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Read Ebook: Schutz- und Trutzbündnisse in der Natur by B Lsche Wilhelm

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Ebook has 245 lines and 29554 words, and 5 pages

Schutz- und Trutzb?ndnisse in der Natur

Kosmos, Gesellschaft der Naturfreunde, Stuttgart

Die Gesellschaft Kosmos bezweckt, die Kenntnis der Naturwissenschaften und damit die Freude an der Natur und das Verst?ndnis ihrer Erscheinungen in den weitesten Kreisen unseres Volkes zu verbreiten. -- Dieses Ziel sucht die Gesellschaft durch Verbreitung guter naturwissenschaftlicher Literatur zu erreichen im

Kosmos, Handweiser f?r Naturfreunde

Kriegs-Ausgabe.

J?hrlich 12 Hefte mit 4 Buchbeilagen. Preis halbj?hrl. M 2.80.

Diese Buchbeilagen sind, von ersten Verfassern geschrieben, im guten Sinne gemeinverst?ndliche Werke naturwissenschaftlichen Inhalts. Vorl?ufig sind f?r das Vereinsjahr 1918 festgelegt :

$Wilh. B?lsche, Eiszeiten und Klimawechsel$ Reich illustriert. Geheftet M 1.--

$Dr. Kurt Floericke, Forscherfahrt in Feindesland .$ Reich illustriert. Geheftet M 1.--

$Dr. Fischer-Defoy, Schlafen und Tr?umen$ Geheftet M 1.--

?ber einen weiteren Band folgt Mitteilung im Handweiser.

$Gesch?ftsstelle des Kosmos$: Franckh'sche Verlagshandlung, Stuttgart.

Schutz- und Trutzb?ndnisse in der Natur

Von

Wilhelm B?lsche

Mit vielen erl?uternden Abbildungen

Stuttgart

Gesch?ftsstelle: Franckh'sche Verlagshandlung

Alle Rechte, besonders das ?bersetzungsrecht, vorbehalten.

~STUTTGARTER SETZMASCHINEN-DRUCKEREI HOLZINGER & Co, STUTTGART

,,Zwei Seelen wohnen, ach, in meiner Brust..." Dieses Wort Fausts ist auch dem Naturforscher unserer Tage immer einmal wieder entgegengeklungen. Der alte Siebold mag sich daran erinnert haben, als es ihm in einer zoologischen ?berraschungsstunde gelang, einen vertrackten Schmarotzerwurm der Karpfen, das ~Diplozoon paradoxum~, das angeblich zwei Darmkan?le und zwei Mund?ffnungen hatte, auf solche Zweiseelenexistenz zur?ckzuf?hren: indem es sich n?mlich um zwei Wurmindividuen dabei handelte, die jedesmal auf der H?he ihres Lebens ?bers Kreuz miteinander zu einem neuen Doppelwesen verwuchsen . Die Geschichte war aber doch harmlos gegen die andere, die ums Ende der 60er Jahre des 19. Jahrhunderts von deutschen Botanikerkreisen in die Welt ausging. Alexander von Humboldt, als er seinen ,,Kosmos" schrieb, hatte einmal gleichsam des Weltalls letzte Ecken in einen einzigen pr?chtigen Satz gefasst: vom fernsten bl?ulich verglimmenden Nebelfleck bis zur letzten gelben Flechte am irdischen Granitfels; ihm erschien die Flechte dabei als die ?usserste, fast kosmisch anspruchslose Anpassungsform des Lebens, wie sie, beinahe nur noch einer d?rren mineralischen Farbkruste gleich, als einsamer Pionier zuletzt am splitterfasernackten Hochgebirgsstein unter der unendlichen Weltraums?de hing. Eben von diesen Flechten insgesamt aber wurde damals pl?tzlich behauptet, dass sie gar keine richtige Pflanzenklasse f?r sich bildeten, sondern ebenfalls so diplozoonhaft, nur noch paradoxer, erst durch k?rperliche Verwurstelung und Verknotung von je zwei Vertretern himmelweit verschiedener Klassen einzeln zustande k?men. Ungef?hr so, wie wenn der Elefant sich eines Tages als ein Mischprodukt aus einer Maus und einem Tintenfisch herausstellte, die nicht in k?hner Ehe ein Kind erzeugt, sondern als ausgewachsene Wesen sich ineinander gekrempelt h?tten.

Die merkw?rdige Naturerscheinung, die hier gefasst ist und einige der gewiss seltsamsten Einzelentdeckungen aus dem Lebensgebiet zugleich ber?hrt und erkl?rt, ist, wie dieser kurze Geschichtsabriss zeigt, eine echte Errungenschaft neuerer Forschung -- noch nicht vier Jahrzehnte dort alt. Von ihren ersten Ergr?ndern ist de Bary erst 1888 gestorben, Hertwig lebt und lehrt noch. So jung ist die Definition und sind auch die Beobachtungen dazu aus dem Naturgebiet selbst. Denn auch die Flechtensache ist im einzelnen erst seither ordentlich gekl?rt worden. Freilich: ?ber Schutz- und Trutzb?ndnisse in der Tier- und Pflanzenwelt allgemein gab es scheinbar schon die umfangreichste alte Literatur. Die ganze ?lteste Zoologie ist mehr oder minder anekdotischer Beispiele voll, das Volk erz?hlte davon. Dem Vater Herodot hatten sie bereits im alten ?gypten das V?glein gezeigt, das dem Krokodil ins offene Maul krieche, um ihm die Z?hne vom Ungeziefer zu reinigen, wof?r der gutm?tige Leviathan darauf verzichte, es zu verschlucken. Das meiste derart war aber unverf?lschtes J?gerlatein. An der Krokodilgeschichte scheint etwas Wahres zu sein, doch ist bis heute nicht gekl?rt, ob sie wirklich an eine echte Symbiose anklingt. Durchweg aber steckten in diesem alten Wust loser Berichtchen auch sonst die gew?hnlichen Einzelfehler kindlicher Naturgeschichte. Die Sachen wurden als ganz isolierte Wunder tierischen oder gar pflanzlichen Genies geschildert, durchweg der Einzelintelligenz oder dem Einzelgem?t des betreffenden Wesens je nachdem bewundernd oder ger?hrt zugeschrieben. Davon nun unterscheidet sich jener neu entdeckte wissenschaftliche Begriff der Symbiose weit und grundlegend. Durch und durch Erzeugnis modern geschulten Naturforscherblicks, sucht er im Gegensatz eine streng gesetzm?ssige Erscheinung. Wo Symbiose in seinem Sinne auftritt, da geh?rt sie, dauernd und von allen Individuen immer wieder ge?bt, den betreffenden Arten an wie ein Organ, angeschlossen heute an uralt eingepaukte Reflexe und Instinkte mit dem grossen ,,Muss" solcher. So romantisch gelegentlich auch hier die Beispiele selbst klingen m?gen -- ihren Entdeckern lag alles ferner als romantische Gef?hlsregungen. Das neue Feld er?ffnete sich ihnen in ihrem n?chternsten Fachgebiet, all ihren auch sonst verwerteten exakt wissenschaftlichen und experimentellen Methoden zug?nglich. Vor allem aber traf es bei ihnen in eine Stimmung, die keine fr?here Naturbetrachtung so haben konnte, w?hrend sie uns heute allenthalben beherrscht. De Bary selbst gipfelte gleich seinen ersten Vortrag in einem lebhaftesten Hinweis auf Darwin. Dem ,,Maschinenbetrieb" gewissermassen des ?usseren Tier- und Pflanzendaseins auf Erden, wie ihn Darwin genial zu zeichnen versuchte, sollte sich auch das neue Ph?nomen dieser Symbiose restlos einordnen. Ich glaube, dass wir nichts Besseres tun k?nnen, als auch unsere Betrachtung ebenfalls gleich ohne Z?gern auf diese ,,Darwinschau" einzustellen.

Nun, wie bekannt, ist Darwins grosses Lebensgem?lde allerdings zun?chst der Idee von friedlichen Schutz- und Trutzb?ndnissen gewiss nicht g?nstig. Kampf steht vielmehr dort im Vordergrund. Nehmen wir irgend einen Bl?tenbaum. Ich erinnere mich aus dem Garten meines Elternhauses zweier uralter ungeheurer Birnb?ume. Wenn sie im Fr?hjahr bl?hten, war es ein wahres M?rchen, der ganze Garten lag noch einmal wie im Schnee, in den die Sonne vom blauen Himmel sah und aus dem die Bienen sangen. Oft sp?ter ist mir die ganze ,,Natur", wenn ich das Wort irgendwo gebrauchte, im Bilde dieser Zauberb?ume erschienen. F?r Darwin aber ist solcher Baum zun?chst nur der Schauplatz eines gradezu schaurigen Kampfes. Unendliche Massen von Lebensformen wirft die phantastisch schaffende Natur herauf, nur eine beschr?nkte Zahl aber kann bestehen. Die ?usseren Verh?ltnisse hauen auf die Arten, die Arten zerfleischen sich untereinander, unz?hlige Individuen regnen best?ndig ab wie Bl?tenschnee. Dante in seiner H?lle hat keine h?rteren Bilder gemalt, als Darwins unbestechliche Hand hier von der Natur. Es ist wie in den Schrecken eines Schiffbruchs: die paar Planken g?nnen nur wenigen Raum, diese stossen sich zum Teil noch unabsichtlich herab, und die Letzten dezimiert das gr?ssliche Schlachtlos in der Hungersnot. So nimmt der Frost Bl?ten mit, andere fallen in der Raumnot vom Ast, soundso viele werden von Insekten gefressen, die selbst wieder in ihren verschiedenen Arten kannibalisch ?bereinander st?rzen, um im ganzen von den niedlichen Singv?geln dezimiert zu werden, denen Raubv?gel nachstellen.

Aber schon in dieser harten ,,Maschine" Darwins sehen wir doch auch ein Gegenbild. Jener schauerliche Kampf mit seinen ungez?hlten Schlachtopfern tobt nur zwischen den ?usseren Verh?ltnissen und den Arten sowie den Arten unter sich. Er schweigt dagegen ganz oder doch gr?sstenteils zwischen den Individuen ein und derselben Art.

Suchen wir uns das jetzt an ein paar einfachen Beispielen, zun?chst mitten aus dem Kampfe selbst entnommen, zu vergegenw?rtigen.

Dass der Artenkampf heute noch im weitesten Umfange tobt, daf?r braucht es als Zeugnis nur eines einzigen Kreuzspinnennetzes etwa mit seinen Schlachtopfern. An sich, als Kampffalle, ist solches Spinnennetz ja ein Wunderding. In jedesmal unendlicher Feinarbeit hat die Spinne erst ein Fadendreieck hergestellt, dann ein Viereck eingesetzt, in ihm Speichen gezogen und zuletzt ?ber diese Speichen eine riesige Spirale aus Klebf?den gerollt. An einer Stelle des Ganzen lauert sie, bis eine Ersch?tterung in der Spirale sie wie mit einem Klingelzug benachrichtigt; nun f?hrt sie ein, packt das angeklebt sich str?ubende Insekt, knebelt es in raschem Herumwirbeln ganz, t?tet es durch Giftbiss und verzehrt es, indem sie eigenen Magensaft in den Leib des Opfers ergiesst und den so vorverdauten Inhalt aufsaugt. Alle diese sinnreichen Dinge aber dienen nur dem Schl?chterhandwerk. Kein Zweifel: hier ist reiner Kampf ohne Gnade; das Opfer, um verzehrt zu werden, wird gepackt und augenblicklich ganz zerst?rt. Der gleiche Kampf bietet aber nun auch ein Bild, wo es gelegentlich der Spinne selbst an den Kragen geht. Auf unsern Waldpfaden kann man die bekannten muntern Wegwespen beobachten, wie sie dicke Kreuzspinnen mit ihrem Giftstachel geschickt ins Bauchmark stechen und die so gel?hmten in ihre Nesth?hlen schleppen, wo das wehrlose Opfer in einer Art Narkose oder Scheintod so lange liegen und warten muss, bis die junge Wespenlarve auskriecht und es wie eine Proviantwurst bei lebendigem Leibe auffrisst. Fabre hat, wie man weiss, anziehend von der Treffsicherheit solchen vorl?ufigen Stichs zu erz?hlen gewusst, und M. M?ller hat gelegentlich festgestellt, dass die ungl?ckliche Spinne ?ber 70 Tage so in L?hmung, aber immer noch lebend, liegen kann. Man k?nnte sich aber vielleicht eine noch sinnreichere Methode denken, bei der das Ei unmittelbar in die Spinne selbst gelegt w?rde, die dann frei herumlaufen k?nnte und doch den Tod mit sich tr?ge. Und auch das machen Schlupfwespen mit gewissen Raupen vor . Die Schmetterlingsraupen werden mit Wespeneiern bestiftet, die erst nach einiger Zeit in ihnen auskommen. Die Raupen leben eine Weile noch hin, als sei nichts geschehen, und m?sten sich weiter wie kleine Fettschweinchen, die Schl?chter aber sitzen ihnen im Leibe. Eines Tages kriechen die Larven auch hier aus und beginnen von innen zu fressen. Kommen die Raupen noch zur Verpuppung, so werden die Puppen leer gefressen und die Wespenpuppen treten an Stelle ihres Inhalts. Vollzieht sich das Verh?ngnis bereits in der Raupe, so wird berichtet, dass die Fresser anfangs noch die edleren Teile des Opfers schonen, um m?glichst lange Profit von seinem Leben zu haben, und sogar ihre eigenen Exkremente unterdr?cken, um ihr Mastschweinchen nicht vor der Zeit zu vergiften. Und erst wenn sie selber zur Verpuppung reif sind, durchl?chern sie r?cksichtslos die Haut der entkr?fteten Raupe, die nun unter letzten Qualen abstirbt. Die ausquellenden flockigen Wespenkokons an der vertrockneten Haut sind dann die ,,Raupeneier" des Volksglaubens, es handelt sich aber, wie man sieht, um einen weit grausigeren Vorgang, als bloss eine normale Geburt w?re.

Wir betrachten aber noch einen Fall. Ein kleiner h?bscher Fisch unserer Gew?sser aus der Verwandtschaft der Karpfen, der im Hochzeitskleid vielfarbig schillernde Bitterling, praktiziert mit Hilfe einer langen Leger?hre seine Eier sehr geschickt in die bekannten Malermuscheln , wo in den Kiemen des lebendigen Muscheltiers die junge Fischbrut auskommt, -- im ?ussern Bilde also wie Wespe zu Raupe, nur dass sich diesmal die Jungfischchen mit der gesch?tzten Wiege im Fremdtier begn?gen und nachher g?nzlich harmlos wieder ausschw?rmen, ohne an der Muschel selber gefressen zu haben. Umgekehrt aber klammert sich die Jungbrut der Muschel, wenn sie ausgeschw?rmt ist, an erwachsene Bitterlinge oder in Ermangelung andere Fische und l?sst sich von ihnen eine Weile herumtragen, bis sie einen guten Fleck zum dauernden Neuansiedeln findet, -- wobei von ihr immerhin etwas, aber auch in der Regel harmlos, vom Fisch gezapft wird. Diesmal ist man wirklich schon nahezu ?ber die Wasserscheide zwischen Kampf und Frieden hinaus. Man k?nnte fast versucht sein, von dem zu reden, was ein ebenfalls ?lteres Forscherwort ,,Syn?kie" genannt hat : einfaches indifferentes Sicheinmieten eines Wesens bei einem andern ohne Schaden des Wirtes. So sitzen am Seestrande die allbekannten kleinen weissen Seepocken auf den blauen Miesmuscheln auf, sich selbst zur Bequemlichkeit, f?r die Muschel indifferent. Oder es geht der sogenannte Schiffshalterfisch mit einer Kopfscheibe gleichsam angeklebt am Bauch grosser Haifische oder auch der Menschenschiffe friedlich mit als einem kostenlosen Fahrzeug zweiten Grades, das den kleinen ,,blinden Passagier" gar nicht merkt. Immerhin ist bei der Muschel am Bitterling, wie gesagt, noch eine geringe Selbstschr?pfung auch des Tr?gers da, aber es w?re ein leichtes, auch sie noch friedlicher umzudenken in der Weise eben jenes Schiffshalters, der nicht mehr an seinem Fisch k?rperlich saugt, wohl aber gern von den ?usseren Nahrungsabf?llen des Grossen profitiert. Das Interessanteste aber ist wieder die Gegenseitigkeit der Hilfe: dem Fisch bietet die Muschel Unterschlupf und er selber ihr Fahrgelegenheit. Die Sache ist auch hier noch nicht ganz rein, sozusagen noch verzettelt; die Muschel kann gelegentlich auch andere Fische benutzen als den Bitterling wieder selbst; aber man f?hlt, wie rasch diesmal ein ganz mathematisch klappender Fall auf ~do ut des~ unter weitestem Friedensanschluss sich durch etwas dramatische Zusammenschiebung auf Orts- und Zeiteinheit herausdenken liesse. Wenn aber jeder schliesslich reinen Vorteil vom Domizil am andern hat: wie nahe l?ge auch hier irgend eine Mitverteidigung dieses gastlichen Domizils durch ihn selbst? Manche selbst winzigen Fischchen schirmen w?tig ihr Nest, z. B. die Stichlinge: hier ist das Nest die Muschel, warum also nicht sie ebenfalls sch?tzen, wovon dann sie selbst wieder den Dank ihrer Patenschaft h?tte? Fast wundert man sich, dass es im Beispiel nicht wirklich schon so ist. Und selbst von den Muscheljungen am Fisch liesse sich zur Not so etwas aussinnen, wenn man sieht, wie sich gelegentlich solche Mollusken mit allerhand Stink- und Farbs?ften , ja im ?ussersten Falle sogar mit richtiger ausgespritzter Schwefels?ure, die auch dem heftigsten Angreifer des Fischs nicht genehm sein k?nnte, verteidigen. Friedensschluss, Gegenseitigkeit, syn?kische Sitzgelegenheit f?r den Unrast und ebensolche Wanderm?glichkeit f?r einen Sitzer, N?hrabfall als bequemster ?berschuss ohne Teilverlust am Leibe selbst, Waffenaustausch: -- mit diesen Einzelst?cken k?nnen wir uns aber jetzt schon folgende Geschichte fast ganz aufbauen, soviel eigene Besonderheit sie im ?ppigen Proteusspiel der Natur wieder haben mag.

Jene S?ureschnecken d?rfen uns an ein anderes Tiervolk mit allgemein solchem ?hnlichen H?llenapparat erinnern. Das war ja eine der schauerlichsten Vorstellungen alter Sage: der Lindwurm, der gegen seinen Siegfried rotes Feuer spie, -- eine Vorstellung, bei der ich in diesem Falle ?brigens immer an die flammrote vorgeschnellte Zunge unserer heute noch grossen und einst in junger geologischer Zeit riesigen Waraneidechsen habe denken m?ssen. Wenn auch nicht mit solchem echten Feuer, so doch mit ?tzhauch zu arbeiten, ist aber wieder eine wirkliche uralte Kampfpraxis der Natur. Der Bombardierk?fer macht Angriffe mit knallender Salpeters?ure, unsere roten Waldameisen gehen mit hohen Garben Ameisens?ure vor. In den kan?lenhaft durchbohrten und bei Ber?hrung oben abbrechenden Schutzhaaren der Brennessel wird das zum richtigen Giftdolch, in den Brenngift einfliesst, und wieder dessen tierischer Gipfel ist der ?hnlich hohle und von Giftspeichel durchstr?mte Mordzahn der Viper. Eng an die Brennessel kn?pfen zun?chst nun als Naturtechniker ersten Ranges auf diesem Gebiet auch die unmittelbar so genannten Nesseltiere an, als Stamm auch als C?lenteraten und Pflanzentiere, im engeren volkst?mlicher als ,,Polypen" bezeichnet, wobei aber nicht der Polyp als Tintenfisch , sondern etwa unser kleiner gr?ner S?sswasserpolyp, die Hydra, oder, im Anschluss daran, alle Seerosen, Korallen und Genossen, sowie die auch wieder da hinein eng verschwisterten Quallen oder Medusen gemeint sind. Die meisten dieser Polypentiere f?hren trotz echter Tiernatur doch noch wieder ein pflanzenhaft sesshaftes Leben, und auch die zwar frei schwimmenden Quallen haben bei schutzlos weichem, gr?sstenteils wasserdurchsetztem K?rper nur erst ?usserst mangelhafte Selbstbestimmung. So taten hier brennesselhafte Wehr- und L?hmwaffen besonders not, die bei Fremdber?hrung gewissermassen einen geheimen Zauberbann um die zarte tierische Bl?te zogen und in denen das einfache Nesselprinzip sich dann mit dem Explosionsprinzip vereinigte. Auch diese Explosion, allerdings die nicht feurige, kalte, ist ja eine alte Naturtechnik: die wilde Balsamine, das ,,Kr?utchen-r?hr-mich-nicht-an" unserer W?lder, streut schon durch Spiralfederschuss seiner Schoten bei Ber?hrung seine Samenk?rner herum, und die italienische Vexiergurke schleudert durch eine ?hnliche innere Federmechanik beim Abbrechen dem Nichtsahnenden ihren ganzen Ekelinhalt weithin ins Gesicht. Am Polypen- und Quallenk?rper aber sitzen durchweg ungeheure Massen winziger Kapseln, von denen jede eine Art solchen kleinen, aber mit Brennstoff zugleich geladenen Explosivk?rpers darstellt, bereit, ebenfalls bei der Ber?hrung oder schon blossen Ann?herung eines feindlichen Fremdk?rpers auf ein Nervenzeichen hin mit aller Wucht zu explodieren. In zusammenfassendem Bilde kann der Hergang etwa so beschrieben werden, dass auf irgend einen gr?beren oder feinen, mechanischen oder chemischen Nervenreiz hin auf der Spitze der Kapsel ein Deckelchen sich l?ftet, worauf Wasser in das Innere eindringt und dort eine quellbare Gallertsubstanz zur elastischen Explosion bringt; dadurch wird ein handschuhfingerartig hineingest?lpter Schlauch mit voller Gewalt ausgekrempelt und ausgestossen, mit scharfen Dornen in die Haut des Angreifers eingebohrt und nachgeschoben, w?hrend sich gleichzeitig aus seinem Innern die konzentrierteste Brennfl?ssigkeit in die Wunde ergiesst. Die Verletzung ist h?chst unangenehm, wie vielleicht im kleinen mancher Leser aus dem Zusammentreffen mit einer gew?hnlichen Qualle im Seebade weiss. Es gibt aber Riesenquallen und grosse schwimmende Quallenkolonien , die nackte Schwimmer auf Tod und Leben so verbrennen k?nnen. Vielfach werden die Giftkapseln von besonderen Sammelstellen entsandt, oder sie k?nnen auch selber noch einmal an langen, ?ber und ?ber gespickten Schleuderlassos sitzen, und ihre Macht ist einzeln furchtbar genug, sich spielend selbst durch den harten Panzer eines Krebses zu ?tzen. Wo die Polypen- oder Quallentiere, wie es in diesem Reiche h?ufig Brauch, zu gr?sseren Familiengenossenschaften mit Arbeitsteilung der Geschwister zusammenhalten, da tritt auch diese Verteidigung sinnreich in den Verbandsdienst, indem sie besonderen Soldaten in der Kolonie einseitig anvertraut wird. In vielk?pfigem Gewimmel sitzt in solchem Falle etwa ein Polypenvolk von in sich gleicher Art auf irgendeiner Unterlage beisammen, alle auf diesem Fundament noch einmal durch ein besonderes Wurzelgeflecht mit Kanalanschluss k?rperlich verkn?pft. In diesem Kanal wird eine gemeinsame Familiensuppe rund getrieben, die von einigen besonders gierigen und maulbegabten ,,Fresspolypen" f?r alle mit bereitet wird. Dass aber das Ganze nicht von aussen bedroht werde und zugleich diesen ,,Familienm?gen" die n?tigen Schlachtopfer zugewiesen werden k?nnen, daf?r sorgen in der sinnigen Berufsteilung die ,,Wehrpolypen", die, mit Kapseln wurfbereit ausger?stet und gleichsam am ganzen eigenen schlanken Leibe in solche Schleuderlassos verwandelt, st?ndig auf der Lauer gegen Feinde oder zu l?hmende unvorsichtige Beutetiere liegen. Blumensch?n und blumenhaft wehrlos, wie diese bunten, oft kristallhaft durchsichtigen Nixenkinder in ihren Wassergr?nden erscheinen, bilden sie doch mit dieser raffinierten Technik dort eine keineswegs zu verachtende Grossmacht des unteren Lebenskampfs.

Aber sonst leiden sie doch auch an mancherlei ?belst?nden der Sesshaftigkeit. Vom freien Ortswechsel auf der Nahrungssuche, diesem Obervorrecht sonst des Tieres, das doch nicht wirklich pflanzenhaft den Boden am Fleck aussaugen kann, erscheint der Polyp, solange er sitzt, leidig entfremdet. Wohl kann er seine Unterlage selbst gelegentlich sinnreich verbessern, sich durch eigene mineralische Ausscheidung sozusagen auf immer besseren Stuhl setzen, -- wie ja das hierher geh?rige ?ppige Tropenvolk der Korallen in vereinter Kraft seiner Generationen durch solchen fort und fort nachwachsenden Kalkbau dem Sinken eines ganzen Ozeanbodens Trotz zu bieten wagt. Dennoch m?sste der einzelnen Seerose oder solcher Polypenkolonie manchmal recht erw?nscht sein, wenn sie auch noch die Gabe des M?rchens bes?ssen, den Fels, an dem sie haften, nicht bloss aufw?rts zu strecken, sondern wagerecht mit ihnen fortkriechen zu machen. Und da mag es seit alters geschehen sein, dass der Zufall nachhalf. Einzelne Kiesel, an die sich solche Seerose im sonst schlecht fassbaren Schlick angeklammert, rollten im Flutspiel ein St?ck weit mit ihr dahin, oder ein leeres, leicht verschobenes Schneckenhaus tat noch williger diesen passiven Dienst. Aber es geschah auch, dass in diesem Haus von tierischer Arbeit noch die Erbauerin, die Schnecke selbst, sass. Die Seerose war dann wieder Gast der Hausbesitzerin in zun?chst harmloser ,,Syn?kie". Solcher Schnecke selbst aber war nicht bloss zuf?lliger, sondern jederzeit selbstwilliger, wenn auch langsamer Ortswechsel beschieden, bei dem sie alle Male jetzt den blinden Passagier auf dem Dach ihrer schwerf?lligen dicken Postkutsche mitgehen liess, oft jedenfalls neuen und besseren Fleischt?pfen zu, die ja auch die Schnecke selbst, wenn sie zu den r?uberischen ihrer Sippe geh?rte, aufsuchte. Noch heute beobachtet man vielf?ltig solche Seerosen auf Schnecken, besonders den zur Anheftung hervorragend geeigneten wulstigen Murexarten, zu denen die erw?hnte sabbernde echte Purpurschnecke geh?rt. Bereits im alten Fischbuch Gesners von 1558 finde ich solche von zwei Polypen berittene Purpurschnecke in trefflichem Holzschnitt verewigt. Aber mit solchen Schneckenh?usern hatte es da unten in der Nixentiefe noch eine besondere Bewandtnis.

Zu den leeren und den noch von der Meisterin selbst bewohnten Schalen gibt es einen dritten, an sich auch allbekannten M?glichkeitsfall. Das ist jetzt wieder ein grosses Kapitel im Naturkampf: Tiere, die sich selber mit Fremdmaterialien zweiter Hand verteidigen, anstatt bloss mit eigenem Organ. So wirft der kleine Ameisenl?we automatisch aus seiner Grube mit Sand, und der Sch?tzenfisch schiesst nach Insekten mit hochgeschnellten Wassertropfen. Immer hat diese Stufe etwas, das bereits wie Vorspiel unserer menschlichen Werkzeugtechnik anmutet. Hierher geh?rt aber auch, dass ein Tier in findigem Instinkt sich den hinterlassenen Schutzpanzer eines andern zum eigenen Harnisch ?berst?lpt. Und daraus haben gewisse Krebse, Tiere mit verwickelten Trieben wie auch nicht schlechter pers?nlicher Wahlintelligenz, bei Schneckenh?usern seit alters eine Spezialit?t gemacht. Von grauen Tagen an holt das Volk der Paguriden, der Bernhards- oder Einsiedlerkrebse, sich durchweg solches leere Schneckenerbe, stopft den Hinterleib hinein und nutzt den fremden K?rass noch zu dem eigenen, wobei im Laufe der Dinge die Sitte bereits so fest geworden ist, dass sie der findigen Diebsgesellen eigenen K?rperbau beeinflusst, den nat?rlichen Panzer wenigstens an dem so ,,hinten im Fass" verwahrten Hinterteil als Ballast beseitigt und das Krebsende zugleich selber schneckenhaft in der Achse gedreht hat.

Auch auf solchen Fremdschalen mit Krebsinvasion aber siedelten sich Polypen und Polypenkolonien an. Und da sieht man denn auf den ersten Blick: das musste doch noch wieder bedeutsam Neues hinzubringen. Der Krebs l?uft trotz und mit der Huckepackschale immer noch gar viel behender als der Schneck, muss also seine blinden Passagiere, die er mit der Fremdkutsche ?bernommen, noch ganz anders zu ihrem Gewinn herumsch?tteln. Aber solcher Krebs ist auch, abgesehen vom Laufen, ein ganz anders unruhiger Geselle, immerzu strudelt er mit Beinen und Kiefern im Grundmoder herum, w?hlt alle Sorten Stoff durch und durch, wirft herauf und auseinander, und als noch wilderer R?uber lebt er sozusagen auf Schritt und Tritt im Schlachthause, packt, zerbeisst und hackt, was er nur kriegen kann, dass die Abfallfetzen nur so fliegen. Hat das Polypenvolk also gelegentlich schon von der Schnecke nicht bloss als Kutsche zum Wirtshaus profitiert, sondern unmittelbar etwas Kriegskost mit abbekommen, so muss sich das hier gradezu zum Hauptnutzen steigern. Immer mehr kann der ,,Storch auf dem Dach" da selber gebrauchen gleich den aufr?umenden Marabus in unsern indischen Menschenst?dten, und zuletzt ist ihm die Ortsbewegung wirklich fast gleichg?ltig gegen den Krebs in Person, der ihn, wo immer er Mittag h?lt, ohne Absicht aus den Brosamen seines Reichtums selber mitf?ttert. Man versteht, dass Polypen auf Schalen mit solchen Bernhardskrebsen allm?hlich fetter wuchsen als irgendwo sonst, und dass also die Naturz?chtung grade solche Bewohnung als ,,Syn?kie" mit freier Kost obenein auch in ihren Trieben beg?nstigen und die Polypen zum lebhafteren Anschlussbed?rfnis grade hier her?ber dr?ngen musste. Wie einfach war aber dann wieder eine weitere Logik.

Solcher Krebs ist gewiss ein verwegener Kerl, der es als reisiger Kriegsmann mit manchem aufnimmt. Aber auch er hat doch Feinde, die ihm ,,?ber" sind, gr?ssere seines Volks, wehrhafte Beisser unter den Fischen, die wilden ,,Kraken" oder Tintenfische, die auch schon bei kleinem Kaliber eine tyrannische Macht ?ben in den Jagdgr?nden da unten. Um sich dagegen zu sch?tzen, hat sich der Einsiedler ja schon den steinharten Fremdharnisch der Schnecke selbst ?bergezogen, in den er sich n?tigenfalls v?llig zur?ckzuziehen, ja den er durch kunstvoll in der ?ffnung gekreuzte Scheren oft wunderbar noch zu sperren weiss. Aber der ganz geschickte Gegner versteht es doch das eine- oder anderemal, ihn auch in dieser Festung zur ?bergabe zu zwingen, wobei es dann keinen Pardon gibt. Da aber musste es soundso oft ganz von selber auch geschehen, dass der b?se Feind unversehens den aufsitzenden Polypen zu nahe kam. Und gereizt schnurrte alsbald deren ganzer eigener Schutzapparat ab: es hagelte pl?tzlich von der einzelnen Seerose oder den Soldaten des Polypeng?rtleins da oben Explosivkapseln dem Fisch oder Tintenfisch auf den Kopf, dass ihm H?ren und Sehen verging und er in vielen F?llen nun doch noch jammervoll Reissaus nahm, also dass der bedr?ngte Krebs wunderbar wieder Luft bekam. Die Sache entwickelte eine neue Seite auch f?r den Krebs selbst! Der gleichg?ltige ,,Syn?ke" da oben brachte ihm im Wechselspiel selber einen Gewinn: n?mlich noch eine sehr wirksame Hilfsverteidigung. Das ,,Dach mit Storchnest" erwies sich als wesentlich wertvoller als das einfache Dach. Und abermals begreift man, wie auch dieser Vorteil nach Tierbrauch sich allm?hlich in festem Trieb gleichsam anlegen musste, der, wie er den Polypen Schneckenh?usern mit Krebsen darin geneigter machte, so im Krebsinstinkt Schneckenh?user mit Polypen darauf beg?nstigte.

Auf dieser einfachen logischen Basis gewahren wir nun ein gegebenes Bild, das wieder schon fr?h den Beobachtern am Meeresstrande sich aufdr?ngte, ohne ihnen doch gleich so verst?ndlich zu werden. In Menge sehen wir verschiedene Bernhardinerarten Polypen herumschleppen, als m?sste es so sein. Bald sitzt eine grosse einzelne Seerose, riesig im Verh?ltnis wie ein prunkvoller Federschmuck, auf der erbeuteten R?stung, bald dr?ngen sich dort sogar mehrere, gleich bunten Schirmen entfaltet schwebend oder auch einer fetten Schwarte ?hnlich den ganzen Harnisch noch einmal umklammernd. Sagartia- und Adamsia-Arten kommen in unseren Gew?ssern so besonders in Betracht. Oder das ganze h?ngende G?rtlein der Semiramis ist in Gestalt solcher auf Arbeitsteilung vereinten polypischen Geschwisterkolonie dem Dach eingebaut .

Betrachtet man aber genauer das Verh?ltnis, so merkt man alsbald, wie die allgemeinen Anschlusstriebe beider Parteien innerhalb dieser gel?ufigsten Typen bereits stufenweise Steigerung erfahren haben. Die schon h?ufig getragene ~Sagartia parasitica~ , eine grosse, wie eine Sommerhose braun und weiss gestreifte Seerose, die manchmal bis zu sieben Mann hoch auf der gleichen Krebsklause stolz gleich den Haimonskindern der Sage reitet, f?hrt doch noch ein halb selbst?ndiges Leben, erst in ihrer Reife sorgt sie sich um einen Krebs, die verschiedensten Klausner sind ihr aber eben recht, und wenn's sein muss, kann sie auch ohne einen bleiben, so wie auch die Eremiten selber ihrer nicht unbedingt ben?tigen zum Lebensgl?ck. Das vertritt offensichtlich noch eine ?ltere, losere Stufe. Aber bereits die echte ~Adamsia~, die der Tierkundige die ~palliata~, die ,,mantelhafte", nennt, kennt es nicht mehr anders, als dass sie schon von fr?her Jugend an mit ihrem sch?n bunten, oft pr?chtig weiss mit rosa ge?ugten Mantelleibe stets ein und dieselbe Krebsart, den ~Eupagurus Prideauxi~, begl?ckt, den man sich denn auch seinerseits gar nicht mehr ohne sie vorstellen kann. Und ebenso bl?hen gewisse h?ngende Kolonieg?rtchen, wie jene Podocoryne, allemal auf bestimmtem Krebs, und der Krebs lauert nur unter ihnen wie der zugeh?rige Drache ihres kleinen Paradieses, der allerdings selber noch von dem feurigen Engelsschwert dieses Paradieses profitiert. Hier muss schon l?ngst alles im eingefahrenen Geleise laufen ?ber jede zuf?llige Gelegenheit hinaus. Und damit ja kein Zweifel bleibe, entdecken wir diesmal auch schon k?rperliche Folgen des Daueranschlusses selbst. Die Anpassung mit ihrer grossen ausgleichenden Maschine hat eingesetzt, indem sie zun?chst den Polypenleib noch enger auf den neuen geselligen Nutzzweck zurechtschneiderte. Jene Adamsia heisst nicht umsonst die mit dem Pallium, die mantelartige. Sie hat die sonst so stolz nach oben bl?hende Rose ihres K?rpers abgeschafft zugunsten einer Art derber Knospe, die mantelhaft von unten her das Schneckenhaus des Krebses umgreift. Sie umgreift es aber von unten, weil so ihr ehemaliger oberer Rosenmund unmittelbar hinter dem Krebsmund, wie er abw?rts geneigt aus der Schnecke kommt, sich einstellen, den Abfall des Krebsmahls aus erster Quelle fassen oder wohl gleich am Krebsbissen mitfressen kann, etwa wie ein junges ?ffchen, das der Mutter unter dem Leibe h?ngt und der Alten listig ab und zu etwas vom Munde fortstiehlt, grade da sie es sich selber zu Gem?te f?hren will. Dabei zeigt aber eben solche Adamsia noch ein Besonderes. Sie versteht n?mlich, zu kurze Schneckenh?user auf dem Krebs selbstt?tig durch Abscheidung horniger Substanzen vorne anzul?ngen, als wachse die tote Schnecke gespenstisch noch weiter. Die alte felsbildende Kraft des Polypenstammes scheint noch einmal in ihr aufgelebt. Dem Krebs aber ist auch das von entschiedenem Nutzen. Als kleiner Kerl hat er schon solches Schneckenhaus, damals doch nat?rlich ein entsprechend kleines, bezogen. Wenn er nun w?chst, muss er ?fter ausziehen, ein neues, gr?sseres suchen. Wie h?bsch aber, wenn das Haus selber eine M?glichkeit zeigt, ?ber ihm zu wachsen. Ganz wird's ja nicht gehen, zuletzt wird er doch noch einmal wechseln m?ssen, immerhin ist's schon Gewinn, wenn ein zu kleines Dach nur noch etwas l?nger brauchbar bleibt. Und man versteht, dass der Polyp hier auch auf des Krebses Organisation r?ckwirken musste: er kann sich mit kleineren H?usern und weniger H?usern behelfen, ja man k?nnte sich denken, dass er unter Umst?nden gar kein echtes Schneckenhaus mehr brauchte, sofern ihm der Polyp nur selber eines auf den Leib misst. Und bei den h?ngenden G?rtlein jener ganz mitgeschleppten Polypenkolonien geschieht's wirklich so: da zersetzt der Dachgarten zuletzt die echte Schneckenh?lse, baut aber daf?r im gleichen Schritt einen solchen eigenen h?rnernen Schutzsack ganz zwischen Krebs und sich ein, der gen?gt und zugleich den Gewinn des eigenen Nachwachsens bringt. Solcher Ganzersatz ist dann wieder besonders wertvoll in der Tiefsee geworden, wo die geh?ufte Kohlens?ure ohnehin den Schneckenkalk angreift und fremde Kalkh?user zum Wechseln selten macht. Unsere deutsche Valdivia-Expedition hat aus dem s?datlantischen Ozean von einer Bank in nicht ganz 1000 ~m~ Tiefe zahllose Einsiedlerkrebse gezogen, deren K?rper von grossen rosettenf?rmig angeordneten violetten Seerosen bis zu einem Dutzend an der Zahl besetzt waren; mit unten verkn?pften Leibesh?hlen stellten auch diese Polypen eine Art Kolonie dar, in deren knorpelharter Grundmasse der Schneckenhauskalk bis auf den urspr?nglichen Hornbelag v?llig aufgel?st erschien, w?hrend der einfache derbe Knorpelsack dem Krebs allein gen?genden Hinterhalt bot. Dass der Krebs so auch die Tiefsee bestehen konnte, bedeutete auch ihm aber wieder eine betr?chtliche Erweiterung seines Lebenshorizonts.

Wir sahen, wie sie dem Krebs entscheidend mithalfen, zun?chst schon sozusagen rein zuf?llig, -- wie der Blitz den mittrifft, der sich unvorsichtig unter den Baum setzt. Im enger werdenden Anschluss versteht man dann, dass die Kapselwaffen sich oben wohl verst?rken mussten, da sie fortan mit ziemlicher Regel durch zwei Feinde, neben eigenen auch noch die des Krebses, zur Reizung kamen. Bei all den krebsreitenden Einzelrosen treten also neben den gew?hnlichen Hautkapseln noch jene schon erw?hnten, mit Millionen von Explosionskapseln gespickten Schleuderlassos in wirksamster Form auf, lange F?den, Akontien , zu deutsch Wurfspiesse, genannt, die durch das Mundtor oder besondere kleine Leibesschiessscharten entsandt und dem Angreifer weithin auf den Pelz gebrannt werden k?nnen. Die Einschaltung mag dabei ein interessantes Naturbild geben, dass ein einziger Seerosenfangarm unter Umst?nden 43 Millionen einzelner Kapseln f?hren kann, was bei 150 vorhandenen Armen die h?bsche Summe von 6000 Millionen verf?gbarer Geschosse in solchem ?therischen Blumenkind vermeintlicher Unschuld ergibt. Schon vor langen Jahren hat Eisig im sch?nen Neapeler Aquarium die Grundbeobachtung gemacht, wie eine solche Seerose mit besonderen Akontien einen grossen b?sen Oktopus, also einen Tintenfisch, der den Krebs vermittelst eines seiner langen Schr?pfkopfarme aus dem Schneckenhaus ziehen wollte, wie ein Feinschmecker bei uns eine leckere gekochte Weinbergschnecke auswickelt, in j?he Flucht und vorsichtige Fernbetrachtung trieb. Aber die Umwandlung ist nicht bei dieser einfachen Verst?rkung stehen geblieben.

Es haben sich zun?chst jetzt wieder bei dem Krebs als einem f?r h?here, verwickelte Instinkte durchaus schon geeigneten, ,,seelisch" geweckten Tiere starke Instinkte solcher Art an die von oben gebotene Unmittelbarverteidigung angeschlossen. Dieser Krebs bevorzugt in den engeren F?llen l?ngst nicht mehr bloss allgemein Schneckenh?user mit bestimmten Polypen darauf: er sorgt durch ganz feste Handlungen, die, allgemein instinktiv zu werten, doch im Einzelfalle sogar mit einem gewissen Mass Wahlintelligenz angewendet und eingepasst werden m?ssen, daf?r, dass er keinen Augenblick ohne Schutzpolypen bleibt. Schon in jenem grundlegenden Vortrag von 1883 hat Oskar Hertwig das mit durchweg dauerg?ltigen S?tzen festgelegt: ,,Man versuche nur einmal, den Freundschaftsbund der beiden Genossen zu st?ren; man nehme, wie es im Aquarium zu Neapel geschehen ist, einen Einsiedlerkrebs aus seiner Schneckenschale heraus, stopfe die H?hlung ... mit kleinen Leinwandst?ckchen fest zu und bringe sie wieder in das Meerwasser zur?ck. Bald wird man jetzt der Zuschauer bei einer h?chst merkw?rdigen Szene werden. Zun?chst strengt sich der Einsiedler an, die Leinwandst?ckchen aus seiner alten Wohnung, auf welcher sich noch die alte Seerose befindet, zu entfernen, und erst dann, wenn ihm nach vielem Bem?hen sein Vorhaben nicht gelingt, sucht er in einer leeren Schneckenschale, welche der Experimentator mit in das Aquarium gelegt hat, seinen Leib in Sicherheit zu bringen. Aber noch fehlt ihm seine Genossin. Er wandert jetzt zu der verlassenen alten Behausung hin, betastet die Seerose mit seinen Scheren und F?ssen, sucht sie von ihrer Unterlage loszul?sen und ruht nicht eher, als bis auch sie, seiner Ermunterung folgend, auf die neue Schneckenschale mit ?bergewandert ist. Einige Beobachter geben sogar an, dass, wenn durch Zufall die neue Wohnung dem Geschmack der Seerose nicht zusagt, der Krebs eine andere aufsucht, bis seine Gef?hrtin vollkommen befriedigt ist." Der letzte Satz mag etwas unbestimmt bleiben, wie es sich auch bisher z. B. nicht hat wieder best?tigen wollen, dass der Krebs seine Seerose geradezu absichtlich f?ttere; prinzipiell w?rde aber auch dieser letztere kleine Zug nichts Unwahrscheinliches mehr hinzutun, da Mantelaktinien ohne ihren Einsiedler im Aquarium trotz der sonst leichten Eingew?hnung dieser Rosen dauernd nicht zu erhalten sind, sondern auch bei Doppelfutter absterben, als seien sie durchaus von ihrem Krebs mit besonderen Bissen verw?hnt. Und es ?ndert auch nichts an den immer wieder gleichartig beobachteten Grundtatsachen, dass im einzelnen Umschl?ge vorkommen, gewissermassen launische Instinktabf?lle, wo, wie ein Tier trotz Elterninstinkt einmal pl?tzlich seine Jungen auffrisst, der Krebs seinen Polypen bei der Verpflanzung schlachtet.

Im engern schart sich um diesen entscheidenden Fall f?r unsere heutige Kenntnis aber sofort noch ein ganzer Kreis gleichsam erl?uternder Nebenf?lle mehr oder minder scharfer Art.

Eine neue Variante trifft dann eine Eigenschaft der Polypenpartei, die wir in dem Grundbeispiel bisher ?bergangen hatten, weil sie dort nebens?chlich war: aufsitzende Blume oder h?ngendes G?rtchen geben dem Krebs auch darin Schutz, dass sie ihn unkenntlich, n?mlich mit seinem ganzen Hause einem harmlosen Pflanzengebild wirklich gleich machen. Dass der Krebs auch darauf spekuliert, merkt man, wenn man Krabben, die keine Rosen tragen, sich doch k?nstlich drapieren, Algenpfl?nzchen pfl?cken, sich aufpflanzen und an den feinen Angelh?kchen des R?ckens befestigen sieht, bis auch das echte G?rtchen da oben weiterw?chst, -- wobei sogar gelegentlich sehr sinnreich auf rotem Grunde rote Algen gew?hlt werden und auf gr?nem gr?ne. Auch das aber konnte f?r sich Anlass zu Teil-Symbiosen werden: nicht nur Schnecken leben ?hnlich mit Rasen bildenden Moostierchen , die zugleich maskieren und die Schalen gegen St?sse verdicken helfen, sondern gewisse Bernhardiner verbinden sich statt mit Polypen gewohnheitsm?ssig mit derben roten Korkschw?mmen so , die ihnen ebenfalls allm?hlich das Schneckenhaus aufl?sen und mit ihrer ekeln Knolle ersetzen und, wenn sie schon nicht nesseln k?nnen, doch den Insassen mit einem f?r alle andern Tiere widerw?rtigen Unflat decken; ganz glatt scheint ?brigens diese Symbiose noch nicht zu klappen, denn der rote Schwamm mauert in bl?dem Wachstum gelegentlich den Krebs wie eine gefallene Vestalin lebendig ein.

Um so sch?nere Parallelf?lle bieten sich daf?r wieder, wo die Polypenbatterien als solche sich auch mit andern Genossen als grade Krebsen verbinden. Da sieht man kleine Polypenkolonien , die sich, efeugleich rankend, an gr?ssere heranwinden, der Zwerg noch von den Kanonen des Riesen profitierend und wohl auch als Spatz im H?hnertrog pickend. Oder es spielt solcher Wurm, wie wir ihn gelegentlich beim Krebs als Unterpartner fanden, f?r die Polypenbatterie selber gleichsam den Krebs: R?hrenw?rmer, wie die Schraubensabelle , nehmen sie auf ihren Lederschlauch, der zwar diesmal auch angeheftet sitzt, aus dem heraus aber der entfaltete ungeheure Kiemenkranz des Wurms einen solchen Ma?lstrom zum Anstrudeln rettungslos mitgerissener Schlachtopfer erzeugt, dass beide Parteien auf die Kosten kommen, w?hrend die Batterie gegen gr?ssere Seeungeheuer zugleich den Wurm frei schiesst, wie dort den Krebs. Doch auch solcher Ganzwurm kann sich selber einsiedlerhaft in ein Schneckenhaus einquartieren, das er nun genau wie der Bernhardskrebs schleppt und ebenso gern von einer Polypenkolonie bereiten l?sst, die darauf blitzt und auf die Dauer auch hier ein eigenes, f?r ihn noch wohnlicheres Blitzhaus an Stelle der urspr?nglichen Schneckenh?lle durch Zersetzung und Nachfundamentierung baut. Ein besseres ?usserliches Parallelbeispiel zu dem Krebsfall selbst kann es nicht leicht geben.

Erscheint aber darin der Wurm immerhin als ein niedrigerer Gesellschafter als der Krebs, dem man kaum so vollendete innere Instinkte zuschreiben w?rde, wie jenem, so springt gerade in dieser Linie auch ein noch viel h?heres Tier gelegentlich ein: n?mlich als Partner der Brennbatterie ein Fisch. Richard Semon beobachtete auf der Sundainsel Amboina einmal eine grosse Qualle aus der Gruppe der Rhizostomiden, die seinen Fangversuchen stets mit der ganzen Geschicklichkeit solchen Fischs und nicht der gew?hnlichen Hilflosigkeit dieser Schwimmblumen auszuweichen verstand. Es stellte sich heraus, dass die Qualle in der Tat mit einem kleinen Fisch in Symbiose stand, der, im Innern verborgen, ihrer durchsichtigen Glasglocke wie ein kluger Kapit?n durch geschickte Steuerst?sse Richtung gab, w?hrend sie ihn mit dem unnahbaren Brunhildfeuer, das auch solche Qualle umloht, verteidigte. ?hnlich fahren ganze Geschwader zierlicher Meer?schen regelm?ssig in jenen furchtbaren grossen Staatsquallen der Physalia, ballonhaft am Meeresspiegel dahinschwebenden Polypeng?rten mit ?hnlicher Arbeitsteilung des Geschwisterhaushalts wie bei jenen h?ngenden Semiramisg?rten der Podocoryne, deren Brennstrahlen, wie gesagt, ein Mensch erliegen kann. Und wieder noch andere Fischarten wohnen und schwimmen aus und ein in den tropischen Korallenparadiesen mit ihrer bunten Bl?tenpracht oder auch unmittelbar den grossen Einzelrosen selber, wie sie der Krebs sucht. Sie schleppen ihre Beute zu dem lebenden Haus und halten Tafel dort, wobei beim Herumschlucken und Mundgerechtmachen mancher Bissen auch auf die Rose abfallen mag. Der Fisch scheut sich hier durchaus nicht, in seine Rose selbst einzusteigen, wie dr?ben der Krebs in sein leeres Schneckenhaus: er h?lt sein Schl?fchen in der geschlossenen, spaziert in ihrem Magen herum und reinigt wohl auch die nicht eben gl?cklich hier angelegte, oben im Munde selbst wieder zur?ckm?ndende Kloakeneinrichtung der Partnerin. Mit Staunen sieht man solchen Fisch auf Dofleins Bild aus dem japanischen Meer sogar t?uschend genau die gelbe und rote Livree seiner Korallenpolypen tragen, so dass er daran hinschwebend selber nur wie ein abgel?stes St?ckchen Korallengrund erscheint. Immer aber auch hier scheint die Macht der Symbiose die ganze schaurige Waberlohe der Polypenburg wie mit einem Gegenzauber eingeschl?fert zu haben: auch der Fisch schreitet wie der Siegfried der Sage gefeit durch alle Flammen.

Man hat allerdings in diesem Falle noch eine Sondertheorie dazu aufgestellt. Es gibt eine Anzahl r?uberischer Fische, die gewohnheitsm?ssig Quallen verzehren, z. B. der direkt danach benannte Quallenfresser ~Schedophilus medusophagus~. Dazu m?ssen nun auch sie bis in den Schlund hinunter brennfest sein, ohne dass eine hemmende Ausschaltung von seiten der Qualle selbst in Frage kommen w?rde. Man nimmt also an, dass es sich hier um eine mitten im Kampf erworbene Giftfestigkeit des Fischs handle, wie wir sie ?hnlich beim Igel gegen Schlangengift oder bei unsern Raupen des kleinen Fuchses vor der m?helos verdauten Brennessel finden. Der Fisch hat davon im eigenen Verteidigungskampf noch den Nutzen, dass das aufgenommene Fremdgift sein pers?nliches Fleisch ungeniessbar, ja gef?hrlich und von anderen Tierinstinkten gemieden macht, -- was wieder an den geradezu gl?nzenden Schachzug gewisser Schnecken, der Aeolidier, erinnert, die, ebenfalls so brennfest, Polypen fressen, durch den sinnreichsten Innenmechanismus aber nicht explodiert verschluckte Kapseln der Polypen in ihre eigenen ?usseren Hautanh?ngsel wandern lassen, wo sie nun explodieren, wenn ein Fremdangreifer die Schnecke beim Fell packt. Aus solcher Brennfestigkeit, von den Ahnen im Kampf erworben, soll nun auch bei den heutigen symbiontischen Fischen ihre Siegfriedkraft, bloss jetzt friedlich gewendet, ?brig geblieben sein, und das w?rde also einen besondern Polypeninstinkt auch hier ganz ?berfl?ssig machen. Da man indessen bei der Krebssymbiose keinesfalls ohne solchen auskommt , sehe ich keinen strengen Grund, ihn nicht auch hier mitspielen zu lassen statt der immer etwas k?nstlichen Ahnenerkl?rung, -- zumal man grade Fische in jenen Tropenmeeren auch in einer friedlichen Symbiose mit grossen, beim Angriff wehrhaft ihre Stacheln aufsperrenden Seeigeln findet, wo doch von einem fr?heren Verzehren solcher harten Seeigeldolche keine Rede sein kann.

Ein anderes, etwas strittiges symbiontisches Geheimnis liegt dagegen immer noch ?ber dem schon seit Jahrhunderten solcher Dinge verd?chtigen, ?usserlich aalartigen Fierasfer-Fischchen in Seegurken. Die Seegurken sind tr?ge, wurstf?rmige Gesellen aus der Verwandtschaft jener Seesterne selbst. In ihre Hinter?ffnung schl?pfen nun die schlanken Fischlein ein und stellen sich mit geschmeidiger Drehung kerzengerade wieder r?ckw?rts um, den Leib in kiemenhaften Darmanh?ngen des grotesken Wirtes geborgen, die freche Schnauze aber am Hintertor, wo sie dann bissig die Gurke verteidigen soll, w?hrend sie selber von durch die ganze Gurke gestrudelten Krebschen profitiert. Es bleibt indessen bis heute unklar, ob die Gurke wirklich von ihnen beschirmt wird, und ob sie nicht Selbstfresser an ihr sind nach Art der Wespenkinder in der Ungl?cksraupe. Nesseln kann die Gurke ?brigens nicht, wohl aber erlaubt sie sich bei allzu grosser Bel?stigung gelegentlich sozusagen im ganzen zu explodieren, indem sie den eigenen Eingeweidebestand ausspuckt, wobei dann allerdings auch die Unruhg?ste ~nolens volens~ herausfliegen.

Inzwischen, so sieht man, erweitert dieser Kreis von Parallelbeispielen, sosehr er auch die symbiontische Sitte schon in dieser Tierschicht nicht als ganz vereinzelte Ausnahme, sondern bereits als etwas ziemlich weit Verbreitetes dartut und lehrreiche Details einflicht, doch das Grundbeispiel prinzipiell noch nicht, wie er auch noch keinen im ganzen harmonischeren, dar?ber hinaus vervollkommneten Fall geben kann. Um dahin zu kommen, m?ssen wir vielmehr erst wieder eine kleine Phantasieerweiterung uns gewissermassen nachschaffend ausdenken.

Solcher Polyp und Krebs sind gewiss himmelweit voneinander geschiedene Tiertypen. Gleichwohl macht ihre Symbiose aus ihnen schon einen gewissen neuen Einheitsk?rper. Die Genossen im Spiel bekommen etwas von Organen: der Krebs als Bewegungs- und Kauorgan, die Rose als Brennorgan. Jedes engste Zusammenhalten f?hrt wieder zu solcher Organ?hnlichkeit: man kennt das alte Gleichnis des Menenius Agrippa von den Organen am Menschenleibe, die sich gegenseitig helfen mussten, statt verderblichen Zwists; die Lunge hilft den Muskeln, der Darm der Lunge, die Leber dem Darm und so weiter. Das ist bei ein und demselben Wesen der gleichen Art. Aber wo immer ,,Hilfe" auftaucht, da muss sich ein Entsprechendes durchsetzen. In der Polypenkolonie werden die Einzelindividuen erneut zu einer Form von Organen im Geschwisterverband, wie soll's nicht auch auf Polyp und Krebs zuletzt treffen. Und man k?nnte sich nun denken, dass das auch hier noch viel weiter ginge. Jene Aeolidier-Schnecken, die den Rosen so sinnreich ihre Kapseln abnehmen, um sie bei sich selbst abzubrennen, geben einen Anhalt, was da auch friedlich noch an unentwirrbarer Durchdringung m?glich w?re. Bei den Krebsen gibt es einen Schmarotzer, den Wurzelkrebs, der sich Krabben unter den Leib beisst und ihren ganzen K?rper bis in die feinsten Verzweigungen mit einem eigenen Wurzelgeflecht durchspinnt. So k?nnte am Ende der Polyp sich mit seinem Zellgewebe in den Krebs verzetteln, der Krebs aber sozusagen im Polypen ausfliessen, bis der Zoologe vor dem R?tsel st?nde, wo ihm das eine Tier anfinge und das andere aufh?rte. In jenen gleichen Seegurken wohnt auch eine parasitische Muschel, die ~Entoconcha~ mit dem Beiwort der ~mirabilis~, der wunderbaren, die so eng dort gleichsam innerlich eingeschraubt ist, dass noch ein Anatom solchen Ranges wie unser Johannes M?ller sich einst verbl?ffen liess, sie sei wirklich nur ein St?ck Gurkenleib, das dann die unm?glichsten Allotria trieb, bis zu einem Wirrsal, das M?ller, man kann wohl sagen, damals geradezu den Verstand gekostet hat. Dieser Knoten wickelte sich allerdings auseinander, als man die gesonderte Fortpflanzung entscheiden liess, die aus der Gurke wieder Gurken, aus der Schachtelmuschel Muscheln ergab. Aber wenn nun auch da die Symbiose einen letzten Trumpf spielte?

Die in den Pilz mehr oder minder wie eine oberfl?chliche Stickerei eingewebte gr?ne Alge kocht in ihrer Chlorophyllk?che mit Lichtheizung nicht nur Lebensnahrung f?r sich, sondern sie erzeugt auch in der F?lle der Kraft ?berschuss genug, den hungrigen Pilz mitzun?hren, friedlich, ganz im Sinne des fr?her Gesagten, ohne dass er selber an ihr fressen muss. Der Pilz aber, der gewissermassen hier die Alge als Kochtopf auf seinen H?nden sich vorh?lt, wie oben die kleine Korallenriffkrabbe ihren Seerosen-Revolver, tut ihr daf?r den Gegendienst des umsichtigen G?rtners, der sein B?umchen hegt, dass es f?r ihn fruchte, -- selbst kann er nicht an seine innere Kraft, wie ein Gl?ckswunder auch f?r sich muss er sie hinnehmen, wohl aber darf er der Wurzel den besten Stand geben, den Boden d?ngen und w?ssern, damit die Frucht so reichlich werde, dass er selber ohne Schaden der Pflanze davon mitleben kann; so saugt auch der Pilz der Flechte Wasser samt den darin enthaltenen Mineralsalzen und leitet sie der K?che als Betriebsstoff zu, er kondensiert das W?lkchen noch am unfruchtbarsten Fels und Holz, und er gr?bt selbst im h?rtesten Granit mit eigener ?tzender S?ure immer wieder ein T?pfchen gleichsam aus, in dem das Ganze zwischen Himmel und Abgrund haften mag. Dass solche genossenschaftliche Fabrik, wo die eine Partei, noch an den nacktesten Prometheusfelsen gekettet, aus Licht und Luft s?sse Speise zu bereiten versteht und die andere daf?r alle grobe Handlangerarbeit versieht, noch ausdauern kann, wo sonst Alge wie Pilz allein, ja jegliches bekannte Leben erlahmen m?sste, begreift man, -- bewundernd aber sieht man dabei auf die Symbiose hier als eine Mehrerin nicht bloss des Einzelraumes einer Art, sondern des ganzen Lebens auf Erden, w?hrend man zugleich auch an eine gewisse geschichtliche Verkettung denkt, die wohl gerade in dieser Pilzsymbiose stecken k?nnte. Denn der Pilz, heute von der eigenen elementaren Bereitung des pflanzlichen Lebensbrotes abgeschnitten, ist, so darf man vermuten, selber doch wohl urspr?nglich nur ein verlorener Sohn der Pflanzenwelt gewesen, ein abgelenkter Zweig etwa der Algen selber, der diese Gabe nachtr?glich verloren hatte, weil er sich gew?hnt, in der lichtfernen Bodentiefe dem Abhub des Lebenstisches der andern bei Tod und Verwesung nachzugehen. Aus dieser Tiefe ist er aber dann doch wieder vielf?ltig als ein schlimmer Fresser und Parasit auch am wirklich Lebendigen erstanden. Bis in solcher Symbiosenform abermals eine Art neuen Ausgleichs auch f?r ihn eintrat, bei dem er friedlich von oben das verlorene Brot wiederbekam, daf?r aber jetzt seine als Bergmann und Schatzsp?rer in der Tiefe erworbene Kraft in den Dienst dessen stellte, der ihm dieses Brot gab, -- womit auf weitem Umweg der Natur etwas geschaffen war, das auch im ganzen da oben im Licht eine gl?ckliche Neuerung und Erweiterung darstellte.

Die Entlarvung der Flechte als eines im Kleinleben der Natur gradezu allgegenw?rtigen Symbiosefalls war aber kaum erfolgt, als sich an sie eine noch viel umfassendere Entdeckung anschliessen sollte. Alge wie Pilz sind an sich Niederformen der Pflanzenreihe, wie sie trotz ihrer Allverbreitung doch auch in unserm Wald- und Gebirgsbilde gleichsam nur eine Deckfarbe bilden. Da aber traten mit Mitte der 80er Jahre abermals deutsche Botaniker mit der ?berraschenden Erkl?rung hervor, dass auch der ganze obere Grundstamm unseres heimischen Vegetationsbildes, der Wald mit all seinen Eichen, Buchen, Birken, Kiefern, Tannen, Fichten und seinem ganzen Strauchwerk an Preiseln, Ginster und so fort bis in den unendlichen Teppich der Heidekr?uter hinaus und im Hochgebirge bis in den obersten Ring der Alpenrosen hinauf nichts anderes darstelle als eine einzige unfassbar ungeheure Symbiose mit einer d?monisch unsichtbaren Unterweltsmacht. Das wunderbare Problem der ,,Mykorrhiza" war es, das hier aufd?mmerte.

Der Ausdruck, von Frank eingef?hrt, bedeutet griechisch Pilzwurzel. Das Entscheidende liegt aber auch hier wieder in der symbiontischen Doppelbeziehung Pilz und Wurzel. Bei all diesen landschaftsbestimmenden Holzgew?chsen unserer Forste und Heiden treffen die unterirdisch w?hlenden feinen Saugwurzeln in der Heide- und Dammerde auf allenthalben dort wucherndes und aus Sporenkeimen immer wieder reichlich nacherzeugtes Tiefengeflecht von Pilzen. Dabei umspinnt dieses Pilzmyzel aber die Wurzeln mehr oder minder dicht, dringt bisweilen bis ins Innere selbst vor oder umkleidet sie doch mit einem so vollkommenen Mantel, dass sie selber, von Wasser und Mineralsalzen abgeschnitten, elend mit ihrem ganzen aufruhenden Walde und Heidekraut vergehen m?ssten, wenn nicht eben wundersamerweise die Pilze selber eintr?ten, von sich aus den Boden weithin in der findigsten Weise bearbeiteten, durchst?berten, auslaugten und kanalisierten und das Ergebnis ihrer eigenen Bergmannsarbeit den fremden Wurzeln ausgiebig zuf?hrten. Auf den ersten Anblick k?nnte man versucht sein, hier bloss einen Gl?ckszufall der Natur zu sehen: gen?tigt, in den allenthalben dick infizierten Pilzboden zu gehen und dem Umsponnenwerden hilflos preisgegeben wie eine Fliege im Netz, k?men die Wurzeln durch irgendeine Durchl?ssigkeit der strotzenden Pilzf?den grade noch mit einem blauen Auge davon. Die Sache liegt aber auch diesmal entschieden tiefer und l?uft auf die kolossalste Symbiose der Natur hinaus. Alle jene Wurzeln verk?mmern heute ohne Pilz. Deswegen kann man Eriken, Azaleen, junge Tannen und L?rchen, wie jedem G?rtner bekannt, nicht in reiner Gartenerde, die keine Wald- oder Heidepilze enth?lt, ziehen. Der Pilz ersetzt offenbar der Wurzel nicht bloss, was er ihr nimmt, sondern er hat von je selbst?ndig zugegeben und die Pflanze hat sich gew?hnt, ihn als unentbehrlich zu betrachten. Der einleuchtendsten Erkl?rung nach handelt es sich bei all diesen B?umen und Str?uchern um von Natur m?ssige Wassersauger, die aus eigener Kraft auf schlechtem Boden oder bei starker Konkurrenz stets versagt h?tten, der Pilz aber pumpt ihnen erst die volle Bodennutzung zu. Erst durch ihn, den geschickten Gnomen der Tiefe, ballt sich der sch?ne Wald da oben auf, prangt die Heide in ihrem Purpur, wirft sich die Matte in Alpenrosenglut. Warum aber leistet er der fremden Wurzel, die in gewissem Sinn auch seine Konkurrentin ist, diesen Dienst? Nun eben, weil auch hier Symbiose mit Gegengeschenk wirkt, eine ganz ?hnliche wie in der Flechte, -- ob nun dort nur ein paar gr?ne Algenzellen auf dem Pilz ruhen oder hier ein ganzer tausendj?hriger Eichbaum: der Pilz kann selber aus den Elementarstoffen wieder keine N?hrsubstanz kochen, denn ihm fehlt das gr?ne Pflanzenblatt oben im Licht. Baum und Heidekraut aber verm?gen es, und was sie oben so fabriziert, dessen str?mt der ?berschuss jetzt unten aus der Wurzel wieder dem offen angeschlossenen Pilz selber zu. Und so waltet auch hier der grosse Vertrag: er reichert die K?che von unten an und teilt daf?r den fertigen Mittagstisch.

Wenige, die durch den w?rzigen Buchen- und Tannenduft wandern, m?gen ahnen, was f?r dunkle Wege die Natur erst hat abschreiten m?ssen, um diesen lichten Naturzauber zu erm?glichen. Man denke sich aber Wald und Heide auch nur aus unserm deutschen Heimatbild fort und man begreift, dass Symbiose kein verlorener Einzelfall und auch nicht bloss eine Gebietserweiterung ist: sie ist eine Grunderscheinung des irdischen Lebens, an seinem Kern und Herzen allerorten in Kraft. Wobei es einen h?bschen Einklang noch geben mag, dass man Mykorrhizabildung bereits an den urweltlichen W?ldern der Steinkohlenzeit nachgewiesen haben will. W?hrend man zugleich auch hier wieder im Sinne des oben angeschlagenen Gedankens den Pilz ahnt, der sich aus seinem Tartarus erneut zum Licht gefunden; diesmal hat er es, ohne den Tiefengrund selber zu verlassen, aber gerade so doch erst in der allerwirksamsten Weise, die uns statt des Bildes vom verlorenen Sohn fast den Satz wagen l?sst, dass durch seine Existenz das Pflanzenwesen als Ganzes gleichsam in zwei vollkommene Anpassungsformen auseinandergespalten sei: die eine nach oben f?r das Licht und die andere ebenso denkbar gut f?r die Unterwelt -- und dass die Symbiose das dann wieder zu einem erg?nzenden ?berorganismus zusammengeschmiedet hat, mit Meile um Meile Wald und Heide als Lichtorgan und entsprechend mitlaufendem Pilzgeflecht als der wahren Wurzel dazu.

Hinsichtlich der Fortpflanzung ergreift die Mykorrhiza zwar sogleich die ersten Seitenw?rzelchen des h?heren Pflanzenkeims, geht aber im Walde f?r gew?hnlich noch nicht an den Samen selbst, ein so enger Anschluss war hier wohl nicht n?tig, da ja jeder Waldhumus von Pilzen ohnehin wimmelt und auf die engere Art diesmal noch weniger anzukommen scheint; immerhin bemerkt man z. B. bei den auch hier anschliessenden Orchideen bereits eine Pilzinfizierung des Samenkorns im Boden als notwendige Voraussetzung, wenn es ?berhaupt keimen soll, der Weg lag also auch klar offen. Auf der andern Seite kommen nat?rlich bei so riesiger Ausdehnung dieser Symbiose auch wieder kleine Schwankungen vor, wo das durchweg friedliche Verh?ltnis einmal etwas st?rker von seiten der Wurzel oder des Pilzes in ausbeutenden ?bergriff umschl?gt: man muss eben immer bedenken, dass der Frieden dem Kampf urspr?nglich abgelistet war und den alten Pferdefuss noch nicht v?llig verleugnet. Auch bestehen ?ber die Einzelheiten, was besonders der Pilz der Wurzel an Stoffen liefert, noch mancherlei Meinungsverschiedenheiten der Forscher, aus denen sich doch, soviel ich sehe, die hier vorgetragene Form als die allgemeinste ergibt, ohne dass es f?r unsern Zweck hier eines engern Eingehens auf diese mehr pflanzenphysiologische Seite der Sache bed?rfte. Aber im ganzen ragt auch hier das Beispiel, das an Gr?sse nicht mehr zu ?berbieten ist. Und ihm schliesst sich sofort noch ein zweites an, das, nicht ebenso universal f?r den Naturhaushalt, doch im Menschenhaushalt Epoche gemacht hat, seit man auch seinen Berg mit dem Sesam der Symbiose zu ?ffnen verstand.

Die vollkommene Pflanze braucht zu ihrer Lebensk?che ausser der Luftkohlens?ure und anderem stets auch Stickstoff als Material. Aber obwohl sie im ungeheuren Stickstoffmeer unsrer Luft best?ndig schwimmt, kann sie doch dieser Luft selber keinen Stickstoff zur Eiweissbereitung entnehmen, muss ihn vielmehr mit der Wurzel aus den gel?sten Salzen des Bodens ziehen. R?tselvoll ist diese L?cke ihres Haushalts, auf einen Urzusammenhang im Baum des Lebens schauen wir hier, den unser Blick heute nicht durchdringt. Auf ihm aber beruht umgekehrt wieder unsere menschliche Kunst des D?ngens. Auf Boden, arm oder schon ausgelaugt an jenen Salzen, f?gen wir k?nstlich neuen Stickstoffgehalt zu und mehren so selbstt?tig der auch uns wertvollen Pflanze Kraft. Aber eben in diesen Dingen zeigte sich seit alters auch ein neues Geheimnis. Gewisse Pflanzen kamen auch mit stickstoff?rmstem Boden aus, und dennoch speicherten sie in sich fortwachsend Stickstoff an. Wenn man sie gr?n wieder einpfl?gte, war der vorher sterile Boden von ihnen selbst wie ged?ngt. Hier beruhte die Bedeutung der Lupine, die den schlechtesten Boden f?r Korn reif machte, wenn man sie vorher pflanzte und dann eind?ngte. Konnte diese Lupine also doch auch Luftstickstoff verwerten? Nein, keine gr?ne Pflanze kann's, und des R?tsels L?sung bleibt abermals eine wundervolle Symbiose. Es gibt auch in solchem schlechten Acker gewisse winzige Wesen, zu den Bakterien geh?rig. Meist nennt man solche Bakterien Spaltpilze, aber eigentlich stehen sie noch ihr St?ck auch unter dem echten Pilz als ganz einfache Urwesen. Schon von solchem echten Pilz selbst ist nun gelegentlich bei der Mykorrhizafrage vermutet worden, er sei ein heimlicher Luftstickstoff-F?nger in seinem Tartarus, doch bleibt das einstweilen problematisch. Die hier gemeinten Bakterien, noch ein St?ck elementarer als er, k?nnen aber wirklich, was die Pflanze auch als Leguminose nicht vermag: sie k?nnen bei bestimmter eigener Kraftf?tterung aus der auch da unten noch verbreiteten Erdluft wirklich unmittelbar Stickstoff umsetzen. Und solche Stickstoffbakterien sind nun abermals mit den Wurzeln jener Leguminosen in Symbiose getreten in einer etwas zum Zweck abge?nderten Mykorrhizaform, indem sie kolonienweise dort eindringen, die Wurzeln ?hnlich den bekannten, die Bl?tter oben anstechenden Gallwespen zu kleinen kn?llchenartigen Wucherungen bringen , in denen sie sich nun h?uslich einrichten, Wohnung und Wochenstube finden und einen h?chst erstaunlichen Kost- und Fabrikbetrieb mit der Pflanze eingehen. Die gr?ne Pflanze kocht ihnen, was sie bei all ihrer noch weiteren Alchymistenkunst doch auch nicht k?nnen, Lebenssuppe und leitet sie ihnen von oben zu. Sie aber gewinnen eben davon in ihren Nestchen jenes Mehr an Energie, um nun Luftstickstoffabriken herzustellen, die sie wieder der Pflanze nutzbar machen. So kann die Pflanze wunderbar gedeihen wie im nicht endenden Mistbeet, und wenn sie selber in den Grund von uns eingebuttert wird, versteht man, dass sie den Boden neu aufbessern muss, als sei sie selber ein konzentrierter Stickstoffd?nger: daher das Wunder der Lupine.

Auch in diesem Fall ist unsere Weisheit jung, so gut auch schon die Antike die Praxis der Lupine kannte, kaum dass auch sie ?ber das Ende der 80er Jahre zur?ckgeht; und auch hier laufen noch die Theorien mit manchem Wenn und Aber, auch sollen wieder kleine parasitische Z?ge, vielleicht doch nur unnormal, nebenher eingehen. Umgekehrt w?chst aber der anfangs kleine Umkreis auch dieser Dinge schon ersichtlich weiter, schon kennt man von unsern Erlen ?hnliche Stickstoffsammelkn?llchen, und wer weiss, wie sich die echte Mykorrhiza gar noch mit diesen Bakterienfabriken eines Tages kombiniert erweisen k?nnte, -- so reisst die symbiontische Betrachtung jedenfalls auch hier wieder etwas wie ein Tor auf, indem sie zugleich ein uraltes Saisbild der Landwirtschaft entschleiert und damit dem Menschen als dem grossen entscheidenden Landwirt im Naturhaushalt dieser Erde bedeutsam wird. Hat man doch neuerdings mit einigem Erfolg sogar schon versucht, die Leguminosen k?nstlich noch wieder aufzubessern, indem man ihren Boden mit in Reinkultur gez?chteten Stickstoffbakterien impfte: wieder ein ?bergang zu neuer Dreisymbiose, wo der Mensch zu Pflanze und Spaltpilz tritt oder in dem Lupinenfall gar einer vierfachen, in der erst das sp?tere Korn dem Menschen wieder den Einsatz zur?ckbringt. Worein sich freilich hier schon eine Leitkraft seitens des ?berlegensten Wesens mischt, die wir erst gleich n?her zu beachten haben werden.

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