Read Ebook: Das Bücher-Dekameron Eine Zehn-Nächte-Tour durch die europäische Gesellschaft und Literatur by Edschmid Kasimir
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Ebook has 1043 lines and 114289 words, and 21 pages
Wir sitzen fest. Am Tage ists manchmal m?glich, vielleicht sich in die Latschen zu schlagen oder Sprungh?gel zu bauen, vielleicht geht die Sonne auf und dr?ckt die Schneeflut zusammen, man hat M?glichkeiten und man rechnet mit ihnen. V?llig abmarschieren kann man aber erst, wenn der Sturm gefallen ist, jedoch der Meteorologe versichert, er stehe zehn Tage ?ber dem Gebirg. Das war noch nie, und solche Kaskade von Weiss warf der deutsche Himmel seit meiner Geburt noch nie ?ber Baden. Man muss resignieren und eine Besch?ftigung suchen, die wir leicht von selbst gehabt h?tten, w?re es uns nicht eingefallen, die braun brennende Sonne des Arlberg mit der schwarzen des Schwarzwalds noch zu vertauschen. In St. Anton w?re der Sirocco uns zu Hilfe geeilt und h?tte die Wolken nach Norden geschmissen, die hier von allen Schwarzwaldbergen sich heben und wie Rabench?re um den Feldberg kreisen. Schon Lukian hat die Reiselust verspottet, nun sind wir die Opfer. Es gibt nichts, was einem unabh?ngigen Gentleman unertr?glich werden k?nne? Beweisen wir es.
Als im Jahre Dreizehnhundertachtundvierzig sich unter Pampineas F?hrung die sieben Frauen Boccacces mit den drei Liebhabern vor der Pest aus Florenz fl?chteten, lag es nahe, dass sie dem Gespenst nur die Anmut von Vergn?gungen entgegenhielten, die ihre Zeit ihnen bot. Es war ihre einzige Waffe. Um sie bl?hte die Zeit, grosse M?nner und erf?llte Epochen umstanden ihre Welt und es gab nur die M?glichkeit, mit Grazie und gepflegtester Sinnlichkeit dem barbarischen Tod gegen?ber sich ver?chtlich zu zeigen.
Wir haben hier kein Schloss, Mijnheer, mit Dienerinnen, wir haben keine Frauen, was ich sah seit der Ankunft ist nicht erregend und unsere Freundinnen, mit denen wir vertraut sind, sind von uns getrennt. Wir verstehen die Einfalt jener Menschen des Dekameron nicht mehr, die bei Dambrettspiel in den G?rten mit Anrufung Gottes pikante Geschichten erz?hlten, dass vor der Anmut ihrer lorbeergeschm?ckten K?nigin selbst das Schicksal zur?ckrauschte. Wir sind nicht Kinder einer erlesenen Epoche, sondern Freibeuter eines Zusammenbruchs. Wir haben die Pest nicht draussen und die runde und vollendete Welt im Herzen, sondern um uns kracht die n?chterne Phantastik unseres S?kulums und wir haben nichts in der Brust als die K?hnheit es doch zu lieben.
Boccacces Jahrhundert hatte die Pflicht zu geniessen, was bleibt einem Gentleman anderes heute, als die Freiheit, sich mit seiner Zeit in Ordnung zu bringen. Man kann das auch bei Cocktails aus Milch, Ei, Gin, Whisky und Worchestersauce, und wenn der Tag dem Leben reserviert bleibt, haben die N?chte Raum f?r eine europ?ische Diskussion. Was kann einen Holl?nder, dessen Land neutral blieb, dessen Literatur ihn nicht interessiert, der die Musen liebt und Horaz in einer seltenen Ausgabe im Koffer mitf?hrt , was kann einen holl?ndischen Edelmann mehr reizen, als zu sehen, wie die Zeit sich in den wichtigsten Literaturen spiegelt, denn in nichts erkennt man, wie Flaubert in seiner Einsamkeit schon versp?rte, den Menschen und die Nation so sehr wie im Buch.
Auch den Boccacce hat seine Zeit, weil er ein Ausschweifender und gleichzeitig ein frommer Mann war, mitten in die Kirche seiner Vaterstadt beigesetzt, weil die Zeit in ihm ihre Vorz?ge und Eigenschaften am besten erkannte. Und doch hat seine Stimme die Wollust wie kein anderer zierlich bis in das Herz der Fr?mmigkeit getragen, aber es war die Sprache eines Dichters, und seine Sprache kam aus der des Apulejus und des Lukian und sang sich weiter bis zu dem roten Hymnus des d'Annunzio. Welche Vergangenheit einer Sprache! Ja, Mijnheer, man muss, um ein europ?isches Gespr?ch zu f?hren, zuerst den Sinn der Sprache begreifen und ihren Weg betasten. Das ist wichtiger wie Whisky und Frauen und der fatale Ernst unserer Einsamkeit.
Ich habe heute Nacht daran denken m?ssen, als ich am Fenster nichts vernahm als die D?nung des Sturms, den Aufschlag des weichen Schnees und das Zustreun des Gel?ndes, und ich unter dem Bord der h?lzernen Veranda eine Schar V?gel entdeckte, die vor der Katastrophe der Natur zu den Menschen fl?chteten und nichts hatten sich verst?ndlich zu machen, als ihren aufgeregten, im Hals zitternden Herzschlag und die schreckliche Angst ihrer Augen. Ich h?rte, w?hrend ich Stare und Amseln auf die Heizung hereinhob, die Wetterh?hne dr?hnen und die Blitzableiter wie die Elstern schreien. Hinter ihnen aber stand auf den Untert?nen des Winds die Musik der Schwarzwaldw?lder mit einem dunklen Brausen. Durch die gleiche Musik haben Germanen hier manchen ihrer Kaiser auf kreuzgelegten Speeren aus dem Ruhm des S?dens, den sein Haupt gesucht, tot zur?ckgetragen.
Ach es stand im Donnerton der Tannen in der D?nung mit verzweifelter Melancholie die Irrnis unserer Geschichte, die das Unm?gliche stets wie knabenhaft begehrte und ohne Ziel dann ihren sch?nsten Kopf sich einschlug. Erst als ich vom Balkon zur?cktrat, gelang mirs ohne Bitterkeit zu atmen, und als ich mit den V?geln sprach, war ich lauter als das Sturmwehen. Der Schneezyklon schoss von oben auf den Dachfirst, warf sich zu Boden und hob sich in einem flimmernden selbst in der Nacht sichtbaren Kreis ?ber dem Steinsee. Da blieb er wie ein Krater, der sich rasend drehte.
Es klang verf?hrerisch jetzt hinter dem geschlossenen Fenster, wenn ich die V?gel ansprach, gleichwie als sammelte die Sprache sich in seinen Rhythmen und hebe aus den Jahrhunderten den Ton der Heimatlaute herauf voll unerf?llter Leidenschaft und der heiteren Wehmut seiner unbewussten Sch?nheit.
Geliebte Sprache:
Als die antiken Zeiten sich von unseren schieden, entf?hrten sie als Dialekt der Mythen und G?tter das Griechisch und es blieb nur noch eine moderne Sprache, das Latein. Nie gab es vorher und sp?ter ein menschliches Ausdrucksmittel, das so pr?zis und zugleich flimmernd die Begriffe aufstach und die Umwelt dazu gl?nzend umschrieb, das ebenso vollendet das Vorgestellte in kristallene N?he zwang und zugleich das Phantastische in eine Bannmeile atemloser Erregung darum sammelte. Es war die Sprache der Weltleute und der Kommis, der Dichter und der Feldherrn. Herrlich band schon Tacitus ihre K?hnheit im Bilde, als er beschrieb, Germanien sei von anderen Nationen getrennt durch Furcht und Berge. F?r die Deutschen war es zu scharf, wie diese Prosa blitzte, zuhieb und trennte. Eine Zeitlang versuchten sie miteinander die Verschmelzung, aber die M?nche jagten das Latein in ihre Kl?ster. Wie zuckte es manchmal noch aus Klerikerhand br?nstig ins Weltliche hinaus, wie mischte es sich anfangs voll und farbig mit den steifen kirchlichen Liedstollen, wie gab es noch der Mariensequenz von Muri die dem?tige Schlankheit: >>Ave vil liehtu maris stella.<< Umsonst, es musste nach Westen fliehen und liess seinen Schatten nur zur?ck, der als Theologie vermummt und enthauptet durch das Mittelalter irrte.
Der deutsche Dialekt der Germanen kam jetzt in seinen raschen tropischen Glanz. Allein gelassen nun ward er die Stimme der grossen Epen und der germanischen Troubadoure. Wie gl?hte der kurze Sommer seiner Pracht in des Vogelweiders Strophen, wie verschlang sich Gedanke und Reim und kehrte voll Musik zur?ck in die heiss und kindlich gefaltete Kadenz. Nie hat, selbst in Rilkes Versge?der, Deutsch wieder die Gr?sse der Einfalt und die Vollendung des Tons und die Linie der Grazie erreicht wie in der fl?tenhaften Lage der Walther-Strophe:
Daz er b? mir laege, -- wessez iemen , s? schamt ich mich. Wes er mit mir pflaege, niemer niemen bevinde daz, wan er und ich.
Wunderbar f?llte die deutsche liedhafte Zartheit die gl?serne W?lbung des fr?hen Mittelalters mit Auben, Weckrufen, Tagges?ngen, H?rnern, Kreuzz?gen und heroisch-sanften Mythen, aus deren Bau die Sprache jubeln konnte noch stolzer wie Horaz, dass wahrlich nie geh?rte S?nge ihr entstr?mten . . . ., bis mit der sch?nsten Zeit der Welt, der Epoche der Dome und Kaiser und lichter Maienhaftigkeit Europas sie in den tragischen Schlussvers fiel. Deutsch ward nun die Knochensprache kleinb?rgerlicher Meistersinger, die barbarische und oft wildsaftige der Volksb?cher oder die robuste D?monie Grimmelshausens und die Pede old Church of the ReHabenichtse.
Doch wie hatte das Latein, das ?ber den Rhein gezogen und mit den Galliern sich vereinigt hatte, im Franz?sisch sich zu geschliffener Klarheit mittlerweile vollendet! Wie hatte auch sein Mittelalter gehallt von den unter ?lb?umen von den Sarazenen heraufreitenden Trouveres, wie hatten die Regenbogen der grossen deutschen Epen mit einem Fusse tief in der Provence gestanden, die breit und gross am feierlichsten Meer wiederum sich der Levante und den Dichtern afrikanischer Erde hingab. Wie l?rmte ?ber Spanien und Frankreich grazi?s und gottselig der vogelvolle Himmel der Fr?hzeit der Menschheit dann aber weiter bis hoch in den vollen Zenith. Und wie erf?llte er sich neu immer durch die lateinische Vergangenheit, die stets die zarte umschwebende Luft blieb, bis zu sch?nster Vollendung aus den Allegorien der G?tter noch tief in der Renaissance der herrlichen Plejade und den sp?ten Prunk des Rokoko. Immer gings aufw?rts aus dem Blutsaft der Antike bis in ihre k?hnste Moderne.
Aber wir:
Als der ?ltere Balzac seine>>Lettres<< wie Schlittschuhkurven der franz?sischen Prosa vorbog, sielte das Deutsch noch im Jargon der Sauhatz; glaubte Herr Opitz aus Bunzlau am Bober durch Beschreibung des Vesuvs deutsche Dichtung einem neuen Fr?hling entgegenzuf?hren. Als der taube Gentleman Ronsard und die Sechs seiner Plejade den Horizont Frankreichs mit dem Duft der farbigsten Lieder bew?lkten, knabberte Hans Sachs die Klebsilben aus dem Skelett seiner sechsunddreissig B?cher deutscher Sprache. W?hrend der flotte Offizier Descartes kristallinische Treppen mit seinem Franz?sisch in den Nebel der Philosophie hineinbaute, sang Herr Simon Dach, Professor der Poesie in K?nigsberg: >>Der Mensch hat nichts so eigen / so wohl steht ihm nichts an / als dass er Treu erzeigen / und Freundschaft halten kann<<, und glaubte damit, w?hrend Shakespeare schon lebte, eine Revolution der deutschen Dichtung geschmissen zu haben. Rabelais, ein entlaufeper Benediktiner, der wundervollste Vagabund neben Villon, und vierzigj?hrige Medizinstudent f?hrte das Franz?sisch in das ungeheuerlichste Barock, w?hrend der B?rger Ayrer seine ?blen Fastnachtsscherze schrieb. Im Franz?sischen bildete sich Niveau. Bei den Deutschen war es nur, wenn Wundervolles aufsprang, eine begabte Revolution. Denn auch Ekkhart war den Deutschen nur das mystische Gewissen, Fischart blieb nur die skurrile Bl?hung voll gewaltiger Einf?lle und Luther war keine Sprache sondern nur ein Temperament.
Die Kriege der anderen und die Reformationen, denen Deutschland den R?cken hinzuhalten das Schicksal hatte, haben die Einheit der Empfindung und die Sprache zerst?rt. Als man sie wieder h?tte sammeln k?nnen, gelang es nicht den schlanken Bau der Gotik und die S?sse mittelalterlicher Gef?hlskraft wieder zu entzaubern. Es gab keine Gemeinschaft, keinen so zentralen Hof, der sie glanzvoll gepflegt h?tte. Die F?hrer und Verantwortlichen haben von jeher den Geist und das Volk im Stich gelassen. Man hetzte Hirsche und drillte Soldaten. Das war genug.
Wie anders hat Frankreichs Volk die Muse gehegt! Als Marquisen mit Vaugelas Grammatik unter dem Arm dozierend durch die Schlossparke schritten, korksten deutsche F?rsten wie Stotterer den Dialekt oder retteten sich ins Franz?sisch. Wie hat die Literatur seit Margarethe von Navarra, dieser erlesenen Frau, seit Karl dem Neunten, seit dem ersten Franz, dem vierzehnten, f?nfzehnten Louis um die H?fe sich gereckt, die Sprache sich veredelt, wie war der Ausdruck des Menschen Massstab fast mehr wie die Geburt geworden, dass schon ?ber die ?bertreibungen die Sp?tter des Moli?re in Lachkr?mpfe verfielen. Ja die Macht war so gross, dass selbst revolution?re Dinge gelitten wurden, wenn ihr Anspruch ihrer W?rde und Vollendung entsprach, und die Gesellschaft vernahm mit der Grazie der Gegeisselten die Anmut der Geissler.
Den blauen Salon des Hotel Rambouillet besuchten die Prinzen neben Bossuet und Scud?ry, und die Geistigkeit der Marquise, die empfing, war stark genug aus ihren Jours und Empf?ngen eine literarische Bewegung zu machen, die Richelieu zur Gr?ndung der Akademie trieb. Und w?hrend ?ber Deutschland der Dreissigj?hrige Krieg flutete, war der politische Einfluss der Literatur so ungemein, dass der gr?sste Staatsmann Frankreichs im Streit um Corneilles >>Cid<< mit allen Pressionen die gebildeten Kreise mobil machte, Corneille zu zerreissen, weil ihm dessen Geschw?rm f?r Duelle und Spanien seine Taktik kontrekarrierte, die den Adel auf den Bauch warf und Spanien an die Wand dr?ckte. Am Arm von Herzoginnen aber besuchte der grosse Dramatiker den sich ?ber die Ehre tief verbeugenden und den Besuch des h?chsten Adels wahrlich gewohnten Bernini, Italiens damals gr?ssten K?nstler, unter der Aufmerksamkeit der ganzen gebildeten Nation, w?hrend in Wasserstiefeln deutsche Pastoren, submissest verhungernd, als schlesische Dichterschule sch?chtern verkleidet, weltfremd einen d?nnen, wenn auch nicht uncharmanten Barock auf deutsche Flaschen ziehen wollten. Wie hat noch hundert Jahre sp?ter der grosse Friedrich seine armseligen Dichter verachtet und mit welcher frivolen ?berlegenheit dem Schweizer Henri de Catt die Aper?us ?ber einen gewissen Hofmann erz?hlt, der mit demselben Hemd ein ganzes W?rterbuch verfertigte und der, als man ihm drohte, am j?ngsten Tage werde er allein unter den lichten Gottseligen unrein bekleidet vor Gott erscheinen, den saftigen Wunsch aussprach, dass er lieber, als das Hemd zu wechseln, auf die Auferstehung verzichte.
Wie verachtet, wie schm?hlich verkuppelt ist in dieser Gesellschaft die Sprache der Heimat geworden, wie erl?send und r?hrend aber ist sie manchmal dennoch in die H?nde von Einzelnen zur?ckgekehrt, die sie f?r ihre Launen und f?r ihre Begeisterung z?chteten und sie auf dem langen Weg der Erniederung sch?n ?ber die beflaggten Barrieren ritten! In Frankreich steht ein gez?chteter Schlag.
Bei uns kommen manchmal die interessanteren Hengste und wiehern die Erinnerung der grossen Zeit und blitzen Hoffnung auf die Zukunft aus dem sch?nen Schlag der Hufe.
Heil Lessing, der mit Strenge s?uberte, Sturz, der sie schlank wie ein Florett im Kreis auf seine H?nde zur?ckband. Grabbe, der sie dunkel durchw?hlte, Kleist, der ihr die Stahlsehnen des jungen Genius durch den Torso zog, Jean Paul, der erste, der ihr den Nebel und die g?ttliche Atmosph?re der Worte wie einem gigantischen Stern zur Wielandschen Grazie gab, B?chner, der sie zu heroischer Schlankheit des Mutes begeisterte, Heine, ihr geliebtester S?nger der vogelleichten Kraft, die Romantik, die sie tr?umerisch wieder mit dem Gesicht ins ?bersinnliche wandte, Nietzsche am Schluss mit dem jubilierenden Hurra der obersten Verzweiflung. Geliebte Dichter! Sie waren gute Jokeys und vorz?gliche Trainer, aber sie ritten ohne Trib?ne und ihre St?lle und Concours hatten keinen Zulauf ihres Publikums, auch hatten sie keine Kenner, obwohl ihre Klasse von internationaler G?te war. Sie waren Desperados der Kunst gegen die Gesellschaft, die sich nie recht formierte, w?hrend sonst in Europa diese Gesellschaft die Kunst wie eine sanfte und sch?ne Kr?nung ?ber sich tr?gt.
Selbst Pindar war nur in diesem Sinne ein Dichter f?r feinere Sportfeste seiner dorischen homosexual gerichteten Geldaristokratie, Shakespeare und Moli?re die Fabrikanten der von ihren H?fen bestellten Theaterst?cke, Calderon war seines spanischen Hofs Arrangeur f?r pomp?se Vergn?gung, die Maler der Renaissance die Hauseinrichter ihres sie bezahlenden geschmacklich kultivierten Publikums, Bernini der Baumeister f?r luxuri?se Ausschweifungen des Barock und der Vogelweider im Lyrischen der Pressechef seines staufischen Adels.
Die Menschen guter Zeiten gaben sich durch die Leute, deren sie sich zur Herstellung angenehmer Verzierung ihrer Epoche bedienten, ein veredeltes Gesicht. Das war alles. Manchmal achteten sie diese Leute nicht einmal, erst Michelangelo machte sich mit seinem Anspruch zum F?rsten. Damit blieb er, genau wie wenn man ihn als Sklaven gehalten, das gleiche Ornament seiner Zeit. Dass man aber ohne Zusammenhang mit seiner Epoche, rund um eine Zeit rasend, die keine Gesellschaft barg, Dramen zusammenschrieb, Bilder zusammenmalte, T?rme in die Wolken hineinschickte, B?cher wohl ?ber Probleme der Ideen aber nicht ?ber die Erziehung zur Nation zusammenstapelte, das ist in seiner generationenlangen Dauer so r?hrend wie unglaublich, aber deutsch. Hat uns nun, seit man in Autos und Flugzeugen und Bahnen f?hrt, telephoniert und drahtlose Depeschen sendet, die Muse heftiger und vereinigender gek?sst? Man hat uns, Mijnheer, noch mehr wie die Schafe auseinandergetrieben. Die Techniken haben uns ein jagendes Tempo in die Adern gesetzt, aber sie haben uns weiter von den Wurzeln deutschen Seins gescheucht wie der Dreissigj?hrige Krieg.
Was hinter den Romantikern herkam, hatte Plattes und Sauberes, hatte Pers?nliches und Albernes aber es hatte kein Niveau. Die b?rtigen Leute um Paul Heyse hatten die Vehemenz des Dichterischen schon ganz vergessen, als sie nazarenisch in ihren lombardischen Wein den Zucker ihrer Gef?hle f?llten. Die Holz und Schlaf, die diese in schwacher Nachahmung des grossen Zola entthronten, hatten nur schlechte Manieren aber keine Kraft. Es blieb wohl Einsicht, aber keine St?rke, sondern Geschrei. Dass gegen diese dann wiederum die ge?lten und geschmackvollen J?nglinge des Dichters George marschierten, der ihnen langsam an Baudelaires und Mallarm?s erhabenem Beispiel das Geheimnis der strengen Form beigebracht hatte, bewies wohl Einsicht und Sinn f?r das Dichterische, aber es stellte gegen den Schlamm der Epoche nur einen Salon von S?sslingen. In der Tat, Georges Beispiel ist sinnbildhaft von Bedeutung, es schuf in Wahrheit nur einen Zenakel und dieser war denkbar nur in Frankreich, aus dem er kam.
Erst als die Schicksalsuhren tragischer ins Volk bellten, suchten einige Dichter und fanden einige einer neuen Generation eine Sprache, die, wie die keiner Epoche vorher, wenn auch nicht aus den Klarheiten so doch aus den Kr?mpfen ihrer Dezennien sich der Zeit anschloss. Die Unerbittlichkeit Wedekinds, der Zauber Schickeles, der breite D?blin, die tapfere Kolb, der hell urteilende Kerr, Sternheim, Benn, Kaiser versuchten ihre Generation zu einem m?rderischen Glanz zu verdichten. Das Material Balzacs war ihnen nicht gegeben zwar, sondern nur ein zersplitterter Spiegel. Sie pappten ihn nicht, sondern sie schossen ihn zusammen. Eine Weile deckte sich Kunst und Zeit. Wir sind in der Gegenwart.
Wir sind in der Gegenwart, Mijnheer. Sie liegt vor uns wie Land und Meer, und wo sie zusammentreffen ist Hafen und Schiff. Und wo sie sich schneiden, hat Kunst und Nation sich ber?hrt. Zehn N?chte bei Flips und Cocktails und Gin und Kerzen sind eine knappe Zeit das Terrain zu beschauen. Was interessiert einen holl?ndischen Gentleman an der Gegenwart? Er hat ein Haus in 's Gravenhage, eine Herde in Utrecht, eine Bibliothek in Delft. Er reist durch die Welt, von Krieg verschont, von Kriegssteuern ledig, den Passeport von der K?nigin visiert, unabh?ngig und gebildet, gelangweilt von seinem Lande, und neugierig, was aus Europa geworden ist. Dazu, weil er bereits aus den G?rten der Jugend in die ?ppigkeit gepflegter Gelehrsamkeit gef?hrt ward, voll Eifer zu sehen, wie in den Literaturen das europ?ische Gew?rm sich vereinigt. Was kann Sie besonders reizen, nehmen Sie das Glas und beschauen Sie die Linie zwischen Meer und Land.
Die paar Pioniere, von nicht sehr grosser Lunge, die die Vereinigung betrieben, haben nicht nat?rlich Gesellschaft gebildet und Volk und Kultur sich wie im Paradies unter Tr?nen ger?hrt ans Herz sinken lassen. Sie haben das Wichtige, wohl unter grossen Fehlern, dem Wachstumf?higen gen?hert. Mehr nicht, aber es ist wohl viel. Will einer nun wissen was kommt, was sonst an Schiff, Barke, Floss, an Haus und Matrose diese Phantasie-Gegend bev?lkert, ist die Untersuchung der Gegenwart immer von Reiz, das Prophezeihen aber Kinderei. Der Ehrliche sagt immer nur, was ist. Das Kommende folgert er zum Teil, ahnt er zum andern, zum gr?ssten weiss er es nicht. O navis referent in mare te novi fluctus? Ich zweifle nicht, aber ich begebe mich der Antwort. Wir sind zu verwirrt ineinander, man reisst die Kunst nicht der Zeit aus dem Bauch und gibt ihr eine gew?nschte Direktion. Auf Zuk?nftiges die Antwort kann nur Deutschland geben.
In diesem Augenblick, wo es sich anschickt, in die Arena der Entscheidungen Europas zu treten, nimmt es uns alle mit in seine Fahrt. Wie auch immer es sich anschickt, mit seinen dunklen Meeren, den blauen Gew?ssern und den flammenden Ernten seine Fahrt zu nehmen, sind auch unsere Schicksale mit dem seinen in sein Gesicht gebrannt. Wir k?nnen uns nicht trennen. Ob es der rechte Weg ist oder der verfluchte, wir m?ssen ihn gehen, vielleicht m?ssen wir ihn auch lieben. Wir k?nnen nur hoffen, es m?ge der rechte Weg sein.
Wie soll ich es Ihnen am deutlichsten sagen?
H?ren Sie die Geschichte meines Geburtstags.
Am Tag, als im Grunewald die M?rder den Reichsminister Walther Rathenau erschossen, fuhr ich aus dem S?den im Auto in meine Heimat. Als wir gegen Mittag den Main ?berkreuzten, kamen wir, von nickenden Birkenalleen flankiert, nach Wilhelmsbad, wo die Prinzen von Hanau ihr Versailles in einen sch?nen Park gebaut hatten. ?ber einem Atlas mit einer L?wenpranke vor dem Geschlecht, der eine sechzehnfl?chige Sonnenuhr trug, sahen wir einen kleinen innen geh?hlten Berg, in dessen Innerem zwei Pferde seinerzeit im Dunkeln nebst den Lakaien einen Hebel im Kreise drehten. Oben jedoch, vor dem seidigen blauen Himmel flogen auf dem derart gedrehten Karussell die Prinzen der Zeit durch die Luft ihrer spielerischen Entz?ckung. Wir lachten und kamen in die Wetterau.
Aus den weichen Schatten, mit denen die Wolken ?ber die ?hren wanderten, am bl?ulichen Gr?n des Saftes in den meilengrossen Ebenen, im Wind der Weiler, die aus Baumspalieren mittaglich tr?umten, aus der fetten Kraft und sprudelnden Wucht des Bodens sp?rte ich die Heimat. Hier haben meine Ahnen, die Lanzen im Arm, gewohnt. Durch diese T?ler sind sie von ihren Burgen gezogen. Meine Mutter hatte etwas von dem besinnlichen braunen Glanz alter Wildheit im Auge. In Friedberg, das am Horizont blieb wie ein Starnest, habe ich sechsj?hrig auf den Burgzinnen Dohlen gejagt und unter den Sommerb?schen der Schwarzdorne und gelben Ginster habe ich die Platten der Rittergr?ber mit dem Finger abgefahren. In B?dingen h?ngt in der Schlosskapelle die Isenburger Kriegsfahne, gegen die sie gezogen. Am Schlossportal erfuhr ich die Ermordung des Ministers, die Lakaien standen am Schlossgraben und schwatzten, der Pf?rtner in einer sagenhaften Uniform ?ffnete das Tor.
Ich bin den Mittag weiter durch meine Heimat gefahren, die St?rche sassen auf allen Giebeln, die Schwalben sangen sich ?ber den Eichen, die wie Pappeln gewachsen sind, in klarem Sang herauf und herunter, und an den Enden des Horizonts zogen sich violette Schatten, die langsam den Himmel wie grosse Zeichen der Festlichkeit heraufkamen.
Um uns rauschte das reifende Korn geheimnisvoll in den mittaglichen Glanz, und die Felder mit farbigem Mohn bogen verf?hrerisch in die Stille der H?nge. Wie ein roter Regen flogen die Alleen mit den satten Kirschen ?ber uns, als wir nach Gelnhausen kamen und sofort die Pfalz des besten Hohenstaufen suchten. W?hrend seine Vorg?nger und seine Nachfolger den Dom bauten, setzte er in den Sumpf f?r eine Geliebte die Pfalz von wunderbarer Wucht, den Pallas von einer Brust der leichtesten S?ulen gegliedert. Der Jasmin flutete mit dem Geruch des weissen Hollunders durch die Ruinen und umdampfte das steinerne Gesicht des Barbarossa.
Sein Kopf springt aus der Wand ?ber dem Eingang hervor und l?sst keinen, der eintritt, ohne Blick. Der Bart ist gespalten und nach aussen in die H?he gezogen, bis er die H?he seiner Augen erreicht. Auf den Spitzen des Bartes tanzen da zwei kleinere K?pfe, der des Hundes, der ihn in die weiten Jagdfelder f?hrte, der jenes Weibes Gela, die er liebte wie ein Toller, die ihn zwanzigmal von italienischen Fahrten und deutschen Revolten an ihre W?rme zur?ckriss. Aus der Tiefe dieser Schatten kam mir manches ins Blut geschossen, als sich die Hollunderb?sche teilten.
Ich bin wie trunken, ges?ttigt vom Atem aller grossen Zeiten durch meine Heimat gefahren und die B?ume hatten etwas Erkennendes in ihrem Dunklerwerden und die V?gel in ihrem Schweigen und die Felder in ihrem helleren Rauschen und die Wolken selbst, die den satten Ton der D?mmerung auf ihre lila Segel genommen, erstiegen die H?he des Himmels mit gr?ssendem Triumph. Ich sah die Rehe fl?chten und den Mond ?ber den Barockschl?ssern aufgehen, deren Spiegel die Nacht silbern erhellten, ich sah die Nymphen der D?cher fester in ihre H?rner blasen, wenn die Nachtwinde aus den Feldern sie trafen und ich sah den Main mit seinen Schiffen heraufkommen in der weissen Nacht mit einer Gr?sse und Verwandtheit, die ich aus den Jahrhunderten, die wir hier verbrachten, sofort verstand.
Ich bin durch die Empf?nglichkeit meines romantischen Blutes wie ein zu dem Stern der grossen Kaiser und adliger Erinnerungen Verf?hrter durch die Nacht meiner Heimat gefahren, in deren Landschaft deutsches Schicksal und deutsche Welt sich durch Generationen entschied und Ausdruck und Figur erhielt bis an ihre besten Masse. An diesem Tage wurde Rathenau als der vierhundertste wehrlos, von hinten, erschossen. Ich bin f?r die Republik.
Ich bin f?r die Republik, Mijnheer, wir sind angelangt bei politischen Dingen und haben sie schon ?berwunden, indem wir es erkannten. Denn Sie wie ich werden bem?ht sein, ich von dem Ihren und Sie von meinem Herzen aus die Gegenwart zu sehen. Und wir sind beide genug voll innerer Distanz zu den Dingen, um nicht zu verstehen, das Saubere von dem Gemeinen und das Echte vom Gef?lschten zu unterscheiden. Sonst ist nichts von Belang. Welches Volk aber von Barbaren, Mijnheer! Man kann mit diesen Leuten nicht sein, die den Mord heiligen, um zu Monarchien zu kommen, deren Absurdheit Sie wie ich in jener Form verachten, wie vernarrte J?nglinge und verbissene Greise sie wollen. Das hat kein Band mit den Erinnerungen meines Blutes.
In meinem Wappen stehen unter dem springenden L?wen die sechs Punkte des Gleichgewichtes. Der Wahlspruch schrieb: >>fid?le sans bl?me<<. In Ihrem ist das Segel der Fregatte, mit dem ein Ahn die Mauren jagte, ein sp?terer seinen K?nig nach den Niederlanden f?hrte und darunter steht: >>Illum oportet crescere me autem minui<< wie bei dem furchtbaren Johannes des Gr?newald, der vergehen wollte wie ein Blatt, damit der Nazarener aufschiesse wie ein Baum. Ach, wenn die K?nige Europas doch auch wie junge Heilige w?chsen! Auch Ihr Monarchismus hat eine Idee und es w?re Ihnen darum unm?glich, den Meuchelm?rder zu rufen, wo ein Gedanke Sie erf?llt. Napoleon Bonaparte hat als Letzter die Monarchie einer europ?ischen Idee verfochten und ich gestehe, dass ich das Verf?hrerische dieses Glaubens sp?re. Ich sehe aber in diesem Europa meiner Jugend keinen Weg und keinen F?hrer dazu. Ich bin f?r die Republik.
Mijnheer, wir sind eingeschneit. Die L?ufer, die zur?ckkehren, haben die Figuren von Tieren. Wir sind mit ihnen in dieser angenehmen H?hle eingesperrt. Sie wollen nunmehr mich in der Zwischenzeit veranlassen, mit der gleichen animalischen Unvoreingenommenheit der Kunst nicht nur die Knospen des Busens zu bewundern und den zitternden Elan der Schenkel zu bestaunen, sondern der sch?nen Gejagten den Bauch zu beklopfen und alle Sehensw?rdigkeiten aber auch alle Fehler ihres Baues in unser Entz?cken und in unser Urteil aufzunehmen. Die Wertungen ihrer Sch?nheit f?llt allerdings erst die sp?tere Geschichte.
Aber die G?ttlichkeit des Augenblicks, die versteckte Herrlichkeit einer ihrer sek?ndlichen Bewegungen und den Schatten der Sonne auf ihrer schlanken H?fte bringt keine Ewigkeit zur?ck. Es lebe der Augenblick!
Ich habe daran denken m?ssen, als nicht nur die W?nde des Barbarossa-Pallas mit den schmalen Scharnieren der S?ulen sondern auch die F?rbungen der Ecken und die Dunkelheiten der Verliesse und die schmerzlichen L?cken des Fehlenden mir den Ruhm ihrer Zeit erst v?llig entgegenbrachten. Fesseln wir den Augenblick! Durchbohren wir ihn, weil er erst dann unsterblich ist. Alles andere geht, wie Deutschland geht. Es lebe die Republik!
Wir gehen in die erste Nacht, Mijnheer, als ob wir in die Verbannung gingen und Deutschland so fern hinter den Schneewehen sei, als habe das Exil sich wahrlich zwischen uns und die Heimat gelegt. Der Sturm, der an den Schwarzwaldbergen h?ngt, hat die Gegenwart wie die eines Sternes entfernt, man sieht durch den Kerzenschein nur K?mpfe und Gesinnungen wie bei Homers grosser Schlacht. Man sieht nur die Dichte der Leistung und den Adel des Wettspiels und erschrickt nicht, wenn man beim Reden das Herzblut der Zeit auf den Lippen sp?rt und stirbt nicht daran wie jene Geliebte und Liebende von Coucy, die wie am Blitz starb, als sie das Kreuzzugherz ihres Freundes durch Irrtum verspeiste. Hinter dieser Betrachtung formieren sich dann schon die Massen. Man kommt nirgens ohne innere Haltung aus: >>Apr?s vous, messieurs,<< schrien englische Cavaliere franz?sischen Rittern zu, als diese h?flich den Briten den Vorrang der ersten Salve bei einer Schlacht lassen wollten. Diese Devise ist nicht flacher in einer Zeit, wo die Schwengel sich duellieren und die Edelleute sich ?ffentlich verleumden. Man darf nicht erstaunt sein, beim Untersuchen der Zeit statt einer Armee von Helden ein Lager von Schelmen anzufinden, aber man braucht deshalb seine Unparteilichkeit und seine Manieren nicht zu verlieren. Man kann unbefangen sein und kalt wie ein Fisch im Urteil und doch seine private Sehnsucht vor alles Richtige nachher wie einen Traber vorspannen.
O Deutschland!
In seinen T?lern beginnen die zaghaften Anf?nge des Fr?hlings schon in den ersten Sommer einzukreisen und aus den G?rten bricht schon der Geruch der vielen Blumen. Unsere Tr?ume haben keine Muse, teilzunehmen an so sanften Entz?ckungen seines Wesens. Im Gewirr seiner Pfade einen Weg suchen und die Beete zu unterscheiden ist eine Aufgabe, die verflucht ist, auch wenn die Donner eines st?rmischen Fr?hjahrs nicht mit dunklen Gewittern ?ber uns hingen. Unser dreissigstes Jahr ist nicht heiter wie das der J?nglinge des Boccacce und unsere Jugend ist st?rmischer wie die des Cinna und Hannibal. Was ist noch zu tun?
Ich habe geh?rt, dass ?ber mein Ordnen und Schichten und H?he- und Tiefe-Weisen einige schrien, es sei Diktatur, die versucht werde, aber da es, wie ich n?her hinsah, erb?rmliche Schatten waren, die schrien, habe ich nicht geantwortet und mein Ehrgeiz war nicht klein genug zum Kampf mit den Gerippen. Die Erfolglosen, die das Nein gegen die Gesunden stets im Munde f?hren, haben mich nie gereizt und Verneiner sind nichts anderes als fr?hzeitige Tote.
Man hat in Deutschland wie das z?chtigende Ja so auch das Ringen um die klar erkannten Ziele und das Bewusstsein der handwerklichen Leistung ganz verlernt. Man hat sich so zerspalten, dass man nichts mehr weiss von jener weltumspannenden Kameraderie der Handwerke, von der gemeinsamen Wollust europ?ischer Arbeit, von jener Staffelung in Gut und Schlecht und Volk und Arbeit . . . . und wie in seinem Mittelalter man sich verehrte, nicht weil man ber?hmt war, sondern weil man etwas konnte, wie man sich gegenseitig unterwarf und lernte und schliesslich allesamt bewusst dann kreiste, der Vollendung nahe nachher, um die Achse eines sicheren Weltgef?hls. Es gibt heute keine Sch?ler mehr und keine Belehrer, nur seltsame Meister ohne Boden und ohne Himmel.
Sie wussten alle, dass Talent nichts sei als l?cherliche Voraussetzung und dass bei genauer Pr?fung schliesslich wohl jedermann ein Talent habe, und dass ohne die grauenvollste Arbeit nach einem Ziel, das man sehe, im Sinne aller Meister jedes Geschreib und Gemale nur ein dilettantischer Schmus und ein zweckloser Unfug sei. Sie wussten, man m?sse den Menschen zeigen, wie sie arbeiten sollten, wo die Quellen l?gen und wohin sie ihre vom ?bermass der Bem?hung ger?teten Gesichter freudig wenden sollten.
Ein Glockengel?ute gibt zuerst, weil der Kl?ppel eine Seite lediglich ber?hrt, einen hellen d?nnen Ton. Erst wenn er die andere Seite unter geschickter F?hrung dazu noch erreicht, ?berbaut den ersten Anschlag die dunkle Kraft des zweiten . . . . und so, voneinander nehmend und sich ?berbietend, baut sich die Stufe der Melodie immer breiter dr?hnend in den Himmel.
Man darf nicht z?gern, das Seil zu f?hren, wenn man Musik liebt. Man will das nicht wissen? Man kann es nicht sehen? Um so besser. Ist niemand da, der die Kontrolle f?hren will . . . . hier ist er. Vergessen Sie die Kerzen nicht, Mijnheer. Der Sturm hat ein Rad ?ber die Gletscher geschlagen. Er vergisst uns nicht.
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