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Read Ebook: Anna Karenina 2. Band by Tolstoy Leo Graf

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Ebook has 3359 lines and 163934 words, and 68 pages

Schnellen Schrittes n?herte er sich der Th?r seines Ateliers; und trotz seiner inneren Erregtheit, frappierte ihn die matte Beleuchtung der Gestalt Annas, wie sie im Schatten der Einfahrt stand und dem eifrig ihr etwas auseinandersetzenden Golenischtscheff zuh?rte, zu gleicher Zeit aber auch offenbar w?nschte, den herankommenden K?nstler zu sehen.

Er selbst war sich dessen gar nicht bewusst geworden, dass er an sie herantretend, diesen Eindruck erfasst und sich zu eigen gemacht hatte, ebenso wie das Unterkinn jenes Kaufmanns der ihm Cigarren verkaufte, und er barg ihn nun an eine Stelle, von der er ihn wieder hervorholen w?rde, sobald er ihn brauchte. Die Besucher, schon vorher durch Golenischtscheffs Erz?hlung ?ber den K?nstler ern?chtert, wurden dies noch mehr durch dessen ?ussere Erscheinung.

Von mittlerer Gr?sse, gedrungen, mit schwankendem Gang, machte Michailoff in seinem zimmetfarbenen Hut, dem olivengr?nen Paletot und den engen Beinkleidern -- man trug zu dieser Zeit l?ngst schon weite -- insbesondere aber durch das Gew?hnliche seines breiten Gesichts und einen Ausdruck, in welchem sich Sch?chternheit mit dem Wunsche, seine W?rde zu beobachten, vereinigte, einen nicht eben angenehmen Eindruck.

>>Bitte ergebenst,<< sagte er, sich bem?hend, gleichm?tig zu erscheinen, und zog, in den Hausflur tretend, einen Schl?ssel aus der Tasche um die Th?r zu ?ffnen.

Beim Eintritt in das Atelier musterte der K?nstler Michailoff noch einmal seinen Besuch und pr?gte seinem Ged?chtnis noch den Gesichtsausdruck Wronskiys ein, insbesondere dessen Backenpartieen.

Wenn auch sein k?nstlerisches Empfinden fortw?hrend th?tig war, indem es Material sammelte, wenn er auch immer mehr und mehr die Erregung dar?ber empfand, dass die Minute der Beurteilung seines Werkes nahte, so hatte er sich doch dabei schnell und feinsinnig aus unmerklichen Anzeichen eine Vorstellung ?ber diese drei Personen gebildet.

Der Eine da -- Golenischtscheff -- war ein hiesiger Russe. Michailoff entsann sich weder seiner Familie, noch wusste er mehr, wo er ihm begegnet war, und was er mit ihm gesprochen hatte. Er entsann sich nur noch seines Gesichts, wie er sich ?berhaupt aller Gesichter entsann, die er einmal gesehen hatte, doch entsann er sich auch, dass dies eines jener Gesichter war, die von seiner Phantasie in die h?chst umfangreiche Klasse der unwahren und ausdrucksarmen einregistriert wurden. Die langen Haare und die sehr offene Stirn verliehen dem Gesicht ?ussere Bedeutung, obwohl sich auf ihm nur wenig, kindlich-unruhiger Ausdruck, der sich ?ber der schmalen Nasenwurzel konzentrierte, zeigte.

Wronskiy und die Karenina mussten nach der Vorstellung, die sich Michailoff von ihnen machte, vornehme und reiche Russen sein, die nichts von Kunst verstanden, wie alle diese reichen Russen, sich aber als Liebhaber und Verehrer derselben geb?rdeten.

>>Sie haben gewiss schon die ganze alte Kunst gesehen und bereisen jetzt die Ateliers der neuen Meister, die deutschen Charlatane und die englischen Praerafaelistennarren, und kommen nun zu mir nur der Vervollst?ndigung der Umschau halber,<< dachte er.

Er kannte die Manier der Dilettanten sehr genau -- je kl?ger diese erschienen, um so schlimmer war es -- welche die Ateliers der zeitgen?ssischen K?nstler nur mit der Absicht zu sehen kamen, dass sie das Recht h?tten sagen zu k?nnen, die Kunst sei im Niedergang begriffen und dass sich, je mehr man auf die Neuen schaue, umsomehr wahrnehmen lasse, wie unnachahmlich erhaben die alten Meister geblieben seien.

Er erwartete alles dies, sah alles dies, schon auf ihren Gesichtern, in dieser gleichm?tigen Nachl?ssigkeit, mit der sie unter sich sprachen und auf die B?sten blickten und sich ungezwungen bewegten, in der Erwartung, dass er ihnen das Gem?lde zeigen w?rde. Aber nichtsdestoweniger empfand er beim Durchbl?ttern seiner Skizzen und als er die Vorh?nge hob und die Decke wegnahm, eine hohe tiefe Erregung; umsomehr, als ihm, obwohl alle vornehmen und reichen Russen dumm und beschr?nkt nach seinen Begriffen sein mussten, Wronskiy sowohl wie besonders Anna, gefielen.

W?hrend der wenigen Sekunden, w?hrend deren die Besucher schweigend das Gem?lde beschauten, blickte es Michailoff gleichfalls an, und er schaute mit gleichg?ltigem, interesselosem Blick darauf. W?hrend dieser wenigen Sekunden hatte er sich im voraus davon ?berzeugt, dass das h?chste und gerechteste Urteil von ihnen ausgesprochen werden w?rde, gerade von diesen Besuchern, welche er eine Minute zuvor noch so gering gesch?tzt hatte. Er hatte alles vergessen, was er ?ber sein Bild vorher gedacht hatte w?hrend der drei Jahre, in denen es von ihm gemalt ward; er vergass alle Vorz?ge desselben, die f?r ihn zweifellos vorhanden waren und sah sein Bild nur mit ihrem unbewegten, unparteiischen und frischen Blick an; und jetzt sah er an ihm nichts Gutes mehr. Er sah im Vordergrund das unwillige Gesicht des Pilatus und das ruhige Antlitz Christi, im Hintergrund die Gestalten der Kreaturen des Pilatus und das Gesicht Johannis, die Vorg?nge beobachtend. Jedes Gesicht, unter so vielem Suchen, so vielem Irren, Verbessern an seinem eigenartigen Charakter in ihm erstanden, jedes dieser Gesichter, die ihm soviel M?he und Freude gemacht hatten, sie alle, so oft umge?ndert unter der R?cksichtnahme auf den Gesamteindruck, und auf alle diese N?ancen des Kolorits und der T?ne, die er mit soviel M?he erzielt hatte, alles dies vereint, zeigte sich ihm jetzt, indem er die Augen der Besucher beobachtete, als Trivialit?t, die schon tausendmal wiederholt worden war.

Selbst das wertvollste dieser Gesichter, das Antlitz Christi, als Mittelpunkt des Bildes, der ihm soviel Freude gemacht hatte, als er es endlich gefunden, alles das erschien jetzt verloren f?r ihn, als er auf sein Gem?lde mit ihren Augen blickte. Er sah nur eine gut -- und selbst das nicht einmal, da er jetzt klar eine Masse von M?ngeln wahrnahm -- gemalte Wiederholung aller jener zahllosen Christusbilder Tizians, Rafaels, Rubens', und der n?mlichen S?ldner des Pilatus. Alles war trivial, d?rftig und veraltet, ja, selbst schlecht gemalt -- bunt und schwach. Sie werden recht haben, wenn sie in Gegenwart des K?nstlers verstellte h?fliche Phrasen drechseln, ihn aber bedauern und verspotten, sobald sie unter sich sind.

Das Schweigen wurde ihm allzu dr?ckend, obwohl es nicht l?nger als eine Minute gew?hrt hatte; um es zu brechen und zu zeigen, dass er nicht aus seiner Ruhe gekommen sei, wandte er sich, indem er sich zusammenraffte, an Golenischtscheff.

>>Ich hatte wohl, wie mir scheint, das Vergn?gen<< -- sagte er zu demselben, unruhig bald auf Anna, bald auf Wronskiy blickend, um nicht einen einzigen Zug des Ausdrucks ihrer Gesichter zu verlieren -- >>Ihnen schon begegnet zu sein?<< --

>>Gewiss! -- Wir sahen uns bei Rossi, entsinnt Ihr Euch jenes Abends, als jene italienische Dame vortrug,<< begann Golenischtscheff frei, und ohne das geringste Bedauern den Blick von dem Gem?lde ab und zum Maler wendend.

Als er indessen bemerkte, dass Michailoff ein Urteil ?ber sein Gem?lde erwarte, sagte er: >>Euer Bild hat gute Fortschritte gemacht, seit ich es zum letztenmal gesehen habe. So wie damals, ?berrascht mich auch jetzt die Figur des Pilatus. So muss man diesen Mann auffassen, als gut und brav, aber als Beamter bis auf den Kern seiner Seele, der nicht weiss, was er anrichtet. Mir scheint indessen<< --

Michailoffs bewegliches Gesicht ergl?nzte pl?tzlich ?ber und ?ber, seine Augen leuchteten auf.

Er wollte etwas sagen, konnte es aber vor Erregung nicht, und stellte sich nun, als m?sse er husten. So niedrig wie er auch die F?higkeit Golenischtscheff, die Kunst zu verstehen, anschlug, so unbedeutend auch die treffende Bemerkung desselben ?ber die Wahrheit des Gesichtsausdruckes des Pilatus als eines Beamten war, so zur?cksetzend f?r ihn die ?usserung einer so unbedeutenden Bemerkung erscheinen konnte, die zuerst kam, w?hrend ?ber das Haupts?chlichste nicht gesprochen worden war, befand sich Michailoff gleichwohl in Entz?cken ?ber dieselbe. Er selbst dachte ?ber die Figur des Pilatus das N?mliche, was Golenischtscheff ausgesprochen hatte. Der Umstand, dass dieses Gutachten nur eines von Millionen anderer war, die, wie Michailoff sicher wusste, alle richtig gewesen sein w?rden, verminderte f?r ihn die Bedeutung desselben nicht. Er gewann Golenischtscheff f?r diese Bemerkung lieb und fiel aus der Stimmung der Beklommenheit pl?tzlich in die des Entz?ckens. Sofort lebte sein ganzes Gem?lde vor ihm wieder auf in all der unaussprechlichen Schwierigkeit alles Lebenden. Michailoff versuchte es nochmals zu sagen, dass er sich den Pilatus ebenso gedacht habe, aber seine Lippen vibrierten nur widerspenstig und er konnte sich nicht ?ussern. Wronskiy und Anna sagten gleichfalls etwas mit jener leisen Stimme, mit welcher man gew?hnlich -- teils um den K?nstler nicht zu verletzen, teils um nicht laut eine Dummheit zu sagen, die man so leicht ?ussern kann, wenn man ?ber Kunst spricht -- in Gem?ldeausstellungen konversiert.

Michailoff schien es, als ob sein Bild auch auf sie Eindruck gemacht h?tte. Er trat zu ihnen hin.

>>Wie wunderbar ist der Ausdruck des Christus!<< sagte Anna. Vor allem, was sie gesehen, hatte ihr dieser Ausdruck gefallen, und sie f?hlte, dass dies der Mittelpunkt des Gem?ldes war und deshalb ein solches Lob dem K?nstler angenehm sein w?rde.

>>Man sieht, wie er Pilatus bemitleidet!<<

Dies war wiederum eins aus der Million richtiger Urteile, die man an seinem Bilde und an der Figur des Christus finden konnte.

Sie hatte gesagt, dass es ihm leid thue um Pilatus. In dem Ausdruck des Christus musste ja auch der von Mitleid liegen, da in ihm der der Liebe lag, einer ?berirdischen Ruhe und Todesbereitschaft, des Bewusstseins einer bevorstehenden Rechenschaft ?ber seine Worte. Gewiss lag der Ausdruck des dienstthuenden Beamten in dem Pilatus, der des Mitleids mit diesem in dem Christus, da der Eine die Verk?rperung des fleischlichen, der Andere die des geistigen Lebens ist. Alles das und noch vieles andere ging Michailoff durch den Kopf, und abermals leuchtete sein Auge auf vor Entz?cken.

>>Und wie diese Figur gearbeitet ist, wie viel Luft; man kann um ihn herumgehen,<< sagte Golenischtscheff, offenbar um mit dieser Bemerkung anzudeuten, dass er den Gedanken und Sinn der Figur nicht billige.

>>Ja, ein wunderbares Meisterst?ck. Wie jene Figuren in dem Hintergrunde sich abheben! Das ist Technik!<< sagte Wronskiy, sich zu Golenischtscheff wendend, und damit auf ein zwischen ihnen stattgehabtes Gespr?ch dar?ber, dass Wronskiy an der Erwerbung dieser Technik verzweifelte, anspielend.

>>Ja, ja, wunderbar,<< best?tigten Golenischtscheff und Anna.

Trotz des aufgeregten Zustandes, in welchem sich Michailoff befand, griff diesen doch die Bemerkung ?ber die Technik schmerzlich ans Herz und grollend auf Wronskiy blickend, verfinsterte er sich pl?tzlich. Oft schon hatte er das Wort Technik geh?rt und durchaus nicht begriffen, was man eigentlich darunter verst?nde. Er wusste, dass man mit diesem Worte die mechanische Fertigkeit des Malens und Zeichnens meine, die vollst?ndig unabh?ngig war von dem Inhaltlichen. Oft schon hatte er bemerkt -- auch bei der gegenw?rtigen Lobesspende -- dass man die Technik dem inneren Werte gegen?berstelle, gerade als ob es m?glich w?re, das gut zu malen, was schlecht sei. Er wusste wohl, dass viel Aufmerksamkeit und Vorsicht erforderlich sei, um ein Gem?lde nicht zu sch?digen, wenn man von ihm die H?llen abnahm, aber eine Kunst des Malens -- eine Technik -- die gab es dabei nicht. H?tte sich einem kleinen Kinde, oder seiner K?chin das ebenfalls geoffenbart, was er sah, dann w?rden diese gleichfalls das herauszusch?len verstanden haben, was sie sahen. Aber selbst der erfahrenste und auch geschickteste Beherrscher der Maltechnik w?re allein mit der mechanischen Fertigkeit nicht imstande gewesen, etwas zu malen, wenn sich ihm nicht vorher die Grenzen des Inhaltlichen offenbarten. Dann aber wusste er auch, dass wenn man nun einmal von einer Technik sprach, er ihretwegen nicht ger?hmt werden konnte. In allem was er malte und schon gemalt hatte, erkannte er ihm in die Augen fallende M?ngel, die aus der Unvorsichtigkeit hervorgegangen waren, mit der er die H?llen entfernt hatte, und die er nun nicht mehr verbessern konnte, ohne die ganze Sch?pfung zu verderben. Fast auf allen Figuren und Gesichtern sah er noch die M?ngel nicht vollst?ndig abgenommener H?llen, die sein Gem?lde verdarben.

>>Eines, wenn Ihr mir gestattet, diese Bemerkung zu machen, liesse sich sagen,<< ?usserte Golenischtscheff.

>>Ah, sehr erfreut, ich bitte Euch,<< antwortete Michailoff mit gek?nsteltem L?cheln.

>>Es ist dies, dass dieser Christus da bei Euch ein Menschgott, aber kein Gottmensch geworden ist. Indessen, ich weiss ja, dass Ihr es eben so gewollt habt.<<

>>Ich konnte den Christus nicht malen, der nicht in meiner Seele ist,<< versetzte der Maler m?rrisch.

>>Ja, aber in diesem Falle -- wenn Ihr mir gestattet meine Idee auszusprechen -- Euer Gem?lde ist so gut, dass meine Bemerkung ihm nicht schaden kann, und dann ist dies ja auch nur meine pers?nliche Meinung. Bei Euch ist das etwas Anderes; selbst das Motiv ist ein anderes. Aber nehmen wir etwa den Iwanoff. -- Ich glaube, dass wenn Christus mit der Norm eines historischen Gesichts zusammengebracht wird, es f?r Iwanoff besser w?re, ein anderes historisches Thema zu w?hlen, ein neues, noch nicht angeschlagenes.<<

>>Wie aber, wenn dies das erhabenste Thema w?re, welches sich der Kunst bietet<< --

>>Wenn man nur suchen will, so wird man auch andere finden. Es handelt sich nur darum, dass die Kunst keinen Streit, und keine D?fteleien duldet. Vor einem Gem?lde Iwanoffs ersteht f?r den Gl?ubigen wie f?r den Nichtgl?ubigen die Frage: Ist das Gott oder ist es nicht Gott? und diese st?rt die Einheit des Eindrucks.<<

>>Warum? Mir scheint, dass f?r gebildete Menschen,<< sagte Michailoff, >>ein Streit nicht mehr bestehen kann.<<

Golenischtscheff war hiermit nicht einverstanden und fertigte Michailoff mit seinem ersten Gedanken ?ber die Einheit des Eindrucks ab, die in der Kunst notwendig sei.

Michailoff geriet in Erregung, wusste aber nichts zur Verteidigung seines Gedankens zu sagen.

Anna und Wronskiy hatten schon l?ngere Zeit Blicke miteinander gewechselt im Bedauern ?ber die scharfsinnige Redefertigkeit ihres Freundes; endlich schritt Wronskiy, ohne auf den Hausherrn zu warten, zu einem anderen, einem kleinen Gem?lde.

>>Ah, wie reizend, wie reizend! Wundersam! Wie reizend!<< riefen beide mit einer Stimme.

>>Was hat ihnen so gefallen?<< dachte Michailoff. Er hatte das vor drei Jahren gemalte Bild vergessen; vergessen alle die Leiden und Freuden, welche er mit diesem Bilde durchlebt hatte, indem es ihn mehrere Monate hindurch ausschliesslich, und ohne dass er sich davon h?tte trennen k?nnen, Tag und Nacht besch?ftigte, es vergessen, wie er ?berhaupt stets seine vollendeten Bilder vergass. Er liebte nicht einmal, es anzuschauen, und stellte es nur deshalb aus, weil er einen Engl?nder erwartete, der es zu kaufen w?nschte.

>>Ah; eine alte Studie,<< sagte er.

>>Wie h?bsch,<< rief Golenischtscheff, gleichfalls augenscheinlich aufrichtig von dem Reiz des Bildes gefesselt.

Zwei Knaben im Schatten einer Bachweide angelten Fische. Der Eine, ?ltere, hatte soeben die Angel ausgeworfen und f?hrte aufmerksam die Angelspule aus einem Gestr?pp heraus, ganz versunken in diese Besch?ftigung; der Andere, j?ngere lag im Grase, den wirren Blondkopf auf die Ellbogen gest?tzt, und schaute mit den blauen Augen nachdenklich auf das Wasser.

Woran mochte er denken?

Das Entz?cken ?ber dieses sein Bild rief in Michailoff die fr?here Erregung hervor, doch scheute er sich vor diesem unangenehmen m?ssigen Interesse f?r ?ltere Arbeiten, und so suchte er, obwohl ihm dieses Lob angenehm war, die Besucher zu dem dritten Bilde hinzuziehen.

Doch Wronskiy frug, ob er dieses Gem?lde verkaufe. Michailoff, von dem Besuch erregt, war diese Frage ?ber Geldgesch?fte jetzt sehr unangenehm.

>>Es ist zum Verkauf ausgestellt,<< versetzte er, sich verfinsternd.

Nachdem die Besucher gegangen waren, setzte sich Michailoff vor seinem Bilde >>Pilatus und Christus<< nieder und wiederholte sich in Gedanken alles, was gesprochen worden, oder, wenn nicht ausgesprochen, so doch von den Besuchern angedeutet worden war. Und seltsam, was so hohe Bedeutung f?r ihn gehabt hatte, w?hrend sie hier waren und er sich in Gedanken auf ihren Standpunkt versetzte, hatte jetzt pl?tzlich f?r ihn allen Wert verloren. Er schaute jetzt auf sein Gem?lde mit seinem vollen k?nstlerischen Blick, und kam zu demjenigen Standpunkte der ?berzeugung von seiner Vollkommenheit und darnach auch Bedeutung, welcher ihm notwendig war zu der alle anderen Interessen ausschliessenden Spannkraft, mit welcher allein er nur zu arbeiten vermochte.

Der eine Fuss des Christus war allerdings nicht recht befriedigend. Er nahm die Palette und machte sich an die Arbeit. Indem er den Fuss besserte, blickte er fortw?hrend auf die Gestalt des Johannes im Hintergrund, welche die Besucher gar nicht bemerkt hatten, und die gleichwohl -- er wusste es -- noch ?ber der Vollkommenheit selbst stand. Nachdem er mit dem Fuss fertig war, wollte er sich an diese Figur begeben, aber er f?hlte sich allzu erregt dazu. Nichtsdestoweniger konnte er aber auch nicht arbeiten, wenn er ganz k?hl, sowie wenn er zu weich gestimmt war und alles zu sehr sah. Es gab nur eine Stimmung in dem ?bergang von der K?hle bis zur Begeisterung, in welcher ihm die Arbeit m?glich war. Jetzt befand er sich in allzugrosser Aufregung. Er wollte das Gem?lde verh?llen, hielt aber inne, mit der Hand den Vorhang haltend, und schaute lange, begl?ckt l?chelnd, auf die Gestalt des Johannes. Endlich, gleichsam mit Schmerz sich losreissend, liess er den Vorhang fallen und begab sich erm?det, aber begl?ckt heim.

Wronskiy, Anna und Golenischtscheff waren, heimgekehrt, in ausnehmend angeregter und heiterer Stimmung. Man sprach von Michailoff und seinen Bildern. Das Wort >>Talent<<, unter welchem sie eine angeborene, fast physische F?higkeit, unabh?ngig von Verstand und Herz verstanden, und als das sie alles bezeichneten, was von dem K?nstler durchlebt wird, tauchte besonders h?ufig in ihrer Unterhaltung auf, da es ihnen unentbehrlich dazu war, das zu bezeichnen, wof?r sie kein Verst?ndnis besassen, und wor?ber sie doch sprechen wollten. Sie sagten, man k?nne ihm das Talent nicht absprechen, infolge der mangelnden Bildung aber verm?ge sich dieses nicht zu entwickeln. -- Dies sei das Ungl?ck aller russischen K?nstler! -- Aber das Bild mit den beiden Knaben war doch in ihrer Erinnerung haften geblieben und immer wieder kehrten sie zu ihm zur?ck. Wie reizend! Wie sch?n war es ihm gelungen! Und wie einfach! Er selbst weiss gar nicht, wie sch?n es ist. >>Ja, das darf man nicht fortlassen, das muss man kaufen,<< sagte Wronskiy.

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