Read Ebook: Wegweiser durch das sächsisch-böhmische Erzgebirge by Berlet Bruno
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Ebook has 515 lines and 45643 words, and 11 pages
Fragt man den Erzgebirger selbst, was er f?r die wesentliche Eigenschaft seiner Landsleute halte, so wird man sicher zur Antwort bekommen: >>Die Gem?thlichkeit!<< Ein vieldeutiges Wort! worunter man aber im Allgemeinen das Streben zu verstehen hat, sich und Anderen das Leben angenehm zu machen. Im Gebirge wird eben aufmerksam beachtet, nicht nur +was+ man sagt und +was+ man thut, sondern auch +wie+ man es sagt und +wie+ man es thut. Gewandte Personen gelten als >>manierlich<< und erhalten leicht Beifall; eckige Naturen werden mit zweifelhaftem Auge, St?renfriede mit Widerwillen betrachtet. Durch die genannte >>Gem?thlichkeit<< wird allerdings die Geselligkeit erh?ht und ein angenehmer Ton im gegenseitigen Umgang geschaffen, doch auch die Thatkraft und der Trieb zur Selbstverwaltung etwas abgeschw?cht.
Sobald aber die Silbergruben sich nicht mehr >>so h?flich und freundlich<<, als fr?her zeigten und manche Zechen geradezu >>versagten<<, da stellte es sich heraus, dass die dichter gewordene Bev?lkerung von dem Bergbau allein nicht zu leben verm?ge. Waren doch die edlen Metalle seit der Eroberung Mexiko's und Peru's ?berdies sehr im Werthe gesunken! Man musste sich daher nach anderen Erwerbsquellen umsehen. Zun?chst griff man zur Verarbeitung der einheimischen Roherzeugnisse und so entstand die Blech-, L?ffel- und Nagelschmiederei, die Herstellung von Gold- und Silberdrahtwaaren, die Holzschnitzerei, die Serpentindrechselei, die Bereitung von Feuerschwamm und die Gewinnung von Arzneimitteln. Aber hierbei wurden immer nur wenig Leute besch?ftigt. Da f?hrte im 16. Jahrhundert +Barbara Uttmann+, die Frau eines reichen Bergherrn zu Annaberg, im Erzgebirge das +Spitzenkl?ppeln+ ein, welches sie der Sage nach von einer fl?chtigen Brabanterin erlernt hatte. Die neue Kunst verbreitete sich rasch unter den erzgebirgischen Frauen und legte den Grund zu einer echten Hausindustrie, die sich darnach auch bei noch anderen Erwerbszweigen herausbildete. In demselben Jahrhundert verpflanzten ausgewanderte Schweizer auch die +Musselin-+ und +Schleierweberei+ nach dem Voigtlande und dem daranliegenden Erzgebirge, ebenso liess sich der erste Posamentier +Georg Einenkel+ aus Dinkelsb?hl in Schwaben zu Buchholz nieder und gab da die Anregung zur +Posamentenfabrikation+.
So gedieh das Gebirge, bis es von den Drangsalen des 30j?hrigen Krieges arg zu leiden hatte. D?rfer und St?dte, besonders Freiberg wurden verw?stet; mehr als die H?lfte der Einwohner starb durch Schwert, Hunger oder Krankheit; das Gewerbe war zum Stillstand, der Bergbau fast zum Erliegen gekommen. Nichts desto weniger erholte sich darnach die Bev?lkerung hier eher wieder, als in anderen, weit besser gelegenen Landschaften. Wesentlich trug dazu die Einwanderung von b?hmischen Protestanten bei, welche, ihres Glaubens wegen aus der Heimath vertrieben, sich in den ver?deten erzgebirgischen Orten ansiedelten und neuen Unternehmungsgeist und neue Arbeitskraft mitbrachten. W?hrend in anderen Bezirken damals manches zerst?rte Dorf als >>Wustung<< liegen blieb, entstand im Erzgebirge sogar eine neue Stadt, Johanngeorgenstadt; denn dieses ist nur wenig Jahre nach dem Westph?lischen Friedensschluss, im Jahre 1654, von b?hmischen Exulanten angelegt worden.
Doch half auch zur Hebung des Gebirges, dass in den n?chsten Jahrzehnten +neue+ Erwerbszweige aufkamen. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts wurde Chemnitz und Umgegend der Sitz einer bedeutenden +Baumwollindustrie+, der sich sp?ter die +Wollenindustrie+ anschloss. Der damalige Faden war Handgespinnst, und es mussten Tausende von Leuten sich r?hren, um den Bedarf an Garn zu decken. Sp?ter fertigte man den Faden auf Handmaschinen, von denen jede 10--30 Spulen z?hlte; noch zu Anfang unseres Jahrhunderts gab es 18,000 Menschen, welche auf solche Art Baumwolle spannen. -- Zu der Spinnerei gesellte sich die +Weberei+ und +Strumpfwirkerei+. Vor dem 30j?hrigen Kriege hatte in Chemnitz ausser der Leinweberei die von Niederl?ndern eingeb?rgerte Tuchmacherei gebl?ht; nunmehr wandte man sich mit Erfolg der Baumwollenweberei zu und fertigte anfangs Barchent und dann Musseline und Kattune und allerlei bunte Waaren. F?nfzig Jahre nach dem Betreten der neuen industriellen Bahn m?gen in und um Chemnitz 2000 Handst?hle in Th?tigkeit gewesen sein. Die Strumpfwirkerei war in Chemnitz schon 1728 eingef?hrt worden; sie gewann aber erst grosse Bedeutung als es dem Kaufmann +Esche+ in Limbach gelungen war, mit H?lfe zweier geschickten Arbeiter den von dem Engl?nder Lee erfundenen Strumpfwirkerstuhl nachzubauen.
Auch die erzgebirgische Frauenindustrie erhielt im Laufe des 18. Jahrhunderts eine Zugabe. Die aus Bialystock geb?rtige +Clara Angermann+, welche sich mit dem F?rster Nollain in Eibenstock verm?hlte, hatte in einem polnischen Kloster das +Tambouriren+ -- das Sticken mit der H?kelnadel -- gelernt und verpflanzte es nach Eibenstock.
Rechnet man zu dem Allen, dass der Bergbau durch die 1765 in Freiberg errichtete Bergakademie zur Wissenschaft erhoben wurde und man nun im Stande war, in gr?sseren >>Teufen<< abzubauen und minder edle Erze zu verh?tten, so wird man begreifen, dass schon im verflossenen Jahrhundert das Erzgebirge ein +Hauptindustriegebiet+ f?r +Sachsen+, ja f?r ganz +Deutschland+ wurde. Dabei ist jedoch anzuerkennen, dass die +Grossindustrie+ erst seit Anwendung der Maschinen und der Einf?hrung des fabrikm?ssigen kaufm?nnischen Betriebes entstanden ist. Der Gebrauch der Spinnmaschine , die Anwendung des Jacquard- und des Kraft- oder mechanischen Webstuhles und die Benutzung des Rundstuhles wirkten entscheidend. Wurde auch die Handspinnmaschine in die Rumpelkammer verwiesen, wurde auch das Webeschifflein der Hand des Arbeiters entzogen und der gew?hnliche Strumpfwirkerstuhl auf gewisse Arbeiten beschr?nkt, so wuchs die Production doch ungemein und wurden bei ihr ?berhaupt vielmehr Leute besch?ftigt, denn fr?her.
Auch bei der Kl?ppelei und Stickerei traten Maschinen auf; so dort die 1809 von Heathcoat in Nottingham erfundene und rasch vervollkommnete Bobbinetmaschine, welche einfache Spitzen sehr billig herstellt, und hier die von den Schweizern aufgebrachte Stickmaschine, welche 200--500 Nadeln durch einen Hebeldruck in Bewegung setzt und darum nicht zu verwickelte Garnituren um einen geringen Preis liefert. Beide Maschinen machten der Frauenarbeit gef?hrliche Concurrenz, dr?ckten die L?hne herab und drohten, der weiblichen Hand, welche fr?her das Spinnrad und neuerdings durch die Strick- und N?hmaschine fast das Strick- und N?hzeug verloren hat, auch den Kl?ppel und die Sticknadel zu entwinden; aber durch den Uebergang zu k?nstlicheren Mustern und die Verbindung von Maschinen- und Handarbeit ist es ihr dennoch gelungen, sich neben und mit den Maschinen zu behaupten.
Als die wichtigsten Industriebezirke haben wir zu nennen:
Ausserdem sind mehrere nur an einzelnen Orten auftretende Industriezweige namhaft zu machen. In Chemnitz bl?ht die erst 1826 eingerichtete +Maschinenbauerei+, so dass daselbst Locomotiven, F?rderzeuge f?r Bergwerke, mechanische Webst?hle, Pumpen und Feuerspritzen, Pflug-, S?e- und Dreschmaschinen und allerlei Werkzeuge, Bohr- und Hobelmaschinen gefertigt werden. -- Kirchberg, Zschopau, Oederan, Hainichen haben +Tuchfabrikation+; Annaberg und Buchholz die Fabrikation von +Krinolinen+ und +Korsets+; Buchholz, Freiberg und Chemnitz liefern +Kartonagen+; Johanngeorgenstadt und besonders Joachimsthal +Handschuhe+; in Karlsfeld werden +Schwarzw?lder Uhren+, in Glash?tte +Taschenuhren+ gefertigt.
Und damit ist die Angabe der kleinen Industriezweige noch nicht ersch?pft: Freiberg liefert +Leonische+ d. h. un?chte +Gold-+ und +Silbertressen+, Wiesenthal +Stecknadeln+, Sch?nheide allerlei Arten von B?rsten; Lauter, Beierfeld, Bernsbach und Gr?nhain fertigen die verschiedensten +Blechwaaren+, besonders auch Blechl?ffel; Z?blitz hat seine +Serpentindrechselei+ und Bernsbach seine +Feuerschwamm-+ und Bockau seine +Medicinbereitung+.
Reisepl?ne.
A. Haupttouren.
B. Specialtouren.
C. Nebentouren.
Routen.
Die nachverzeichneten Routen sind meist +an einem+ Tage zur?ckzulegen; nimmt eine Route mehr Zeit in Anspruch, so ist dies besonders angegeben.
Das M?ckenth?rmchen geh?rt zu den lohnendsten Aussichtspunkten des Erzgebirges. Am Abhange liegt in enger Schlucht das Bergst?dtchen Graupen mit den Tr?mmern der Rosenburg, tief unten im Thale breiten sich Teplitz und zahlreiche Ortschaften aus und dahinter erheben sich die stattlichen Kegel des Mittelgebirges; auch schweifen die Blicke ?ber das Mittelgebirge hinweg, hin zu dem im Blau des Himmels sich verlierenden Bergen der Lausitz und der Umgegend von Prag.
+Pirna+, Stadt an der M?ndung der Gottleube in die Elbe, 350 Fuss ?ber d. Meeresspiegel, mit 8410 Einwohnern. Treibt Elbhandel und Schiffsbau und liefert Siderolith- und T?pferwaaren. Am bekanntesten ist es durch den >>Pirnaer<< Sandstein, welcher bei Posta, Copitz und Postelwitz und andern benachbarten Orten gebrochen wird. Aus diesem Sandstein sind beispielsweise der Magdeburger Dom und das Berliner Schauspielhaus gebaut. Hart ?ber der Stadt erhebt sich der +Sonnenstein+, welcher in fr?herer Zeit zur Vertheidigung des Elbpasses diente. W?hrend er im 15. Jahrhundert den Hussiten widerstand, wurde er im 30j?hr. Kriege von den Schweden erst?rmt; die angerichtete Verw?stung war so arg, dass seit jener Zeit >>Pirnaisches Elend<< sprichw?rtlich geworden ist. Seit 1811 befindet sich auf dem Sonnensteine eine Heil- und Verpflegungsanstalt f?r Geisteskranke. -- In Pirna sind die Vorverhandlungen f?r den 1635 geschlossenen +Prager Frieden+ gewesen. Der Ablasskr?mer +Tetzel+ stammte aus Pirna.
+Grosscotta+ und +Kleincotta+, D?rfer; jenes mit 434 und dieses mit 286 E. Liefern Sandstein, welcher sich trefflich zu Bildhauerarbeiten eignet. -- Cottaer Spitzberg.
+Berggiessh?bel+, Stadt an der +Gottleube+, 953 F. ?. M., mit 1007 Einwohnern. Verdankt seinen Namen uralten Giessh?tten und hat noch jetzt zwei grosse Eisenwerke. Das mit sch?nen Anlagen versehene Bad wird nur wenig besucht; vormals haben die Dichter +Gellert+ und +Rabener+ hier ?fters geweilt; der Weg, auf dem sie zu lustwandeln pflegten, heisst noch der Poetengang, und ?ber einer Bank liest man die Worte:
Der S?nger frommen Lied's, der heit're Fabeldichter, Und Deutschlands Juvenal, der feine Sittenrichter, Sie pflegten hier zu ruh'n, nach Zwiesprach ernst und traut.
+Gottleuba+, Stadt an der Einm?ndung der Fuhde in die Gottleube, 1414 F. ?. M., mit 812 E. Pr?chtig gelegen im tiefen Thal, zwischen hohen Felsen. -- Unfern Gottleuba bildet der +Langhennersdorfer Bach+ einen ansehnlichen Wasserfall.
Bei dem b?hmischen Dorfe +Peterswalde+ fanden die Vork?mpfe zur Schlacht bei Kulm statt. Der russische General Ostermann hatte einen Sturm auf die Peterswalder H?hen befohlen, um die Franzosen vom Egerthal fern zu halten. Aber Vandamme trieb die Angreifer zur?ck und folgte ihnen, voll Ungest?ms, ?ber Nollendorf hinab in den Thalkessel. Er erobert Kulm; die Russen k?nnen nur durch m?rderischen Kampf ihre Stellung behaupten. Unterdessen hatte sich der preussische General Kleist gen?hert, um dem Feinde den R?ckzug abzuschneiden. Am n?chsten Tag erneuert sich die Schlacht: die Russen und ein zu ihnen gestossener ?sterreichischer Heerhaufen leisten den tapfersten Widerstand; Kleist zieht nach Nollendorf, f?llt dem franz?sischen Korps in den R?cken und zwingt es, sich zu ergeben.
Am folgenden Tag begiebt man sich ?ber +L?wenhain+, +F?rstenau+ und +Voigtsdorf+ auf das M?ckenth?rmchen, wo man wegen des sich darbietenden Naturgenusses Station macht.
+M?geln+, Dorf mit 444 E., unfern des Einflusses der M?glitz in die Elbe. -- Zwischen M?geln und Pirna +Gross-Sedlitz+, k?nigliches Schloss mit sch?nem Garten.
+Dohna+, Stadt an der M?glitz, 544 F. ?. M., mit 1683 E. War einst der Sitz m?chtiger Burggrafen, die aber wegen ihrer Befehdungen zu Anfang des 15. Jahrhunderts vertrieben wurden. -- Im Mittelalter hatte der Ort einen ber?hmten Sch?ppenstuhl, +Dohnaisches Mal+ u. +Ritterding+ genannt.
+Maxen+, Dorf mit 694 E., hat grosse Kalk- und Marmorbr?che. Hier lebte der Stifter der Schillerlotterie, Major von Serre. In der N?he fand 1759 der Finkenfang d. i. die Gefangennahme des preussischen Generals Fink v. Finkenstein mit 10,000 Mann durch die Oesterreicher statt.
+Glash?tte+, Stadt am Einflusse des Briesnitzbaches in die M?glitz, 1003 F. ?. M., mit 1573 E. Verdankt Entstehung und Namen dem Bergbau auf Glaserz, welches auch verh?ttet wurde. Seit dem 30j?hrigen Kriege ist der Bergbau zum Erliegen gekommen. Jetzt bl?ht im Orte die Fabrikation von Taschenuhren. Die Kirche enth?lt einige werthvolle Glas- und Oelgem?lde. Vor der Stadt zeigt man eine Felsenh?hle, in welcher im 15. Jahrhundert der R?uber Wittich hauste, bis er vom Ritter Weinhold von B?renstein erschlagen wurde.
+B?renstein+, kleinste Stadt Sachsens, mit 551 E.
+Lauenstein+, Stadt, 1634 F. ?. M., mit 819 E. Enth?lt ein altes Schloss mit Rittersaal, R?stkammer und Burgverliess. In der Kirche werthvolles Denkmal ihres Erbauers, des +G?nther von B?nau+. Zwischen B?renstein und Lauenstein nimmt die M?glitz das Altenberger Wasser auf und wird dadurch ziegelroth gef?rbt. Die rothe Farbe r?hrt von den Eisentheilen her, welche in den Pochwerken aus den Zinnerzen mit fortgesp?lt werden.
+F?rstenau+, Dorf, mit 481 E. In der protestantischen Kirche ein Marienbild, zu welchem viele Katholiken aus B?hmen ungest?rt wallfahrten.
+M?geln+ und +Dohna+ s. S. 67.
+Weesenstein+, Dorf an der M?glitz, mit 311 E. Das Schloss Privateigenthum des K?nigs von Sachsen. Ein Saal enth?lt s?mmtliche Portraits der k?niglichen Familie seit August dem Starken.
+Liebstadt+, Stadt in einem Seitenthale der Gottleube, 1480 F. ?. M., mit 881 E. Hat wie die ganze Umgegend viel Strohflechterei.
Das +Strohflechten+ wird von Altenberg bis ?ber Dohna hinaus und von Gottleuba bis in die Gegend von Dippoldiswalde getrieben und besch?ftigt gegen 20,000 Menschen. Man gebraucht dazu Weizenstroh, welches in der gew?nschten Art auf dortigem Boden w?chst. Das Getreide wird sorgf?ltig eingeerntet und namentlich vor N?sse gesch?tzt. Dann trennt man die Aehren ab und zerschneidet die Halme so, dass die Knoten herausfallen. Nunmehr wird das Stroh geschwefelt und zum M?rbewerden in's Wasser gelegt. Nachdem man noch die erweichten Halme mittelst eines scharfen Instrumentes in schmale Streifen gespalten hat, beginnt endlich das Flechten. Es ist eine h?chst m?hsame Arbeit, bei welcher jedoch die geschmeidigen Finger der Kinder oft ebensoviel, als die ge?bten H?nde der Erwachsenen leisten.
Der +Plauesche Grund+ ist ber?hmt durch seine Natursch?nheit, durch seinen Kohlenreichthum und seine vielen gewerblichen Etablissements, von denen besonders die Gussstahlfabrik zu D?hlen, die einzige Sachsens, zu nennen ist.
+Tharandt+, Stadt am Vereinigungspunkte zweier Seitenth?ler mit dem Thale der wilden Weisseritz, 752 F. ?. M., mit 2384 E. Liebliche Lage. Der Bergvorsprung zwischen den drei Th?lern tr?gt die Tr?mmer einer Burg, welche 1568 vom Blitze getroffen und seitdem dem Verfalle ?berlassen worden ist. Ausser dieser +Ruine+ sind sehenswerth: Der +Forstgarten+ mit Cotta's Grab und die >>+heiligen Hallen+<< d. h. grosse von majest?tischen Buchen gebildete Laubgew?lbe. -- Tharandt ist der Sitz der 1816 errichteten Forstakademie; hat auch ein Bad.
+Rabenau+, Stadt am Oelsenbache, mit 1151 E. Sitz der Stuhlbauerei; man fertigt allda j?hrlich 5--6000 Dutzend Stuhlgestelle.
+Dippoldiswalde+, Stadt an der rothen Weisseritz, 1094 F. ?. M., mit 2994 E. Sehenswerth: Pfarr- und Friedhofkirche , Schloss. Spazierg?nge: nach der im Walde gelegenen Ruine der Barbarakapelle und dem nicht weit davon entfernten Einsiedlerbrunnen; nach den Sandsteinbr?chen am Rabenauer Wege und nach dem ohnweit der Stadt befindlichen Tartarengrab, d. h. dem Grabmal eines im 7j?hrigen Kriege gefallenen Uhlanenofficiers.
Von Dippoldiswalde bis +Schmiedeberg+ auf der Strasse; bei der M?hle ?ber dem Hohofen den Langengrund hinaus zur pr?chtig gelegenen Oberf?rsterei +B?renburg+; von hier mit F?hrer auf die +Tellkoppe+ und dann Wanderung auf der Strasse nach +Altenberg+. Weil die Aussicht auf dem +Geising+ durch B?ume zu sehr versperrt ist, besteigt man den +Kahlenberg+ und wendet sich ?ber +Hinter-+ und +Vorderzinnwald+ nach dem +M?ckenth?rmchen+. -- Wer will, kann von Zinnwald mit F?hrer noch den +Lugstein+ besuchen; Aussicht ?hnlich wie vom M?ckenth?rmchen
Von +B?renburg+ aus soll der K?nig von Sachsen seiner Gemahlin in Pillnitz >>Gute Nacht<< gew?nscht haben. Er liess bei eintretender Dunkelheit auf der Tellkoppe eine Rakete steigen; eine andere von Pillnitz antwortete: es war Gruss und Gegengruss!
+Schmiedeberg+, Flecken am Einfluss des P?belbaches in die rothe Weisseritz, mit 525 E. -- Ausser Hohofen auch Eisenhammer. In fr?herer Zeit waren die Bergknappen gute S?nger und mussten oft bei Hoffesten erscheinen.
+Altenberg+, Stadt am s?dwestlichen Abhange des Geisingberges, 2298 F. ?. M., mit 2366 E. -- Die Stadt verdankt ihre Entstehung dem Bergbau. Im Jahre 1458 wurde in dortiger Gegend Zinn f?ndig, auf welches man heute noch baut; freilich ist die dermalige Ausbeute kaum die H?lfte der fr?heren .
Die Erze kommen hier nicht gangf?rmig, sondern in umf?nglichen Massen, d. i. bergm?nnisch ausgedr?ckt, in >>Stockwerken<< vor. Diese werden ausgehauen, und so erh?lt man grosse Weitungen, welche durch stehenbleibende Gesteinsw?nde gest?tzt werden. Bisweilen erweisen sich aber die W?nde f?r die darauf ruhende Last als zu schwach und es entstehen Einsenkungen, sogenannte Tagesbr?che oder +Bingen+. Der bedeutendste Einsturz fand im Jahre 1624 statt: ein Stockwerk von 450 Ellen Tiefe und 900 Schritten Umfang -- der Schauplatz war die +grosse+ Binge -- brach in sich zusammen; die Wucht des herabfallenden Gesteins war so furchtbar, dass die Bodenersch?tterung bis Dresden hin versp?rt wurde! -- Die meisten Zinngruben geh?ren jetzt der Gewerkschaft +Vereinigt Feld im Zwitterstock+; dieselbe hat allein 20 W?schen und Pochwerke, welche theils durch Wasser-, theils durch Dampfkraft getrieben werden.
Ausser Bergbau hat Altenberg +Strohflechterei+, f?r welche es sogar Hauptort ist. -- Im Galgenteiche bei Altenberg entspringt die +rothe+ Weisseritz; die +wilde+ Weisseritz hat ihre Quelle hinter Zaunhaus auf b?hmischer Seite.
Fast ?stlich von Altenberg liegen +Alt-+ und +Neugeising+, mit 1336 E. Beide Orte treiben wie Altenberg Bergbau und Strohflechterei.
+Frauenstein+, Stadt zwischen der Gimlitz und Bobritzsch, 2018 F. ?. M., mit 1435 E. -- 1869 durch grossen Brand heimgesucht. -- Hohe, freie Lage mit umfassender Aussicht. Grossartig ist die Ruine der +alten+ Burg, dicht hinter dem jetzigen Schlosse. Auf dem Thurm des Burgverliesses, der >>dicke M?rten<< genannt, h?lt man Umschau. Man sieht den ganzen Tharandter Wald, die Stadt Freiberg, die Augustusburg, den Greifenstein, den Fichtelberg, den Kamm des ?stlichen Erzgebirges, die s?chsische Schweiz, das Elbthal, die Pulsnitzer Berge, und zwischen all' diesen Hauptpunkten viele Th?ler und Gr?nde, Abh?nge und H?hen, D?rfer und Flecken. -- Frauenstein war eine uralte Grenzburg gegen B?hmen. Um die Mitte des 14. Jahrhunderts kam es in Besitz der Burggrafen zu Meissen und 1428 ging es als meissnisches Lehen an Heinrich von Plauen ?ber. Da dieser sich aber ungehorsam gegen Friedrich den Sanftm?thigen erwies, so wurde die Stadt und Burg erobert und das Lehen eingezogen. Im Jahre 1473 verkauften die Br?der Ernst und Albert Frauenstein an die Herren von Sch?nberg, die es nun besassen, bis 1647 der R?ckkauf durch das Kurhaus erfolgte.
Aus dem Dorfe +Kleinbobritzsch+ bei Frauenstein stammt der ber?hmte Orgelbauer +Silbermann+. Er war der Sohn eines Zimmermanns und sollte Buchbinder werden; dazu hatte er aber keine Lust und so begab er sich nach Strassburg, um von einem dort wohnenden Vetter die Orgelbaukunst zu erlernen. Sp?ter kehrte er nach Sachsen zur?ck. 47 noch vorhandene Orgelwerke verk?ndigen seinen Ruhm; seine bedeutendste Sch?pfung mag die Orgel im Strassburger M?nster sein.
Die Strasse, welche von Frauenstein nach Dresden f?hrt, heisst die +Butterstrasse+, weil auf ihr die erzgebirgischen Bauern ihre Butter nach der s?chs. Hauptstadt zu bringen pflegen. -- Die Gegend hat ausser guter Viehzucht trefflichen Flachsbau, weshalb auch zu Oberbobritzsch, Mulda und Lichtenberg Flachsbereitungsanstalten eingerichtet worden sind.
+Sayda+, Stadt, 2092 F. ?. M., mit 1639 E. -- 1842 bis auf wenige H?user niedergebrannt, doch seitdem sauber wieder aufgebaut. -- Im Mittelalter war Sayda ein wichtiger Speditionsort f?r Waaren, welche von Leipzig nach B?hmen gingen. Zu jener Zeit wurde es von vielen Juden, die ein besonderes Viertel, die sogenannte Judenstadt, inne hatten, bewohnt. Die damaligen Festungswerke sind l?ngst verschwunden. -- Auf einer H?he vor der Stadt gute Aussicht in das Obergebirge.
Vom M?ckenth?rmchen nicht auf der bequemen Chaussee, sondern auf steilem Fusswege, welcher die Halden von Zinnbergwerken ber?hrt, hinab nach +Obergraupen+, dem Abbilde eines ?chten Gebirgsdorfes, und dann nach der Stadt +Graupen+, welche in einem malerischen Engpass gelegen ist. Die Bergstadt Graupen ist eine der lohnendsten Partien im ganzen Erzgebirge und bietet pr?chtige Aussichtspunkte dar. Von der Ruine +Rosenburg+ hat man einen ?berraschend sch?nen Blick auf Graupen, Mariaschein, Kulm, Teplitz, das Mittelgebirge und die Thalw?nde des westlichen Erzgebirges. Aehnlich, immerhin aber etwas ver?ndert, wird man die Rundschau auf +Wilhelmsh?he+ und +Heinrichsruhe+ finden. Nur 10 Minuten unterhalb Graupen liegt die stattliche und ber?hmte Wallfahrtskirche +Mariaschein+.
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