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Read Ebook: Sämtliche Werke 7-8: Der Jüngling by Dostoyevsky Fyodor Merezhkovsky Dmitry Sergeyevich Author Of Introduction Etc Moeller Van Den Bruck Arthur Editor Rahsin E K Translator

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Ebook has 3734 lines and 266867 words, and 75 pages

Editor: Arthur Moeller van den Bruck

Translator: E. K. Rahsin

Contributor: Dmitri Mereschkowski

F. M. Dostojewski: S?mtliche Werke

Unter Mitarbeiterschaft von Dmitri Mereschkowski herausgegeben von Moeller van den Bruck

?bertragen von E. K. Rahsin

Erste Abteilung: Siebenter und achter Band

F. M. Dostojewski

Der J?ngling

Roman

R. Piper & Co. Verlag, M?nchen

D?nndruck-Ausgabe in einem Bande R. Piper & Co. Verlag, M?nchen, 1922 12. bis 16. Tausend Druck: Otto Regel G. m. b. H., Leipzig

Copyright 1922 by R. Piper & Co., Verlag in M?nchen.

Zur Einf?hrung. Der J?ngling

Die >>Idee<< des J?nglings , dieses bis zur ?ussersten Grenze gef?hrte pers?nliche Prinzip, erinnert an die Idee Raskolnikoffs, nur kommt der J?ngling der religi?sen Erkenntnis und Rechtfertigung n?her als jener.

>... denn mir gen?gt vollauf das Bewusstsein ...<

Schon als Kind habe ich den Monolog des >Geizigen Ritters< von Puschkin auswendig gelernt; als Idee hat Puschkin nichts H?heres geschaffen! Der Meinung bin ich auch heute noch.<<

Die Idee des pers?nlichen Prinzips in Raskolnikoff und dem J?ngling ist durch die Gestalten des Hermann und des >>Geizigen Ritters<< mit Puschkin verbunden, und durch Puschkin -- hier wie ?berall bei Dostojewski, wie ?berall in der russischen Literatur -- mit den tiefsten Wurzeln nicht etwa nur des westeurop?ischen, sondern auch des russischen Volksgeistes.

>>>Ihr Ideal ist niedrig<, wird man mir mit Verachtung vorhalten, >Geld, Reichtum! Etwas ganz anderes sind doch gemeinn?tzige Unternehmungen, menschenfreundliche Taten!<

Aber mag auch, ich wiederhole es, die praktische Seite der >>Idee<< des J?nglings oder richtiger, seines >>Traumes<<, kindisch, naiv, sogar l?cherlich sein; mag man in ihr auch noch die ungefestigte Stimme des f?nfzehnj?hrigen Knaben h?ren: f?r uns ist doch nicht die Verwirklichung, sondern nur die Richtung seiner Gedanken wichtig; wichtig ist hier nicht die ?ussere gr?ne Schale der Frucht, sondern vor allem gerade die Entstehung jenes Samenkornes, aus dem einst ein neuer Baum der >>Erkenntnis des Guten und B?sen<<, und vielleicht auch ein neuer >>Lebensbaum<< hervorwachsen wird.

Und so schenkt er sie den Menschen, verschwendet sie, wirft sie in den Schmutz, sagt sich los von seinem Willen und geht in eine noch gr?ssere W?ste. Selbstverneinung -- um der Selbstbejahung seiner Pers?nlichkeit willen; neue h?here Selbstverneinung -- um neuer, h?herer Selbstbejahung willen; Schritt f?r Schritt, Stufe nach Stufe auf der unendlichen Leiter seiner W?nsche, die hinauf zum >>unbegrenzten<<, letzten Wunsch f?hrt. Es ist, wenn auch nicht dem J?ngling selbst, so doch uns nur zu klar, dass jenes Bewusstsein, das ihn in der W?ste wie ein Rabe speisen wird, kein anderes als ein religi?ses Bewusstsein ist, dass hier der Anfang einer Religion liegt.

Das ist der Grund, warum sie sich immer n?her treten, sich immer tiefer gegenseitig verstehen, ganz als glaubten sie schon jetzt an ein und dasselbe, als h?tten sie das gleiche Ziel vor Augen. Und noch kurz vor dem Tode ruft der Alte seinen >>Jungling<< zu sich und segnet ihn, als l?ge das Zuk?nftige sichtbar vor ihm:

>>Ich hab' mir vorgenommen, Kinderchen, euch ein paar W?rtchen zu sagen, es ist nicht viel,<< -- fuhr er mit seinem stillen, wundervollen L?cheln, das ich nie vergessen werde, fort, und pl?tzlich wandte er sich an mich:

Die >>n?chternen, standhaften Asketen<< der vergangenen Jahrhunderte, die besassen sich in der Tat, die konnten ?ber sich selbst herrschen, die hatten sich ihrer selbst bem?chtigt: wie die Geizigen sammelten sie sich, entf?hrten sie sich selbst aus der Welt, h?uften sie Sch?tze geistiger Einsamkeit, Macht, letzter Freiheit auf -- und allein schon das Bewusstsein dieser Freiheit speiste sie >>wie ein Rabe<< in der W?ste --

>>... denn mir gen?gt vollauf das Bewusstsein!<<

Auf wolkennahen Gipfeln, in unterirdischen H?hlen lebten sie wie die Adler, wie die L?wen, wie Raubtiere. Heilige Raubgier, heiliger Geiz war in ihnen. Nein, die Lehre Christi ist nicht nur die gr?sste Selbstverneinung, sondern auch die gr?sste Selbstbejahung der Pers?nlichkeit, ist nicht nur ewiges Golgatha, ewige Kreuzigung, sondern auch ewiges Bethlehem, ewige Geburt, Wiedergeburt der Pers?nlichkeit. Bis heute haben die Menschen nur die eine H?lfte der Lehre Christi klar erschaut: die Selbstverneinung; bald wird die Zeit kommen, wo sie endlich ebenso klar auch die andere H?lfte dieser Lehre erblicken werden, hinter dem ersten, bereits erschienenen Antlitz des Herrn -- das zweite, verborgene, hinter dem Antlitz der >>Taubeneinfalt<< -- das Antlitz der >>Schlangenweisheit<<, hinter dem Gesicht der Sklaverei und Demut -- das Antlitz der Kraft und Gr?sse. Bis jetzt hat dieses zweite Angesicht entweder erschreckt oder -- in Versuchung gebracht. So erschrak vor unseren Augen Leo Tolstoi, so liess Nietzsche sich verf?hren: beide hielten sie, von den entgegengesetztesten Gesichtspunkten aus, das zweite Angesicht Christi f?r das Angesicht des Antichrist. >>Aber wart doch, erschrick nicht,<< unterbricht sich der Greis mit seinem furchtlosen L?cheln.

Dmitri Mereschkowski.

Vorbemerkung

Der Roman >>Der J?ngling<< ist im Jahre 1875 erschienen, steht also in der Reihenfolge der f?nf grossen Romane Dostojewskis zwischen den >>D?monen<< und den >>Br?dern Karamasoff<<. Schon w?hrend der Arbeit an diesem Roman hatte Dostojewski in seinen Aufs?tzen, die er in den Jahren 1873--74 unter dem Titel >>Tagebuch eines Schriftstellers<< zun?chst im >>B?rger<<, und vom Jahre 1876 an als selbst?ndige Monatsschrift erscheinen liess, zu Tagesfragen Stellung genommen und eine T?tigkeit er?ffnet, mit der er unmittelbar erzieherisch wirkte. Dieselben Ideen, die er seinen Romanen zugrunde legte, kehrten in diesen Aufs?tzen wieder, und umgekehrt finden wir, dass er sich in seinen Aufs?tzen mit einzelnen Ideen seiner Romane besch?ftigte. So kam er auf das Thema des >>J?nglings<<, insofern es das Thema der russischen Familie ist, in seinem >>Tagebuch eines Schriftstellers<< immer wieder zu sprechen. Es sind Ausf?hrungen, die sich mit einer ?usserung Dostojewskis am Schluss dieses Romans begegnen, wo er den Begriff einer >>zuf?lligen Familie<< aufstellt. Im Roman selbst hat er diesen Ausdruck nicht weiter erl?utert. Die Tagebuchstellen handeln von der russischen Familie, als einer zuf?lligen Familie, weshalb sie hier mitgeteilt sein m?gen:

E. K. R.

Verzeichnis der Hauptpersonen

Erster Teil

Erstes Kapitel.

Nun habe ich mich doch nicht bezwingen k?nnen und mich hingesetzt, um die Geschichte meiner ersten selbst?ndigen Schritte niederzuschreiben -- obwohl ich das eigentlich auch unterlassen k?nnte ... Eines aber weiss ich genau: meine ganze Lebensgeschichte w?rde ich niemals schreiben, und sollte ich auch hundert Jahre alt werden. Da muss man denn doch gar zu erb?rmlich in die eigene Person verliebt sein, um ohne sich vor sich selbst zu sch?men, ?ber sich selbst schreiben zu k?nnen. Was mich diesmal noch entschuldigt, ist ja nur, dass ich nicht aus dem Grunde schreibe, der alle anderen zum Schreiben veranlasst, das heisst, ich schreibe nicht, um vom Leser bewundert zu werden. Wenn es mir trotzdem in den Sinn gekommen ist, alles wortgetreu aufzuzeichnen, was ich in diesem letzten Jahr erlebt habe, so ist das aus einem inneren Bed?rfnis heraus geschehen: einen so grossen Eindruck haben diese Erlebnisse auf mich gemacht. Ich will nur die Ereignisse wiedergeben, Beil?ufiges aber nach M?glichkeit ?bergehen, und vor allem die ?blichen literarischen Verzierungen und Einleitungen vermeiden. Ein Literat schreibt mitunter ganze dreissig Jahre lang in einem Strich, zu guter Letzt aber weiss er oft selbst nicht, was er nun eigentlich so lange geschrieben hat. Ich dagegen bin kein Literat und m?chte auch gar keiner sein; ja, ich w?rde es geradezu f?r eine Geschmacklosigkeit halten, das Innerste meiner Seele und eine sch?ne Schilderung meiner Gef?hle auf ihren Literaturmarkt zu schleppen. Nur habe ich zu meinem ?rger so eine Vorahnung, als ob man ganz ohne Gef?hlsschilderungen und Betrachtungen doch nicht gut auskommen k?nne: dermassen verderblich wirkt jede literarische Bet?tigung auf den Menschen, auch wenn er ausschliesslich f?r sich selbst schreibt. Nun werden meine Betrachtungen vielleicht sogar sehr trivial erscheinen; denn es ist leicht m?glich, dass andere gerade das v?llig wertlos finden, was man selbst am h?chsten sch?tzt. Aber genug davon. Da habe ich also doch eine regelrechte Vorrede geschrieben. Weiteres von dieser Art soll es nun wirklich nicht mehr geben. Jetzt fange ich endg?ltig meine Geschichte an, obschon nichts so schwierig ist, wie eine Sache anzufangen, vielleicht sogar ?berhaupt etwas in der Welt anzufangen.

Ich beginne, das heisst, ich wollte mit dem neunzehnten September des vorigen Jahres beginnen, also genau mit dem Tage meiner ersten Begegnung mit ...

Aber so ohne weiteres zu sagen, wem ich damals begegnet bin, noch bevor man das geringste weiss, w?re dumm. Ja, dieser ganze Ton scheint dumm zu sein. Ich habe mir doch geschworen, alle literarischen Albernheiten zu vermeiden, und nun habe ich von der ersten Zeile an ?berhaupt nichts anderes geschrieben. Ausserdem scheint mir jetzt, dass der Wunsch allein, vern?nftig zu schreiben, noch nicht gen?gt, um es zu k?nnen. Ich m?chte auch bemerken, dass in keiner europ?ischen Sprache das Schreiben so schwierig ist wie in der russischen. Wenigstens muss ich mir jetzt gestehen, nachdem ich das soeben Geschriebene ?berlesen habe, dass ich viel kl?ger bin, als das hier Geschriebene vermuten l?sst. Woher kommt es nur, dass bei einem klugen Menschen das von ihm Ausgesprochene so viel d?mmer erscheint als das, was unausgesprochen in ihm zur?ckbleibt? Diese Beobachtung habe ich an mir auch in meinem m?ndlichen Verkehr mit Menschen des ?fteren gemacht und mich deshalb in diesem ganzen verh?ngnisvollen letzten Jahr nicht wenig gequ?lt und ge?rgert.

Aber wenn ich nun einmal mit dem neunzehnten September beginnen will, muss ich vorher doch wenigstens kurz erkl?ren, wer ich bin, wo ich gelebt habe, und wie es am Morgen jenes neunzehnten September in meinem Kopf ungef?hr aussah, damit das Folgende dem m?glichen Leser und vielleicht auch mir selbst verst?ndlicher werde.

Ich bin -- ein Gymnasiast, der sein Abiturium bestanden hat und jetzt einundzwanzig Jahre z?hlt. Ich trage den Namen Dolgoruki; denn mein gesetzm?ssiger Vater ist Makar Iwanoff Dolgoruki, ein ehemaliger Hofbauer des Adelsgeschlechts der Werssiloff. So bin ich denn nach dem Gesetz ein legitimer Sohn, w?hrend ich in Wirklichkeit ein h?chst illegitimer bin und meine uneheliche Herkunft nicht dem geringsten Zweifel unterliegt. Die Sache verh?lt sich so:

Vor zweiundzwanzig Jahren besuchte der Gutsbesitzer Werssiloff wieder einmal sein Stammgut im Gouvernement Tula. Ich vermute, dass er damals als f?nfundzwanzigj?hriger junger Mann noch etwas recht Unpers?nliches war. Es ist gewiss nicht bedeutungslos, dass dieser Mensch, der auf mich schon in der Kindheit einen so m?chtigen Eindruck gemacht und auf meine ganze innere Entwicklung einen so ungeheuren Einfluss gehabt hat -- einen Einfluss, der vielleicht in meinem ganzen Leben weiterwirken wird -- dass dieser Mensch mir auch heute noch in vielen Dingen ein vollst?ndiges R?tsel ist. Doch davon sp?ter. Das l?sst sich nicht gleich so erz?hlen. Von diesem Menschen wird ja ohnehin in meinen Aufzeichnungen schon genug die Rede sein.

Damals, also in seinem f?nfundzwanzigsten Lebensjahr, hatte er gerade seine Frau verloren. Sie war aus vornehmer Familie, aber nicht sehr reich gewesen, eine geborene Fanariotoff, und hatte ihm einen Sohn und eine Tochter geschenkt. Leider habe ich nur sehr wenig N?heres ?ber diese seine erste Frau erfahren k?nnen, und selbst dies wenige ist nicht ganz verb?rgt. Auch aus dem Privatleben Werssiloffs ist mir vieles unbekannt oder wenigstens unerkl?rlich geblieben, so stolz, unnahbar, verschlossen und doch wiederum nachl?ssig war er im Verkehr mit mir, obschon er sich mitunter geradezu wie mit einer inneren Demut zu mir verhielt, die mich jedesmal stutzig machte. Einstweilen aber will ich doch vorausschicken -- gewissermassen als Charakteristikum --, dass er in seinem Leben drei Verm?gen durchgebracht hat, und sogar recht bedeutende, so einige viermalhunderttausend Rubel, vielleicht aber noch viel mehr. Augenblicklich hat er selbstverst?ndlich nichts.

Auf sein Gut war er damals >>Gott weiss warum<< gekommen, wenigstens dr?ckte er sich auf meine Frage hin so aus. Seine kleinen Kinder brachte er nicht mit, er liess sie bei Verwandten: so pflegte er sein Leben lang mit seinen Kindern umzugehen, sowohl mit den ehelichen wie mit den unehelichen. Das Hofgesinde auf dem Gut war ?beraus zahlreich, und zu diesem geh?rte auch der G?rtner Makar Iwanoff Dolgoruki. Ich will hier gleich bemerken, um es ein f?r allemal abzutun, dass wohl selten jemand sich zeitlebens dermassen ?ber seinen Familiennamen ge?rgert hat, wie ich mich ?ber den meinigen, von Kindesbeinen an. Das war selbstverst?ndlich dumm von mir, doch ist es nichtsdestoweniger Tatsache. Jedesmal, wenn ich z. B. irgendwo eintrat, in eine Schule etwa, oder wenn ich mit Leuten zusammenkam, denen ich als kleiner Junge oder Halbw?chsling antworten musste, ob ich wollte oder nicht, kurz, jeder letzte Schul- oder Privatlehrer, Gymnasialinspektor oder Pope -- ein jeder, wirklich ein jeder, der auf die Frage nach meinem Namen geh?rt hatte, dass ich Dolgoruki hiess, hielt es f?r unbedingt notwendig, zu fragen:

Und jedesmal musste ich jedem dieser m?ssigen Leute erkl?ren:

>>Wie heisst du?<<

>>Dolgoruki.<<

>>Nein, einfach Dolgoruki.<<

>>Ah so, einfach! -- Esel!<<

Und er hat recht: es gibt nichts D?mmeres, als Dolgoruki zu heissen, wenn man nicht auch F?rst ist. Und den Fluch dieser Dummheit muss ich ohne mein Verschulden ewig mit mir herumschleppen. Sp?ter, als es mich doch zu sehr zu ?rgern begann, antwortete ich auf die Frage:

>>Bist du 'n F?rst?<<

jedesmal:

>>Nein, ich bin der Sohn eines Hofbauern, eines ehemaligen Leibeigenen.<<

Und als meine Wut ihren H?hepunkt erreicht hatte, antwortete ich auf die Frage, ob ich F?rst sei, laut und mit fester Stimme:

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