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Read Ebook: Das hohe Ziel der Erkenntnis: Aranada Upanishad by Al Raschid Omar Bey

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Ebook has 232 lines and 33134 words, and 5 pages

Also ist die erste Unterweisung: -- AKASHA -- dieser atmenden Welt zeitr?umliche Erscheinung. Stelle dir vor, o Teurer, es umfasse die enge Klause, in der wir weilen, die ganze Welt, und es sei kein empfindendes Wesen darin; was w?re auszusagen? Nichts; ohne Empfindung kein Urteil. Du betrittst den Raum--und aus dem Nichts schafft sich Erscheinung, Bewegung und Gestaltung; K?rper, Eigenschaften, Kr?fte, Wirkung, Entfaltung, Leben in endloser F?lle und endlosem Wechsel; aus deiner Empfindung--die Welt. Alsbald erscheint dir dieser Raum gross oder klein, hoch oder niedrig, hell oder dunkel, heiss oder k?hl, sch?n oder h?sslich oder in irgend einer Beziehung deinen Sinnen erw?nscht oder unerw?nscht, und zwischen diesen Gegens?tzen alle Abstufung deiner Empfindung. Den Boden, auf dem du stehst, f?hlst du unter dir, die Decke siehst du ?ber dir; die Pforte, durch die du eingetreten bist, ist hinter dir; vor dir, weiten Ausblick gew?hrend, der offene Bogen; diese geschlossene Wand hier ist zur Linken, jenes die rechte Seite des Raumes. Dies sind Bezeichnungen, Urteile, die unbestreitbar scheinen,-- dennoch, sobald jemand dir gegen?ber tritt, behauptet er, die Seite, die du mit rechts bezeichnest, sei die linke, und nennt die Wand, die du links nennst, die rechte. Beider Urteile k?nnen nicht zutreffend sein; sie widersprechen sich, sind Gegens?tze, die einander ausschliessen, zu nichts aufheben. Hier geschieht das Wunder, dass eines mit einer bestimmten Bezeichnung und gleichzeitig mit dem Gegenteile dieser Bezeichnung belegt wird. Wer von den Urteilenden hat recht? Keiner--oder, wenn du willst, beide. Die Wand ist beides: rechts und links, also auch keines von beiden, weder rechts noch links. Keine L?sung, auch wenn etwa der Gegen?berstehende zu dir her?bertr?te und nun, in gleicher Stellung wie du, dir und deinem Urteil beistimmte. Gesetzt, es traten noch mehr zu dir, einsichtige M?nner, gelehrte Brahmanen, solche, die sich f?r Wissende halten, und alle waren eines Urteils: die bezeichnete Wand des Raumes sei die rechte;--wenn von allen zahllosen Wesen seit Zeitr?umen ohne Zahl nie anders erkannt worden, wenn es ein ewiger Glaubenssatz der Menschheit w?re und hiesse frevelhaft daran zu r?hren--die Wand bleibt, was sie wahrhaft ist, weder das eine noch das andre, weder rechts noch links. Alle die, welche mit dir in der Benennung der Wand ?bereinstimmen, stehen mit dir auf gleichem Stand, vertreten deinen Standpunkt, sind deine Standesgenossen, nichts mehr. Wechselst du deinen Standort und trittst dir selbst gegen?ber, so widersprichst du dem eigenen Urteil: aus rechts ist links, aus links ist rechts geworden. Das Urteil ist in dir; an der Wand selbst haftet nicht ein Hauch von den Unterscheidungen rechts und links. Wie der Schatten eines vor?berfliegenden Vogels am Boden nicht haftet, so haftet nichts von diesen Unterscheidungen an der Wand, in keiner Gestalt, in keinem Sinne, weder offen noch verborgen, weder hier noch dort, weder heute noch je.

Dies, wovon ich dir rede, ist selbstverst?ndlich; folge mir weiter. Stelle dir vor, o Teurer, der Raum, von dem wir reden, sei kreisf?rmig gezimmert. Du d?rftest nicht mehr die ganze Wand, sondern nur eine Stelle der Wand, eine einzige k?rperlose, nur in Gedanken zu fassende Linie mit rechts oder links bezeichnen, und diese Linie w?rde bei jeder Bewegung von dir, vor oder r?ckw?rts schwankend, eine andere Stelle der Wand treffen. Sodann: denkst du dir, dem Gedanken weiter folgend, den Raum, von dem wir reden, in den Hohlraum einer Kugel verwandelt und dein Stand sei im Mittelpunkte dieser Hohlkugel, so trifft die Bezeichnung rechts oder links je einen einzigen k?rperlosen, nur in Gedanken zu fassenden Punkt, und jede leise Abweichung von diesem einen Punkt spielt schon in fremde Verh?ltnisse hinuber: vorn, hinten, oben, unten. Jede deiner Bewegungen, jeder Atemzug, jeder Herzschlag l?sst die Unterscheidungen rechts und links durcheinanderschwirren wie die Farben auf einer Seifenblase, und du kannst, je nachdem du dich wendest oder beugst, willk?rlich jeden Punkt der Hohlkugel mit gleichem Recht und mit gleichem Unrecht mit rechts und mit links bezeichnen. Die Gegens?tze rechts und links haften an dir, sie bewegen sich mit dir, folgen dir, wenden sich mit dir; sie stehen und gehen, sie ent-stehen und ver-gehen mit dir. Rechts und links ist da, wo du es willk?rlich hinverlegst, ?berall--nirgends. In deinem Herzen sind die Auseinandertretungen, deine eigene Sch?pfung die Unterscheidung rechts und links; du ?bertr?gst eigene Schaffung--Eigenschaft--aus dir hinaus, nichts mehr; an sich ist kein rechts und kein links, einzeln nicht und zusammengenommen nicht. Die Urteile heben sich gegenseitig auf, nichts bleibt--in dir allein sind die Unterscheidungen. Doch frage dich, o Teurer, wo best?nden in dir die Unterscheidungen, wenn du dir vorstellst, dass du dich in deinem eigenen K?rper umzuwenden verm?chtest; woran k?nnten die Merkmale rechts und links in dir haften, wenn du dich kugelf?rmig gestaltet vorstellst, oder wenn du dich formlos, k?rperlos denkst?

Und endlich--von unserer Klause hier ging ich aus--stelle dir vor, dieses hier sei die ganze Welt und ausser dir kein empfindendes Wesen darin --und du selbst seist nicht-- --verschwunden sind die in Rede stehenden Unterscheidungen, ausgel?scht, in nichts gesunken; sind nicht und waren nicht; Spiel deiner Seele--wesenlose Erscheinung. Du hast erkannt: Die Vorstellungen rechts und links sind nicht an sich, sind in Gegens?tze zerfallene, an sich nichtige Unterscheidungen in dir; von scheinbarer Verschiedenheit--ununterschieden an sich; von scheinbarer Bedeutung--bedeutungslos an sich; aus dir gewirkte Wirklichkeit dieser Welt--nicht Wahrheit. Was von diesen Unterscheidungen--in dir als Urteil,--ausser dir als Eigenschaft des Gegenstandes erscheint, ist nur Kennzeichnung deines Standortes im Raum, dein zu-Stand zum gegen-Stand, deine eigen gew?hlte Haltung, dein beliebiges Verhalten--dein Verh?ltnis zu den Dingen im Raum; deine frei-willig eingenommene Stellung-- vor-Stellung, will-k?rlich aus dir geschaffen, Ausdruck deines Willens, aus dir geboren, deine eigene Sch?pfung--du selbst.

Und ferner desgleichen: Dem gefundenen Ergebnis in betreff der gegenteiligen Unterscheidungen rechts und links schliessen sich unmittelbar und in allen St?cken an die gegenteiligen Unterscheidungen vorn und hinten, oben und unten. Beim ersten fl?chtigen Hinschauen zwar scheint es, als beharrten die Urteile oben und unten auch unabh?ngig von dir und deiner jeweiligen Stellung, als bliebe oben oben und unten unten, welche Lage du auch einnimmst. Stellst du dir aber vor, dass jemand, auf der Erdkugel stehend, mit erhobenem Arm den Ort am Himmel bezeichnen wollte, den er f?r oben h?lt, und dicht neben ihm st?nde ein zweiter, dasselbe tuend, so weichen die von ihnen als oben bezeichneten Punkte schon voneinander ab und in unendlicher Entfernung stehen sie unendlich weit auseinander. Tr?ge nun jeder Fleck der Erdkugel solche nach oben Weisende, jeder von ihnen verm?chte nur sein Oben, nicht das Oben zu weisen und desgleichen jeder von ihnen nur sein Unten, nicht das Unten, und das Urteil eines jeden widerspr?che dem Urteil aller ?brigen, und jeder Punkt des Himmels tr?ge mit gleichem Recht und mit gleichem Unrecht die Bezeichnung oben und die Bezeichnung unten. In deinem Herzen sind die Auseinandertretungen, deine eigene Sch?pfung die Unterscheidung: oben und unten. Oben und unten ist da, wo du es willk?rlich hinverlegst, oben und unten ist das, was du willk?rlich so nennst. Was hier oben ist, ist dort unten; was jetzt unten ist, ist dann oben; du wechselst deinen Standort nach Gefallen und deine Anschauung wechselt mit ihm: oben ist unten, unten ist oben --die Urteile heben sich durch Gegenurteil auf, nichts bleibt. Ich sage dir nichts Neues, ich erinnere dich nur.

Und ferner desgleichen alle verwandten Bezeichnungen, alle Richtung, Mass, Begrenzung, Verh?ltnis vorstellenden Urteile und alle ?brigen auf Raum und Dinge im Raum ?bertragenen, wie rechts und links, wie vorn und hinten, wie oben und unten, in Gegenteile zerfallenden, aus dir geschaffenen, ausser dir erscheinenden, an sich nichtigen Merkmale und Namen. Alles Mass ist in dir; alles Verh?ltnis, Ausdruck deines Verhaltens; aller Gegenstand in Beziehung zu deinem Willen oder Unwillen; aller Gegensinn in dir selbst.

R?umliche Vorstellungen und Urteile erscheinen unsicher und schwankend, sie greifen ineinander ?ber, verfliessen ineinander, jede der Vorstellungen beginnt im Herzen der andren-- Die Wahrnehmungen erscheinen gepaart, erscheinen eine die andre bedingend, sind nur durch gegenseitige Beziehung, sind nur durch Gegensatz zueinander-- Von getrennten Standorten aus widersprechen sich die gegenteiligen Unterscheidungen, verneinen einander, heben einander zu nichts auf-- R?umliche Verh?ltnisse sind nicht an sich, sind nur in dir, entsprechen in dir deinem gegenw?rtigen Standort, deiner gegen-Wart; wechselst du deinen Standort, so wechselt mit deinem Gesichtspunkt deine Anschauung, die Urteile widersprechen sich auch in dir, verneinen sich gegenseitig auch in dir, heben sich auch in dir zu nichts auf-- R?umliche Unterscheidung hat an sich, hat in dir keine Geltung, ist gleichgiltig, gleich ungiltig, bedeutungslos, leer, nichtig--in dir, an sich; Erscheinung--nicht Wahrheit.

Du erw?gst: Raum an sich ist leer und bestimmungslos, wie verm?chten an leerem Raum r?umliche Verh?ltnisse zu haften? Und du erkennst: Was dir in r?umlicher Anschauung als Verschiedenheit erscheint, ist willk?rliche, durch gegens?tzlichen Standort in Gegens?tze auseinanderspaltende, an sich nichtige Unterscheidung in dir--aus dir gewirkt, auf dich wirkend, Wirkung und Wirklichkeit dieser Welt, nicht Wahrheit. Was von solchen Unterscheidungen--in dir als Urteil--ausser dir als Eigen-schaft der Dinge erscheint, ist Ausfluss deiner Eigen-heit, Abbild deiner selbst; ist dein Verhalten und Verh?ltnis zu den Dingen, dein Stand und ver-Stand, dein zu-Stand zum gegen-Stand; Kennzeichnung deiner Stellung zum gegen-st?ndlich aufgefassten Gedanken--deine vor-Stellung; ist Aus-legung deines innen-Lebens, Ent-gegnung deines Empfindens, sinnliche Ant-wort seelischer Bewegung, wider-Schein der von dir be-lieb-ten Wertung, Ausdruck deiner frei-will-igen Teilnahme, deiner will-k?r-lichen Auffassung, deiner Wahl-verwandtschaft, deiner wechselnden Neigung und Gesinnung, ist dein Atem in Lust und Unlust, in Liebe und Hass; ist Ausdruck deines wechselnden Verlangens, deiner Willk?r--Inhalt deiner Seele, aus dir gezeugte ?ber-zeugung, deine eigene Sch?pfung--du selbst.

Solches hast du klar erkannt, daran halte fest, unverbr?chlich. --Eigengeschaffenes legen wir den Dingen bei und nennen es der Dinge Eigenschaften.--

Ausgel?scht sind die Bedeutungen rechts und links, vorne und hinten, oben und unten, ausgel?scht alle dazwischen liegenden und alle verwandten, auf Raum bez?glichen, im Raum verwobenen Verh?ltnisse: alles innen und aussen, alles hier und dort, alle N?he und Ferne, alle Weite und Enge, alle Gr?sse, alle Lage und Richtung, H?he, Tiefe, Breite, L?nge, alle Teilung, alle Grenzen, alles Mass. Ausgel?scht alle auf Raum bez?glichen Wahrnehmungen und Anschauungen, alle seine Unterscheidungen, alle seine Bestimmung, Bezeichnung, Benennung; blosse Auffassung und Wertung, nur UnterstelIung und Beilegung, nur Namen--an sich nichts die sogenannten r?umlichen Eigenschaften und Merkmale--: Erscheinung, nicht Wahrheit. Ausgel?scht mit ausgel?schten Merkmalen ist der Raum selbst.--Kein Raum ausser Ich, kein Raum im Ich, kein Raum mit ausgel?schtem Ich; Ansicht, nicht Einsicht, Anschauung--nicht Erkenntnis, eigen geschaffenes Trugbild, auf blosser Vorstellung beruhend, aus dir gewirkte Wirklichkeit dieser Welt; nicht ist Raum an sich--nicht ist Raum Wesen und Wahrheit. Solches hast du klar erkannt, von solcher Erkenntnis vermagst du ferner nicht mehr abzuweichen... es sei denn, dass du--?ber dieses hinaus--zu tieferer Einsicht gelangst. Darum ist gesagt: "aus deiner Seele die Erscheinung: Raum." --Es ist der Welt Atem, den du, als sei er ausser dir, sp?rst.--

Und gewiss: Gegensatz und Zwillingspaar ist Raum und Zeit; wie kein rechts ohne links, kein oben ohne unten, so kein Raum ohne Zeit, keine Zeit ohne Raum. Wenn es in Wahrheit kein hier und kein dort gibt, so gibt es auch kein hin und kein her, kein auf und kein ab, kein vor noch zur?ck, weder kommen noch gehen, weder steigen noch fallen, kein heben, kein senken, kein fluten, kein ebben, kein eilen, kein z?gern, keinen Stillstand, keinen Wechsel. Mit ausgel?schtem Raum ist Zeit ausgel?scht; wie es keinen Raum an sich gibt, so gibt es an sich keine Zeit. Bei Erl?uterung der Unterscheidung oben und unten schien es zun?chst, als best?nden diese Erscheinungen auch unabh?ngig von dir; beim ersten Hinschauen scheint es, als best?nde Zeit an sich und unabh?ngig von dir. Doch wie die Vorstellungen oben und unten beim Durchschauen in Nichts versinken, so versinkt die Einbildung Zeit durch Erkenntnis in Nichts. Wie dein Standort, den du im Raum einnimmst, bestimmt, was du mit den Worten oben oder unten, mit rechts oder links bezeichnest, so bestimmt dein Standort in der Zeit, dein Bestand, deine Anwesenheit, dein Da-sein, deine Gegen-wart, was du als Vergangenheit und was du als Zukunft unterscheidest, und wie jenen Wahrnehmungen, so kommt auch diesen keine Wahrheit zu. Wie dein Standort im Raum die willk?rliche Teilung eines Ganzen bestimmt, ein von dir gew?hlter Scheidepunkt, der dir das Recht zu geben scheint, gegens?tzliche Verschiedenheit zu schaffen, so schafft dein Standort in der Zeit, dein Da-sein, deine Gegen-wart Unterscheidung in einem in sich ungeschiedenen Ganzen und macht dich in gegen-Teile unterscheiden was eines ist. Zeit an sich ist leer und bestimmungslos; wie verm?chte an leerer Zeit zeitliche Bestimmung und Unterscheidung zu haften? Nur von dir aus gibt es ein rechts und links, nur aus dir gewirkt und auf dich wirkend ist ein oben und unten, ein vorher und nachher, nur in dir ist und ist wirkend, was du Zeit nennst. Vergangenheit scheint vorbei, Zukunft scheint zu kommen; der Tag scheint vorbei, die Nacht scheint zu kommen. Verschieden wie Tag und Nacht scheint Vergangenheit und Zukunft, unvereinbar, ewig voneinander getrennt. Seit dem Tage Brahma, o Teurer, sind auf unserm Wohnsitz, der Erde, die unterschiedenen Zeiten, die vergangenen und die kommenden, Tag und Nacht zu gleicher Zeit. Zu ein- und derselben Zeit ist Morgen und Abend, Mittag und Mitternacht und jede Stunde des Tages und der Nacht, ewig gleichzeitig, zu ein- und derselben Zeit. Ununterbrochen brennt auf der Erde Mittag, ununterbrochen k?hlt Mitternacht und alle verschiedene Zeit zur selben Zeit.--Eines ist, was getrennt erscheint. Der Tag, der vergangen scheint, ist noch; die Nacht, die zu kommen scheint, ist schon. Es w?hrt vergangene und zuk?nftige Zeit ununterbrochen--in dir sind die Gegens?tze; jener heilige Savitar, die Sonne strahlt ewigen Tag. Und wie Sterne, vom Tage ?berleuchtet, den Sinnen nicht gegenw?rtig sind, doch der Seele gegenw?rtig--so ist Vergangenheit und Zukunft, von Gegenwart ?berleuchtet, deinen Sinnen nicht gegenw?rtig, doch gegenw?rtig deiner Seele. Vergangenheit war einst deine Gegenwart; Zukunft wird einst deine Gegenwart. Was Vergangenheit ist, war einst deiner Gegenwart Zukunft; was Zukunft ist, wird einst deiner Gegenwart Vergangenheit-- Ich-Gegenwart beharrt in Vergangenheit und Zukunft. Wie du, dich selber t?uschend, den Raum vor dir vom Raume hinter dir unterscheidest, so unterscheidest du, dich selber t?uschend, Zeit vor dir von Zeit nach dir. Wende dich in dir, und Vergangenheit wird Zukunft und Zukunft wird Vergangenheit. Dass du die Zukunft schaust, ist nicht wunderbarer, als dass du dich der Vergangenheit erinnerst. Du err-inne-rst dich der Zukunft, wie du dich der Vergangenheit erinnerst, und Zukunft und Vergangenheit ist ewige Gegenwart. Erinnerung ist Verkl?rung, Beseeligung von Raum und Zeit. Vergangenheit an sich ist nicht Zeit, denn Vergangenheit war, ist also nicht; ist nur Erinnerung an Zeit, Denkt?tigkeit, nichts mehr. Zukunft an sich ist nicht Zeit, denn Zukunft wird erst, ist also nicht; ist nur Erwartung von Zeit, ein Gedankenbild, nur in Beziehung auf das, was wir Zeit nennen, nicht Zeit selbst. H.B. Einen Hungrigen s?ttigt nicht die Erinnerung an fr?here S?ttigung und nicht Hoffnung auf sp?tere S?ttigung; weder Hoffnung auf Nahrung noch Erinnerung an Nahrung ist Nahrung. Weder Erinnerung an Zeit noch Erwartung von Zeit ist Zeit. Wenn Zeit w?re, so k?nnte nur Gegenwart Zeit sein. Gegenwart jedoch ist nur Standort des Ich, nur Anwesenheit, nur Gegenw?rtigkeit des Ich, nur die Scheide zwischen dem, was Ich Vergangenheit und dem, was Ich Zukunft nennt: eine nur in Gedanken zu fassende Scheide, ohne Ausdehnung, nur ein Ber?hrungspunkt von Gedanken und selbst nur Gedanke in dir--Ich-gegen-wart, nichts mehr. Keine Zeit vor deiner Gegenwart, keine Zeit nach deiner Gegenwart, keine Zeit ohne deine Gegenwart; deine Gegenwart ist Zeitewigkeit. Wie Zeit je nach deiner Empfindung stille steht oder flieht, wie du in einheitlicher Zeit gute und schlechte Zeiten unterscheidest, wie du Erwartung und Erinnerung in dir schaffst, so schaffst du Zeit in dir.

Du erkennst: Was dir als Vorgang in der Zeit, als Beharren oder Wechsel, als Dauer oder ?nderung erscheint, ist nicht an sich, ist willk?rliche, von deiner gegen-Wart aus in gegen-Teile auseinanderspaltende, an sich nichtige Unterscheidung in dir-- Was von solchen Unterscheidungen--in dir als zeitliches Urteil --ausser dir als zeitliche Eigenschaft der Dinge erscheint, ist Inhalt deiner Seele, Ausdruck des Verlangens in dir, Abbild deiner selbst;-- Kennzeichnung deiner gegen-Wart zum gegen-Stand, Kennzeichnung deiner Auffassung und Wertung, Wiedergabe deiner wechselnden Gesinnung, dein Atem in Lust und Unlust, willig-un-willige Auffassung in dir, in dir gezeugte ein-Bildung, deine eigene Sch?pfung--du selbst.-- Keine Zeit vor dir, keine Zeit nach dir, keine Zeit ohne dich.

Solches hast du klar erkannt. --Eigen Geschaffenes legen wir den Dingen bei und nennen es der Dinge Eigenschaften.--

Ausgel?scht sind die in Rede stehenden Wahrnehmungen, nur verschiedene Benennung die erscheinende Verschiedenheit; wie die Unterscheidungen rechts und links, wie oben und unten, nur Namen, an sich nichts die Unterscheidungen Vergangenheit und Zukunft, blosse F?r-wahr-nehmung, nicht Wahrheit.-- Ausgel?scht mit ihren Teil-Erscheinungen und gegenteiligen Merkmalen ist die Erscheinung Zeit selbst, Empfindung--nicht Erkenntnis, eigen geschaffenes Trugbild, aus dir gewirkt, auf dich wirkend, Wirkung und Wirklichkeit dieser Welt. Nicht ist Zeit an sich --nicht ist Zeit Wesen und Wahrheit.-- Darum ist gesagt: "Aus deiner Seele die Erscheinung: Zeit." Darum ist gesagt: "Zeit ist scheinbare Wahrheit". "Ich bin nicht in der Zeit, ich selbst bin Zeit." --Es ist der Welt Atem, den du, als sei er in dir, sp?rst.--

Ausgel?scht ist alle auf Raum, alle auf Zeit bez?gliche Anschauung und Auffassung, alle auf Raum und Zeit bez?gliche Wahrnehmung und Eigenschaft, alle Unterscheidungen, Verh?ltnisse, Merkmale, Bezeichnungen, Beziehungen, Beilegungen, Bedeutungen und alle ?brigen auf Raum und Zeit ruhenden Empfindungen, Vorstellungen, Begriffe, Urteile, Namen;--in nichts gesunken: Ausdehnung, Mass, Zahl, Teilbarkeit, Einheit und Vielheit, Folge und Folgerung, Anfang und Ende, Entstehen, Vergehen, Unendlichkeit, Ewigkeit--m?ssige Fragen dem Wissenden-- Ausdruck deiner Gegenwart zum gegenst?ndlich aufgefassten Gedanken; deine Empfindung und nach aussen Verlegung, das ist Auslegung deines Inne-be-findens; ein-Bildung und wider-Spiegelung deiner Einbildung, das ist: vor-Stellung; deine eigene Sch?pfung--du selbst--an sich nichts die sogenannten Eigenschaften der Zeit, die sogenannten Eigenschaften des Raumes-- Ausgel?scht mit ausgel?schten Merkmalen und Unterscheidungen ist Zeit und Raum selbst--vernichtet! Zeit und Raum sind nicht in sich. Spiel deiner Seele, ein blosser Traum! Darum ist gesagt: "aus deiner Seele die zeit-r?umliche Erscheinung". --Erscheinung!--sinnlicher Widerschein seelischer Empfindung in dir--deines eigenen Wirkens Abbild, eigengeschaffene Wirklichkeit dieser Welt--du selbst!--Keine Zeit, kein Raum in sich; keine Zeit, kein Raum in Wahrheit. --Eigen Geschaffenes legen wir den Dingen bei und nennen es der Dinge Eigenschaften, eigen Gewirktes--Wirklichkeit dieser Welt.-- Solches hast du klar erkannt, von solcher Erkenntnis vermagst du ferner nicht mehr abzuweichen... es sei denn, dass du--?ber dieses hinaus zu tieferer Einsicht gelangst.

In dir ist Zeit und Raum, du selbst schaffst Zeit und Raum, zu eigener Lust; tr?gst Zeit und Raum mit dir, wie du Leben und Welt mit dir tr?gst. Ewig ist Zeit, unendlich ist Raum--ewig unendlich Ich und Welt.

--Es ist das Atmen der Welt, die du lebst; Sch?pfer-- Vernichter.

Und ferner, o Teurer! Noch hat niemand diesem, wovon wir reden, sein volles Recht str?men lassen, und nicht ?berliefert wurde mir diese Lehre; in mir selbst trat zutage, wuchs und erstarkte die Erkenntnis. Und schon einmal habe ich der Welt diese Lehre verk?ndet, als die Tochter des Vatschaknu vor dem K?nige der Videha mich befragte; aber unverstanden von der Welt blieb diese Lehre: --"was zwischen Himmel und Erde ist, und oberhalb des Himmels und unterhalb der Erde, was sie Vergangenheit und Zukunft nennen--Raum und Zeit--o Gargi, ist eingewoben und verwoben in der Erscheinung Akasha".--Uraltes Wissen verk?ndige ich dir wieder: der erscheinenden Welt zeitr?umliches Dasein.

Gegensatz und Zwillingspaar ist, was du Raum und Zeit nennst. Durch Ur-sprung ist Raum, durch Raum--Zeit; wie rechts durch links, wie oben durch unten, wie Vergangenheit durch Zukunft. Wie kein rechts ohne links, kein oben ohne unten, keine Vergangenheit ohne Zukunft, so kein Raum ohne Zeit, keine Zeit ohne Raum. Zeit ohne Raum w?re nirgend; Raum ohne Zeit w?re nie. Alles was im Raum ist, entsteht und vergeht in der Zeit; alles was in der Zeit ist, entsteht und vergeht im Raum. Zeit ist ewig ?berall, Raum ist ?berall ewig. Zeit und Raum bedingen einander. Zeit und Raum misst sich aneinander: 'ein Zeitraum, eine Stunde Wegs, eine Spanne Zeit, ein Tagwerk Land, eine geraume Zeit.' Zeit und Raum erg?nzen einander. Dem Nebeneinander des Raumes entspricht das Nacheinander der Zeit. Zeit und Raum treten f?r einander ein. Bewegter Raum w?re Zeit; ruhende Zeit w?re Raum. Ausgebreitete Zeit heisst Raum; dauernder Raum --Zeit. Zeit und Raum schafft einander; Zeit und Raum hebt einander auf--Gegens?tze, die einander schaffend, einander aufheben. Gegens?tze Zeit und Raurn sind gegen-Paare, halb-Teile eines Ganzen. Gegensatz in sich nennt Ich: Zeit, Gegensatz zu sich nennt Ich: Raum. Spaltung im Ich--Zeit; gespaltenes Ich--Raum. Gegensatz r?umt--Gegensatz zeitigt.

Weder hat Zeit einen Anfang, noch ist Zeit ewig; weder hat Raum ein Ende, noch ist Raum unendlich--weder ist Zeit und Raum real, noch ist Zeit und Raum ideal;--Zeit und Raum ist Gedanke im verlangenden Ich. Zeit-Gegenwart ist ohne Dauer, also nicht Zeit; Raum-Punkt ist ohne Ausdehnung, also nicht Raum. Zeit-ewigkeit wird nicht aus Zeit, Raum-unendlichkeit wird nicht aus Raum, und wie Zeit-ur-teil keine Zeit ist, so ist Zeit-ewigkeit keine Zeit; wie Raum-ur-teil kein Raum ist, so ist Raum-unendlichkeit kein Raum. Zeit und Raum ist Gedanke im urteilend schaffenden Ich. Ich ist Zeit-einbildung, Ich ist Raum-vorstellung. Im Ich ist ewig Zeit; im Ich ist endlos Raum. Weil Ich selbst Zeit und Raum ist, darum ist Zeit immer, wann Ich ist; darum ist Raum immer, wo Ich ist; Zeit und Raum ewig unendlich, da Ich ist. 'Ewig' 'unendlich' aus dem Ich geschaffene, das Ich selbst bezeichnende Worte, Ich-ausdruck, nichts mehr. Ich ist Ausdehnung in sich zu ewiger Zeit--ausser sich zu unendlichem Raum. Ich ist gegen-Wart zu Zeit und Raum. Ich-Atem, Ich-Bewegung, Ich-Ausdehnung, Ich-Wandel, Ich-Wirk-lichkeit ist Zeit und Raum. Wechselndes im Bleibenden, Beharrendes im Wechselnden: Ich.

Keine Zeit, kein Raum ohne Ich: einen Augenblick bewusstlos--eine Ewigkeit bewusstlos.

'In der 'Zeit' heisst vom Ich-bewusstsein als Zustand in sich unmittelbar umfasst; 'im Raum' heisst mittelbar, vermittelst der Sinne erfasst. Im Bereich des Ich-bewusstseins heisst Zeit, was dar?ber hinaus Raum heisst. Vom Ich empfunden--Zeit, vom Ich angeschaut--Raum; seelisch empfunden--Zeit, sinnlich angeschaut--Raum.

Bei gedankenlosem Hinschauen zwar erscheint Zeit und Raum verschieden, verschieden wie Tag und Nacht, wie Vergangenheit und Zukunft, unvereinbar, ewig voneinander getrennt. Ansicht--nicht Einsicht; Wahr-nehmung--nicht Wahrheit. Zeit und Raum sind nicht auseinanderzuhalten: --frage dich, o Teurer, durch welche Bestimmung k?nnten Zeit und Raum, beide an sich leer an Bestimmung, voneinander verschieden sein? Eines ist, was du in dir Zeit, was du ausser dir Raum nennst--zwei Namen f?r das Selbe: atmendes Verlangen in dir. Sprich es unverstanden nach--mit vorschreitender Erkenntnis gelangst du zu vollem Verst?ndnis.

Wie du, dich selber t?uschend, den Raum ?ber dir vom Raum unter dir unterscheidest, wie du, dich selber t?uschend, Zeit vor dir von Zeit nach dir unterscheidest, so unterscheidest du, dich selber t?uschend, Zeit in dir von Raum ausser dir. Wie deine Gegenwart im Raum bestimmt, was du hier und was du dort nennst, wie deine Gegenwart in der Zeit bestimmt, was du als vorher und was du als nachher unterscheidest, so bestimmt deine Gegen-wart im Da-sein, was in dir zeitlich, was ausser dir r?umlich erscheint. Wie deine Gegenwart in Zeit und Raum die Teilung eines Ganzen bestimmt--ein willk?rlich gew?hlter Scheidepunkt, der dir das Recht zu geben scheint, Gegenteiligkeit zu schaffen, ein rechts und ein links, ein oben und ein unten zu unterscheiden, ein vorher und ein nachher, so schafft dein Da-sein, deine Gegen-wart, dein Ich-Bewusstsein,--du selbst--Unterscheidung in einem ungeschiedenen Ganzen, macht dich in Zeit und Raum unterscheiden, was eines ist. Eines--scheinbare Zweiheit. In deinem Herzen sind die Auseinandertretungen, deine eigene Sch?pfung die Unterscheidung Zeit und Raum.--Als Zeit empfindest du, was dein eigen, als Raum, was dir entfremdet. Entlassend schaffst du Raum, aufnehmend Zeit, was aus-wendig Raum ist, ist in-wendig Zeit. Dein eigener Widerschein im Ich-Gedanken nennt sich Bestand, Dauer, Wechsel, Zeit; deinen eigenen Widerschein im entlassenen Gedanken nennst du draussen, Gegenstand, Raum. Unterscheidung Zeit und Raum ist Unterscheidung: in dir--ausser dir; ist Empfndung und nach aussen Verlegung--Auslegung deines inne-Befindens; ist Ein-bildung: Zeit, und Widerspiegelung deiner Einbildung, Vor-stellung: Raum; Ich-zu-stand und Ich-gegen-stand-- Ausdruck deiner wechselnden Gesinnung, deiner Zuneigung und Abneigung, Anziehung und Abstossung, Lust und Unlust, Liebe und Hass, Bejahung und Verneinung, Wille-wider-Wille im Verlangen--Abbild deiner selbst. Zeit und Raum sind nur andre Worte f?r Ich und du; Unterscheidung Zeit und Raum ist Unterscheidung Ich und Welt--Ausdruck des Zerfalls im Ursprung. Davon wird dir in weiterer Unterweisung volle Klarheit.

Besinne dich und du erkennst: ununterschieden in sich ist Zeit und Raum; eines, was du mit ent-zwei-enden Namen bezeichnest; wie rechts und links, wie oben und unten, wie hier und dort, wie jetzt und einst --willk?rliche, in sich nichtige Unterscheidung in dir. Und wie du solches von dem Gegen-sinn 'rechts und links', von dem Gegen-sinn 'oben und unten' klar erkannt hast, so wird dir klare Erkenntnis auch vom scheinbaren Gegensinn Zeit und Raum. Aller Gegensatz, alle Einheit ist in dir. Zeit und Raum sind Gestaltung deines Willens; Zeit und Raum sind andre Worte f?r deinen Willen und f?r das, was wider deinen Willen-- wieder dein Wille ist;--Gestaltung deiner selbst! Eigene Lust dein Wandel; nach eigenem Gefallen wandelst du dich zu Zeit und Raum, wandelst Zeit zu Raum wie rechts zu links, wandelst Raum zu Zeit wie unten zu oben. Es ist so--sprich es unverstanden nach. Die die Welten voneinander h?lt, diese Br?cke ?berschreite als ein Blinder. Aufleuchten wird einst in dir die Erkenntnis, aus welcher Tiefe solches fliesst.

Ausgel?scht der Gegensinn von Zeit und Raum; auf Worten beruhend die erscheinende Verschiedenheit; ununterschieden an sich, weder das eine noeh das andre; dasselbe doppelt benannt, zwei Namen fur eines. Und gewiss: ist Zeit gleich Raum, so ist weder Zeit noch Raum. Was du Zeit und Raum nennst--in Gegenteile zerfallene, an sich nichtige Unterscheidung in dir--in Gegensinn auseinanderspaltendes Urteil, deine Willensgestaltung, Spiel deiner Seele, deine eigene Sch?pfung--du selbst.

"Was du Zeit und Raum nennst, o G?rg?, ist eingewoben und verwoben in Akasha." Durch Raum und Zeit wird alles dieser Welt, was Leben heisst, was Tod genannt wird--ewiger Kreislauf--Geburt und Tod dieser Welt durch Raum-Zeit-Erscheinung: -- AKASHA -- dieser Welt Erscheinung--deines Verlangens sinnlicher wieder-Schein --dieser Welt wesenlose Erscheinung--Erscheinung des Wesens dieser Welt. Aufleuchten m?ge in dir die weltsch?pferische Bedeutung des Wortes.

Darum ist gesagt: "auf Akasha geht diese Welt zur?ck"-- "Einklang von Seele und Leib." Darum ist gesagt: "Akasha--des Brahma Standort"--"Brahma leibhaftig geworden"--"deiner Seele Leib." "Darum soll man als dieser Welt Keim Akasha wissen." Sehend geworden erkennst du: --Es ist der Welt, die dich lebt, Atmen-- --atma--

So, o Teurer, k?nnen wir Menschen, der Erscheinung nachdenkend, uns dieses vorstellen; der Erkenntnis ehernes Tor, verh?llte Wahrheit dem nicht Erkennenden--Upanishad.

So lautet in Aranada Upanishad der zweite Abschnitt: zeit- r?umlicher Erscheinung Urbestand; nunmehr k?ma, Verlangen.

Zu dem, was ich dir ferner zu sagen gedenke, o Teurer! behalte vor Augen: Es geschieht wohl, dass von den dickkopfigen Ameisen eine mitten-von-einander bricht; alsbald kehren sich die getrennten Teile feindlich gegen einander: der Kopf greift mit den Kiefer an, der Leib wehrt sich mit dem Stachel. Eben noch einheitlicher Bestand, Ein Ich mit Einem Bewusstsein, Einer Empfindung, Einem Willen, von gleicher Sorgfalt f?r alle Teile seines K?rpers erf?llt--zerf?llt es vor deinen Augen in zwei Bewusstsein, zwei Empfindungen, zwei Willen, zwei Seelen; jedes der beiden Teile f?hlt sich selbst?ndig, ein "Ich", und seine erste Tat ist Kampf gegen das, was es nicht mehr als sein Ich erkennt. Zwiespalt k?rperlich-seelisch; Gedanke dieser im Zwiespalt atmenden Welt; Ausdruck des ur-Sprungs: K?ma, Verlangen. Durch ur-Sprung: ur-TeilIch und gegen-TeilIch. Durch solche Teilung Verlangen in Ich und Ich;--das Ausser-einander von Ich und Ich ist Verlangen: -- KAMA --

Also ist die Unterweisung: Ich kn?pfe an Gesagtes an, o Teurer! Der Erreger, savitar, die Sonne, weckt die Gesch?pfe--alsbald beseelt diese der Gedanke des Lebens: K?ma, Verlangen, und es folgt Jagd und Kampf. Brennend vor Begier wirft sich der Eine auf den Anderen: "du bist meine Nahrung"--und der Sieger frohlockt: "ich t?te dich: es ist mein Recht." Vom Unterliegenden jedoch schallt voller Widerspruch zur?ck: "ich will nicht sterben, du darfst mich nicht t?ten, es ist unrecht und b?se!" Du erw?gst zuv?rderst den Gegensatz im atmenden Verlangen im 'Raum' erscheinend. Jeder der Beiden, hier wie dort, der Sieger sowohl wie der Unterliegende, will dasselbe: will leben, nicht sterben; will t?ten und fressen, will nicht get?tet und gefressen werden. Hier wie dort Ein Gedanke, dasselbe Verlangen, dennoch Widerspruch, Zwiespalt, Gegensatz.

Du schaust den Gedanken unbewegt, einheitlich, ungeteilt: K?ma, Verlangen, Frass; Frass ist sinnf?lliger Ausdruck des Verlangens. Es ist kein Zwiespalt, kein Gegensatz im Gedanken, im Wollen und Tun an sich; Zwiespalt, Gegensatz ist durch Ich und Ich. Zwiespalt, Teilung erscheint mit be-Teil-igung des Ich am Gedanken. Der Gegensatz entsteht durch zwiefachen Standort des Ich; im Ich, das hier will, und im gegen?ber stehenden, entgegen stehenden, widerstehenden Ich, das dort wieder will--zwei gegen-st?ndliche Standorte des Ich--das ist Raumerscheinung:

Ich auf beidem Standort spricht den einheitlichen Gedanken, das einheitliche Verlangen: 'Frass' zwiefach aus, bejahend--verneinend. Ich auf beidem Standort bejaht den Satz und verneint damit den Gegensatz. Ich will--und will nicht das Gegenteil des Gewollten; Wille zur Tat, Unwille zur Duldung der Tat. Ich hier wie Ich dort: "ich will leben--nicht sterben, ich will fressen--nicht gefressen werden." Es ist Ein Gedanke, Ein Verlangen, Ein Vorgang: 'Frass'; 'fressen --nicht gefressen werden' ist nur Lautverschiedenheit, nur sprachlich doppelter Ausdruck, dem Sinne nach dasselbe; nur Gewolltes bejahende, nicht-Gewolltes verneinende Redewendung, doppelte Bezeichnung f?r Eines. Ich spricht in zwiefachen, Eines bedeutenden Worten einheitliches Wollen, den Einen ungespaltenen Gedanken aus; Gegensatz erscheint im raum-gespaltenen, im ent-zwei-ten Ich; im Ich, das hier will, und im Ich, das dort will, dort wieder will, das heisst --wider will:

Kein Gegensatz im Verlangen, kein Zwiespalt, keine Teilung-- gleichviel, ob sich der Gedanke in Einem Ich in zwiefacher Redewendung --bejahend--verneinend--ausspricht, oder ob sich der Gedanke in zwiefacher Redewendung als Wille und Unwille auf zwei Ich verteilt-- zweiheitlicher Ausdruck des einheitlichen Gedankens: Verlangen. Kein Gegensatz in Gedanken--gleichviel, ob sich der Gedanke im tuenden Ich in Tat ausdr?ckender Redeform ausspricht, oder ob sich der Gedanke im leidenden Ich in Leid ausdr?ckender Redewendung widerspricht; gleichviel, ob der Gedanke im Ich, fressend, sich bejaht, im Ich, gefressen, sich verneint: --einheitliches Verlangen. Unber?hrt bleibt der Gedanke, ungeteilt--Unterscheidung, Teilung, Entzweiung, Zwiespalt und Gegensatz ist durch Ich und Ich Dies ist k?ma, Verlangen, in gegen-Teile ent-zweit, als Wille und wider-Wille erscheinend; im zu-Stand-Ich und im gegen-Stand-Ich; Ich r?umlich auf zwei Standorten. Ich-ent-Zwei-ung.

Nunmehr der Gegensatz im atmenden Verlangen in der Zeit erscheinend. Nichts weset ohne ein Zweites, kein Ding ohne seinen Gegensatz, kein Willen ohne gegen-Willen--kein Leben ohne Atem des Willens, wie kein Atem ohne Einhauch und Aushauch. Es geschieht, dass in den Beiden, die sich bek?mpfen, eine Wendung im Verlangen eintritt: Im Sieger nach geschehener Tat: die Gier ist befriedigt, die Lust verraucht. Wie am bewegten Sch?pfrad der Eimer gef?llt emporsteigt und entleert wieder herabsinkt, so f?llt sich das Verlangen, ?bersteigt den H?hepunkt und f?llt. Bisher zur?ckgedr?ngte Gedanken dr?ngen vor. Der Sieger versetzt sich in die Lage des Opfers; das Mitleid erwacht, der Umschlag erfolgt; man sagt wohl: er ist nicht mehr derselbe, er ist ein anderer geworden: "ich will nicht t?ten, es ist Unrecht. Lieber Unrecht leiden als Unrecht tun, lieber selber den Tod erdulden, als andere t?ten." Sodann im Unterliegenden: "mein Widerstand ist vergeblich; ich unterliege." Bisher zur?ckgedr?ngte Gedanken dr?ngen vor. Erinnerung an eigene Untat wird wach, der Umschlag erfolgt: "es geschieht mir Recht, ich verdiene den Tod; ich will mein Unrecht b?ssen, will meine S?nde s?hnen: t?te mich, ich sterbe freudig." Der Kampf ist aufgegeben, Frieden ist gewonnen; Aufopferung hat Raubgier abgel?st. Verraucht ist das Verlangen, aller Sittlichkeit h?chstgepriesenes Ziel erreicht--erstanden das Wunder: Selbstlosigkeit.

Du erw?gst zuv?rderst den zeitlich erscheinenden Gegensatz im Willen des angreifenden Ich--Wechsel von Tat zu nicht-Tat. Der Gegensatz erscheint als ge?nderter Wille im Ich. Das Verlangen atmet, lebt, bewegt sich, wandelt, wechselt im lch. Ich verl?sst seinen Stand, ver-stellt sich, nimmt andere Stellung zum Gedanken: "Ich wollte leben, wollte nicht sterben; wollte die Tat tun, wollte die Tat nicht dulden, wollte t?ten und fressen, wollte nicht get?tet und gefressen werden"-- "jetzt will ich sterben, will nicht leben; will nicht t?ten, nicht fressen, will get?tet und gefressen werden." Im Willen des Ich ist Wandlung eingetreten--Gegensatz im wechselnden Willen in der Zeit erscheinend.

Du schaust den Gedanken unbewegt, einheitlich: k?ma, Verlangen. Tat und Frass ist sinnf?lliger Ausdruck des Verlangens, Ausdruck des Wirkens dieser Welt. Es ist keine ?nderung, kein Gegensatz in Verlangen an sich; ?nderung und Gegensatz ist im be-Stand des verlangenden Ich. Unterscheidung, Zwiespalt, Teilung erscheint mit be-Teil-igung, mit an-Teil-nahme des Ich am Gedanken. Der Gegensatz entsteht im Ich, das, wollend, in sich spaltet; das Verlangen bleibt, nur das zeitliche Ziel des Verlangens im Ich wechselt: Ich, das wollte--Ich, das anders will; zweierlei Verhalten, zwiespaltiger Zustand im Ich--das ist Zeiterscheinung.

Der Gedanke bleibt Einer, einheitlich, ungeteilt: Frass. Kein Frass ohne fressen und gefressen werden; beides liegt unmittelbar im Gedanken "Frass", "Fressen--gefressen werden" ist nur sprachlich verschiedener Ausdruck des Einen Gedankens; nur zweierlei Benennung f?r ein-und-denselben Vorgang, nur t?tige und leidende Sprachform: nur Laut-Verschiedenheit, nicht Gegensatz in sich--Eines: Kama, Verlangen. Wandel und Gegensatz erscheint im zeitgespaltenen Willen des Ich: Ich wollte und will das Gegenteil des zuerst Gewollten. Alles Wollen ist aus Tun und Dulden: Ich wollte die Tat tun--ich will die Tat dulden.

Es ist ein Gedanke, der sich im Ich ausspricht, gleichviel wie sich das Ich verlangend zum Gedanken stellt, es bleibt Ein Gedanke, gleichviel ob Ich den Gedanken tun, oder ob Ich den Gedanken dulden will, gleichviel ob das Ich, erf?llt vom Gedanken, sich Henker oder Opfer f?hlt--k?ma, Verlangen.

Dieselbe zeitliche Wendung im angegriffenen, im widerstehenden Ich --Wechsel von nicht-Duldung zu Duldung-- Ich wollte nicht und will dann nicht das Gegenteil des zuerst nicht Gewollten. Ich wollte die Tat nicht dulden--jetzt will ich die Tat nicht tun.

Unber?hrt bleibt der Gedanke--Unterscheidung ist im Ich, im zeitgespaltenen, im gewechselten Willen des Ich. Wille ist Ausdruck des Ich. Kein Wille ohne Ich, kein Ich ohne Willen. Wille ist Ich, Ich ist Wille. Dies ist K?ma, Verlangen im Ich als wechselnder Wille atmend; Verlangen im selben Ich zeitlich in gegen-Teile gespalten erscheinend im Ich und wieder im Ich; Ich in zwei Zeit-zu-St?nden; Ich-zwie-Spalt.

Erkenne zun?chst: Gegensatz, Widerspruch, Zwiespalt, Entzweiung, Teilung, im Verlangen erscheinend, ist nicht an sich, ist willk?rliche, durch gegens?tzlichen Ich-stand--in sich, ausser sich--in-gegen-Teile aus-ein-ander-spaltende, an sich nichtige Unterscheidung in dir, von scheinbarer Verschiedenheit,--ununterschieden in sich; von scheinbarer Bedeutung--bedeutungslos an sich; aus dir gewirkt--auf dich wirkend, Wirkung und Wirklichkeit dieser deiner eigen-geschaffenen Welt--nicht Wahrheit. Was als Gegensatz im Verlangen erscheint, ist in dir, ist Kennzeichnung deiner zeitr?umlichen gegen-Wart, deines da-Seins, ist Ausdruck deiner Beziehung zum gegen-Stand, ist deine Auffassung, deine Gesinnung, deine an-Teil-nahme, deine Stimmung, deine Lust oder un-Lust zum eigenen, gegen-st?ndlich auf gefassten Gedanken, ist Empfindung in dir und Auslegung, das ist nach aussen ver-Legung deines inne-Befindens, ist deine ein-Bildung und wider-Spiegelung deiner Einbildung, das ist: Vorstellung; Inhalt deiner Seele, Verlangen, aus dir geboren, deine eigene Sch?pfung--du selbst. Unber?hrt bleibt der Gedanke, unbewegt wie im Sturm der Sonnenstrahl, gleichviel, ob Ich das Verlangen aufnimmt oder abweist, den Gedanken hofft oder f?rchtet, liebt oder hasst, bejaht oder verneint, anzieht oder abstosst, tut oder duldet, will oder nicht will; gleichviel, ob Ich, vom Gedanken beseelt Lust oder Unlust empfindet, ob Ich sich Freund oder Feind, Herr oder Knecht, Henker oder Opfer f?hlt, gleichviel ob Ich frei will oder wollen muss, gleichviel ob der Gedanke in Ich oder Ich im Gedanken oder der Gedanke Ich ist.-- Alle Unterscheidung ist im Ich, im atmenden Willen Ich. Wille ist Ich Zustand, Wille ist Ich Ausdruck. Kein Willen ohne Ich, kein Ich ohne Willen. Wille ist Ich, Ich ist Wille--k?ma, Verlangen. Die Welt denkt nur einen Gedanken--aus dem 'Ich' ist endlose Mannigfaltigkeit dieser Welt.

Und noch einmal: Der Gedanke dieser Welt--Verlangen--atmet im Ich; Ich, atmend, spaltet--: zwiesp?ltige Beziehung des Ich zu seinem eigenen Gedanken, zu sich selbst. Ich will--will nicht: will tun, nicht dulden; will dulden, nicht tun; in sich--ausser sich; in Zeit--in Raum.--Alles Geschehen dieser Welt--alle M?glichkeit dieser Welt; aller Gedanken, alles Werdens und Verwerdens--alle Welten umfassende M?glichkeit.

SAMSARA.

Ich verl?schend:

NIRVANA.

Das ist: Ich, im Verlangen atmend, will tun, nicht dulden; will dulden, nicht tun.

Vierfacher Ausdruck f?r Eines: Ich auf vier Standorten--die vier sogenannten Denkgesetze des Yavana. Ich, im Verlangen atmend, bejaht und verneint in sich--bejaht und verneint ausser sich.-- Ich--in sich--ausser sich--bejahend--verneinend--nennt sich mit allen Namen dieser Welt: Die Welt ist im verlangenden Ich--so erkennst du.

Also ist der erscheinende Wandel des Verlangens vom Ich zum nicht-Ich, vom nicht-Ich zu s-Ich zur?ck; aus Tat--durch Widerstand --zu Duldung; Ich-Atem--?tm?.

Mit dem Zerfall im Ur-sprung erscheint Zerfall in Ich und nicht-Ich, erscheint Zerfall in Willen und Unwillen, erscheint Zerfall in Zeit und Raum--erscheint Welt-wirklichkeit.

Folge meinen Worten, o Teurer, mit offener Seele--ich f?hre dich sicheren Weg. Doch lass dein Verst?ndnis nicht an Worten haften, erfasse ?ber Worte hinaus; Worte sind Hindernis der Erkenntnis. Mit wachsender Einsicht offenbart sich dir die gegensinnliche Einheit von Erscheinung und Verlangen. Sprich es unverstanden nach--was unverst?ndlich scheint wird selbstverst?ndlich.

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