bell notificationshomepageloginedit profileclubsdmBox

Read Ebook: Transatlantische Reiseskizzen und Christopherus Bärenhäuter. Erstes Bändchen. by Sealsfield Charles

More about this book

Font size:

Background color:

Text color:

Add to tbrJar First Page Next Page

Ebook has 537 lines and 36727 words, and 11 pages

Transatlantische Reiseskizzen

und

Christophorus B?renh?uter.

Vom Verfasser des Legitimen und der Republikaner.

Erstes B?ndchen.

Z?rich, bei Orell, F?ssli und Compagnie.

Statt der Vorrede

Auszug eines Schreibens

>>Sie erhalten hiermit, Ihrem Wunsche gem?ss, ein zweites Geistesprodukt, aus derselben Feder geflossen, die einige Ihrer literarischen Freunde bereits im Manuscripte in so hohem Grade angesprochen hat. Es sind Skizzen, die zum Theile schon vor mehreren Jahren geschrieben, und von denen einzelne gelegenheitlich ihren Weg in einige der achtungswerthern belletristischen Bl?tter dieses Landes gefunden haben, die Mehrzahl jedoch noch nicht im Drucke erschienen ist. Wie Sie ersehen werden, so sind diese Reise- oder vielmehr Stationen-Skizzen zugleich Roman. Ein junger Hagestolz, der bereits seinen sechsten Ausflug aus dem tiefsten S?dwesten der Vereinten Staaten nach dem Norden, und zwar in Heirathsspekulationen unternommen, erh?lt w?hrend dieses letzten Ausfluges einen neuen Korb, und kehrt in seine Heimath ?ber Tennessee in Begleitung eines Freundes zur?ck.

>>Es war bekanntlich die Gewohnheit Franklins, jedesmal, so oft er in einem von einem Neu-Engl?nder gehaltenen Gasthofe einkehrte, folgende Erkl?rung gleich bei seinem ersten Eintritte von sich zu geben: >>Ich heisse Benjamin Franklin, bin von Boston geb?rtig, in Philadelphia angesessen, meiner Profession ein Buchdrucker, gegenw?rtig ein Mitglied der Assembly, Gouverneur, oder was er gerade war, komme von X, hatte daselbst dieses oder jenes zu thun, gehe nach Y in diesem oder jenem Gesch?fte, w?nsche sehnlich recht bald ein Fr?hst?ck, Mittag- oder Abendessen, und noch sehnlicher, mit allen fernern Fragen verschont zu werden.<<

>>Von dieser weltbekannten und unter keinerlei Umst?nden zu beschwichtigenden Yankee-Neugierde k?mmt auch in der Nacht an den Ufern des Tennessee ein Beleg vor. Die weitere Reise unseres jungen Hagestolzen geht den Missisippi, auf eine der Pflanzungen unter Natchez, hinab, und von da westlich den Red-River hinauf.

>>Die ergreifende Wahrheit, mit der die Objekte von dem Autor aufgefasst, die ausserordentliche Lebendigkeit, mit der sie reflectirt werden, vorz?glich aber die un?bertrefflich gentlemannische Laune, die durch das Ganze, und besonders den guten Christophorus B?renh?uter hindurchweht, lassen auch beinahe mit Gewissheit voraussetzen, dass Ihnen dieses Probest?ck transatlantischen Humors eben so wohl behagen werde, als die fr?here ernstere Arbeit dieses Autors.<<

Siebzehn, achtundzwanzig und f?nfzig

oder

Scenen in Newyork.

>>Sissi! Sissi!<< rief ihre Nachtigallkehle, und ihr Engelsk?pfchen guckte zur Th?re, und sie selbst tanzte herein, schnitt einen komischen Kniks, lachte eine gehorsamste Dienerin, und begann: >>Nein, es ist nicht mehr zum Aushalten! Pa tobt, rennt an mir vor?ber in die Strasse hinaus, als ob es auf der Change brennte; Ma g?hnt, und will von unserm Shopping nichts wissen, und brummt, immer Geld, nur immer Geld. Ach! liebe Sissi, aus der Laden-Exkursion wird nun f?r heute einmal nichts.<<

Sissi, an welche die Jeremiade gerichtet war, lag mit ihrer Linken auf die Sophalehne gest?tzt, mit der Rechten Paul Clifford haltend. Sie warf einen schmachtend-wehm?thigen Blick auf die liebliche Schwester.

>>Ach, der arme Staunton wird Tr?bsal blasen,<< fuhr diese fort. >>Sieh, so eben macht er die zehnte Tour gegen die Batterie zu. Gestern war er eine wirkliche Jammergestalt. Ich h?tte es nicht ?ber's Herz bringen k?nnen, ihm zu versagen. Wie konntest Du nur so grausam sein, Margareth?<<

>>Ach!<< lispelte diese mit einem schmelzenden Blicke, >>wie konnte ich anders? war nicht Ma hinter mir, und stiess mich so unsanft mit ihrem Elbogen in den R?cken? Ma ist zuweilen recht gemein.<< Ein tiefer Seufzer entquoll ihrer Brust.

>>Ja,<< bekr?ftigte die Schwester, >>ich weiss gar nicht, was sie gegen den armen Staunton hat; aber aufrichtig gesagt, Margareth, die Gallopade, hat gar nicht durch sein Wegbleiben verloren. Die erste, die er getanzt; war er doch so steif, wie ein Strohmann. Unser Louisiana-Hinterw?ldler da nahm sich viel mehr zu seinem Vortheile aus.<< Dabei blickte das schelmische Wesen mich mit einem so schalkhaften L?cheln an, dass ich, trotz des zweideutigen Compliments, ihr nicht b?se seyn konnte. >>Das ist unedel, Arthurine,<< versetzte die bitterb?se Margareth.

>>Sissi, Sissi,<< bat das Schwesterchen, und sie flog an Margareth heran, und schlang ihre Alabasterh?nde um ihren Nacken, und herzte und schmeichelte so lieblich, dass Margareth mit Thr?nen im Auge sie umschlang. Wer so das M?dchen sah, wie sie ?therisch hinflog, mit ihren F?sschen den gl?nzenden Teppich kaum ber?hrend, der h?tte schw?ren sollen, sie sei ein Luftgebilde. Sie war zum Malen sch?n. Schlank wie ein Rohr und nicht viel dicker. Man konnte sie mit seinen zehn Fingern umspannen. Jedes Gliedchen zuckte wie Quecksilber. H?ndchen und F?sschen im niedlichsten Ebenmasse und ein Gesicht so zart, von Lilien und Rosen angehaucht, und das lichtblonde K?pfchen, und die hellblauen, runden, klaren Schelmenaugen voll reiner Klarheit. Man h?tte sie fressen m?gen.

>>Ach des Jammers,<< seufzte die um zwei Jahre gereiftere Margareth. >>Nein, dieser gemeine Mensch, so roh und selbsts?chtig sich zwischen mich und den edeln Staunton einzudr?ngen! Er wird mir das Herz abdr?cken.<<

>>Liebe verschm?ht das schn?de Gold,<< lispelte Margareth.

>>Ah bah,<< meinte Arthurine, >>ich nehme Silber, wenn es in hinl?nglicher Quantit?t vorhanden ist. Denke nur der Partien, der B?lle. Jeden Sommer nach Saratoga, vielleicht nach London, Paris. Viktorine hat mir den Mund ganz w?sserig mit der k?niglichen Adelaide gemacht.<<

>>Hinweg, hinweg mit seinem Bilde,<< rief Margareth.

>>Er ist ja noch nicht da, er k?mmt erst zum Thee, und bis dahin haben wir noch sechs lange Stunden,<< meinte Arthurine mit wahrer christlicher Ergebung.

>>Ach, du Grausame!<< lispelte Margareth, >>uns dieses kleine Vergn?gen zu versagen des elenden Geldes wegen!<<

>>Ja, wenn wir noch ein Paar Dutzend t?chtige, nagelneue Romane h?tten,<< meinte Arthurine. >>Ich kann nur nicht begreifen, warum Cooper so faul ist. Das Jahr hindurch nicht mehr als einen Roman! Ich k?nnte, mein' ich, alle Tage einen spielen. Wie w?r's Sissi, wenn du zu schreiben anfingest? Ich glaube, so gut wie Mistress Mitchell triffst du es auch. Bulwer ist ein unausstehlicher Fantast, und Walter Scott wird so alt, und abgedroschen, als wenn er f?r Tagelohn schriebe.<<

>>Ach Howard!<< seufzte Margareth.

>>Geduld, liebe Margareth!<< erwiederte ich. >>Wenn es m?glich ist, so helfe ich Ihnen den Alten ausputzen. Wollen es wenigstens versuchen.<<

Klapp, klapp, klapp erschallte es an der Hausth?re. Arthurine horchte. Noch zwei Schl?ge. Ihre Augen leuchteten vor Freude. >>Ein Besuch,<< rief sie triumphirend, und tanzte zur Th?re und horchte. >>Ach, das sind Damenfusstritte!<< Die Th?re ?ffnete sich, und herein schwebten in's gl?nzende Drawing-room die Misses Pearce, so rauschend, so duftend in den violettfarbigen, offenen Ueberr?cken und gestickten Roben und in Prunellschuhen! Sie sahen aus, als ob sie auf den Ball gingen.

Als ich vor dem Parlour vorbeikam, ?ffnete sich die Th?re, und Mama Bowsends winkte mir hinein. Auch der Papa war zugegen.

>>So zeitlich verlassen Sie uns heute, lieber Howard?<< begann die Erstere.

>>Die Misses haben Besuch bekommen.<<

>>Ach, lieber Howard!<< seufzte die Ma.

>>Die Workies haben ihren Canvass durchgesetzt,<< brummte der Pa.

>>Der fatale Staunton,<< unterbrach ihn seine Eheh?lfte. >>Stellen Sie sich nur vor<<...

>>Dem pfiffigen Israeliten,<< fuhr Mister Bowsends fort, >>dem hat sein Busenfreund einen herrlichen Streich gespielt. Ha, ha! Alle Tage war er vor der Kirche. Ha, ha! War, zum Todtlachen. Nichts davon geh?rt, Mister Howard?<<

Ich wusste nicht, wo ich die Ohren zuerst hinhalten sollte. Die beiden Eheleute g?nnten einander das Wort nicht.

>>Er soll Anstalt machen, von der Hermitage aufzubrechen; die Bankaktien sind ein halbes Prozent gefallen,<< schnarrte der Herr Gemahl darein.

Erstaunlich! rief ich. -- Das passte auf den armen Staunton und den neuen Pr?sidenten.

>>Er sollte doch denken, wer er ist, und wer wir sind,<< rief sie, sich dehnend.

Freilich, freilich! bekr?ftigte ich.

>>Und die Gouverneurs-Wahl geht auch so verzweifelt schlecht,<< meinte hinwieder Mister Bowsends.

>>Und dann Margareth, -- denken Sie sich nur die Blindheit! -- freilich ist sie ein sanftes, gutes Wesen -- aber f?nf Mal hunderttausend Dollars,<< fuhr die Dame fort.

Sind gar nicht zu verwerfen, war meine Meinung.

Die f?nf Mal hunderttausend Dollars hatten endlich die Saite ber?hrt, die im Innern des lieben Mannes einen Ton von sich gab. >>F?nf Mal hunderttausend Dollars! ja freilich,<< bekr?ftigte er. -- >>Werden da lange fragen. Alles Narrheit; die M?dchen k?nnten einen Kr?sus ruiniren.<<

>>Ja, deine Wahlen und die Workies!<< schmollte die Mistress Bowsends.

>>Das verstehst du wieder nicht,<< versetzte er hitzig. >>Interessen im Congresse -- im Lande -- m?ssen aufrecht erhalten werden. Wer w?rde das thun, wenn wir...<<

Nicht wetteten, dachte ich.

>>Bald werden wir keinen Fensterrahmen mehr einsetzen lassen k?nnen, so wachsen sie uns bereits ?ber die K?pfe. Und diese Miss Fanny Wright...<<

Add to tbrJar First Page Next Page

 

Back to top