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Read Ebook: Grundriß der menschlichen Erblichkeitslehre und Rassenhygiene (2/2) Menschliche Auslese und Rassenhygiene by Lenz Fritz

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Ebook has 2034 lines and 114477 words, and 41 pages

Das ist haupts?chlich bei polygyner Fortpflanzung der Fall, wie sie bei vielen gesellig lebenden Tieren die Regel ist. Wenn von wenigen M?nnchen viele Weibchen befruchtet werden, so werden die ?brigen M?nnchen dadurch eben mehr oder weniger von der Fortpflanzung ausgeschaltet, und die zur Fortpflanzung kommenden sind im Durchschnitt nat?rlich st?rker und lebenst?chtiger als die ?brigen. Eine rationelle Tierzucht ohne polygyne Fortpflanzung w?re kaum durchf?hrbar. Auch bei vielen menschlichen V?lkern ist oder war die Polygynie von der Sitte gutgeheissen. Dass die dadurch bewirkte sch?rfere Auslese f?r sich allein aber nicht den Sieg im Kampfe ums Dasein der V?lker verb?rgt, zeigt die Tatsache, dass gerade jene V?lker, welche gegenw?rtig den gr?ssten Teil der Erde beherrschen, sich im wesentlichen durch Einehe fortpflanzen.

Da in monogamen menschlichen Bev?lkerungen im allgemeinen nur ein recht kleiner Teil dauernd ehelos zu bleiben pflegt, hat die geschlechtliche Wahl dort keine grosse Auslesebedeutung. Wenn alle Individuen zur Eheschliessung k?men und keine Unterschiede der Fruchtbarkeit zwischen den verschiedenen Paaren best?nden, so w?rde die Liebeswahl auf die durchschnittliche Zusammensetzung der Erbmasse der Bev?lkerung ?berhaupt keinen Einfluss haben. Deren ?nderung durch Auslese kommt eben ausschliesslich durch Unterschiede der Nachkommenzahl der verschiedenen Individuen zustande, nicht aber durch die Art und Weise, wie die verschiedenen Individuen beider Geschlechter sich zu Paaren zusammenfinden.

Im ?brigen finden auch bei allgemeiner Einehe in allen Bev?lkerungen dauernd ziemlich intensive Auslesevorg?nge statt, weil niemals alle Ehepaare dieselbe Zahl von Nachkommen hinterlassen. Keinerlei Auslese w?rde nur in dem gedachten Falle stattfinden, wenn alle Menschen zur Ehe gelangen, jedes Ehepaar nur zwei Kinder erzeugen und die Kinder auch ihrerseits wieder alle das fortpflanzungsf?hige Alter erreichen und je zwei Kinder erzeugen w?rden.

Die ~Intensit?t der Auslese~ ist im allgemeinen um so gr?sser, je gr?sser die durchschnittliche Kinderzahl und je schneller die Folge der Generationen ist. Wie auch scheinbar geringe Unterschiede der Fruchtbarkeit und der Generationendauer weitgehende Auslesebedeutung haben, m?ge an einem Zahlenbeispiel veranschaulicht werden.

Angenommen, in einer Bev?lkerungsgruppe A gelangten von jedem Ehepaar im Durchschnitt drei Kinder wieder zur Fortpflanzung, in einer Bev?lkerungsgruppe B dagegen vier. Wenn die durchschnittliche Dauer der Generationen 33 Jahre betr?ge und zu einer gegebenen Zeit die beiden Gruppen je die H?lfte der Bev?lkerung ausmachten, so w?rde doch schon nach 100 Jahren die Gruppe A nur noch 28% der Bev?lkerung ausmachen, die Gruppe B dagegen 72%; und nach 300 Jahren w?rde das Zahlenverh?ltnis 7:93% betragen.

Aber auch wenn die Zahl der Kinder, welche zur Fortpflanzung k?men, in beiden Gruppen gleich w?re, z. B. vier, die Generationendauer aber verschieden w?re und zwar in der Gruppe A 33, in der Gruppe B 25 betr?ge, w?rden sich starke Verschiebungen in der Zusammensetzung der Bev?lkerung vollziehen. Das Verh?ltnis, welches zu Anfang als 50:50 angenommen wurde, w?rde nach 100 Jahren 33:67 und nach 300 Jahren 11:89 sein.

In Wirklichkeit haben nun jene Gruppen, die eine schnellere Generationenfolge haben, in der Regel zugleich auch eine gr?ssere Kinderzahl, was z. T. einfach eine Folge des fr?heren Heiratsalters ist. W?rden also in Gruppe A von jeder Familie im Durchschnitt 3 Kinder nach 33 Jahren zur Fortpflanzung kommen, in Gruppe B aber 4 Kinder nach je 25 Jahren, so w?rde das Verh?ltnis 50:50 nach 100 Jahren in 17,5:82,5 und nach 300 Jahren in 0,9:99,1 umgewandelt sein.

Diese Unterschiede bleiben hinter den wirklich in unserer Bev?lkerung vorkommenden sogar noch zur?ck. Das ist der Weg, auf dem Rassen verschwinden. Man hat sich wohl den Kopf zerbrochen, weshalb die Mehrzahl der heutigen Deutschen den Germanen der V?lkerwanderung nicht gleicht. Zur Erkl?rung des Dahinschwindens der Germanen gen?gt vollauf ein scheinbar so geringf?giges Zur?ckbleiben in der Fortpflanzung hinter Bev?lkerungselementen von anderer Herkunft, die zun?chst garnicht besonders zahlreich gewesen zu sein brauchen.

Da die ~Intensit?t der Auslese~ mit der durchschnittlichen Zahl der Nachkommen und mit den Unterschieden zwischen der Nachkommenzahl verschiedener Gruppen steigt, so muss sie umgekehrt nat?rlich mit der Abnahme der durchschnittlichen Nachkommenzahl abnehmen, bis sie bei allgemeinem Zweikindersystem so ziemlich auf dem Nullpunkt angelangt w?re. Das ist die haupts?chlichste Ursache einer ~Einschr?nkung der Auslese~, die man auch wohl mit einem nicht besonders treffenden Namen als Panmixie bezeichnet. Scharf davon zu trennen ist die ~Richtungs?nderung~ der Auslese, welche ?fter damit verwechselt wird. Die ~Richtung der Auslese~ ist nat?rlich von der Umwelt abh?ngig, sie ?ndert sich folglich mit der Umwelt.

Wenn die Ausleseverh?ltnisse in einer Bev?lkerung sich so gestalten, dass nicht die T?chtigeren, sondern die Unt?chtigeren ?berleben und die gr?ssere Nachkommenschaft haben, so sprechen wir von ~Gegenauslese~ oder ~Kontraselektion~.

Da die Unterscheidung zwischen T?chtigeren und Unt?chtigeren einen Wertmassstab voraussetzt, so setzt der Begriff der Gegenauslese ebenfalls einen solchen voraus. Rein naturwissenschaftlich ist die Gegenauslese eine Auslese wie jede andere auch; denn auch im Falle der Gegenauslese sind die ?berlebenden an die gerade bestehenden Lebensverh?ltnisse besser angepasst als die Ausgeschalteten, und der Begriff der Anpassung ist ja von dem der Erhaltung abh?ngig. Besondere Bedeutung, und zwar ganz gewaltige, gewinnt der Begriff der Gegenauslese aber, wenn man ihn auf ein Ziel bezieht, etwa die Entwicklung der Kultur oder das dauernde Gedeihen der Rasse. Es ist nicht nur m?glich, sondern heute leider in weitestem Umfange Tatsache, dass gerade die haupts?chlichsten Tr?ger der modernen Kultur und solche Menschen, die ihrer ganzen Veranlagung nach am besten dem dauernden Gedeihen der Rasse dienen k?nnten, eine geringere Nachkommenzahl zu hinterlassen pflegen als der Durchschnitt der Bev?lkerung.

Die Gegenauslese ist die praktisch wichtigste Ursache der ~Entartung~. Auch der Begriff der Entartung setzt ein Werturteil voraus, wenn wir darunter nicht nur die Neuentstehung und Ausbreitung eigentlich krankhafter Erbanlagen, sondern auch die sonst unerw?nschter, wie etwa mangelnder Kulturbegabung, verstehen. Wir haben im 3. Abschnitt des ersten Bandes die ~Idiokinese~ als eine Ursache von Entartung kennen gelernt. Die durch idiokinetische Einwirkungen entstehenden krankhaften Erbanlagen k?nnen sich nat?rlich um so eher erhalten, je geringer die Intensit?t der Auslese ist. So ist also die vorhin besprochene ~Einschr?nkung der Auslese~ eine weitere Ursache der Entartung. Eine schnelle Ausbreitung und ?berhandnahme krankhafter und sonstiger unerw?nschter Erbanlagen tritt aber nur ein, wenn die Ausleseverh?ltnisse in einer Bev?lkerung in gr?sserem Ausmasse den Charakter der ~Gegenauslese~ haben; und das ist in den L?ndern der abendl?ndischen Kultur gegenw?rtig ohne Zweifel der Fall.

b) ~Die moderne Gestaltung der nat?rlichen Auslese in ihrer Wirkung auf die verschiedenen Organsysteme.

~Wenn wir nun die Wirkung der nat?rlichen Auslese auf die wichtigsten krankhaften Anlagen betrachten, so wollen wir dabei dieselbe Reihenfolge einhalten wie bei der Besprechung ihres Erbganges im ersten Bande.

~Der Brechungszustand des Auges~ hat heute nicht entfernt mehr dieselbe lebenswichtige Bedeutung wie auf den primitivsten Kulturstufen. Auf der Stufe des Sammlers und J?gers konnten nur Normalsichtige oder leicht ?bersichtige ihren Lebensunterhalt gewinnen und den mannigfachen Feinden in einem Leben immerw?hrenden Kampfes standhalten oder entgehen. Anlagen zu ~Kurzsichtigkeit~ wurden daher schonungslos durch die nat?rliche Auslese beseitigt. Auch auf der Stufe des Nomaden herrscht noch eine scharfe Auslese in bezug auf den Brechungszustand des Auges. Mit dem Aufkommen des Ackerbaues wird sie allm?hlich weniger streng. Noch geringer wird sie mit dem Aufkommen anderer Gewerbe neben dem Ackerbau; und je mehr die Arbeitsteilung fortschreitet, um so mehr finden auch Kurzsichtige Erwerbsm?glichkeiten. Besonders seit der Erfindung der Brille haben die Brechungsfehler ihre Auslesebedeutung zum gr?ssten Teil verloren, und sie k?nnen sich daher unter unseren Lebensverh?ltnissen ziemlich ungest?rt ausbreiten, sofern sie nicht gar zu hochgradig sind. Mit dieser Abschw?chung der Auslese h?ngt es zweifellos zusammen, dass heute mehr als 25% aller Erwachsenen in unserer Bev?lkerung in geringerem oder h?herem Grade kurzsichtig sind. Bei Naturv?lkern ist die Kurzsichtigkeit dagegen sehr viel seltener; auch bei den Negern Nordamerikas findet sie sich erst in einigen wenigen Prozenten.

Eine biologische Benachteiligung der mit Kurzsichtigkeit und anderen leichteren Augenfehlern Behafteten findet heute in der Hauptsache nur bei der Ehewahl statt. Das Tragen einer Brille wird beim weiblichen Geschlecht als recht st?rend empfunden. Da aber ?berhaupt nur ein kleiner Teil der Bev?lkerung ehelos bleibt, hat auch diese Auslese keine grosse Bedeutung mehr. Die schweren, zur ~Erblindung~ f?hrenden erblichen Augenleiden sind heute zwar im Gegensatz zu primitiven Kulturzust?nden mit der Erhaltung des Individuums vereinbar, weil die Blinden in besonderen Anstalten oder in Familien gepflegt werden. Da aber Heiraten von Blinden verh?ltnism?ssig selten sind, so wirkt auch heute noch die nat?rliche Auslese der Ausbreitung der schwersten erblichen Augenleiden entgegen. Auch vor?bergehend k?nnen sich nur solche zur Erblindung f?hrende Erbanlagen einige Generationen lang halten, welche erst im mittleren oder sp?teren Lebensalter zum Ausbruch kommen, wie manche Formen des Glaukoms und der Sehnervatrophie.

Von den schwereren erblichen ~St?rungen des Geh?rsinnes~ gilt Entsprechendes wie von denen des Gesichtssinnes, nur mit dem Unterschiede, dass Taubstumme erheblich h?ufiger zur Eheschliessung und Fortpflanzung gelangen als Blinde. Aber auch von den Schwerh?rigen bleibt immerhin ein viel gr?sserer Bruchteil ehelos als von den Normalh?renden.

Von der grossen Zahl der erblichen ~Hautleiden~ hat keines eine besondere Verbreitung erlangt. Hautkrankheiten wirken bei der geschlechtlichen Wahl besonders abstossend, ein ,,reiner Teint" dagegen besonders anziehend. Andererseits scheint aber die Widerstandsf?higkeit und Elastizit?t der Haut geringer zu werden. Der schweifende J?ger und der primitive Ackerbauer bedurfte einer festen und derben Haut, die ihm gegen die Dornen des Busches, gegen das Ungeziefer der H?tten und gegen die eitererregenden Bakterien seiner unreinlichen Umgebung einen gewissen Schutz gew?hrte. Heute aber richtet sich die geschlechtliche Zuchtwahl gerade auf eine weiche und zarte Haut. Deutliche Zeichen von Entartung finden sich heute besonders an den Anh?ngen der Haut, den N?geln und Haaren. Der primitive Mensch brauchte feste, harte N?gel zum Graben, zum ?ffnen der Fr?chte und als Waffe. Heute aber haben sehr viele Menschen nur noch ganz k?mmerliche N?gel. Auch Haarmangel und Glatzenbildung scheinen in Zunahme begriffen zu sein, obwohl reiches, volles Haar besonders beim weiblichen Geschlecht sehr anziehend wirkt. Von kleineren Hautm?lern oder Leberflecken sind heute wohl nur noch wenige Menschen frei; und das ist sicher nicht seit je so gewesen.

Alle schwereren ~Missbildungen~ waren f?r den Menschen auf der Stufe des J?gers und Sammlers nat?rlich von verh?ngnisvoller Bedeutung. Bei vielen V?lkern wurden daher auch noch auf der Stufe geregelten Ackerbaues Kinder mit Missbildungen gar nicht erst aufgezogen, sondern gleich nach der Geburt ausgesetzt oder get?tet, wie es von den alten Spartanern bekannt ist. Bei den alten Germanen hatte der Familienvater dar?ber zu entscheiden, ob er ein Kind als w?rdig zur Fortsetzung der Familie anerkennen wollte. So roh und barbarisch diese Methode auch ist, so hat sie doch ganz offenbar zur Erhaltung der Rassent?chtigkeit beigetragen. In unseren Lebensverh?ltnissen sind leichtere erbliche Missbildungen wie Kurzfingrigkeit oder Verwachsenfingrigkeit kaum noch bei der Gewinnung des Lebensunterhaltes hinderlich. Immerhin werden Missbildungen bei der Ehewahl von dem gesunden Instinkt zur?ckgewiesen. Insbesondere St?rungen des Ganges, z. B. infolge erblicher H?ftverrenkung, und Verbiegungen der Wirbels?ule hindern oft, dass sich die Liebe auf ein solches Individuum richtet. Andererseits erm?glicht es die Kunst der Schneider, k?rperliche M?ngel weitgehend zu verdecken. Durch orthop?dische Massnahmen k?nnen erblich bedingte Fehler zum grossen Teil ausgeglichen werden, und das tr?gt nat?rlich ebenfalls zur Erhaltung krankhafter Erbanlagen bei. Von viel gr?sserer Bedeutung ist aber nat?rlich der Umstand, dass auch Menschen mit betr?chtlichen erblichen Fehlern in der modernen Umwelt M?glichkeiten des Fortkommens finden. ~Leistenbr?che~ z. B. sind schon derart verbreitet, dass 3-5% aller M?nner damit behaftet sind, und durch die Erfolge der Behandlung mit Bruchb?ndern und besonders der Bruchoperationen wird in Zukunft eine noch gr?ssere Zahl bef?higt sein, ihre Bruchanlage fortzupflanzen.

Im Leben der Naturv?lker kommt sehr viel auf die Schnelligkeit und ~Ausdauer beim Laufen~ an. Nur schnellstes Davonlaufen rettet dort oft vor wilden Tieren und ebenso vor menschlichen Feinden; der schweifende J?ger holt die Jagdtiere sogar oft im Laufe ein, um sie mit dem Speer zu erlegen. In unserer Bev?lkerung aber haben nur noch wenige Menschen eine solche F?higkeit zu laufen bewahrt, dass sie es mit Pferden oder freilebenden Tieren an Schnelligkeit aufnehmen k?nnen. Die F?higkeit zu laufen h?ngt nicht nur vom Bau der Beine ab, sondern sie ist ein ~Pr?fstein f?r die ganze Konstitution~, f?r die Leistungsf?higkeit des Herzens, der Lunge und fast aller Organe. Seit die grossen Raubtiere ausgerottet sind, seit Jagd und Kampf vorwiegend mit Feuerwaffen betrieben werden und seit dem Menschen vielerlei Fahrzeuge zur Fortbewegung zur Verf?gung stehen, ist daher auch die Auslese nach der Konstitution wesentlich schw?cher geworden. Sich selbst ?berlassen, stellt die Konstitutionst?chtigkeit einer Bev?lkerung sich im Laufe der Zeit notwendig auf das Mindestmass dessen ein, was mit der Erhaltung des Lebens gerade noch vereinbar ist.

Seit der Entwicklung geordneter Staaten, in denen durch die Polizei die Ruhe im Innern aufrechterhalten wird, ist die pers?nliche Kampfest?chtigkeit f?r jeden Einzelnen nicht mehr Lebensbedingung wie in alten Zeiten. Daher konnten sich in der neueren Zeit mehr und mehr schw?chlich veranlagte Menschen, insbesondere solche von ~asthenischer Konstitution~, halten und ausbreiten. Sehr wesentlich trug dazu auch die Ausbildung von Gewerben bei, die keine besondere k?rperliche R?stigkeit erfordern. So ist das Schneidergewerbe seit Jahrhunderten als Sammelbecken schw?chlicher Menschen bekannt. Die ererbte Vorliebe des weiblichen Geschlechtes f?r kriegerische M?nnlichkeit kann die Ausbreitung schwacher Konstitutionen nicht verhindern, weil nur ein ganz kleiner Teil aller M?nner ehelos bleibt. Immerhin findet auch heute noch eine gewisse Ausmerzung der Allerschw?chsten statt. ~Bartel~ hat bei der Sektion von mehr als 100 hypoplastischen Leichen gefunden, dass mehr als die H?lfte dieser Menschen schon vor dem 25. Lebensjahre sterben und dass nur etwa 4% ?lter als 50 Jahre werden. Je sp?ter der Tod erfolgt, desto weniger ist in der Regel die Konstitutionsschw?che ausgesprochen.

Die ~Auslese nach der Konstitution~ kommt auch in der sehr geringen Sterblichkeit von Kindern, deren Eltern ein hohes Alter erreichen, zum Ausdruck. ~Ploetz~ hat an einem Material von 5585 Kindern gefunden, dass die Sterblichkeit bis zum 5. Lebensjahr um so geringer war, ein je h?heres Alter die Eltern erreichen. Wenn die M?tter oder die V?ter ?ber 85 Jahre alt werden, so war die Sterblichkeit der Kinder nur ein Drittel bis halb so gross als sonst im Durchschnitt . Im ganzen geht die Auslese gerade in der b?uerlichen Bev?lkerung, welche haupts?chlich den Nachwuchs des Volkes stellt, auch heute noch in der Richtung auf eine kr?ftige Konstitution, weil die landwirtschaftliche Arbeit eine solche mehr erfordert als viele st?dtische Berufe. Aber auch in der b?uerlichen Bev?lkerung ist diese Auslese heute viel weniger scharf als in vergangenen Zeiten.

Die schwereren ~Stoffwechselkrankheiten~ f?hren auch heute noch h?ufig zur Unfruchtbarkeit, besonders Zuckerkrankheit und Fettsucht. Weil Anlagen zur Fettsucht sich in fr?heren Zeiten mit ihren oft d?rftigen Ern?hrungsverh?ltnissen wohl nur selten so ausgesprochen wie in der Gegenwart entfalten konnten, ist es m?glich, dass die nat?rliche Ausmerzung dieser Anlagen heute sch?rfer als damals sei. ?hnliches mag auch von den Anlagen zu Zuckerkrankheit und Gicht gelten.

Auch in bezug auf ~Herzfehler~ und die Anlage zu Herzklappenentz?ndungen findet heute noch eine ziemlich scharfe Auslese statt. Kinder mit angeborenen Herzfehlern sterben in der Regel fr?h. Viel eher kann sich die Anlage zu ~Arteriosklerose~ ausbreiten, weil die damit Behafteten meist erst in einem Alter an Gehirnschl?gen, Herzschl?gen oder Nierenschrumpfung sterben, in dem die Fortpflanzung schon abgeschlossen ist.

Bei manchen Krankheiten sollte angeblich die Kinderzahl ?berdurchschnittlich gross sein. So wurde angegeben, dass die Kinderzahl in Bluterfamilien 6,1 bis 9,5 im Durchschnitt betrage. Das d?rfte indessen auf einer statistischen T?uschung beruhen. Da n?mlich vorzugsweise Familien mit besonders vielen Krankheitsf?llen in der Literatur beschrieben werden, so ergibt sich eine ungew?hnlich grosse Kinderzahl infolge unbeabsichtigter Auslese grosser Familien. Auch die bei Sehnervatrophie berichtete ungew?hnlich grosse Fruchtbarkeit von 8 Kindern im Durchschnitt d?rfte daher nur scheinbar sein; in Wirklichkeit findet bei diesem Leiden ebenso wie bei Bluterkrankheit auch heute noch eine betr?chtliche Ausmerzung statt.

Sehr gross ist die Entartung und die Gefahr weiterer Entartung bei den ~Z?hnen~. Schon unter den Schulkindern haben nur noch etwa 5% ein tadelloses Gebiss, 15-20% dagegen ein ganz schlechtes und die ?brigen ein mittelm?ssiges. Die Widerstandskraft gegen die h?ufigste und praktisch wichtigste Zahnkrankheit, die ~Karies~ ist familienweise sehr verschieden. Diese Widerstandskraft kann zwar auch durch Ausseneinfl?sse, insbesondere Ern?hrungsst?rungen im Kindesalter herabgesetzt werden. Die Bedeutung der erblichen Veranlagung ist aber gleichwohl ganz unverkennbar. Auf der Stufe des schweifenden J?gers und Sammlers war ein starkes gesundes Gebiss noch unbedingt lebensnotwendig; es musste nicht nur zur Zerkleinerung des z?hen ungekochten Fleisches der Jagdtiere, von harten Fr?chten und Wurzeln, sondern oft genug auch als Waffe dienen. Mit dem Aufkommen von Werkzeugen zur Zerkleinerung der Nahrung und ganz besonders mit dem Gebrauch des Feuers zur Erweichung der Nahrung durch Braten oder Kochen nahm allm?hlich die Lebenswichtigkeit eines starken Gebisses ab. Damit d?rfte auch die Verkleinerung des Gebisses gegen?ber den Urrassen des Menschen zusammenh?ngen, was nat?rlich keine Entartung, sondern vielmehr eine Anpassung an neue Lebensbedingungen bedeutet. Mit der immer weiteren Verfeinerung der Nahrung konnten sich aber auch mehr und mehr Menschen mit ganz mangelhaften Z?hnen halten und ihre Anlage weitervererben. Immerhin findet auch heute noch eine gewisse Auslese nach der Beschaffenheit des Gebisses statt. So verfallen Menschen mit schlechten Z?hnen erfahrungsgem?ss h?ufiger als andere der Tuberkulose . Bei der Ehewahl sind sch?ne Z?hne deutlich von Einfluss. Auch diese Auslese wird aber mehr und mehr durch die Kunst der Zahn?rzte durchkreuzt.

Auch die ~Funktionst?chtigkeit der Verdauungsorgane~ hat infolge der sorgf?ltigen Zubereitung der Speisen viel von ihrer Lebenswichtigkeit verloren. Bei einer vorsichtig gew?hlten Di?t k?nnen sich Personen mit Schlaffheit der Magenmuskulatur oder mit mangelhafter Absonderung der Magens?fte fast ebenso gut halten wie solche mit kr?ftigem Magen. Auch die Anlage zu Magengeschw?ren hat durch die M?glichkeit vorsorglicher Kostwahl und wirksamer ?rztlicher Behandlung viel von ihrer Gef?hrlichkeit verloren. Die M?glichkeit weiterer Ausbreitung erblich bedingter Schw?che der Verdauungsorgane ist daher wohl gegeben.

Erbliche ~Anf?lligkeit der Atmungsorgane~ f?hrte in jenen Zeiten, als der Mensch noch nicht in dem k?nstlichen Klima der modernen Wohnungen lebte, sicher viel ?fter als heute zu Erk?ltungen mit lebensgef?hrlichen Folgen. Menschen mit Neigung zu Asthma oder Bronchialkatarrhen k?nnen sich heute viel eher als damals erhalten.

Eine unmittelbare Auslese findet nat?rlich auch heute noch in bezug auf alle Anlagen, von denen die ~Fortpflanzungst?chtigkeit~ abh?ngt, statt.

Der ~Infantilismus~, welcher eine der Hauptursachen weiblicher Unfruchtbarkeit ist, unterliegt nat?rlich auch heute einer fortdauernden nat?rlichen Ausmerzung. Wenn er nach Ansicht mancher Frauen?rzte trotzdem in Zunahme begriffen ist, so spricht das f?r eine starke Neuentstehung krankhafter Erbanlagen. Auch die Anlage zu jenen h?ufigen Geschw?lsten der Geb?rmutter, welche man Myome nennt, und welche oft familienweise geh?uft vorkommen, wird dauernd von der nat?rlichen Auslese eingeschr?nkt, da die Fruchtbarkeit der Myomtr?gerinnen erheblich geringer ist als die anderer Frauen. Etwas anders liegt die Sache bei jenen krankhaften Anlagen, die zu Schwierigkeiten bei der Geburt Anlass geben, insbesondere bei Anlagen zu engen Becken. Die h?ufigste Ursache einer Verengerung des kn?chernen Beckenringes, den der kindliche Kopf zu passieren hat, ist allerdings eine in fr?her Kindheit durchgemachte Rachitis der Mutter. Aber auch Erbanlagen sind f?r die Entstehung ~enger Becken~ von grosser Bedeutung, darunter wie es scheint, auch Rassenanlagen im engeren Sinne.

In den K?stenl?ndern der Nord- und Ostsee, wo die nordische Rasse stark vorwiegt, sind enge Becken verh?ltnism?ssig recht selten, viel h?ufiger dagegen in solchen Bev?lkerungsgruppen Europas, wo mongolide Rassenelemente einen gr?sseren Bestandteil bilden. In vergangenen Zeiten gingen bei schweren Geburten die Frauen nat?rlich viel h?ufiger zugrunde als heute, und eben darum waren die Geburten im Durchschnitt offenbar leichter. In einem ?lteren Lehrbuche der Geburtshilfe findet sich der oft zitierte Satz, dass die geb?rende Indianerin, wenn ihr Stamm auf dem Kriegspfade sei, sich einfach ,,seitw?rts in die B?sche" schlage und bald darauf mit dem Neugeborenen den Stamm wieder einhole. Es scheint mir zwar, dass diese Schilderung der Phantasie des Verfassers unter dem Eindruck von Indianergeschichten f?r die Jugend entsprossen sei, aber andererseits d?rfte es doch sicher sein, dass bei Naturv?lkern die Geburten im Durchschnitt viel leichter verlaufen als bei uns, was zum grossen Teil eben durch die sch?rfere Auslese bedingt sein d?rfte. Auch bei wildlebenden Tieren verlaufen die Geburten im allgemeinen offenbar sehr leicht, w?hrend z. B. bei K?hen schwere Geburten sehr h?ufig sind, was z. T. eben eine Folge der Geburtshilfe, welche den K?hen seit zahlreichen Generationen zuteil geworden ist, sein d?rfte.

Beim Menschen f?hrte in vergangenen Jahrhunderten besonders auch das Wochenbettsfieber zur Ausmerzung von Erbanlagen, die Geburtsschwierigkeiten bedingen, weil diese gef?hrliche Krankheit sich mit Vorliebe an schwere und lange Geburten, bei denen die Weichteile gequetscht und verletzt werden, anschliesst. Je mehr es der Geburtshilfe gelingt, das Puerperalfieber zu vermeiden und abnorme Geburtsschwierigkeiten zu ?berwinden, desto mehr werden auch krankhafte Erbanlagen, die enges Becken oder sonstige Geburtsschwierigkeiten bedingen, sich ausbreiten k?nnen. Gegenw?rtig erwachsen allein infolge zu engen Beckens schon bei 3-5% aller Geburten Schwierigkeiten.

Besonders gross ist die Gefahr einer ~Entartung der Stillf?higkeit~. Vollst?ndige Stillunf?higkeit ist zwar noch nicht h?ufig; aber fast ein Drittel aller Frauen k?nnen ihre Kinder nicht mehr 6 Monate stillen, was man nach ~Agnes Bluhm~ wohl als Mindestmass ansehen m?sste. Bis vor kurzem wiesen die Flaschenkinder allerdings noch eine viel gr?ssere Sterblichkeit auf als die Brustkinder. Je mehr es aber gelingt, auch die Sterblichkeit der nicht gestillten S?uglinge herabzudr?cken, desto mehr m?ssen wir mit einem weiteren ?berhandnehmen der Stillschw?che rechnen, zumal da bei nichtstillenden M?ttern schneller eine neue Empf?ngnis einzutreten pflegt als bei stillenden. Vor dem Aufkommen der k?nstlichen S?uglingsern?hrung bedeutete Stillunf?higkeit der Mutter fast regelm?ssig den Tod des Kindes, wenn dieses nicht gerade bei einer andern Mutter angelegt werden konnte. Auch f?r die heutigen Naturv?lker trifft das noch zu. Sogar in China und Japan soll die k?nstliche S?uglingsern?hrung so gut wie unbekannt und demgem?ss das Stillverm?gen der M?tter allgemein ausreichend sein.

Die schwereren ~erblichen Nervenleiden~ wie Muskelatrophie oder R?ckenmarksataxie sind mit der Ausf?llung eines Berufes kaum vereinbar und unterliegen daher auch heute noch einer ziemlich scharfen Ausmerzung. Leiden, die erst im Alter zum Ausbruch kommen, wie die Paralysis agitans oder die erbliche Chorea, beeintr?chtigen dagegen die Fortpflanzung nicht. Die Kinderzahl in den Choreafamilien soll den Durchschnitt sogar ?bertreffen. Vielleicht h?ngt das damit zusammen, dass diese Familien durch ihr Leiden in den unteren Gesellschaftsschichten, welche eine ?berdurchschnittliche Fortpflanzung haben, festgehalten werden. Entsprechendes gilt wahrscheinlich auch von mancherlei leichteren Anomalien des Nervensystems. So sind Stotterer als Lehrer, Pfarrer, Offiziere, h?here Beamte oder Kaufleute nicht gut denkbar, w?hrend sie viele Berufe mit vorwiegend k?rperlicher Arbeit ganz gut ausf?llen k?nnen; und gerade diese Berufe sind besonders kinderreich, wie wir noch sehen werden.

Hinsichtlich der eigentlichen ~Geisteskrankheiten~ ist die nat?rliche Auslese auch heute noch recht wirksam, wenn auch nicht im gleichen Masse wie unter primitiven Kulturzust?nden, wo Geisteskranke ziemlich regelm?ssig bald zugrundegehen. Auch bei den heutigen Naturv?lkern werden demgem?ss Geisteskranke viel seltener angetroffen als bei uns, wo die Irren sorgsam gepflegt und beh?tet werden. Ohne diese Pflege w?rden die meisten Geisteskranken bald allerlei Gefahren zum Opfer fallen, insbesondere auch dem Selbstmord, zu dem viele von ihnen neigen. Ein erheblicher Teil der Tr?ger von Anlagen zu Geistesst?rungen wird aus den Anstalten wieder als geheilt oder gebessert entlassen. Diese haben dann oft auch Gelegenheit zur Fortpflanzung, und man hat wohl gemeint, dass dadurch eine fortschreitende Zunahme der Geisteskrankheiten statthabe.

Ob tats?chlich die erblichen Geisteskrankheiten bei uns zunehmen, ist statistisch bisher weder bewiesen noch widerlegt. Die Zunahme der Aufnahmen in Irrenanstalten, welche z. B. in Bayern von 24 auf 100000 Einwohner i. J. 1880 auf 50:100000 i. J. 1910 gestiegen ist, erkl?rt sich vor allem durch die inzwischen eingetretene bessere Versorgung mit Anstalten. Sicher hat die Paralyse in den letzten Jahrzehnten stark zugenommen; aber gerade diese interessiert uns hier wenig, weil sie durch Syphilis, also eine ?ussere Ursache entsteht. Auch die alkoholischen Geistesst?rungen sind in fr?herer Zeit selbstverst?ndlich nicht so h?ufig gewesen wie in den Jahrzehnten vor dem Kriege. Dass aber die erblich bedingten Geisteskrankheiten im Zunehmen seien, ist kaum wahrscheinlich, eher das Gegenteil. F?r die Behauptung, dass die Eltern von Geisteskranken oder gar diese selber ?berdurchschnittlich viele Kinder h?tten, gibt es keine stichhaltigen zahlenm?ssigen Belege. Von den Geisteskranken, welche in Anstalten aufgenommen werden, sind etwa zwei Drittel ledig. Die Unterbringung in Anstalten hat unter dem Gesichtspunkt der Auslese eine ?berwiegend g?nstige Wirkung; sie nimmt den Irren n?mlich die Fortpflanzungsm?glichkeit, die sie ausserhalb der Anstalt h?tten.

Anlagen zu Geistesst?rungen d?rften unter Verh?ltnissen einfacher b?uerlicher Kultur eher mehr Gelegenheit zur Ausbreitung haben als bei uns. Daf?r scheinen mir Erfahrungen zu sprechen, die ich w?hrend des Krieges an russischen und franz?sischen Kriegsgefangenen gemacht habe. Bei den Russen erkrankten von 10000 Mann j?hrlich etwa 9 unter dem Bilde schizophrener Geistesst?rungen, bei den Franzosen aber nur 1,7. Da im ganzen etwa 14000 Gefangene 3 Jahre lang beobachtet wurden, kann es sich wohl nicht um Zufall handeln. Auch d?rfte der Unterschied nur zum kleineren Teil auf sorgf?ltigere Musterung in Frankreich zur?ckzuf?hren sein, zumal da der Prozentsatz der Zur?ckgestellten dort ja nur ganz klein war. Ich m?chte annehmen, dass schizophrene Konstitutionen sich unter den einfacheren Lebensverh?ltnissen des russischen Bauern leichter halten und fortpflanzen k?nnen als in Westeuropa. Von besonderer Wichtigkeit d?rfte dabei der betr?chtliche Unterschied des durchschnittlichen Heiratsalters sein. Da in Mittel- und Westeuropa die Ehe erst gegen Ende des 3. Jahrzehnts geschlossen zu werden pflegt, zu einer Zeit, wo die Mehrzahl der F?lle von Schizophrenie schon zum Ausbruch gekommen sind, so kommen hier die derart Veranlagten nur zum kleinen Teil zur Fortpflanzung. In Osteuropa aber, wo die Eheschliessung schon am Ende des zweiten Jahrzehnts stattzufinden pflegt, kommen Tr?ger der Anlagen offenbar in grosser Zahl zur Eheschliessung; und bei der Seelenverfassung mancher Bauern kommt es vor, dass eine Frau, auch wenn sie infolge der Krankheit verbl?det ist, noch mehrere Kinder bekommt.

Wenn auch in vergangenen Jahrhunderten zahlreiche Geisteskranke einer barbarischen Rechtspflege zum Opfer fielen und noch zahlreichere einfach als Narren verkamen, so glaube ich trotzdem, dass unter unseren Lebensverh?ltnissen die nat?rliche Auslese in bezug auf die Anlagen zu Geisteskrankheiten eher intensiver ist als damals. Immerhin ist die gegenw?rtige Entartung erschreckend gross. Bei der Volksz?hlung von 1910 wurden 392 Geisteskranke und Geistesschwache auf 100000 Einwohner gez?hlt, was f?r das ganze Reich mehr als eine Viertelmillion ergibt; und dabei konnten nat?rlich nur die ohne weiteres bekannten F?lle gez?hlt werden, w?hrend bei allgemeiner ?rztlicher Untersuchung der Bev?lkerung sich offenbar eine noch viel gr?ssere Zahl ergeben haben w?rde. In der Schweiz, wo Z?hlungen unter ?rztlicher Mitwirkung stattgefunden haben, fanden sich 800 bis 1000 Geistesgest?rte auf 100000 Einwohner; und dabei handelt es sich in der grossen Mehrzahl offenbar um erblich bedingte Zust?nde, da die durch ?ussere Ursachen entstandenen, wie Paralyse oder Delirium, entweder schnell zum Tode f?hren oder bald vor?berzugehen pflegen.

F?r die T?chtigkeit der Rasse droht gerade von den leichteren Graden der Geistesschw?che eine gr?ssere Gefahr als von den schwereren. Hier gilt dasselbe wie von manchen organischen Nervenleiden. Die leicht ~Schwachsinnigen~ sind durch ihre Veranlagung auf die Aus?bung einfacher k?rperlicher Berufe angewiesen: und gerade diese haben eine ?berdurchschnittliche Fortpflanzung. Der absichtlichen Geburtenverh?tung sind die Schwachsinnigen nat?rlich am wenigsten zug?nglich, und die grosse Sterblichkeit ihrer Kinder wird mehr und mehr durch F?rsorgemassnahmen ausgeschaltet. So muss man wohl mit einer weiteren Zunahme des leichten Schwachsinns rechnen.

Ein Teil der ~Epileptiker~ verbl?det schon in fr?her Jugend, so dass ihre Fortpflanzung nicht in Frage kommt. Ein anderer Teil hat aber nur einzelne Anf?lle und kann seine Anlage fortpflanzen. Nach ~Echeverria~ kamen schon vor Jahrzehnten auf die Ehe eines Epileptikers nur etwa 3,3 Kinder, von denen 1,4 fr?hzeitig starben; somit w?rden nur 1,9 pro Ehe aufwachsen. Und da sehr viele andere ?berhaupt nicht zur Eheschliessung kommen, ist ihre Gesamtfortpflanzung vermutlich noch geringer. Immerhin aber ist die Epilepsie gegenw?rtig ausserordentlich verbreitet. Man muss wohl auf 3-400 Einwohner bei uns einen Epileptiker rechnen und unter den Neugeborenen noch mehr.

Recht verwickelt liegen die Ausleseverh?ltnisse bei den ~Psychopathien~. Unter Kriegsgefangenen beobachtete ich ausgesprochene Hysterie entschieden h?ufiger bei Russen als bei Franzosen. Hier d?rfte ein ?hnlicher Gedankengang wie hinsichtlich der Schizophrenie am Platze sein. ,,Die Intensifizierung und Tempobeschleunigung des modernen Arbeitsprozesses, der L?rm, die Hast und die erh?hte Verantwortung, all dies bringt zahllose Nerven auch in niederen Volksschichten, im Arbeiterstande, zu Fall" . Man kann wohl sagen, dass die nat?rliche Auslese um so mehr auf eine Abnahme der nerv?sen Veranlagung hinwirkt, je mehr die ?usseren Lebensbedingungen die Anlagen zur Ausl?sung bringen.

Wenn uns aus dem Mittelalter von seelischen Massenepidemien, von Kinderkreuzz?gen, Flagellantenwesen, Tanzepidemien und epidemischer Besessenheit berichtet wird, so sind wir meist geneigt, zu glauben, dass so etwas in unserem aufgekl?rten Zeitalter nicht mehr m?glich sei. In Russland ist jedenfalls die ,,Besessenheit" noch recht h?ufig; es ist dort ganz gew?hnlich, dass sich jemand einbildet, eine Schlange oder ein anderes Reptil sei in ihn hineingefahren. Noch in den letzten Jahrhunderten hat Russland grausige seelische Epidemien erlebt; Selbstverst?mmelung, haufenweise Selbstverbrennung, Erw?rgung von Glaubensgenossen und Kindsmord aus abergl?ubischen Beweggr?nden waren bei russischen Sektierern an der Tagesordnung. Und wenn wir mit offenen Augen um uns blicken, so k?nnen wir in so manchen seelischen Massenerscheinungen w?hrend des Krieges und in der Nachkriegszeit auch bei uns die Auswirkung ganz ?hnlicher Seelenverfassungen erkennen.

Ein recht erheblicher Teil aller Psychopathen geht durch eigene Hand zugrunde. Im Deutschen Reiche wurden vor dem Kriege j?hrlich etwa 20 Selbstmorde auf 100000 Einwohner gez?hlt. Da ausser den von der Statistik erfassten F?llen noch zahlreiche andere vorkommen, die verheimlicht und als Ungl?cksf?lle gez?hlt werden, so d?rften bei uns etwa 2-4% aller M?nner durch eigene Hand enden, w?hrend bei Frauen der Selbstmord etwa dreimal seltener ist. Obwohl jene Bev?lkerungsgruppen, in denen die meisten Selbstmorde vorkommen, sich durch h?here Intelligenz auszeichnen , ist die Auslesewirkung dieser durch die modernen Lebensverh?ltnisse wesentlich mitbedingten Erscheinung insgesamt sicher doch ?berwiegend g?nstig. Besonders Anlagen zu manisch-melancholischen Seelenst?rungen, zu Epilepsie, zu Neurasthenie und anderen Psychopathien werden dadurch ausgemerzt. ~Die Auslese durch den Selbstmord~ liegt daher in der Richtung auf eine St?rkung des Lebenswillens und auf ein heiteres Temperament der Bev?lkerung.

Die schweren Verbrecher, welche fast regelm?ssig psychopathisch veranlagt sind, hinterlassen auch heute noch eine geringere Nachkommenschaft als der Durchschnitt. Nach ~Goring~ waren in England die Gewohnheitsverbrecher zwar nicht weniger h?ufig als die ?brige Bev?lkerung verheiratet ; sie hatten aber nur 3,5 Nachkommen gegen?ber einem Durchschnitt von 5,7. Ausserdem starben von ihren S?uglingen 31,5% gegen?ber 15,6% bei der Allgemeinheit. Andererseits erm?glicht heute die im Vergleich zu fr?heren Zeiten viel mildere Handhabung der Rechtspflege die Erhaltung unsozialer Anlagen immerhin in h?herem Masse als fr?her.

Jene seelischen Anomalien, die sich in ~sexuellen Perversionen~ ?ussern, haben nat?rlich zu allen Zeiten eine starke Selbstausmerzung zur Folge gehabt. Ganz besonders aber ist das wohl in der Gegenwart der Fall, wo zumal die Homosexuellen durch eine grosse Werbet?tigkeit von Ihresgleichen aufgekl?rt werden. Die dadurch bedingte Abhaltung derartiger Personen von der Ehe d?rfte auch auf eine allgemeine Abnahme psychopathischer Anlagen hinwirken.

c) ~Die Auslese durch akute Infektionskrankheiten.

~In vergangenen Jahrhunderten wurden alle L?nder von Zeit zu Zeit von m?rderischen ~Epidemien~ heimgesucht, welche in manchen F?llen den gr?ssten Teil der Bev?lkerung dahinrafften. Es ist nun ganz selbstverst?ndlich, dass diejenigen, welche eine solche Epidemie ?berleben, im Durchschnitt von t?chtigerer Konstitution sind als die, welche daran sterben. Von noch gr?sserer Bedeutung f?r Sterben oder ?berleben ist allerdings die spezifische Anf?lligkeit bzw. Widerstandskraft gegen die gerade herrschende Epidemie. Gewisse Personen erkranken ?berhaupt nicht, weil ihre spezifischen Abwehrreaktionen schon die ersten eingedrungenen Krankheitserreger unsch?dlich zu machen verm?gen; andere erkranken nur leicht, weil sie mit Hilfe ihrer spezifischen Abwehrmittel den Kampf von vornherein erfolgreich aufnehmen k?nnen; ein je nach der Art der Epidemie wechselnd grosser Teil pflegt aber schwer oder gar t?dlich zu erkranken. Die Abwehrreaktionen liegen ihrer M?glichkeit nach nat?rlich in der Erbmasse begr?ndet, und infolgedessen findet bei jeder Epidemie eine Auslese nach den Abwehrm?glichkeiten statt. Man darf ?ber dieser Auslese nach der spezifischen Disposition bzw. Immunit?t aber nicht die nach der allgemeinen Konstitution ?bersehen. Jede spezifische Reaktionsm?glichkeit ist ja ?berhaupt nur ein Teil der Gesamtkonstitution. Sodann aber beschr?nkt sich die Auslese durch Infektionskrankheiten durchaus nicht auf diese spezifischen Anlagen. ~Jede schwere Infektionskrankheit ist eine Belastungsprobe f?r die gesamte Konstitution.~ Schw?chezust?nde an irgendwelchen Organen haben nicht selten zur Folge, dass eine Infektionskrankheit, die sonst h?tte ?berwunden werden k?nnen, zum Tode f?hrt. Bei der Lungenentz?ndung kommt es sehr wesentlich auf die Leistungsf?higkeit des Herzens an, ob der Kranke durchkommt oder nicht. Bei l?ngerem Darniederliegen im Fieber, wie es viele Infektionskrankheiten mit sich bringen, ist der Ern?hrungszustand von entscheidender Bedeutung, und dieser ist durch die erbliche Veranlagung wesentlich mitbedingt. Die Cholera hat eine Auslese nach t?chtigen Verdauungsorganen zur Folge, da durch normalen Magensaft Cholerabazillen abget?tet werden k?nnen. Bei einmal ausgebrochener Cholera kommt es besonders auf die Beschaffenheit des Herzens und der Blutgef?sse an, derart, dass Personen mit schlechtem Blutkreislauf von vornherein geringe Aussicht zu genesen haben. Eine ?hnlich schwere Belastungsprobe bedeuten die Pocken, welche im Kindesalter so gut wie alle Befallenen und im erwachsenen Alter auch noch einen grossen Teil dahinraffen. Bei vielen V?lkern von einfacher Kultur bedeuten die Pocken die h?ufigste Todesursache ?berhaupt.

Seit der Einf?hrung der Impfung spielen die Pocken keine Rolle mehr. Cholera und Typhus sind durch die Sanierung der Trinkwasserverh?ltnisse bei uns fast ganz beseitigt worden. Das Fleckfieber ist bei uns nicht mehr heimisch, weil die K?rperl?use, welche es ?bertragen, keine regelm?ssigen Begleiter des Menschen mehr sind. Die Pest kann in L?ndern mit modernen Wohnungen kaum noch um sich greifen. Wenn trotzdem gelegentlich F?lle dieser gef?hrlichen Krankheiten bei uns eingeschleppt werden, so werden sie durch Absonderungsmassnahmen schon in ihren ersten Anf?ngen an der Ausbreitung verhindert. Es liegt daher nahe, dass die Konstitution unserer Bev?lkerung, die jener scharfen Auslese, der sie fr?her ausgesetzt war, nicht mehr unterliegt, schw?cher werden wird und zum guten Teil schon schw?cher geworden ist. Soll man die Einschr?nkung der grossen Epidemien nun bedauern? Gewiss nicht. Aus der Einsicht in die Auslesebedeutung der Infektionskrankheiten folgt selbstverst?ndlich nicht, dass man den verheerenden Seuchen nun wieder Tor und T?r ?ffnen solle; es folgt aber daraus, dass diese Faktoren einer rohen nat?rlichen Auslese durch Einrichtungen bewusster humaner Auslese, d. h. durch rassenhygienische Massnahmen, ersetzt werden m?ssen, wenn die Rassent?chtigkeit nicht weiter zur?ckgehen soll.

Alle schwereren Infektionskrankheiten, die von Mensch zu Mensch ?bertragen werden, bringen eine gewisse Gegenauslese in bezug auf die sozialen oder geselligen Anlagen des Menschen mit sich. Als die Vorfahren des Menschen noch einsam oder in kleinen Horden durch die W?lder streiften, k?nnen Epidemien nat?rlich noch keine besondere Rolle gespielt haben, da es an Gelegenheiten zur ?bertragung fehlte. Die epidemischen Krankheiten d?rften ihre grosse Bedeutung vielmehr erst mit der zunehmenden Vergesellschaftung des Menschen gewonnen haben. Das Zusammenleben in gr?sseren Verb?nden hatte f?r den Menschen aber offenbar einen so grossen Erhaltungswert, dass die ?ble Begleiterscheinung der Vergesellschaftung, welche die Epidemien darstellen, trotz ihrer Furchtbarkeit in Kauf genommen werden konnte. Immerhin aber wirkten die epidemischen Krankheiten ohne Zweifel hemmend auf die Vergesellschaftung, indem die dichtesten Siedelungen nat?rlich am schwersten darunter litten, w?hrend die zur Einsamkeit neigenden Menschen eher davon verschont blieben. Auch heute noch sind ja sozialgesinnte Menschen, die sich im Dienste der Krankenpflege bet?tigen, mehr von Infektionskrankheiten bedroht als andere. Im wesentlichen aber kann die Hemmung, welche die Infektionskrankheiten f?r die Entwicklung der sozialen Anlagen des Menschen bedeuten, heute als ?berwunden gelten; und die Eind?mmung der epidemischen Krankheiten hat daher wenigstens auch eine g?nstige Seite im Leben der Rasse, insofern als sie die erw?hnte Gegenauslese sozialer Anlagen ausschaltet.

d) ~Die Auslese durch Tuberkulose.

~Seitdem die akuten Infektionskrankheiten nicht mehr schonungslos die schw?chlichen Konstitutionen ausmerzen, besorgt das bis zu einem gewissen Grade allerdings die ~Tuberkulose~. Um die Jahrhundertwende hatten etwa 15% aller Todesf?lle ihre entscheidende Ursache in der Tuberkulose, und gegenw?rtig sind es eher noch mehr. Die Tuberkulose wirkt dauernd im Sinne der Austilgung schwacher Konstitutionen, insbesondere der asthenischen bzw. hypoplastischen Konstitution. Alle Anlagen, welche die allgemeine Widerstandskraft des K?rpers beeintr?chtigen, erh?hen auch die Anf?lligkeit gegen die Tuberkulose und unterliegen daher auch einer nicht zu untersch?tzenden Auslese durch diese allgemein verbreitete Krankheit.

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