bell notificationshomepageloginedit profileclubsdmBox

Read Ebook: Die Hexenrichter von Würzburg: Historische Novelle by Seeburg Franz Von

More about this book

Font size:

Background color:

Text color:

Add to tbrJar First Page Next Page Prev Page

Ebook has 993 lines and 43865 words, and 20 pages

Der Richter winkte.

Die Alte ward an Brust und R?cken entbl?sst. Ein Jammerbild von einem Leibe, dem Tode gleich, der sich in welke Haut gekleidet.

Der Henker band sie auf einen Stuhl und sah fragend nach dem Oberschultheissen hin?ber. Dieser gab das Zeichen, und Streich um Streich fiel auf den knochigen R?cken.

Streng und kalt sahen sie dem Schauspiele zu, die weisen Herren; sahen, wie ein alter Menschenleib sich unter wilden Schmerzen kr?mmte, wie Blut die Stellen bezeichnete, wo sich die Rute in das welke Fleisch gegraben; sie h?rten, wie die Brust dem Schmerze durch St?hnen, ?chzen, schrille Schreie Ausdruck gab: -- sie sahen's alle mit ruhigem Auge an, nur einer wandte den Blick und zuckte bei jeglichem Streiche, bei jedem Schmerzensrufe -- es war der Ratsherr Gering. Ein gr?ssliches Bild stieg da vor seiner Seele aus. Ihm war's, als qu?lten sie dort die blinde Elsa, seinen Liebling; und jeder Streich, der schwirrend, pfeifend niederfiel, und jedes Ach, das durch die dumpfe Stille drang, schrie: Elsa! --

>>Genug!<< befahl der Oberschultheiss nach dem sechzehnten Rutenstreiche.

Der Henker trat zur Seite, seine Rute pr?fend.

Die Ammfrau warf einen Blick nach dem Gestrengen, aus dem einen Augenblick ein Strahl von Dankbarkeit leuchtete; sogleich aber ging dieser wehmilde Zug wieder in Grimm und Hass ?ber, welche ihre Seele qu?lten, wie der grausame Schmerz den Leib.

>>Wird Sie nun wohl bereit sein, Ihre Schuld zu gestehen?<< fragte tonlos der Oberschultheiss.

Die Alte starrte vor sich nieder. Ihre Glieder zuckten, die Lippen aber blieben fest geschlossen.

>>Ich warne Sie vor dem n?chsten Grade peinlicher Tortur!<<

Sie schlug die Augen auf und sah die Richter der Reihe nach mit trockenem, gl?hendem Blicke an. Und als sie dem Ratsherrn Gering ins Antlitz schaute, da war es erst wie Frage, wie Bitte um Erbarmen, dann wieder wie Rache, blutige Rache, was ihr Auge sprach.

>>Ich habe nichts zu bekennen.<<

Ein neuer Wink an den Henker.

Dieser l?ste die angstvoll schauende Alte vom Stuhle los, legte sie auf den Boden und band ihr H?nde und F?sse. Dann zog er durch die Bande einen Strick, der durch einen Ring laufend von der Decke hing, erfasste das Ende desselben und zog, seine F?sse fest gegen den Boden stemmend, die Ammfrau ruckweise in die H?he.

-- Und sie schauten auf, wie die Alte zwischen Decke und Estrich hing, ein Kn?uel, ?chzend, st?hnend, r?chelnd, die Schergen der Gerechtigkeit, nicht ahnend, dass ihr Andenken in Ewigkeit der Schmach, der tiefsten Schmach, anheimgefallen! --

>>Noch kein Gest?ndnis?<<

Ob wohl die Arme diese Frage h?rte? Ob nicht der Schmerz die Sinne band und sie in seinen dunkeln Wellen begrub?

Keine Antwort.

Gering erhob sich rasch, dass der Stuhl hinter ihm zu Boden fiel, und verliess den Saal.

Der Henker aber nahm ein Gewicht von mehr als einem Viertelzentner. Das hing er, den Strick um die H?ften geschlungen, der Schwebenden unter.

Ein markdurchbohrender Schrei, so namenlos wehklagend, dass er dem Henker selbst einen Blick des Mitleids abrang.

Die Glieder krachten, immer l?nger sich dehnend und streckend, die Sehnen bis zum Zerreissen spannend. Nun fiel der Kopf nach r?ckw?rts, die Haare hingen fast zum Boden, mit Totenglast ?berzogen starrten die Augen. Und nun drang Blut hervor zwischen den regungslos ge?ffneten Lippen und tr?ufelte auf den Boden.

-- Auch eine Schrift in Stein, und was f?r eine! --

>>Genug.<<

Der Henker atmete auf, mit einem Rucke war die Alte zur Erde gelassen und schnell von dem Steine befreit.

>>-- Wehe -- o wie wehe -- das haben nicht Menschen getan -- nicht wilde Tiere -- es ist ^H?llenqual^! -- O -- sie haben mir alles zerrissen -- ha, Blut hier -- 's ist Herzblut!<<

Die ?rmste richtete sich m?hsam auf, das Haupt auf den rechten Arm st?tzend.

>>Bekennen soll ich! -- Was denn? -- Ja, wenn ich es nur w?sste! -- O, wie es brennt und schneidet in allen Gliedern! -- Rache! Ja, ich will bekennen!<<

>>Gebt mir Wein!<< sprach sie, aus dem Gefl?ster ihre Stimme zu lauterem Tone erhebend. >>Gebt mir Wein, dann will ich alles -- alles bekennen.<<

>>Gott sei Dank!<< rief der Oberschultheiss. >>Man bringe der Malefizperson guten Wein -- auf meine Rechnung -- weiss Gott, ich hab' ein weiches Herz, -- und dann mag sie die schwere Schuld, die auf ihr lastet, von sich w?lzen durch offenes Bekenntnis.<<

Die Ammfrau nippte erst, dann trank sie in langen, gierigen Z?gen den grossen Becher leer.

>>'s ist gut -- das letzte Gute wohl in dieser Welt. Habt Dank! -- Und nun -- nun sollt Ihr alles wissen, -- was ich weiss. -- 's ist kein Bekenntnis, -- 's ist Schmerz und Wahnsinn, was mich sprechen lehrt. --<<

>>Es war vor Jahren -- ich weiss nicht mehr, um welche Zeit, -- da sass ich auf meiner Stube. -- Der Abend war zur Nacht geworden. Wilder Sturm heulte durch die Gassen und r?ttelte an meinen Fenstern. -- Mein Herz war traurig -- bittere Not, wohin ich sah -- und nirgend Trost! Da fasste mich ein wilder Grimm -- ein langes Leben hinter mir und keine Freude drin -- ich fluchte Gott und rief den Satan. -- Er kam -- ich kann euch die Gestalt nicht gut beschreiben -- ich sah ihn wie in einem Feuernebel. -- Hast du mich gerufen, sprach er; sag', was willst du? -- Was kannst du geben? -- Alles, nur nicht den Himmel. -- Den brauch' ich nicht! -- -- Er lachte, dass mir die Seele zu Eis wurde und die Pulse stockten. -- Verleugne Gott! -- Ich verleugne. -- Und die, die ihn geboren. -- Auch sie. -- Und alle, die im Himmel sind. -- Alle. -- Wohlan, nun gebe ich dir Gewalt ?ber Mensch und Tier, du sollst gebieten ?ber Wind und Wetter, und willst du mehr -- so rufe mich aufs neue -- ich werde kommen. -- Drauf ward es wieder finster um mich her -- ich --<<

Die Alte sank zur?ck.

>>Lass Ruhe dir in deine Seele beten, Herzensvater! Dein Kind weiss keinen andern Trost.<<

>>O Elsa, bete, bete!<<

>>Gedenke, Mutter der Barmherzigkeit, dass unerh?rt kein Bittender von deinem Throne ging. Du, die du ?ber Sternen thronest, des Himmels sch?nster Stern -- gib Friede -- Friede -- Friede!<<

>>Amen,<< sprach tiefbewegt der alte Gering und k?sste seines blinden Lieblings Wangen. --

Durch das Burkharder Tor dr?ngte eine bunt zusammengew?rfelte Menge. Wie der Sturzbach, was er in seinem wilden Laufe zu erreichen vermag, erfasst und mit sich forttr?gt, so ergriff der durch das Tor hereinflutende Menschenstrom alles, was ihm auf seiner Bahn entgegenkam, und riss es mit sich fort, ein Wildbach, der schnell zum Strome anschwoll.

Ein F?hnlein Knechte, deren Hellebarden aus dem Menschenkn?uel herausragten, f?hrte in seiner Mitte eine gar abenteuerliche Gesellschaft. Wilde Gesellen, Gift aus den Lippen und Dolche in den Augen. Ihre H?nde sind auf den R?cken gebunden, das phantastische Gewand h?ngt zerfetzt vom Leibe, das Auge des Kleineren ist ausgeschlagen und sind noch die frischen Blutspuren auf dem dicken Gesichte bemerkbar. Hinter ihnen, gleichfalls gefesselt, geht ein altes und ein j?ngeres Weib, die eine trotzig den Blick auf den Boden heftend, die andere keck nach der Menge schauend und h?hnisch Fratzen schneidend, sooft ein derbes Wort, eine Verw?nschung zu ihren Ohren dringt.

>>Zuckerwastl,<< fl?sterte der Pappenheimer, >>wir gestehen nichts; sie m?gen uns drinnen fragen, wie sie wollen.<<

>>Keine Silbe sollen sie erfahren,<< gab dieser fest zur?ck.

>>Wenn nur das Weibsvolk schweigen kann,<< warf der Neunaugen leise hin.

>>Sag' ihnen, sie sind des Todes, wenn sie auch nur einen Laut --<<

>>Ah, auch schon Spitzbube gewesen?<< spottete Helena.

>>Da!<< rief der Soldat und schlug ihr ins Gesicht, dass es hoch anschwoll.

Nun ging der Zug ?ber die steinerne Br?cke.

>>Hei, was f?r Gesindel f?hren sie da in unsere Stadt!<< rief der Torb?ck und kreuzte die fleischigen H?nde auf dem stattlichen B?uchlein. >>Sieht doch aus, als w?re es frisch vom Galgen gepfl?ckt. He, Freund,<< und fasste einen Vor?bergehenden am Wamse, >>was ist das f?r ein Volk?<<

>>Haben den Grosshof ausser Heidingsfeld angez?ndet und die B?uerin ermordet!<< antwortete dieser fl?chtig und eilte dem Zuge nach.

>>Mordbrenner!<< stammelte der dicke B?ck. >>Ja, ja, das sieht den Kerlen gleich. Nun, die Herren am Gericht wissen schon das rechte Mittel gegen solches Ungeziefer.<<

Dabei fuhr er sich mit der Hand um den Hals.

Add to tbrJar First Page Next Page Prev Page

 

Back to top