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Read Ebook: Helden by Shaw Bernard

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Ebook has 760 lines and 19140 words, and 16 pages

Edition: 10

HELDEN

Kom?die in drei Akten

George Bernard Shaw

"Arms and the Man", der Titel der Kom?die, sind die ersten Worte der englischen ?bersetzung der ?neis. Im Deutschen w?re die ?bertragung von "Arma virumque cano": "Waffentaten besingt mein Gesang und den Mann..." zu langatmig geworden, weshalb ich das der Entthronung unechter Helden geltende Werk "Helden" nannte.

Anmerkung des ?bersetzers.

PERSONEN

Paul Petkoff, bulgarischer Major. Katharina, seine Frau. Raina, ihre Tochter. Sergius Saranoff, bulgarischer Major. Bluntschli, Hauptmann in der serbischen Armes. Louka, Stubenm?dchen. Nicola, ein Diener. Ein russischer Offizier. Ein bulgarischer Offizier.

Ort der Handlung: Eine kleine Stadt in Bulgarien in der N?he des Dragomanpasses.

Zeit: Das Jahr 1885.

ERSTER AKT

Katharina : Raina! Raina! Wo steckst du denn? Um Gottes willen, Kind, warum da draussen in der Nachtluft statt im Bett! Du wirst dir den Tod holen. Louka sagte mir doch, dass du schliefest.

Raina : Ich habe sie fortgeschickt, weil ich allein sein wollte--die Sterne sind so wundervoll. Was ist denn los?

Katharina: Grosse Neuigkeiten--eine Schlacht ist geschlagen worden!

Raina : Ah!

Katharina: Eine grosse Schlacht, bei Slivnitza, ein Sieg! und Sergius hat ihn erfochten.

Raina : Ah-- O Mutter! Ist der Vater gesund und unversehrt?

Katharina: Selbstverst?ndlich, von ihm kommt ja die Nachricht. Sergius ist der Held des Tages, der Abgott seines Regiments.

Raina: Erz?hle, erz?hle! wie ist das zugegangen? O Mutter, Mutter, Mutter!

Katharina : Du kannst dir nicht vorstellen, wie herrlich es ist. Eine Kavallerieattacke, denke dir nur! Er hat unseren russischen Befehlshabern Trotz geboten, er handelte ohne Kommando. Auf eigene Faust f?hrte er einen Angriff aus, er selbst an der Spitze. Er war der erste Mann, der die feindliche Artillerie durchbrach! Stell es dir nur einmal vor, Raina, wie unsere k?hnen gl?nzenden Bulgaren mit blitzenden Schwertern und blitzenden Augen einer Lawine gleich herniederdonnerten und die elenden Serben mit ihren geckenhaften ?sterreichischen Offizieren wegfegten wie Spreu. Und du, du liessest Sergius ein Jahr lang warten, bis du ihm dein Jawort gabst. Oh, wenn du einen Tropfen bulgarischen Blutes in den Adern hast, wirst du ihn jetzt anbeten, wenn er zur?ckkommt.

Raina: Was wird ihm an meiner armseligen Anbetung liegen, nachdem ihm eine Armee von Helden zugejubelt hat! Doch einerlei. Ich bin so gl?cklich, so stolz! Es beweist mir, dass alle unsere Ideen doch Wahrheit waren.

Katharina : Unsere Ideen Wahrheit? Was meinst du damit?

Raina: Unsere Vorstellungen von dem, was ein Mann wie Sergius einmal vollbringen w?rde--unsere Vorstellungen von Patriotismus, von Heldentum. Ich zweifelte manchmal, ob sie etwas anderes als Tr?ume w?ren. Oh, was f?r ungl?ubige kleine Gesch?pfe wir M?dchen sind! Als ich Sergius den S?bel umg?rtete, sah er so edel aus. Es war Verrat von mir, da an Entt?uschungen, Dem?tigung oder Misserfolg zu denken, und doch--und doch... Versprich mir, dass du es ihm niemals sagen wirst.

Katharina: Verlange kein Versprechen von mir, bevor ich weiss, was ich eigentlich versprechen soll.

Raina: Nun, als er mich in seinen Armen hielt und mir in die Augen blickte, da fiel es mir ein, dass wir vielleicht unsere Vorstellungen von Heldengr?sse bloss deshalb haben, weil wir gar so gerne Byron und Puschkin lesen und weil wir in diesem Jahre von der Oper in Bukarest so entz?ckt waren. Das wirkliche Leben gleicht so selten diesen Bildern--ja niemals, soweit ich es bis dahin kannte... Denk dir nur, Mutter, ich zweifelte an ihm. Ich fragte mich, ob nicht am Ende alle seine Soldateneigenschaften und sein Heldentum sich als Einbildung erweisen w?rden, sobald er sich in einer wirklichen Schlacht bef?nde. Ich hatte eine unangenehme Angst, dass er am Ende gar eine kl?gliche Figur inmitten all der klugen russischen Offiziere abgeben w?rde.

Katharina: Sch?mst du dich nicht--eine kl?gliche Figur? Die Serben haben ?sterreichische Offiziere, die genau so klug sind wie unsere russischen, und wir haben sie trotzdem in jeder Schlacht geschlagen.

Raina : Jawohl! ich war bloss ein poesieloser kleiner Feigling. Nein, zu denken, dass dies alles wahr ist--dass Sergius genau so edel und k?hn ist, wie er aussieht--, dass die Welt tats?chlich eine herrliche Welt f?r Frauen ist, die ihre Gr?sse sehen k?nnen, und f?r M?nner, die f?hig sind, ihre Romantik darzustellen! Was f?r ein Gl?ck, was f?r unaussprechliche Erf?llungen--ach!

Louka: Entschuldigen Sie, gn?dige Frau, alle Fenster m?ssen geschlossen und alle L?den verriegelt werden. Man sagt, dass vielleicht in den Strassen geschossen werden wird. Die Serben werden durch den Pass zur?ckgejagt, und es heisst, sie k?nnten sich in die Stadt fl?chten. Unsere Kavallerie wird ihnen nachsetzen, und Sie k?nnen sicher sein, dass unser Volk sie geb?hrend empfangen wird; jetzt, wo sie davonlaufen.

Raina: Ich wollte, unsere Leute w?ren nicht so grausam. Was ist das f?r ein Ruhm, arme Fl?chtlinge niederzumachen?

Katharina : Ich muss zusehen, dass unten alles in Sicherheit gebracht wird.

Raina : Lass die L?den so, dass ich sie schnell schliessen kann, sobald ich irgendwelchen L?rm h?re.

Katharina : O nein, mein Kind, die L?den m?ssen verriegelt bleiben; du w?rdest sicher dar?ber einschlafen und sie offen lassen. Riegele sie ganz zu, Louka.

Louka: Jawohl, gn?dige Frau.

Raina: Sei ohne Sorge meinetwegen, sobald ich einen Schuss h?re, werde ich die Kerzen ausl?schen, mich in mein Bett verkriechen und die Decke ?ber die Ohren ziehen.

Katharina: Das kl?gste, was du tun kannst, liebes Kind. Gute Nacht.

Raina: Gute Nacht, Mama. Begl?ckw?nsche mich zu der sch?nsten Nacht meines Lebens--wenn nur die Fl?chtlinge nicht w?ren.

Katharina: Geh zu Bett, Liebling, und denk nicht daran.

Louka : Wenn Sie die L?den offen haben wollen, stossen Sie nur ein wenig--so! Der eine m?sste unten verriegelt werden, aber der Riegel ist abgebrochen.

Raina : Danke, Louka, aber wir m?ssen tun, was uns befohlen wird. Gute Nacht!

Louka : Gute Nacht.

Raina : Oh, ich werde mich nie mehr deiner unwert zeigen. Held meiner Seele--nie, nie, nie! : Mein Held! mein Held!

Raina : Wer ist da? Wer ist da--wer ist da?

: Scht! Schreien Sie nicht, sonst schiesse ich! Bleiben Sie ruhig, und es wird Ihnen nichts geschehen. Nehmen Sie sich in acht, es hilft Ihnen nichts, wenn Sie davonlaufen wollen. Merken Sie sich, sobald Sie Ihre Stimme erheben, wird mein Revolver losgehen. Machen Sie Licht und lassen Sie sich sehen! H?ren Sie! : Entschuldigen Sie, dass ich Sie st?re, aber Sie erkennen wahrscheinlich meine Uniform, ich bin Serbe! Wenn ich gefangen werde, wird man mich t?ten. : Begreifen Sie das?

Raina: Ja.

Der Fl?chtling: Nun, ich habe keine Lust zu sterben, solange ich es verhindern kann. : Begreifen Sie das?

Raina : Es scheint, Sie haben keine. : Es gibt Soldaten, die den Tod f?rchten, das weiss ich.

Der Fl?chtling : Alle f?rchten ihn, verehrte Dame, alle, glauben Sie mir. Es ist unsere Pflicht, so lange zu leben, wie wir nur k?nnen, und wenn Sie L?rm schlagen-Raina : Dann werden Sie mich erschiessen! Aber woher wissen Sie, dass ich den Tod f?rchte?

Der Fl?chtling : Und wenn ich Sie nicht erschiesse, was wird dann geschehen? Eine Rotte Ihrer Kavallerie--das elendeste Gesindel Ihrer Armee--wird in dieses Ihr h?bsches Zimmer einbrechen und mich wie ein Schwein abschlachten. Denn ich werde mich wehren und fechten wie ein Teufel. Sie sollen mich nicht auf die Strasse bekommen und sich an mir belustigen; ich weiss, wozu sie imstande sind. Sind Sie bereit, in Ihrer augenblicklichen Verfassung, in dieser Toilette, eine solche Gesellschaft zu empfangen?

: Kaum pr?sentabel, was? : Halt! Wohin wollen Sie? Raina : Ich will nur meinen Mantel holen. Der Fl?chtling : Ein guter Gedanke. Nein, den Mantel behalte ich; dann werden Sie daf?r sorgen, dass niemand hier eindringt und Sie so sieht. Das ist eine bessere Waffe als mein Revolver.

Raina : Es ist nicht die Waffe eines Gentleman!

Der Fl?chtling: Gut genug f?r einen Mann, wenn zwischen ihm und dem Tod nur Sie stehen. : H?ren Sie? Wenn Sie diese Halunken schon hereinlassen und auf mich hetzen wollen, so werden Sie sie wenigstens empfangen, so wie Sie da sind. : Es ist umsonst, ich bin verloren! Schnell, h?llen Sie sich in den Mantel, sie kommen!

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