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Read Ebook: Die Schatzinsel: Roman by Stevenson Robert Louis Hoerschelmann Rolf Von Illustrator

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Ebook has 1411 lines and 70518 words, and 29 pages

,,Welchen Weg, S?hnchen? Welchen Weg ist er gegangen?"

Und als ich ihm den Felsen wies und meinte, dass der Kapit?n wohl bald zur?ckkommen w?rde, und ein paar weitere Fragen beantwortete, da meinte er: ,,Ach, S?hnchen, mein Maat Bill wird sich freuen wie ?ber einen guten Trunk!"

Sein Gesichtsausdruck, als er diese Worte sagte, war keineswegs liebensw?rdig, und ich hatte meine Gr?nde, anzunehmen, dass sich der Fremde irre, selbst wenn er das im guten Glauben behaupte, aber das ging mich nichts an, dachte ich mir, und ausserdem war es schwer zu entscheiden, was da zu tun sei. Der Fremde hielt sich an der Innenseite der Gasthofst?r und sp?hte um die Ecke wie eine Katze, die auf die Maus lauert. Einmal lief ich auf die Strasse hinaus, aber er rief mich sofort zur?ck, und als ich ihm nicht rasch genug zu gehorchen schien, kam ein abscheulicher Ausdruck in sein k?siges Gesicht, und mit einem gr?sslichen Fluch befahl er mir hereinzukommen. Als ich drinnen war, nahm er seine fr?here halb h?hnische, halb einschmeichelnde Art wieder an, klopfte mir auf die Schulter und sagte, ich sei ein guter Junge und er h?tte mich ganz ins Herz geschlossen. ,,Ich hab auch so einen Buben, wie du bist", sagte er. ,,Er sieht dir ?hnlich wie ein Ei dem andern, und er ist mein ganzer Stolz. Aber ein Junge muss Disziplin halten k?nnen, Disziplin, mein Junge, das ist die Hauptsache! Na, wenn du mit Bill auf der See gewesen w?rest, da h?tt' man dir nichts zweimal befehlen d?rfen, o nein, so war der Bill nicht, und auch die, die mit ihm segelten, machten kurzen Prozess. Ja, da ist ja mein Maat Bill mit dem Fernrohr unterm Arm, Gott segne ihn, da ist er. Wir zwei wollen jetzt in die Gaststube gehen und uns hinter die T?r stellen und ihm eine kleine ?berraschung bereiten, meinem alten Freund!"

Und dabei zog er mich in die Gaststube und stellte mich hinter sich in den Winkel, so dass wir beide durch die offene T?r gedeckt waren. Mir war sehr wenig gut zumute und meine Furcht wuchs noch, als ich sah, dass der Fremde sichtlich selbst in Angst geriet. Er richtete die Handhabe seines Hirschf?ngers, lockerte die Klinge in der Scheide und schluckte und schluckte, als f?hle er einen Klumpen im Halse.

Endlich spazierte der Kapit?n herein, schlug die T?r hinter sich zu, ohne nach rechts oder links zu sehen und ging geradewegs mitten durchs Zimmer auf seinen Fr?hst?ckstisch zu.

,,Bill", sagte der Fremde mit einer Stimme, der er, wie mir schien, eine etwas k?nstliche Kraft und Festigkeit zu verleihen bem?ht war.

Der Kapit?n fuhr herum und starrte uns an. Alle Farbe war aus seinem Gesicht gewichen und sogar seine Nase schien blau. Er sah aus wie einer, der pl?tzlich ein Gespenst erblickt oder den B?sen oder noch etwas ?rgeres, wenn es das gibt, und er tat mir, mein Wort darauf, leid, wie er so, in einem Augenblick gealtert und hinf?llig, dastand.

,,Na Bill, du kennst mich, du kennst deinen alten Kollegen, Bill, nicht wahr, ja?" sagte der Fremde.

Der Kapit?n rang nach Atem.

,,Schwarzer Hund!" sagte er endlich.

,,Na, wer denn sonst?" erwiderte der andere behaglich. ,,Nat?rlich, der schwarze Hund, wie er leibt und lebt, kommt seinen alten Schiffskameraden im ,Admiral Benbow' besuchen. Ah, Bill, Bill, wir haben Zeiten erlebt, wir zwei, seit damals, als ich die zwei Klauen da verlor." Und dabei hielt er seine verst?mmelte Hand in die H?he.

,,Nun gut," sagte der Kapit?n, ,,du hast mich eingeholt, hier bin ich, also rede. Was ist's?"

,,Das bist ganz du, Bill," antwortete der schwarze Hund, ,,du hast ganz recht. Dieses herzige Kind hier soll mir ein Glas Rum bringen, denn ich hab den Buben so lieb gewonnen, sag ich dir, und wir zwei wollen uns zusammensetzen, wenn du willst und gradheraus miteinander reden wie alte Schiffskameraden."

Als ich mit dem Rum zur?ckkam, sassen die beiden schon, jeder an einer Seite des Fr?hst?ckstisches -- der schwarze Hund n?her zur T?r und seitlich, so zwar, dass er seinen alten Kameraden beobachten und ihm gegebenenfalls auch den R?ckzug abschneiden konnte.

Er befahl mir zu gehen und die T?r weit offen zu lassen. ,,Und du horchst mir nicht an der T?re herum, S?hnchen", sagte er. Ich liess die beiden allein und zog mich in den Schank zur?ck.

Obwohl ich nat?rlich angestrengt horchte, konnte ich lange nichts vernehmen als ein leises Gemurmel. Aber schliesslich wurden sie lauter und ich h?rte einzelne Worte, haupts?chlich Fl?che, aus dem Munde des Kapit?ns.

,,Nein, nein, nein, und Schluss!" rief er einmal. Und dann wieder: ,,Wenn es zum H?ngen kommt, h?ngen alle, sage ich."

Dann auf einmal ein entsetzliches Get?se, Fl?che, Geschrei, Tisch und Sessel flogen mit einem Krach ?bereinander, dann ein Klirren von Stahl und ein Schmerzensschrei und im n?chsten Augenblick sah ich den schwarzen Hund hastig fliehen, der Kapit?n ihm eilig nach, beide mit gezogenen S?beln, und dem Fremden str?mte das Blut von der linken Schulter herab. Gerade beim Tor holte der Kapit?n mit einem letzten, furchtbaren Hieb auf den Fl?chtenden aus, der diesen unfehlbar zerschmettert h?tte, wenn er nicht von unserem grossen Wirtshausschild aufgefangen worden w?re. Heute noch kann man an der Innenseite des Schildes die Einkerbung sehen.

Dieser Hieb beendete den Kampf. Kaum auf der Strasse, rannte der schwarze Hund trotz seiner Wunde mit fabelhafter Schnelligkeit fort und verschwand in einer halben Minute hinter dem H?gel. Der Kapit?n starrte wie verzaubert das Schild an, dann fuhr er sich ein paarmal mit der Hand ?ber die Augen und wandte sich schliesslich ins Haus zur?ck.

,,Jim," sagte er, ,,Rum!" Und w?hrend er das sagte, schwankte er und hielt sich an der Mauer fest.

,,Seid Ihr verwundet?" rief ich aus.

,,Rum!" wiederholte er. ,,Ich muss fort von hier, Rum, Rum!"

Ich lief rasch, welchen zu holen, aber in der Aufregung zerbrach ich ein Glas und brachte den Spund nicht auf und w?hrend ich noch ungeschickt herumarbeitete h?rte ich in der Gaststube einen schweren Fall, und als ich hineinst?rzte, lag der Kapit?n in seiner ganzen L?nge auf dem Boden. Gleichzeitig kam meine Mutter vom L?rm und Get?se erschreckt die Treppe heruntergelaufen und half mir. Zusammen hoben wir seinen Kopf in die H?he. Er atmete sehr laut und schwer, seine Augen waren geschlossen und seine Z?ge grauenhaft verzerrt.

,,O du lieber Gott," weinte meine Mutter, ,,welche Schande f?r unser Haus! Und der arme Vater so krank!"

Indessen hatten wir keine Ahnung, was wir tun sollten, um dem Kapit?n beizustehen und glaubten bestimmt, er habe im Handgemenge mit dem Fremden ein t?dliche Wunde erhalten. Ich holte nat?rlich schnell den Rum und bem?hte mich ihm ein wenig davon einzufl?ssen, aber seine Z?hne waren fest verkrampft und seine Kinnbacken hart wie Eisen. Wie erl?st atmeten wir auf, als sich die T?r ?ffnete und Dr. Livesay eintrat, der meinem Vater einen Krankenbesuch machen wollte.

,,Ach, Herr Doktor!" riefen wir, ,,was sollen wir tun, wo um Himmelswillen ist er verwundet?"

,,Verwundet? Keine Spur!" sagte der Doktor. ,,Der ist nicht mehr verwundet als Sie oder ich. Einen Schlaganfall hat er gehabt, wie ich es ihm prophezeit habe. Also, Frau Hawkins, gehen Sie nur hinauf zu Ihrem Mann und erz?hlen Sie ihm wom?glich nichts von der Sache. Ich f?r mein Teil bin verpflichtet mein M?glichstes zu tun, um das dreimal wertlose Leben des Kerls zu retten. Jim, du geh und hol mir ein Waschbecken!"

Als ich mit dem Becken zur?ckkam hatte der Doktor schon den ?rmel des Kapit?ns aufgeschnitten und seinen sehnigen Arm entbl?sst, der an mehreren Stellen T?towierungen zeigte: ,,Zur Gesundheit", ,,Gute Brise", ,,Billy Bones Liebste" sauber in seinen Oberarm eingeschnitten, und weiter oben, nahe der Schulter, sah man die Zeichnung eines Galgens, von dem ein Mann hing, der sehr gut und lebendig gezeichnet war.

,,Prophetisch!" sagte der Doktor, indem er diese Zeichnung mit dem Finger ber?hrte. ,,Und nun, Herr Bill Bones, wenn das Ihr Name ist, wollen wir uns die Farbe Ihres Blutes betrachten. Jim, f?rchtest du dich, Blut zu sehen?"

,,Nein, Herr Doktor", sagte ich.

,,Gut," meinte er, ,,dann kannst du das Becken halten!" Und damit zog er seine Lanzette heraus und ?ffnete eine Ader.

Eine ziemliche Menge Blut wurde dem Kapit?n entzogen, ehe er seine Augen ?ffnete und verwirrt umherschaute. Zuerst erkannte er mit deutlichem Missfallen den Doktor. Dann fiel sein Blick auf mich und er schien beruhigter, aber pl?tzlich wechselte er die Farbe, versuchte sich zu erheben und rief:

,,Wo ist der schwarze Hund?"

,,Hier ist kein schwarzer Hund," sagte der Doktor, ,,es sei denn, Ihr meint Euch selber. Ihr habt Rum getrunken und dann einen Schlaganfall gehabt, genau wie ich es Euch vorhergesagt habe. Und eben jetzt habe ich, mehr gegen meinen Willen, Euch Kopf voran aus dem Grabe gezogen. Nun, Herr Bones --"

,,So heisse ich nicht", unterbrach er.

,,Das k?mmert mich wenig," erwiderte der Doktor, ,,ein Seer?uber meiner Bekanntschaft heisst so, ich gebe Euch der Einfachheit halber seinen Namen und sage Euch folgendes: Ein Glas Rum wird Euch nicht umbringen, aber wenn Ihr immer wieder noch eines und noch eines trinkt, so gebe ich Euch meine Per?cke zum Pfande, dass Ihr bald hin seid. Hin, versteht Ihr wohl? Und jetzt, auf! Ich will Euch f?r heute ins Bett helfen."

Endlich gelang es uns mit vereinten Kr?ften ihn die Treppe hinauf zu bringen und wir legten ihn auf sein Bett. Sein Kopf fiel kraftlos in die Kissen und er war einer Ohnmacht nahe.

,,Nun merkt es Euch," sagte der Doktor, ,,ich sage es Euch aus Gewissenhaftigkeit -- Rum ist der sichere Tod f?r Euch!"

Und damit nahm er mich am Arm und wir gingen zu meinem Vater.

,,Das ist gar nichts", sagte er, als ich die T?r hinter uns geschlossen hatte. ,,Ich habe ihm h?bsch viel Blut abgezapft und er wird schon eine Weile Ruhe halten. Er sollte eine Woche so ruhig liegen bleiben, das w?re das beste f?r Euch und auch f?r ihn -- aber noch so ein Schlaganfall und es ist aus!"

Drittes Kapitel

Der schwarze Fleck

Um die Mittagszeit ging ich mit k?hlenden Getr?nken und Medizin zum Kapit?n hinauf. Er lag ungef?hr so, wie ich ihn verlassen hatte, nur etwas h?her und war matt und dabei erregt.

,,Jim," sagte er, ,,du bist der einzige hier, der was wert ist, und du weisst, ich hab dich immer gut behandelt. Jeden Monat hast du dein silbernes Vierpennyst?ck bekommen. Und jetzt, siehst du, mein Freund, geht's mir gar nicht gut, und alle haben mich verlassen, Jim! Willst du mir ein Gl?schen Rum bringen? Nicht wahr ja, Freundchen?"

,,Der Doktor --" begann ich.

Da fing er mit schwacher Stimme an, aber doch t?chtig, auf den Doktor zu fluchen. ,,Die Doktors sind alle Waschlappen," sagte er, ,,und was versteht dieser Doktor da von Seeleuten? Ich bin in Orten gewesen, wo es so heiss war wie Pech und rund um mich fielen die Kameraden am gelben Fieber um und der verfluchte Boden schwankte wie das Meer vor Erdbeben --, was weiss der Doktor von solchen L?ndern? Und dort lebte ich nur von Rum, sag ich dir! Der war Speise und Trank und Mann und Weib f?r mich. Und wenn ich jetzt keinen kriegen kann, wo ich armes, altes Wrack am Strande liege, dann soll mein Blut ?ber dich kommen, Jim, ?ber dich und diesen Waschlappen von Doktor!" -- und er fluchte noch eine Weile weiter. ,,Schau her, Jim, wie meine Finger zittern", fuhr er in bittendem Tone fort. ,,Ich kann und kann sie nicht ruhig halten. Diesen ganzen verfluchten Tag lang habe ich keinen Tropfen gekriegt. Dieser Doktor ist ein Narr, sag ich dir. Wenn ich nicht ein bisschen Rum kriege, kommen die Gespenster; ich hab' schon welche gesehen. Ich habe den alten Flint in der Ecke dort hinter dir gesehen, ganz deutlich, wie gemalt habe ich ihn gesehen, und wenn ich das Gespenstische kriege , dann gibts einen Mordskrawall. Dein Doktor selbst hat gesagt, ein Glas schadet mir nichts, ich geb dir ein Goldst?ck, Jim, f?r ein Gl?schen!"

Er regte sich immer mehr und mehr auf und das erschreckte mich meines Vaters wegen, dem es an diesem Tage gar nicht gut ging und der Ruhe ben?tigte. Und dann beruhigten mich die Worte des Doktors, an die er mich erinnert hatte, und sein Anerbieten mich zu bestechen beleidigte mich.

,,Ich brauche kein Geld von Euch ausser dem, das Ihr meinem Vater schuldet", sagte ich. ,,Ich will Euch ein Glas holen, aber mehr nicht."

Als ich es ihm brachte, ergriff er es gierig und leerte es auf einen Zug.

,,Ach ja," sagte er, ,,das tut gut; und jetzt noch eins, Freundchen: wielange, hat der Doktor gesagt, muss ich hier in dieser alten Koje liegen bleiben?"

,,Wenigstens eine Woche", sagte ich.

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