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Read Ebook: Der Damen-Reitsport by Schoenbeck Richard

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Ebook has 296 lines and 44813 words, and 6 pages

Bibliothek f?r Sport und Spiel

Der Damen-Reitsport

von Richard Schoenbeck

Major a. D. Pr?sidial-Mitglied des Deutschen Sportvereins

Mit 50 Abbildungen

Leipzig Grethlein & Co.

Alle Rechte von der Verlagshandlung vorbehalten.

Spamersche Buchdruckerei in Leipzig.

Inhalts-Verzeichnis.

Seite

Einleitung 7

Die Reiterin.

Das Damenreitpferd.

Das Ajustement des Damenreitpferdes.

Die Grundregeln der Damenreitkunst.

Praktische Reitkunde.

Schluss 169

Einleitung.

Der Damenreitsport wird in deutschen Landen nicht untergehen, er bl?ht im Gegenteil -- zu Nutz und Frommen aller reitfreudigen Damen -- lustig empor.

Vor mehreren Jahren hatte es allerdings den Anschein, als wenn das Fahrrad siegreich emporsteigend und jeden andern Bewegungssport ?berfl?gelnd, sich die Welt erobern wollte, und die Weisen des Fahrradsports erkl?rten unumwunden, dass damit die bisher unbestrittene Herrschaft des Pferdes als vornehmstes Luxus- und Sportmittel zu Ende sei. Die Erscheinungen, auf denen diese Ansicht basierte, waren allerdings danach angetan, sie nicht unmotiviert erscheinen zu lassen. Sie traten ganz besonders in Amerika, England und Frankreich hervor, wo die Tattersalls und Reitinstitute leer standen und deren Besitzer sorgenvolle Gesichter machten, denn viele ihrer Klienten und Pension?re waren vom lebenden Ross auf das Stahlross gestiegen. Dieses jedoch hat l?ngst den Kulminationspunkt seiner Siegeslaufbahn ?berschritten. In der besseren Gesellschaft aber, -- wenigstens bei uns in Deutschland -- hat das Fahrrad wohl nie recht festen Fuss zu fassen vermocht, und heute ist das edle Luxuspferd ein eben so gesuchter Artikel, wie er es stets gewesen.

>>Wer nie im Morgensonnenlicht Auf fl?chtgem, leichtbehuftem Pferde Den Wald durchflog -- der kennt sie nicht, Die h?chste Wonne dieser Erde!<<

Tausende und Abertausende von Reitern werden die Wahrheit dieses Verses best?tigen. Aber nicht nur sie, sondern auch die Vertreterinnen des sch?nen Geschlechts, denen es verg?nnt ist, sich dieser edelsten aller Sportarten hingeben zu k?nnen, werden das tun, denn das Reiten ist nicht ausschliesslich ein Vorrecht der M?nner, war es zu keiner Zeit!

Von jeher haben sich auch Frauen zur Fortbewegung und zum Vergn?gen je nach Bed?rfnis der Reittiere bedient. Nur dass ehemals vielfach Notwendigkeit war, was heute ein ebenso angenehmer, wie gesundheitsf?rdernder Sport ist. Wagen waren beispielsweise im Mittelalter bei der Unebenheit, ja Unergr?ndlichkeit -- auch Unsicherheit k?nnen wir noch hinzuf?gen -- der Strassen f?r l?ngere Reisen ausserordentlich unbequem, oft geradezu unm?glich zu gebrauchen, abgesehen davon, dass ihre Bauart noch h?chst primitiver Natur war. Die Damen der besseren St?nde mussten ihre Reisen deshalb zu Pferde unternehmen, und da sie unter dem Diagonaltrab des Pferdes arg zu leiden hatten -- auch die Damens?ttel waren zu jener Zeit recht mangelhaft -- dressierte man zu ihrer Erleichterung den Damenpferden, >>Zeltern<<, eine k?nstliche Gangart, den >>Pass<< an, bei dem statt der diagonalen Vorw?rtsbewegung der vorderen und hinteren Gliedmassen des Pferdes sie sich gleichseitig vorw?rts bewegten, womit, gleich wie bei dem Kamel, eine zwar etwas schwankende, aber ungleich sanftere und daher f?r lange Touren bequemere Gangart erzielt wurde.

Dass die Reiterin ?brigens auch schon in den dem Mittelalter voraufgehenden Jahrhunderten eine bekannte Erscheinung gewesen sein muss, geht aus der grossen Zahl von rossetummelnden Frauen hervor, von denen uns Dichtung und Sage zu berichten wissen. So zogen, wie erz?hlt wird, um die Mitte des 12. Jahrhunderts dreihundert tapfere Jungfrauen wohlberitten mit Kaiser Konrads Kreuzheer ins heilige Land, und auch im Frieden taten sich deutsche Frauen oft genug in dieser chevaleresken Kunst hervor. Gern begleiteten sie ihre Herren und Gebieter auf die Hatz von Hirsch und Eber; als ganz besonderen Sport aber betrieben sie die Reiherbeize mit dem Falken. Freilich nicht immer mit Gl?ck: beide Gemahlinnen Kaiser Maximilians, Maria von Burgund und Blanka Sforza, verloren dabei durch Sturz vom Pferde ihr Leben, ebenso erlitt Katharina von Medici dabei zweimal bedeutende Verletzungen.

?brigens hat dieses Damenreiten, >>gleichwie die M?nner pflegen<<, sich, wie aus Abbildungen mannigfacher Art zu ersehen ist, teilweise noch bis um die Mitte des 18. Jahrhunderts erhalten, Beweis genug, dass diese Sitte vor dem Zartgef?hl auch einer vorgeschritteneren Zeit Stand zu halten vermochte. So ist z. B. die Prinzessin Kunigunde zu Sachsen in dieser Weise im Schloss zu Koblenz abgebildet, und auch die Prinzessin Friederike Sophie Wilhelmine von Preussen sehen wir auf einem alten Kupferstich im Herrensattel.

Es ist ganz zweifellos, dass der Damenreitsport in neuster Zeit immer mehr an Anhang gewinnt, ganz besonders in den h?heren und h?chsten St?nden. Das Erscheinen der deutschen Kaiserin bei den Paraden zu Pferde in dem kleidsamen Kost?m ihres K?rassierregiments, eine bisher ganz ungewohnte Sitte, entfesselt stets ein wahres Entz?cken bei dem Publikum. Auch die Kaiserin Friedrich, die hier und da in der Uniform ihres Husarenregiments bei Paraden erschien, war eine vorz?gliche Reiterin, ebenso wie ihre Tochter, die Erbprinzessin Charlotte von Sachsen-Meiningen. Bekanntlich war auch die ungl?ckliche Kaiserin Elisabeth von ?sterreich eine der ber?hmtesten und unerschrockensten Reiterinnen der Neuzeit. Dabei kann es denn nicht ausbleiben, dass viele Damen der h?chsten und hohen St?nde dem gegebenen Beispiel mit Vergn?gen folgen.

Die Reiterin.

Pardon, mes dames, wenn ich diese, Ihnen vielleicht etwas verbl?ffend erscheinende Frage voranstelle. Ich erwarte von Ihnen auch keine Antwort darauf, sondern werde -- um als >>m?nnliche Partei<< nicht boshaft zu erscheinen -- die Antwort darauf einer bekannten franz?sischen Schriftstellerin ?berlassen, die ihre Schwestern ziemlich genau zu kennen scheint, wenn sie das f?r einen Mann etwas heikle Thema in nachstehender Weise behandelt:

>>Ehedem war die Dame zu Pferde eine Ausnahme. Heutzutage reiten fast alle Damen der guten Gesellschaft, und, was noch mehr, sie reiten meist gut. Aber -- sie reiten aus recht verschiedenen Gr?nden.

Nur eine geringe Anzahl von Damen reitet zum Vergn?gen. Diese, welche am seltensten sind, empfinden eine wahre Genugtuung, sich in einer schnellen Gangart davontragen zu lassen, oder in der so angenehmen Gleichf?rmigkeit einer gutgeregelten Gangart, vorw?rts zu streben. Sie finden, dass man zu Pferde besser atmet, dass die Luft frischer erscheint, oder dass keine andere K?rper?bung mit der des Reitens verglichen werden kann. Sie reiten, um zu reiten, und nicht, um sich bewundern zu lassen, und sie lieben ebenso ein gutes Galopptempo in der Haide, fern von allen Augen, wie einen Morgenspazierritt in den Park.

Sie liebt es, allein zu reiten, oder doch wenigstens mit Leuten, mit denen sie keine Umst?nde machen zu m?ssen glaubt. Sie plaudert gern, wenn sie ein schlechtes oder auch nur ein langweiliges Pferd hat. Hat sie aber ein gutes, so am?siert sie sich mit ihm, und dieses Am?sement allein gen?gt ihr.

Sie liebt es zu springen, aber nur ?ber nat?rliche Hindernisse. Das k?nstliche Hindernis mag sie nicht. Ebenso hart, wie sie gegen das Pferd ist, das auf der Jagd >>ref?siert<<, so viel G?te wie Nachsicht findet sie in ihrem Herzen gegen dasjenige, welches vor einem k?nstlichen Hindernis scheut. Sie verabscheut die bel?stigenden Begleiter, welche sie gegen das Geb?sch oder den B?rgersteig dr?ngen. Sie verabscheut die Begleiter, welche sich nicht mit ihr in einer Linie halten, und wenn sie etwas nerv?s machen kann, so sind es Leute, die ihr Pferd nicht vollst?ndig in der Gewalt haben.

Besondere Kennzeichen: Die Dame, welche zum Vergn?gen reitet, ist fast immer von einer bl?henden Gesundheit. -- Andere Damen reiten, weil sie es f?r schick halten. Diese besch?ftigen sich einzig und allein mit dem Exterieur ihres Pferdes, der Form ihres Hutes, dem Sitz ihres Reitkleides und der Stunde, wo die Promenade mit Modekavalieren bev?lkert ist. Sie f?hlen sich auf dem Pferde sehr ungl?cklich und m?chten die ganze Zeit ?ber, welche sie auf demselben zubringen, fast weinen, -- aber sie gehorchen dem Zwange der Mode und m?ssen sich alle Tage zur Promenadenzeit zeigen. Sie reiten zwar schlecht, aber sie sind davon ?berzeugt, dass sie, wenn man ihnen schmeichelt, niedlich, elegant und selbst grazi?s sind. Nur aus Eitelkeit, nur um sich bewundern zu lassen, und ohne irgend ein Gef?hl f?r die Freuden der Reitkunst, liegen sie im Sattel. In ihrem Innern aber empfinden sie unwiderstehliche Furcht, wenn sie sich dieser K?rper?bung hingeben, die sie zu sp?t begonnen haben, um darin noch etwas leisten zu k?nnen.

Es gibt auch Damen, welche aus Reklame reiten. Diese sind nach der Sch?nheit ihres Pferdes und der Eleganz ihrer Kleidung zu bewerten. Das Amt oder Bankgesch?ft ihres Gatten oder Vaters verraten sie oft in einem anscheinend unbedeutenden Detail. Sie reiten im allgemeinen recht m?ssig und ohne Vergn?gen. Sie w?rden lieber die L?den ablaufen, wo sie in der verh?ltnism?ssig fr?hen Morgenstunde, die sie dem Sport widmen, viele Chancen haben, nicht gest?rt zu werden. Nur Talermillion?ren gestatten sie, sie zu begleiten. Man darf ihnen keinesfalls mit Leuten begegnen, welche weder ein grosses Verm?gen oder einen hervorragenden Titel besitzen, denn sonst w?re ja der Zweck, um dessentwillen sie in den Sattel steigen, verfehlt. Ihr Reitkleid, der Reithut, das Zaumzeug und der Reitstock sind von einer ?usserst gesuchten und hypermodernen Vollendung.

Die Damen, welche ihrer Gesundheit wegen reiten, sind sehr zahlreich. Sie reiten, um mager zu werden, um stark zu werden, um ihre Gesichtsfarbe aufzufrischen, um Appetit zu bekommen, um Schlaflosigkeit zu bek?mpfen usw. Indem sie sich nur ihrer Kur widmen, gehen sie dreiviertel ihrer Zeit so gr?ndlich zu Werke, dass sie erbarmungslos alle friedfertigen Reiter durcheinander bringen. F?r sie existiert das Pferd nur als Heilmittel, und an dem Tage, an dem sie mager oder stark geworden sind, an dem sie mit Appetit gegessen oder die Nacht ruhig geschlafen haben, werden sie mit Freuden aufh?ren, sich einer K?rper?bung hinzugeben, die in ihren Augen nur ein Frondienst war. Aber so lange sie reiten, werten sie ihre Zeit gewissenhaft ab.

Dann gibt es noch eine Kategorie von Damen, n?mlich solche, welche aus Nachahmungstrieb reiten. Diese reiten oft gut, weil sich bei ihnen mit der fixen Idee, einer intimen Freundin oder einer Klostergef?hrtin nachzuahmen, sehr schnell die noch fixere, sie zu ?bertreffen, vereinigt.

Sieht eine dieser Damen bei ihrer Freundin ein Reitkleid aus London, dann muss sie sich ebenfalls ein solches von dort kommen lassen. Besitzt ihre Freundin Alice einen Hengst mit Elefantenf?ssen und einem Nilpferdkopf, dann wird sie nicht eher ruhen, als bis ihr der liebe Gatte ein Tier gekauft bat, das eher einem Rhinozeros als einem Pferde gleicht. Eine der Damen, denen sie ?fter auf der Promenade begegnet, reitet auf einem kleinen Sattel, den man beinahe gar nicht sieht. Die Dame mit dem Nachahmungstrieb wird nicht schlafen k?nnen, bevor sie nicht ganz ohne Sattel reitet und so ihre Nebenbuhlerin ?bertrumpft.

?beraus viel zu schaffen macht dieser Kategorie die Abwechslung in den Reitkleidern. Alle Tage sucht man eine neue Mode aufzubringen oder ein System einzuweihen, welches der von der Nachbarin aufgebrachten Mode oder dem von dieser eingeweihten Systeme den Todesstoss versetzt.<<

So, mes dames, ehe Sie nun das Pferd besteigen, um dem edlen Reitsport zu huldigen, w?hlen Sie, in welche der gezeichneten Klassen Sie sich einreihen wollen, -- aber machen Sie aus Ihrem Herzen keine M?rdergrube!

Bevor eine Dame sich dem R?cken des Pferdes anvertraut, sollte sie sich dar?ber klar sein, in welcher Art und Weise sie reiten will, allerdings eine Vorbedingung, welche seit mehreren Jahrhunderten kaum zur Frage geworden ist. Aber die Emanzipierungsbestrebungen der Damen in neuerer Zeit auf allen Gebieten hat auch auf diesem eine Propaganda gezeitigt, welche nicht unbeachtet vor?bergehen konnte, und ich halte es demnach f?r notwendig und meine Pflicht, diese Frage etwas eingehender zu er?rtern.

Ich will dabei nicht nur meine eigene Ansicht, welche vielen Damen vielleicht nicht kompetent erscheinen k?nnte, in die Wagschale werfen, sondern m?glichst international sein. -- Bekanntlich sind England, Amerika, Frankreich und noch viele andere L?nder unserem Deutschland auch mit Bezug auf den Damenreitsport noch weit ?berlegen, und so wollen wir denn auch Stimmen aus jenen L?ndern h?ren -- nat?rlich nur um zu lernen und dann das Fazit zu ziehen.

Wie schon eingangs angef?hrt, ging der zweifellos urspr?ngliche Reitsitz der Damen zum Seitsitz ?ber, nachdem die zunehmende Verbesserung des Damensattels diesen Sitz angenehmer und bequemer gemacht hatte. Aber -- die Zeichen des neuen Jahrhunderts sind die auf allen Gebieten zunehmenden Emanzipationsbestrebungen der Damen -- logischerweise mussten sie sich demnach auch auf den Reitsport erstrecken. Die Damen wollen es auch darin den M?nnern gleich tun und ? la cavalier reiten.

: Confiteor, dass auch ich in fr?heren Jahren zu denen geh?rte, welche dem Damensitz nach Herrenart das Wort geredet, und dass ich dieser meiner Meinung in ?lteren Schriften mehrfach Ausdruck verliehen habe. Seitdem aber bin ich infolge der mannigfachen Erfahrungen, die ich auf diesem Gebiete machte, vom Saulus zum Paulus geworden, und auf Grund dessen kann ich nicht anders, als mich ohne Einschr?nkung f?r den bisherigen Seitsitz der Damen zu entscheiden.

Ich bekenne offen, mich nicht zu jener Objektivit?t aufschwingen zu k?nnen, um mich dieser Auffassung anzuschliessen. Im Gegenteil finde ich, dass z. B. eine grazi?s und korrekt englisch trabende Dame von allen Seiten ein ?usserst sympathisches Bild abgibt, vorausgesetzt, dass sie eine gute Figur hat und tadellos reitet. Von Karikaturen brauchen wir nicht zu sprechen. Sobald aber in die Haltung der Damen eine Pose hineinkommt, welche wir nicht zu sehen gew?hnt sind -- eine Dame pflegt doch auch sonst nie Spreitzsitz oder -Stellung einzunehmen -- so wird das bald f?r die meisten M?nner uninteressant, vielfach sogar widerw?rtig. Dies allein schon sollte f?r die Damen massgebend sein.

>>Auch das ?rztliche Urteil<<, f?hrt die Autorin ferner aus, >>sofern es sachverst?ndig ist hinsichtlich des Reitens, bevorzugt stets den Quersitz f?r die gesunde Frau: Die wahrhaft verschrobene Haltung, die ein guter Sitz im Damensattel erfordert , hemmt die Zirkulation des Blutes und bringt f?r den noch nicht ausgewachsenen jugendlichen K?rper entschieden ernstliche Gefahr des Verkr?mmens und Schiefwerdens, f?r den voll Erwachsenen aber zum mindesten grosse Unbequemlichkeit, die man erst zu ermessen versteht, wenn man nach l?ngerer Gew?hnung an den Quersitz wieder einmal den Damensattel probiert. Viele ?rzte gestatten ihren Patientinnen das Reiten nur unter der Bedingung, dass es im Herrensattel geschieht.<<

Ein definitives ?rztliches Urteil dar?ber steht wohl noch aus, obwohl -- wie schon angef?hrt -- die >>Deutsche Medizinische Wochenschrift<< sich in zwei Artikeln mit diesem Thema besch?ftigt hat, leider nicht klinisch genug, um auch den hippologischen Fachmann zu befriedigen, der anders dar?ber denkt. Ich komme noch einmal darauf zur?ck.

Leider kann ich demnach wieder nicht mit Fr?ulein Dr. Anita Augspurg ?bereinstimmen, wenn sie sagt:

>>Es braucht nicht erst eingehend dargelegt zu werden, welche Gefahren der Damenreitsitz f?r die Reiterin hat. Ich kenne vern?nftige V?ter und Gatten genug, die mit eiserner Konsequenz ihren weiblichen Angeh?rigen das Reiten ganz untersagen, weil sie als t?chtige Reiter und Sachverst?ndige sonst wegen der furchtbaren Gefahren des Damensattels in steter Angst um ihr Leben schweben w?rden. Aber nicht nur die Gefahr, geschleift zu werden oder mittels der H?rner sich schwere Verletzungen zuzuziehen ist vorhanden, auch die Gewalt ?ber das Pferd wesentlich geringer als im einseitigen Sitz , und die Reiterin ist infolgedessen wesentlich abh?ngiger von den Launen, Unarten, oder von dem Scheuen des Tieres: ein t?ckisches Pferd unter Damensattel zu reiten, ist immer eine Tollk?hnheit.<<

Das alles, meine Gn?digste, k?nnen Sie, wenn Sie eine perfekte Reiterin sind, auch im Damensattel haben. Nur vor dem >>Selbstsatteln<< m?chte ich -- f?r beide Arten -- dringend warnen! --

Um nicht einseitig zu erscheinen, soll auch die Ansicht einer Dame in ihren wichtigsten Punkten geh?rt werden, welche, Renegatin geworden, d. h. zum Herrensitz ?bergegangen ist, f?r letzteren ebenfalls eine Lanze bricht. Frau Rittergutsbesitzer Happoldt-Langen?ls schrieb seiner Zeit einem Sportblatt u. a. folgendes:

>>Dem Damensattel will ich in gewissen F?llen die Berechtigung nicht absprechen. Er eignet sich f?r diejenigen Reiterinnen, welche der Abwechslung wegen, aus Modesache oder aus was sonst f?r Gr?nden , ein Pferd besteigen, in g?nstigem Terrain, wom?glich auf wohlgepflegten Reitwegen grossst?dtischer Parks ein St?ndchen spazieren reiten. Das ist aber in meinen Augen nicht reiten, sondern Spielerei. Wer sich aber lediglich aus Passion in den Sattel setzt, bei nicht immer g?nstigen Boden- und Witterungsverh?ltnissen meilenweite Ritte macht, der wird sehr bald die grossen Vorteile sch?tzen lernen, die der Herrensitz gew?hrt. Ich bekenne offen, dass, nachdem ich soviele Jahre ausschliesslich den Damensattel benutzt habe, der ver?nderte Sitz mir anfangs Schwierigkeiten machte. Ausser der Z?gelf?hrung war alles neu, der >>Schluss<< fehlte, und vor allem war die Balance eine ganz andere. Das Lernen w?re mir entschieden leichter geworden, h?tte ich den Damensattel vorher nicht gekannt. Doch mit Lust und festem Willen l?sst sich vieles erreichen. Ich habe unerm?dlich ge?bt und mit meines Mannes Hilfe an mir gearbeitet, bis ich sicher war. Und jetzt m?chte ich um keinen Preis den als praktisch erprobten und mir lieb gewordenen Sitz gegen den zuerst erlernten wieder austauschen. -- -- Bei langem Trabtouren kommt mir der Herrensitz ungeheuer zu statten, er erm?det viel weniger, als der ehemalige Seitsitz. Und nun zum Hauptvorteil des Herrensattels! Welcher von uns wahren Reiterinnen liegt nicht das Wohl und Wehe ihres Pferdes am Herzen, als w?re es das eigene? Der einseitige Sitz mit der ungleichen Gewichtsverteilung, die selbst der allerkorrekteste Damensitz nicht vermeiden kann, strapaziert das Pferd ungeheuer, besonders auf langen Strecken, abgesehen von der trotz neuester Sattelkonstruktion immer noch bestehenden Gefahr des Gedr?cktwerdens.<<

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