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Read Ebook: Ludwig Bechsteins Märchenbuch Mit 176 Holzschnitten nach Originalzeichnungen von Ludwig Richter by Bechstein Ludwig Richter Ludwig Illustrator

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Ebook has 957 lines and 115224 words, and 20 pages

Illustrator: Ludwig Richter

Ludwig Bechsteins

M?rchenbuch

Mit 176 Holzschnitten nach Originalzeichnungen

von

Ludwig Richter

Hesse & Becker Verlag, Leipzig

Vom tapfern Schneiderlein.

Nun war in demselben Lande ein K?nig, dessen Lob weit und breit erschallte, zu dem begab sich der faule Schneider, der gleich nach seiner Heldentat Nadel, Schere und B?geleisen an den Nagel gehangen, trat in den Hof des K?nigspalastes, legte sich alldort in das Gras und entschlief. Die Hofdiener, so aus- und eingingen, den Schneider in dem reichen Harnisch sahen, und die Goldschrift lasen, verwunderten sich sehr, was doch jetzt, zu Friedenszeiten, dieser streitbare Mann an des K?nigs Hof tun wolle? Er deuchte sie ohne Zweifel ein grosser Herr zu sein.

Des K?nigs R?te, so den schlafenden Schneider gleichfalls gesehen, taten solches Sr. Majest?t, ihrem allergn?digsten K?nig, zu wissen, mit dem untert?nigsten Bemerken, dass, so sich kriegerischer Zwiespalt erhebe, dieser Held ein sehr n?tzlicher Mann werden und dem Lande gute Dienste leisten k?nne. Dem K?nig gefiel diese Rede wohl, sandte alsbald nach dem geharnischten Schneider, und liess ihn fragen, ob er Dienste begehre? Der Schneider antwortete, eben deshalb sei er hergekommen, und b?te die K?nigliche Majest?t, wo h?chstdieselbe ihn zu brauchen ged?chte, ihm allergn?digst Dienste zu verleihen. Der K?nig sagte dem Schneiderlein Dienste zu, verordnete ihm ein stattliches Losament und Zimmer, und gab ihm eine gute Besoldung, von der es, ohne etwas zu tun, herrlich und in Freuden leben konnte.

Als der gute K?nig sahe, dass alle seine treuen Diener um eines einzigen Mannes willen ihn verlassen wollten, ward er traurig, wie nie zuvor, und w?nschte, dass er den Helden doch nie m?ge gesehen haben; scheute sich aber doch, ihn hinwegzuschicken, weil er f?rchten musste, dass er samt all seinem Volk von ihm m?chte erschlagen, und hernach sein K?nigreich von dem stracklichen Krieger m?chte besessen werden. Da nun der K?nig in dieser schweren Sache Rat suchte, was doch zu tun sein m?ge, um alles g?tlich abzutun und zum Besten zu lenken, so ersann er letztlich eine List, mit welcher er vermeinte, des Kriegsmannes ledig zu werden und abzukommen. Er sandte sogleich nach dem Helden und sprach zu ihm, wie er wohl vernommen, dass ein gewaltigerer und st?rkerer Kampfheld auf Erden nimmer zu finden sei, denn er . Nun hauseten im nahen Walde zwei Riesen, die t?ten ihm aus der Massen grossen Schaden mit Rauben, Morden, Sengen und Brennen im Lande umher, und man k?nne ihnen weder mit Waffen noch sonst wie beikommen, denn sie erschl?gen alles, und so er sich's nun unterfangen wolle, die Riesen umzubringen, und br?chte sie wirklich um, so solle er des K?nigs Tochter zur ehelichen Gemahlin, und das halbe K?nigreich zur Aussteuer erhalten, auch wolle der K?nig ihm hundert Reiter zur Hilfe gegen die Riesen mitgeben.

Auf diese Rede des K?nigs ward dem Schneiderlein ganz wohl zumute und deuchte ihm sch?n, dass es sollte eines K?nigs Tochtermann werden und ein halbes K?nigreich zur Aussteuer empfangen; sprach daher kecklich: er wolle gern dem K?nig, seinem allergn?digsten Herrn, zu Diensten stehen, und die Riesen umbringen, und sie wohl ohne Hilfe der hundert Reiter zu t?ten wissen. Darauf verf?gte er sich in den Wald, hiess die hundert Reiter, die ihm auf des K?nigs Befehl dennoch folgen mussten, vor dem Walde warten, trat in das Dickicht, und lugte umher, ob er die Riesen irgendwo sehen m?chte. Und endlich nach langem Suchen fand er sie beide unter einem Baume schlafend, und also schnarchend, dass die ?ste an den B?umen, wie vom Sturmwind gebogen, hin- und herrauschten.

Der Schneider besann sich nicht lange, las schnell seinen Busen voll Steine, stieg auf den Baum, darunter die Riesen lagen, und begann, den einen mit einem derben Steine auf die Brust zu werfen, davon der Riese alsbald erwachte, ?ber seinen Mitgesellen zornig ward und fragte, warum er ihn schl?ge? Der andere Riese entschuldigte sich bestens, so gut er's vermochte, dass er mit Wissen nicht geschlagen, es m?sse denn im Schlafe geschehen sein; da sie nun wieder entschliefen, fasste der Schneider wieder einen Stein, und warf den andern Riesen, der nun auffahrend ?ber seinen Kameraden sich erz?rnte und fragte, warum er ihn werfe? der aber nun auch nichts davon wissen wollte. Als beiden Riesen nun die Augen nach einigem Zanken vom Schlafe wieder zugegangen waren, warf der Schneider abermals gar heftig auf den andern, dass er es nun nicht l?nger ertragen mochte, und auf seinen Gesellen, von dem er sich geschlagen vermeinte, heftig losschlug; das wollte denn der andere Riese auch nicht leiden, sprangen beide auf, rissen B?ume aus der Erde, liessen aber doch zu allem Gl?ck den Baum stehen, darauf der Schneider sass, und schlugen mit den B?umen so heftig aufeinander los, bis sie einander gegenseitig totschlugen.

Als der Schneider von seinem Baume sahe, dass die beiden Riesen einander totgeschlagen hatten, ward ihm besser zumute, als ihm jemals gewesen, stieg fr?hlich vom Baume, hieb mit seinem Schwerte jeglichem Riesen eine Wunde oder etliche, und ging aus dem Walde hervor zu den Reitern. Die fragten ihn, ob er die Riesen entdeckt oder ob er sie nirgends gesehen habe? ,,Ja," sagte der Schneider, ,,entdeckt und gesehen und alle zwei totgeschlagen -- habe ich, und sie liegen lassen unter einem Baume." Das war den Reitern verwunderlich zu h?ren, konnten und wollten's nicht glauben, dass der eine Mann so unverletzt von den Riesen sollte gekommen sein, und sie noch dazu totgeschlagen habe, ritten nun selbst in den Wald, dies Wunder zu beschauen, und fanden es also, wie der Schneiderheld gesagt hatte. Darob verwunderten sich die Reiter gar sehr, und empfanden einen grauslichen Schrecken, ward ihnen auch noch ?bler zumute denn vorher, da sie f?rchteten, der Sieger werde sie alle umbringen, wenn er ihnen feind w?rde; ritten heim und sagten dem K?nig an, was geschehen.

Da nun der Schneider zum K?nige kam, seine Tat selbst anzeigte, und die K?nigstochter samt dem halben K?nigreich begehrte, gereute den K?nig sein Versprechen, das er dem unbekannten Kriegsmann gegeben, gar ?bel, denn die Riesen waren nun erw?rgt, und konnten keinen Schaden mehr tun; dachte dar?ber nach, wie er des Helden mit Fug abkommen m?chte, und war nicht im mindesten gesonnen, ihm die Tochter zu geben. Sprach daher zum Schneider, wie er in einem andern Walde leider noch ein Einhorn habe, das ihm sehr grossen Schaden tue an Fischen und Leuten; dasselbe solle er doch auch noch fangen, und so er dieses vollbringe, wolle der K?nig ihm die Tochter geben. Der gute Schneider war auch das zufrieden, nahm einen Strick, ging hin zu jenem Walde, allwo das wilde Einhorn hauste, und befahl seinen Zugeordneten, draussen vor dem Walde zu warten, er wolle allein hineingehen und allein die Tat bestehen, wie er die gegen die zwei Riesen auch allein und ohne andere Hilfe bestanden. Als der Schneider eine Weile im Walde umherspaziert war, ersieht er das Einhorn, das gegen ihn daher rennt mit vorgestrecktem Horn und will ihn umbringen. Er aber war nicht unbehende, wartete, bis das Einhorn gar nahe an ihn herankam, und als es nahe bei ihm war, schl?pfte er rasch hinter den Baum, neben dem er zu allern?chst stand, und da lief das Einhorn, das im vollen Rennen war und sich nicht mehr wenden konnte, mit aller Hast gegen den Baum, dass es ihn mit seinem spitzen Horn fast durch und durch stiess, und das Horn unverwandt darin stecken blieb. Da trat der Schneider, als er das Einhorn am Baume fest zappeln sah, hervor, schlang ihm den mitgenommenen Strick um den Hals, band es an den Baum vollends fest, ging heraus zu seinen Jagdgesellen, und zeigte ihnen seinen Sieg ?ber das wilde Einhorn an. Darauf ging das Schneiderlein zum K?nig, t?t dem?tiglich Meldung von der gl?cklichen Erf?llung des k?niglichen Wunsches, und erinnerte bescheidentlich an das k?nigliche zweimalige Versprechen. Darob ward der K?nig ?ber die Massen traurig, wusste nicht, was zu tun sei, da der Schneider der Tochter begehrte, die er doch nicht haben sollte. Und begehrte noch eins an den Kriegsmann. Dieser solle n?mlich auch das grausame Wildschwein, das in einem dritten Walde liefe und alles verw?ste, einfahen, und so er auch dieses vollbringe, dann wolle der K?nig ihm die Tochter ohne allen Verzug geben, wolle ihm auch seine ganze J?gerei zur Hilfe beiordnen.

Als die vor der Kammer solche Worte vernahmen, so flohen sie nicht anders, als jagten sie tausend Teufel, und keiner wollte der sein, der sich an den Schneider wagte. Und so war und blieb das tapfere Schneiderlein ein K?nig all sein Lebetag und bis an sein Ende.

Das M?rchen von den sieben Schwaben.

Und nachdem die sieben Schwaben wie ehrliche Leute alles richtig bis auf Heller und Pfennig bezahlt, auch als gute Christen bei St. Ulrich eine Messe geh?rt und zuletzt noch beim Metzger am G?gginger Tore gute Augsburger W?rste eingekauft hatten, so zogen sie zum Tor hinaus ihres Weges weiter. Den Spiess aber hielten sie alle sieben und gingen in einer Reihe hintereinander, dass sie schier aussahen wie angespiesste Lerchen. Voran ging der Herr Schulz, der Allg?uer, als der mannlichste unter ihnen, dann kam der Jockele, genannt der Seehas, hierauf der Marle, genannt der Nestelschwab, dem folgte der Jerkle, war der Blitzschwab geheissen, hernach ging der Michel, Spiegelschwab zubenamset, dann kam der Hans, Kn?pflesschwab, und zuletzt kam Veitle, das war der Gehlfiessler. Der Herr Schulz wurde der Allg?uer geheissen, weil er aus Allgau geb?rtig war; der Seehas hatte am Bodensee gesessen; der Nestelschwab f?hrte darum seinen Namen, weil er statt der Kn?pfe Nesteln hatte, er musste aber bei den Hosen fast immer mit der Hand nachhelfen und halten, dieweil die Nesteln oftmalen abgerissen waren. Der Blitzschwab hiess also, weil er sich die Redensart: ,,Hotz Blitz!" angew?hnt hatte. Der Spiegelschwab hatte die Gewohnheit, seine Nase allezeit an dem Vorderteil seiner Jacke abzuputzen, die davon einen gewissen Spiegelglanz annahm; das schaffte jenem den saubern Namen. Kn?pflesschwab war ein Mann, der verstand gute Kn?pfle oder Sp?tzle zu kochen, das ist im bayrischen Deutsch Kn?tel, und im s?chsischen Deutsch Kl?sse. Der Gelbf?ssler endlich war aus der Bopfinger Landschaft, deren Einwohner die Umwohner Gehlfiessler schimpfen. Darum, dass sie einstmals einen Wagen voll Eier, den sie ihrem Herzog als Abgabe bringen m?ssen, recht voll stampfen wollen, und die Eier mit den F?ssen festgetreten, davon denn die Eier etwas Weniges zerbrochen, und die F?sse der Bopfinger gegilbt h?tten.

Zogen nun die Sieben allesamt gutes Mutes mit ihrem Spiess dahin, kamen eines Heumondtages in der sp?ten D?mmerung ?ber eine gr?ne Wiese, da hob sich eine Horniss nicht weit von ihnen mit feindlichem Gebrummel hinter einer Dornhecke hervor, und flog vor?ber. Darob erschrak der Schulz, Allg?uer, m?chtiglich, und begann Angstschweiss zu schwitzen, und schrie seinen Kriegsgesellen zu: ,,Horchet! Horchet! der Feind drommelt schoh!" Da schmeckte der Jackele, der dicht hinter dem Schulzen ging, einen ?beln Geruch und rief: ,,Wohl! wohl! 's ist ebbes in der N?che! I schmeck schaun 's Pulver!" Da nahm der Herr Schulz Reissaus, liess den Spiess fahren und sprang ?ber einen Zaun, kam aber gerade auf die Zinken eines Rechens zu springen, und da fuhr ihm der Stiel ins Gesicht und gab ihm einen ungewaschnen Schlag. Der Schulz vermeinte, der Feind haue auf ihn ein, und schrie: ,,Gib Bardohn! i ergeb me." Die andern Sechs waren nachgesprungen ?ber den Zaun, und da sie ihren Anf?hrer also schreien h?rten, so schrien sie alle: ,,Ergibscht du de, noh ergeb i me au! Ergibscht du de, noh ergeb i me au!" Aber es war niemand vorhanden, der die sieben Schwaben gefangennehmen wollte; und da sie das merkten, sch?mten sie sich ihrer wenigen Herzhaftigkeit, und verschwuren sich, diese ihre erste Heldentat nicht weiterzuerz?hlen.

Weiter so kamen die sieben Schwaben auf ihrem Zuge in einen Hohlweg, und wie sie so tapfer darauflosmarschierten, merkten sie nicht, dass ein grossm?chtiger B?r im Wege lag, bis der Allg?uer fast mit der Nase an ihn stiess. Als er ihn nun sah, war er hin vor Schreck, stolperte und stiess mit dem Spiesse geradezu auf den B?ren los, wozu er aber nichts konnte, und schrie dazu gottsj?mmerlich: ,,E B?r! E B?r!" Vermeinte, sein letztes Brot w?re gebacken und bereits verzehrt. Doch r?hrte sich der B?r nicht, dieweil er maustot war. Des war der Allg?uer hoch erfreut, schaute nun nach seinen Br?dern, und sah mit neuem Schreck, dass alle m?usleinstill f?r tot auf dem Boden lagen, meinte, er habe sie gar mit dem Spiesse hinterr?cks erstochen, und erhub ein Wehegeschrei. Als die am Boden Liegenden vermerkten, dass der B?r den Allg?uer nicht aufgefressen, denn sie waren nur vor Schreck dahin gepurzelt, lugten sie vorsichtig in die H?h, und wie sie sahen, dass der B?r tot war, erhoben sie sich frisch und gesund, traten um den B?ren herum und auf ihn, und untersuchten, wie tief wohl die Wunde sei, die der Spiess ihm beigebracht, fanden aber keine, und der Blitzschwab sagte: ,,Hotz Blitz! Der B?r ischt verreckt und schoh lang dodt!" -- ,,Joh, joh," sprach der Jockele, ,,mer schmeckt de Brohde." Wurden eins, dem B?r das Fell abzuziehen und als Siegeszeichen mit sich zu f?hren, das Aas aber liegen zu lassen. ,,Jetzt kennet d' Schoof de B?re fresse, wie er d' Schoof gfresse hod!" sprach einer unter ihnen, und so zogen sie f?rbass mit ihrem B?renfell und ihrem Spiess.

Kamen nun just in einen Wald und gerieten tiefer und tiefer in die Stauden hinein, bis sie darin stecken blieben. Die B?ume standen zuletzt so dicht, dass des Fortkommens kein Gedanke war, bis der Allg?uer endlich vor einem derben Stamme stehenblieb, den Spiess erhob und wie ein L?w' br?llte: ,,Bygott! durch muss e." Sprach's und rannte den Spiess mit solcher Gewalt zur Seite des Baums in den Boden, dass der Kn?pflesschwab zwischen Baum und Spiess eingeklemmt wurde, wie ein Treibkeil, und sich weder r?hren noch regen konnte. Und das war eben kein Kinderspiel, denn jetzt stockte der Zug vollends, konnte keiner vor- noch r?ckw?rts. Zwar machten die Gesellen einige m?chtige Versuche, den Kn?pflesschwab aus der Klemme herauszuziehen, aber es war eitel M?hen: der Hans sass fest und wankte nicht. Da war es pl?tzlich, als ob dem Allg?uer ein grosser Gedanke durch das Hirn d?mmerte; er lugte um sich und rief: ,,Bygott! i miesst 's Teufels sei, wenn mer Gott et helfe d?t!" Und er sagte: ,,Hui Ochs!" und packte den Baum mit gewaltiger Faust und riss ihn heraus samt Wurzel, Stumpf und Stiel. Der Kn?pflesschwab, mehr tot als lebendig, schnellte heraus just wie der Ball beim Pritschenschlagen, flog sechs Klafter himmelanw?rts und plumpte hernieder, dass die Erde drob wackelte. Die f?nf andern aber schauten gar ehrerbietig zu dem Allg?uer empor, denn erst jetzt ging ihnen ein Licht auf, welchen Fund sie an dem Herrn Schulz getan.

Um ein wenigs weiter, zeigte sich's abermals, dass der Allg?uer das Herz nicht im Sprungriemen trug, denn als die Sieben sich aus den Stauden herausgefunden, kam ein Br?uer aus M?nchen des Wegs, der trieb ein Rudel Borstenvieh vor sich her und man konnt's ihm auf hundert Schritt ansehen, wes Landes Kind er war. Blieb gross und breit stehen, als er die Sieben mit dem Spiess erblickte und zog ein Gesicht, als wollt' er die wackern Leut' auslachen. Gleich war der Blitzschwab vor ihn her und fragte protzig: ,,Was luegscht, Gsell? hoscht du noh koan Schwohbe gseah?" -- ,,O genug," gab jener zur?ck, ,,bei mir daheim auf der Malzdarre laufen sie zu Tausenden herum." Meinte spottweise die schwarzen K?fer, also geheissen, weiss keine Menschenseele warum. Das war genug, um dem Blitzschwab, der zuzeiten giftig war wie ein Maifrosch, die Laus ?ber den Grind laufen zu lassen. Machte sich an den Bayer heran, und gab ihm flugs eine Watschel, dass jenem die Augen hell aufblitzten und die Ohren summten just ebenso, wie die grosse Horniss. Der Bayer, nicht faul, langte mit den Armen weitm?chtig aus, um dem Schw?blein auch eine zu versetzen; und es w?r' auch eine gewesen, an die er sein Lebtag gedacht h?tte. Nun war aber der Blitzschwab ein putzigs Kerlchen, drehte sich auf einem Beine siebenmal herum, und hatte sein Lebtag nichts besser gelernt als das Ausreissen. So kam es, dass der Bayer gar m?chtiglich in die Luft schlug, sich um und um drehte wie ein Kreisel, stolperte und zu Boden st?rzte wie ein Wiesbaum. Das half ihm zum Garaus; der Blitzschwab st?rzte ?ber ihn her wie ein Queckenhamster und packte ihn an der Gurgel, w?hrend die andern H?nde und F?sse hielten und lustig darauflostrommelten. Er w?re ihrer aber doch letztlich noch Herr geworden, weil er ein grosser starker Kerl war, w?re nicht auch der Allg?uer ?ber ihn hergefallen wie ein Maltersack. Da musste er Abbitte tun, wohl oder ?bel, denn das H?uflein liess nicht eher locker und ledig.

Und es geschah, dass die guten Gesellen auf ihrer Weiterreise an einen weiten blauen See kamen, so d?nkete es ihnen, denn es war alleweil etwas d?mmerig geworden, der schlug Wellen im Wind, und droben an seinem Abhang standen die sieben Schwaben und lugten hinunter, wie sie wohl am geschwindesten ?ber diesen See kommen m?chten. Es war aber kein Wasser da drunten, sondern ein Feld voll Flachses, der so recht in seiner sch?nsten, blauen Bl?te stand.

,,Hotz Blitz!" rief der Blitzschwab, ,,was ischt doh z' tuan? ?ber des wild Wasser m?sset mer n?ber."

,,Allg?uer, trag du es n?ber, wie der hoilich Krischdof ed Pilgersleut," sagte der Seehas. -- ,,Bygott!" antwortete der Allg?uer, ,,ins Wasser gieng i wohl, wenn's net tiefer gieng als an de Hals." Der Nestelschwab griff mit der Hand an seinen Hosenbund, das edle Kleidungsst?ck festzuhalten, dass es ihm nicht entfalle, w?hrend er mit der andern Hand schwimmen t?te; dem Kn?pflesschwab war das Ding gar nicht einerlei, er lugte scharf, ob kein Haifisch, Walfisch oder Krokodil im Wasser brause; und so standen auch die andern ganz verlegen da, bis der Blitzschwab sich hinter ihnen herumdr?ckte und ein paar hinunterstiess, indem er ausrief: ,,Frisch gwohgt ischt halb gschwomme." Da die nicht untersanken, fasste sich auch der Gelbf?ssler ein Herz und tat einen Hupf hinunter; ihm folgten der Blitzschwab und der Nestelschwab mit besserem Vertrauen, und zuletzt ritt der Allg?uer auf dem Spiesse hinab, und plumpte drunten einer auf den andern, bis sie merkten, dass sie mit der Nase ins Feld gefallen waren, und allgemach mit etwas gequetschten Rippen sich wieder aufmachten, den Spiess auffischten und an ihm wiederum f?rbass schritten.

Bis zur Stunde hatten die Sieben eintr?chtig an dem Spiesse gehalten, war weder Unrecht noch Unfried zwischen ihnen vorgekommen. Da kam der b?se Feind und s?ete Zwietracht zwischen dem Blitzschwab und dem Spiegelschwab mitten hinein. Das trug sich folgendermassen zu. Als die Schar ein gut St?ck weiter kam, war es schon Nacht und der Mond ging eben auf. Da wurde es dem Spiegelschwab wunderlich zumute, just wie daheim und meinte: ,,Jetzt hent mers gwonne, Memmenge ischt nemme weit." Lugt ihn der Blitzschwab verwundert an und fragt, wie er das wissen k?nne. Der Spiegelschwab lachte pfiffig: ,,Werd joh doch de Memmenger Mond kenne." Drob lachte jener, dass ihm das Wasser aus den Augen rannte, und schrie: ,,Hotz Blitz! Gsell, wie bischt du so blitzdumm!" Nun vertrug zwar der Spiegelschwab einen derben Puff, hatten ihn oft schon kurz und lang geheissen, aber f?r dumm gelten wollte er nicht. Das war so eben seine empfindliche Seite. Dies kaum gesagt, hatte der Blitzschwab daher auch schon seine Dachtel. Fuhren nun zusammen die beiden, gerade wie ein paar Metzgerhunde und draschen sich schier um die Wette, den andern zur Kurzweil, bis endlich der Seehas den Allg?uer bat, Frieden zu stiften. Der liess sich nicht lange bitten, sondern packte sogleich den Blitzschwaben am Hosenb?ndel und hielt ihn in der Luft wie einen Frosch; er mochte zappeln, wie er wollte. Inzwischen liess der Spiegelschwab nicht nach, den Blitzschwaben aufs Brett zu klopfen; daher ergriff der Allg?uer auch diesen und hielt ihn am Leibe unter der Gurgel so steif und fest, dass er bockstarr da stand und nicht mucksen konnte. ,,Bygott!" rief der Herr Schulz, ,,i will euch Mores lehre, ihr donnderschlechtiche Strohlkerle." Sch?ttelte den einen und drosselte den andern immer ?rger und ?rger, bis sie endlich einander das Wort gegeben, dass sie wieder gut Freund sein wollten, was sie denn auch geblieben von der Zeit an bis an ihren Tod.

Es wies sich auch bald aus, dass der Spiegelschwab gar nicht so dumm gewesen, wie der Blitzschwab allermeist geglaubt, denn als sie zwei Viertelstunden Weges gegangen, kamen sie richtig nach Memmingen, wie jener aus dem Monde prophezeit. Aber als ob just dieses St?dtlein dem Spiegelschwaben heut nur Ungl?ck bringen sollte, so geschah es alsbald wieder, dass es dem Armen zu Haut und Haaren ging. ,,Durch Memmenge ganget mer net," hatte er gesagt und als man ihn ob der Ursache gefragt, hatte er den Kopf gesch?ttelt und gemeint, er wisse das selbst am besten! Gingen deshalb rings um die Stadtmauer, die Sieben, um just am andern Ende wieder die Heerstrasse zu gewinnen. Aber da hat sich's denn wiederum augenf?llig gezeigt, dass der Mensch seinem Schicksal nicht entgehen k?nne. Denn ehe sich's der Spiegelschwab versehen, sprang aus einem Hopfengarten ein Weib auf ihn zu, eine rechte Runkunkel, und schrie in einem Ton, der durch Mark und Bein ging: ,,Bischt endlich wieder doh, du Schlingel? Wo bischt so lang rumkalfaktert, du Galgenstrick?" Dem Spiegelschwab wurde es gr?n und gelb vor den Augen und vermeinte, sein Ende sei gekommen, denn die Alte war niemand anders, als seine liebwerte Eheh?lfte, die er mir nichts dir nichts sitzen gelassen, als er hinausgezogen war mit den andern Gesellen auf die Wanderschaft. Hier galt's, nicht lange zu ?berlegen, war daher flugs mit einem Satze hin?ber in die Hopfeng?rten, zum grossen Jubel der andern, die schier bersten wollten vor Lachen. Aber die Alte, schnell wie eine Bachstelze auf den spindeld?rren F?ssen, war hurtig hinterdrein, und es h?tte wohl einen argen Strauss gegeben zwischen den beiden, wenn dem Spiegelschwaben nicht gerade zu guter Stunde ein Schelmenst?ckchen eingefallen w?re. Er hatte nichts zu tragen, weil er nichts hatte, als das B?renfell; das tat ihm nun guten Dienst. Eilig warf er es ?ber den Kopf, schl?pfte behend in die Tatzen und lief nun auf allen vieren, nicht anders als ein leibhaftiger B?r, rannte brummend auf das Weib zu, umfing sie mit den scharfen Krallen und dr?ckte und herzte sie, dass ihr H?ren und Sehen verging. Die Alte war froh, als sie dem Schalk entronnen, der nun freudig mit den andern von dannen zog. Von Stund an aber schreibt sich der Brauch, dass b?se M?nner von ihren Eheh?lften gar h?ufig Brummb?ren genannt werden.

,,Uf Leid folgt Freid!" rief der Allg?uer und zeigte nach dem Leutkircher Tor, wo ein Wirtshaus stand, ?ber dessen T?r zu lesen war: ,,Hier schenkt man M?rzenbier aus!" War keiner unter den Sieben, der nicht gern einen Trunk Bier geschenkt genommen h?tte, richteten daher im Nu ihre Schritte nach dem Wirtshaus und langten mit dem Spiesse in der Hausflur an, in demselben Augenblick, als der dicke Br?uer vor die T?r trat, nach dem Wetter auszulugen. Als der die Schar erblickte mit dem furchtbaren Spiess, wurde es ihm eben nicht warm ums Herz, zog aber schnell sein K?ppchen und fragte h?flich nach ihrem Begehr. ,,Se wellet e bissle sei Bier brobiere," sagte der Allg?uer und schritt schnurstracks mit den Gesellen in die Zechstube. Da ward's dem Wirt klar, dass die Gesandtschaft mit dem Spiesse abgeschickt sei von der schw?bischen Kreisregierung, wie wohl zuzeiten geschieht, um das Bier zu kosten und zu pr?fen, ob es preisw?rdig sei. Rannte daher spornstreichs in den Keller und holte ein K?rble vom besten herauf, wie er nur f?r sich und seine Leute gebraut. Das K?rble war leer im Umsehen, das zweite in noch k?rzerer Zeit, und als die Sieben in weniger als zwei Stunden nahe an einen halben Eimer getrunken, meinte der Wirt, er sehe, dass es ihnen schmecke. Der Blitzschwab aber, der immer das Maul vorweg hatte, sagte: ,,'s kennt besser sei, wenn net z' wenig Malz und Hopfe drin w?r." ,,Das ist nicht wahr," versetzte der Wirt, der ein Schalk war, ,,Hopfen und Malz ist nicht zu wenig darin, aber zu viel Wasser." Da merkte der Blitzschwab, dass er seinen Mann gefunden, trank noch ein M?ssle und sagte den Spruch, der ihm einfiel:

In Langesalz, in Langesalz Braut mer drui Bier aus oinem Malz Es erschte hoisset se de Kern, Des drinket d' Burgemoischter gern, Es andre hoisst es Mittelbier, Des setzt mer de gmoane Leud fir; Es dritt des hoisst Covent, Drink di potz Sapperment!

Zogen dann allesamt f?rbass, und der Wirt in Memmingen schw?rt heute noch Stein und Bein, dass das H?uflein nichts anders gewesen, als des Memminger Kreises Oberbierbeschauer.

,,Uf Leid folgt Freid!" hatte der Allg?uer gesagt, ohne zu bedenken, dass das weise Spr?chlein umgekehrt sich noch bei weitem h?ufiger bewahrheitet. Es sollte nun einmal Regen und Sonnenschein auf der abenteuerlichen Fahrt der sieben Gesellen fast immer abwechseln, drum war's eben kein Wunder, dass das arme H?uflein gar bald wieder in die Tinte geriet. Noch drehte und wirbelte es in ihren K?pfen von dem ?berreichlich genossenen M?rzenbier, da harrte ihrer schon wieder das t?ckische Geschick. Zogen eben bei Kronburg vor?ber, da lauschte der gestrenge Herr Junker aus dem Fenster. Mochte ihm nicht recht geheuer vorkommen mit der lustigen Schar, die auch dem ?ussern nach nicht eben allzu reputierlich einherzog. Er rief deshalb seinen Schergen und sagte: ,,Lug einmal nach den Landstreichern da dr?ben -- scheint mir eine saubere Sippschaft zu sein." Der Scherg nahm sieben Bullenbeisser mit sich, jeder gross genug, um zur Not mit einem B?ren k?mpfen zu k?nnen, und stieg hinab, Jagd auf die ungl?cklichen Schwaben zu machen. Hatte sie bald ereilt, und da der Blitzschwab schnippisch war wie immer, machte der Haltmichfest kurze Sache und nahm das H?uflein mit sich. Zwar wollte der Allg?uer nicht so ohne weiteres mitgehen, als aber die Hunde gar grimmig knurrten, da senkte er den Spiess mit den Ohren zugleich und trabte hinterdrein. Wurden nun s?mtlich vor den Junker von Kronburg gef?hrt, der ein strenges Verh?r begann. Der Seehas machte den Sprecher f?r alle und erz?hlte getreulich: Wie in der Gegend am Bodensee ein schreckliches Tier hause, und da h?tten sie sich denn als brave Landsleute und biedere M?nner zusammengetan aus allen schw?bischen Gauen, um das Land vom Ungeheuer zu befreien.

Das aber glaubte der Junker nicht, sondern blieb bei seiner Meinung, sie seien Strolche und Diebsgesindel, und liess sie in das H?usle, das ist ins Gef?ngnis, stecken.

So geht 's in Schnitzlebutz Heusle, Doh singet und tanzet die Meusle Und bellet die Schnecken im Heusle --

hat der Blitzschwab im H?usle gesungen, aber ganz still, wie ein M?usle.

Es hatte aber der Junker erst tags zuvor, da ihn das Zipperlein plagte, den l?blichen Entschluss gefasst, ein Zuchthaus zu stiften zum Schrecken aller Gauner und Tagediebe, zu Nutz und Frommen der B?rgerschaft und zur Aufkl?rung des gemeinen Volkes. Da kamen ihm die sieben Schwaben eben recht. Sonst war er ein gar frommer und milder Herr, der sogar seinen eigenen Bauern nicht mehr Wolle abschor, als er eben n?tig hatte, um sich selbst warm zu kleiden. Befahl daher auch, dass man den Gefangenen Nahrung reichen solle, soweit sie des bed?rften. Der Spiegelschwab aber, der ihn wohl kannte und wusste, dass Schmalhans in dessen K?che und Keller hauste, legte seinen Plan darauf an, welchen er den Gesellen mitteilte. Wie also der Scherg mittags eine grosse Pfanne voll kleiner Kl?sse, die sie Milchsp?tzle nennen, brachte, sprach der Blitzschwab zum Kn?pflesschwaben: ,,Die ghairet wohl for di?" Der Scherg meinte, das sei wohl f?r alle genug. Der Kn?pflesschwab aber sagte, er wolle lugen, ob's f?r ihn lange, setzte sich und ass die Pfanne allein aus, so dass kein Kr?mchen noch Br?ckchen ?brigblieb. Der Scherg erschrak und lief zum Junker, meinend, man m?sse f?r die Landstreicher eine ganze Braupfanne voll Sp?tzle auf einmal kochen, und das sei, d?nke ihm, noch nicht genug. Da ging der Junker von und auf Kronburg in sich und meinte, er sei dem schw?bischen Kreis und der Menschheit kein so grosses Opfer schuldig, dass er sich aushungern lassen sollte in seinem Schloss um einiger weniger Strolche willen. Stracks wurden die Sieben in Freiheit gesetzt, nur dass ihnen der Junker noch einen Steckbrief mit auf den Weg gab, um andere Beh?rden und Kerkerknechte pflichtschuldigst vor des Kn?pflesschwaben grosser Fresssucht zu warnen.

Nach mehr als einem andern Abenteuer, das zuviel w?re zu erz?hlen, gelangten die Schwaben an einen grossen See, und da sagte der Seehas, der ihn gleich erkannte: ,,Des ischt der Bodesee." An dessen Ufern sollte, wie die Sage ging, das gef?hrliche Ungeheuer hausen, welches zu bek?mpfen und zu erlegen die sieben Schwaben sich bekanntlich fest vorgenommen hatten. Da sie nun des Sees ansichtig geworden und zugleich des Waldes, in dem das Ungeheuer sich aufhielt, man wusste nicht, war es ein greulicher Lindwurm oder ein feuerspeiender Drache, so fiel ihnen zumeist das Herz in die Hosen, sie machten Halt und z?ndeten ein Feuerlein an, auf dass der Kn?pflesschwab noch zu guter Letzt eine Mahlzeit Kn?pfle oder Sp?tzle bereite, und stellten w?hrend dem Essen Todesbetrachtungen an. ,,Joh," sagte der Allg?uer und seufzte recht von unten 'rauf, ,,'s ischt e Sach, wenn mer bei sich so recht bedenkt, dass mer zum letztenmohl in seim Leben z' Mittag isst." Und wieder seufzte er und sagte: ,,'s ischt e Sach!" und der Kn?pflesschwab fing an, still vor sich hin zu flennen, wobei er jedoch des Essens nicht vergass. Als aber der Allg?uer zum drittenmal ganz erschrecklich tief seufzte und sagte: ,,'s ischt e Sach!" da fingen sie alle an, so erb?rmlich zu flennen und zu heulen, dass es einen wilden Heiden h?tte erbarmen k?nnen. Der Nestelschwab allein liess sich das Sterben nicht zu Herzen gehen; denn, sagte er, meine Mutter hat mir oft gesagt, dass mein St?ndlein gar niemals kommen w?rde. Heulte aber dennoch aus gutem Willen zur Gesellschaft mit. Als sie aber endlich nicht mehr konnten, fiel's ihnen doch ein, dass es Zeit sei, ihre Schlachtordnung herzurichten; dabei gab es aber allerlei Span und Zwietracht. Der Allg?uer sagte, er sei bislang emmer der Vorderscht gwe, 's w?r jetzt Zeit, dass er au emohl der Henterscht sei, und es soll der Blitzschwob voran. Der meinte aber: ,,Curasche han i gnueg em Leib, aber net Leib gnueg for d' Curasche und dehs Bescht von Ongheuer." Der Spiegelschwab wischte sich die Nase am ?rmel und tat den Vorschlag, es solle doch wohl besser sein, wenn einer f?r alle sterbe, und meinte, der Kn?pflesschwab k?nne ihnen diesen kleinen Gefallen tun; der aber schrie Zetermordio, als habe ihn das Ungeheuer schon am Schlafittig. Und so sprachen und stritten sie noch eine Weile hin und her, bis sie sich friedsam einigten und hurtiglich mit ihrem Spiesse vorw?rts schritten, gerade auf den Wald zu, wo das Untier hausen sollte. Ehe sie den erreichten, kamen sie an einen Rain davor, da sass ein Has und machte ein M?nnlein, und streckte die langen L?ffel in die H?h; das war den Schwaben grauentlich anzuschauen, hemmten darum ihren Schritt, hielten Rat und besannen sich, ob sie vorw?rts r?cken und aufs Untier einr?cken sollten mit lang vorgestrecktem Spiess, oder ob sie sich zur Flucht wenden sollten; doch hielt jeder fest am Spiess. Da nun der Veitle hinten am meisten in Numero Sicher war, schwoll ihm der Kamm und er schrie dem Schulzen zu, der vorne stand:

,,Stosst zue in ?ller Schwobe Name, Sonscht w?nscht ih, dass Ihr m?cht erlahme!"

Der Hans, des Veitle Gehlfiesslers Vordermann, Kn?pflesschwab, spottete der Curasche des Veitle, indem er sagte:

,,Beim Element, du hoscht guat schw?tze, Du bischt der Letscht beim Drachahetze!"

Dem Michel str?ubte die Herzhaftigkeit das Haar empor, er blickte gar nicht hin nach dem Ungeheuer, sondern sprach mit abgewandtem Gesicht, indem er den ?rmel seinem Gesicht n?herte:

,,Es wird net fehle um a Hoar, So ist es wohl der Teufel gar!"

Jergle lugte dem Michel ins Gesicht, und schauete auch gar nicht hin nach dem Bescht von Ungeheuer, indem er zaghaft beistimmte:

,,Blitz! ischt er's net, so ischt's sei Mueder, Oder 's Teufels sei Stiefbrueder!"

Dem Marle Nestelschwab, der sich schon ziemlich weit vorn am Spiess befand, daran die Schwaben gingen, gefiel sein Platz nicht, und er hatte einen guten Einfall; er kehrte sich auch um, da er nicht f?r n?tig fand, das Ungeheuer anzusehen, und rief dem Veit zu:

,,Gang, Veitle, gang, gang du vorahn, I will dohente for di stahn!"

Veitle dr?ckte aber seine Ohren auf und tat, als h?rte er nicht, worauf der Marle zu Jockele sagte:

,,Gang, Jockele, gang, gang du vorahn, Du hoscht Sporn und Stiefel ahn, Dass di der Drach net beisse kahn!"

Aber Jockele fand seinen Trost darinnen, dass der Allg?uer an der Spitze des Spiesses der sieben Schwaben und des zu bestehenden Abenteuers stand, und sagte:

,,Der Schulz, der muess der Erschte sei, Denn ehm gebiehrt die Ehr allei."

Schulz Allg?uer fasste sich ein Herz und sprach mutig, da es nun einmal in die unvermeidliche Gefahr ging:

,,So zieht denn herzhaft in de Streit, Dohran erkennt mer tapfre Leut."

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