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Read Ebook: Der schmale Weg zum Glück by Ernst Paul

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Ebook has 649 lines and 104659 words, and 13 pages

'His glance met mine. I knew myself to be the thing I was. I was ashamed. He pointed to the body lying in the roadway, saying: "Your brother sleeps?" I could not answer. Seeing that I was silent, He spoke again: "Are you not of one spirit and of one flesh? I come to wake your brother out of slumber." He inclined His hand towards the dead man, saying: "Arise, you who sleep." Immediately he that was dead stood up. He seemed bewildered, and exclaimed as in a fit of passion: "That's a nice spill. Curse the infernal slippery road!" Then he turned and saw Who was standing at his side. As he did so, he burst into a storm of tears, crying like a child; and when he cried, He that had been there was not. The bicyclist and I were alone together.'

A pause followed Chisholm's words.

'And then what happened?'

The query came from Mrs. Amplett.

'Nothing happened. I hurried off as fast as I could, for I was still afraid, and left the bicyclist sobbing in the roadway.'

There was another interval of silence, until Gregory Hawkes, putting his eyeglass in its place, fixedly regarded Chisholm.

'Are we to accept this as a sober narrative of actual fact, or--where's the joke?'

'I have told you the truth. Christ has come again!'

'Christ in Bryanston Square!'

Mr. Hawkes's tone was satirical.

'Yes, Christ in Bryanston Square. Why not in Bryanston Square if on the hill of Calvary? Is not this His own city?'

'His own city!'

Again there was the satiric touch.

One of the servants, dropping a dish, began to excuse himself.

'Pardon me, sir, but I'm a Seventh-Day Christian, and I've been looking for the Second Coming these three years now, and more. Hearing from Mr. Chisholm that it's come at last has made me feel a little nervous.'

Mrs. Amplett turned to the butler.

'Goss, let the servants leave the room.'

They went, as if they bore their tails between their legs, some with the entr?e dishes still in their hands.

'I wish,' murmured Bertie Vaughan,' that this little incident could have been conveniently postponed till after we had dined.'

Arthur Warton, of St. Ethelburga's, showed signs of disapprobation.

'I believe that I am as broad-minded a priest as you will easily find, but there are seasons at which certain topics should not be touched upon. Without wishing in any way to thrust forward my clerical office, I would point out to Mr. Chisholm that this assuredly is one.'

'Is there then a season at which Christ should not come again?'

'Mr. Chisholm!'

'Or in which He should not restore the dead to life?'

'I should not wish to disturb the harmony of the gathering, Mr. Amplett, but I am afraid the--eh--circumstances are not--eh--fortuitous. I cannot sit here and allow my sacred office to be mocked.'

'Mocked! Is it to mock your sacred office to spread abroad the news that He has come again? I am fresh from His presence, and tell you so--you that claim to be His priest.'

Fordham, who had been standing by him all the time, came a little closer.

'Come, Hugh, let's get out of this, you and I, and talk over things quietly together.'

Again Chisholm kept him from him withWeg gehen als ein aufrechter Mann. Der Graf war nicht b?se, aber er hatte keine langen Gedanken. Auf der Jagd war er so einfach wie einer von seinen Leuten; aber wenn er in der Stadt lebte, so h?tte er sich gesch?mt, wenn er es nicht andern h?tte gleich tun sollen, die reicher waren wie er. Einmal hatte er im F?rsterhause eingesprochen und mit der Frau Werther geredet ?ber Haushalt, Wirtschaft und Kindererziehung; da schienen seine Meinungen so verst?ndig und ordentlich, dass die Frau sich immer noch wunderte, wie so ein Herr solche Einsichten haben konnte in Dinge, die ihm doch ganz fern lagen; aber in seinem Hause bek?mmerte er sich nicht um Einteilung, Ordnung und Einrichtung. Er nahm nur aus den Kassen das Geld, das er brauchte, ohne sich zu ?berlegen, ob er Einnahmen verzehrte oder Verm?gen. Seine Kinder wuchsen auf, ohne dass er sich klar machte, zu welchem Ende und unter welchen Einfl?ssen, denn auch seine Frau hatte keine Hausgedanken. Deshalb trieben sich die beiden S?hne am liebsten in den St?llen und K?chen herum und lernten wenig trotz teurer Hofmeister; und die Tochter, die einen besonderen Trieb zum Lernen hatte und ganz unpassende Lehrer bekam, wie sie eben f?r ein ganz gew?hnliches M?dchen geeignet gewesen w?ren, suchte verstohlen in der vernachl?ssigten Bibliothek B?cher f?r sich und bat den alten Pfarrer, bis er sie im Lateinischen unterrichtete. Einmal nahmen ihr die Br?der heimlich ihre lateinischen B?cher fort und bauten sie auf ihrem Platz am Kaffeetisch auf; da h?rte der Vater zuerst von ihren Studien, sch?ttelte den Kopf und sagte, dass ihm ihre Wege nicht gefielen. Sie presste die Lippen zusammen und fuhr fort in ihrer Weise, und bek?mmerte sich niemand darum. Es ging dem Grafen, wie es heute vielen reichen und vornehmen Leuten geht; er hatte weder Amt noch Dienst, sorgte nicht f?r seine Angelegenheiten, noch f?r seine Familie, fand kaum einmal ein wirkliches Vergn?gen, und doch hatte er nie Zeit; sein Leben zerfloss ihm zwischen den Fingern, wie wenn ein Kind eine Handvoll Sand vom Boden hebt.

Die S?hne kamen schon fr?hzeitig auf schlimme Wege. Da war ein Bursche im Stall, an den hingen sich die Jungen, der war ein t?chtiger Knecht; machte seine Arbeit sauber und ordentlich und hielt sein Geschirr gut, aber war ein Sch?rzenj?ger; durch den lernten sie fr?hzeitig viel, und weil ihnen das Gegengewicht der harten Arbeit wie sauren und einfachen Pflicht fehlte, so wurde das Unkraut in ihrer Seele ?ppiger, wie es bei dem Verf?hrer gewesen, der sp?ter ein ordentliches Weib kriegte, das ihn geh?rig in die Kandare nahm und zu einem braven Manne machte. Noch ?rger war es, dass die Knechte zum Scherz ihnen von ihrem Branntwein gaben und lachten, wenn sich die Jungen sch?ttelten nach dem Trunk und doch wieder von neuem begehrten; und wie sich einmal die Leute untereinander r?hmten, welcher den sch?rfsten Schnaps getrunken habe, und allerhand beizende Mittel erz?hlten, gestossenen Pfeffer, Schwefels?ure, die den Branntwein perlen macht, und Tabaksbr?he, kr?hten die Jungen auch dazwischen und verredeten sich, dass ihnen das Sch?rfste das Wohlschmeckendste sei, tranken auch von dem gepfefferten Branntwein. Endlich fand sich ein uralter Mann, der fr?her Tagl?hner gewesen war und nun aus Gnaden auf dem Hofe erhalten wurde, wof?r er die G?nse h?ten musste, der war schon in jungen Jahren ein schlechter und liederlicher Bursche, und nun, in seinem Hochalter, verwirrten sich ihm vollst?ndig alle Begriffe von gut und b?se, dass er in seinen Begierden schlimmer wurde wie das Vieh, n?mlich nicht bloss schamlos, sondern r?hmerisch und frech. Wohl suchten die ehrbaren und ordentlichen Leute unter dem Gesinde dem ?bel Einhalt zu tun, indem sie den B?swilligen verboten und die Jungen zu sich ziehen wollten; aber wo keine Zucht ist, da gewinnen die Schlechten und Liederlichen die Oberhand, auch wenn sie in der Minderzahl sind, und ungezogene Jugend geht lieber zu der ?beln Seite, wo geprahlt und geschmeichelt wird, wie zu ruhigen und sittsamen Menschen und bescheidenen und strengen Worten; denn nicht das Laster ist verf?hrend, das ja meistens mehr mit Unbehagen und Schmerz verbunden ist wie mit Freude und Wollust, sondern die lasterhafte Gesellschaft verf?hrt durch freche und unbotm?ssige Reden, ?bertreibende und l?gnerische Erz?hlungen und falsche Scham.

Viele Leute sehen auf ein Haus wie des Grafen; und kaum eine geringe Kleinigkeit kann in ihm geschehen, die nicht in einem grossen Kreise besprochen w?rde und weite Wirkung aus?bte; das Wesen der Vornehmen wird genau erkannt und beurteilt, und mancher Tagl?hner wusste von Art und Schlag des Grafen, seiner Gemahlin und seiner S?hne mehr wie er selbst. In unserer Zeit ist die Gesellschaft bis in ihre letzten Tiefen aufger?ttelt, und alle alten Bande sind gesprengt, die bewirkten, dass es ein Unten und Oben gibt. Manche Menschen meinen, dass dieser Zust?nde Ende eine v?llige Gleichheit aller Menschen sein werde; wer aber genau zusieht, der wird merken, dass diese allgemeine Ungebundenheit im Gegenteil eine neue und tiefere Scheidung der Gesellschaft bewirkt, indem die T?chtigen sich zu den T?chtigen scharen und die Schlechten zu den Schlechten; viele sinken so und viele steigen; viele der Gestiegenen sinken wieder, denn sie k?nnen sich nicht oben halten; manche aber bleiben oben, und auch einer gesunkenen Familie gelingt es wieder, zu steigen, wenn sie sich doch als t?chtig erweist. In solchem Vorgang ?bt der Anblick einer Familie wie des Grafen eine ausserordentliche Wirkung, denn die Schlechten werden best?rkt im Leichtsinn oder in aufr?hrerischer Gesinnung, die Guten aber werden desto trotziger und stolzer; und bei beiden wird der Freiheitssinn gemehrt, bei den einen der Sinn f?r die Freiheit der Zuchtlosigkeit, die sie und ihre Kinder in das wohlverdiente und notwendige Verderben treibt; bei den andern der Sinn f?r die Freiheit der Zucht und Ehre, die sie t?chtig machen, sich zuoberst zu setzen in die verlassenen St?hle; denn nachdem sie gelernt, in Ehre zu gehorchen, verm?gen sie auch in Ehre zu befehlen.

Der F?rster hatte seinen Abscheu vor der Wirtschaft auf dem Schlosse immer mehr vertieft. Zwar durfte er seinem Herrn nichts sagen von seiner Meinung; aber wenn die beiden zusammenkamen, so ?usserte sich in ihrem Wesen dennoch deutlich ihre wahre Beziehung, die seelische, die wichtiger ist wie die ?usserliche der zuf?lligen Verh?ltnisse. Der F?rster war ehrerbietig, aber wortkarg, und schritt als ein grosser, magerer Mann in weiter und fester Gangart, der Graf, der klein und durch sein fr?hliches Leben fett war, ging fl?chtiger und schneller, indem er ein wenig zur?ckblieb, und sprach oft S?tze, mit denen er seinen F?rster zum L?cheln bringen wollte. Der F?rster behielt wohl, was sein Herr sagte, aber er bezog sich sp?ter nie wieder auf seine Worte, wenn sie nichts Dienstliches betrafen; der Graf aber erinnerte den F?rster oft an fr?here Ausspr?che. Doch je liebensw?rdiger der Graf war, desto bitterer wurden des F?rsters Gedanken, denn er gedachte des alten Herrn, der ein rauher und fester Mann gewesen war, der von jedem seine geb?hrende Ehrenbezeigung verlangte; der hatte ihm einmal ein Trinkgeld gegeben, als er noch J?gerbursche war, und dazu gesagt: >>Bleib ein ordentlicher Kerl<<; wie er tot war und aufgebahrt lag, war er in Uniform und hatte den Helm auf dem Kopf; aber wie sie ihn einsargten, mussten sie ihm den Helm unter den Arm geben, das hatte er so angeordnet vor seinem Ende. Dann musste er auch immer den Bocksklee bedenken; das war ein Vorwerk gewesen mit schlechtem Boden, das sein Urgrossvater aufgeforstet hatte, und von seiner Hand war noch der Plan da, wie es mit dem Umtrieb gehalten werden sollte, des Windbruches wegen; und wenn er sich die viele M?he und Sorge, die durchwachten N?chte und arbeitsreichen Tage vorstellte, die seine Vorfahren verbracht hatten, bis der Wald so stolz und wertvoll war, so kam ihm der Groll bis an die Kehle und hinderte ihn zu sprechen. Keinen Stand gibt es, der so mit der Arbeit der Vergangenheit zusammenh?ngt und so mit der Hoffnung auf die Zukunft verwachsen ist wie der F?rsterstand; denn was ein F?rster erntet, das haben die Toten gepflanzt, deren Gr?ber l?ngst eingesunken sind auf dem Kirchhof; und was er pflanzt, das wird man ernten, wenn die S?hne seiner Urenkel als M?nner im gr?nen Rock durch den Wald gehen. Deshalb ist etwas Adeliges in einem rechten F?rster, denn er weiss, dass der Mensch nicht ein haltloses Gesindlein ist, das morgen lebt mit dem Taglohn von heute und sich dick tut mit seinem Elend und lumpigen Verdienst, sondern der Mensch lebt durch die Liebe der Vorfahren in Pflicht f?r die Nachkommen, nicht von seinem Verdienst, sondern nach seinem Gewissen.

Ein Kind, das in solchen Lebensumst?nden aufw?chst, bekommt etwas Besonderes mit. Es lernt fr?h die Beziehung seines eignen Lebens als eines fast zuf?lligen zu Vergangenheit und Zukunft seines Geschlechtes; aber doch nicht in der Form des harten Erwerbsinns und des Stolzes auf den Besitz, wie im Bauernstand, sondern in der Form des Gef?hls f?r reine Ehre und strenge Pflicht; denn nicht f?r sich und seine Kinder pflegt der F?rster sein Gut, sondern f?r andere.

Kein Mensch weiss, wie sich das Wesen eines Kindes bildet und wie Erbschaft und Einfluss einander bestimmen. Ganz kleine Kinder haben in viel h?herem Masse wie Erwachsene die F?higkeit, aus Miene und Haltung zu erfahren, was in einem andern ist; und in viel h?herem Masse haben sie auch den Trieb, nachzuahmen, ?usserliches wie Innerliches. Kaum hatte der kleine Hans gehen k?nnen, da legte er schon die H?nde ?ber den R?cken und ging ernsthaft in der Stube auf und ab mit steifen Schultern, wie sein Vater tat am Sonntagnachmittag, sagte er sein Nein oder sein Ja mit derselben Betonung wie der Vater; und da seine gesamte Umgebung dieselbe war, in der sein Vater und Grossvater aufgewachsen waren, so nahmen alle seine angeborenen Triebe dieselbe Richtung, wie sie bei Vater und Grossvater genommen hatten, und seine Art wurde noch st?rker, wie die seiner Vorfahren gewesen.

Und was erzog ihn alles. Da erwachte er des Morgens, und sein Hauch war sichtbar in der kalten Luft unter dem kalkverputzten Ziegeldach, und die kleinen Fensterscheiben waren dick gefroren. Und unten in der Stube sass er dann am Fenster, sah, wie die Schneeflocken niedertanzten und sich sanft auf Zweige legten und auf Bretter und auf den Erdboden, der mit kleinen Steinchen bedeckt gewesen; aber wenn die grossen Flocken ans Fenster wehten, so vergingen sie schnell, indem sie niederglitten. An manchen Tagen, wenn es nicht schneite und sehr kalt war, taute auch in der Stube das Fenster nicht ab; dann hauchte er an die Scheibe und schmolz sich ein rundes Loch zum Ausschauen; im Augenblick war es wieder mit einer d?nnen Eishaut bedeckt, die war aber nicht weiss. Im Walde war ein Krachen, T?nen und Donnern; und der Wald stand doch ruhig und unbewegt mit seinen schneebedeckten Zweigen in der hellen Sonne. Wenn die K?lte so gross war, so wurde das Herz leicht und lustig und verlangte nach Gefahren; dann dachte er an den letzten Luchs, den sein Grossvater hier geschossen, und seine F?uste ballten sich; und an die Franzosenzeit dachte er, wie da das ganze Dorf in den Wald gezogen war, und er sch?mte sich, dass alle solche Furcht gehabt hatten. Denn wer recht hat und Gott f?rchtet, der muss ausharren, wie im Buch der Makkab?er erz?hlt ist von den sieben Br?dern und ihrer Mutter; wie die M?rder sechs zu Tode gemartert hatten, da sprach der letzte, der noch ein Kind war: >>Worauf harrt ihr? Gedenket nur nicht, dass ich dem Tyrannen hierin gehorsam sein will<<, und liess sich auch martern, trotzdem er noch klein war.

Abends las die Grossmutter oft lange vor aus der alten Bibel, deren Bl?tter braun geworden waren durch die Finger so vieler Vorfahren, die jetzt lange vergessen lagen in ihren rasenbedeckten Gr?bern; aus den Geschichtsb?chern im Alten Testament las sie und aus den Evangelien und der Offenbarung Johannis, von dem himmlischen Jerusalem und von der Schale des Zorns, von den vier Reitern und von dem Tier, das ?ber den Gew?ssern sitzt. Wenn Hans dann mit ihr sprach ?ber das Gelesene, so wunderten sich beide ?ber die Verstocktheit der Juden und freuten sich, dass wir die Offenbarung haben, und dass unser Herr Jesus f?r uns gestorben ist, an den wir glauben m?ssen, und k?nnen nicht irren. Und wir sehen alle Tage, dass der Gerechte siegt und der Ungerechte vergeht; denn wenn auch ein schlechter Mensch scheinbares Gl?ck hat, so verrinnt das doch bald, wie es Klaus H?rgen geschah, der aus der Fremde heimkam mit einem grossen Verm?gen, sich ein Haus kaufte und nichts mehr tat; was geschieht? Nach ein paar Jahren wurde ihm sein Haus wieder verkauft, und kam in Schimpf und Schande. Dass es aber einem guten Menschen schlecht ginge, das ist noch nie geschehen; es m?sste denn sein wie bei der frommen Genoveva, weil der Herr sie pr?fen wollte und ein Beispiel geben f?r andre.

Im Sommer streifte der kleine Hans viele Stunden lang allein im Wald. Da lagen die Tannennadeln glatt und ungest?rt auf dem Boden, und die hohen St?mme standen regungslos; nur wenn er zuweilen auf dem R?cken lag und in die Wipfel schaute in der tiefen Stille, sp?rte er ein leises Wiegen der St?mme und wie die spitzenbehangenen ?ste sich kreuzten, hoch oben. Das war eine andre Welt, hoch oben; wenn man ein andres Wesen w?re, ein Vogel oder ein Eichh?rnchen, so lebte man da, h?pfte von Ast zu Ast, und alles, was unten ist, s?he ganz klein aus und ginge einen nichts an. In die Stille kam pl?tzlich das Klopfen oder das H?mmern eines Spechtes, ganz von weitem, oder ein unmerklich leises Ger?usch von einer kleinen Meise mit blitzenden Augen. Und Moos war da, das dr?ngte sich dicht, und eine Art sah aus wie ein Tannenwald im kleinen, der Berg und Tal ?berzieht und alles rund macht. Ameisen auf einem solchen Moosberge kamen sich wohl vor wie wir im Hochwald; vor Gott aber waren wir gleich den Ameisen und ein Wald von vielen Meilen wie ein H?ufchen Moos. Das war wunderbar, wenn man auf der anderen Seite die W?rdigkeit der Menschen bedachte, denn alle unsre Gedanken kannte ja Gott; dieses war auch der Grund, weshalb wir um ein reines Herz beten, weil wir uns nicht gern sch?men, wenn Gott in uns hineinsieht. Einmal hatte Hans gemerkt, wie Gott in ihn hineinsah, aber da hatte er gerade ein reines Herz, und das machte ihn sehr froh, und es war ihm, als m?sste es sich innerlich ganz ausbreiten vor Gott, wie ein Buch mit der ersten Seite aufgeschlagen hingelegt wird; er war im Walde und in einer sehr grossen Stille.

Wir haben seltene Augenblicke im Leben, wo uns unser inneres Wesen symbolisch gezeigt wird, wie wir ja auch im Traum, statt Begriffe zu denken, Symbole sehen. In einem solchen Augenblick, da er zudem auf der ?ussersten Spitze seines Lebens stand und sich in solcher Schicksalsstunde f?r immer nach links wenden musste oder nach rechts, hatte er in seinem sp?teren Leben einmal ein schnell vor?berhuschendes Schattenbild eines hohen und ernsten Tannenwaldes, und sein Gef?hl war wie Glockenklang. Da entschied er sich nach der rechten Seite; und dann wurde ihm klar, dass der Wald ein treuer Lehrer seiner Jugend gewesen war; und er wusste genau, dass er ein andrer Mensch geworden w?re, wenn er unter Buchen oder Eichen aufgewachsen, statt unter Tannen.

Ein treuer Lehrer war ihm auch Dorrel, das Dienstm?dchen. Er war bei ihr im Stall, wo das tr?be Licht in der grossen alten Laterne brannte, und Dorrel melkte, gleichm?ssig und in langen Z?gen, indes die Kuh behaglich ihr Kleeheu aus der Krippe zupfte; ein ganz besonderer Ton war in dem Melken, der nach Ordnung, Ehrbarkeit und Fleiss klang; auch die Kuh steht bei einer faulen und hochm?tigen Melkerin nicht so ruhig und behaglich, denn das liebe Vieh merkt wohl den Unterschied im Wesen der Menschen und benimmt sich danach.

Dorrel hatte eine besondere Kunst; sie konnte Schutzkrausen aus buntem Papier f?r Talglichter machen; die schnitt sie zuerst mit der Schere zurecht, und dann drehte sie mit der Sch?rze sie so, dass sie sch?ne Falten bekamen. Wenn sie dem kleinen Hans etwas ganz besonders Gutes antun wollte, so versprach sie ihm, dass sie ihm eine solche Krause machen wolle, und dann freute er sich sehr. Sehr oft nahm sie ihn mit, wenn sie aufs Feld ging, und besonders wenn sie im Herbst aus der Elsgrube Kartoffeln holte. Da zog sie den Schubkarren aus der Scheune, legte den Sack auf und liess dann den kleinen Hans sich setzen; der sass da mit geknickten Beinen und sah gl?cklich in Dorrels rotes, strahlendes Gesicht, die den Sielen ?ber die Schulter geworfen hatte und r?stig den Karren vor sich hinschob. Denn auch f?r sie war es eine grosse Freude, wenn sie Kartoffeln herausholte. W?hrend sie schob, gab sie ihm R?tsel auf, alte R?tsel, die sie selbst als Kind von ihrer Grossmutter gelernt:

Es ging ein M?nnchen ?ber die Br?cke, Es hatt' ein K?rbchen auf dem R?cken; Hatte drinne Sich sich, Hatte drinne Stich stich, Hatte drinne Weissgewaschen, Ohne Seif' und ohne Wasser.

Das wusste Hans nat?rlich nicht, was das war, n?mlich: Spiegel, Nadeln und Eier. Sehr merkw?rdig war das. Auch das war ein schweres R?tsel:

Der K?nig von ?gypten, Der hatt' ein Ding, das wippte, Er konnt' es nicht verkaufen, Er musst' es selber brauchen.

Das war n?mlich seine Zunge.

Und in der Elsgrube war in der Mitte ein rundes Wasser, das war ohne Grund. Vor vielen Jahren hatten die Leute einmal drei Heuseile aneinandergekn?pft und unten einen schweren Stein angebunden und den hinabgelassen, aber sie konnten keinen Boden finden. Hier hatte fr?her das Schloss des Grafen gestanden, das untergegangen war, als der treue Diener von der weissen Schlange gegessen; jetzt aber lagen hier die ?cker, die zum Forsthaus geh?rten.

Dorrel machte dem kleinen Hans eine Schleuder, indem sie eine schwibbe Rute von einer Weide abschnitt und die vorn zuspitzte. Auf die Spitze steckte Hans die Kartoffel?pfel und schleuderte sie in die Luft; so hoch flogen sie, dass er sie beinahe nicht mehr sehen konnte. Ein anderer h?tte gedacht, sie fl?gen in den Himmel, aber Hans wusste aus seinem Lesebuch, dass der Himmel unendlich hoch ?ber uns ist, denn es gab Sterne, deren Licht brauchte viele tausend Jahre, ehe es zu uns kam, so hoch standen die; und der Himmel musste doch nat?rlich noch h?her sein; aber das glaubte Dorrel ihm nicht, denn die meinte, es w?rde viel Unsinn gedruckt, und man m?sste nicht alles glauben, was in den B?chern steht.

W?hrend er spielte, machte Dorrel Kartoffeln aus; und fast ?ber jeden Busch freute sie sich, dass er so viele Knollen hatte, und meinte immer, das sei doch ein sichtbares Zeichen von Gottes G?te, dass man eine einzige Kartoffel steckt, und nachher sind so viele da; wenn sie einen besonders grossen Busch fand, so rief sie den kleinen Hans, und dann suchten sie zusammen die Knollen aus der Erde und z?hlten sie. Bei jedem Busch war sie immer von neuem gespannt, und Hans stand dann wohl neben ihr, und sie rieten vorher, wieviel Knollen der wohl h?tte; dabei behauptete Hans dann etwa, er m?sse hundert haben oder zweihundert, und wollte nicht glauben, dass das gar nicht m?glich war; wenn er dann ?rgerlich wurde, so gab sie ihm ein neues R?tsel auf:

Ule, Ule, Er sass bei mir auf dem Stuhle, Er winkte mir, ich wehrte mich, Er winkte mir so s?sse, Dass ich vergass die Augen und die F?sse.

Da musste Hans wieder betteln, denn er wusste nicht, was das war und war doch recht neugierig. Dorrel aber liess ihn lange zappeln, bis sie ihm zuletzt sagte: das ist der Schlaf.

Die fromme und treue Magd sprach nur aus ihrem braven und rechten Gem?t. Sie wusste, dass es nicht gut ist f?r ein Kind, wenn man ihm Zeit l?sst, ?rgerlich und ungezogen zu werden, auch wenn man es alsdann straft, sondern es ist besser, wenn man seine Gedanken ablenkt durch etwas Neues, dass es seinen ?rger vergisst; denn leicht hinterl?sst ein h?ssliches Benehmen Spuren in der Seele eines jungen Kindes.

Der kleine Hans wachte an einem Morgen auf, weil die V?gel auf den Ziegeln gerade ?ber seinem Bett ein grosses Klabastern und Schreien anstellten. Ein St?ckchen Kalk vom Verputz war ihm auf die Bettdecke gefallen. Die Morgensonne schien durch das Fenster, und die Bl?ten des Spalierapfels waren aufgebrochen. Ein vollbesetzter Zweig zog sich schr?g vor den Scheiben hin. Hans dachte, wenn die alle ansetzten, dann w?rde es eine Menge ?pfel geben, und sehr bequem waren sie vom Fenster aus zu pfl?cken. Indessen aber lag er in seinem warmen Bett und hielt die Augen behaglich geschlossen. Auf dem Dach waren jetzt auch Tauben, das h?rte man am Gurren und an dem Trippeln. Die warteten, dass Hans in die Haust?r trat und ihnen das Futter streute; sie kannten ihn ganz genau und liessen sich nicht irre machen, wenn ein andrer kam und sie anf?hren wollte. Von den ?pfeln konnte er ?brigens im Herbst, wenn sie reif waren, immer jeden Abend einen mit ins Bett nehmen; dann zog er die Decke ?ber die Ohren und ass ihn heimlich f?r sich. Die Sorte war auch gut.

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