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Read Ebook: Kulturgeschichte der Nutztiere by Reinhardt Ludwig

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Ebook has 1599 lines and 279510 words, and 32 pages

Kulturgeschichte der Nutztiere

Die Erde und die Kultur

Die Eroberung und Nutzbarmachung der Erde durch den Menschen

In Verbindung mit Fachgelehrten gemeinverst?ndlich dargestellt von

Kulturgeschichte der Nutztiere

M?nchen

~Verlag von Ernst Reinhardt

~ Kulturgeschichte der Nutztiere

von

Mit 67 Bildern im Text und 70 Kunstdrucktafeln

M?nchen 1912

~Verlag von Ernst Reinhardt

~ Alle Rechte vorbehalten

Rossberg'sche Buchdruckerei, Leipzig.

Vorwort.

~Basel~, im November 1911.

Inhalt.

Seite

Einleitung 1

Tafelverzeichnis.

Tafel Seite

Einleitung.

Unter den Nutztieren des Menschen sind weitaus die wichtigsten seine ~Haustiere~, an die zun?chst jeder denkt, wenn von solchen die Rede ist. Ohne diese Nutztiere w?re es ihm vollkommen unm?glich gewesen, die Kulturh?he zu erreichen, auf der wir ihn heute angelangt sehen. Welche bedeutende Rolle sie im Haushalte des Menschen spielen, ist genugsam bekannt, so dass wir hier nicht n?her darauf einzugehen brauchen. Es gen?ge ein kurzer ?berblick ?ber die Verbreitung der Haustiere auf der Erde. So hat das Ackerbauministerium der Vereinigten Staaten k?rzlich eine Statistik aufgestellt, wonach man die Hauss?ugetiere der gesamten Erde auf anderthalb Milliarden sch?tzt; davon sind 580 Millionen Schafe, 95 Millionen Pferde, 9 Millionen Esel, 2 Millionen Kamele, 21 Millionen B?ffel, 100 Millionen Ziegen, 150 Millionen Schweine und 900000 Renntiere. Dabei besitzen die Vereinigten Staaten von Nordamerika die gr?sste Anzahl von Schweinen, n?mlich 50 Millionen, und Pferden . In bezug auf die Zahl der Pferde werden sie beinahe von Russland eingeholt. F?r die Schafzucht kommt an erster Stelle Australien mit 88 Millionen, dann Argentinien und an dritter Stelle die Vereinigten Staaten mit 57 Millionen. Die H?lfte aller Maulesel der Erde geh?rt den Vereinigten Staaten und ein Drittel aller Ziegen wird in Indien angetroffen. Diesem Lande geh?rt auch die erste Stelle in bezug auf den Besitz von Grossvieh mit 70 Millionen Zebus oder Buckelochsen. Die Zahl der kleineren Nutztiere, vor allem der H?hner, Enten, G?nse, Tauben festzustellen, ist vollkommen unm?glich, geht aber jedenfalls in die vielen Milliarden.

Im folgenden wollen wir nun in der chronologischen Reihenfolge, wie sie unter die Botm?ssigkeit des Menschen gelangten, die Z?hmung der verschiedenen Haustiere und die Geschichte ihrer Verbreitung ?ber die Erde vor unserem geistigen Auge entrollen. Den Anfang dabei macht der Hund, der weitaus der ?lteste Genosse des Menschen aus dem Tierreich ist, und infolge dieser ?beraus langen Domestikation auch am meisten intellektuell vom Umgange mit seinem ihm geistig so sehr ?berlegenen Herrn profitiert hat.

Die ?ltesten Nutztiere des Menschen waren alle diejenigen, die ihm in ihrem Fleisch zur Speise und in ihrem Felle als W?rmeschutz gegen die Unbill der Witterung, besonders die Winterk?lte, dienten. So lange der Mensch als J?ger genug Beutetiere zur Verf?gung hatte, kam es ihm durchaus nicht in den Sinn, sich etwa gefangene Beute als lebenden Proviant zu reservieren und in eingehegten Bezirken zu seiner Disposition zu halten. Und wenn er auch einmal ein junges Tier, das in seine Gewalt geriet, lebend nach Hause brachte und es angebunden oder in irgend welchem Verschlag gefangen hielt, so tat er dies nicht aus N?tzlichkeitsgr?nden, sondern zu seinem und seiner Kinder Vergn?gen. So halten die s?damerikanischen Indianer und andere J?gerst?mme auf niederer Kulturstufe nicht selten die verschiedensten Tiere um ihre Wohnst?tten herum in Gefangenschaft, aus dem einfachen Grunde, weil sie ihnen Unterhaltung bieten. Sie wollen durchaus keinen Nutzen von ihnen ziehen und halten sie als grosse Kinder bloss zu ihrem Vergn?gen.

In der Regel pflanzen sich solche gefangene Tiere ?berhaupt nicht fort, so dass schon dadurch keine Kontinuit?t in der Gefangenhaltung, die zur Haustierschaft h?tte f?hren k?nnen, m?glich ist. Und pflanzen sie sich auch ausnahmsweise fort, so fehlt dem Menschen dennoch zun?chst die Erkenntnis, dass in der Z?hmung dieser oder jener Tierart ein wirtschaftlicher Fortschritt liegen k?nne. Er erstrebt von diesen Genossen ?berhaupt keinen Nutzen, sondern nur Unterhaltung; und als er weiterhin dazu kam, auch einen Nutzen aus ihnen ziehen zu wollen, war es meist nicht der f?r uns Menschen einzig in Betracht kommende materielle Nutzen, der sie ihm angenehm machte, sondern ein ideeller Nutzen als n?tzliche Vermittler zwischen ihm und der von ihm so gef?rchteten, ihn ?berall umgebend gedachten Geisterwelt. So sind, wie wir bald sehen werden, verschiedene, und zwar die ?ltesten Haustiere, zun?chst aus solchen Gr?nden der Geisterfurcht, also des Aberglaubens, wie wir es auffassen, in ein innigeres Verh?ltnis zum Menschen getreten.

Der unstet als J?ger lebende pal?olithische Mensch hat noch keinerlei Haustiere sein eigen genannt; erst zu Beginn der j?ngeren Steinzeit gelangte der Mensch in den Besitz von solchen. Unter diesen ist weitaus das ?lteste der ~Hund~, der uns in Europa zum erstenmal zu Beginn der neolithischen Zeit, vor etwa 12000 Jahren in sehr loser Verbindung mit dem Menschen, der an den K?sten der Ostsee in den Muschelhaufen die Abf?lle seiner Nahrung anh?ufte, entgegentritt. Dieser Hund der fr?hneolithischen Muschelesser an den K?sten des nordischen Meeres, speziell D?nemarks, war zum gr?ssten Teil noch ein Wildhund, und zwar ein zutraulicher Schakal, der sich freiwillig dem Menschen anschloss, um an der von ihm ?briggelassenen Beute den knurrenden Magen zu f?llen und sich in der warmen Asche der von ihm verlassenen Lagerfeuer zu w?rmen. Junge dieses wenig scheuen und ?beraus gesellig veranlagten Wildhundes wurden gelegentlich gefangen und an den Lagerplatz der Horde gebracht, um hier als Spielzeug und Gef?hrten der heranwachsenden Jugend freiwillig Futter und ein warmes Pl?tzchen am Feuer zu erhalten. Von den Erwachsenen werden besonders die mitleidvollen Weiber diese drolligen Wesen geh?tschelt und, wie dies heute noch sehr h?ufig bei kulturell niedrig stehenden Menschen vorkommt, die der Mutterbrust entbehrenden allzu jungen, hilflosen G?ste an ihrer Brust ges?ugt haben. Durch solchen ?beraus engen Verkehr mit dem Menschen fasste der Wildling bald Zutrauen zu ihm und trat in ein besonderes Freundschaftsverh?ltnis zu den Kindern und Weibern, die sich seiner freundlich annahmen, w?hrend die M?nner diese neuen Familienglieder h?ufig genug mit Fusstritten und Pr?geln regaliert haben werden. Letztere sorgten auch sonst daf?r, dass es ihm nicht zu wohl wurde in ihrer Mitte, und schlugen ihn h?ufig genug tot, besonders in Zeiten, da die Muschellese, der Fischfang oder die Jagd aus irgend welchen Gr?nden unergiebig war und der grimmige Hunger sich bei ihnen geltend machte. An verschiedenen auf uns gekommenen Bruchst?cken von Hundesch?deln aus den d?nischen Kj?kkenm?ddings oder Muschelabfallhaufen k?nnen wir erkennen, dass sie mit Holzkn?tteln eingeschlagen und dann weiter aufgebrochen wurden, um ausser dem Fleisch, das als Speise diente, auch das warme Gehirn als besondere Delikatesse dieser Menschen zu verzehren.

Dass diese halbzahmen Hunde der Muschelesser D?nemarks dem Menschen ausser als Fleisch- und Pelzlieferanten irgend welchen Nutzen gew?hrten, oder von ihm gar zum Aufsp?ren der Beute auf der Jagd verwendet wurden, ist zweifellos ganz ausgeschlossen. Jedenfalls blieben sie vorzugsweise in Gesellschaft der Frauen und Kinder an den Lagerpl?tzen und erhielten dort von jenen, die ihnen in erster Linie freundlich gesinnt waren, allerlei unvollst?ndig abgenagte Knochen und sonstige Speiseabf?lle zu essen. Diese Aufmerksamkeiten belohnten sie durch ihre Wachsamkeit. Mit einem ausserordentlich feinen Geruchssinn und scharfem Geh?r ausgestattet, meldeten sie alle sich dem Lagerplatze n?hernden Menschen und Tiere lange bevor die dort weilenden Menschen ihrer gewahr wurden. Diese ihre Dienste waren besonders in der dunkeln, unheimlichen Nacht, in der ein ?berfall durch b?sgesinnte Menschen und wilde Tiere doppelt zu bef?rchten war, von gr?sstem Vorteile f?r ihre menschlichen Genossen, da sie im Gegensatz zu diesen, in einen sehr tiefen Schlaf verfallenden Wesen nur einen ?usserst leichten Schlaf besitzen, durch das geringste Ger?usch erwachen und dann ihre Umgebung durch Lautgeben auf allf?llige Ruhest?rer aufmerksam machen.

So weit wir dies nachweisen k?nnen, ist der afrikanisch-s?dasiatische graue ~Schakal~, der nachts, zu Meuten vereinigt, die Ansiedelungen des Menschen nach Aas und essbaren Abf?llen aller Art absucht und den Schafen und L?mmern sehr gef?hrlich wird, der ?lteste vom Menschen zu seinem Gesellschafter erhobene Wildhund. Als Verzehrer von Leichen nahm er, nach dem auf niedriger Kulturstufe allgemein verbreiteten Glauben, mit dem Fleisch und den Eingeweiden auch die Seele des betreffenden Wesens in sich auf. Durch dieses Beherbergen eines Geistes wurde er von selbst zu einem Geistwesen, einem Fetischtier erhoben, das dem Menschen von gr?sstem Nutzen sein konnte, wenn er es gut behandelte. So galt noch den alten ?gyptern der Schakal als W?stengott Anubis, der ?ber die in der westlich vom Niltal gelegenen W?ste beerdigten Toten Wache hielt, f?r heilig und nahm man eingefangene Exemplare dieser Wildhundgattung in Pflege und Wartung. Dies geschah auch anderw?rts, und so musste sich unwillk?rlich aus diesem in Gr?sse und Aussehen, besonders aber in der Kopfbildung mitten zwischen Fuchs und Wolf stehenden Wildhunde mit der Zeit ein Haustier entwickeln.

Das Gekl?ff dieser futterneidischen Tiere, welche schon in fr?hester Vorzeit wie heute noch die Niederlassungen des Menschen n?chtlicher Weile umschw?rmten, um dort etwas aufzust?bern, mit dem sie ihren allzeit regen Hunger stillen konnten, warnte den Menschen vor einem ?berfall durch ?belgesinnte Menschen oder Raubtiere irgend welcher Art. Ja, scheinbar ganz unmotiviert ausgestossen, sollte es nach dem Glauben aller auf niedriger Kulturstufe lebender St?mme, ihm den Besuch der die Lebenden allseitig umgebend gedachten Geister der Abgeschiedenen anzeigen. Wenn sie auch der Mensch selbst nicht sah, so glaubte er nichtsdestoweniger felsenfest an deren Vorhandensein und wunderte sich durchaus nicht dar?ber, dass diese Wildhunde als Leichenesser und damit als mit Geistwesen beseelt erachteten Tiere solche sahen, er dagegen nicht.

Diese ?beraus unheimliche, aber h?chst wichtige Eigenschaft, besonders die n?chtlichen Unholde aller Art ersp?hen zu k?nnen und von ihrem, dem Menschen unsichtbaren Vorhandensein durch Heulen und sp?ter Bellen Kunde geben zu k?nnen, war wohl die ?lteste Nutzungseigenschaft, die der Hund dem Menschen bot. So wurde er f?r ihn mit der Zeit nicht nur ein wohlgelittener Begleiter, sondern geradezu ein sich immer mehr unentbehrlich machender Genosse, der ihm die trefflichsten Dienste leisten konnte wie kein anderes Wesen.

Diese h?chste Wertsch?tzung des Hundes spricht schon zu Ende des 2. vorchristlichen Jahrtausends das altpersische Gesetzbuch aus, das von diesem Tiere geradezu behauptet, durch seinen Verstand bestehe die Welt. Wer eine solche uns ganz paradox erscheinende Behauptung aufstellt, muss schon gute Gr?nde dazu haben; nur ein Volk, dem der Hund ein unentbehrlicher Begleiter und Freund geworden war, konnte einen solchen Ausspruch tun. Diesem damals noch vorzugsweise Viehzucht treibenden arischen Volksstamme, dessen Vorfahren einst an der Ostsee gehaust hatten, waren ausser dem gleicherweise wie der Hund die Unholdgeister der Nacht vertreibenden Feuer sp?ter auch der aus Indien bezogene Hahn sch?tzende Fetische, deren Stimme, n?chtlicherweile als Zeugnis der Wachsamkeit und des Kampfesmutes erhoben, die Erl?sung von den dunkeln Sorgen der Nacht ank?ndigte. Das altpersische Gesetzbuch Bun-Dehesch sagt auch vom Hahn, wie vom Hunde, seine Stimme zerst?re das B?se; dadurch sei er den D?monen und Zauberern feind, ein Gehilfe des Hundes. Er solle Wache halten ?ber die Welt, als ob kein Herden- und kein Haushund erschaffen worden. Das Gesetz sage: wenn Hund und Hahn gegen die Unholde streiten, so entkr?ften sie dieselben, die sonst Menschen und Vieh plagen. Und deshalb sage man: durch den Hund und den Hahn w?rden alle Feinde des Guten ?berwunden.

Noch der altgriechische Dichter Homer gibt zu Beginn des letzten vorchristlichen Jahrtausends f?r den damals allgemein verbreiteten Glauben Zeugnis, dass der Hund als W?chter am Herdfeuer die b?sen Unholdgeister, die, ?bles sinnend, lautlos durch das Dunkel der Nacht schleichen, durch sein Gebell verscheuche. Und als sp?ter aus diesen Ahnengeistern verg?ttlichte Wesen wurden, so verblieb dem Hund auch dann noch die F?higkeit sie zu sehen und als solche zu erkennen, wo der Mensch mit seinen stumpfen Augen nichts sah. So wird beispielsweise in der Odyssee erz?hlt, wie Pallas Athene den Menschen unsichtbar in Ithaka erschien. Weder Odysseus, noch sein Sohn Telemachos bemerkten irgend etwas von ihrem Erscheinen:

,,Denn nicht allen sichtbar erscheinen die seligen G?tter; ~Nur die Hunde sahen sie~ und bellten nicht, sondern entflohen Winselnd und zitternd vor ihr nach der andern Seite des Hofes."

Diese uralte Vorstellung lebt im Volksglauben heute noch fort. So bedeutet beim Landvolke das n?chtliche Heulen des Hundes einen Todesfall in der betreffenden Richtung, d. h. der Hund sieht vermeintlich die Ann?herung des Geistes, der als Todesursache betrachtet wird, und zeigt dies dem Menschen, der solches nicht zu sehen vermag, auf seine Weise an.

Sieber liess sich wiederholt Hundebraten in einheimischer Zubereitung servieren und fand es in der Mitte stehend zwischen H?hner- und Kalbfleisch; es sei weiss und saftig, ohne fett zu sein. Auch die Battahunde fressen gerne davon, w?hrend europ?ische Hunde sich mit allen Zeichen des Abscheus von solchem Frasse abwenden. Entsetzt schrecken diese Spitzhunde vor dem Europ?er zur?ck und weichen heulend seiner F?hrte aus. ,,Wo nicht eigentliche F?tterung mit Reis, Mais, Gem?se, Fr?chten oder Fleischabf?llen stattfindet, n?hrt sich der Battahund von den Abf?llen der kargen Mahlzeit der Frau, aber auch von den K?fern, Schnecken, M?usen und sonstigen kleinen Tieren, die er unterwegs f?ngt, sowie von den Brocken und Knochen, die ihm bei der Mahlzeit der M?nner zugeworfen werden, ja selbst von Exkrementen. Wo viele Hunde sind, da hat er schlechte Zeiten, denn seine Herren haben gew?hnlich auch nicht viel; wo wenige gehalten werden, gedeiht er gut, wird dick und gross, bekommt ein pr?chtig gl?nzendes Fell und einen munteren Charakter."

,,Wie bereits gesagt, geh?rt der Hund zum Departement der Frau. Wenn er nicht dazu bestimmt ist, in deren Abwesenheit das Haus zu h?ten, so ist er ihr st?ndiger Begleiter auf Schritt und Tritt. Morgens fr?h, vor Tagesanbruch, sitzt er schon neben der armen Frau, die den M?nnern den Reis stampfen muss, auf dem erh?hten Gestell, auf dem sie dieses Gesch?ft ausf?hrt, sorgsam jedes K?rnchen aufschnappend, das nebenaus f?llt, und in der ausgesch?tteten Spreu nach solchen K?rnern suchend, hier wie ?berall erbitterte Gefechte mit den frechen H?hnern f?hrend, die ihm den Reis unter der Nase wegzustehlen suchen. Er begleitet die Frau zum Bade, getreulich am Ufer bei den Kleidern bleibend, w?hrend die Frau sich im Flusse k?hlt. Im Kampong des Battaf?rsten von Bander passierten, w?hrend wir eben im sogenannten Rathaus, dessen Veranda nach dem Weiberbadeplatz schaut, mit dem H?uptling unterhandelten, an 30 seiner Nebenweiber, meist Kriegsgefangene oder durch Schulden in Sklaverei geratene M?dchen, vorbei, um nach dem Ablegen aller Kleider im nahen Fluss zu baden. Jede war begleitet von einem oder mehreren ihrer Hunde, die sich am Ufer in langer Reihe neben die Kleider der Weiber setzten, um diese zu bewachen, bis jene das Bad wieder verliessen.

Ebenso begleitet der Hund die Frau zur Arbeit in den Ladang und ins Reisfeld, durch rechtzeitiges Bellen sie auf die Ann?herung jedes Fremden aufmerksam machend."

Kr?ftiger als dieser Spitz der Battas auf Sumatra, auf dessen Lebensweise wir n?her eingingen, weil er uns wichtige Fingerzeige f?r diejenige des Spitzhundes der ?ltesten Pfahlbauern in Mitteleuropa gibt, ist der ostasiatische ~Tschau~ -- besser ~Kau~ ausgesprochen --, der Lieblingshund der Chinesen, der ebenfalls zu Nahrungszwecken gehalten und gem?stet wird. Dieses schwarz bis rotbraun gef?rbte Tier mit kurzer, dichter Behaarung hat einen langgestreckten K?rper auf ziemlich kurzen Beinen, eine plumpe, dicke Schnauze und aufrecht stehende Ohren. Eine Abart desselben von geringer Gr?sse und mit kurzen Beinen ist der als Luxushund in China und Japan gehaltene zierliche ~Dschin~. Seine seidenartige lange Behaarung ist schwarz mit Weiss untermischt. Er ist als eine hochgez?chtete Mopsform des Spitzes aufzufassen, an dessen Sch?del die Nasenwurzel eingeknickt und die Kiefer so nach oben verschoben sind, dass die oberen Schneidez?hne fast horizontal stehen und die Nasen?ffnung nach oben zu liegt. Dieser in seiner Heimat hochgesch?tzte Luxushund ist bei uns nicht leicht fortzubringen, da es ihm in Mitteleuropa zu kalt ist.

Diese gen?gsamen, abgeh?rteten Schlittenhunde sind nicht nur den gr?nl?ndischen Eskimos und den kanadischen Pelzj?gern, sondern auch allen nordasiatischen Volksst?mmen als Zugtiere v?llig unentbehrlich. Tungusen, Samojeden, Tschuktschen, Kamdschadalen und wie sie sonst heissen m?gen, fallen geradezu in Hungersnot, wenn ihnen ihre Hunde durch eine Seuche hinweggerafft werden, weil sie ohne diese sich weder das n?tige Brennholz verschaffen, noch dem sie ausschliesslich ern?hrenden Fischfang und der Jagd, auch der f?r sie h?chst wichtigen Pelzjagd, gen?gend obliegen k?nnen. ?ber die Hunde, die einzigen Haustiere der Kamtschadalen, schreibt der alte Steller: ,,Ohne diese Hunde kann jemand hier so wenig leben wie an andern Orten ohne Pferd und Rindvieh. Die kamtschatkischen Hunde sind verschiedenfarbig, haupts?chlich aber dreierlei: weiss, schwarz und wolfsgrau, dabei sehr dicht- und langhaarig. Sie ern?hren sich von alten Fischen. Vom Fr?hjahr bis in den sp?ten Herbst bek?mmert man sich nicht im geringsten um sie, sondern sie gehen allenthalben frei herum, lauern den ganzen Tag an den Fl?ssen auf Fische, welche sie sehr behende und artig zu fangen wissen. Wenn sie Fische genug haben, so fressen sie, wie die B?ren, nur allein den Kopf davon; das andere lassen sie liegen. Im Oktober sammelt jeder seine Hunde und bindet sie an den Pfeilern der Wohnung an. Dann l?sst man sie weidlich hungern, damit sie sich des Fettes entledigen, zum Laufen geschickt und nicht engbr?stig werden m?gen, und alsdann geht mit dem ersten Schnee ihre Not an, so dass man sie Tag und Nacht mit gr?sslichem Geheul und Wehklagen ihr Elend bejammern h?rt. Ihre Kost im Winter ist zweifach. Zur Erg?tzung und St?rkung dienen stinkende Fische, welche man in Gruben verwahrt und vers?uern l?sst. Das andere Futter besteht in trockenen Speisen von verschimmelten und an der Luft getrockneten Fischen. Damit f?ttert man sie des Morgens, um ihnen unterwegs Mut zu machen.

Man kann sich nicht genug ?ber die St?rke der Hunde verwundern. Gew?hnlich spannt man nur vier an einen Schlitten; diese ziehen drei erwachsene Menschen mit 1 1/2 Pud Ladung behende fort. Auf vier Hunde ist die gew?hnliche Ladung 5-6 Pud . Ungeachtet nun die Reise mit Hunden sehr beschwerlich und gef?hrlich ist, und man fast mehr entkr?ftet wird, als wenn man zu Fuss ginge, und man bei dem Hundef?hren und Fahren so m?d wie ein Hund selber wird, so hat man doch dabei diesen Vorteil, dass man ?ber die unwegsamsten Stellen damit von einem Ort zum andern kommen kann, wohin man weder mit Pferden, noch, wegen des tiefen Schnees, sonst zu Fuss kommen k?nnte.

Der andere Hauptnutzen der Hunde, weshalb sie auch h?ufig gehalten werden, ist, dass man sowohl den abgelebten Schlittenhunden als den zur Fahrt untauglichen die H?ute abnimmt und zweierlei Kleider daraus macht, welche in dem ganzen Lande von grossem Nutzen und von grossem Werte sind."

Eine ?hnliche Lebensweise wie diese kamtschadalischen und ?berhaupt nordasiatischen Hunde f?hren diejenigen Islands, die dort in ?bergrosser Zahl unt?tig herumlungern, zu gewissen Jahreszeiten aber beim Trieb der Schaf- und Pferdeherden doch wesentliche Dienste leisten. Verwandt damit ist auch der Spitz der skandinavischen Lappen und westrussischen Finnen, der sogenannte ~Elchhund~, und der russisch-sibirische ~Laika~, d. h. Beller, die beide, ?hnlich wie unsere Bracken, zum Aufst?bern und Treiben des Wildes dienen.

Ein noch weitergehend ver?nderter Abk?mmling des Torfhundes ist der dem Spitz an Wachsamkeit und Mut kaum nachgebende ~Pinscher~, ein h?chst munteres, kluges und jagdfreudiges Tier, dessen besondere Liebhaberei es ist, M?usen, Ratten und Erde aufw?hlenden Maulw?rfen nachzusp?ren und sie zu verfolgen. Die M?use und Ratten frisst er bis zu seiner S?ttigung, die ?brigen wirft er weg; die Maulw?rfe dagegen frisst er nicht, sondern begr?bt sie. Wie der Spitz zum l?ndlichen Geh?ft geh?rt, pflegt der Pinscher im b?rgerlichen Wohnhaus gehalten zu werden, obschon er wegen seiner steten Unruhe dem Herrn oft mehr Verdruss als Freude macht. Aus diesem Grunde eignet er sich mehr f?r Leute, welche reiten oder mit schnellen Pferden fahren; denn am allerliebsten begleitet der Pinscher seinen Herrn, wenn er t?chtig rennen und laufen muss. Doch selbst bei den schnellsten Ritten hat er immer noch Zeit, bald hier, bald dort ein Mauseloch zu untersuchen oder einen Maulwurf beim Auswerfen seiner Haufen zu st?ren. Die Nase hoch gegen den Wind getragen, sp?ht er nach allen Seiten hin, und wo etwas raschelt, naht er sich vorsichtig und leise, um Beute zu machen. In England wird er mit Vorliebe zur Abhaltung von Rattenjagden benutzt, wobei es allerdings ohne oft recht hohe Wetten der Teilnehmer nicht abgeht. Auch von ihm gibt es Zwergformen, h?ssliche, aber muntere und unterhaltende Tiere, die h?chst zutraulich und anh?nglich an ihre Herrn sind und gleichfalls zur Rattenjagd, ausserdem auch zur Kaninchen- oder Wachteljagd verwendet werden.

Seine Hauptbedeutung hat aber der Foxterrier l?ngst als Luxushund erlangt, ebenso die ?brigen Terrierformen Englands, die man bei uns kaum kennt. Einige davon, wie der kleine, langleibige, kurzbeinige ~Yorkshireterrier~ mit pr?chtigem Seidenhaar, sind besonders bei den Damen als Schosshunde beliebt.

Andere Schakalabk?mmlinge, die der hier besprochenen Spitzhundgruppe nahestehen, sind die West- und S?dasien, den indomalaiischen Archipel bis zu den Philippinen, dann Neuguinea, Australien und Neuseeland, aber auch Nord- und Mittelafrika und Madagaskar bewohnenden ~Pariahunde~. Sie wurden von den Engl?ndern so genannt, weil sie kaum oder nur schlecht domestizierte Hunde von h?sslichem Aussehen sind, die als herrenlose Gesch?pfe in der N?he der menschlichen Wohnungen leben, um sich vom Wegwurfe des Menschen k?mmerlich genug zu ern?hren. Tags?ber liegen sie faul oder schlafend in der Sonne, um wie ihre Ahnen, die Schakale, gegen Abend lebhaft zu werden und auf Essbares irgend welcher Art zu fahnden. Wie die Schakale machen sie sich des Nachts in orientalischen St?dten durch ihr Geheul sehr unangenehm bemerkbar, indem sie bei den nicht daran Gew?hnten keinen rechten Schlaf aufkommen lassen. Sie haben einen schlanken Leib, ziemlich hohe Beine, einen schmalen Kopf mit zugespitzter Schnauze und aufrecht stehenden Ohren. Das Gesicht verr?t nur geringe Intelligenz. Der lange, nicht gedrehte Schwanz wird bald h?ngend getragen, bald ist er gekr?mmt. Die Behaarung ist meist kurz und von rostroter oder fahler F?rbung, ?hnlich dem Schakal. Auch der Sch?delbau zeigt ?hnlichkeit mit diesem, und zwar am meisten mit dem indischen Schakal.

Wie die west- und s?dasiatischen Pariahunde, deren s?dlichster Zweig als ~Dingo~ schon in fr?hvorgeschichtlicher Zeit mit den dem altdravidischen Volkselemente S?dasiens nahe verwandten Australiern in Australien einwanderte und hier in der Folge wiederum g?nzlich verwilderte, vom ebenfalls in rostroter F?rbung vorkommenden indischen Schakal abstammen, ist dies auch bei den meisten nord- und mittelafrikanischen Pariahunden der Fall. Dagegen leben im Nilgebiet und weiter westlich in Nordafrika Formen, die im Sch?delbau stark von jenen abweichen und offenbar vom nubischen ~Schakalwolf~ abstammen. Der breite Kopf mit grossen, aufrechtstehenden Ohren, der selbst im weiblichen Geschlecht stark entwickelte Scheitelkamm, die aufgetriebene, breite Stirn und der derbe, kr?ftige Schnauzenteil stimmen vollkommen mit diesem ?berein. Auch physiologische Gr?nde sprechen f?r diese Ableitung, so vor allem die Gewohnheit beider, im Boden L?cher zu graben und Aas hervorzuscharren. Bei den s?dafrikanischen Pariahunden dagegen scheint der dort einheimische ~Schabrackenschakal~ der eigentliche Stammvater zu sein.

Wie die Laufhunde auf primitiver Stufe verbliebene Jagdhunde sind, die dem aufgesp?rten Wilde laut bellend nachsetzen, so sind die ~Vorstehhunde~ eine weit h?her gez?chtete Form des alten Jagdhundes. Dieser darf nicht mehr seine alte Raubtiernatur zum Vorschein kommen lassen, sondern muss allen seinen angeborenen Instinkten entgegen das von ihm durch sein feines Geruchsorgan aufgest?berte Wild durch unbewegliches Stillsitzen vor ihm, den Kopf nach ihm hingewendet, das Hinterteil etwas gesenkt und einen Vorderlauf erhoben, dem J?ger anzeigen. Dieses ,,Vorstehen" ist tats?chlich auch die einzige Arbeit des modernen Setters und Pointers, die, wie der Name schon andeutet, in England aus dem altspanischen Vorstehhund in teils kurzhaarigen, teils langhaarigen Formen hochgez?chtet wurden.

Einem glatthaarigen Vorstehhund ?hnelt an Gr?sse und Gestalt der ~Schweisshund~ der deutschen Weidm?nner. Die kr?ftig gebauten, lohbraun bis fahlgelb gef?rbten Tiere mit schw?rzlichem Anflug an Schnauze und Ohren besitzen einen breiten, wenig gew?lbten Kopf. Die Lippen der stumpfen Schnauze fallen breit ?ber und bilden im Mundwinkel eine starke Falte; die breitlappigen Ohren sind mittellang und unten abgerundet. Er ist ein kaum zu entbehrender Gehilfe bei Aus?bung der Jagd auf Hochwild, indem er die F?hrte angeschossener Tiere zu verfolgen hat. An der Leine gehalten, f?hrt er bei der Nachsuche den J?ger still durch Busch und Wald zu der Stelle, wo das weidwunde Tier sich niedergelegt hat. Ist er freigelassen und hat er das Wild verendet gefunden, so ,,verbellt er es tot", ist dieses aber noch fl?chtig geworden, so hetzt er es laut und stellt es, bis der Herr herankommt und die Jagd mit einem Fangschuss beendet.

Jedenfalls sind unsere ~Sch?ferhunde~ die direkten Abk?mmlinge des Bronzehundes. In allen Formen des Sch?delbaues stimmen sie mit denjenigen des Bronzehundes vollkommen ?berein. Allerdings ist der Sch?ferhund, wie wir ihn heute kennen, kaum 200 Jahre alt. Seine Ausbildung begann erst mit der Ausrottung des Wolfes. Bis dahin war seine Stelle vom hatzhund?hnlichen, mit Stachelhalsband bewehrten ,,Schafr?den" eingenommen worden, der nur das Raubzeug, also vor allem den Wolf, abzuhalten hatte, gew?hnlich aber vom Hirten am Stricke gef?hrt wurde, w?hrend dieser seine Herde selbst h?tete und, die Schalmei oder den Dudelsack blasend, vor ihr herging. Als dann in England zuerst der Wolf ausgerottet wurde, entwickelte sich dort aus den klugen und wetterharten wolf?hnlichen Landhundschl?gen ein Sch?ferhund in unserem Sinne, dessen sich dann die Liebhaber bem?chtigten, um aus ihm schliesslich den hochedlen Rassenhund zu z?chten, der uns heute im ~Collie~ oder ~schottischen Sch?ferhund~ entgegentritt. Wie der englische ist dann sp?ter auch der ~deutsche Sch?ferhund~ aus wolf?hnlichen Landhunden herausgez?chtet worden; nur wurde er nicht so verfeinert, um nicht zu sagen ?berfeinert, sondern blieb ein derber, wetterharter und gen?gsamer Gesell.

Sowohl mit R?cksicht auf ihren K?rperbau als ihre geistige Eigenart bilden unter allen Hunden die ~Windhunde~ die am sch?rfsten umschriebene Rassengruppe. Der schlanke, zierliche K?rper mit schmalen, hoch hinaufgezogenen Lenden und ger?umiger Brust ruht auf hohen, sehnigen Gliedmassen und tr?gt einen fein gebauten Kopf mit lang vorgezogener Schnauze, indem der Gesichtssch?del stark verl?ngert, dabei schmal und hoch ist, so dass die L?ckenz?hne auseinanderger?ckt sind. Die aufrecht gestellten Ohren sind an der Spitze gew?hnlich umgebogen. Der lange, d?nne Schwanz wird h?ngend getragen und ist bisweilen am Ende nach oben gekr?mmt. Die Behaarung ist in der Regel sehr kurz und dicht anliegend. Nur in den mehr nach dem kalten Norden gelegenen Wohngebieten entwickelt sich als W?rmeschutz ein l?ngeres Grannenhaar.

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