Read Ebook: Der Eroberer Eine poetische Phantasie in fünf Kaprizzen. Aus alten Urkunden mit neuen Anmerkungen by Weidmann Paul
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Ebook has 841 lines and 63736 words, and 17 pages
Sie durchzogen nur fl?chtig einige ber?hmten St?dte, als die Philosophenburg, wo lauter Weltweise wohnen; Dogmatianopel, der Wohnsitz der Lehrer, und Redner. Endlich erreichten sie das fruchtbare und niedliche Arkadien. Diese l?chelnde Gegend w?hlte die Fee zum Wohnsitz f?r den weisen Alsin und seinen Z?gling. Auf ihren Wink th?rmte sich ein artiges Landh?uschen mit allen Ger?thschaften. Alle Bewohner dieser gl?cklichen Fluren begr?ssten ihre willkommenen G?ste. Die Fee verliess den gesegneten Aufenthalt, wo durch die Anstalten des weisen Alsin und seines liebensw?rdigen Sch?lers die goldenen Zeiten aufbl?hten.
Eduard wuchs unter den sanften Einfl?ssen eines wohlth?tigen Himmelsstriches. Der Weltweise erhob sein Gem?th unter jugendlichen Spielen zur Tugend und Weisheit, und die unschuldigen Sch?fersitten veredelten sein Herz. Eduard w?hlte sich hier den Sch?fernamen Tityrus, und war von allen Gespielen und Gespielinnen geliebt. Funfzehn Sommer schlichen wie l?chelnde Fr?hlingstage hin. Izt n?herte sich der traurige Zeitpunkt, der seinen Charakter zu andern Besch?ftigungen entwickelte.
Oridia, eine schwarze neidische Fee kochte in ihrem Busen einen alten Groll wider die wohlth?tige Fee, und wollte das sch?nste Werk der Unschuld zerst?ren. Sie warf durch einen Sturm Kriegsleute an die gl?cklichen Gestade dieser seligen Insel, und diese R?uber entf?hrten die sch?nste Sch?ferinn.
Ekloge.
Tityrus, Koridon, Tyrsis.
Korid. Lass uns O l?ndliche Fl?te m?nalische Lieder beginnen! Rufet ihr z?rtlichen T?ne die reizende Daphne zur?cke! Wer wird im l?chelnden Fr?hling die Felder mit Blumen bes?en; Wer die Gestade der Str?me mit gr?nenden Schatten umgeben, Wenn die g?ttliche Daphne das Antlitz den Sch?fern entziehet? Traure mein Tityrus, weine mit mir, bis wir sie begr?ssen. Lass uns mit l?ndlicher Fl?te m?nalische Lieder beginnen!
Tityr. Alles besieget die m?chtige Liebe; wir weichen der Liebe! Nicht so begierig umflattern die Bienen die duftenden Blumen; Nicht so hastig besuchen die L?mmer die lockende Quelle, Als ich mit Sehnsucht die labenden Blicke der Daphne verschlinge. Schon der Gedanke, sie wiederzusehen, begeistert den Busen. Wie sind die Fluren so bl?hend, die meine Geliebte bewohnet! Bl?ten enteilen den Zweigen, und Knospen entwickeln sich fr?her; Veilchen und Rosen im bunten Gedr?nge belasten die Felder. Angenehm s?uselt der Zephyr durch dickbelaubte Geb?sche, Und die Nachtigall wirbelt mit Anmuth die zaubernden Lieder. Herrlicher pranget mit goldenen Stralen die w?rmende Sonne. Feyerlich horchet die ganze Natur beym s?ssen Gesange, Das die liebliche Lippe der Daphne harmonisch beginnet. Aber ach! Lange schon missen wir alle das siegende M?dchen. Seitdem hat sich f?r mich die l?ndliche Gegend ver?ndert. F?rchterlich rauschen die schwankenden Eschen im traurigen Haine; Mich beschleicht kein erquickender Schlummer auf ?den Gefilden. Stechende Bremsen zischen um mich, und Eulen verscheuchen Durch weissagende T?ne die Ruhe vom st?rmischen Busen. Tr?ume, mein Koridon, schreckliche Tr?ume durchschaudern die Seele. Dr?uende Wunder ersch?ttern die Augen. Bald schmettert der Donner Wipfel der B?ume; bald schw?rmen Irrlichter im d?mmernden Thale; Aechzende Winde durchbr?llen die Fluren, und schreyende Dohlen Flattern best?ndig ?ber mein Haupt; mein ahnender Busen Sieht mit Zittern den nahen Gefahren, O Bruder, entgegen. Alles trauert und seufzet; die fr?liche Gegend entschlummert. Rufet ihr z?rtlichen Lieder die reizende Daphne zur?cke! Wer kann sie lieben wie ich, wer kann sie so feurig besingen?
Korid. Nur ich mache die Liebe dir streitig, und setze dir Wetten. Drey der weissesten L?mmer bestimm' ich zum Preise des Sieges. Meine Heerde will ich verspielen, um dich zu besiegen. Lass uns arkadische Lieder mit l?ndlicher Fl?te beginnen! Nicht so lieblich schimmert das Morgenroth auf den Gebirgen, Als die keuscheste Wange der Daphne die Rosen bemalen; Nicht so labet der himmlische Thau die durstigen Pflanzen, Als ein L?cheln von ihr die gierigen Augen erg?tzet. Immer erneuert mein treues Ged?chtniss die selige Stunde, In der ich sie das erstemal sah. Wir feyerten damals Heilige Feste der gl?cklichsten Aerndte; die M?dchen erschienen Wie die Nymphen mit Blumen geschm?cket in festlicher Kleidung Meine bezaubernde Daphne besiegte sie alle mit Reizen. Wie die Sonne die Sterne verfinstert, so gl?nzte nur Daphne.
Tityr. S?ss und z?rtlich hast du gesungen, einschl?fernd dem Ohre! Aber du sangst nur die Reize des K?rpers; ich schildre die Seele. Und ich will auch vom Tage der frohen Erscheinung beginnen. Keine so heitre Fr?hlingsnacht k?mmt nicht wieder zur Erde. Angenehm leuchtete damals der Mond durch stille Geb?sche, Als der Silberton einer erquickenden Stimme mich reizte. Ich fand ein M?dchen im Schatten gegossen; ich sank ihr zu F?ssen. G?ttliches Kind, du hast mich bezaubert! Die T?ne sind s?sser Als der k?hlende Trunk im heissesten Sommer dem Wandrer, Und erquickender als der liebliche Schlummer dem M?den. Aber ein ?ngstliches Winseln zerst?rte die z?rtlichste Rede. Wie ein Pfeil schoss Daphne hinzu, die Ursach zu forschen. Sie fand ein geb?hrendes Weib im t?dlichen Kampfe. O wie entwickelte sich die reizende Tugend der Sch?nen! Welche Menschlichkeit, welche Gef?hle des edelsten Schmerzens Strahlten auf dem thr?nenden Auge der g?tigen Daphne! Ihre gastfreundliche Liebe beseelte die himmlischen Thaten; Ihre Sch?nheit bezaubert, doch ihre Sanftmuth vollendet Ihre verherrlichten Siege! Sie bleibet best?ndig mein Abgott.
Korid. Du hast zwar dem Herzen gesungen, doch Tityrus, meine Bessern Ges?nge weichen nicht deinem erhabenen Liede. Dort k?mmt Tyrsis, wir wollen ihn beyde zum Richter erw?hlen. Aber wie weinerlich scheint mir sein Antlitz! Was qu?lt dich O Tyrsis?
Tyrs. Soll ich wohl l?cheln, wann unsere H?tten die Zierde verlieren? O die ganze betr?bte Natur scheint mit mir zu trauren! Uns hat der Tod die reizendste Sch?ferin grausam entrissen! Ihr erblasset? O weinet mit mir, denn Daphne verdient es!
Tityr. Du hast die Wurzeln des Lebens mit t?dtlichem Beile gebrochen; Daphne verweile, dein Tityrus folgt dir mit hastigen Schritten!
Korid. Sag uns die Ursach von ihrer Entfernung, und auch von dem Tode.
Tyrs. H?ssliche Krieger beschlichen zur Nachtzeit die sichersten H?tten, Raubten gewaltsam, und schleppten die M?dchen zur schwarzen Entehrung. Umsonst folgten die R?uber der fl?chtigen Daphne, sie st?rzte In die sch?umenden Fluten, und ward von den Wellen verschlungen.
Tityr. Nicht mehr will ich die Fluren betreten; ich fliehe die Haine. O lebet wohl, ihr schattigten W?lder, ihr sch?nen Gefilde, Ihr quellvollen Gebirge lebt wohl! Lebt wohl ihr Bewohner Seliger H?tten! Ich scheide von euch mit dieser Umarmung. Theuerste Br?der, lebt wohl! Ich lasse zum sp?ten Ged?chtniss Diese Fl?te zur?ck, die oft mit schmachtenden Liedern Diese Gegend erf?llte. Lebt wohl ihr silbernen B?che, Nicht mehr wird mich an euren Gestaden ein Schlummer beschleichen! O freundschaftliches Grab empfange den traurigsten Hirten. Ich will die seligen Schatten der g?ttlichen Daphne begr?ssen. Pflanzet, O Br?der, der z?rtlichsten Liebe zwey Myrthen zum Denkmaal! Schreibt auf die gr?nende Rinde die Worte des sterbenden Freundes: Tityrus liebte die Daphne mit mehr als irdischer Liebe; Sie war sein Leben, sein Licht, er eilte mit ihr zu erblassen!
Tyrs. Wie beklag' ich den Tityrus! Koridon, suche die Freunde, Sag den harrenden Sch?fern die traurigste Liebesgeschichte. Eilet ges?ttigte L?mmer, der Abendstern ruft uns zur H?tte.
Idylle.
Alsin, Tityrus.
Alsin. Mein theurer Sohn, ich habe dich behorcht. Gerecht sind deine Thr?nen; aber m?ssige deine Betr?bniss. Setze dich zu mir unter diese Eiche, und h?re mich aufmerksam. Die Liebe ist eine edle Leidenschaft; sie vergr?ssert die Herzen. Aus diesem Grunde billigte ich bisher stillschweigend deine Z?rtlichkeit. Doch es n?hern sich izt die entscheidenden Tage, in welchen erhabnere Pflichten dich rufen. Du bist nicht zur Weide gebohren. Tityrus erkenne dich selbst! -- Du bist Eduard, der Thronerbe Jakobs; dessen Geschichte ich dir oft erz?hlte. Du solst ein Volk gl?cklich machen!
Tityr. Mein Vater, welche R?thsel --
Alsin. Folge mir! Wir werden auf ewig diese H?tte verlassen. Willst du?
Tityr. O diese Gegend ist mir izt verhasst!
Alsin. Der Himmel bedient sich solcher Zuf?lle, unsern Willen zu seinen Absichten zu lenken. Der Aufenthalt des Friedens, der dir sonst so theuer war, ist dir l?stig geworden. Wohlan, wir werden grosse bev?lkerte St?dte sehen. Mein Freund, das Ger?usche ganzer Nationen wird dich bet?uben. Noch ein Wort, ehe wir gehen. Was ist die Pflicht eines guten Hirten?
Tityr. Seine anvertraute Heerde auf fetten Auen zu weiden, und sie vor den gewaltsamen Anf?llen der Raubthiere wachsam zu sch?tzen.
Alsin. Diess ist auch das Bild eines guten K?nigs! -- Ein F?rst muss sein Volk begl?cken und besch?tzen. Schw?re mir unter diesem gestirnten Himmel, dass dieses dein ewiges Gesch?fte seyn soll!
Tityr. Ich schw?re beym Himmel!
Alsin. Die Menschen werden verschieden regieret. Ich will erst deine Begriffe erweitern.
Dogmatische Poesie. Ein Gesang.
Muse, besinge die r?hmliche Staatskunst der Weltenbeherrscher; Zeig die erhabnen Gesetze, womit sie die Erde begl?cken! Denn die Gl?ckseligkeit jeder Gesellschaft bleibt die S?ule Niemals ersch?tterter Throne, und ewigbl?hender L?nder. Selbst die Thiere durch edles Instinkt erw?hlen sich H?upter, Und die honigzeugenden Bienen leben monarchisch, Aristokratisch die Kraniche, die demokratische Herrschaft Scheint den Ameisen selbst von der Natur zur Richtschnur gegeben. Diese drey Gattungen dienen dem Menschengeschlechtern zur Regel. Einige w?hlen sich einen zum F?rsten, doch herrscht er despotisch; So wird der Monarch ein Tyrann, das Scheusal der Erde! Diese Gefahr zu vermeiden bestimmen die V?lker den Adel Zur Handhabung der Landesgesetze; auch dieses zeugt Uebel, Denn der Stolz so vieler Gebieter verscheuchet die Freyen. Diese gesellen sich br?derlich in dem Staat der Republik. Einige mischen aus dreyen Gestalten die gl?cklichste Herrschaft. Doch die Monarchie bleibet die Th?tigste jeder Regierung. Persien hat die wichtige Frage mit Weisheit entschieden, Und die Meinung Darius besiegte die klugen Gef?hrten. Aechte Gesetze m?ssen dem Volk und dem Lande behagen. Wie ein Baumeister die Plane nur nach der Lage bezeichnet; So sey bey neuen Gesetzen die Zone, die Sitte des Volkes, Und der Charakter der Nation mit Vorsicht gepr?fet. Selbst die Regierungsart soll die Verfassung des Landes bestimmen. Durch die Mittel, durch die wir entstehn, sind wir auch erhalten! Ist ein Staat kriegerisch; so verderbt ihn ein ewiger Friede. Doch den Handelstaat tilget die Flamme verderblicher Kriege. Kriege heissen gerecht, wenn die Nothwendigkeit streitet. Liebst du den Frieden; so musst du dich immer zum Kriege bereiten! Dieses war der geheiligte Grundsatz der siegenden R?mer. Ist ein m?chtiger Staat mit vielen Provinzen verbunden, K?nig, so zittere nicht vor seiner gewaltigen Gr?sse, Er fasst in sich die h?ufigen Mittel sich gross zu erhalten. Vielleicht machen kleinere L?nder mehr gl?ckliche B?rger, Denn der K?rper der Staaten ist wie der K?rper des Menschen; Jener ist nicht der st?rkste zu heissen, der alles verschlinget; Der lebt mit bl?hender Kraft, der m?ssige Speisen verdauet. Ein un?bersehbares Reich ist schwer zu erhalten. Suchet die Menschen in n?hrenden Staaten geschikt zu vertheilen; Lernet die vollbl?tigen Adern mit Weisheit zu leeren; Mit Pflanzst?dten muss man bev?lkerte L?nder entlasten. Setze dem Wachsthum ein Maass, damit du dein Erbtheil erhaltest. Suche Monarch, nur das zu begl?cken, was du schon besitzest; Sey nicht l?stern nach neuer Eroberung; fodre nicht alte Langvergessene Rechte von deinen friedliebenden Nachbarn. Dieser Eigennutz reisset Vertr?ge, zerst?ret das Wohlseyn; Mit uners?ttlicher Habsucht verscheuchst du die Bundesgenossen. Fliehet ihr Hirten, die Staatenverbesserer, die euch betr?gen! In der Monarchie lassen sich Fehler der F?rsten verbessern. In der Regierung des Volkes f?llt der Staat mit den Gesetzen. Weh dem ungl?cklichen Reiche, wo der unb?ndige Wille Eines grausamen Despoten die Landesgesetze beweiset! Gold ist das reineste Blut der Reiche; doch setzt es in Umfluss; Dadurch bl?het der Handel, und gl?cklich ern?hrt sich der B?rger. Weiser Minister, sey wie ein Steuermann immer in Arbeit! Sieh, wie er sp?het, die Winde belauschet, und St?rme voraussieht. Bald spannt er Segel, bald zieht er sie ein, bald ?ndert er Flaggen; So musst du mit forschendem Blicke die Welt ?bersehen. Du must wissen, was war, was ist, was eilet zu kommen. Der Ostracismus entehret, und st?rzet die Demokratien. Die Republik ist zu langsam zu grossen Gesch?ften. Die Regierung der Edlen bef?rchtet die Grossen und Kleinen; Eifers?chtig auf ihre Verfassung wird sie oft tyrannisch. Die Monarchie gleichet der weisen Regierung der Gottheit, Und die Monarchen sollen dem g?ttlichen Meister sich n?hern. Suchet, O F?rsten, nicht Sch?tze wie Midas, begehret vom Himmel Wie einst Salomon Weisheit, denn Weisheit begl?cket die Staaten. Selig die L?nder, die Weise regieren, sie schm?cken die Krone! O wie soll ich genug die G?te den Grossen empfehlen? Sie ist die Seele der Staatskunst, der Schmuck und die S?ule des Thrones. V?lker verg?ttert den g?tigen F?rsten, der Stunden beweinet, Die er nicht mit erquickenden Thaten der Menschheit bezeichnet! Wie viel dankende Thr?nen fliessen noch auf die Gebeine G?tiger Hirten! Sie sind auf der Erde das Ebenbild Gottes, Und man heisst sie die reizende Wollust des Menschengeschlechtes. Du bist zwar m?chtig Monarch, doch setze der Eigenmacht Schranken; Sch?me dich nicht, dich unter die weisen Gesetze zu schmiegen. Ehre das Recht der Natur, der V?lker, des heiligen Tempels. Du bist zwar frey von menschlichen Richtern, doch Gott wird dich richten; Fr?h oder sp?t wird dich die Geissel der Vorsicht bestrafen. Ihr seyd nicht Herren, O F?rsten, des Lebens, der G?ter der B?rger; Diese Maxime sch?ndet die Throne, brandmarket die Menschheit! Nur die Verbrecher k?nnt ihr des Lebens, der G?ter berauben. Ihr sollt wie liebende V?ter die z?rtlichen Kinder besch?tzen, Und mit segnender Lippe den S?hnen die Erbschaft vertheilen.
Geheime Nachrichten.
K?nig Jakob ward vom Schlage ger?hrt, und starb eh er seinen Sohn umarmen konnte. Die K?niginn bem?chtigte sich mit ihren Ministern der Regierung w?hrend der Minderj?hrigkeit ihres Sohnes, und Alsin, der diese Zeit zum Nutzen des jungen Prinzen verwenden wollte, f?hrte ihn auf Reisen. Eduard lernte unter seiner weisen Anf?hrung die Sitten der V?lker, und die Geschichte der K?nste und Wissenschaften. Bey seiner Zur?ckkunft ?bernahm er das Staatsruder.
Einige glaubw?rdige Zeitgenossen erz?hlen diese Geschichte mit folgenden ver?nderten Umst?nden. Unter der Herrschaft Jakobs bl?hten die L?nder; aber so gl?cklich seine Staaten waren, so ungl?cklich lebte er in seiner eignen Familie. Emilie seine Gattin ergab sich g?nzlich den Ausschweifungen der Liebe; unter unz?hlbaren Buhlern, die heimlich und ?ffentlich ihren pr?chtigen Hofstaat vermehrten, war Feranson der Gl?cklichste, und erhielt sich in ihrer Gunst so lange sie herrschte. Der g?tige Jakob war zu liebreich, zu nachsichtig gegen die Fehler seiner Gattin. Feranson n?tzte diese nat?rliche Gutherzigkeit, fl?sste in das Herz der K?niginn seinen unbeschr?nkten Ehrgeiz, und entwarf ihr einen schwarzen Plan, der dem Besten der K?nige durch ein schleichendes Gift die Tage verk?rzte. Da er den Erbprinzen aus eben den Absichten hasste, entfernte ihn die K?niginn unter dem Vorwand einer schw?chlichen Gesundheit vom Hofe; oder wie andere Biographen schreiben, Alsin ein wahrer Patriot, der die Lage der Sachen kannte, und wohl einsah, dass dem Reichserben das Schiksal des Vaters bedrohte, entwich heimlich mit diesem kostbaren Pfande. Gewiss ist, dass Eduard erst sechs Jahre nach dem Tode seines Vaters herrschte. Er fand das Reich in einem betr?bten Zustande. Die K?niginn ?berliess sich ganz der Wollust. Ihr G?nstling sammelte Sch?tze. Alles hasste und verabscheuete diesen Minister einer schwelgerischen F?rstinn. Die schlauen Nachbarn bedienten sich dieser g?nstigen Gelegenheit, und rissen an sich, was ihnen gefiel. Sie erkauften den Feranson, der den Krieg aus Zagheit hasste. Er verhandelte die wichtigsten W?rden, gab sie Schmeichlern, Schwelgern, und woll?stigen Hofschranzen, und genoss in Ruhe die Fr?chte seiner Laster. Izt erschien Eduard. Die Rechtschaffenen fielen ihm zu. In wenig Tagen gewann alles eine andere Gestalt. Der G?nstling Feranson entfloh mit seinen Sch?tzen zu den Feinden. Die K?niginn entfernte sich in eine Provinz. Eduard bestieg den Thron, und jagte die Schmarutzer vom Hofe. Jeder Tag seiner Herrschaft ward durch wichtige Zuf?lle merkw?rdig.
Scene bey Hof.
Eduard, Alsin.
Alsin. Mein Eduard, izt bist du K?nig!
Edu. Durch dich! -- Du bist mein Vater, mein Freund, mein F?hrer. Verlass mich nicht, damit ich nicht unter der Last einer Krone zu Boden sinke. Sag, wie soll ich die Verr?ther behandeln?
Alsin. Nach deinem Herzen! -- Izt will ich die Fr?chte meiner Lehren ein?rndten. H?r eine Fabel, und dann handle!
Fabel. Der Donner und der Thau.
H?r mich, so sprach der Donner, edler Thau! Wenn ich erschalle, bebt der ganze Weltenbau; Die Erdenk?nige bet?ubt ein banges Zittern; Ich fl?sse Schrecken ein den eisernen Gem?thern. Wenn sich mein Riesenfuss von Pol zu Pole hebt, St?rzt eine schwarze Wolke nieder; Der Himmel und die Erde bebt. Ich l?hme den Gesch?pfen alle Glieder. Vor mir erstaunt, was lebt. Ich bin der Herold aller G?tter; Vor mir erblasst der k?hne Sp?tter, Und bricht ein Frevler seinen Schwur; So st?rzt mein Blitz herab, und t?dtet den Verr?ther! Mir huldigen mit Furcht die Wesen der Natur. Ich kenne, sprach der Thau, schon deine grossen Thaten. Du kanst nur immer strafen, dr?un, Und willst allein gef?rchtet seyn. Ich aber bin geehrt in meinen weiten Staaten; Ich giesse fr?h und sp?t den reichen Segen aus. Die ganze Sch?pfung ist mein Tempel und mein Haus. Mich preisen alle Erdens?hne. Mir dankt so manche fromme Thr?ne. Wie s?ss ist doch der Lohn, wenn man mit Milde giebt; Wie sehr bin ich gew?nscht, wie sehr bin ich geliebt! Ich will mit dir nicht W?rden tauschen, Du magst in Wetterwolken rauschen, Wenn deine Hand die Blitze lenkt. Ich will den stillen Dank, die Segen froh belauschen, Die mir mit Lust die Erde schenkt.
Scene. Ein Vorhof im k?niglichen Pallast.
Ritter Lusian, sein Knecht, hernach die Leibwache und der K?nig.
Lus. F?hr meinen Gaul in den n?chsten Stall, bewirthe ihn wohl! Ich will ein wenig sp?hen, welcher Wind izt bey Hofe weht.
Die Wache. Hier schl?ft man nicht! -- Fort! -- Der K?nig k?mmt! -- Macht Platz! -- Auf! Fort!
Lus. Ist denn hier kein Gasthof?
Lus. Wer wohnt hier?
Die Wache. Der K?nig!
Lus. Wer hat vor dem K?nig hier gewohnt?
Die Wache. Des K?nigs Vater!
Lus. Und vor des K?nigs Vater?
Die Wache. Des K?nigs Grossvater!
Lus. Beym Henker! So ist es ja eine Herberg, wo ein Pilgrim nach dem andern ausrastet. Mich soll kein Teufel von der Stelle jagen!
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