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Read Ebook: Kulturgeschichte der Nutztiere by Reinhardt Ludwig

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Ebook has 1599 lines and 279510 words, and 32 pages

Sowohl mit R?cksicht auf ihren K?rperbau als ihre geistige Eigenart bilden unter allen Hunden die ~Windhunde~ die am sch?rfsten umschriebene Rassengruppe. Der schlanke, zierliche K?rper mit schmalen, hoch hinaufgezogenen Lenden und ger?umiger Brust ruht auf hohen, sehnigen Gliedmassen und tr?gt einen fein gebauten Kopf mit lang vorgezogener Schnauze, indem der Gesichtssch?del stark verl?ngert, dabei schmal und hoch ist, so dass die L?ckenz?hne auseinanderger?ckt sind. Die aufrecht gestellten Ohren sind an der Spitze gew?hnlich umgebogen. Der lange, d?nne Schwanz wird h?ngend getragen und ist bisweilen am Ende nach oben gekr?mmt. Die Behaarung ist in der Regel sehr kurz und dicht anliegend. Nur in den mehr nach dem kalten Norden gelegenen Wohngebieten entwickelt sich als W?rmeschutz ein l?ngeres Grannenhaar.

Diese kurze Behaarung, die in unserem k?hlen Klima leicht Veranlassung zum Frieren gibt, deutet auf die Herkunft der Windhunde aus dem S?den, und zwar weist das unruhige, ungemein bewegliche Wesen und das leichte Orientierungsverm?gen, das ihnen eigent?mlich ist, wie auch der schlanke Bau mit der stark entwickelten Brust mit ger?umigen Lungen auf die tropische Steppe als urspr?nglichem Wohngebiet dieser Tiere. Dort sind ja auch die ?hnlich gebauten Antilopen zu Hause.

Die gr?sseren Windhunde dagegen f?hrt M. Hilzheimer auf einen im Nordwesten des Schwarzen Meeres heimischen hochgestellten ~Steppenwolf~ zur?ck, der vom Menschen gez?hmt und zu seinem Jagdgehilfen erhoben wurde. Noch heute ist er als solcher f?r die Jagd in der Steppe unentbehrlich. Auf diesen Wolf sei der als ~Barsoi~ bezeichnete langhaarige russische Windhund, wie auch die gleichfalls f?r die Jagd benutzten grossen Windhunde, der persische ~Tasi~ und der durch ganz Nordafrika verbreitete ~Slughi~, zur?ckzuf?hren. Der westlichste Vertreter derselben ist der englische ~Greyhound~, der in ganz ?hnlicher Gestalt schon auf etruskischen Grabdenkm?lern erscheint. Also muss diese Windhundart schon fr?he aus Westasien nach S?deuropa gelangt sein.

Der ?lteste stehohrige Windhund Alt?gyptens ist aus ganz Nordafrika verschwunden. Nach Keller hat er sich nur noch auf den Balearen ?stlich von Spanien im ~Ibizahund~ erhalten, so genannt, weil er nach den Kennern von der Insel Ibiza stammt, wohin er wohl von Nordafrika her durch die Karthager gebracht wurde. Auf die Frage, weshalb sich der Pharaonenwindhund ganz abseits vom Niltal auf den spanischen Inseln des Mittelmeeres bis heute erhalten konnte, w?hrend er sonst ?berall verschwand, antwortet Keller: ,,Es ist das Kaninchen, das uns diesen alten Windhund gerettet hat. Die Balearen waren schon im Altertum ihres Kaninchenreichtums wegen ber?hmt. Die dort angesiedelten r?mischen Kolonisten wandten sich, wie Plinius berichtet, an ihr Mutterland, damit dieses Soldaten schicke, um die Kaninchenplage zu beseitigen. Aber viel wirksamer erwiesen sich die von den Pityusen eingef?hrten Ibizahunde, die dem sch?dlichen Nager mit grossem Geschick zu Leibe gehen. Dieser ausgesprochene Jagdinstinkt hat sich vererbt, und wir erfahren ja durch das bekannte Gem?lde, das Prisse d'Avennes unter dem Titel ,R?ckkehr von der Jagd' aus der Nekropole von Theben ver?ffentlicht hat, dass die alt?gyptischen Windhunde zur Jagd auf Hasen verwendet wurden."

Weit besser gekl?rt als die Geschichte der Wind- und Dachshunde ist diejenige der ~Doggen~. Kann man erstere ihrem geistigen Wesen nach als Sanguiniker bezeichnen, so sind letztere mehr die Choleriker unter den Hunden. Ihr vehementer Angriff ist zu f?rchten und zeugt von bissigem Wesen, das dem Feinde gef?hrlich wird; aber dem eigenen Herrn gegen?ber sind sie f?gsam und treu. Auch im K?rperbau sind sie in ihrer massigen Erscheinung das reine Gegenst?ck zu den zierlichen, schlanken Windhunden. Ihre gedrungene Gestalt mit ungemein kr?ftiger Muskulatur tr?gt einen schwergebauten Sch?del mit relativ langem Gehirn- und kurzem, breitem Schnauzenteil. Am Kopf erscheinen die Ohren hoch angesetzt und am verk?rzten Gesichtsteil legt sich die Haut gern in Falten, welche in den Lippen schlaff herabh?ngen. Auch die Augenlider sind vielfach schlaff und kehren unten die rote, nackte Bindehaut heraus, was dem Gesicht einen eigent?mlichen Ausdruck verleiht. An den kurzen Hals schliesst sich eine breite Brust an, die Weichen sind wenig hoch aufgezogen, die Beine mittelhoch und mit kr?ftiger Muskulatur versehen. Urspr?nglich war die K?rperbehaarung lang, fast zottig, als Beweis, dass diese Hunderasse von einer in einem kalten Klima lebenden Wolfsart abstammt. Auch der Schwanz war buschig. Doch sind sp?ter aus diesen langhaarigen auch kurzhaarige Doggen entstanden, deren Schwanz auch nur kurz behaart ist.

Die Geschichte der Doggen ist kurz folgende: Der Bildungsherd, in welchem durch Z?hmung des grossen, schwarzen Tibetwolfes die ?ltesten Doggen hervorgingen, ist Tibet. Von hier drangen diese durch ihre St?rke gesch?tzten Nutztiere nach Nepal und Indien, vereinzelt auch nach China vor. Von Indien aus gelangten sie fr?he nach Persien und von da bereits in einer kurzhaarigen Form in der ersten H?lfte des letzten vorchristlichen Jahrtausends nach Assyrien und Babylonien, wo wir sie mehrfach als Jagdhunde, teils an einem Riemen gef?hrt, teils frei dahinst?rmend, abgebildet finden. So finden wir eine h?chst charakteristische Darstellung der assyrischen Dogge auf einer Topfscherbe aus Birs Nimrud. Noch viel wahrheitsgetreuer sind die auch k?nstlerisch viel h?her stehenden Basreliefs von dem aus dem Jahre 668 v. Chr. stammenden Palast Asurbanipals in Kujundschik, die nun ebenfalls im Britischen Museum sind. Auf der einen Darstellung sehen wir den Auszug zur Jagd. Einige J?ger schreiten mit den Fangnetzen voran; ihnen folgen andere, eine kampfbegierig vorw?rtsst?rmende Dogge an der Leine f?hrend. Auf der andern erblicken wir, wie vier bissige Doggen mit kr?ftigen Halsb?ndern ein Wildpferd anfallen und es niederzureissen versuchen.

Sp?ter erw?hnt Herodot um die Mitte des 5. vorchristlichen Jahrhunderts, ein Satrap von Babylon habe die Eink?nfte von vier St?dten auf den Unterhalt solcher Hunde verwendet, was auf eine gr?ssere Zahl derselben schliessen l?sst. Zu seiner Zeit gab es ?hnlich grosse Hunde auch in Epirus, wohin sie nach Keller aus den Euphratl?ndern durch den Zug des Xerxes gekommen sein sollen. Nachsch?be dieser Doggen erfolgten durch den Eroberungszug Alexanders des Grossen nach Indien, indem dieser makedonische K?nig ihm vom K?nige Porus und andern indischen F?rsten geschenkte gewaltige Hunde nach seiner Heimat Makedonien sandte. ?ber die Leistungsf?higkeit dieser indischen Hunde, die nur Tibeter gewesen sein k?nnen, erz?hlt der r?mische Geschichtschreiber Curtius Rufus auf griechische Quellen gest?tzt folgendes: Nach ?berschreitung des Hydaspes und nach Besiegung des Porus kam Alexander ins Gebiet des K?nigs Sopites. ,,In diesem Lande gibt es sehr vortreffliche Jagdhunde, die, wie man sagt, beim Anblick eines Wildes sogleich zu bellen aufh?ren und besonders f?r die L?wenhatz sehr gut sind. Um Alexander davon zum Augenzeugen zu machen, liess Sopites einen ausserordentlich grossen L?wen bringen und ihn bloss von vier Hunden hetzen, die sogleich den L?wen anpackten. Ein Hatzknecht nahm hierauf einen dieser Hunde, die am L?wen hingen, bei einem Bein und suchte ihn loszureissen. Als er nicht loslassen wollte, hieb er ihm dieses ab. Da er aber auch dies nicht beachtete, hieb er ihm ein zweites Bein ab, und, weil er noch immer den L?wen festhielt, schnitt er ihm ein Glied nach dem andern vom Rumpfe, und trotzdem hielt der Hund, obschon inzwischen tot, noch den L?wen mit den Z?hnen fest. So hitzig sind diese Tiere von Natur auf die Jagd!"

Etwas abweichend von diesem Berichte erz?hlt der griechische Geschichtschreiber Diodorus Siculus zur Zeit C?sars und Augustus: ,,Der indische K?nig Sopites kam aus seiner Residenz dem Alexander entgegen, bewirtete dessen Soldaten einige Tage hindurch aufs gl?nzendste und schenkte ihm ausser vielen andern wertvollen Dingen 150 Hunde von ausserordentlicher Gr?sse und St?rke. Um nun eine Probe von ihren Heldentaten zu geben, liess er vor Alexander einen grossen L?wen in ein Gehege bringen, und liess dann auch zwei der schw?chlichsten der geschenkten Hunde hinein. Diesen war der L?we ?berlegen. Jetzt wurden noch zwei andere Hunde hineingelassen, und bald hatten die vier Hunde den L?wen so gepackt, dass sie ihn ?berw?ltigten. Darauf schickte Sopites einen Mann ins Gehege, der ein grosses Messer trug, um einem der Hunde das rechte Bein abzuschneiden. Als Alexander das sah, schrie er voll Entsetzen auf, und Leute seiner Leibwache eilten hin, dem Inder Einhalt zu gebieten. Sopites aber versprach dem Alexander, er wolle ihm drei andere Hunde f?r den einen geben; und so schnitt denn der Inder dem Hunde ganz langsam das Bein ab, ohne dass dieser sich muckste. Er hielt im Gegenteil den L?wen mit seinen Z?hnen so lange fest, bis er sich verblutet hatte und starb." Nebenbei bemerkt kommt es auch heute nicht selten bei Sauhatzen vor, dass sich Hunde so fest in das Beutetier verbeissen, dass sie von selbst nicht wieder loskommen k?nnen. F?r diesen Fall muss der Hatzmeister dem Hunde einen stets bei sich gef?hrten fusslangen Holzknebel von der Seite in den Mund schieben, indem er diesen behutsam ?ffnet.

Einen weiteren Bericht ?ber die ausserordentliche Leistungsf?higkeit dieser indischen Doggen hat uns der ?ltere Plinius in seiner Naturgeschichte ?berliefert. Er schreibt n?mlich: ,,Als Alexander nach Indien zog, hatte ihm der K?nig von Albanien einen Hund von ungeheurer Gr?sse geschenkt. Das gewaltige Tier gefiel ihm, und er liess erst B?ren, dann Eber und endlich Antilopen zu ihm; aber der Hund blieb ruhig liegen und blickte sie mit Verachtung an. Erbittert ?ber dessen Faulheit liess ihn der Eroberer t?ten. Dies erfuhr der K?nig von Albanien und sandte ihm einen anderen, mit der Aufforderung, ihn nicht an schwachen Tieren, sondern an L?wen und Elefanten zu versuchen; er habe nur zwei solcher Hunde gehabt und dieses sei der letzte. Ohne sich lange zu besinnen, liess Alexander einen L?wen los; diesen machte der Hund augenblicklich nieder. Darauf befahl er, einen Elefanten vorzuf?hren, und nie sah er ein Schauspiel mit gr?sserem Vergn?gen an als das, das sich ihm jetzt darbot: Der Hund str?ubte alle seine Haare, bellte furchtbar donnernd, erhob sich, sprang bald links, bald rechts gegen den Feind, bedr?ngte ihn und wich wieder zur?ck, benutzte jede Bl?sse, die er sich gab, sicherte sich selbst vor dessen St?ssen und brachte es so weit, dass der Elefant vom immerw?hrenden Umdrehen schwindelig niederst?rzte, so dass bei seinem Falle die Erde erdr?hnte." Jedenfalls waren diese indischen Hunde von einer den Griechen bis dahin f?r unm?glich gehaltenen Tapferkeit und St?rke.

In Griechenland erfreuten sich die grossen epirotischen Hunde neben den lakonischen von ?gyptischer Windhundabstammung, die zur Jagd dienten, und den vom westasiatischen Schakal stammenden Spitzhunden, die als getreue W?chter des Hauses gehalten wurden, in der klassischen Zeit der gr?ssten Wertsch?tzung. Der 389 v. Chr. verstorbene attische Dichter Aristophanes berichtet, dass die starken epirotischen Hunde von f?rsorglichen Ehem?nnern zur Hut der Frauengem?cher benutzt wurden. Wie grimmig diese dreingeschaut haben m?ssen, beweist die Tatsache, dass der finsterblickende H?llenhund Kerberos von den Dichtern zum Stammvater der epirotischen Zuchten erkl?rt wurde.

Von den Griechen erhielten dann die R?mer die hochgesch?tzte epirotische Dogge, die sie ~Molosser~ nannten. Eine eingehende Beschreibung des Tieres gibt der r?mische Ackerbauschriftsteller Columella um die Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr., und hebt den m?chtigen Kopf des Tieres hervor. Diesen gewaltigen Hund, den sie mit Vorliebe bei den blutigen Tierhetzen im Amphitheater verwendeten und mit dem sie gewiss bei den Helvetiern und Germanen Aufsehen erregten, brachten die R?mer zu Beginn der christlichen Zeitrechnung auch in ihre Kolonien n?rdlich der Alpen. So fand man vor einem Jahrzehnt im r?mischen Standlager von Vindonissa auf mehreren offenbar an Ort und Stelle hergestellten Tonl?mpchen ein vollst?ndiges Hundebild, das gut auf den antiken Molosser passt. Es stellt einen sehr kr?ftig gebauten, h?ngeohrigen Hund dar, dessen Kopf eine dicke Schnauze aufweist. Der K?rper erscheint langhaarig und der starkbehaarte Schwanz erinnert lebhaft an denjenigen unserer Bernhardinerhunde. Bemerkenswert und ebenfalls f?r den Doggencharakter sprechend ist der Umstand, dass an der Hinterpfote eine deutliche Wolfsklaue gezeichnet ist. Sp?ter kam eben dort auch ein wohlerhaltener Molossersch?del zum Vorschein, der nun in der Landwirtschaftlichen Sammlung in Z?rich aufbewahrt wird.

Dass nun bei dem wiederholten Import einzelne Exemplare des Molossers in verschiedene entlegene Alpent?ler Helvetiens gelangten und hier vor Kreuzung mit anderen Rassen und damit vor Vernichtung bewahrt blieben, ist weiter nicht wunderbar. Ebenso begreiflich ist es, dass sie hier vortrefflich gediehen. Boten doch die Alpenl?nder Verh?ltnisse, die klimatisch denen ihrer Urheimat in Tibet sehr ?hnlich sind. So wurde in den abgeschiedenen Hocht?lern der Alpen die alte Rasse weitergez?chtet und lieferte die in den Alpen und Voralpen gehaltenen ~Sennenhunde~ von ziemlich primitivem Charakter. Durch sorgf?ltige Reinzucht aber ging aus diesem Material der nach dem Hospiz des grossen St. Bernhard benannte edle ~Bernhardinerhund~ hervor, der seiner vortrefflichen Eigenschaften wegen unter allen Doggen am h?chsten gesch?tzt wird. Dort, auf dem Simplon- und Gotthardhospiz, auf der Grimsel usw., wurde der durch guten Sp?rsinn ausgezeichnete Hund, dessen Gutm?tigkeit und Treue fast sprichw?rtlich geworden ist, zum Aufsuchen verirrter Wanderer benutzt. Der ber?hmteste aller Hospizhunde war Barry vom Hospiz auf dem Grossen St. Bernhard, der im ganzen 44 Personen das Leben gerettet hat und nunmehr ausgestopft im Naturhistorischen Museum zu Bern zu sehen ist.

Gegen?ber dem von den R?mern in das Alpenland importierten Molosser ist der Sch?del wie der ganze K?rper des Bernhardinerhundes gr?sser, was wohl als Folge der besseren Haltung und Pflege durch den Menschen, unterst?tzt von dem ihm sehr zusagenden Hochgebirgsklima, erkl?rt werden kann. Von diesem pr?chtigen Hunde sind aus den fr?heren Jahrhunderten in der Schweiz keine schriftlichen Mitteilungen auf uns gekommen, weil er offenbar dort so bekannt war, dass man ihn nicht zu erw?hnen brauchte; nur als Helmzier und als Wappen schweizerischer Edelleute tritt uns sein pr?chtiger Kopf entgegen. Im schweizerischen Landesmuseum in Z?rich befindet sich eine Wappenrolle aus dem 14. Jahrhundert mit zahlreichen Bernhardinern, die uns den Beweis liefern, dass die sch?nen Hunde besonders beim Adel gehalten wurden. Noch heute lassen sich manche seiner Zuchten von den Hunden der Grafen de Rougemont, de Pourtal?s, von Graffenried, von Judd usw. ableiten. Sp?ter kamen sie dann im schweizerischen Tiefland in Vergessenheit, wurden aber nicht nur auf dem Hospiz des Grossen St. Bernhard in von den M?nchen f?r ihre menschenfreundlichen Zwecke geschenkten und rasserein gehaltenen Exemplaren, sondern auch auf anderen Alpenp?ssen und in vielen Alpent?lern gez?chtet.

Den ?bergang zu ausgesprochen schweren und breitk?pfigen Doggenformen bildet die echte ~d?nische Dogge~, so genannt, weil sie seit etwa 50 Jahren mit einer gewissen Vorliebe in D?nemark gez?chtet wird, zumal in Gestalt des gelben, schwarz maskierten Broholmers. Auch dieser ist von englischer Abstammung und wurde in seiner urspr?nglichen Heimat im englischen ~Mastiff~ zu einem wahren Klotz von Hund gez?chtet, der dank seiner Gr?sse und St?rke einen geradezu un?berwindlichen Schutzbegleiter darstellt. Solche Schutz- und Kampfhunde hat es ja bereits im Altertum, wenn auch nicht in solchen gewaltigen Ausmassen, gegeben. Man denke nur an die Hunde der Zimbern und Teutonen, die mit den Weibern die Wagenburg der Auswanderer aufs getreuste bewachten und mit denen die R?mer nach Besiegung der M?nner in offener Schlacht noch einen harten Strauss zu bestehen hatten.

Ebenfalls Produkte englischer Zucht sind die dem Mastiff nahe stehenden ~Bullenbeisser~, deren ausgezeichnetste Rassen heute noch in Irland hervorgebracht werden. Zu ihrer St?rke und Entschlossenheit besitzen sie einen geradezu unglaublichen Mut, so dass sie sich zu schwerer und gef?hrlicher Jagd, wie auch zu K?mpfen mit wilden Tieren besonders eignen. Ihre geistigen F?higkeiten sind nicht so ausgezeichnet wie die der ?brigen gescheiten Hunde, keineswegs aber so tiefstehend, als man gemeinhin glaubt; denn jeder Bullenbeisser gew?hnt sich leicht an den Menschen und opfert ohne Bedenken sein Leben f?r ihn. Er eignet sich vortrefflich zum Bewachen des Hauses und verteidigt das ihm Anvertraute mit wirklich beispiellosem Mute. Als Reisebegleiter in gef?hrlichen, einsamen Gegenden ist er gar nicht zu ersetzen. Man erz?hlt, dass er seinen Herrn gegen f?nf bis sechs R?uber mit dem besten Erfolge verteidigte, und kennt Geschichten, in denen er als Sieger aus solchen ungleichen K?mpfen hervorging, trotz unz?hliger Wunden, welche er dabei erhielt. Auch als W?chter bei Rinderherden wird er verwendet und versteht es, selbst den wildesten Stier zu b?ndigen, indem er sich alsbald in die Oberlippe seines grossen Gegners einbeisst und so lange dort fest h?ngt, bis der Riese sich der ?bermacht des Hundes gef?gt hat. Auch zum Kampfe gegen grosse Raubtiere, wie B?ren, W?lfe usw., l?sst er sich abrichten. Fr?her waren Tierhetzen sehr beliebt, indem solche Hunde gegen gefangene B?ren oder wilde Stiere in B?ren- oder Hetzg?rten genannten geschlossenen R?umen gehetzt wurden und das Volk sich an dem beispiellosen Mute dieser verh?ltnism?ssig kleinen Hunde erg?tzte. In England spitzten sich diese ?ffentlichen, gegen Eintrittsgeld zug?nglichen Schaustellungen sp?ter so zu, dass gegen einen angeseilten Stier nur ein einziger, kleiner Hund losgelassen wurde, der ihn an der Nase zu fassen hatte.

Auf dem plumpen, kr?ftigen K?rper des Bullenbeissers sitzt auf kurzem, dickem Hals der dicke, runde, hinten sehr breite, zwischen den Augen eingesenkte Kopf mit stumpfer, aufgeworfener Schnauze. Infolge der starken Verk?rzung des mittleren Teiles der Oberlippe und Nase hat sich die Gesichtshaut in Falten gelegt und sind die vorderen Z?hne unbedeckt, w?hrend die Lippen seitlich davon ?berh?ngen und von Geifer triefen. In den extremsten F?llen ist der Hund zu einer wahren Karikatur gez?chtet worden, die in ihrer Vierschr?tigkeit und grinsenden Mine mehr Mitleid als Freude erweckt.

Eine grosse Bullenbeisserrasse richtete man fr?her dazu ab, Menschen einzufangen, niederzuwerfen und sogar umzubringen. Schon bei der Eroberung Mexikos wandten die Spanier derartige Hunde als Mitk?mpfer und Aufsp?rer gegen die Indianer an. Unter ihnen war besonders Be?erillo ber?hmt, dessen K?hnheit und Klugheit ausserordentlich waren. Er wurde unter allen seinen Genossen ausgezeichnet und erhielt doppelt so viel Futter als die ?brigen. Beim Angriff pflegte er sich in die dichtesten Haufen der Indianer zu st?rzen, diese beim Arme zu fassen und sie so gefangen wegzuf?hren. Gehorchten sie, so tat ihnen der Hund weiter nichts, weigerten sie sich aber, mit ihm zu gehen, so riss er sie augenblicklich zu Boden und w?rgte sie. Indianer, welche sich unterworfen hatten, wusste er genau von Feinden zu unterscheiden und ber?hrte sie nie. Noch im Jahre 1798 benutzte man solche ,,Bluthunde" zum Fangen von Menschen, und zwar waren es nicht Spanier, sondern Engl?nder, welche mit ihnen die Menschenjagd betrieben.

Wie in den Alpen kommen auch in den Abruzzen, bei den Basken in den Pyren?en und bei den Albanesen in Nordgriechenland grosse Hunde vor, die zweifellos in verwandtschaftlicher Beziehung zum alten Molosser stehen, aber Kreuzungsprodukte mit anderen Hunden sind. ?berhaupt sind im Laufe der Jahrhunderte so viele Kreuzungen bei den Gebrauchshunden vorgekommen, dass sich ihre Abstammung im einzelnen nie mehr feststellen l?sst.

Neuerdings will Hilzheimer die Doggen von einem im mittleren Schweden heimischen m?chtigen, dickk?pfigen und kurzk?pfigen Wolf mit starkem Stirnabsatz ableiten. Diese Annahme ist jedoch nicht gen?gend begr?ndet, um die ?ltere, viel wahrscheinlichere zu verdr?ngen. Immerhin darf zugegeben werden, dass ein solcher starker nordischer Wolf den Ausgangspunkt der von den eigentlichen Doggen zu trennenden ~Hirtenhunde~ bildet, denen im Gegensatz zu den Sch?ferhunden, die die Herde h?ten, nur die Bewachung der Herde gegen den Angriff starker Raubtiere oder b?swilliger Menschen obliegt. Sie zeichnen sich gegen?ber den Doggen durch kaum verk?rzte Schnauze und geringen Stirnabsatz aus. Sie sind langhaarig, weiss, grau oder braun gef?rbt, vielfach auch gescheckt, und kommen in verschiedenen L?ndern Europas in typischen Vertretern vor. Fr?her aber waren sie, solange es reissende Tiere von den Herden abzuhalten gab, weit verbreiteter als heute, da sie sich nur noch in zerstreuten Inseln vorfinden. Nach Hilzheimer soll Blut von diesem nordischen Wolfe auch in den Pudel ?bergegangen sein, dem fr?her besprochenen Abk?mmlinge des Sch?ferhundes, der wahrscheinlich auch Blut vom Laufhunde in sich aufgenommen hat.

Wie in der Alten Welt so sind auch in der Neuen durch Z?hmung verschiedener Wildhunde Haushunde von den Indianern gewonnen worden, soweit sie sich ?ber die primitive Stufe der Sammler und J?ger erhoben hatten und zu einiger Ans?ssigkeit als Hackbauern gelangt waren. So fanden die Europ?er bei ihrer Ankunft bei verschiedenen Volksst?mmen zahme Hunde. Alle Indianersprachen an der Westk?ste von S?damerika hatten eigene Bezeichnungen f?r den Hund, und der spanische Geschichtschreiber Garcilasso de la Vega berichtet, dass in der ?ltesten Zeit das Volk der Huanca, bevor es noch von den Inkas unterjocht wurde, ein Hundebild anbetete und leidenschaftlich gerne Hundefleisch ass. Der St. Galler J. J. von Tschudi fand als Beweis der Urexistenz des Hundes in Peru in alten, vorkolumbischen Gr?bern Skelette und Mumien von Hunden, welche meist quer vor den F?ssen der mitbestatteten sitzenden Menschenkadaver lagen. Identisch mit diesen Mumienhunden ist der heute noch in den Ansiedelungen des Gebirges der Anden bei den Hirten und in den Indianerh?tten verbreitete ~Inkahund~, der als ein bissiges, einen besonderen Widerwillen gegen die Europ?er zeigendes Tier von ziemlich kleiner Gestalt mit rauhem Pelz von dunkelockergelber Farbe, am Bauch und auf der Innenseite der Beine heller, geschildert wird. Der zierliche Kopf ist scharf zugespitzt, die Ohren sind aufrecht, spitz und klein, der Schwanz ist stark behaart und gerollt. Auf Grund der Gr?berfunde besonders von Ancon vermochte Alfred Nehring nachzuweisen, dass schon bei den alten Inkas drei verschiedene Rassen des Inkahundes gez?chtet wurden, die als Wacht-, Hirten- und Jagdhunde Verwendung fanden, und dass der Stammvater dieser s?damerikanischen Hundeart der ~nordamerikanische Wolf~ war. Es ist also dieser Hund mit dem Volk von Norden her nach S?den eingewandert und kam auch in den Tropen in den k?hlen H?henlagen recht gut fort. Interessant ist, dass das recht hoch kultivierte Volk der alten Peruaner bereits Rassenzucht trieb und aus dem urspr?nglichen Wolfshunde, den verschiedenen Zwecken, zu denen er verwendet wurde, entsprechend, eine sch?ferhundartige, eine dachshundartig durch erblich gewordene Rachitis verk?mmerte und eine bulldogg?hnliche mit verk?rztem Oberkiefer z?chtete.

Von demselben nordamerikanischen Wolfe stammt der ihm sehr ?hnelnde Hund der Indianer Nordamerikas ab. Diese verbessern ihre Zuchten von Zeit zu Zeit durch Kreuzung mit W?lfen, wobei die Halbzuchtw?lfe im allgemeinen leicht z?hmbar sind. Der eigent?mliche Hasenindianerhund mit kurzem Gesicht und kurzen L?ufen ist dem ~Pr?riewolf~ nahe verwandt und wurde zweifellos durch Z?hmung aus diesem gewonnen.

In S?damerika gibt es Hunde, die dem ~Maikong~ gleichen und jedenfalls auch von ihm abstammen. Die Kreuzung derselben mit der wilden Stammart kommt h?ufig vor.

Auf den westindischen Inseln, in Mexiko und an den K?sten des n?rdlichen S?damerika lebt ein kleiner, fuchsartiger Hund, dessen schw?rzlicher bis dunkelgrauer K?rper fast haarlos ist. Es ist dies der ~Karaibenhund~, den schon Kolumbus bei seiner Ankunft antraf und der von den Altmexikanern Xoloitzcuintli genannt wurde. Sein Stammvater ist eine kleine Schakalart der Antillen, die durch spezielle Zucht ihr Haarkleid im warmen Klima mehr und mehr reduzierte. Wichtig sind den Feuerl?ndern ihre Hunde, da sie ihnen beim Fang der Seeotter helfen. Darwin sagt daher von ihnen, ,,sie wollten in der Not lieber ihre alten Weiber als ihre Hunde t?ten und essen". ?brigens wussten auch diese niedrig stehenden Wilden die Vorz?ge der europ?ischen Hunde zu sch?tzen und trachteten danach, sie mit den gr?ssten Opfern anzuschaffen.

Mit dem Vordringen der Europ?er nach der Neuen Welt gelangten selbstverst?ndlich auch die verschiedensten altweltlichen Hunde dahin und f?hlten sich dort sehr bald heimisch. Dabei mischten sie sich vielfach mit den vorgefundenen zahmen Hunden und gaben zu den buntesten Mischrassen Veranlassung. Solche unentwirrbare Kreuzungsprodukte gibt es ja auch in der Alten Welt genug. Sie gehen immer wieder, meist ungewollt, hervor und machen sich ?berall, oft unliebsam genug, bemerkbar; doch wird von den Kennern stets das reine Blut diesen Mischlingen vorgezogen werden.

Schon bei den Schriftstellern des Altertums finden wir gelegentlich Geschichten, die uns die hohe Wertsch?tzung des Hundes als Haustier und Gef?hrten des Menschen beweisen, die auch zeigen, wie sich dieses Tier oft f?r seinen Herrn opferte und ihm Treue ?ber den Tod hinaus hielt. So berichtet u. a. der ?ltere Plinius in seiner Naturgeschichte: ,,Man erz?hlt von einem Hunde, der f?r seinen Herrn gegen R?uber k?mpfte und, obgleich selbst schwer verwundet, dessen Leichnam doch nicht verliess, sondern gegen V?gel und Raubtiere verteidigte. Einen K?nig der Garamanten holten 200 Hunde aus der Verbannung zur?ck und schlugen dessen Widersacher in die Flucht. Die Kolophonier und Kastabalenser hielten ganze Meuten von Hunden, die im Kriege die erste Schlachtreihe bildeten und sich nie feig erwiesen; sie waren die treusten Hilfstruppen und dienten ohne Sold. Als die Zimbern erschlagen waren, verteidigten noch Hunde ihre auf Wagen stehenden Zelte. Als der Lycier Jason get?tet war, wollte sein Hund nicht mehr fressen und hungerte sich zu Tode. Ein Hund, den Duris Hyrkanus nennt, st?rzte sich in die Flammen, als K?nig Lysimachus verbrannt wurde. Dasselbe tat der Hund des K?nigs Hiero. Bei uns wurde Volcatius, ein Edelmann, der zu Pferd von seinem Landhaus zur?ckkehrte, als er abends von einem R?uber angefallen wurde, durch seinen Hund verteidigt; ebenso der Senator Coelius, als er zu Placentia krank lag und von Bewaffneten ?berfallen wurde. Erst als der Hund erschlagen war, erhielt er eine Wunde. ?ber alles erhaben ist aber folgender Zug, der zu unserer Zeit in den Jahrb?chern des r?mischen Volkes, als Appius Junius und Publius Silius Konsuln waren, aufgezeichnet wurde: Als Titius Sabinus samt seinen Sklaven wegen des an Nero, dem Sohn des Germanicus, begangenen Mordes zum Tode verurteilt war, konnte der Hund eines dieser Ungl?cklichen nicht vom Gef?ngnis weggetrieben werden, verliess auch dessen Leiche nicht, als sie auf die Strasse geworfen wurde, heulte kl?glich und trug, als einer aus der versammelten Volksmenge ihm ein St?ck Fleisch hinwarf, dieses zum Munde seines toten Herrn. Als dann die Leiche in den Tiber geworfen wurde, schwamm er mit ihr und suchte sie ?ber Wasser zu erhalten, w?hrend das Volk am Ufer seine Treue bewunderte.

Der Hund ist das einzige Tier, das seinen Herrn kennt, Bekannte von Unbekannten unterscheidet, auf seinen Namen h?rt und seine Hausgenossen schon an der Stimme kennt. Die l?ngsten Wege finden sie wieder, wenn sie sie einmal gemacht haben, und ?berhaupt ist ihr Ged?chtnis nach dem des Menschen das beste. Wenn sie auch noch so w?tend sind, kann man ihnen doch Einhalt tun, wenn man sich auf die Erde niedersetzt . Der Mensch hat an ihnen schon viele n?tzliche Eigenschaften aufgefunden; am n?tzlichsten werden sie aber durch ihren Eifer und ihren Sp?rsinn auf der Jagd. Sie suchen und verfolgen die F?hrte des Wildes, ziehen den J?ger an der Leine hinter sich her, zeigen das Wild heimlich und schweigend, indem sie zuerst mit dem Schwanze, dann mit der Schnauze ein Zeichen geben. Selbst alt, blind und schwach leisten sie noch Dienste, indem man sie auf dem Arm tr?gt und durch den Geruch das Lager des Wildes aufsuchen l?sst.

Die H?ndin bekommt zweimal j?hrlich Junge. Dieselben werden blind geboren und werden um so sp?ter sehend, je reichlicher sie ges?ugt werden, doch nie vor dem 7. oder 21. Tage. Die Weibchen von der ersten Hecke sollen die Eigenschaft haben, Faune sehen zu k?nnen. Unter den Jungen ist dasjenige das beste, das zuletzt zu sehen beginnt oder das die Mutter zuerst ins Lager tr?gt. Die Alten hielten saugende junge Hunde f?r eine so reine Speise, dass sie dieselben sogar den G?ttern als S?hnopfer darbrachten. Noch jetzt opfert man der G?ttin Genita Mana ein H?ndchen und tr?gt, wenn die G?tter bewirtet werden sollen, Hundefleisch auf. Man glaubt auch, dass Hundeblut das beste Mittel gegen Pfeilgift ist."

Der um die Mitte des ersten christlichen Jahrhunderts von Spanien nach Rom gekommene Ackerbauschriftsteller Columella schreibt in seinem Buch ?ber den Landbau: ,,Der Hund liebt seinen Herrn mehr als irgend ein anderer Diener, ist ein treuer Begleiter, unbestechlicher und unerm?dlicher W?chter und beharrlicher R?cher.

Der Wachthund f?r ein Landhaus muss sehr gross sein, gewaltig und laut bellen, so dass er nicht bloss durch seinen Anblick, sondern auch durch seine Donnerstimme den Dieb erschreckt. Man w?hle daf?r einen solchen mit einfacher Farbe, am besten schwarzer. Bei Tage f?rchtet sich der Dieb mehr vor dem schwarzen Hund, bei Nacht sieht er ihn nicht und wird leichter von ihm gepackt. Der Hund des Hirten soll dagegen weiss sein, damit er bei Tag und Nacht leicht vom wilden Tiere unterschieden werden k?nne, also beim Kampf von seinem Herrn nicht so leicht verwundet werde. Der Wachthund des Landhauses soll ferner weder zu sanft sein, denn sonst schmeichelt er selbst den Spitzbuben, noch allzuscharf, sonst ist er selbst den Hausbewohnern gef?hrlich. Die Hauptsache bleibt immer, dass er wachsam ist, sich nicht herumtreibt, keinen falschen L?rm macht, sondern nur dann anschl?gt, wenn er sicher etwas Fremdes merkt. Der Hirtenhund soll so stark sein, dass er den angreifenden Wolf bek?mpfen, und so schnell sein, dass er den fliehenden einholen und ihm die Beute abjagen kann. -- Die Hauptnahrung der Hunde ist Brot, am besten aus Gerste gebackenes. Den Wacht- und Hirtenhunden gebe man zweisilbige Namen. F?r M?nnchen passt z. B. Skylax, Ferox, Laco, Celer, f?r Weibchen Spude, Alke, Rome, Lupa, Cerva, Tigris."

Der Grieche Arrian im 2. Jahrhundert n. Chr. r?hmt in einem l?ngeren Passus seine kluge, anh?ngliche und schnelle H?ndin Horme, die er geradezu als g?ttlich bezeichnet; sie nehme es bisweilen mit vier Hasen auf. Sie sei immer guter Laune, verlasse ihn und seinen Jagdgef?hrten Megillos nie und gebe ihnen alle ihre W?nsche zu verstehen. Seitdem sie einmal die Peitsche zu kosten bekommen habe, ducke sie sich gleich, wenn man die Peitsche nur nenne, komme schmeichelnd herbei, springe an einem in die H?he und h?re nicht eher mit ihren Liebkosungen auf, als bis man wieder freundlich mit ihr tue.

Schon im Altertum wurden die Hunde auf verschiedene Weise dressiert und zu Kunstst?cken abgerichtet. So erz?hlt der griechische Geschichtschreiber Plutarch: ,,Folgendes habe ich mit eigenen Augen gesehen. In Rom war ein Tausendk?nstler, der im Theater des Marcellus einen merkw?rdig dressierten Hund zeigte. Dieser f?hrte erst allerlei Kunstst?ckchen aus und sollte zuletzt zum Schein Gift bekommen, davon bet?ubt werden und sterben. Er nahm also das Brot, worin das Gift verborgen sein sollte, an, frass es auf, begann dann zu zittern, zu wanken, senkte den Kopf, als ob er ihm zu schwer w?rde, legte sich endlich, streckte sich, schien tot zu sein, liess sich hin und her schleppen und tragen, ohne sich zu regen. Endlich r?hrte er sich wieder ein wenig, dann allm?hlich mehr, tat wie wenn er aus tiefem Schlafe erwache, hob den Kopf, sah er sich um und ging endlich freundlich wedelnd zu dem, der ihn rief. Alle Zuschauer waren ger?hrt; unter ihnen befand sich auch der alte Kaiser Vespasian."

?lius Spartianus schreibt, dass der r?mische Kaiser Hadrian Pferde und Hunde so lieb hatte, dass er ihnen Grabdenkm?ler setzen liess, was ja auch heute von den Reichen vielfach ge?bt wird, so dass um die St?dte London und Paris geradezu Hundefriedh?fe entstanden sind. Der Geschichtschreiber Lampridius berichtet, dass der r?mische Kaiser Heliogabal seine Hunde mit G?nselebern f?tterte, auch vier grosse Hunde vor seinen Wagen spannte und mit ihnen in seiner k?niglichen Wohnung und auf seinen Landg?tern herumkutschierte. Wie im Leben, so spielte der Hund auch in den Sprichw?rtern der Alten eine wichtige Rolle; doch w?rde es uns zu weit f?hren, darauf einzutreten. Die schon damals bei diesem Tiere auftretende Tollwut wurde nach dem Arzte Celsus am besten so behandelt, dass man das Gift mit Schr?pfk?pfen herauszog, die Wunde dann brannte oder, wenn die Stelle dazu nicht passend schien, mit ?tzmitteln behandelte. Nachher liess man die Gebissenen schwitzen und gab ihm drei Tage hindurch t?chtig starken Wein zu trinken. Lauter t?richte Sympathiemittel gibt dagegen Plinius an.

Andere Wildhunde als die hier aufgez?hlten sind nicht dauernde Gesellschafter des Menschen geworden. Es h?tte dies aber sehr wohl der Fall sein k?nnen, da auch solche, jung eingefangen und vom Menschen gut behandelt und gez?hmt, sich an den Umgang mit diesem leicht gew?hnen. Wie heute noch in Syrien, ?gypten und Nordafrika wurden schon bei den alten ?gyptern jung eingefangene wilde ~Schakale~ wie Haushunde erzogen und so direkt in die Haustierschaft ?bergef?hrt. In den Grabgem?lden des alten Reiches in der ersten H?lfte des 3. Jahrtausends v. Chr. ist mehrfach dargestellt, wie gez?hmte Schakale die Stelle von Haushunden bei dem noch als lebend dargestellten Grabinhaber einnehmen oder sich als gute Freunde unter dessen Hunde mischen. In einer Darstellung eines Grabes zu Beni Hassan aus der 12. Dynastie sieht man einen solchen gez?hmten Schakal sogar an der Jagd teilnehmen. Solche direkte ?berf?hrungen aus dem wilden in den gez?hmten Zustand sind aber schon damals eben solche Ausnahmen gewesen, wie in unserer Zeit die Z?hmung eines jung eingefangenen Wolfes zum Freunde und Begleiter seines Herrn.

Wie der Hund, so ist auch das Rind zun?chst nicht aus Nutzungsgr?nden, sondern infolge abergl?ubiger Vorstellungen vom Menschen unterjocht und in seinen Dienst genommen worden, um dann, als man sp?ter seinen Nutzwert erkannte und auszubeuten begann, vorbildlich f?r die Z?hmung der ?brigen Haustiere zu werden. Die Gewinnung eines so grossen, starken Tieres, wie es das Rind ist, war durchaus nichts Einfaches und sich von selbst Verstehendes. Alte, entwickelte Individuen dieser Tierart gefangen zu halten und gar zur Fortpflanzung zu bringen, ist schon f?r uns unm?glich, wie viel mehr f?r den in seinen Vorstellungen, Erfahrungen und Hilfsmitteln so sehr beschr?nkten vorgeschichtlichen Menschen der j?ngeren Steinzeit!

Ohne Zweifel haben sich die meisten alt, etwa in Fanggruben gefangenen Tiere, wenn sie ausnahmsweise nicht sofort als willkommene Beute zur Fleischgewinnung get?tet und verspeist wurden, einfach totgerast. An eine Fortzucht w?re bei Tieren solcher Art, die am Leben blieben, in keiner Weise zu denken gewesen. Junge Tiere dagegen, die am leichtesten lebend zu bekommen und zu z?hmen gewesen w?ren, konnte man ohne fremde Milch nicht am Leben erhalten. Da es nun an dieser v?llig gebrach und die weiblichen Tiere, abgesehen von ihrer selbstverst?ndlichen Unfruchtbarkeit in der Gefangenschaft und der dadurch bedingten Milchlosigkeit, auch nicht zum Melken oder zum Zulassen fremder K?lber an ihr Euter zu bringen waren, so konnte auch nicht durch solche in jugendlichem Alter gefangene K?lber an eine Z?hmung dieses starken Wiederk?uers gedacht werden.

F?r die erste Gefangenhaltung, Eingew?hnung und Z?chtung des Rindes waren andere Gr?nde massgebend als diejenigen der Nutzung f?r sich selbst. Solche der allertriftigsten Art waren aber religi?se, auf die der verstorbene Alfred Nehring in Berlin vom Katheder aus und Eduard Hahn in seinem Haustierbuche vollst?ndig ?berzeugend hinwiesen, so dass wir jedenfalls hierin das tats?chliche Motiv der Gewinnung des Rindes als Haustier zu erblicken haben. Ihr Gedankengang ist folgender: Eine uralte, hier nicht n?her zu verkn?pfende Anschauung, die ich bei Besprechung des Mondkultus in meinem Werke: Der Mensch zur Eiszeit in Europa und seine Kulturentwicklung bis zum Ende der Steinzeit eingehend gew?rdigt habe, schreibt bei allen V?lkern auf niedriger Kulturstufe, so auch bei denjenigen des s?dasiatischen und westasiatisch-europ?ischen Kulturkreises, dem die hier in Betracht kommenden St?mme angeh?rten, dem Mond einen weitgehenden Einfluss auf Wachstum und Gedeihen aller Lebewesen aus Pflanzen- und Tierwelt mit Einschluss des Menschen zu. Von jeher hat er durch seinen schwankenden Lauf in Verbindung mit seinem den Primitiven unerkl?rlichen Gestaltwechsel von der feinsten Sichel bis zum gl?nzenden Vollmond die Aufmerksamkeit des Menschen viel eher auf sich gezogen und sie zu Gr?beleien aller Art veranlasst, als die t?glich in derselben Gestalt ihre Bahn am Himmel zur?cklegende Sonne. War diese ihm in ihrer machtvollen, Hitze bis zur D?rre erzeugenden Erscheinung das m?nnliche Prinzip, so war ihm der in sanftem Lichte strahlende Mond, der mit dem Tau und dem Regen der Erde und allem auf ihr Lebenden Fruchtbarkeit spendete und ein f?r den Ackerbauer wichtiger Zeitmesser war, das weibliche Prinzip -- auch bei den alten Germanen trotz des sp?ter vertauschten Geschlechts. Schon auf niedriger Kulturstufe musste es dem Menschen auffallen, dass die Menstruation des Weibes, die wir im Deutschen als monatliche Reinigung bezeichnen, wie die Schwangerschaft und Fruchtbarkeit ?berhaupt v?llig in Verbindung mit dem Mondlaufe stand, von jenem geheimnisvollen Gestirn geregelt und also auch -- nach primitiver Anschauung -- bedingt wurde.

Was nun die Darstellung dieses verg?ttlichten Wesens der Fruchtbarkeit anbetrifft, so hat man von jeher den Mond als Sichel im Gegensatz zur als Scheibe und sp?ter als scheibenf?rmiges Rad dargestellten Sonne abgebildet. Diese Sichelgestalt des Mondes wiesen in auffallender Form die gerade abstehenden H?rner des Wildrindes auf. Aus diesem Grunde war es naheliegend, ja nach der Denkweise aller Menschen auf niedriger Kulturstufe geradezu selbstverst?ndlich, dass eine engere Beziehung zwischen dem Wildrinde und der Mondg?ttin bestand und ersteres zum heiligen Tiere der letzteren erkl?rt wurde. Heischte nun die G?ttin Opfer, damit sie dem Hackbauern und seiner Frau Fruchtbarkeit spende und seine Feldfr?chte gedeihen lasse, so war offenbar dasjenige des ihr durch die Sichelgestalt der H?rner engverbundenen und ihr heiligen Tieres ihr weitaus das liebste. Deshalb brachte man es dar, um sich ihr Wohlgefallen und ihren Schutz zu erringen. Am allernotwendigsten waren diese Opfer zur Zeit der schreckhaften Mondfinsternisse, wenn die so ?beraus wichtige, ja unersetzliche G?ttin der Fruchtbarkeit von irgend welchen b?sen D?monen verschlungen zu werden drohte. Wie nun heute noch die Chinesen bei solchen F?llen mit allen ihnen ?berhaupt zur Verf?gung stehenden Instrumenten einen gewaltigen L?rm verursachen, um diese vermeintlichen b?sen D?monen zu vertreiben, so glaubten die St?mme des s?dasiatischen Kulturkreises dieses Ziel der Befreiung der Fruchtbarkeitsg?ttin aus der Gewalt b?ser M?chte, die sich durch die sonst ganz unerkl?rliche Verfinsterung dokumentierte, noch besser durch schleuniges Opfer eines Exemplars der ihr heiligen Tiere zu erreichen. Da aber lag die Schwierigkeit! Man wusste nicht von vornherein, wann solche Zust?nde des ?berfalls, der Schw?che und Krankheit der Mondg?ttin eintraten. Es war dies nur in ganz ungleichen, unbestimmten Zwischenr?umen der Fall, und dann, wenn es am n?tigsten war, hatte man just kein frischerbeutetes Wildrind zum Opfer bereit, konnte somit der bedr?ngten G?ttin nicht beistehen, ihr nicht helfen und verscherzte damit ihr Wohlwollen. In der Urzeit war ?berhaupt kein Gebot f?r den bequemen und arbeitsscheuen Menschen so dringend als eine Kultpflicht, der er sich durchaus nicht entziehen konnte, wenn ihm ?berhaupt an seiner und der Seinigen Existenz gelegen war. Es galt also, da die Mondfinsternisse ganz pl?tzlich eintraten, sich nicht auf den Ertrag der Jagd zu verlassen, sondern die Opfertiere f?r alle F?lle vorr?tig zu halten, um im Falle der Not sie zum unerl?sslichen Opfer bei der Hand zu haben. Das erreichte man am einfachsten dadurch, dass man kleine Herden des Wildrindes in durch in den Boden geschlagene Holzpf?hle eingez?unte Reviere trieb und sie dort in halber Gefangenschaft hielt, in der sie sich innerhalb des gewohnten Familienverbandes ruhig fortpflanzten.

Auf diese Weise war der schwierige ?bergang des Wildlings vom Freileben zur Knechtschaft des Menschen ein unmerklicher geworden und konnte allm?hlich zur Gewinnung des Rindes als Haustier f?hren. Von fr?hester Jugend an h?ufiger mit dem Menschen in Ber?hrung kommend, gew?hnte es sich nach und nach an diesen und seinen Geruch, der ihm im wilden Zustande Schrecken einfl?sste. Als der Gottheit geweihtem, heiligem Tiere liess man ihm innerhalb der Umhegung volle Freiheit und suchte es nicht nur vor allf?lligen Feinden, sondern auch, wenn n?tig, vor Futtermangel zu sch?tzen. Solcher Dienst von seiten des ihm wohlwollenden Menschen wurde von ihm bald dankbar empfunden. An den Verkehr mit dem Menschen immer mehr gew?hnt, liess es sich schliesslich mit zunehmendem Zahmwerden ber?hren, ja schliesslich sogar melken; doch wurde die Milch als Produkt des ihr heiligen Tieres der Mondg?ttin geopfert und erst sehr viel sp?ter riskierte der Mensch das zun?chst wohl als strafbaren Frevel empfundene Wagnis, dieses geheiligte Produkt selbst zu geniessen. Er trotzte k?hn dem Zorne der Gottheit, um sich vielleicht mit dem Genusse dieses heiligen Kultobjektes direkt, ohne Vermittlung jener, einen Vorteil irgend welcher Art, besonders aber die Fruchtbarkeit betreffend, zu erringen. So wurde die Milch, indem der Mensch die Scheu vor diesem heiligen Produkt immer mehr ablegte, von einem Opfertranke schliesslich ein gesch?tzter Haustrank, den man sich auch zu nichtrituellen Zwecken zu verschaffen versuchte.

Durch gegenseitige Gew?hnung aneinander zog sich das Band der Freundschaft zwischen Rind und Mensch immer enger, bis schliesslich das von der Mutter entw?hnte Kalb, durch Anbieten von Salz zum Lecken angezogen, in engere Verbindung mit seinem Herrn trat und langsam der eigentlichen Z?hmung unterworfen wurde. Solch heiliges Tier wurde selbstverst?ndlich nur als Opfer an die bedr?ngte oder um Hilfe angerufene Mondgottheit geschlachtet und dessen Fleisch nur als Opferspeise auch vom Menschen gegessen. Je mehr aber die Domestikation dieses Tieres fortschritt und sich sein N?tzlichkeitsverh?ltnis dem Menschen gegen?ber offenbarte, um so schwerer entschloss sich letzterer, solch n?tzliches Tier der Gottheit zu opfern. Es konnte ihr anderweitig im Leben noch mehr als mit seinem Tode dienen, indem es beispielsweise das heilige Kultger?t der Fruchtbarkeit spendenden G?ttin, ihr Idol in Kuhhorngestalt, auf dem mit massiven R?dern versehenen Wagen bei dem zu ihren Ehren abgehaltenen festlichen Umzuge zog. Dazu wurden zun?chst die gr?sseren K?lber und sp?ter von den geschlechtsreifen Tieren nur die f?gsameren K?he verwendet. Der unbotm?ssige starke Stier konnte dazu nicht in Betracht kommen, schon weil man zu schwach war, ihn bei solcher Dienstleistung zu b?ndigen und in seiner Gewalt zu behalten. Zudem konnte er nach weitverbreitetem Glauben primitiver V?lker nur als Kastrat Diener einer weiblichen Gottheit werden. So wurde das Tier, um zum Gottesdiener gemacht und als solcher bei den Umz?gen bei Gelegenheit der Feste der Mondg?ttin zum Ziehen von deren heiligem Wagen mit dem Kultbild verwendet werden zu k?nnen, durch Abschneiden der Hoden -- was sich ja sehr leicht bewerkstelligen liess -- entmannt. Die Folgen dieses Eingriffs machten sich bald bemerkbar durch Verleihung einer sanfteren Gem?tsart und Neigung zu Fettwerden, was die Mastf?higkeit erleichterte, alles Eigenschaften, deren Auftreten der Mensch als Nachwirkungen jener Operation nicht voraussehen und so zielbewusst herbeif?hren konnte.

Als Kastrat, d. h. geschlechtslos gemachtes Wesen, war nun der ~Ochse~ der vorzugsweise, ja sp?ter ausschliesslich der G?ttin geweihte Diener, w?hrend ihm gegen?ber auch die Kuh als Geschlechtstier zur?cktrat. Ein grausam-woll?stiger Zug haftet nun einmal dem Dienste der Fruchtbarkeitsg?ttin an und verlangte wie vom menschlichen Diener, der sich ihr v?llig geweiht hatte, auch von dem von jenem ihr geweihten Tiere die freiwillige beziehungsweise erzwungene Geschlechtslosigkeit, von ihren Dienerinnen aber, die nicht kastriert zu werden vermochten, wenigstens das Z?libat, wenn nicht die Prostitution, d. h. das sich anderen Preisgeben im Dienste der G?ttin der Liebe und Fruchtbarkeit, wie dies in den semitischen Kulten Vorderasiens allgemein ?blich war und in S?dasien, speziell Indien, heute noch ?blich ist. Bis in die Gegenwart haftet den Kastraten ein Beigeschmack von Heiligkeit an. So sind es Eunuchen, die seit der ?ltesten Zeit den zum Fetisch erhobenen Meteorstein der Kaaba in Mekka und das Grab des Propheten Mohammed in Medina h?ten. Eunuchen sind es, die nicht nur den Harems der mohammedanischen Grossen vorstehen, sondern auch den Dienst in den Gem?chern des ,,Sohnes des Himmels" in Peking besorgen und in der Privatkapelle des ,,Heiligen Vaters" in Rom singen.

Eine noch viel gr?ssere Bedeutung als der Wagen mit dem heiligen Kultbild der G?ttin der Fruchtbarkeit erlangte als heiliges Ger?t im Dienste der Mondgottheit der Pflug. Viel ausgiebiger als mit der von beiden H?nden gef?hrten Hacke liess sich mit dem hakenf?rmig gekr?mmten Holze mit sp?ter erz- beziehungsweise eisenbewehrter Spitze der Boden zur Aufnahme der Ackerfrucht aufreissen. Dieser Pflug wurde zun?chst von kriegsgefangenen Knechten, dann aber noch erfolgreicher durch den zum Diener der Fruchtbarkeitsg?ttin gemachten Ochsen gezogen. Er war ein heiliges Werkzeug, mit dem man den Schoss der Allmutter Erde aufriss, um sie zur Fruchtbarkeit zu zwingen, wie das Pfl?gen eine heilige Handlung, die wie vor vielen Jahrtausenden, so heute noch vom Kaiser von China, vom feierlichsten Zeremoniell umgeben, zur Er?ffnung des Ackerbaues seiner Untertanen vor allem Volke vollzogen wird. Wie die Heiligkeit des Ger?tes, so zieht sich die Heiligkeit des Gottesdieners durch die ganze menschliche Kulturgeschichte. Bei vielen V?lkern, so in den meisten Gebieten Asiens, ist heute noch der den Pflug ziehende Ochse ein Tier, dessen Fleisch nicht gegessen wird. Wie die Chinesen, Inder und Westasiaten, hatte noch der gebildete R?mer Cicero die Anschauung, das Rind sei zum Pfl?gen und nicht zum Gegessenwerden da; und Die Chrysostomus berichtet, dass in Cypern derjenige, der einen Pflugochsen get?tet hatte, als M?rder mit dem Tode bestraft wurde. Wie bei den Juden, so wurde auch bei den alten Griechen urspr?nglich die T?tung eines Ochsen bestraft. Gleicherweise war sie bei den n?chternen R?mern verp?nt, weil der Ochse ein Genosse des Mannes und ein Diener der Ceres sei. Der Grieche Plutarch bekennt, dass er es nicht ?ber sich bringe, einen im Dienst alt gewordenen Ochsen auch nur zu verkaufen. Erst nach und nach schwand wenigstens bei einem Teil der Menschen das Vorurteil der Heiligkeit und Unantastbarkeit des Gottesdieners und wurde der Ochse als Mastvieh ebensogut in Benutzung von Seite des Menschen gezogen wie die milchende Kuh, deren Milch nicht mehr Opfer, sondern profanes Genussmittel war.

In der hier angegebenen Weise muss das Rind schon vor etwa 10000 Jahren als Genosse des Menschen gewonnen worden sein, und zwar zuerst in S?dasien, das ?berhaupt die meisten Wildrinder beherbergt, die f?r die Domestikation von Seite des Menschen in Frage kommen. Zuerst hat der Baseler Zoologe Ludwig R?timeyer, auf genaue vergleichend anatomische Untersuchungen des ihm zur Verf?gung gestellten Materials gest?tzt, nachgewiesen, dass das ?lteste Hausrind der Neolithiker Mitteleuropas, die ~Torfkuh~ der Pfahlbauern -- wie der bereits besprochene Torfhund so genannt, weil ihre ?berreste in den inzwischen meist vertorften Kulturschichten jener vorgeschichtlichen Periode der Pfahlbaubewohner gefunden werden --, nicht von einem einheimischen Wildrinde gez?hmt wurde, sondern als fremder Import von S?den her zu den St?mmen Mitteleuropas in der j?ngeren Steinzeit gelangte. Afrika kommt wegen Mangel an entsprechenden Wildrindern nicht in Betracht, sondern nur S?dasien. Von den hier lebenden Wildrindern f?llt der ~Yak~ als Stammvater des ?ltesten Hausrindes wegen allzustarken Abweichungen im anatomischen Bau, wie auch wegen der 14 Rippenpaare, die er im Gegensatz zu den 13 des Hausrindes besitzt, ausser Betracht. Zudem ist dieses Tier ein ausgesprochener Bewohner des Hochgebirges, dessen kaltem Klima und eisigen St?rmen entsprechend, er das zottige Pelzkleid tr?gt. Als solches vermag es sich dem heissen Tieflande durchaus nicht anzupassen. Gegen einen Zusammenhang mit dem indischen ~Gayal~ oder ~Stirnrind~ spricht ausser den ebenfalls 14 Rippenpaaren die gewaltige Ausdehnung der Stirnfl?che des letzteren und die abweichende Gestalt und Richtung des Geh?rns. Auch dieses ist ?brigens ein Bergtier, das im Gebirge ?stlich vom Brahmaputra bis nach Birma hinein in Herden lebt, fast so geschickt wie der Yak klettert, gern das Wasser aufsucht und sich vor der dr?ckenden Mittagshitze in die dichtesten W?lder zur?ckzieht, wo es wiederk?uend im Schatten ruht.

Auch der ~Gaur~ oder das ~Dschungelrind~ , das den undurchdringlichen Buschwald ganz S?dasiens vom Himalaja bis in die indonesische Inselwelt bewohnt, kommt, obschon es 13 Rippenpaare besitzt, aus anatomischen Gr?nden als Stammvater des Hausrindes nicht in Betracht. Sein Sch?del verbreitert sich nach oben zu, statt sich wie bei diesem in dieser Richtung zu verschm?lern; auch ist er im Stirnteil auffallend konkav. Hinter dieser Konkavit?t erhebt sich ein m?chtiger Stirnwulst, der beim Stier einer schiefen Wand vergleichbar ist, beim weiblichen Tier allerdings etwas niedriger, aber immer noch recht hoch ist.

Der ~Banteng~ der Malaien oder das ~Sundarind~ dagegen erf?llt nach den eingehenden Untersuchungen von Prof. Konrad Keller in Z?rich und anderen Zoologen alle Bedingungen dazu, so dass wir ihn mit Sicherheit als Stammvater des ?ltesten Hausrindes ansprechen k?nnen. Der ganze Sch?delbau, die eigent?mliche Beschaffenheit der Hornzapfen, die bei beiden wie wurmstichiges Holz aussehen, die Gestaltung und Richtung des Geh?rnes, die 13 Rippen usw. deuten mit aller Bestimmtheit darauf, dass irgendwo im s?dlichsten Asien der Banteng gez?hmt und aus ihm die ?ltesten Hausrinder gewonnen wurden, bei denen sich der Gesichtsteil mit der Zeit etwas verk?rzte.

Dem scheuen, am liebsten in wasserreichen bis moorigen Waldesteilen seinen Stand nehmenden und deshalb vorzugsweise flache Bergt?ler mit langsam str?menden Fl?ssen bewohnenden Banteng steht in allen k?rperlichen Merkmalen von allen Hausrindern das indische ~Zeburind~ am n?chsten. Dieses ist offenkundig ein domestizierter Banteng. Die anatomische ?bereinstimmung beider ist auffallend. Beim Zeburind wie bei der Bantengkuh ist der Sch?del lang und schmal, das Geh?rn nach hinten ausgelegt, die Stirn seitlich abfallend, die Schl?fengrube breit und flach, sind die Augenh?hlen fast gar nicht hervortretend, ist der Nasenast des Zwischenkiefers kurz und sind die Backenz?hne schief gestellt. Brehm sagt in seinem Tierleben, ,,dass erwachsene Bantengs sich nicht z?hmen lassen, K?lber desselben hingegen sich in der Gefangenschaft leicht an den Menschen gew?hnen und v?llig zu Haustieren werden, da das Wesen des Tieres sanfter und milder zu sein scheint als das aller ?brigen bekannten Wildrinder."

In diesem Banteng oder Sundarind hat nun der S?dasiate nicht bloss das gef?gigste, sondern auch das sch?nste Wildrind zum bildsamen Haustier herangezogen und damit alle weitere Haustiergewinnung vorbereitet. Dieser s?dasiatische Stamm der Hausrinder hat sich dann, weil sein grosser Nutzen einleuchtete, sehr bald ?ber weite Gebiete ausgedehnt. In der ostasiatischen Inselwelt reicht es bis Bali und Lombok, weiter n?rdlich bis China und Japan; hier ?berall macht ihm heute der sp?ter domestizierte Hausb?ffel starke Konkurrenz. Nach Westen zu treffen wir ihn zuerst in Persien und Mesopotamien, dann auch sehr fr?h schon im Niltal an, wo uns auf einer der noch der neolithischen Negadazeit angeh?renden skulptierten Schieferplatte von Giseh , und noch deutlicher auf einer gleichzeitigen Platte im Louvre das charakteristische banteng?hnliche Hausrind der ?ltesten nachweisbaren Zeit ?gyptens entgegentritt. Als B?ffelfigur, sagt Keller, k?nne dieses Bild schon der Kopfbildung wegen nicht aufgefasst werden. ,,Der Stier auf der Platte des Louvre zeigt vielmehr im Verlauf des Geh?rns, in der auffallenden Stirnbreite und in der K?rze der Schnauze die typischen Kennzeichen eines alten Bantengstiers. Wir sind daher zu der Annahme gezwungen, dass das Hausrind der fr?h?gyptischen, vorpharaonischen Zeit der Bantengstammform noch sehr nahe stand."

Vom Niltal aus hat sich dieses Hausrind s?dasiatischer Herkunft weiter s?dlich zu den Hamiten verbreitet, die lange Zeit allein von den ausser?gyptischen Afrikanern in seinem Besitze waren. Erst sp?ter haben es dann die intelligenteren St?mme der Negerbev?lkerung in S?d- und Westafrika ?bernommen. Madagaskar mit seiner starken Rinderzucht hat das Tier von Ostafrika her erhalten. Von ?thiopien gelangte schon vor der Zeit des alten Reiches im 4. Jahrtausend v. Chr. ein grossgeh?rnter Rinderschlag von Bantengabstammung, der heute nur noch in Zentralafrika gefunden wird, nach ?gypten, wo er bald mit Vorliebe gez?chtet wurde. Dieser buckellose Schlag, aus dem meist der heilige Apis genommen wurde, besass ein ungew?hnlich langes, leier- oder halbmondf?rmiges oder auch gerade nach oben aussen gerichtetes Geh?rn und war von weisser, schwarz- oder rotbunter F?rbung. Der nach ?lian dem Mondgotte heilige Apis war nach Herodot schwarz, trug auf der Stirne ein weisses Viereck, auf dem R?cken das Bild eines Adlers, am Schwanz zweierlei Haare und auf der Zunge einen K?fer. Diese F?rbung wird noch h?ufig beim Duxerschlag, namentlich aber bei den Eringerschl?gen des s?dlichen Wallis angetroffen.

Neben Langhornrindern wurde schon im alten Reiche eine hornlose Rasse gehalten. Dass diese nicht gerade selten war, geht nach Erman aus der Angabe hervor, dass auf dem Gute des Chefre noch neben 835 Langhornrindern 220 hornlose Rinder vorhanden waren. Gleicherweise sind uns Darstellungen von H?ckerrindern, wie sie uns in typischer Gestalt im indischen Zebu entgegentreten, schon in Abbildungen des alten Reiches erhalten geblieben. Diese Zeburasse, die sich am deutlichsten in S?dasien auspr?gte, hat einen Fettbuckel entwickelt und eine lang herabh?ngende d?nne Wamme am Hals. Das meist kurze, h?chstens mittellange Geh?rn verl?uft in der Flucht der Stirn nach hinten. Das Ohr h?ngt meist stark herab. Die Farbe ist weiss, grau, gelb, rotbraun oder gescheckt. Neben gewaltigen Schl?gen kommen auch zwergartige vor. Diesem indischen Zebu steht das ostafrikanische Buckelrind am n?chsten, das am reinsten im Sangarind Abessiniens vertreten ist. Es hat sich heute vom abessinischen Hochland aus bis zum oberen Nil und zum Tschadsee ausgebreitet. Das Geh?rn ist bei ihm gr?sser als beim nahe verwandten indischen Zebu, im allgemeinen leierf?rmig und nicht mehr so stark nach hinten ausgelegt, sondern aufgerichtet. Der schlanke, hochgestellte K?rper weist dieselben Farben wie das indische Zebu auf. Es spielt als Zug- und Fleischtier eine grosse Rolle, doch ist sein Milchertrag ein geringer. Aus ihm ist offenbar als besondere Zuchtrasse das Langhornrind hervorgegangen, das schon im alten ?gypten eine wichtige Rolle spielte, aber, weil wirtschaftlich nicht hervorragend, im Laufe der Zeit stark zur?ckging, in ?gypten ganz ausstarb und heute nach dem Innern Afrikas zur?ckgedr?ngt wurde. Es findet sich heute im Seengebiet bei den ackerbauenden Kolonien abessinischer Abstammung als Watussirind; doch gibt es Best?nde von ihm auch in S?dabessinien. Es ist mittelgross, einfarbig kastanienbraun oder dunkelbraunfleckig und hat ein ?ber meterlang werdendes Geh?rn von der Gestalt desjenigen des Sanga. Im neuen Reich ?gyptens tritt dieses Langhornrind zur?ck und daf?r tritt ein kurzh?rniges, meist buckelloses Rind offenkundig s?dasiatischer Bantengabstammung in den Vordergrund. Auf einem in Wasserfarben ausgef?hrten Wandgem?lde in Theben aus der Zeit der 18. Dynastie bemerkt man einzelne gefleckte Exemplare mit Kennzeichen, die nur dem Zebu eigent?mlich sind.

Auch in Mesopotamien ist das ?lteste Hausrind ein unverkennbarer Bantengabk?mmling. Das auf einem sehr alten chald?ischen Siegelzylinder bereits vor den Pflug gespannt dargestellte Rind gleicht vollkommen einem kleinen indischen Hausrind. Aus der assyrischen Zeit treffen wir h?ufigere und bessere Darstellungen des Hausrindes. Auf einem Quarzzylinder, dessen Reproduktion Layard gibt, ist ein typisches, langh?rniges Zeburind mit umfangreichem Fettbuckel und starker Wamme s?ugend dargestellt. Das auf den Skulpturen der K?nigspal?ste h?ufig abgebildete Beutevieh wird stets mit gew?lbtem R?cken oder mit eigentlichem Fettbuckel wiedergegeben, so dass auch dessen Abstammung von indischem Blute ausser Zweifel steht. Nirgends begegnet uns eine Rinderart, die auf Abstammung des jedenfalls auch in Vorderasien einst lebenden ~Urs~ hindeutet.

An der Peripherie des Areals, das die ?ltesten Hausrinder von Bantengabstammung bewohnen, d. h. im ?ussersten Osten Asiens, wie auf Bali und Lombok, dann in Westasien, Nordafrika und vor allem in Europa, begegnen wir einem kleinen, zierlich gebauten Rinderschlage von meist dunkler F?rbung, mit kleinem, nach aussen und aufw?rts gebogenem Geh?rn, zwischen den vortretenden Augenh?hlen eingesenkter Stirn und feiner Schnauze. Das Hinterhaupt erhebt sich bei ihm in einen deutlichen, steil abfallenden H?cker und seine Ecken sind nur ganz ausnahmsweise wie beim Zebu -- so beim sardinischen Hausrind -- zu Hornstielen ausgezogen. Das ist der Schlag, den wir ?berall in den Kulturschichten der neolithischen und sp?teren Bewohner Europas, so auch in den Pfahlbauten in den Seen und Torfmooren um die Alpen herum begegnen, wie er sich auch in der Urzeit in Mesopotamien und ?gypten nachweisen l?sst. Es ist dies das bereits erw?hnte ~Torfrind~ der Pfahlbauern, das in der Vorzeit ?berall in Europa als Haustier gehalten wurde und wahrscheinlich teils schon der Milchgewinnung diente, teils auch den Pflug zog, wie uns verschiedene Felsenzeichnungen von Nordafrika bis Skandinavien aus der Metallzeit zeigen. R?timeyer nannte diese Rasse, die er aus den ?berresten der Pfahlbauten der Schweiz kennen lernte, ~Kurzhornrind~ , w?hrend der englische vergleichende Anatom Richard Owen sie als ~Langstirnrind~ bezeichnete.

Dieses zierliche Hausrind mit zarten Gliedern und langem, schmalem Sch?del mit breiter Stirne, die ?ber die H?lfte der Sch?dell?nge misst, tritt uns von Anfang an in Europa in ihren charakteristischen, alle Zebumerkmale ausser dem Fetth?cker aufweisenden anatomischen Merkmalen und Eigenschaften entgegen, so dass wir mit Bestimmtheit von ihm sagen k?nnen, dass es vollkommen domestiziert hier eingef?hrt wurde, und zwar nach Konrad Keller vorzugsweise aus Nordafrika. Er st?tzt sich dabei nicht bloss auf die Tatsache, dass sich eine dem alten Torfrind ganz nahe stehende Rasse hier bis nach Marokko hinein auffallend rein erhielt, sondern besonders darauf, dass die Ann?herung des afrikanischen Zeburindes an unsere europ?ischen Braunviehschl?ge um so gr?sser ist, je mehr man in Afrika nach Norden hin vorschreitet. Schon Nubien besitzt eine feink?pfige und kurzhornige Rasse, die dem algerischen und marokkanischen Rind auffallend nahe steht. Ausserdem haben die kleinen beweglichen Zeburinder noch eine zweite direktere Wanderstrasse aus ihrer Heimat S?dasien nach Europa eingeschlagen, die ?ber Mesopotamien, Kleinasien und durch die Donaul?nder ins Herz unseres Kontinentes f?hrte. Keller hielt diesen direkten Import aus Asien f?r sekund?r und nicht sehr ausgiebig, was wir nicht ganz unterschreiben m?chten, da alle ?brigen Kulturerrungenschaften der europ?ischen Neolithiker viel mehr nach Westasien als nach Nordafrika hinweisen. Jedenfalls hat der rege Handelsverkehr der Mittelmeerl?nder schon fr?he wichtige Erzeugnisse Nordafrikas, zumal ?gyptens, nach Norden gebracht. Der bevorzugte Weg wird dabei aus dem Niltal ?ber die ?g?ische Inselwelt nach dem Schwarzen Meer und von da donauaufw?rts gegangen sein.

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