt.

Ja, das ist Paris . . . f?r mich. Ach, viel mehr ist es, -- es ist meine Seele, meine Liebe, meine Leidenschaft . . . Ach, ich k?nnte ja glauben, ich selbst bin es, ich selbst bin diese dunkle unergr?ndliche Stadt . . .

Den 10. August. Ich will es nur gestehen: Das kleine Frauenportr?t mit den ?bereinander gelegten H?nden und dem seltsamen L?cheln hinter dem eisernen Ofen macht mir zu schaffen. Es erinnert mich an irgendwen, und ich qu?le mich, es herauszubekommen. Ich sehe es oft minutenlang an, oder drehe mich ganz pl?tzlich weg, schliesse die Augen und frage mich, wo ich dieses Gesicht gesehen habe oder an wen es mich erinnert. Aber das Bild h?lt sein Geheimnis fest. Ja, es ist mir zuweilen, als mache sich die Dame in dem br?unlichen Rahmen noch obendrein lustig ?ber mich.

Heute morgen kommt mir pl?tzlich der Gedanke, ich k?nnte ja Frau Labrouquet fragen. Und wirklich, ich bin auch schon auf dem Weg zur T?r, als mir erst einf?llt, dass sie es ja gar nicht wissen kann. Wie soll um alles in der Welt Frau Labrouquet wissen, an wen mich diese kleine Dame mit den ?bereinandergelegten H?nden erinnert? Werde ich es doch selbst kaum herausbekommen. Schliesslich ist es ja auch ganz gleichg?ltig. Vielleicht erinnert sie mich an irgendeine Dame, die ich auf Trafalgar Square so und so habe in den Omnibus steigen sehen, oder an die Bewegung einer jungen Frau, die heimlich auf einem Mississippidampfer nach dem rotbraunen Hals des Kapit?ns blickte. Vielleicht bin ich ja auch nur einmal in einer Stadt gewesen, die so aussah. Was liegt daran. Aber ich will gewiss nicht selig sein, wenn es mir nicht einen Augenblick so war, als k?nnte Frau Labrouquet meine Erinnerung auffrischen . . .

Da habe ich heute ?brigens den Herrn in dem gelben Mantel und der schottischen M?tze wieder getroffen.

Ich war wohl noch zehn Schritte vom Haus, als ich pl?tzlich seinen verzwickten Schritt in die T?re hineinpurzeln sehe. War das nicht der Herr in dem gelben Mantel? Richtig. Da sehe ich ihn vor mir die Treppe hinaufgehen. Und was das Beste ist, wir sind Nachbarn. Als ich auf den letzten Treppenabsatz komme, schliesst er eben bei Frau Labrouquet die T?r auf und tritt ein. Ich kann gerade sehen, wie das Zwickzwack seiner Beine noch einmal ?bereinanderpurzelt und es gibt mir einen f?rmlichen Ruck, dass ich fast ?ber meine eigenen Beine stolpere.

Den 11. August. Na, ich wusste doch, dass es mit diesem Zimmer noch irgendeine Bewandtnis haben w?rde . . . Ich hatte es doch von oben bis unten umgekrempelt, dass kein St?ck auf dem Platz geblieben war und die gute Frau Labrouquet, Witwe, Augen gemacht hatte . . . nun, wie gesagt, Augen, wie die geschiedene Blissot, als das mit dem Sparkassenbuch herauskam. Ja, sie hatte schon selbst ganz fest an das Sparkassenbuch geglaubt und war jetzt ganz emp?rt und ?berrascht, dass es pl?tzlich nicht da sein sollte.

Ja so. Es hatte trotz alledem nicht seine Richtigkeit mit dieser Kabine von einem Zimmer. Da brauchte man, weiss Gott, keine feine Nase zu haben. Der Herr Kunstkritiker mit der ewigen Zigarre und der >>anerkannten Feder<< war allerdings erledigt. Nein, f?r die Presse brauchte man jetzt nicht mehr zu schreiben, und von Linienf?hrung und Fl?chenwirkung und mimosenhafter Zartheit und wie all diese Ausdr?cke heissen, war auch keine Rede mehr. Aber, aber . . . da war doch jemand, mit dem ich das Zimmer teilte, das war doch so klar. Ich hatte doch immer so ein leises Gef?hl an den Schultern, ?hnlich dem, wenn man ein wenig friert. Es konnte nicht lange dauern, bis es herauskam. Nein, Gott sei Dank, heute nachmittag geschah es. Die Gewissheit ist mir doch immer lieber als dieses ungeduldige Ist-es, Ist-es-nicht.

Da hatte ich mich eben fertig zum Ausgehen gemacht. Ich halte die M?tze noch in der Hand und lege gerade die Hand auf das kalte Metall des T?rdr?ckers. Pl?tzlich f?hle ich ihn. Er steht da dr?ben vor dem Spiegel und dreht mir den R?cken zu. Er beugt sich ein wenig seitw?rts und f?hrt mit dem hoch erhobenen rechten Arm in den ?rmel seines ?berziehers hinein.

Und w?hrend ich lausche, h?re ich ganz deutlich wie er ganz erschreckt sagt: >>Ob sie noch da ist? Mein Gott, wenn sie mich eines Tages verlassen h?tte . . .<<

Aha, denke ich, jetzt soll ich eine Liebesgeschichte zu h?ren bekommen. Ein kleines Drama wird sich abspielen. Immer sind es doch die Weiber . . .

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