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Read Ebook: Als U-Boots-Kommandant gegen England by Forstner Georg G Nther Freiherr Von

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Ebook has 667 lines and 42798 words, and 14 pages

Als U-Boots-Kommandant gegen England

Von

G?nther Georg Freiherrn von Forstner Kapit?nleutnant

Authorized American reprint by The Ullstein War Book Co., 1482 Broadway, New York

~Inhalt

Seite

Zur Unterseebootswaffe kommandiert 9

Luftverh?ltnisse w?hrend der Tauchfahrt 19

Wie es unter Wasser zugeht 34

Tauchman?ver und Torpedoschuss 43

Mobilmachung 63

Die Einleitung des Handelskrieges 71

Erste Ausfahrt zum Handelskrieg 83

Der erste versenkte Dampfer 102

Kapern zweier Prisendampfer 112

In Flandern 133

An Englands K?sten 150

Weitere Kriegserlebnisse 183

Schiffsunterg?nge und Schiffshebungen 206

Schlusswort 221

Zur Unterseebootswaffe kommandiert!

Allj?hrlich, ungef?hr zur Zeit der grossen Herbstman?ver, erfolgen in der Kaiserlichen Marine die Neukommandierungen der Offiziere f?r das am 1. Oktober jeden Jahres beginnende neue Ausbildungsjahr. Dem Aussenstehenden kann kaum verst?ndlich sein, was sie f?r uns Marineoffiziere alles bedeuten!

Wohl bringt auch den Offizieren unserer ?lteren und grossen ruhmreichen Schwester -- der Armee -- das Milit?r-Wochenblatt oft einschneidende Ver?nderungen. Der eine wird vom Osten zum Westen versetzt und schwer f?llt ihm der Abschied aus der liebgewonnenen alten Garnison, von lieben Kameraden. Ein anderer muss wie von den Kameraden auch von den in der N?he seiner alten Garnison wohnenden Verwandten scheiden, um fernerhin in einer anderen Ecke unseres lieben Vaterlandes f?r Deutschlands Wehr und Ehr zu dienen! Da heisst es unter der Bev?lkerung eines anderen Stammes unseres Volkes leben und dessen S?hne zu Streitern und Verteidigern von Thron und Vaterland heranzubilden!

Wir von der Marine haben nur wenige Garnisonen. Aus Masuren zum lachenden Rhein, oder aus einer kleinen l?ndlichen Garnison in eine Grossstadt, oder gar in die Reichshauptstadt k?nnen wir nicht kommen. Wir bleiben stets alten Kameraden und der Wasserkante nahe. Stets finden wir Bekannte in unserer neuen Marinegarnison, unserem neuen Heimathafen, und sogar ein mehrj?hriges Kommando auf einem Auslandskreuzer trennt uns nur f?r diese Zeit von alten Freunden, w?hrend wir auch auf jedem unserer Schiffe draussen schon alte Bekannte von fr?her aus der Heimat vorfinden.

Dennoch gibt es einen grossen tiefeinschneidenden Unterschied zwischen unseren Kommandierungen und den Versetzungen unserer Kameraden der Armee.

Es heisst bei uns so oft, einer lieben alten Waffe Lebewohl zu sagen und zu einer neuen Waffe ?berzutreten, oder gar auf noch nicht bekannter Schiffsgattung unserem Allerobersten Kriegsherrn zu dienen. Vom Linienschiff mag es auf ein Torpedoboot, vom Torpedoboot auf einen Kreuzer oder vom flinken Kreuzer in eine Landstellung, auf den Drehschemel eines Bureaus, in die ,,Papierkneipe" gehen! Derartige Wechsel der Waffe kennt die Armee kaum. Der Infanterist bleibt Infanterist, der Kavallerist auf stolzem Rosse, und der Artillerist verl?sst seine Kanone nicht. So muss es dort sein -- anders bei uns.

Der Kommandant eines Torpedoboots muss auch mit dem Dienst auf den grossen Br?dern -- Linienschiffen und Kreuzern -- vertraut sein, denn nur, wer das Leistungsverm?gen der anderen Waffe kennt, kann ihre Fahrzeuge wirksam angreifen und zur Strecke bringen. Auch ist ein Wechsel in der Besetzung der verschiedenen Schiffsklassen schon notwendig, weil auf kleinen Fahrzeugen nur Offiziere bis zu einem gewissen Dienstgrade und Dienstalter Verwendung finden.

Wie in den Regimentern der Armee wird also auch auf allen Schiffen der Flotte den Ver?nderungen mit den gr?ssten Erwartungen entgegengesehen. Freude wechselt nach der Ver?ffentlichung mit gemischten Gef?hlen. Hier ist das erhoffte Kommando als Kommandant eines flinken Torpedobootes erreicht! Hurra! Es geht zur schwarzen Kunst zur?ck, zur alten liebgewonnenen schneidigen Torpedowaffe, die man traurigen Herzens vor einigen Jahren als flotter Wachoffizier verliess. Dort aber steht ein Kamerad allein und stumm. Nein, er schimpft: denn er muss an Land, er sieht den gr?nen Tisch und die dicken Aktenb?ndel in Gedanken schon vor sich. Zu ihrem st?rkeren Anschwellen soll er in den n?chsten Jahren, ach, noch so wesentlich beitragen!

,,Bewahr uns Gott vor Sturm und Wind Und F?ssern, die voll Tinte sind!"

Diesen sch?nen alten Seemannsspruch gab uns seinerzeit, als wir als F?hnriche zur See den Staub der Marineschule, die etwa der Kriegsschule der Armee entspricht, von unseren Schuhen sch?ttelten, unser allverehrter Direktor der Marineschule mit auf den Weg und erweckte in unseren jungen Herzen z?ndende Begeisterung. Aber doch hat es schon viele von uns gehascht -- das dumpfe Gesch?ftszimmer etwa eines Adjutantenpostens. Fast immer wird ein solches Landkommando ungern vom Seeoffizier angetreten.

Da erinnere ich mich an eine Geschichte, die vor Jahren in der Flotte ein eben bef?rderter junger Leutnant sich leistete. Aus pers?nlichen Gr?nden bat er seinen Kommandanten, ihm f?r den Winter ein Landkommando zu verschaffen. Der gutm?tige alte Herr, eine echte pr?chtige Seemannserscheinung, der man auf den ersten Blick ansah, dass er so manches Mal das Weltmeer mit seinem Schiff durchquert hatte, hielt es f?r g?nzlich unverst?ndlich, dass ein blutjunger, eben erst zum Leutnant bef?rderter Seeoffizier sich nicht nach der ,,Christlichen Seefahrt" anstatt nach dem Staube des Kasernenhofes sehnte. Er klopfte dem Bittsteller daher liebevoll auf die Schulter und fragte nur, mit welchem Lebensalter er in die Marine eingetreten sei. ,,Mit achtzehn Jahren, Herr Kapit?n!" lautete die Antwort. ,,Na sehen Sie mal, da sind Sie nun achtzehn Jahre lang ununterbrochen hintereinander an Land gewesen und wollen jetzt schon wieder dorthin? Wenn Sie es erst auf eine ebenso lange Fahrzeit an Bord gebracht haben werden, dann k?nnen wir vielleicht wieder einmal dar?ber reden!" Besch?mt und gr?ndlich bekehrt verliess der Leutnant die geheiligten R?ume der Kommandantenkaj?te, und soviel ich weiss, hat er bis heute sein Gesuch nicht wieder erneuert.

Nun brachte uns im Jahre 190.. die Herbstkommandierung etwas gar ?berraschendes. Bisher war man von Schiff zu Schiff oder allenfalls zwischendurch auf ein Torpedoboot kommandiert worden, und konnte stets schon bei Ausspruch der Kommandierung gleich einen ?berschlag machen, ob das neue Kommando einem wohl auch gut l?ge. Doch jetzt? Ja, da steht es schwarz auf weiss: ,,Zur Unterseebootswaffe kommandiert!"

In ein tiefes unerforschliches Dunkel verschwanden die Gedanken bei dem Versuche, mit diesem kurzen inhaltsschweren Tenor der Kommandierung etwas Greifbares zu verbinden. Stolz waren wir wenigen Kameraden, die f?r die neue U-Boots-Waffe ausersehen waren, alle sofort. Mit Recht stolz darauf und froh, weil wir uns sagen durften, hier sei wahrscheinlich etwas zu leisten bei Entwicklung einer neuartigen Waffe, die unser Allerh?chster Kriegsherr eben erst den anderen Waffen der Marine zugesellt hatte. Aber, offen gestanden, mischte sich in diesen berechtigten Stolz wohl bei allen ein nicht minder berechtigtes Gef?hl der Besorgnis: ,,Wirst du es auch schaffen?" Wusste doch niemand von uns, wie sich seine neue T?tigkeit und seine neuen Lebensverh?ltnisse nunmehr gestalten w?rden. Vielleicht fragte auch mancher, ob er den k?rperlich gewiss hohen Anforderungen an das Leben auf einem Unterseeboote wohl gewachsen sein w?rde. -- --

Es war gut, dass wir nicht wie unsere Gegner von heute mit Nachrichten ?ber Friedenserfolge unserer U-Boote prahlten! Wir sahen ruhig zu, wie fremde Nationen sich vor den V?lkern des Erdballs mit Erfolgen ihrer Unterwasserboote br?steten. Wir konnten es ruhig tun! Unsere Stunde kam sp?ter. Das wussten wir! -- Darum gelang es uns in diesem Kriege zu Lande, auch zu Wasser neue, fast unbekannte Streitmittel gegen unsere Feinde einzusetzen und ihnen arge ?berraschungen zu bereiten.

Weder unser Volk noch die Feinde hatten im Vergleiche unserer und feindlicher Seestreitkr?fte viel mit der U-Boots-Waffe gerechnet. Doppelt gross war das Staunen, als sie dem Seekrieg, wenigstens in der ersten Zeit, geradezu ihren Stempel aufdr?ckte.

Ich erinnere mich genau eines Gespr?ches, das ich vor einer Reihe von Jahren, als ich gerade zur U-Waffe kommandiert worden war, mit einem hohen alten Armeeoffizier in einem mecklenburgischen St?dtchen im Kreise vieler Kameraden der Armee f?hren durfte. Als der betreffende Herr von meinem Unterseeboots-Kommando erfuhr -- auch unsere Antipodin, die Luftwaffe, befand sich gerade in der allerersten Entwicklung -- brach er nur in die aus innerstem Herzen kommenden Worte aus: ,,Ach Quatsch! Lieber F.! -- Gehen Sie da nicht hin! Das Wasser ist f?r die Fische und die Luft f?r die V?gel!" -- -- -- Hat es nicht noch manch anderen im deutschen Vaterlande gegeben, der gleicher oder ?hnlicher Meinung noch vor wenigen Jahren gewesen ist? Wo aber w?ren wir in diesem Weltkriege hingekommen, wenn wir nicht unsere trefflichen Luftwaffen auf die uns alle mit gerechtem Stolz erf?llende H?he und unsere liebe U-Waffe -- ich darf wohl scherzeshalber sagen -- auf die richtige Tiefe gebracht h?tten? Das U-Boot stets auf der richtigen Tiefe zu halten, ist beil?ufig ein Haupterfordernis des Unterwasserkrieges.

Doch nach jener Kommandierung war das Wesen der U-Waffe auch uns noch mit einem dunklen Schleier verh?llt. Wir wussten nur, dass unser erstes Boot, das liebe, gute, alte, brave ,,U 1", seine Probefahrten gut ?berstanden hatte. Wir verdanken ihm viel, da es sich gleich als unser erstes U-Boot vorz?glich bew?hrte. Ich selbst hatte kurz nachher die Ehre, es ?ber zwei Jahre zu befehligen. -- Ferner wussten wir nur noch, dass weitere U-Boote vorgesehen waren, und dass der Dienst geheim war. Das gab kein deutliches Bild, aber das U-Boot betreten durften wir trotz unserer schon ausgesprochenen Kommandierung noch nicht. Hierauf mussten wir weitere drei bis vier Wochen warten, bis der 1. Oktober 190.., der Tag des Beginnes unseres U-Boots-Kommandos, kam. Es bestand n?mlich ein strenger Befehl, der sogar Marineoffizieren das Betreten des U-Bootes ohne besondere schriftliche Erlaubnis unserer vorgesetzten Beh?rde verbot, falls sie nicht ,,wenigstens" Admiral waren.

Ein hochgestellter Stabsoffizier, der dicht vor seiner Bef?rderung zum Admiral stand, wollte sich eines Tages das friedlich am Bollwerk vertaute erste deutsche Unterseeboot ansehen, kam zu meinem wachhabenden Unteroffizier an Bord und verlangte Zutritt. Nach Instruktion musste dieser den Zutritt verweigern und die Meldung machen, dass er nur Admiralen ohne besonderen schriftlichen Ausweis das Boot zeigen d?rfte. In diesem Sinne beschieden, konnte der hohe Offizier nur in die Worte ausbrechen: ,,Vorgesetzte bitte ich niemals um Gef?lligkeiten, Admiral werde ich erst recht nicht, also werde ich ein Unterseeboot niemals zu sehen bekommen!" -- -- -- Er sollte leider recht behalten, denn bald erlag er einer heimt?ckischen Krankheit. -- -- --

Wir selbst waren mit der strengsten Geheimhaltung unserer U-Boote als U-Boots-Kommandanten voll und ganz einverstanden. Es hat keinen Zweck, von einem Gesch?ft zu reden, bevor es fest im Sattel sitzt, und es h?tte uns fraglos in der ersten Zeit auch zu sehr gest?rt, wenn es jedem Offizier der Flotte gestattet gewesen w?re, uns aufzusuchen. Es w?re ausgeschlossen gewesen, alle Besucher zu f?hren oder ihre Fragen zu beantworten, ohne gleichzeitig die mannigfachen erforderlichen Instandhaltungsarbeiten im U-Boote zu st?ren oder wichtige Arbeiten und Versuche zu verz?gern. Man hat es uns jetzt verziehen -- wir haben uns in der ersten Zeit aber fraglos deswegen nicht gerade beliebt gemacht.

Jetzt, wo der Schleier, der ?ber unserem Handwerk lag, zum Teil gefallen ist, darf ich innerhalb gewisser Grenzen unser Leben und Treiben an Bord eines U-Bootes schildern.

Luftverh?ltnisse w?hrend der Tauchfahrt

Vor langen Jahren fuhren wir zu einer der ersten in der Nordsee abgehaltenen ?bungen unseres U-Bootes bei pr?chtigem Sonnenscheine durch den Kieler Kanal, zur Nordsee.

Ein biederer alter Lotse meldete sich in der Holtenauer Schleuse bei mir an Bord.

Seinen staunenden, neugierigen Blicken war anzumerken, dass er ein solches Fahrzeug noch nicht durch den Kanal gelotst hatte.

Meine Frage: ,,Na Lotse, Sie machen ja so ein Gesicht, als ob Sie zum ersten Male an Bord eines U-Bootes w?ren?" wurde denn auch beantwortet: ,,Dja, Herr Kapit?nleutnant! U-B??te haben wir hier auch keine bis jetzt noch nicht gehabt!"

W?hrend der weiteren Fahrt zeigte ihm unser Steuermann einen Teil des Inneren des Bootes.

Kurz bevor wir wieder weiterfahren durften, kam er an Deck und konnte zu seiner Freude durch Anstecken einer Zigarre Dampf aufmachen. Im Inneren des Bootes ist es n?mlich streng verboten, zu rauchen oder offenes Licht anzumachen.

Ich fragte den Lotsen, wie es ihm unten gefallen h?tte und ob er sich das wohl so ?hnlich vorgestellt h?tte. ,,Dja, Herr Kapit?nleutnant!" -- lautete die langsam und ?berlegend gegebene Antwort des alten Lotsen, -- ,,wenn ich nun mal so ganz ehrlich sein darf -- dja, Herr Kapit?nleutnant, wenn so, was man so bei uns so h?rt und wenn man so liest, was da so allens in die Zeitungen steht, da hatte ich mir ja auch schon immer so gedacht, auf die Unterseeb??te, da ist ja wohl so allerlei los. Aber, na dja, wenn man das so nachdem allens noch hier so pers?nlich zu sehen bek?mmt, dja, da kann man ja eigentlich bloss so sagen, na hier bei Sie an Bord da ist ja doch nicht nur bloss so allerlei los -- nein, hier ist ja nun aber wirklich so allerlei Allerlei!" --

Der alte Mann hatte recht!

Wohl die konzentrierteste Technik einer je konstruierten maschinellen Anlage birgt der kleine Raum eines Unterseebootes, besonders an den Stellen, die f?r die F?hrung des Bootes und Verwendung seiner Waffen bestimmt sind.

Uns freilich ist der Anblick und das Leben an Bord des U-Bootes Gewohnheit geworden.

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