bell notificationshomepageloginedit profileclubsdmBox

Read Ebook: Gestalten der Wildnis by Roberts Charles G D Sir Behrmann A Illustrator Hansen Reistrup K Illustrator Kirchbach G Illustrator Olden Balder Translator

More about this book

Font size:

Background color:

Text color:

Add to tbrJar First Page Next Page Prev Page

Ebook has 587 lines and 46883 words, and 12 pages

Schnurstracks in den Raum, geblendet vom Lampenlicht, aber nicht erschreckt durch den Anblick menschlicher Gesichter, kam mit wiegendem Schritt ein riesiger schwarzer B?r.

Als er das Ende des langen Tisches erreicht hatte, hob sich der seltsame Gast auf die Hinterf?sse und so stand er da, eine m?chtige Gestalt wie Tim Gallagher, die grossen Pelzpfoten dem?tig ?ber der breiten Brust gekreuzt. Flehend blickte er um sich, dann begann er zu keuchen wie ein Motor, denn in der rauchigen Luft fing seine Nase einen r?tselhaften, aber im ganzen h?chst erfreulichen Duft auf.

Jimmy Dillyhunt liess sein Taschenmesser einschnappen und kroch bescheiden hinter seinen Kochherd. Er empfand, wie wertvoll das Leben eines Kochs war. Die ?brigen Burschen, die nat?rlich nicht erschrocken, aber beim Erscheinen eines g?nzlich Fremden in ihrer Mitte etwas verlegen waren, hatten sich im Augenblick h?chst bescheiden in ihre Kojen zur?ckgezogen. Alle, ausser Evan Morgan. Der konnte sie nicht erreichen und stand deshalb sehr aufrecht und respektvoll, kein bisschen herausfordernd, in der n?chsten Ecke -- das heisst, in der Ecke, die f?r ihn die n?chste war, nicht f?r den B?ren. Alle Aexte waren draussen, und die einzigen Flinten, ausser der Eph Babcocks, standen in der T?r unmittelbar hinter dem B?ren. Evan Morgan sah sie nachdenklich an, aber sie schienen ihm zu weit weg. Nur der Boss war nicht ?berrascht. Er behielt seinen Platz und betrachtete kaltbl?tig den Gast.

Vielleicht zehn Sekunden lang stand der B?r bewegungslos und schien den ?berraschten Augen in diesem Kreis gr?sser als ein Elefant. So still war es, dass das Rascheln einer Maus im Dach wie Gepolter klang. Einen Augenblick sah der B?r best?rzt aus. Dann fielen seine Augen auf einen grossen Blechtopf, der nahe vor ihm auf dem Tisch stand. Vor zwei Minuten noch war der Topf voll dampfender Bohnen gewesen, die Jimmy gerade in ein anderes Gef?ss geleert hatte. Jetzt war ausser ein paar Bohnen nur der verf?hrerische Duft zur?ckgeblieben.

Gierig, aber doch mit einer gewissen Sch?chternheit, streckte der B?r seine m?chtige Pfote aus, zog den Topf zu sich und begann ihn auszulecken, wobei er ein h?chst unmanierliches Ger?usch machte. In diesem Augenblick hatte Eph Babcock sein Gewehr erreicht, riss es vom Haken und hob es an die Schulter. Aber bevor er den Dr?cker ber?hren konnte, fiel ihm eine gewichtige Hand auf den Arm.

>>Halt, wart!<< befahl der Boss in einem leisen, aber sehr bestimmten Ton. Er glaubte, dass der enge Raum kein gutes Feld f?r einen Kampf auf Tod und Leben sei.

Babcock hielt an und wartete, obwohl er der Meinung war, der Boss sei n?rrisch geworden. Er nahm das Gewehr von der Schulter, sah in das Magazin und machte ein Gesicht wie ein Schaf.

>>Nicht geladen!<< murmelte er in einem Ton von Entschuldigung, aber ohne zu sagen, ob sie dem Boss oder dem B?ren galt.

>>Wir sollen wohl den sch?nen fetten Schinken verlieren, den Evan gemeint hat!<< protestierte Sam Oultons Reibeisenstimme aus einer Koje heraus. Aber ein verhaltenes Brummen kam aus der ganzen Reihe von Betten, denn alle stellten fest, in welch peinlicher Lage Eph Babcock war. Er hatte keine Patronen, und jeder konnte sehen, wo die Patronen waren. Wohl gef?llt hingen zwei G?rtel an einem Haken.

Auf Oultons Widerspruch gab der Boss keine Antwort. Anscheinend war er durch den B?ren zu abgelenkt, um auf irgend etwas anderes zu achten. Die meisten der Burschen in ihren Betten konnten sich jetzt nicht mehr verhalten, ihre Ratschl?ge zu geben, wie irgend ein anderer die Patronen greifen und sie Eph Babcock hin?berreichen k?nnte. Aber keiner der zweifellos guten Ratschl?ge wurde ausgef?hrt. Denn gerade in diesem Augenblick wurde das Verhalten des Gastes so bemerkenswert, dass jeder vergass, was er selbst hatte sagen wollen.

Als er den Topf leergeschleckt hatte, sah der B?r auf und winselte. Es war klar, dass er Bohnen gern frass und mehr davon w?nschte. Er schien schlichte Hausmannskost zu sch?tzen, und das entlockte den Helden in den Kojen lange Seufzer der Erleichterung.

Der B?r schwankte unruhig von einem Fuss auf den andern, dann nahm er den Topf in seine Vorderpfoten, machte Kehrt und marschierte geradeswegs auf Jimmy Dillyhunt zu. Es war eine r?hrende Bitte, aber Jimmy schien sie absolut nicht zu verstehen. Mit dem Messer um sich fuchtelnd, protestierte er laut gegen die besondere Beachtung, die er unter seinen Kameraden nicht verdiene. In fliegender Eile gab er seinen Platz hinter dem Kochherd auf und erreichte die Gesellschaft Evan Morgans in dessen Ecke. Evan, der gerade im Begriff war, seine Selbstbeherrschung wieder zu erlangen, grunzte unliebensw?rdig: >>Warum so eilig, Jimmy?<< Aber Jimmy brachte keine Antwort heraus.

Entt?uscht ?ber das pl?tzliche Verschwinden eines Menschen, von dem er so viel erwartet hatte, liess der B?r seine allzu leere Sch?ssel auf den Boden fallen. Das laute Klirren erschreckte ihn, und er sprang mit einem Hops zur Seite, wie ein M?dchen, das beinahe in eine Pf?tze getreten w?re. Dabei aber bekam er den grossen Topf mit Bohnen zu sehen, den Jimmy zum Aufw?rmen vorn auf den Herd gestellt hatte. Wie gut sie rochen! Mit einem Brummen tiefer Befriedigung nahm er ein Maul voll.

Nun waren die Bohnen, ganz gewiss ein vorz?gliches Gericht, nicht f?r ihn angerichtet. Sie waren heiss. Der B?r war erschreckt und schmerzlich ber?hrt, als er merkte, wie heiss sie waren. Die Augen geschlossen und die Kinnbacken verkrampft, versuchte er, sie im Maul zu behalten. Aber es war zuviel f?r ihn. Mit einem lauten >>uuh<< spuckte er sie auf den Boden. Und dann warf er einen erb?rmlichen Blick rund um sich, w?hrend er bald mit der einen, bald mit der anderen Tatze wehleidig seine Nase rieb. Sein Blick r?hrte Pat Nolan, dem gutherzigen kleinen Iren schien er ein berechtigter Vorwurf.

>>Ich hab das nicht gemacht, ich nicht!<< murmelte er im Ton herzlichen Bedauerns. >>Es war ein gemeiner Witz, nat?rlich von Jimmy. Mindestens h?tt' er dich warnen sollen.<<

Irgend etwas in Pats Stimme schien dem B?ren zu sagen, dass er bei ihm die Teilnahme finden w?rde, die bei dem ganzen Empfang bisher gefehlt hatte. Halb im Zweifel, aber nicht ohne Hoffnung, watschelte er quer durch den Raum auf Nolans Koje zu.

>>Hab ich dir nicht gesagt, dass ich's nicht war!<< protestierte Nolan leidenschaftlich. >>Heiliges Ofenrohr, kann keiner von euch Kerls was tun, dass er mich in Ruhe l?sst?<<

>>Das Gewehr r?ber, Eph!<< zischte Sam Oulton, der in seiner Koje krampfhaft herumgest?bert hatte. >>Ich hab ein paar Patronen gefunden!<<

Der Boss wollte dazwischen treten und ebenso Evan Morgan, der von B?ren mehr verstand als die ?brigen Holzf?ller zusammen. Aber Eph Babcock hatte das Gewehr schon ergriffen, und eifrige H?nde reichten es hin?ber in Oultons Koje. Doch auch der B?r hatte es gesehen, und unter einem Chorus von Rufen des Staunens sprang er sofort danach. Gerade als die Flinte in Oultons Koje ankam und Oulton die H?nde ausstreckte, um sie zu greifen, kam auch der B?r. Er war schneller, streckte seine schwere, schwarze Pfote aus und packte die Flinte. Oulton verschwand wieder in seinem Bette wie der Kopf einer Schildkr?te in ihrer Schale. Der B?r aber nahm das Gewehr mit einem Ausdruck von Triumph ?ber die Schulter und salutierte, stramm wie ein Soldat.

>>Gott sei Dank, dass sie nicht geladen ist, Sammy,<< piepste Shorty Johnson mit Fistelstimme aus dem Bett n?chst der T?r. >>Der Herr Oberst h?tt' uns alle damit aus dem Lager 'rausgejagt.<<

Der Boss und Evan Morgan -- und auch der kleine Pat Nolan, der allm?hlich gemerkt hatte, dass mit diesem B?ren was Besonderes los war, erlaubten sich, zu lachen. Die anderen aber blickten v?llig verbl?fft auf die unbegreifliche Vorstellung, die der schreckliche Gast ihnen gab. F?r sie war es nur Zeichen einer ?bernat?rlichen, also nat?rlich teuflischen Intelligenz. Sie h?tten sich nicht mehr gewundert, wenn der B?r jetzt zur T?r gegangen w?re, den Patroneng?rtel heruntergenommen und die Waffe geladen h?tte, die er so geschickt ?ber der Schulter trug. Aber als er nicht aufh?rte zu salutieren, den R?cken zur T?r, fingen sie an, zu Verstand zu kommen. Auch Sam Oulton erschien wieder auf der Bildfl?che. Ohne zu bemerken, dass der Boss und Evan Morgan grinsten, steckte er den Kopf vor und schrie:

>>Jetzt, Jimmy! Jetzt ist der Moment! Rasch, Mensch, setz' den Topp Bohnen draussen in den Schnee! Er geht hinterher. Dann k?nnen wir ihn draussen umbringen.<<

Aber Jimmy hatte keine Eile, in die Bresche zu springen, obwohl die Bohnen eigentlich sein Ressort waren.

>>Geh du und setz den Topf 'raus, Kleiner,<< schlug er hinter dem R?cken des Boss vor, >>du bist der n?chste!<<

>>Halt den Mund, Jimmy,<< unterbrach Pat Nolan, >>wozu ein so freundliches Biest umbringen? Schau, was er sich f?r M?he gibt. Er macht Kunstst?cke!<<

>>Der Teufel soll die Kunstst?cke holen!<< schnarrte Sam, >>der gibt frisches Fleisch f?r einen ganzen Monat!<<

Aus mehr als einer Koje kam Widerspruch gegen Oultons blutd?rstige Aeusserung, so pl?tzlich schlug die Stimmung im Lager um. Evan Morgan widersprach sogar sehr deutlich.

>>Kannst du immer nur an deinen verdammten Bauch denken?<< fragte er.

Sam Oulton wurde w?tend.

>>Was ihr Kerls braucht, ist 'ne Saugflasche,<< schimpfte er. >>Wenn das Lager ein verdammter Kindergarten geworden ist, dann werd ich das Biest allein umbringen!<<

Und er tauchte, aber noch mit einer gewissen Vorsicht, aus dem Versteck seiner Koje auf.

Jetzt schien dem Boss, der die Situation allm?hlich verstanden hatte, sein Augenblick gekommen. Das Gewehr ?ber der Schulter, stand der B?r noch immer da und salutierte. Aber es sah aus, als wartete er auf etwas.

>>Marsch!<< sagte der Boss mit scharfer Stimme.

Sofort marschierte der B?r vorw?rts, mit strammen, aber vorsichtigen Schritten, quer durch den Raum und direkt durch die Gruppe, die der Boss, Evan Morgan, Eph Babcock und Jimmy Dillyhunt bildeten. Der Boss und Evan erwarteten ihn ruhig. Aber Eph und Jimmy dr?ckten sich ?ngstlich auf die andere Seite des Tisches.

>>Halt!<< kommandierte der Boss, ehe der B?r zu nahe gekommen war.

Der B?r machte Halt und jeder stiess einen Seufzer aus.

>>Jetzt, Sammy,<< begann der Boss im Ton eines Orakels. >>Jetzt lass das Geschw?tz von Umbringen. Hast du keine Augen im Kopf? Es ist ein zahmer B?r, das ist er! Und gl?ckselig, dass er zu Freunden kommt. Der ist lang genug im Wald 'rum geirrt. Gib acht, was f?r ein famoser Kerl das ist. Achtung!<<

Auf das pl?tzliche, scharfe Kommandowort hin stand der B?r stramm. Aber er versuchte es zu rasch. Die Flinte fiel aus seiner breiten Pelzpfote und ratterte auf den Boden. Er zuckte nerv?s und klemmte die Augen zusammen, als erwartete er einen Hieb.

Zweifellos hatte Tim Gallagher recht. Es war ein dressierter B?r, der gekommen war, um Gastfreundschaft in Anspruch zu nehmen. Entz?ckt wie Kinder, sprangen die M?nner aus ihren Betten.

>>Famos ist der Oberst! Tu ihm nichts, weil er die Flinte hingeworfen hat, Tim!<< schrie Johnson.

>>Vielleicht studier' ich einen Ringkampf mit ihm ein,<< sagte Eph, >>das w?r' was f?r den heiligen Abend!<<

Oulton kroch verdriesslich in die Tiefe seiner Koje zur?ck und biss ein extra grosses St?ck Kautabak ab, um seine Zunge zu b?ndigen. Er sah ein, dass er zu sehr in der Minorit?t war.

Mittlerweile war Jimmy, dem sein Misstrauen leid tat, in seinen Kochraum zur?ckgekehrt. Jetzt trat er vor und trug in der Hand ein langes St?ck herrlicher Speckrinde. Der B?r roch es und ?ffnete die Augen. Er merkte, dass er f?r den Unfall mit dem Gewehr nicht bestraft werden sollte. Erst starrte er den Leckerbissen an, danach Jimmys dunkles Gesicht, und dann streckte er hoffnungsvoll, aber noch ungewiss die Pfote aus. Als Jimmy seiner Bitte nicht nachkam, glaubte der B?r, er m?sste etwas ganz Besonderes tun, um den Preis zu bekommen, etwas sehr Schwieriges und Ungew?hnliches. Mit Gewinsel liess er sich nieder, legte die Nase zwischen seine Beine, dann hob er langsam sein breites Hinterteil und stand endlich sch?n und elegant auf dem Kopf. Ein paar Sekunden lang balancierte er so; dann kam er langsam und grunzend auf allen Vieren zur?ck, nahm die aufrechte Haltung wieder ein und wandte sich schmeichelnd an Jimmy.

Das ganze Lager jubelte vor Entz?cken.

>>Gib's ihm, Jimmy! Du kannst es selbst nicht besser! Er hat's weiss Gott verdient! Mach' ein friedliches Gesicht, Jimmy, er hat Angst! Guter alter Oberst!<< kamen Beifallsrufe von jedem einzelnen, ausgenommen Sam Oulton.

Jimmy gab die Speckrinde, und der B?r nahm sie vorsichtig in seine Krallenpfote.

>>Leicht wie ein Damenh?ndchen!<< schrie Pat Nolan in seiner Begeisterung.

Von diesem Augenblick an gestaltete sich der Abend zu einem Ehrenbankett. Gallaghers Lager bereitete dem Oberst -- denn dieser Name, den Johnson gew?hlt hatte, blieb -- einen Gala-Empfangsabend. Der Oberst war ein B?r von seltsamen und vielfachen Talenten und dabei von einem kindlichen Glauben an die Menschheit. Dies r?hrende Vertrauen in jedermanns Wohlwollen r?hrte die grossherzigen und rasch bewegten Holzf?ller, dass sie den B?ren bald verg?tterten, wie Kinder ein Baby. Es wurde ein schwerer Vorwurf gegen Eph Babcock, dass er im ersten Augenblick ungerechtfertigten Entsetzens nach seinem Gewehr gerannt war.

>>Eph,<< sagte Pat Nolan, >>h?ttest du nur ein Haar auf seinem Kopf gekr?mmt, es t?te mir leid, aber dann h?tt' ich dir mit dieser Hand hier die D?rme aus dem Bauch gerissen!<<

>>Und das h?tt' ich auch verdient, Pat,<< gab liebensw?rdig der Mann aus Androscoggin zu. Ausser Oulton waren alle vergn?gt. Der aber, beleidigt und zornig, sprach den Abend ?ber nicht ein Wort; er schenkte den sch?nsten Kunstst?cken des B?ren kaum einen Blick. Dass er trotzdem voll Interesse war, wusste das ganze Lager.

Das war eine grosse Sache f?r Gallaghers Lager!

Add to tbrJar First Page Next Page Prev Page

 

Back to top