Read Ebook: Im Land des Lichts: Ein Streifzug durch Kabylie und Wüste by Wolf Thea
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Ebook has 591 lines and 44663 words, and 12 pages
Sie behandelte das Gesch?ftliche der Angelegenheit und setzte den Preis fest, den wir zu zahlen hatten, wenn ihre Tochter tanzte. Nachdem dieser Punkt zu ihrer Zufriedenheit erledigt war, liess sie sich von einer alten Dienerin ein Holzinstrument bringen, das in der Form einer ?gyptischen Vase glich. Auf dem flachen Boden dieser Vase schlug sie nun den Takt, zu dem Fatme tanzte -- nein, tanzen konnte man es wohl kaum nennen, es war eigentlich nichts weiter als ein wohliges Sichwiegen, anmutige Arm- und H?ftbewegungen. Sie erinnerte an ein junges K?tzchen, das sich spielerisch dehnt und streckt. Aber man vermisste die Krallen. Die bezaubernde H?lle schien wenig Temperament zu bergen, und da half auch alles Zureden der Alten mit dem Kupplerinnengesicht nichts. Fatme, die sch?n war wie ein M?rchen, konnte wohl nicht etwas geben, was sie nicht besass. Interessanter war es, sie als Bild zu geniessen, w?hrend die Alte erz?hlte, dass sie den Mann schon fr?h verloren und ihr von neun Kindern nur dieses M?dchen geblieben sei, ihr Stolz und ihre St?tze. Sie k?nnte ohne diese Tochter nicht leben, versicherte sie, und man glaubte es ihr, wenn man den Strahl von fast h?ndischer Treue und Ergebenheit sah, der dabei aus ihren rotger?nderten Augen leuchtete.
Aber ?ber all den Lobpreisungen ihrer sch?nen Tochter vergass sie nicht, uns mitzuteilen, dass sie noch ein anderes M?dchen im Hause habe, die gern vor uns tanzen wollte, wenn ein Verdienst f?r sie dabei abfiele.
Nachdem diese wichtige Frage abermals erledigt war, wurde die T?nzerin gerufen. Ein grosses, hageres Gesch?pf mit starkem Knochenbau und einem scharfgeschnittenen, herben Gesicht, in dem ein paar d?stere, scheue Augen brannten. Weder Schmuck noch seidene T?cher zierten sie, etwas Ern?chterndes ging im ersten Augenblick ihres Erscheinens von ihr aus. Sie mochte das f?hlen und vielleicht gerade darum zeigen, was sie konnte, denn sie tanzte, langsam beginnend, schliesslich mit einer Verve, einem Temperament und einer Leidenschaft, die alles in ihren Bann zwang. Da waren die Krallen, die wir bei der sch?nen Fatme vermissten, und als wir -- es war lange nach Mitternacht -- uns von den dreien verabschiedeten und die steile Treppe wieder hinunterkletterten, waren wir uns noch nicht ganz einig dar?ber, ob wir nicht doch Fatmes temperamentvoller Konkurrentin den Preis zuerkennen sollten.
Die Erlebnisse dieses Abends haben mich noch manchmal zum Nachdenken veranlasst. Man wusste, dass der Beruf dieser M?dchen nicht bloss im Tanzen bestand, wusste, dass es der sauberen Mutter und Verwalterin des Hauses viel lieber war, wenn sich nur Vertreter des m?nnlichen Geschlechts einfanden, die die Sch?nheiten ihrer jungen Hausbewohnerin noch etwas h?her einsch?tzten, man wusste das und vergass es doch vollkommen in der Gegenwart der M?dchen, denn nichts in ihrem Verhalten erinnerte an ihr Gewerbe, und der Stempel der Verderbtheit und Gemeinheit, den in europ?ischen Landen fast alle Priesterinnen der Venus tragen, fehlte bei ihnen vollkommen. Sie leben ihr Leben mit einer Naivit?t, die einfach alle Kritik entwaffnet -- >>Honni soit qui mal y pense!<< m?chte man hier beinahe sagen.
Durch die Kabylie
Am Morgen nach diesem n?chtlichen Erlebnis nahmen wir Abschied von Algier, das mit seinem fremdartigen Gemisch von Orient und Okzident einen starken Eindruck auf uns gemacht hatte. Wir befanden uns in richtiger Entdeckerstimmung; denn nun sollte es ja in ein ganz geheimnisvolles Land gehen, das nur von wenigen Reisenden besucht wird.
Das Interessanteste w?re es wohl gewesen, die Tour auf Mauleseln zu machen. Doch sind die Unterkunftsstellen in der Kabylie so selten und die wenigen so schlecht, dass sich eine l?ngere Reise aus diesem Grunde von selbst verbietet. An die Diligence wagt man gar nicht erst zu denken, wenn man sie nur einmal gesehen hat: ein ganz unwahrscheinliches Vehikel, das alle Bedingungen f?r Unbequemlichkeiten erf?llt. Schon dass es haupts?chlich von Kabylen benutzt wird, macht seinen Gebrauch f?r den Europ?er fast unm?glich. Es w?rden Anforderungen an seinen Geruchssinn gestellt werden, denen er nicht gewachsen w?re, und in der >>drangvoll f?rchterlichen Enge<<, die gew?hnlich herrscht -- denn Menschen, Tiere und Pakete, alles wird in den verschiedenen Etagen zusammen untergebracht -- k?nnte er sich auch der kleinen blutgierigen Freunde des Kabylen nicht erwehren, die dieser meist in Menge mit sich f?hrt.
Die Bahn durchschneidet nur einen Zipfel des Landes und verschwindet jedesmal, wenn die Aussicht am sch?nsten wird, in einem finsteren Tunnel. So bedienten wir uns des modernsten und unbestreitbar sch?nsten Bef?rderungsmittels, des Automobils. Einige Tage zuvor hatten wir in einem Automobilgesch?ft alles N?tige arrangiert. Man hatte uns einen ganz famosen Wagen gezeigt und uns den Chauffeur vorgestellt, der uns fahren sollte -- Wagen und Mann passten zusammen. Aber in Algier scheint man, wie ja auch in manchen anderen Orten dieser Welt, der Ansicht zu sein, dass man ein Versprechen wohl geben kann, jedoch nicht zu halten braucht. Denn am bestimmten Morgen stand vor unserer Hotelt?r ein alter Klapperkasten, bei dessen blossem Anblick einem die Glieder schon schmerzten. Die abgenutzten Pneumatiks versprachen in B?lde die allersch?nsten Pannen, und der F?hrer machte einen Eindruck, dass sich ihm wohl nur einer ?bergab, der sich mit Selbstmordgedanken trug. Auf unsere erstaunte Frage, was das bedeute, belehrte uns der >>Herr Chef<<, der selbst mitgekommen war, wohl weil er seinem Angestellten nicht ?ber den Weg traute, mit einer ph?nomenalen Dreistigkeit: dies seien Mann und Wagen, wie wir sie ausgesucht h?tten. Ganz erstaunt sahen wir uns gegenseitig an mit dem unausgesprochenen Zweifel in den Augen, ob wohl die Phantastereien der Nacht noch in uns nachwirkten? Aber nur einen Moment, dann bekam der >>Herr Chef<< die ihm geb?hrende Antwort. Als sich nun auch noch der Portier unseres Hotels auf unsere Seite stellte -- er mochte den Kunden schon kennen --, r?ckte dieser das angezahlte Geld heraus und steckte den >>L?gner<< in richtiger Selbsterkenntnis gelassen ein.
Eine halbe Stunde sp?ter hatte das Hotel einen Wagen besorgt, etwas teurer wohl, aber in jeder Hinsicht ausgezeichnet.
Zum Abschied hatte sich auch Ali ben Bachir eingefunden, um seinen Lohn einzukassieren, den er erst in der Trennungsstunde haben wollte. Da er sich durch seine Bescheidenheit wirklich unser aller Sympathie erworben hatte, fiel die Zugabe bedeutend gr?sser aus, als sie wohl sonst gewesen w?re, und mit gl?ckstrahlendem Gesicht bedankte er sich:
>>Sehen Sie, wie recht ich hatte, als ich das Wasser in der Moschee des Abderrhaman trank. Nun hat es mir doch schon Gl?ck gebracht!<<
Aufgeregt surrte die Maschine, und der Wagenk?rper zitterte vor Ungeduld, hinaus ins Weite zu kommen. Bald hatten wir die Stadt im R?cken. Noch einen letzten Blick zur?ck auf die weissen, im strahlenden Morgenglanze marmorschimmernden H?user, auf das Gewinkel der Kasba, auf die Kirche >>Notre Dame d'Afrique<<, wo die schwarze Himmelsmutter sch?tzend ihre H?nde nach den Seefahrern ausstreckt, auf den H?gel, der das entz?ckende Bouzareah tr?gt mit seinem an Sch?nheit kaum zu ?bertreffenden Rundblick, und dann hiess es nur noch: mit Vollkraft voraus dem Neuen und Unbekannten entgegen.
Zu Anfang f?hrt der Weg durch die heisse, schattenlose Ebene des Mitidscha mit einem wundervollen Ausblick auf die schroffgezackten Linien des Atlasgebirges. Auf staubiger Landstrasse passieren wir Herden von m?den, abgetriebenen Mauleseln, die in grossen K?rben den Ertrag der Felder zu den K?ufern in die Stadt bef?rdern, wir flitzen vor?ber an der langsam dahinkriechenden, von vier unsagbar mageren Pferdchen gezogenen Diligence und an gem?chlich schreitenden hochbeladenen Kamelen, die erschrocken zur Seite weichen. Immer n?her zu den Bergen hin, die in gewaltigen Formationen aus der Ebene emporwachsen. Gipfel erscheint hinter Gipfel. Auf ihren R?cken tragen sie wohlbestellte ?cker, ?ppige Wiesen, von zahlreichen Schafherden belebt, und dunkelgr?ne W?lder, die erst vor den stolzen, mit gleissendem Schnee gekr?nten H?uptern haltmachen. Bilder von lieblicher Sch?nheit wechseln mit Szenen von erhabener Gr?sse. Man hat nicht Augen genug, um alles in sich aufzunehmen, nicht Zeit genug, um alles auskosten zu k?nnen.
Spielend nimmt unser Auto die H?hen, und immer weiter tr?gt es uns hinein in das Herz der sogenannten >>Grossen Kabylie<<.
Um die Mittagszeit erreichen wir Tizi Ouzou. Am Fusse des Berges Belloua und im Mittelpunkte der Kabylie gelegen, beherrscht es das ganze Tal des Sebaou. An 1500 Europ?er haben sich hier niedergelassen, und das Hotel, in dem wir absteigen, um zu Mittag zu speisen, wird von einem Franzosen gef?hrt. Das Haus ist uns durch seine wenig gute K?che und seinen h?chst unliebensw?rdigen Wirt, der unser Erscheinen als eine St?rung zu empfinden schien, in Erinnerung geblieben.
Aber was interessierten uns in diesem Augenblick die Franzosen! Das Kabylendorf war es, das unsre ganze Aufmerksamkeit erregte, denn es war das erste seiner Art, das wir betraten. Es ist erstaunlich, wie dieses Kabylenvolk, dicht neben den Franzosen wohnend und lebend, seine ganze Eigenart bewahrt. Es baut seine primitiven H?tten nach demselben Plane wie seit Jahrhunderten und bleibt seiner Kleidung und seinem Schmuck bewunderungsw?rdig treu.
Da die Bahn bis Tizi Ouzou f?hrt und der Ort von Algier aus nicht allzu weit entfernt liegt, sind dort Fremde keine allzu grosse Seltenheit, und der Kabyle d?rfte es wohl gew?hnt sein, dass man ihn und sein Dorf mit ?berraschten Blicken betrachtet. Er legt dem ungebetenen Besucher auch nichts in den Weg, aber aus seiner unfreundlichen Miene und seinen d?ster blickenden Augen spricht deutlich sein Widerwille gegen dessen Erscheinen. Der neben ihm lebende Franzose soll ihm ?brigens ein ebensolcher Dorn im Auge sein, und es d?rfte wohl seine guten Gr?nde haben, dass ein Regiment Tirailleurs dort stationiert ist.
Als wir nach etwa zweist?ndiger Pause wieder in unserem Wagen Platz nehmen wollten, hatte sich eine Mauer von dreckstarrenden Kabylenkindern darum gebildet. Selbst an den R?dern klebten sie, wie kleine Affen, und wir mussten uns erst durch Backschisch das Recht der Weiterfahrt erkaufen.
Auf breiter, mit Eukalyptusb?umen bepflanzter Allee ging es aus Tizi Ouzou hinaus. Die Strasse, die rapid hinunter in das Tal des Sebaou f?hrt, war an diesem Tage ungew?hnlich belebt. Es war der Vorabend eines Markttages. Scharenweise kamen die Kabylen gezogen, mittelgrosse Gestalten von derbem Knochenbau und von dunkelbrauner, manchmal ins Schmutziggelbe spielender Hautfarbe. Unter dem Burnus, der vor langer Zeit einmal weiss gewesen ist, tragen sie nichts als die Gandura, ein ?rmelloses Hemd, in der Taille mit einem G?rtel gehalten. Kopf, Nacken und Schultern sch?tzt ein Strohhut von der Gr?sse eines Sonnenschirms. Viele bedecken sich das Haupt aber auch nur mit einem roten K?ppchen in der Form, wie es bei uns die Priester tragen, oder sie umwickeln den Kopf mit einem Turban, wie der Araber. Bis zu den Knien sind sie nackt und laufen leichtf?ssig mit ruhigen, gleichm?ssigen Schritten neben ihren Tieren her, Schafen und K?hen und den Mauleseln, die Getreide, Honig, ?l, gewebte Stoffe und einfache aber ganz eigenartige T?pferwaren, die ebenso wie die Webarbeiten von Frauen verfertigt werden, zu Markte tragen. F?r den Kabylen ist der Markttag der grosse Tag. Er tauscht da nicht nur seine Waren aus, da werden zu gleicher Zeit auch politische Fragen er?rtert und, wenn es gl?ckt, sein h?chster Wunsch erf?llt, n?mlich ein Gewehr geschmuggelt.
Nachdem wir im Tal des Sebaou angekommen waren, dem gr?ssten Flusse der Kabylie, der das ganze Jahr ?ber -- bei den Fl?ssen in Algier eine Seltenheit -- Wasser in seinem Bette f?hrt, ging der Weg in n?rdlicher Richtung weiter, und wieder begann ein stetiges Klettern.
An g?hnenden Abgr?nden schl?ngelte sich unser Auto entlang. Eine einzige sekundenlange Zerstreutheit des Chauffeurs, und wir l?gen zerschellt in der grausigen Tiefe. Der Gedanke stellte sich unwillk?rlich ein. Aber unser F?hrer lenkte seinen Wagen mit sicherer Hand. Seit Jahren kam er durch die Kabylie, kannte jeden Felsen, jeden gef?hrlichen Punkt, der seine Aufmerksamkeit besonders erforderte. Er gab uns manche beruhigende Probe davon. So wusste er genau, an welcher Stelle er einem Kabylen mit seinen verschlafenen Maultieren begegnen w?rde, und noch ehe er die Kurve nahm, liess er laut die Huppe ert?nen, und richtig, als wir um die Ecke kamen, da war er, und wie immer auf der falschen Wegseite, auf der er einem Neuling sehr gef?hrlich werden konnte.
Es war ein wundervolles, pittoreskes Panorama, das ununterbrochen an uns vor?berzog. Schroffe, kaprizi?s gezackte nackte Gipfel, steile, fruchtbare H?nge, bis zum letzten Quadratmeter bepflanzt und gepflegt wie k?stliche G?rten; d?stere Schluchten und tiefe, sonnenlose T?ler, deren k?hler Atem zu uns emporstieg. Riesenhafte W?lder aus Eichen, die an unseren deutschen Wald erinnerten, meilenweite Best?nde aus Eschen und Zedern, an denen sich immergr?ne Schlinggew?chse emporrankten, und graugr?ne Olivenhaine, von melancholischen Schatten umweht. Und wenn man es am wenigsten erwartete, sich von allen Seiten von un?berwindlichen Bergen eingeschlossen glaubte, verschoben sich pl?tzlich die Kulissen und er?ffneten einen ?berw?ltigenden Ausblick auf das azurblaue Meer, auf verschwimmende, duftige, m?rchenhafte Fernen.
Einen ganz eigenartigen Einschlag in diese verbl?ffend abwechslungsreiche Szenerie geben die D?rfer der Kabylen. Wie Kappen sitzen sie zum Teil auf den Glatzen der alten Bergriesen, sie kleben an den H?ngen wie kolossale Vogelnester oder liegen hingeduckt in finstere Bergeinschnitte, immer in ziemlich unzug?nglicher Lage. Grauweiss ist der Anstrich der H?tten, ein verblasstes Rot die Farbe der D?cher. Kein Schornstein erhebt sich in die Luft, nicht das kleinste Rauchw?lkchen schwebt ?ber diesen Wohnst?tten, wie ausgestorben wirkt das Land. Und doch beherbergt es eine grosse, ebenso fleissige als kriegerisch veranlagte Bev?lkerung.
Von einem Gipfel der zweiten Gebirgskette, die vor uns aufstieg, gr?sste uns aus stolzer H?he das Fort National. Doch nur auf kurze Zeit blieb es in Sicht, dann f?hrte unser Weg wieder eine Weile bergab an den Ufern des A?ssi entlang, dem bedeutendsten Nebenfluss des Sebaou. Am Ende des engen Tales sahen wir zum erstenmal die westlichen Abh?nge des Djurdjura, eines Teils des Atlasgebirges, das die Kabylie durchschneidet. Wie eine gigantische rote Mauer schiebt er sich vor. Bald nachdem wir den A?ssi ?berschritten hatten, verschwand der Djurdjura wieder hinter den anderen H?hen.
An einigen europ?ischen H?usern vorbei, die sich verloren genug in dieser Gegend vorkommen m?gen, f?hrte der Weg an dem Dorf Adeni vor?ber in ?berraschend starker Steigung wieder aufw?rts. Es ist dies das St?ck Strasse, das die Soldaten des Marschalls Randon in der erstaunlich kurzen Zeit von zwanzig Tagen herstellten.
Die Hitze wurde immer intensiver, und unser armes Auto pustete unter der anstrengenden Arbeit, die es zu leisten hatte. Von dieser H?he aus gab es einen herrlichen Blick ?ber das Tal des Sebaou, das wir vorher durchfahren hatten, und mit lebhaftem Interesse verfolgten wir die Berglinie, die sich als Wall zwischen dieses Tal und das Meer schiebt. In schleifenartigen Serpentinen ging es vor- und aufw?rts.
Hart am Wege stand eine franz?sisch-kabylische Schule, die erste ihrer Art. Ihrem lebendigen Inhalt, den sie gerade entleerte, war unser Erscheinen ein Ereignis, das ausgen?tzt werden musste. Schreiend und lebhaft gestikulierend verfolgte die Jugend unseren Wagen. Die Schw?cheren gaben das Wettrennen bald auf, aber die St?rkeren hielten aus. Burnus und Gandura, alles was ihnen beim Laufen im Wege war, wurde bis unter die Arme hochgehoben oder mit den Z?hnen festgehalten, und das Rennen erst aufgegeben, als sich die Anstrengung mit einigen M?nzen gelohnt hatte.
Von Tamazirt aus bot sich abermals ein unvergleichliches Bild. Ein voller Blick auf die grandiose Djurdjurakette, die gigantische rote Mauer, die uns schon im Tale des A?ssi mit Erstaunen und Bewunderung erf?llt hatte.
Sobald man Tamazirt im R?cken hat, erscheint das Fort National in dominierender H?he. Von einer Berglehne geht es nun auf die andere, bis zum Dorf Azouza. Noch einmal kommt eine rapide Steigung zum Kamm hinan, und dann fahren wir durch ein von Soldaten bewachtes Tor in dem m?chtigen Walle in die trotzige Feste. Eine einzige dicht von B?umen beschattete Strasse f?hrt durch die Festung und das Dorf, das sich daran gliedert. Im ersten Augenblick kann man v?llig vergessen, dass man sich hoch oben in einem der wildesten Teile der Kabylie befindet, da die milit?rischen Bauten europ?isch sind und nur franz?sisches Milit?r zu erblicken ist.
Auf eine Anfrage bei dem Kommandanten wird den Fremden gew?hnlich die Erlaubnis erteilt, die Festung zu besichtigen. Auf Befehl eines Unteroffiziers ?bernahm es ein Soldat, diese wichtige Pers?nlichkeit aufzusuchen. Inzwischen ?bergab er uns einen grossen sommersprossigen, rotk?pfigen Infanteristen zur F?hrung. Die Unzufriedenheit stand ihm deutlich im Gesicht geschrieben, und auf unsere interessierten Fragen, wie es ihm hier oben gefalle, erwiderte er auch offenherzig, dass er w?nschte, der Teufel hole den Ort und die ganze Kabylie. Es mag ja nicht leicht sein f?r einen Jungen von den lieblichen Ufern der Seine, in diesem Felsenneste auszuharren, wo im Winter die bitterste K?lte und im Sommer die erschlaffendste Hitze herrscht, wo >>des Dienstes ewig gleichgestellte Uhr<< nur von vorher milit?risch festgesetzten kleinen Vergn?gungen unterbrochen wird.
W?hrend wir ihn noch unserer aufrichtigsten Teilnahme versicherten, kam die Antwort zur?ck, dass der Kommandant augenblicklich nicht aufzufinden sei, dass aber der Besichtigung trotzdem nichts im Wege l?ge. -- Die milit?rischen Geb?ude interessierten uns nicht sehr, aber der Wall, das heisst die Aussicht von dem Wall ist etwas, das sich nie und nimmer vergessen l?sst. Erst da wird einem klar, welch wichtigen strategischen Punkt dieses Fort National bedeutet. Durch seine zentrale Lage kann es mit Leichtigkeit eine ganze Anzahl Kabylenst?mme ?berwachen, und wie man uns mitteilte, ist es m?glich, in wenigen Stunden 30000 Kabylenh?user in Grund und Boden zu schiessen. Es sind die wildesten und am schwersten zu z?hmenden St?mme, die rundherum in ihren Adlernestern hausen; sie hielten diese immer f?r uneinnehmbar, bis 1857 Marschall Randon kam, das ganze bis dahin unabh?ngige Gebiet unterwarf und die franz?sische Flagge auf den H?hen der Kabylie aufpflanzte. Frankreich hat sich damit ein Land erobert, in dem vor ihm Araber, T?rken und selbst die R?mer vergeblich versucht hatten, sich festzusetzen. Ob dies den Galliern auf die Dauer gelingen wird? Nach jenem ersten Sieg glimmte jedenfalls unter anscheinender Ruhe das Feuer der Emp?rung unentwegt weiter, bis im Jahre 1871 ein grosser Aufstand ausbrach, dessen Ausgang den stolzen freiheitsliebenden Gebirgss?hnen vielleicht klargemacht hat, dass sie sich der ?bermacht der Fremden, die ihnen nach der Niederlage auch noch zehn Millionen Kriegsentsch?digung aufb?rdeten, in Zukunft zu beugen haben. Arme V?gel auf ihren H?hen! Kein Wunder, dass sie scheu und finster blicken.
Nach drei Seiten beherrscht das Fort National -- von den Eingeborenen Souk-el-Arba, der Mittwochsmarkt, genannt -- das Land, und nach jeder Richtung geniesst man eine vollkommen verschiedene Aussicht. Das Gruseln ?berkommt einen, wenn man das Auge an der 2000 Fuss hohen, senkrecht abfallenden Wand hinuntergleiten l?sst, auf deren Zinne der Festungswall entlang l?uft, und unvergleichlich ist der Blick auf die Djurdjurakette, die sich hier in ihrer ganzen majest?tischen Gr?sse zeigt mit ihren zerrissenen und zerfetzten W?nden, mit ihren starren Zacken und un?berwindlichen Graten. Die H?nge nach Norden sind mit wilden Schluchten genarbt, die sich erst tief unten im Tale des Sebaou verlieren.
Das Endziel unserer Fahrt an diesem Tage sollte Michelet sein, etwa 25 Kilometer von Fort National entfernt. Der Weg schl?ngelte sich abw?rts nach dem Tale des Flusses Sahel zu, an schwindelerregenden Abgr?nden entlang, zwischen einer Felsenlandschaft hindurch von einfach klassischer Gr?sse. Uns gegen?ber erhob sich der m?chtige Djurdjura, auf der anderen Seite begleitete uns die interessante Kette des Beni-Yenni, unvergesslich mit ihren drei dorfgekr?nten Spitzen, deren letzte H?user bis an schwindelerregende Abgr?nde vorgeschoben sind. Nach ?bersteigung einer anderen Gebirgsh?he sind wir endlich auf dem R?cken des Berges gelandet, an dem Michelet liegt.
Michelet, das rein milit?rischen Gr?nden seine Entstehung verdankt, besteht nur aus wenigen staatlichen Geb?uden, die von franz?sischen Beamten bewohnt werden. Auch eine Bordj besitzt es, eine Art befestigtes und mit Schiessscharten versehenes Haus, in dem die Europ?er in Zeiten der Gefahr Unterkunft finden. Das Ganze ein Ort, der nach all den pittoresken, lieblichen und grandiosen Bildern, die der Tag gebracht, unsagbar n?chtern wirkte, aber er besass das, was wir brauchten, ein Hotel, das noch ganz nach guter alter Sitte gehalten wird: der Mann kocht, die Frau versieht das Haus, die T?chter servieren, halten die Zimmer in Ordnung, und alle zusammen geben dem Reisenden gern aus ihrer langj?hrigen Erfahrung mit dem Kabylenvolk etwas zum besten.
Es war gegen f?nf Uhr, als wir in Michelet ankamen, und auf unsere Frage, wie wir den Abend noch m?glichst gut ausn?tzen k?nnten, wurde uns vorgeschlagen, das Kabylendorf Ain-el-Hammam zu besuchen. Ein F?hrer fand sich in der Person eines kleinen, etwa zehnj?hrigen Kabylen aus demselben Orte, den man im Hotel gut kannte, da er dort hin und wieder kleine Arbeiten verrichtete, ausserdem, da er die franz?sische Schule besuchte, leidlich Franz?sisch sprach.
Auf einem schmalen Pfade f?hrte der Weg hinunter in das an absch?ssigem Hange gelegene Dorf. Die Sonne war gerade im Untergehen, und der ganze Westen, Himmel und Berge, gl?hten in einem goldigroten Farbenrausch. Und im Abglanz dieser goldigroten Glut tauchten eine Strecke vor uns zwei M?dchengestalten auf, die allem Anschein nach vom Brunnen kamen. Die eine balancierte eine schwarz und rot ornamentierte Amphora mit zwei Henkeln auf dem Kopfe, die andere trug einen Wasserkrug auf der Schulter, ihn mit hocherhobenem nacktem Arme st?tzend. Leichtf?ssig schritten sie dahin, eine bezaubernde Anmut in jeder Bewegung. Um alles in der Welt gern h?tte ich von diesem entz?ckenden Bilde so viel nur eben m?glich war, auf einem Film festgehalten. Auf den Zuruf unseres kleinen Begleiters eilte aber die eine von ihnen wie ein gescheuchtes Wild davon, die andere blieb halb unschl?ssig stehen und streckte die offene Hand aus, was soviel heissen sollte als: erst das Geld und dann die Gegenleistung. Alles wurde in rascher Hin- und Herrede bewilligt. Aber bis wir sie erreichten, hatte sie ihre Meinung wieder ge?ndert und war nun ebenfalls im Nu unter den B?umen verschwunden.
Der Junge f?hrte uns in eines der ersten H?user am Eingange des Dorfes. Es war f?r kabylische Verh?ltnisse ein ziemlich grosses Haus, vier langgestreckte flache H?tten um einen offenen Hof herumgebaut. Die erste, durch die wir hindurch mussten, um in das Innere zu gelangen, diente als Scheune. Wir durchquerten dann den Hof und befanden uns nun im Innern einer Wohnh?tte. Die Einrichtung primitiv zu nennen, ist noch viel zu viel gesagt. Vier nackte, niedrige, fensterlose Lehmw?nde. In einer Ecke ein kleiner Aufbau, in dem die Kr?ge, die Wasser und ?l enthalten, versenkt werden, um den Inhalt k?hl zu halten, und in der Mitte des Fussbodens, der aus festgestampftem Lehm besteht, eine kleine Feuergrube, ?ber der gerade der Kuskuskessel dampfte. Der Rauch zieht durch die Ritzen und die T?re ab. Das Innere der H?tte ist durch eine halbhohe, sehr breite Mauer, die zugleich dem Hausherrn als Schlafst?tte dient, in zwei Teile geteilt. Die zweite, etwa einen Fuss niedriger gelegene H?lfte geh?rt dem Vieh, das im Winter gleich die W?rme f?r den Wohnraum abgibt. Aber alle Tiere -- K?he, Ziegen, Maulesel -- m?ssen durch die H?tte und gelangen erst dann mit einer feinen Schwenkung nach rechts in ihr Abteil. Eine Wiege, die in der Form etwa einer an einem Querstock aufgeh?ngten Futterkrippe gleicht, war das einzige Mobiliarst?ck.
Man sitzt, liegt und schl?ft auf dem Boden, den man in der Nacht mit einfachen Matten bedeckt. Einige Kocht?pfe, die h?lzerne Kuskussch?ssel, ein Sieb und eine Handm?hle, um das Getreide zu mahlen, bilden die ganze K?chenausstattung. -- Als wir in die H?tte eintraten, beherbergte sie niemand weiter als eine junge Frau, die mit einem S?ugling im Schoss neben dem schwelenden Feuer hockte. Der Junge stellte sie uns als seine Mutter vor. Auf die Frage, wie alt die Mutter sei, erhob er entsetzt beide H?nde gegen uns, als ob er was B?ses abwehren m?sste, und erwiderte ganz emp?rt, das w?sste er nicht. Es war uns damals noch unbekannt, dass es den Kindern der Kabylen wie denen der Araber streng verboten ist, nach dem Alter ihrer Eltern zu fragen.
In wenigen Minuten hatten wir eine ganze Schar Kinder und Erwachsener um uns versammelt. Mit grosser Dreistigkeit umdr?ngten sie uns, bef?hlten unsere Kleidung von oben bis unten, und die schmutzigen H?ndchen der Kinder tauchten mit grosser Geschicklichkeit in jede auffindbare Tasche. Die Frauen waren entz?ckt von den grossen Automobilschleiern und liessen wie liebkosend die H?nde dar?ber gleiten, und eine von ihnen begeisterte sich an einem Brillantring, den ich trug. Sie bestand darauf, dass sie ihn einmal auf ihren Finger ziehen durfte, liess ihn immer wieder im matten Schein des Feuers aufleuchten und konnte sich nur mit M?he davon trennen.
Alles, was um uns war, geh?rte zur Familie und bewohnte die anderen H?tten, die sich um den Hof schlossen. Dem Kabylen ist Vielweiberei erlaubt, und der Besitzer des Hofes war zuf?llig verm?gend genug, um sich mehrere Frauen zu gleicher Zeit leisten zu k?nnen. Sonst weiss sich der Kabyle, der sich eine Frau zulegt wie ein St?ck Vieh, indem er n?mlich den Kaufpreis erlegt, so zu helfen, dass er eine Frau nach der anderen nimmt. Der h?chste Preis, der f?r eine Frau erlegt wird, ist etwa tausend Franken. Doch ist manchmal eine solche auch schon f?r f?nfzig Franken erh?ltlich. Die Summe, die am h?ufigsten gezahlt wird, ist etwa dreihundert Franken. Gef?llt die Frau ihrem Manne nicht mehr, so behandelt er sie so schlecht, dass sie von selbst geht, oder er sucht und findet gew?hnlich auch einen Vorwand, unter dem er sie wieder zu ihren Angeh?rigen zur?ckschicken kann. Bekommt sie keine Kinder, so ist dies ebenfalls ein Grund, sich von ihr zu trennen. Kein Wunder, dass bei solchen Erfahrungen die Frauen aus dem Erstaunen nicht herauskamen, als sie auf ihre Fragen erfuhren, wie lange wir verheiratet waren und dass wir keine Kinder h?tten.
>>Und der Mann lebt noch mit Ihnen, hat Sie noch nicht fortgeschickt?<<
Wir verstanden die Worte nicht, die sie sprachen, aber man konnte sie ihnen deutlich vom Gesicht ablesen, noch ehe sie uns ?bersetzt wurden.
Manchmal beh?lt der Mann auch die Frau, die er nicht mehr mag, im Hause, und sie darf dann alle schmutzigen und schweren Arbeiten verrichten und zusehen, wie er eine J?ngere und H?bschere an ihren Platz setzt.
Wir hatten unseren kleinen F?hrer gefragt, ob man im Dorfe wohl irgendein Schmuckst?ck kaufen k?nnte. Allem Anschein nach hatte er dies berichtet, denn nun kam eine Frau -- nicht die junge und sch?ne Favoritin, sondern eine der ?lteren -- und bot ihre Ohrringe zum Verkauf an mit einer Bewegung, die verst?ndlich genug ausdr?ckte, dass ihre Zeit vorbei sei und sie des Schmuckes nicht mehr bed?rfe. Der Kauf war bald abgeschlossen, und eben verhandelten wir ?ber ein Paar Agraffen, die sie ebenfalls losschlagen wollte, als der blasse Schrecken in die ganze Versammlung fuhr. Die Kinder stoben auseinander und verschwanden in den verschiedenen H?tten. Die Frauen verstummten, und selbst unserem ziemlich redseligen Cicerone blieb das Wort im Munde stecken. Wir folgten der Richtung ihrer Blicke und wussten, dass dies nur der Herr des Hauses sein konnte, der da ?ber den Hof geschritten kam, ehe der Junge uns zufl?sterte: >>C'est mon p?re!<< Eine Erscheinung von antiker Gr?sse in Haltung, Gang und Ausdruck. In seinen Augen loderte die helle Emp?rung. Kein Wunder, dass die Frauen davonschlichen wie gepr?gelte Hunde. Selbst uns wurde etwas unheimlich zumute bei seinem Anblick. Mit kurzem Gruss schritt er an uns vor?ber ins Haus hinein, seine Tiere hinter ihm her.
>>Ich werde Sie jetzt noch etwas weiter im Dorf herumf?hren,<< sagte der vielversprechende Spross des Hauses. >>Vater sieht Besuch nicht gern.<<
Das wusste er aber zuvor auch schon, dass Vater Besuch nicht gerne sah, denn wenn der Kabyle auch keinem Fremden den Eintritt in seine H?tte verweigert, so macht er doch die Bedingung, dass Besuch nur dann ins Haus darf, wenn er vorher angemeldet ist und er selbst da sein kann, um ihn zu empfangen.
Wir kletterten weiter in das Dorf hinab in das Gewirr von H?tten, die sich innen und aussen zum Verwechseln ?hnlich sahen. V?llig ausgestorben lagen sie da, als wir uns n?herten. Aber als ob man in ein Wespennest gestossen, so kam es nun aus all den dunkeln Ecken und L?chern herausgeschw?rmt: kleine, schmutzige, bildh?bsche M?dchen, bis auf den Schmuck genau gekleidet wie ihre M?tter, ebenso dreckige Buben mit intelligenten Gesichtern und dem kahlgeschorenen Kopf, auf dem nur in der Mitte der schwarze Haarb?schel wippte, Frauen, jung und alt, umringten uns, hingen sich an uns, alle von dem einen Wunsche beseelt, Backschisch zu erlangen.
Die Frauen, deren jugendliches Aussehen leider selten l?nger als bis zum zwanzigsten Jahre w?hrt, sind von fesselnder Sch?nheit. Die Gesichter zeigen etwas grosse, energische, dabei nicht unfeine Z?ge mit lebhaften Augen, in denen eine kaum unterdr?ckte Wildheit flackert. Ihr Anzug -- Melhalfa genannt -- ist von geradezu genialer Einfachheit. Er besteht aus zwei St?cken Stoff, Kattun oder Musselin, meist von dunkler Farbe. Aber auch Rot und Orange wird getragen. Das eine St?ck wird f?r vorne, das andere f?r hinten gebraucht, das hintere dann ?ber die Schultern her?bergezogen und rechts und links auf der Brust mit grossen eigenartigen Agraffen festgehalten, die wie die meisten Schmuckst?cke aus Silber hergestellt und mit bunter Emaille ausgelegt sind. Um die Taille eine Kordel oder ein schmales St?ck Stoff, das als G?rtel fungiert. Aus dem offenen Spalt zu beiden Seiten treten die nackten Arme hervor. Von Schuhen und Str?mpfen keine Spur. Um den Kopf mit den dunkeln Haaren schlingt sich, kokett arrangiert, ein schwarzes oder buntger?ndertes Tuch. An der Art, wie dies getragen wird, auch an den Schmucksachen l?sst sich erkennen, ob eine Frau verheiratet ist oder nicht. F?r Schmucksachen, die mit zur Kleidung geh?ren und immer getragen werden, haben die Kabylinnen eine grosse Vorliebe. Sie beh?ngen sich mit Ohrringen, die bis auf die Schultern reichen, und ungez?hlte Silberspangen klirren an den schlanken, feingeformten Arm- und Beingelenken.
Alle Frauen sind t?towiert auf Stirn, Wangen und H?nden, und h?ufig tragen die Angeh?rigen eines Stammes dasselbe Muster.
Von den Frauen wird verlangt, dass sie das Weben verstehen, um die Burnusse f?r Mann und S?hne herstellen zu k?nnen. Es dauert Monate, ehe sie einen solchen fertigbringen. Daf?r h?lt er aber auch ungez?hlte Jahre. Nachdem wird er bei den ?rmsten geflickt und wieder geflickt, bis vom Original nicht das kleinste Fleckchen mehr daran ist, und wir haben einige Exemplare gesehen, bei denen wir uns verwundert fragten, durch welches Kunstst?ck sie ?berhaupt noch zusammengehalten wurden.
Ebensoviel Wert, wie auf das Weben, legt der Mann darauf, dass die Frau einen guten Kuskus zubereiten kann. Ja, man sagt, der Preis f?r eine Frau w?re um so h?her, je besser sie damit umzugehen weiss. Kein Wunder, denn der Kuskus ist das Gericht, von dem der Kabyle des Morgens, Mittags und des Abends lebt. Vom ersten Tage des Jahres bis zum letzten. Von seiner Kindheit bis zu seinem seligen Ende.
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