Read Ebook: Novellen by Leskov N S Nikolai Semenovich Mierzinski S Stanislaus Translator
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Ebook has 1737 lines and 56489 words, and 35 pages
Als Gott dieses Kn?blein dem Duka? schenkte, stand derselbe bereits nahe den F?nfzigen.
Bejahrten Leuten, namentlich solchen, welche ?ber einen gewissen Wohlstand oder Reichtum verf?gen, bereitet die Geburt eines Nachfolgers eine ganz besondere Freude.
Selbst Duka? freute sich sehr der Geburt seines Sohnes, aber seine Freude ?usserte sich, wie es ja bei seinem rauhen Charakter nicht anders sein konnte, in eigener Art.
Vor allen anderen liess er den bei ihm lebenden verm?genslosen Verwandten Agap zu sich rufen und teilte ihm mit, dass er von nun an sich keine Hoffnung machen d?rfe, ihn -- den Duka? -- beerben zu k?nnen, um so mehr, als ihm Gott einen wirklichen Erben geschenkt habe; dann befahl er ihm so rasch wie m?glich seinen Sonntagsstaat anzuziehen, die neue M?tze aufzusetzen und so, wie es Tag wird, den hier zu Besuch weilenden jungen Gerichtsbeamten und die Frau des Popen aufzusuchen und sie als Taufpaten f?r das neugeborene Kind einzuladen.
Agap war nicht mehr jung, nahezu an vierzig, furchtsam, er sah mehr einem Huhn mit besch?digtem Kopfe ?hnlich, was davon herr?hrte, dass ihm ein grosser Flecken Haare am Kopfe fehlte, wodurch eine l?cherliche Kahlheit entstand; ein Zeichen von Duka?s starker Hand.
Agap verlor die Eltern noch im Kindesalter und wurde von Duka? angenommen; zu der Zeit war Agap ein aufgeweckter lebhafter, fast ?berm?tig ausgelassener Knabe, der seinem Onkel nur Nutzen brachte, denn er konnte lesen und schreiben, was Duka? nicht konnte.
In den ersten Jahren pflegte Duka? den Agap mit Fuhren nach Odessa zu schicken.
Als Agap einmal von einer solchen Odessaer Reise zur?ckkehrte, die Abrechnung pflegte und in der Rechnung den Ankauf einer neuen M?tze auswies, da wurde Duka? dar?ber, dass Agap, ohne seine Einwilligung eingeholt zu haben, eine Ausgabe machte, so wild, dass er den Agap ?ber Kopf und Nacken so heftig schlug, dass dieser sehr lange nicht nur Schmerzen litt, sondern auch seit dieser Zeit den Kopf nach einer Seite geneigt trug; die M?tze nahm Duka? dem Agap ab, h?ngte sie auf einen Nagel in der Stube auf, bis sie die Motten zerfrassen.
Der schiefhalsig gewordene Agap ging ein ganzes Jahr lang ohne M?tze herum; alle Leute lachten ihn deswegen aus.
W?hrend des Verlaufes dieses Jahres weinte Agap sehr oft und sehr lange; er hatte Zeit genug dar?ber nachzudenken, wie er sich in der Folge in einem solchen Falle zu benehmen h?tte.
Durch die rohe Behandlung seines Onkels ist Agap selbst stumpf geworden; die Leute rieten ihm seinen Verwandten zu betr?gen, aber dieser Betrug m?sse so politisch sein, dass er, Agap, eine M?tze h?tte, ohne dass Duka? dahinter kommen k?nnte, in welcher Art und Weise er, Agap, sich das Geld zum Ankauf verschafft habe, dieses sei jedoch nur dann m?glich, wenn er, Agap, das f?r die M?tze verausgabte Geld in kleinen Betr?gen auf die anderen Ausgaben verteile.
Sodann m?sse er, Agap, behufs Sicherung, f?r alle F?lle, sich Hals und Nacken recht dick mit Tuch umwickeln, sobald er mit seinem Onkel Duka? die Abrechnung pflegen wird, denn wenn ihn dann Duka? schlagen sollte, so wird er, Agap, wenigstens keine Schmerzen empfinden.
Agap hat sich diese und ?hnliche Ratschl?ge recht wohl gemerkt und als ihn Onkel Duka? das n?chste Jahr wiederum nach Ni?nij schickte, da kam Agap, der ohne M?tze vom Hause wegging, mit neuer M?tze zur?ck, die jedoch in der Rechnung nicht angeschrieben stand.
Duka? bemerkte gar nicht, dass Agap eine M?tze besitze, ja er belobte sogar seinen Neffen Agap und bemerkte, dass er diesesmal keine Ursache habe, ihn durchzupr?geln; die Angelegenheit w?re ganz friedlich verlaufen, wenn dem Agap der Teufel nicht geraten h?tte dem Onkel zu zeigen, wie er >>politisch<< sein und der Redlichkeit ein Schnippchen schlagen k?nne.
Vorerst jedoch betastete er vorsichtig Hals und Nacken, ob auch die Handt?cher, die er vorsichtshalber umgewickelt hatte, fest s?ssen, und erst dann meinte Agap:
>>Ah! Onkel! ... gut ... gut ... f?r nichts zu schlagen n?tig! ... Redlichkeit gibt es doch auf der Welt.<<
>>Was f?r Redlichkeit?<<
>>Was f?r Redlichkeit? ... Schaut her, Onkel,<< und er tippte mit dem Finger auf das Papier, auf welchem die Rechnung geschrieben war, >>gibt es hier eine M?tze?<<
>>Nein, ist nicht,<< gab Duka? zur Antwort.
>>Und ist die M?tze drin,<< belobte sich Agap selbst und setze diese schief aufs Ohr.
Duka? sah auf und sagte:
>>Wirklich eine sch?ne M?tze -- geb' sie doch 'mal her, ich will sie anprobieren.<<
Er setzte die M?tze auf und ging zu dem Spiegelscherben, welcher in einen Holzspan eingeklemmt war, sch?ttelte seinen grauen Kopf und meinte:
>>Gewiss, eine sehr sch?ne M?tze, die ich selbst tragen werde.<<
>>Sie steht Euch sehr gut zu Gesichte, Onkel.<<
>>Ja, wo hast Du, Lump, die M?tze gestohlen?<<
>>Was Euch nicht einf?llt, Onkel, ich stehle nie,<< gab Agap zur Antwort, >>Gott soll mich bewahren, ich, und stehlen!<<
>>Also, woher hast Du die M?tze?<<
Agap meinte, gestohlen habe er sie nicht, aber durch Politik sei er in den Besitz derselben gekommen.
Dem Duka? erschien dies alles so ausserordentlich l?cherlich und unglaublich, dass er tats?chlich zu lachen anfing und meinte:
>>Ist es Dir nicht schwer vorgekommen Politik zu treiben?<<
>>Weshalb?<<
>>Also red', wie hast Du das angestellt?<<
>>Politisch.<<
Duka? drohte dem Agap mit dem Finger; doch dieser blieb bei seiner Behauptung die M?tze politisch erworben zu haben.
>>Welcher Teufel hat Dir eingeredet, politisch zu sein?<< frug Duka? weiter, >>wie kann es m?glich sein, dass ein so dummer Junge, wie Du es bist, in Ni?nij Politik treiben kann?<<
Doch Agap blieb fest bei seiner Behauptung stehen.
Duka? befahl schliesslich dem Agap sich zu setzen und ihm haarklein zu erz?hlen, in welcher Art und Weise er Politik getrieben habe. Duka? selbst goss sich einen kleinen Topf Pflaumenbranntwein ein, brannte seine Pfeife an und richtete sich gem?chlich zu l?ngerem Zuh?ren ein.
Doch die Erz?hlung war kurz.
Agap las nochmals die s?mtlichen Posten der Rechnung vor, und meinte dann:
>>Gibt es hier eine M?tze?<<
>>Nein, nicht,<< gab Duka? zur Antwort.
>>Und sie ist doch drin!<<
Und nun beichtete er, wo und in welchen Posten und wie viel bei jedem zugerechnet worden ist, und dieses alles erz?hlte er mit einer solchen Offenheit und Freude, als er sicher war, dass ein ?berfall seines Onkels ihm keine grossen Schmerzen bereiten k?nne, denn sein Hals und Nacken waren ja mit vielen Lagen von Handt?chern dicht umwickelt; aber es ereignete sich etwas anderes, ganz unerwartetes, unerw?nschtes, worauf Agap ganz unvorbereitet war.
Anstatt seinen Verwandten zu pr?geln, meinte Duka?:
>>Sieh'! sieh'! wirklich, Du bist sehr politisch vorgegangen und hast die Ausgabe f?r die M?tze so gut verheimlicht, dass es mir nicht wehe tuet, ich aber werde Dich eine andere Politik lehren,<< und aufspringend riss er dem Agap nicht nur eine Handvoll Haare vom Kopfe, sondern auch gleichzeitig das St?ck Haut mit, so dass an dieser Stelle seit dieser Zeit auch keine Haare mehr gewachsen sind.
In dieser Weise endete das politische Spiel des Neffen mit dem Onkel, und als dieser Vorfall im Dorfe bekannt wurde, da wuchs das Ansehen des Duka? noch mehr, als man zu der ?berzeugung kam, dass man dem Duka? weder durch List noch Gradheit beikommen oder ihn betr?gen k?nne.
Viertes Kapitel.
Duka? blieb stets allen seinen Nachbaren fremd, er besuchte Niemanden und Niemand hatte den Wunsch mit ihm bekannt zu werden oder n?here Freundschaft zu schliessen.
Dieses Verh?ltnis liess Duka? kalt und v?llig gleichg?ltig, es ber?hrte ihn viel zu wenig, um sich dar?ber zu gr?men.
Man muss sogar annehmen, dass ihm diese Absonderung sehr angenehm war, wenigstens hatte er, bei passender Gelegenheit, sich dahin ge?ussert, dass er, so lange er lebe, vor Niemandem sich gebeugt oder um etwas gebeten h?tte und er hoffe, dass dies auch weiters der Fall sein werde.
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