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Read Ebook: Robinson Crusoe's Reisen wunderbare Abenteuer und Erlebnisse by Defoe Daniel Nicholson F H Illustrator

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Ebook has 716 lines and 66657 words, and 15 pages

Schon am Tage vorher musste ich in die Schaluppe mehr Lebensmittel als gew?hnlich bringen, ebenso drei Flinten mit Pulver, Kugeln und Schrot f?r die Jagd auf Seev?gel. Als ich am n?chsten Morgen mit dem blankgeputzten Boote auf das Erscheinen meines Herrn wartete, kam letzterer allein und erkl?rte, dass seine G?ste wegen unerwarteter Gesch?fte behindert seien; ich m?chte nur mit dem Maurenknaben auf den Fischfang fahren, da seine G?ste des Abends bei ihm speisen w?rden. Dann ging mein Herr und liess mich mit dem Boote und dem Knaben allein.

Welche g?nstige Gelegenheit zur endlichen Ausf?hrung meiner Fluchtpl?ne! Wir fuhren hinaus, und ich fischte anscheinend eine Zeitlang, sprach dann aber zum Knaben: >>Wir fangen heute nichts, wir m?ssen weiter hinausfahren.<< Als wir fern genug von der K?ste uns befanden, sagte ich pl?tzlich zu dem Knaben: >>Xury, wenn du mir treu sein willst, so werde ich dich zu einem grossen Manne machen; schlage dich ins Gesicht und schw?re mir bei Mohammed und dem Barte deines Vaters Treue, sonst werfe ich dich in die See.<< Der Knabe l?chelte mich in voller Unschuld an und versprach, mit mir zu gehen bis an das Ende der Welt.

Bei dem frischen Winde ging unsre stille Wasserfahrt so schnell vor sich, dass wir am n?chsten Tage, nachmittags 3 Uhr, als wir uns dem Lande n?herten, l?ngst ?ber das Gebiet des Kaisers von Marokko hinaus sein mussten, denn wir sahen keine Spur von Menschen an der K?ste.

Die Furcht, wieder in die H?nde der Mauren zu fallen, hielt mich indes ab, an das Land zu steigen oder die Anker auszuwerfen. Vielmehr segelte ich f?nf Tage lang ununterbrochen fort und warf erst dann, als ich mich ausser aller Verfolgung glauben durfte, den Anker nicht weit von der M?ndung eines kleinen Flusses, ohne zu wissen, wo ich mich eigentlich befand. Es kam mir niemand zu Gesicht, und ich wollte auch niemand sehen; alles, was ich bedurfte, war frisches Wasser. Wir liefen am Abend in die Bucht ein und beschlossen, mit einbrechender Nacht zu landen, um die K?stengegend zu untersuchen.

Von meiner ersten Reise her wusste ich, dass die Kanarischen Inseln und die Inseln des Gr?nen Vorgebirges nicht weit entfernt sein konnten. Da ich aber die Lage nicht genau kannte, so hatte ich nur die Hoffnung, vielleicht einem englischen Schiffe zu begegnen, das uns aufnehmen k?nnte. Nach meinem Vermuten lag das Land, welches ich gesehen hatte, zwischen dem Kaisertum Marokko und Nigritien, dessen weite Ein?den nur von wilden Tieren bewohnt sein sollten. Die Neger hatten sich von hier aus s?dw?rts gezogen, aus Furcht vor den Mauren; letztere aber betraten diese unfruchtbaren Landstriche nur, um in Haufen von Tausenden grosse Jagden abzuhalten. L?wen und Leoparden, Schakale und Hy?nen fanden wir auf der ganzen Strecke, die wir an der K?ste hinfuhren, ?usserst zahlreich, und w?hrend der Nacht musizierten diese wilden Bestien in allen Tonarten.

Eines Morgens legten wir, um frisches Wasser einzunehmen, an einer kleinen, ziemlich hohen Landzunge an; die Flut stieg h?her und h?her, und wir wollten sie eben benutzen, um weiter vorw?rts zu treiben, als Xury, der ein sch?rferes Auge hatte als ich, mir zufl?sterte: >>Herr, wir m?ssen fort, dort an dem Felsen ist ein f?rchterliches Tier.<<

Ich blickte hin und erkannte in der That einen grossen L?wen, welcher sorglos schlief.

Nachdem ich meinem Knaben bedeutet hatte, still zu sein, lud ich unser gr?sstes Gewehr mit zwei Kugeln und legte es neben mich, hierauf machte ich auch meine zweite Flinte schussfertig und lud die dritte mit f?nf Posten. Wohl zielte ich beim ersten Schuss genau nach dem Kopfe des L?wen; aber da er die Tatzen ?ber die Schnauze hielt, so traf der Schuss eine derselben ?ber dem Gelenke und zerschmetterte sie. Er fuhr auf, sank aber wieder nieder und erhob sich von neuem auf drei Pfoten, indem er ein entsetzliches Gebr?ll ausstiess. Da ergriff ich die zweite Flinte und traf ihn so sicher durch den Kopf, dass er sich in Todeszuckungen w?lzte. Jetzt fasste Xury sich ein Herz und wollte ans Ufer gehen; er sprang ins Wasser und schwamm, w?hrend er mit der einen Hand die Flinte ?ber seinem Kopfe hielt, mittels der andern an das Ufer. Als er in der n?chsten N?he des Tieres war, setzte er ihm das Gewehr an das Ohr und t?tete es vollends.

Da fiel mir ein, dass uns vielleicht das Fell des L?wen von Nutzen sein k?nnte. Wir machten uns sofort an die Arbeit. Obwohl Xury recht geschickt damit umzugehen wusste, plagten wir uns dennoch einen ganzen Tag lang, ehe wir die Haut vollst?ndig abgestreift hatten; darauf liessen wir sie zwei Tage auf dem Dache der Kaj?tte ausgebreitet trocknen, und ich bediente mich dann ihrer zum Lager.

Nach diesem Aufenthalte steuerten wir wieder mehrere Tage s?dw?rts. Sorgsam schonten wir unsern Mundvorrat, der bald zu Ende gehen musste, und landeten nur, um frisches Wasser einzunehmen. Meine Absicht ging dahin, den Fluss Senegal oder den Gambia zu erreichen, d. h. die H?he des Gr?nen Vorgebirges, um vielleicht ein europ?isches Fahrzeug zu treffen; denn ich wusste, dass alle nach der K?ste von Guinea, nach Brasilien oder Ostindien bestimmten Schiffe das Gr?ne Vorgebirge umsegeln mussten.

An einigen Orten kamen nackte schwarze Menschen an den Strand, um uns anzustaunen. Einmal wollte ich zu ihnen ans Land gehen, aber der kluge Xury riet mir davon ab. Die Wilden waren ohne Waffen, nur ein einziger trug einen langen Stab; Xury belehrte mich, es sei eine Lanze, welche diese Neger auf weite Entfernungen mit wunderbarer Sicherheit schleudern k?nnen. Ich hielt mich daher in angemessener Entfernung und suchte nur durch Zeichen ihnen zu verstehen zu geben, dass wir Lebensmittel w?nschten. Sie winkten mir darauf, mit dem Boote still zu halten, ich legte bei und n?herte mich dem Ufer, w?hrend zwei der M?nner landeinw?rts liefen und nach einer halben Stunde zwei St?cke getrocknetes Fleisch nebst etwas Korn zur?ckbrachten. Gern h?tten wir zugegriffen, wir wagten uns jedoch nicht unter die Neger. Allein diese hegten ebenso grosse Furcht vor uns; sie legten die Lebensmittel am Strande nieder, zogen sich dann zur?ck und warteten, bis wir das Niedergelegte geholt hatten, worauf sie sich wieder dem Ufer n?herten.

Wir dankten ihnen durch Zeichen, da wir ihnen etwas andres nicht zu bieten hatten; doch sollte sich bald eine Gelegenheit finden, durch die wir ihnen einen grossen Dienst erweisen konnten. Zwei furchtbare Tiere, von denen das eine das andre verfolgte, rannten von den Bergen gegen die See herab. Die Neger liefen in hastigem Laufe davon, nur der Mann mit der Lanze blieb stehen. Die beiden Bestien dachten indes nicht daran, die Schwarzen anzufallen, sondern st?rzten in das Wasser, als seien sie nur gekommen, um sich an einem frischen Bade zu erquicken. Ich lud unsre drei Gewehre, und da eines der Tiere nahe genug gekommen war, schoss ich dasselbe gerade durch den Kopf, so dass es untersank. Bald aber kam es wieder in die H?he, tauchte bald auf, bald unter und schien mit dem Tode zu ringen. Das andre Tier, von dem Blitz und Knall des Gewehres abgeschreckt, schwamm an das Ufer und lief nach der Wildnis zur?ck.

Von dem Fleische, das sie mir anboten, nahm ich nichts an, sondern verlangte nur das Fell, das sie mir gern ?berliessen. Noch begehrte ich von ihnen Wasser, indem ich einen Krug mit der Hand umkehrte, um anzudeuten, dass er leer sei. Sofort riefen sie einige Weiber herzu, die dann ein grosses irdenes Gef?ss herbeibrachten. Sie stellten es an das Ufer, wie fr?her die Lebensmittel, und ich schickte Xury ab, um unsre drei Kr?ge aus diesem Gef?sse mit Wasser zu f?llen.

So war ich denn mit Fleisch, Korn und Trinkwasser versehen, nahm daher von den freundlichen Negern Abschied und segelte wiederum in der bisherigen Richtung zehn Tage lang, ohne zu landen, bis ich endlich vier oder f?nf Stunden entfernt das Land weit in das Meer vorspringen sah. Die See war still; ich umsegelte diese Landspitze in einer Entfernung von ungef?hr zwei Stunden. Bei dieser Fahrt sah ich ganz deutlich das andere Ufer des Kaps und vermutete -- wie ich erfuhr, mit Recht -- dass es das Gr?ne Vorgebirge sei und die Kapverdischen Inseln. Ich machte keinen Versuch, nach den letzteren zu steuern, da ich f?rchtete, ein widriger Wind k?nnte mich in den offenen Ozean treiben.

In dieser Lage ging ich in die Kaj?tte und hing meinen Gedanken nach. Pl?tzlich rief Xury, der am Steuer sass: >>Herr, ein Schiff mit Segeln!<< Er war ganz ausser sich vor Schrecken, weil er glaubte, unser maurischer Herr setzte uns mit einem Fahrzeug nach. Ich sprang aus der Kaj?tte und sah sofort, dass das Schiff ein portugiesisches war. Ich segelte und ruderte, so sehr ich konnte, um es einzuholen; endlich bemerkte man uns und zog die Segel ein, um uns herankommen zu lassen.

Man fragte mich auf portugiesisch, auf spanisch und auf franz?sisch, wer ich sei, allein ich verstand keine dieser Fragen. Zuletzt erkundigte sich ein schottischer Matrose, der sich an Bord befand, auf englisch nach meinen Verh?ltnissen, und diesem sagte ich, dass ich ein Engl?nder und aus der Sklaverei der Mauren in Saleh entflohen sei. Man liess mich nun an Bord kommen und nahm uns beide samt meiner Habe freundlich auf.

Ich empfand ?ber meine Rettung unaussprechliche Freude und bot dem Kapit?n als Beweis meiner Dankbarkeit mein ganzes Besitztum an. Allein er erwiderte mir grossm?tig, dass er nichts annehmen wolle: >>Nein, Senhor Inglese , ich bringe Euch aus reiner Christenliebe nach Brasilien, und die Gegenst?nde, die Ihr mir anbietet, werden Euch dort zum Lebensunterhalt und zur R?ckreise dienen.<<

So edelm?tig sein Vorschlag war, so p?nktlich erf?llte er ihn auch. Keiner seiner Matrosen durfte etwas von meiner Habe anr?hren. Als er mein Boot in gutem Zustande sah, machte er mir den Vorschlag, es ihm zu verkaufen. Ich antwortete ihm, er habe sich so edelm?tig gegen mich gezeigt, dass ich es mir zur Ehre sch?tze, ihm mein Boot umsonst zu ?berlassen. Der Kapit?n nahm jedoch das Anerbieten nicht an, sondern bezahlte das Boot und gab mir 80 St?ck Dublonen; ebenso bot er 60 St?ck f?r meinen Jungen Xury. Er wollte sich verpflichten, Xury nach zehn Jahren freizugeben, wenn er zum Christentum ?berginge; der Maure willigte freudig ein, und ich ?berliess ihn dem Kapit?n.

Nach einer gl?cklichen Fahrt, die ohne Unf?lle von statten ging, liefen wir in die Allerheiligenbai ein. Der edelm?tige Kapit?n liess mich nichts f?r die ?berfahrt bezahlen; er gab mir 20 Dukaten f?r das Fell des Leoparden und 40 f?r das des L?wen; er lieferte mir alle meine Sachen aus und kaufte mir alles ab, was ich ihm ablassen wollte, so z. B. den Flaschenbeh?lter, zwei meiner Flinten. Dies brachte mir gegen 220 St?ck Dublonen ein; mit diesem Kapital ging ich in Brasilien ans Land.

Kurze Zeit darauf empfahl mich der Kapit?n dem Hause eines Mannes, der ebenso rechtschaffen war, wie er selbst, und eine Zuckerpflanzung mit Siedewerk betrieb. Ich blieb einige Zeit bei ihm und machte mich bald mit dem Verfahren der Zuckerpflanzung vertraut. Dabei hatte ich Gelegenheit, das bequeme Leben der Pflanzer sowie ihren schnell emporbl?henden Reichtum zu beobachten, so dass in mir der Wunsch aufstieg, mich ebenfalls als Pflanzer niederzulassen. Ich dachte nun an Mittel, mein in London gelassenes Geld hierher kommen zu lassen, kaufte so viel Land, als meine Mittel erlaubten, und entwarf einen Plan zur Errichtung meiner Pflanzung.

Drittes Kapitel.

Robinson als brasilischer Pflanzer.

Robinsons Aufenthalt in Brasilien als Pflanzer. -- Eine neue Reise. -- Schiffbruch.

Mein edelgesinnter Kapit?n hatte drei Monate auf Ladung gewartet und stand eben im Begriff, die R?ckreise anzutreten, als ich das Gespr?ch auf das Kapital brachte, welches ich noch in London stehen hatte. Er erteilte mir den wohlmeinenden Rat: >>Senhor Inglese, gebt mir Vollmacht und legt mir einen Brief bei an diejenige Person in London, bei welcher Euer Geld steht. Lasst Eure Effekten nach Lissabon gehen, die ich als Euer Bevollm?chtigter Euch auf meiner n?chsten Reise mitbringen werde. Da aber die menschlichen Dinge tausend Zuf?lligkeiten ausgesetzt sind, so m?chte ich Euch raten, mir nur eine Anweisung auf 100 Pfund Sterling, als die H?lfte Eures Verm?gens, auszustellen; denn geht diese verloren, so bleibt Euch doch noch die andre H?lfte.<<

Ich nahm diesen Rat an und liess die Vollmacht f?r den Portugiesen ausfertigen. Der Witwe des englischen Kapit?ns schilderte ich meine Abenteuer, meine Sklaverei, mein Entrinnen sowie das Zusammentreffen mit dem portugiesischen Kapit?n und dessen menschenfreundlichen Beistand. Als der Mann nach Lissabon kam, fand er Mittel, der Frau meines verstorbenen Freundes meinen Brief zu ?bersenden, worauf sie ihm nicht nur das bare Geld, sondern auch ein Geschenk f?r seine liebevolle Teilnahme einschickte. Der Kaufmann in London legte diese 100 Pfund in englischen Waren an, wie ihm der Kapit?n aufgetragen hatte, und sandte sie nach Lissabon ein. Diese Waren nebst allerhand n?tzlichen Werkzeugen ?berschickte mir der Kapit?n; ja sogar einen Diener hatte er f?r die f?nf Pfund Sterling, die er von der Witwe zum Geschenk erhalten, f?r mich angeworben mit der Verpflichtung, mir sechs Jahre zu dienen. Auch der Erl?s aus den englischen Manufakturwaren ?bertraf meine Erwartungen, so dass ich mit meinen Verm?gensverh?ltnissen vollkommen zufrieden sein konnte. Nun dachte ich daran, noch einen europ?ischen Diener zu mieten und einen Neger zu kaufen. Die Ernte im n?chsten Jahre fiel gl?nzend aus.

W?re ich in den Verh?ltnissen geblieben, in welchen ich mich jetzt befand, so h?tte ich bis an mein Lebensende ein ruhiges und beschauliches Gl?ck geniessen k?nnen. Allein in meinem Kopfe tummelten sich tausend hochfahrende Unternehmungen. Dergleichen Pl?ne sind ja oft das Verderben selbst erfahrener M?nner, und ich sollte das auch empfinden.

Als Pflanzer in Brasilien hatte ich zum Nachbar einen Portugiesen aus Lissabon von englischer Herkunft, Namens Wells, dessen Umst?nde den meinigen ?hnlich waren. Zwei Jahre lang hatten wir alle H?nde voll zu thun, um nur unsern Lebensunterhalt zu verdienen, aber schon im dritten Jahre ernteten wir Tabak, und im vierten Jahre gedachten wir Zuckerrohr zu bauen. Ich hatte 50 grosse Rollen Tabak, von denen jede 100 Pfund wog, auf meinem eignen Grund und Boden erbaut und sie f?r die R?ckkehr der Flotte von Lissabon wohl aufbewahrt. Indes f?hlten wir recht dr?ckend den Mangel an mithelfenden Armen, und ich w?nschte mehr als je meinen flinken Xury zur?ck, der mir recht gute Dienste h?tte leisten k?nnen.

Da wir die s?mtlichen Arbeiten nicht selbst ausf?hren konnten, blieben wir mit vielem im R?ckstande. Es w?hrte nicht lange, da f?hlte ich mich in meiner Lebensweise unbehaglich. Nat?rlich! Ich hatte mich einer Besch?ftigung hingegeben, die meiner Wanderlust gerade entgegenlief. Jetzt sah ich ein, dass mein Vater recht hatte, als er mir den Mittelstand als den gl?cklichsten angepriesen. >>Und dies alles<<, sagte ich h?ufig zu mir selbst, >>h?ttest du leichter in deinem Vaterlande haben k?nnen; manche Leiden h?ttest du dir erspart, wenn du daheim geblieben w?rst! Jetzt musst du nun hier leben, wo kein Freund an deinem Schicksal teilnimmt.<<

W?hrend der vier Jahre meines Aufenthalts in Brasilien hatte ich die Landessprache erlernt und ebenso die Bekanntschaft mehrerer Kaufleute in San Salvador gemacht, mit denen ich mich manchmal ?ber meine Jugendschicksale und besonders ?ber die Reisen an der Guineak?ste unterhielt. Dabei liess ich nicht unerw?hnt, mit welcher Leichtigkeit man dort durch Austausch von Kleinigkeiten, wie Glasperlen, Spiegeln, Messern, Spielzeug und dergleichen, gegen Goldstaub ein gutes Gesch?ft machen k?nne. Besonders aufmerksame Zuh?rer hatte ich an jenen Kaufleuten, wenn ich von dem Negerhandel sprach, der damals noch ausschliesslich von Spanien und Portugal aus getrieben wurde.

Eines Tages kamen drei jener Kaufleute zu mir, um mir einen Vorschlag zu machen; sie teilten mir mit, sie h?tten alle drei gleich mir Pflanzungen, denen es zum besseren Betriebe nur an geeigneten Arbeitskr?ften fehle. Deshalb wollten sie ein Schiff nach Guinea ausr?sten, nicht etwa um Sklavenhandel zu treiben, sondern um Schwarze aus Afrika zu holen und sie gleichm?ssig unter sich zu verteilen. Es sei nur noch die Frage, ob ich als Aufseher des Schiffes mitgehen und den Handel an der Guineak?ste leiten wolle. F?r die Einwilligung w?rden sie mich durch einen gleichen Anteil an den Negern entsch?digen sowie durch den Vorteil, keine Kosten zu dem Unternehmen beisteuern zu m?ssen.

Obgleich dieser Vorschlag unrecht war, wie aller Negerhandel, war ich doch so th?richt, darauf einzugehen. Ich stellte nur die Bedingung, dass meine Pflanzung bis zu meiner R?ckkehr gut ?berwacht w?rde und, falls mir ein Ungl?ck widerf?hre, demjenigen ?bergeben werden sollte, den ich als Nachfolger bezeichnete. Zu meinem Universalerben setzte ich den portugiesischen Kapit?n ein, unter der Bedingung, dass er die H?lfte meines Verm?gens nach England gelangen lassen solle.

Die Ausr?stung des Schiffes ging rasch vor sich; am 1. September 1659, demselben Tage, an welchem ich vor acht Jahren das elterliche Haus verlassen hatte, um mich in Hull einzuschiffen, stachen wir in See. Unser Schiff hatte gegen 120 Tonnen, f?hrte sechs Kanonen und 14 Mann, den Kapit?n samt seinem Schiffsjungen und mich eingerechnet. Die Ladung des Schiffes bestand nur aus solchem Tand, der sich am besten zum Handel mit Negern eignet.

Wir steuerten anfangs l?ngs der K?ste von Brasilien nordw?rts, weil wir beabsichtigten, den 12. Grad n?rdlicher Breite zu erreichen und dann, wie damals ?blich, nach Afrika hin?berzusegeln. Solange wir an der K?ste hinfuhren, wurden wir von dem pr?chtigsten Wetter beg?nstigt; bei dem Kap St. Augustin verloren wir das Land aus dem Gesicht und steuerten, als wollten wir die Insel Fernando de Naronha erreichen, Nordost bei Nord. Die eben genannte Insel liessen wir aber ?stlich liegen und passierten nach einer Fahrt von zw?lf Tagen die Linie. Bisher hatten wir uns des sch?nsten Wetters zu erfreuen gehabt, jetzt aber brach ein heftiger Wirbelwind los.

Zw?lf Tage hindurch blieben wir ein Spiel der Winde. Dann liess der Sturm endlich etwas nach; der Steuermann fand, dass wir uns in der Richtung nach der K?ste von Guinea oberhalb des Amazonenstromes und nicht weit vom Orinoko befanden. Wir ?berlegten, was unter diesen Umst?nden zu thun sei, zumal das Schiff ein Leck bekommen hatte; endlich entschlossen wir uns, nach Barbados zu segeln, indem wir uns weit genug auf offener See hielten, um die Einfahrt in den Mexikanischen Meerbusen zu vermeiden. In vierzehn Tagen konnten wir bei den Karibischen Inseln sein und steuerten deshalb nordwestlich.

Es sollte jedoch anders kommen, als wir dachten. Unter dem 14. Breitengrade erhob sich von neuem ein gewaltiger Sturm und trieb uns weit fort, als pl?tzlich inmitten aller Schrecknisse der Ruf: >>Land! Land!<< ert?nte. Schon wollten wir sehen, welchem Teile der Welt wir entgegengingen, als ein erneuter heftiger Windstoss unser Fahrzeug auf eine Sandbank trieb.

Die Wogen st?rzten sch?umend ?ber das Deck, und jeder fl?chtete in sein Quartier, um sich vor der Wut des Elementes zu sch?tzen. Der Wind tobte fortw?hrend heftig, und das Fahrzeug konnte in wenigen Minuten zertr?mmert sein, wenn es nicht pl?tzlich umschlug. Am Hinterteil des Schiffes hing unser Boot, sein Steuerruder war zertr?mmert und die zerschmetterten Teile tanzten auf den emp?rten Wellen. Zwar lag noch die Schaluppe an Bord, doch schien es uns unm?glich, dieselbe ins Wasser zu setzen. Die Todesangst zwang uns endlich doch, einen verzweifelten Versuch zu machen, und den vereinten Anstrengungen gelang es, die Schaluppe ?ber Bord zu bringen. Wir sprangen alle hinein und liessen uns -- im ganzen elf Personen -- von Wind und Wogen treiben, wohin es Gott gefiel.

Wir sahen wohl ein, dass unser Boot bei der hochgehenden See nicht lange aushalten w?rde. Mit allen Kr?ften ruderten wir dem Lande zu, aber so schweren Herzens, als ginge es zum Hochgericht; denn wir konnten voraussetzen, dass das Boot, wenn es sich der K?ste n?herte, von der Macht der Wogen zertr?mmert werden w?rde. So schien es, als ob wir selbst unsern Untergang beschleunigten.

Von welcher Beschaffenheit die K?ste vor uns war, ob felsig oder sandig, hoch oder flach -- wir wussten es nicht. Der einzige Hoffnungsschimmer, der uns noch winkte, blieb die M?glichkeit, in die M?ndung eines Flusses oder eines Meerbusens einzulaufen, wo wir das Wasser ruhiger finden konnten. Allein nichts von alledem, ja, das Land erschien uns, je n?her wir kamen, grauenhafter als die See, denn es starrten uns f?rchterliche Felsenriffe entgegen. So mochten wir etwa anderthalb Meilen fortgetrieben sein, als eine berghohe Welle hinter unsrer Schaluppe einherrollte, uns mit sicherem Untergang bedrohend; sie st?rzte mit solcher Heftigkeit auf unser Boot, dass es augenblicklich umschlug. Wir wurden getrennt und versanken in den Abgrund, Gott um Beistand anflehend.

Obgleich ich gut schwimmen konnte, so vermochte ich mich doch nicht zur Oberfl?che emporzuarbeiten, um Atem zu holen, bis endlich die Woge, die mich gegen das Ufer hingerissen hatte, sich zur?ckzog und mich auf dem Trockenen zur?ckliess, freilich zum Tode ermattet und ausser Atem durch das Wasser, welches ich verschluckt hatte. Ich f?hlte noch so viel Geistesgegenwart und Kraft des K?rpers, dass ich mich aufraffte und, da ich die K?ste nahe vor mir sah, einen Versuch machte, sie zu erreichen, ehe eine andre Welle mich wieder zur?ckriss. Meine Widerstandskraft erwies sich jedoch dem Elemente gegen?ber als zu schwach. Ich sah die See riesengross, wie einen erbitterten Feind, von neuem gegen mich heranrauschen und ich hatte keine Kraft mehr, ihr zu widerstehen. Das Wasser drang an, ich suchte den Kopf oberhalb zu behalten und schwimmend landeinw?rts zu kommen. Doch die Wassermenge begrub mich viele Meter tief, und ich f?hlte, wie ich von ihr nach dem Ufer gerissen wurde.

Schon war ich dem Ersticken nahe, als ich mit Kopf und H?nden aus dem Wasser emporschoss. Ich fasste neuen Mut, obgleich ich mich nur zwei Sekunden ?ber Wasser hielt, um Atem zu sch?pfen. Darauf st?rzten wieder die Wellen ?ber mich weg, und dann bemerkte ich, wie sie wieder zur?ckgingen.

Die letzte Welle h?tte mir gef?hrlich werden k?nnen, denn ich wurde mit solcher Gewalt gegen ein Felsenriff geschleudert, dass ich fast das Bewusstsein verlor. Jetzt klammerte ich mich fest an das Felsenst?ck und hielt den Atem so lange an, bis das Wasser zur?ckgegangen war. Nun kletterte ich die Klippen empor und warf mich auf das Gras, sicher vor dem Anfluten des Wassers und seinen Gefahren. Ich blickte zum Himmel und dankte inbr?nstig dem Herrn, der mich so wunderbar vom Tode errettet hatte.

Das gescheiterte Schiff lag, von berghohen Wogen umbraust, in weiter Ferne, und meine Lage kam mir trostlos vor. Ich war ganz durchn?sst, und doch konnte ich die Kleider nicht wechseln, Hunger und Durst qu?lten mich, und es fehlten mir Waffen, um durch Erlegung eines Tieres mein Leben zu fristen. So bot sich mir nur die Aussicht, entweder Hungers zu sterben oder von wilden Tieren zerrissen zu werden. Ich hatte nichts weiter bei mir als ein Messer, eine Tabakspfeife und etwas Tabak in einem Beutel; das war mein ganzer Vorrat und -- der war nass.

Verzweifelt ging ich einige hundert Schritte vorw?rts und fand frisches Wasser, das mich wunderbar erquickte; Nahrungsmittel sah ich indes nirgends und begn?gte mich daher, nach Seemannsbrauch, Tabak zu kauen. Die Nacht brach allm?hlich herein. Schwere, finstere Wolken jagten am Himmel dahin und liessen die Nacht nur um so unheimlicher erscheinen. Der Wind sch?ttelte die ?ste der B?ume, und die Wellen brachen sich tosend an den Klippen. Mich ?berkam die Furcht vor reissenden Tieren, denen ich waffenlos preisgegeben war.

Da kam mir der Gedanke, mir einen handfesten Stock zur Waffe abzuschneiden und mit diesem mich auf einen Baum emporzuschwingen und darauf die Nacht zuzubringen. Bald versank ich in einen tiefen Schlaf, aus welchem ich erst nach vielen Stunden wiedererwachte.

Viertes Kapitel.

Rettung nach dem Schiffbruch.

Robinson schwimmt an das Wrack. -- Erbauung eines Flosses. -- Er landet gl?cklich mit seiner Fracht. -- T?gliche Fahrten nach dem Wrack. -- Errichtung seiner Wohnung. -- Erbeutung von Ziegen. -- Robinsons Kalender. -- Tagebuch.

Als ich erwachte, stand die Sonne schon hoch am Himmel. Das Wetter war heiter, der Sturm hatte sich gelegt; das Meer war ruhig. Am meisten ?berraschte mich der Umstand, dass das Schiff durch die Flut gehoben und fast bis zu dem Punkte getrieben wurde, an welchem mich tags vorher die Wogen gegen die Felsen warfen. Das Schiff war jetzt nur eine halbe Stunde vom Strande entfernt und schien sich noch aufrecht zu halten. Ich nahm mir deshalb vor, an Bord zu gehen, um mich mit noch zu beschaffenden Bed?rfnissen zu versehen.

Nachdem ich aus meinem Schlafquartier in der luftigen H?he herabgestiegen, bemerkte ich zuerst das Boot, welches etwa eine Stunde entfernt rechter Hand auf dem Strande lag. Ich suchte dasselbe zu erreichen, doch hinderte mich daran ein kleiner Meeresarm; ebensowenig vermochte ich zu dem Schiffe zu gelangen.

Am Nachmittag war die Flut bereits so weit zur?ckgewichen, dass ich mich bis auf wenige hundert Schritte dem Wrack n?hern konnte. Ich legte meine Oberkleider ab und schwamm dem Schiffe zu. Als ich indes nahe kam, fand ich eine neue Schwierigkeit; das Schiff hatte sich auf die Seite gelegt und ragte hoch ?ber das Wasser empor; daher konnte ich nicht an Bord kommen. Zweimal schwamm ich um das Fahrzeug herum, ohne etwas zu finden, woran ich mich h?tte in die H?he arbeiten k?nnen. Endlich gewahrte ich ein Tauende, welches am Vorderteil so weit herabhing, dass ich daran emporklettern konnte. Oben angekommen, sah ich, dass das leck gewordene Schiff viel Wasser eingelassen hatte. Es lag auf einer Schlammbank; das Hinterteil ragte empor, w?hrend das Vorderteil fast ganz vom Wasser bedeckt war. Mein erster Gang galt der Brotkammer, wo ich zu meiner Freude Mundvorr?te in unverdorbenem Zustande fand. Ich f?llte meine Taschen mit Schiffszwieback und entdeckte dann in der Kaj?tte Rum, von dem ich einen t?chtigen Schluck zu mir nahm. Es fehlte mir jetzt nur an einem Boote, um die mir n?tigen Sachen ans Land zu schaffen. Da beschloss ich, mir selbst ein Floss zu bauen. An Bord fand ich einige Raaen, zwei oder drei h?lzerne Balken und ein paar Bramstengen. Aus der Zimmermannskiste entnahm ich S?gen, Beile, Hammer und N?gel. Ich warf nun die Holzbalken in das Meer, nachdem ich sie vorher mit Tauen untereinander verbunden hatte, damit sie nicht fortgerissen werden konnten. Dann stieg ich an der Seite des Schiffes hinab und verband die Holzst?cke zu einer Art Floss; hierauf nagelte ich einige Bretter dar?ber und konnte mich nun schon darauf wagen. Allein f?r eine gr?ssere Ladung w?re es immerhin noch zu leicht gewesen; ich schnitt deshalb mit der Zimmermannss?ge eine der Bramstengen in drei St?cke und verst?rkte mit diesen mein Floss. Dann dachte ich daran, wie ich es am vorteilhaftesten befrachten und die Ladung gegen das Wasser sichern k?nnte. -- Zuv?rderst brachte ich auf das Floss alle Bretter, deren ich habhaft werden konnte; hierauf f?llte ich zwei Matrosenkisten mit Brot, Reis, holl?ndischen K?sen, f?nf St?ck ger?ucherten Ziegenfleisches und einem kleinen Rest Roggen und Gerste.

W?hrend ich alle Gegenst?nde zusammenpackte, begann die Flut zu steigen; ich bemerkte, dass meine Weste und mein Hemd, die ich am Ufer zur?ckgelassen hatte, davonschwammen. Ich nahm deshalb Bedacht, nach Kleidungsst?cken zu suchen, deren ich genug fand; auch dachte ich an Munition und Waffen. In der grossen Kaj?tte waren zwei gute Jagdflinten sowie zwei Pistolen; daneben entdeckte ich einen kleinen Beutel mit Schrot, zwei alte verrostete Degen und etliche Pulverh?rner. Ich erinnerte mich, dass drei Pulverf?sser auf dem Schiffe waren, aber ich wusste nicht, wo unser Gesch?tzmeister sie hingestellt hatte. Nach vielem Suchen fand ich sie; zwei zeigten sich trocken und gut erhalten, w?hrend das dritte durch das Wasser verdorben war; die beiden ersteren samt den Waffen trug ich auf mein Floss. Dann fielen mir noch etliche Ruder in die H?nde, die zur Schaluppe geh?rt hatten, sowie zwei S?gen, eine Axt, ein Hammer und andre brauchbare Werkzeuge. Nunmehr setzte ich mein Floss in Bewegung; etwa eine halbe Stunde weit strich es glatt dahin, nur trieb es ein wenig seitw?rts, woraus ich schliessen musste, dass eine Bucht oder die M?ndung eines Flusses diese Str?mung herbeif?hrte. In der That zeigte sich bald vor mir eine kleine ?ffnung, in welche die Flut m?chtig eindrang.

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