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Read Ebook: Als U-Boots-Kommandant gegen England by Forstner Georg G Nther Freiherr Von

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Ebook has 667 lines and 42798 words, and 14 pages

Uns freilich ist der Anblick und das Leben an Bord des U-Bootes Gewohnheit geworden.

Gern und sicher ruhen wir nachts im schwankenden Boot, leise durch die auf dem Grunde des Meeres hin- und herlaufenden Grundseen in den Schlaf gewiegt, an der feindlichen K?ste auf grossen Tiefen von den Strapazen der Tagesarbeit am Feinde aus!

Selbstverst?ndlich scheint es uns, dass nachts die feindlichen Kriegsfahrzeuge -- ausgesandt, um uns zu suchen, ?ber uns hinwegfahren, deutlich vernehmbar an dem Ger?usch ihrer Schrauben! Das Wasser ist ein sehr guter Schalleiter und ?bermittelt auf weite Entfernungen uns die Ann?herung feindlicher Fahrzeuge durch das Rauschen ihrer laufenden Schiffsschrauben.

Aber der Landbewohner fragt uns noch immer: ,,Wie k?nnen Sie bloss unter Wasser Luft atmen?"

,,Sehr gut!" darf ich antworten, ,,ohne jede Schwierigkeit!"

In der Zeit der ersten Versuchs- und ?bungsfahrten mit U-Booten erhielten wir einmal ein Schreiben eines Herrn aus G?rlitz, der uns f?r Untersuchung der Luft im U-Boote Meerschweinchen zum Kaufe anbot. Er h?tte geh?rt, dass wir diese Tierchen f?r unsere Unterwasserfahrten gebrauchten, um das Schlechtwerden der Luft anzuzeigen, und offerierte sie in allen Gr?ssen und Farben. Irgend jemand schien ihm an seinem Stammtische einen B?ren aufgebunden zu haben.

Wir gingen auf den Spass ein und bestellten ein Dutzend dieser lieblichen Tiere, die wohlbehalten ankamen.

Lange Fahrten haben sie unter Wasser zur?ckgelegt und uns gute Gesellschaft geleistet, schlechte Luft haben sie jedoch niemals angezeigt, zum Gl?ck aber auch nicht allzuviel davon verbraucht.

Kamen wir nun in einem Badeorte an, so wurde ihr kleiner K?fig in die Sonne vor dem Boot gestellt, und manches Mal h?rte ich im Vorbeigehen, wie unsere Matrosen den erstaunten Badeg?sten den Zweck der Meerschweinchen erkl?rten, die uns schon so manches Mal das Leben gerettet h?tten. Sie schlossen ihre Erkl?rungen etwa: ,,Besonders dem kleinen dicken Braunen haben wir sehr viel zu verdanken! Wenn der nicht an Bord und so ein ganz besonders gut ausgebildetes Unterseeboots-Meerschweinchen gewesen w?re, lebten wir alle schon l?ngst nicht mehr!"

Vielfach wurden diese kleinen Schnurren geglaubt, und der Berichterstatter einer kleinen pommerschen Zeitung brachte hier?ber sogar einen begeisterten Artikel in seinem Bl?ttchen.

,,Die Luftverh?ltnisse auf einem U-Boote sind f?r die Marine normale!" lautete der Bericht eines Marinearztes, der dienstlich bei mir an Bord eine Fahrt zur Untersuchung der Luftverh?ltnisse w?hrend der Unterwasserfahrt mitgemacht hatte.

Er hatte im grossen und ganzen recht.

Wenn wir es mit unserer milit?rischen Aufgabe vereinen k?nnen, sorgen wir U-Boots-Kommandanten immer daf?r, dass noch kurz vor dem Tauchman?ver alles geschieht, um mit m?glichst guter und frischer Luft im Bootsinnern die Tauchfahrt beginnen zu k?nnen. Durch kr?ftiges Durchventilieren des Bootes kann viel geschehen. Starke Ventilationsmaschinen dr?cken die vorher verbrauchte Luft aus dem Boote heraus und saugen neue, frische in das Innere hinein.

Doch auf die Luft vor dem Tauchen wirken w?hrend der Tauchfahrt die nicht zu vermeidenden Kochger?che, die Ausd?nstungen der Maschinen und Ausatmungen der Besatzung verschlechternd ein. Im Krieg heisst es dazu gar pl?tzlich, ohne Vorbereitung tauchen.

Eine Hauptvorbedingung f?r das Gelingen eines jeden U-Boots-Angriffes ist es n?mlich, dass der Gegner das tauchende U-Boot vorher nicht sieht und in seiner N?he kein Unterwasserfahrzeug vermutet.

Ein Verbessern der Luftg?te ist bei solcher Eile, die im Kriege naturgem?ss die Regel bildet, nicht mehr m?glich.

Aber auch das l?sst sich aushalten. Es muss nur gut aufgepasst und rechtzeitig f?r eine baldige Reinigung der Luft w?hrend der Tauchfahrt gesorgt werden.

Es gibt keine U-Boots-Konstruktion, bei der durch Schl?uche oder durch ?hnliche mit der Oberwelt in Verbindung stehende Einrichtungen eine Luftverbesserung im Inneren des Bootes durch Ansaugen frischer Luft von aussen m?glich ist. Wohl gingen sehr h?ufig ?hnliche Behauptungen durch die Presse, doch sind sie entweder frei erfunden gewesen oder waren Pl?ne phantastischer Erfinder, denen das eigentliche Wesen des U-Bootes fremd gewesen sein muss. F?r milit?rische Zwecke w?ren solche Konstruktionen nicht verwendbar, da sie ein Verraten des U-Bootes zur Folge haben m?ssten und das ungesehene Herankommen des angreifenden U-Bootes vollkommen vereiteln w?rden. Hierin aber gerade liegt der Hauptvorteil des U-Bootes bei jedem Unterwasserangriffe.

Wir bleiben also w?hrend der ganzen Tauchzeit in derselben Luft, die wir ,,von oben" mitgenommen haben, und reinigen diese nur von der ausgeatmeten Kohlens?ure, unter gleichzeitigem Zusatze von Sauerstoff f?r die durch den Atmungsprozess verbrauchte Menge dieses Bestandteiles der Luft.

Die Luftg?te wird, wenn ich so sagen darf, in dem von aussen abgeschlossenen U-Boote durch das Atmen der Besatzung ?hnlich verschlechtert, wie in einem mangelhaft ventilierten, ?berf?llten Theater- oder Konzertsaal. Auch hier nimmt der Kohlens?uregehalt der Luft, sobald nicht gen?gend frische Luft durch Fenster- oder durch Ventilations-Einrichtungen zustr?mt, dauernd zu, w?hrend der f?r das Atmen ben?tigte Sauerstoffgehalt abnimmt. Die erste Erscheinung ist ein M?dewerden der diese Luft atmenden Menschen. Ein jeder wird das schon durchgemacht und mit besonderer Freude die merklich erholende Luft draussen nach Schluss der Vorstellung begr?sst haben.

Nimmt nun aber die Kohlens?ure in ihrem g?nzlich von der Aussenluft abgeschlossenen Raum wie dem Inneren eines U-Bootes dauernd zu, so treten schliesslich ausser diesen M?digkeitserscheinungen auch k?rperlich recht unangenehme Beschwerden ein, die sich bei den Menschen sehr verschieden ?ussern. Mancher K?rper ist empfindlicher gegen derartige Kohlens?urevergiftungen als manch anderer, der mehr davon vertragen kann.

Bei fast allen Leuten werden sich aber wenigstens mehr oder minder starke Kopfschmerzen einstellen.

Es ist klar, dass eine U-Boots-Besatzung bei k?rperlichem Unbehagen nicht imstande sein kann, ihre schwere Aufgabe zu erf?llen. Wir m?ssen also bald diese im U-Boote sich steigernde Menge des Kohlens?uregehaltes wieder entfernen, um die Mannschaft nicht zu erm?den und keine k?rperlichen Beschwerden aufkommen zu lassen.

Darum zirkuliert die ganze Luft des U-Bootes durch ein Ventilationssystem, in dem sie durch gewisse Chemikalien geht. Diese besitzen die Eigenschaft, dass sie der durch sie hindurchstr?menden Luft die Kohlens?ure entziehen und diese dann in sich festhalten. Meist werden Kalipr?parate hierf?r verwandt.

Gleichzeitig spritzen im Boote aufgestellte druckfeste Sauerstoff-Flaschen, die auf einen ziemlich hohen Druck aufgepumpt sind, die n?tige Menge Sauerstoff in das Ventilationssystem hinein. So wird diese von der Kohlens?ure gereinigte Luft nach dem Zusatz des Sauerstoffes wieder auf alle R?ume des Bootes verteilt.

Die Menge des zuzusetzenden Sauerstoffes richtet sich nach der Anzahl der die Tauchfahrt mitmachenden Personen. Man weiss genau, wieviel Sauerstoff der einzelne Mensch gebraucht. An den Verteilungsstutzen der Sauerstoffleitungen ist ein Stellwerk, die sogenannte Sauerstoffuhr, angebracht. Sie wird auf die Kopfzahl der Fahrtteilnehmer eingestellt und l?sst selbstt?tig in den n?tigen Zwischenr?umen die verlangte Sauerstoffmenge in den Raum treten.

Lange h?lt man es ?brigens in der Luft gut aus, bevor man an die immerhin teuere und kostbare Luftreinigung heranzugehen braucht. Dieser Zeitpunkt, wo es aber n?tig wird, die Luft von der Kohlens?ure zu reinigen und Sauerstoff zuzusetzen, h?ngt nun, ausser von der Beschaffenheit der Luftg?te im Augenblicke des Tauchens, noch ab von dem Kubikinhalte der Luft, der auf den einzelnen Teilnehmer an der Unterwasserfahrt entf?llt, und von dessen Arbeitsleistung.

Es ist klar, dass die Luft in gr?sseren U-Booten bei der gleichen Anzahl der Fahrtteilnehmer l?nger ausreicht, als wenn dieselbe Anzahl von Leuten auf einem bedeutend kleineren Boote eine Unterwasserfahrt zur?cklegen sollte, und auf demselben U-Boote sinkt nat?rlich die Zeitdauer f?r das Ausreichen mit dem Luftvorrate bei Steigern der Anzahl der in ihr atmenden Menschen.

Bei kurzen Tauchfahrten kann man die Luftreinigung, wie wir kurz das Reinigen der Luft und das Zusetzen von Sauerstoff von jetzt an nennen wollen, also vollkommen sparen, bei langen Fahrten dagegen empfiehlt es sich, m?glichst bald damit anzufangen. Hat n?mlich die Kohlens?ure einen gewissen Prozentsatz erst ?berschritten, so ist es viel schwieriger, diesen h?heren Kohlens?uregehalt wieder aus der Luft zu entfernen, als wenn durch fr?heres Einsetzen der Luftreinigung dieser Kohlens?uregehalt von vornherein nicht merklich anzusteigen vermocht hat.

Alles in allem wird die Luft im U-Boote auch durch eine Luftreinigung nicht frischer und ozonreicher, da es uns unm?glich ist, alle im Boote auftretenden und sich beim Gange der Maschinen entwickelnden ?lger?che, die beim Kochen nicht zu vermeidenden Nebenger?che oder dergleichen zu entfernen.

Im grossen und ganzen lebt es sich aber unter Wasser ganz mollig. Unangenehm wirkt unter anderem nur noch nebenbei die durch den Gang der elektrischen Maschinen sich allm?hlich immer mehr und mehr steigernde Temperatur im Boote und die hierdurch hervorgerufene Tropfbildung der Niederschl?ge an den von aussen von dem kalten Seewasser umgebenen Schiffsw?nden. Dieses bedeutet besonders im Winter eine wenig angenehme Zugabe.

Sonst gew?hnt man sich aber bald an eine etwas schlechte ,,Akustik" im Boote, wie wir das Schlechterwerden der Luft scherzend bezeichnen.

Interessieren d?rfte es vielleicht auch, dass die Besch?ftigung der Mannschaft w?hrend einer Tauchfahrt wesentlichen Einfluss auf die G?te der Luft besitzt. Die Menge der f?r einen menschlichen K?rper zum Atmen n?tigen Luft h?ngt n?mlich sehr wesentlich von der ausge?bten T?tigkeit ab.

Genauere Messungen haben hierf?r etwa folgende Durchschnittswerte ergeben.

Der k?rperlich stark arbeitende Mensch verbraucht bei der Atmung innerhalb von einer Stunde rund f?nfundachtzig Liter Luft. Ausser dem Kommandanten, der durch seine T?tigkeit im Kommandoturme, wie sp?ter ausgef?hrt werden soll, k?rperlich stark arbeiten muss, haben noch die die Seiten- und Tiefensteuerung bedienenden Leute, ausser den Lademannschaften an den Torpedorohren, oft schwere k?rperliche Arbeit w?hrend der Tauchfahrt zu verrichten.

Bei k?rperlich wenig oder gar nicht arbeitenden Personen sinkt der st?ndliche Luftverbrauch sehr betr?chtlich gegen?ber dem der arbeitenden Leute, und bei einem schlafenden Menschen brauchen wir nur noch mit einem verarbeiteten Luftquantum von f?nfzehn Liter Luft im Durchschnitt st?ndlich zu rechnen.

Wie bei jeder anderen T?tigkeit kann man also auch bei der Unterwasserfahrt beim Schlafen die Arbeit am l?ngsten aushalten und auch hier muss daher das Schlafen als das billigste Vergn?gen angesehen werden.

Wer also nichts im Boote zu tun hat, kann schlafen und tut hiermit dem Kommandanten und allen anderen Kameraden noch dazu einen grossen Gefallen.

Einer gut erzogenen Besatzung braucht der Befehl hierzu daher nur einmal gegeben zu werden, sie schl?ft, wenn sie es darf, schon ganz gerne -- uns zu Gefallen.

Ich habe es vielfach erlebt, dass selbst unter schwierigen Umst?nden bei Unterwasserfahrten, wo es hart auf hart herging und viele laute Kommandos und andere Signale schnell aufeinander folgten, die schlafenden Krieger von den ganzen Vorg?ngen nichts gemerkt hatten, und es war gut so. Denn nach einigen Stunden kam die Wachabl?sung und sie konnten ihre erm?deten Kameraden an den verschiedenen Rudern und Steuerr?dern und an den Haupt- und Hilfsmaschinen in voller Frische, durch ruhigen Schlaf gest?rkt, abl?sen. Die abgel?sten Leute konnten daf?r in den wohlverdienten Schlaf fallen.

Einst hatte ich einen Mann an Bord, der das Schlafen unter Wasser so verstand, wie wir es sp?ter niemals wieder erleben sollten. Er hatte es hierin zu einer wahrhaft grossartigen Virtuosit?t gebracht und wurde von der Mannschaft daher auch nur ,,das Murmeltier" genannt. Es war ein Funkentelegraphie-Gast, dessen T?tigkeit mit dem Niederklappen der Funkenmasten vor Antritt der Tauchfahrt aufh?rte, um erst wieder beim Aufrichten der Masten nach Beendigung der Unterwasser?bungen zu beginnen. Er war ein sehr braver Kerl und vorz?glich f?r den U-Boots-Dienst geeignet. Er sammelte w?hrend der ganzen Tauchfahrt seine Kr?fte f?r seine nachher ?ber Wasser wieder einsetzende schwere T?tigkeit.

Er hat uns kaum jemals mehr als f?nfzehn Liter Luft in einer Stunde weggeschnappt!

Wenn nun auch alles geschieht, um die Luft w?hrend der Tauchfahrt m?glichst gut zu erhalten, so wird sie nat?rlich doch unter Wasser niemals besser.

Dankbar und gl?cklich schaut daher jeder nach getaner Unterwasserarbeit durch die ge?ffnete Turmluke, dem stets nach Beendigung einer Tauchfahrt zuerst wieder ge?ffneten obersten Verschlusse des Bootes an der h?chsten Stelle, der Decke des Kommandoturmes, wieder in den lachenden Himmel ?ber sich und atmet in vollen Z?gen bald darauf auch die richtige ,,ungereinigte" w?rzige Meeresluft ein.

Ein hoher Admiral, der vor Jahren einmal bei mir an Bord seine erste Unterwasserfahrt mitmachte, hatte vorher in Gespr?chen des ?fteren betont, dass die Luft bei der Tauchfahrt eigentlich gar nicht merklich schlechter zu werden brauchte.

Nach der Fahrt, als er wieder auf dem trockenen Oberdecke des Bootes stand, ?ber das noch vor kurzem bis zu zwanzig Meter Wassers?ulen und mehr hin?bergesp?lt waren, bekannte er mir aber unumwunden: ,,Sie haben recht, F.! Mit der Luft hier oben und vorhin da unten ist doch so ein Unterschied, na so ungef?hr wie zwischen Butter und Margarine."

Ich konnte ihm nicht beipflichten, auch nicht widersprechen. Wenn man n?mlich nicht in die innersten Geheimnisse eines Haushaltes oder einer Gastwirtschaftsk?che eingeweiht ist, muss man eingestehen, gar nicht selbst genau zu wissen, ob man ?berhaupt schon jemals Margarine genossen hat.

So wird uns auch die Margarineluft im U-Boote, wenn die zu ihrer Reinigung und Verbesserung vorhandenen Apparate und Einrichtungen nur vorschriftsm?ssig und rechtzeitig bedient werden, ebensowenig schaden, wie es unserem Volke schaden wird, jetzt zeitweise zur Margarine zu greifen.

Die Zeitdauer, die eine U-Boots-Besatzung unter Wasser verbringen kann, h?ngt lediglich von der Menge des mitgef?hrten Sauerstoffvorrates und der anderen zur Luftreinigung n?tigen, vorher besprochenen Dinge ab.

Mehrere Tage lang kommen wir unter Wasser schon gut mit unserem Luftvorrate aus, und l?ngere Zeitdauer wird wohl niemals erforderlich werden.

Wie es unter Wasser zugeht

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