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Read Ebook: Der Kollektivismus und die soziale Monarchie by Neupauer Josef Von

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Ebook has 48 lines and 9859 words, and 1 pages

s wird dem ?berwundenen die Einl?sung dieses Papiergeldes oder dessen Anerkennung als gesetzliches Zahlungsmittel auferlegt. Freilich hat in einem solchen Kriege auch der Feind den Vorteil, dass er im Kollektivstaat alles, was er findet, als gute Beute nehmen kann, weil alles Staatseigentum ist, wobei aber das Nachfolgende zu ber?cksichtigen ist.

Ein anderer Vorteil, n?mlich auf Seite des Kollektivstaates, ist die M?glichkeit, die gef?hrdeten Grenzdistrikte vollst?ndig zu r?umen und auch von allen im Kriege erforderlichen G?tern so zu entbl?ssen, dass der Feind, wenn er den Verteidiger doch zu werfen und in sein Land einzudringen verm?chte, gezwungen w?re, sich bloss aus den eigenen Nachsch?ben zu verproviantieren, was ihm enorme Schwierigkeiten verursacht und rasches Vordringen unm?glich macht. Da n?mlich alle G?ter Staatseigentum sind und alle Produktionszweige vom Staate betrieben werden, so kann die Verwaltung alle Frauen und Kinder, sowie die nicht streitbaren M?nner, aber auch alle Vorr?te und das Vieh in das Innere des Reiches zur?ckziehen, wo jeder sofort Unterkunft, Nahrung und Arbeit findet. Wer diese Reise zu Fuss machen kann, marschiert nach dem Innern und wer auf Transportmittel angewiesen ist, wird um so leichter nach dem Innern bef?rdert werden k?nnen, als die Transportmittel, welche Truppen und Kriegsmaterial nach der Grenze bringen, sonst leer zur?ckgehen m?ssten. Auf dieselbe Art wird man alles nach dem Inneren bringen, was nicht zum Unterhalte der eigenen Armee n?tig ist und der Feind im Falle seines Einmarsches f?r seine Zwecke brauchen k?nnte.

Kann das Grenzgebiet von der nicht streitbaren Bev?lkerung ganz ger?umt werden, so wird der einbrechende Feind keinen F?hrer finden und den Kundschafterdienst nicht organisieren k?nnen, wof?r ?brigens der B?rger eines Kollektivstaates auch nicht zu gewinnen w?re.

So hat es den Anschein, als ob im Kriegsfalle zwischen Kollektivstaaten und anders organisierten Staaten alle Vorteile auf Seiten der ersteren w?re, abgesehen davon, dass der Kollektivstaat die Sympathien der Bev?lkerung des angreifenden Nachbarstaates auf seiner Seite h?tte, die im Siege des Kollektivismus ihre Erl?sung sehen muss. Siegt der Kollektivismus, so wird er das bezwungene Land so lange verwalten, bis auch dort das Kollektivprinzip durchgef?hrt ist und er wird sich aus den Vorr?ten des Gegners alles ersetzen, was er f?r den Krieg hat aufwenden m?ssen. Die Kriegsentsch?digung wird auch f?r allen jenen Schaden zu leisten sein, der aus der Verminderung der arbeitsf?higen m?nnlichen Bev?lkerung durch Tod oder Verwundung entstanden ist. Freilich rechtfertigt diese Betrachtung von dem Machtzuwachs, den der Staat durch den ?bergang zum Kollektivismus erlangen w?rde, die Bef?rchtung, dass die Nachbarstaaten diese Umwandlung zum Anlasse eines Krieges machen k?nnten. Allein dagegen w?re wieder eine Hoffnung darauf zu setzen, dass diese Macht, weil sie nur f?r die Verteidigung ins Spiel gebracht w?rde, nichts Herausforderndes hat und dass kein Nachbar einen Angriff von Seiten des Kollektivstaates zu f?rchten h?tte. Auch l?ge es f?r ausw?rtige Staaten n?her, das, was dem Nachbar einen Machtzuwachs bringen muss, nachzuahmen, als ihn zu bekriegen.

Vorteile und Nachteile des Kollektivismus.

Nach dem, was in diesem Werke dargelegt wurde, scheint es gewiss zu sein, dass der Kollektivismus, so gehandhabt, wie hier vorgeschlagen wurde, nur Vorteile f?r die Gesellschaft und f?r jeden Einzelnen h?tte. Freilich kann der Kollektivismus, wenn der kollektivistische Staat anders eingerichtet wird, ebenso verderblich sein, wie ja auch das Privatverm?gen in den H?nden eines Weisen sich sehr n?tzlich machen kann, in den H?nden eines W?stlings oder Fanatikers aber verderblich wirken wird. Wird der Kollektivismus ins Leben gerufen durch Toren oder Betr?ger, welche dem Arbeiter das Ideal einer zweist?ndigen Arbeitsdauer vorschwindeln, so wird allerdings das allgemeine Elend die Folge sein und bem?chtigen sich die Jesuiten, Paraguays gedenkend, des kollektivistischen Ideals, so kann geistloser Pietismus an die Stelle unserer Kultur treten. Ich suche durch den Kollektivismus den modernen Staat auszugestalten, der mir von allen Einrichtungen, von welchen uns die Geschichte berichtet, das Herrlichste scheint, derzeit nur eingeschn?rt in die Fesseln einer veralteten Gesellschaftsordnung und darum an der Erf?llung seiner Mission gehindert. Alles, was ich anstrebe, strebt der moderne Staat an, aber in Anbetracht seiner beschr?nkten Mittel unvollkommen und schw?chlich.

Der Kollektivstaat w?rde Kunst und Wissenschaft viel grossartiger pflegen, als der heutige Staat vermag, er w?rde das Elend beseitigen, das Volk veredeln, die sanit?ren Verh?ltnisse vervollkommnen, Verbrechen, Vagabundage, erbliche und ansteckende Krankheiten unterdr?cken und es ist kein Zweifel, dass von der Einf?hrung des Kollektivismus ein neuer, grossartiger Aufschwung der Kultur datieren m?sste.

Wir haben gesehen, dass von den Anklagen, die gegen die Ver?nderung der Gesellschaftsordnung erhoben werden, keine sich als stichhaltig erweisen wird. Der Kollektivismus widerspricht nicht nur dem Christentum nicht, er ist vielmehr dessen Erf?llung, er ist das Wesen dessen, was Christus das Gottesreich nannte. Wer seinen N?chsten liebt, wie sich selbst, muss den Kollektivismus herbeiw?nschen und w?nschen, dass davon in der Hauptsache jener Gebrauch gemacht werde, der in diesem Buche vorgeschlagen wurde.

Aber so vern?nftig ein Kollektivismus ist, der den gemeinsamen Gebrauch aller G?ter nach gerechten Grunds?tzen verwaltet, so absurd ist Tolstojs christlicher Anarchismus.

Auch Aristoteles fordert von jedermann eine solche M?ssigung im Erwerbe und im Geniessen, dass niemand in der Aufrichtung des Kollektivstaats etwas Beengendes sehen k?nnte.

Die Freiheit wird durch den Kollektivismus nicht vermindert, sondern vermehrt, und das gr?sste Mass von Freiheit wird nicht den durch Geburt, sondern den durch Verdienst dazu berufenen Personen zuteil. Ebenso falsch ist, dass der Kollektivismus nur die materiellen Interessen f?rdere. Der moderne Staat, wenn er die Mittel zur Verf?gung h?tte, die ihm der Kollektivismus bieten w?rde, w?rde den idealen Interessen viel mehr Vorschub leisten, als heute m?glich w?re. Der Kollektivismus ist die Ordnung selbst und somit der Antipode des Anarchismus. Aber er ist nur die Ordnung in den Dingen, >>die sich im Raume stossen<<, den Ideen kann er weit gr?sseren Spielraum gew?hren, als der heutige Staat. Hier verweise ich auf einen als Motto zitierten Ausspruch Bismarcks. Sidney Whitman erz?hlt in seinem Buche: >>F?rst Bismarck. Pers?nliche Erinnerungen aus seinen letzten Lebensjahren<<, dass Bismarck einmal sagte: >>Wenn ich die Gestalt w?hlen k?nnte, in der ich noch einmal leben m?chte, so weiss ich nicht, ob ich nicht ganz gern eine Ameise sein w?rde. Sehen Sie, dieses kleine Insekt lebt in einem vollst?ndig organisierten Staate. Jede Ameise muss arbeiten, ein n?tzliches Leben f?hren, jede Ameise ist fleissig. Da gibt es vollkommene Subordination, Disziplin und Ordnung. Sie sind gl?cklich, denn sie arbeiten.<< Dieses Ideal verwirklicht f?r Menschen der Kollektivstaat, und die Zeit ist nicht mehr fern, wo es eine Schande sein wird, etwas zu geniessen, was man nicht durch Arbeit verdient hat. Ich kann nur sehen, dass meine Freiheit im Kollektivstaat gr?sser w?re, als sie heute tats?chlich ist, obwohl ich den herrschenden Klassen angeh?re. Meinen Enkeln kann ich nur w?nschen, dass sie den Sieg des Kollektivismus erleben.

Alle Anklagen gegen den Kollektivismus sind Eingebungen des Parteigeistes. Freilich gibt es Berufe, welche sich durch den Kollektivismus bedroht sehen, so insbesondere die der Juristen, Kaufleute, Unternehmer, Priester. Allein es wird gezeigt, dass die Umwandlung viele Dezennien dauern wird und mittlerweile werden diese Berufe nach und nach aussterben, keiner aber, der ihnen angeh?rt, wird Schaden leiden. Daf?r aber er?ffnen sich neue Erwerbszweige, und es wird der k?nftige Verwaltungs-, Sanit?ts-, Unterrichts- und Erziehungsdienst vorbereitet.

Der Kollektivismus ist aber vorz?glich volkswirtschaftlich vollkommener als die heutige, auf dem Privateigentum aufgebaute Wirtschaftsform, und seine volkswirtschaftlichen Vorz?ge sind es, welche die Mittel bieten, die Kultur zu erh?hen.

Es haben schon fr?her alle Vertreter des Kollektivismus darauf verwiesen, dass derselbe den Handel und somit die Handelsarbeit entbehrlich mache, allein man ist doch immer die Erkl?rung schuldig geblieben, wie dann der G?terumsatz vollzogen werden solle. Es blieb bei abstrakten S?tzen und es liess sich nie ein Bild gewinnen, wie denn die kollektivistische Wirtschaft aussehen w?rde. Ich bef?rworte die absolute Naturalwirtschaft und die Befriedigung aller Bed?rfnisse der Kollektivisten durch Gew?hrung einer Pauschalversorgung, welche bei Festhaltung eines sehr hohen Minimums doch eine sehr hoch ansteigende Abstufung gestattet. Die Vereinfachung des G?terumsatzes aber w?re nicht m?glich, wenn man das Existenzminimum nicht auch den arbeitsunf?hig Geborenen gew?hren w?rde, und daf?r l?sst sich auch ein Rechtsgrund aufstellen. Denn die Zeugung der Kinder setzt im Kollektivstaat gewissermassen ein Einvernehmen voraus zwischen der Frau, die empfangen und geb?ren will, und dem Staate, der dies von ihr w?nscht, weil er den Fortbestand des Volkes sichern will. Es ist nun ganz klar, dass diese Frau ein Interesse daran hat, ihr k?nftiges Kind auch f?r den Fall versichert zu wissen, dass es arbeitsunf?hig zur Welt kommt. Dagegen ist es klar, dass der Staat von dieser Verpflichtung dann enthoben sein muss, wenn er Grund hat, einen arbeitsunf?higen Nachwuchs zu besorgen, und wenn er deshalb die Ehe versagt. Einer solchen Mutter hat er nichts versprochen.

Wie brutal m?ssen uns unsere Zust?nde scheinen, wenn wir eindringen in die Verh?ltnisse, die der Kollektivstaat schaffen k?nnte, und wie verrucht muss uns der Egoismus jener erscheinen, die, um ein arbeitsloses Leben f?hren zu k?nnen, den Kollektivismus verwerfen und unm?glich machen. Das sind jene Menschen, von welchen Christus sagt, dass sie selbst ins Gottesreich nicht hineingehen, und jene, welche hineingehen wollen, nicht lassen. Sie lassen das Gottesreich -- den Kollektivstaat -- nicht zustande kommen.

Es ist ?brigens gewiss, dass im Kollektivismus, trotz der vollst?ndigen Ausrottung des Elendes, doch f?r jeden Begabten Anreiz genug bleibt, seine Gaben in den Dienst des Ganzen zu stellen und sich hervorzutun, weil dadurch ganz Ausserordentliches erreicht werden kann und weil es der einzige Weg ist, der mechanischen Arbeit zu entgehen.

Es gibt aber auch heute keine Familie, welche nicht daran interessiert w?re, dass der Kollektivismus ins Leben trete. Denn unsere Gesellschaftsordnung bedroht auch die Reichsten und M?chtigsten. Die Kaiserin Elisabeth ist ein schreckliches Beispiel, und wir haben allen Grund, zu besorgen, dass, wenn wir die heutigen Zust?nde fortbestehen lassen, die soziale Revolution hereinbricht, welche diesmal zu Schrecknissen f?hren wird, die noch niemals erlebt wurden. Auch der gew?hnliche internationale Krieg kann die Reichen wie die Armen ins Elend st?rzen. Und auch in ruhigen Zeiten bietet der Reichtum wenig Schutz. Wir k?nnen durch Verbrechen und Zufall verarmen, unsere Kinder von gewissenlosen Kinderm?dchen ins Verderben gest?rzt werden, unsere S?hne in schlechte Gesellschaft geraten und dem Spiele verfallen, und wie oft erleben wir, dass unsere T?chter in einer ungl?cklichen Ehe zugrunde gehen. Wir haben also allen Grund, zu verlangen, dass alle, auch des Nachbars Kinder, erzogen werden, dass der Staat f?r erprobte Personen sorgt, denen die Wartung der Kinder anvertraut werden kann, dass verbrecherische Naturen keinen Nutzen aus sch?dlichen Handlungen ziehen k?nnen, dass die Frauen und Kinder wirtschaftlich unabh?ngig von den Familienh?uptern werden.

Ein Wiener Polizeipr?sident ist am Flecktyphus gestorben, nachdem er, durch sein Amt dazu gen?tigt, mit angesteckten Armen in Ber?hrung getreten war. Einige Richter brachten Ungeziefer aller Art heim, weil sich im Gerichtssaale Tausende von Armen und Elenden umtrieben. Nichts ist alberner, als die Meinung, jeder brauche nur f?r sich zu sorgen. Man sorgt am besten f?r sich, wenn man dahin wirkt, dass f?r alle gesorgt werde. Wenn auch der Zusammenhang der wirtschaftlichen Dinge im Einzelnen nicht verfolgt werden kann, so ist es doch gewiss, dass die Herrschenden von allem Elende ihren Teil erhalten, das die Beherrschten zu tragen haben.

Sehen wir um uns, was in wenigen Wochen in einem engen Gebiete die Besitzenden, nicht allein die Armen, unter der Gesellschaftsordnung leiden, nicht in Jahren, sondern in Monaten, und nicht in Provinzen, sondern in der n?chsten Umgebung von Innsbruck. Im Juni brennt das Dorf Zirl ab und in vier Stunden sind 1300 Menschen, Arme und Reiche, obdachlos und f?r lange dem Hunger verfallen, im April wird das Dorf G?tzens, im Juli Tulfes, Volders und ein Teil vom Zillertal von angeschwollenen B?chen vernichtet, viele Felder verw?stet, H?user unter Wasser gesetzt, 16 Menschen gehen in den Wellen unter, eine alte Frau wird um wenige Kostbarkeiten von R?ubern ermordet, andere werden angefallen und nur durch Zufall gerettet. Was davon durch den Kollektivismus nicht verhindert worden w?re, w?re vom ganzen Staate getragen worden. Dass die Verwaltungsfrage l?sbar ist, meine ich erwiesen zu haben.

Die Schattenseiten des Kollektivismus sind 1. die Notwendigkeit des Umbaues aller Ortschaften, 2. das Nebeneinanderleben der ersten Staaten der neuen Ordnung mit anderen, die noch die alte Ordnung beibehalten haben, 3. die Unm?glichkeit, das Prinzip des Kollektivismus in kurzer Frist zur Durchf?hrung zu bringen.

Aber die Wohnungsfrage ist selbst in den St?dten eine brennende geworden, in neun Zehntel aller Dorfschaften ist sie auch von jenen zugestanden, die der heutigen Gesellschaftsordnung huldigen. Muss schon so viel gebaut werden, um sanit?re Zust?nde zu schaffen, um die Armen menschenw?rdig unterzubringen und um den nachwachsenden Volkszuwachs mit Wohnung zu versorgen, weshalb sollte man nicht auch unter einem dem Kollektivismus dienen? Wird endlich der Kollektivismus in irgend einem Staate zum Durchbruche kommen, so wird das Ideal bald in allen Staaten Europas sich einen Boden bereiten und der nat?rliche Hemmschuh der Unm?glichkeit, die Umwandlung in kurzem durchzuf?hren, wird den Widerstand abschw?chen, den die Interessen der einen den Interessen der anderen naturgem?ss entgegensetzen.

Es sind noch einige vermeintliche ?belst?nde des Kollektivismus zu besprechen.

Der Mangel des Privateigentums wird von Vielen als ein grosser ?belstand betrachtet, aber ohne Grund. Die g?nzliche ?berf?hrung des Eigentums an Gebrauchsgegenst?nden in Staatseigentum ist keine notwendige Konsequenz des Kollektivismus. Ich stehe vielleicht allein mit dem Vorschlage dieser Einf?hrung, aber es sind damit unermessliche Vorteile verbunden.

Ich bin aber auch f?r die Ersetzung des Privateigentums an Gebrauchsg?tern, an Kleidung, Mobiliar &c. durch Staatseigentum, und es wird das gewiss sehr heftig, und auch von Sozialisten, bestritten werden. Aber mit Unrecht. Wir wohnen in H?usern, die nicht uns geh?ren, und es gilt als etwas Allt?gliches, dass auch Leute, die ein Wohnhaus besitzen, es nicht selbst bewohnen, sondern sich in einem fremden Hause einmieten. Sie betrachten ihr eigenes Haus als Verm?gensanlage, aber nicht als ein Gebrauchsgut, welches ihnen zur Befriedigung ihres Wohnbed?rfnisses dient. Dieses Bed?rfnis kann man auch durch Sachen befriedigen, die fremdes Eigentum sind, also auch durch solche, die Staatseigentum sind. Kleider und W?sche tr?gt man heute nur eine Reihe von Jahren, und wenn sie abgen?tzt sind, verschenkt oder ver?ussert man sie. Es kann uns nun gar nichts daran liegen, wenn der Staat uns Kleider und W?sche nur zum dauernden und ausschliesslichen Gebrauch ?berl?sst und sich das Eigentum vorbeh?lt, was zur Folge hat, dass er f?r den Zufall haftet und das nicht mehr Gebrauchsf?hige zu neuerlicher Verarbeitung zur?cknimmt. Dasselbe gilt vom Mobiliar unserer Wohn- und Schlafgem?cher, welches der Kollektivist zum dauernden Gebrauch, oft auf Lebensdauer, angewiesen erh?lt, er aber nicht zu versichern n?tig hat, weil er nicht Eigent?mer, sondern nur gebrauchsberechtigt ist, es darum auch, Ausnahmsf?lle abgerechnet, nicht mit sich herumschleppt, wenn er sein Domizil ver?ndert. Ben?tzen wir doch solche Dinge so oft, ohne ein Eigentumsrecht darauf zu haben, in Theatern, Kirchen, Gasth?usern, auf Bibliotheken und Eisenbahnen, und so haben wir l?ngst die Erfahrung gemacht, dass ein Eigentum an Gebrauchsg?tern kein Bed?rfnis ist, ein Luxusbed?rfnis f?r Viele allerdings, aber solche Launen zu befriedigen, ist nicht die Aufgabe einer Wirtschaftsordnung.

Wo es ein Bed?rfnis ist, dass uns ein freies Schaffen gestattet und zu diesem Ende ein Eigentum an Stoffen zugestanden werde, die wir zum Zwecke solchen Schaffens umgestalten d?rfen, habe ich ohnehin die Verteilung solcher Stoffe als Konsumtibilien in Vorschlag gebracht.

Was aber das Privateigentum an Produktionsmitteln anbelangt, so gibt es nat?rlich >>Volkswirte<< genug, welche behaupten, es bestehe ein volkswirtschaftliches Interesse, dass die Produktionsmittel immer Privateigentum bleiben, damit sie immer ein Verm?gen der T?chtigsten bilden, wodurch die Produktion nur gewinnen k?nne, daher die heutige Wirtschaftsordnung viel heilsamer, auch f?r die Armen, sei, als die Produktion von Staats wegen. ?ber diesen Gegenstand wird bei Er?rterung der Bedenken gegen die staatliche Produktion zu sprechen sein.

Hier m?chte ich aber noch bemerken, dass der Kollektivismus, streng genommen, nicht jedes Privateigentum aufhebt, sondern ein Eigentum des Einzelnen fortbestehen l?sst, welches unserm Eigentum an Aktienbesitz ganz analog ist. Das Recht des Einzelnen auf die staatlichen Verteilungen ist ein solches Eigentum, denn auch der Aktion?r hat nur einen Anspruch auf die Aussch?ttungen, w?hrend ihm keinerlei Eigentum an den Sachen zusteht, die das Verm?gen der Aktiengesellschaft ausmachen. Freilich ist dieses Eigentum des Kollektivisten nach mehreren Richtungen beschr?nkt. Er kann es nicht verschenken, verkaufen noch vererben, er kann nur durch Auswanderung darauf verzichten, aber ?hnliche Beschr?nkungen kommen bei Fideikommissen, Heimst?tten und bei manchen Aktiengesellschaften, deren Statuten die Ver?usserung der Aktien verbieten, vor, ohne den Charakter des Privateigentums auszul?schen.

Es ist also gar nicht einmal richtig, dass der Kollektivismus das Privateigentum, oder gar das Eigentum, g?nzlich aufhebt, er bedeutet nur die Vereinigung alles Eigentums an Sachen zum Zwecke der Befriedigung aller Bed?rfnisse des gesamten Volkes. Nur der Anarchismus hebt den Begriff des Eigentums ganz auf und fordert das Recht des freien Zugriffs; durch den Kollektivismus wird der Begriff des Eigentums befestigt und geheiligt, denn der Eigent?mer -- der Staat allein ist Eigent?mer -- ist nie zweifelhaft, und da das Eigentum zur Befriedigung der Bed?rfnisse aller dient, ist jeder Mitb?rger Garant und W?chter. Dieses Eigentum ist ebenso heilig, als es heute Gegenstand der Verachtung ist, wenn wir den rechtm?ssigen Erwerb bezweifeln, und Gegenstand des Hasses, wenn sich erwucherter Reichtum breit macht.

Ich komme nun zur Besprechung eines weiteren Irrtumes, n?mlich, dass die staatliche Produktion nicht so ergiebig sei wie die Privatproduktion. Man folgert das daraus, dass in einigen F?llen, wo ein oder die andere Fabrik von Staats wegen betrieben wurde, ein Aufschwung ihres Betriebes erst dann eintrat, als die Fabrik in Privatbesitz ?berging. Die Erfahrung, die man mit der Post, der Telegraphie und dem Eisenbahnbetrieb machte, worin sich der Staatsbetrieb bew?hrte, fertigt man damit ab, diese Erfahrungen seien nicht beweismachend f?r andere Produktionen, weil es sich da nur um Verkehrsanstalten handle. Niemand hat aber je versucht, aus der Natur des Staates abzuleiten, weshalb er zum Betriebe der Produktionsanstalten unbrauchbar sein soll. Man spielt gerade den Egoismus des Privatunternehmers als so unendlich f?rderlich aus und bedenkt nicht, dass im Kollektivstaat der Egoismus des ganzen Volkes sich in derselben Richtung geltend machen w?rde, da jede Verbesserung im Produktionsbetriebe dem ganzen Volke zum Vorteile gereicht, sei es, dass in einem Produktionszweige Arbeit oder Material erspart, oder ein besseres Produkt erzeugt, oder die Fruchtbarkeit des Bodens erh?ht wird. Der Erfindungsgeist wird im Kollektivstaat ausserordentlich gef?rdert, und so kann es nicht fehlen, dass das Sinnen und Trachten Aller darauf gelenkt wird, die Produktion zu f?rdern. Man wird die Erfolge der einzelnen inl?ndischen Produktionsanstalten untereinander und mit ausl?ndischen Anstalten gleicher Art vergleichen, und so auf best?ndigen Fortschritt bedacht sein. Dabei kann es nur von Vorteil sein, dass die allgemeine Volksbildung so weit ?ber die gegenw?rtige entwickelt wird und dass die heutigen Sch?den der Produktion ganz in Wegfall kommen. Diese Sch?den sind zwiefacher Art. Erstens die Versuchung, aus einem gemeinsch?dlichen Betriebe der Produktion Vorteil zu ziehen, Nahrungsmittelf?lschung, F?rderung der Unsittlichkeit, Betrug usw., und zweitens die Gefahr, dass ganz unberufene Leute ein Unternehmen gr?nden, das zugrunde gehen muss, ja, dass bl?hende Unternehmungen nach dem Tode des Gr?nders in die H?nde eines unf?higen oder leichtsinnigen Erben kommen und dann wieder verfallen. Bilanziert man diese Gebrechen der Privatunternehmung mit ihren vermeintlichen Vorz?gen, so wird sich der kollektivistische Staatsbetrieb, vielleicht nach einer kurzen ?bergangszeit, immer als der bessere erweisen.

Der Kollektivismus verteilt aber auch ?konomischer und besser. ?konomischer, weil er die Handelsarbeit erspart und besser, weil er alle Volksbed?rfnisse verh?ltnism?ssig befriedigt, worauf die Privatunternehmer ihr Augenmerk nicht richten. In letzterer Beziehung ist der Kollektivismus auch wieder schon durch seine Verteilung produktiv. Denn, da er alle geistigen und physischen Kr?fte des Volkes entwickelt, f?rdert er das wichtigste Betriebsmittel der Produktion, die Menschenkraft.

Die Lobredner der Privatunternehmungen sind vor allem die Privatunternehmer und dann ihre Soldschreiber. Aber auch jene, die die reine Wahrheit suchen, argumentieren doch nur aus einzelnen F?llen, die keine allgemeinen Schl?sse gestatten und w?rden sie die notleidenden Privatunternehmungen mit in Rechnung ziehen, so w?rden sie zu ganz anderen Ergebnissen gelangen.

Und dann ist ja der ganze Apparat eines judizierenden Staates ein ganz anderer, als es der eines produzierenden Staates w?re. Die Organe des heutigen Staates sind Juristen, die Organe des Kollektivstaates werden wirtschaftliche Talente sein und wenn man auch in der Gegenwart f?r einzelne Staatsfabriken technische Leiter bestellt hat, so waren sie doch immer abh?ngig von Hofr?ten und Ministern, die von technischen Fragen nichts verstehen und das hat die T?tigkeit der Techniker und der merkantilen Leiter immer lahmgelegt.

Es ist also ein ganz unbegr?ndetes Bedenken, das so oft gegen den Staatsbetrieb ausgesprochen wird, dass er volkswirtschaftlich schlechter erzeugen w?rde und in keinem Falle kann es sich um einen solchen Vorzug der Privatunternehmung handeln, dessen wirtschaftlicher Effekt gegen die grossen, auch ?konomischen Vorz?ge des Kollektivismus in Betracht k?me, die ich an vielen Stellen dieses Werkes dargetan habe. Wir h?ren nur allgemeine Phrasen, abstrakte S?tze, nirgends einen Versuch, das angebliche Unverm?gen des Staates, mit ?konomie zu produzieren, aus dem Wesen des Staates zu erkl?ren, wo das Gebrechen aber in den Personen oder in der Organisation liegt, handelt es sich nur um einen Wechsel der Personen oder der Organisation. Die lautesten Schreier gegen den Staatsbetrieb sind die Unternehmer selbst und dann die politischen Agitatoren, welche im Solde der herrschenden Klassen stehen. Einen wissenschaftlichen Wert haben diese Redensarten nicht.

Die geringere Ertragsf?higkeit eines staatlichen Betriebes bei Geldwirtschaft ist nicht beweismachend f?r den geringeren volkswirtschaftlichen Betriebswert. Denn der Staat verwendet das geringere Einkommen f?r allgemeine Zwecke, der Privatunternehmer die gr?sseren Einnahmen f?r die Befriedigung seiner Launen. Auch kann der scheinbar erfolgreichere Privatunternehmer die Arbeiter mehr bedr?ckt, oder den Abnehmern ein schlechteres Produkt geliefert, oder seine Kontrahenten hintergangen oder wie Rockefeller durch unerlaubte Kunstgriffe vermehrt haben. W?rde man also bestimmte Privat- und Staatsunternehmungen in einer f?r unseren Zweck brauchbaren Weise vergleichen, so m?sste ?ber jedes Vergleichsobjekt ein ganzes Werk geschrieben werden.

Man sagt ?brigens, dass Rockefeller nur durch den wirtschaftlichen Effekt des Massenbetriebes Erstaunliches geleistet habe.

Dann ist die Staatsproduktion seit einem halben Jahrhundert kaum mehr betrieben worden, in fr?herer Zeit aber war der Staat viel schlechter organisiert als heute, Unterschleife waren leichter und man war gew?hnt, den unbrauchbaren Verwalter, der Staatsbeamter war, im Amte zu behalten wie den unabsetzbaren Richter und den Brauchbaren bei den gr?ssten finanziellen Erfolgen abzulohnen, wie den Dutzendbeamten, w?hrend der Privatunternehmer ihm den zehnfachen Lohn bot. Hat doch Krupp einem Finanzgenie einen so hohen Gehalt geboten, dass er den Privatdienst der Stellung eines s?chsischen Finanzministers vorzog, welche viel geringer dotiert war. Ich werde mich durch das Parteigeschrei gegen den Staatsbetrieb nicht irre machen lassen.

Die Umwandlung der Staaten unserer Gesellschaftsordnung in Kollektivstaaten.

Die praktischen Massregeln zur Verbreitung des Kollektivismus sind leicht zu erkennen. Es handelt sich um die Fortsetzung der Verstaatlichung, Verstaatlichung der Eisenbahnen, Verstaatlichung des Geldwesens, Verstaatlichung des Kreditwesens, Verstaatlichung der Volksschule, Inanspruchnahme einer Mitwirkung an der Erziehung f?r den Staat, Verstaatlichung des Grossgrundbesitzes und aller jener Industrien, auf welchen heute die grossen Konsumsteuern lasten, das sind die ersten Etappen der Umwandlung.

Weiter handelt es sich darum, den Staat in ein Erwerbsinstitut umzuwandeln. Er muss zu einem entsprechenden Verm?genseinkommen gelangen und dazu ist der erste Schritt die Schaffung eines Nationalverm?gens, welches im Zusammenhange mit der Staatskreditreform und den verstaatlichten Kommunikationen zu einem wirtschaftlichen ?bergewichte des Staates f?hren muss.

Sp?terhin wird das Erbrecht auf direkte Nachkommen einzuschr?nken und das Testaterbrecht, ausgenommen das Recht zugunsten des Staates zu testieren, aufzuheben sein und endlich werden die Geldstrafen und die Strafe der Verm?genskonfiskation zur Bek?mpfung der besitzenden Klassen dienen. Die Geldstrafen f?r die Verbaldelikte, aber Geldstrafen bis zu einem vielfachen des Jahreseinkommens, w?rden bald zu einer Unterwerfung der Besitzenden f?hren, welche heute die Herren im Staate sind.

Auch Verfassungs?nderungen, wonach das Abgeordnetenhaus die produktiven Klassen allein zu vertreten und die herrschenden Klassen ihre Vertretung im Herrenhause h?tten, werden sich empfehlen. Endlich m?sste man recht bald das stehende Heer durch ein Milizsystem zu ersetzen suchen, um die ungeheuren Geldmittel, welche dem stehenden Heere gewidmet werden, f?r Erziehung und Unterricht und f?r Altersversorgung frei zu machen.

Wenn das kollektivistische Ideal verst?ndige Apologeten findet, werden es gerade die Monarchen sein, welche sich zuerst dazu bekennen. Das Gef?hl der Verantwortung f?r all das Elend unserer Gesellschaftsordnung wird ihnen bald zu dr?ckend werden, wenn es klar wird, dass es nur Privatinteressen sind, welche den wichtigsten Interessen des Volkes und der Kultur im Wege stehen.

Endlich kann es nicht fehlen, dass auch religi?se Anschauungen uns bald zuhilfe kommen werden. Doch w?re es nicht erw?nscht, dass die religi?s-kollektivistische Bewegung zu fr?h in Gang k?me.

Mit den in die Besiedelung aufgenommenen proletarischen Arbeitskr?ften m?sste zun?chst ein Vertrag abgeschlossen werden, wonach sie naturalwirtschaftliche Versorgung als Lohn zu empfangen h?tten mit dem Anspruch auf einen kollektivistischen Verm?gensanteil nach Ablauf einer Reihe von Jahren, w?hrend welcher jeder Teil den Vertrag l?sen k?nnte. Nach Ablauf jener Probezeit w?rde der Arbeiter wie ein kollektivistischer B?rger das Recht auf jede Art von Versorgung f?r sich und seine aus einer von der Verwaltung gebilligten Ehe entspringenden Nachkommen haben, freilich in der ersten Zeit nicht in jenem Ausmasse, wie der Anteil eines Kollektivb?rgers nach vollendeter Umwandlung sich gestalten w?rde. So wie der Kollektivstaat sp?terhin inmitten von Staaten der alten Gesellschaftsordnung wird leben m?ssen, werden auch die so entstandenen kollektivistischen Volksschichten inmitten einer Bev?lkerung leben m?ssen, welche noch der alten Gesellschaftsordnung angeh?rt.

Diese Kollektivgemeinden werden bald die Kircheng?ter und den Grossgrundbesitz, deren Erwerb der Staat sich zuerst wird angelegen sein lassen, umgestalten und zugleich als Erziehungs- und Versorgungsanstalten und als grosse Hotels Erwerbsinstitute darstellen. Es werden kollektivistische Versuchsanstalten sein, welche aber nur einen Teil der Vorteile bieten k?nnen, die der siegreiche Kollektivismus nach Niederringung der alten Gesellschaftsordnung bieten wird. Man darf von solchen Versuchsgemeinden nicht fordern, was wir vom Kollektivismus eines grossen Reiches erhoffen, aber einen grossen Fortschritt wird man sicher erkennen.

Es ist hier die Aufmerksamkeit darauf zu lenken, dass die Verdr?ngung des Privatkredits durch den Staatskredit und der Geldwirtschaft durch die Naturalwirtschaft sich nur langsam vollziehen kann, und dass demnach die Verstaatlichung des Grossbesitzes sich anfangs in derselben Form vollziehen muss, wie die Verstaatlichung der Eisenbahnen. Da sich aber die Rechtsanschauungen nach und nach auch ver?ndern m?ssen, besonders sobald die Forderung nach erh?htem Aufwande f?r die arbeitende Klasse auf Grund der von den Kirchenv?tern verk?ndeten Rechtsgrunds?tze zu einer religi?sen Forderung des Christentums gemacht wird, m?ssen die Verstaatlichungsprinzipien immer ung?nstiger f?r die Besitzenden werden. So ist es offenbar, dass der Grossgrundbesitz in ?sterreichisch Polen mit der Verpflichtung belastet werden wird, das Wohnungswesen der b?uerlichen Bev?lkerung auf Kosten der Besitzenden umzugestalten. So werden auch der Grossindustrie Verpflichtungen im Interesse der Arbeiterschaft auferlegt werden, welche die Verstaatlichung sehr erleichtern m?ssen.

Der Sozialreform wird auch der, wie es scheint, uns bevorstehende Weltkrieg sehr zustatten kommen, denn er wird einen allgemeinem Bankrott, nicht nur der Staaten, sondern auch der Grossbesitzer im Gefolge haben, daher ich in meinem Roman >>?sterreich im Jahre 2020<< auf Seite 59 prophezeit habe, dass der Weltkrieg zur Staatsomnipotenz f?hren muss. Besser freilich w?re es, die Umgestaltung w?rde fr?her in Angriff genommen und dadurch die Phantasie der V?lker von jenen Interessen abgelenkt, die zum allgemeinen Kriege dr?ngen.

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