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Read Ebook: Ansiedlungen in den Urwäldern von Canada. Ein Wegweiser für Auswandrer nach Amerika von einer Emigrantin. by Traill Catharine Parr Strickland Wiese Friedrich Adolph Translator

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Ebook has 1016 lines and 103497 words, and 21 pages

Translator: Friedrich Adolph Wiese

Ansiedlungen in den Urw?ldern von Canada.

Schilderung des Bodens, Klimas u. s. w. -- Lebensweise und Besch?ftigungen der Ansiedler. -- Durch Erfahrung und genaue Beobachtung bew?hrte Vorschriften, betreffend die Niederlassung und das Gedeihen der neuen Ank?mmlinge; mit vorz?glicher Ber?cksichtigung der h?uslichen Einrichtungen und dem weiblichen Theil der Ansiedler-Familien zufallenden Pflichten.

Ein Wegweiser f?r Auswandrer nach Amerika von einer Emigrantin.

Aus dem Englischen von ^Dr.^ F. A. Wiese.

Mit vielen Abbildungen.

Leipzig, 1837. Baumg?rtners Buchhandlung.

Einleitung.

Unter den vielen, im Verlauf des letzten Jahrzehents ?ber Canada erschienenen Werken, welche Auswanderung zum Thema haben, ertheilen nur wenige oder vielleicht nicht ein einziges ?ber die h?usliche Einrichtung der Ansiedler hinreichend genaue Auskunft, um derjenigen, welche f?r alle Bequemlichkeiten und den wohlbehaglichen Zustand einer Familie verantwortlich ist, -- der Hausfrau, welcher die h?usliche Ordnung obliegt, als treuer und sichrer F?hrer zu dienen.

Diese Ausspr?che, welche mehr auf Nutzen und Brauchbarkeit, als k?nstliche pers?nliche Verfeinerung abzwecken, sind nicht so unn?thig, als das Publikum vielleicht meinen d?rfte. Die nach dem brittischen Amerika auswandernden Familien sind nicht mehr von dem Range im Leben, wie die, welche fr?her dort eine neue Heimath suchten. Es sind nicht blos arme Landleute und Handwerker, die in grossen Anzahlen dem Westen zuziehen, sondern auch unternehmende englische Capitalisten, und die vormals in Ueberfluss lebenden Landeigenth?mer, welche, beunruhigt durch die Schwierigkeit, in einem Lande, wo alle Gewerbe ?berf?llt sind, eine zahlreiche Familie in Unabh?ngigkeit zu erhalten, sich den Schaaren anschliessen, die j?hrlich aus England nach jenen Colonien str?men. Von welcher Bedeutung ist es nicht, dass die weiblichen Glieder dieser Colonien geh?rigen Unterricht hinsichtlich der wichtigen Pflichten erhalten, denen sie sich unterziehen; dass sie sich auf die M?hen gefasst machen und vorbereiten, welche ihrer warten, und so Reue und Missvergn?gen ?ber grundlose Erwartungen und get?uschte Hoffnungen vermeiden.

Es ist eine dem Publikum nicht allgemein bekannte Thatsache, dass brittische Offiziere und ihre Familien gew?hnlich die Bewohner der Urw?lder sind, und da sehr viele ausser Dienst stehende Offiziere jedes Ranges Land-Bewilligungen in Canada erhalten haben, so kann man sie als die Begr?nder der Civilisirung in der Wildniss betrachten; und ihre Frauen, nur zu oft z?rtlich erzogen und von vornehmer Abkunft, sehen sich auf einmal in alle, mit der rohen Lebensweise eines Waldsiedlers verbundnen Beschwerden und Entbehrungen versenkt. Die Gesetze, welche die Bewilligung von Grundeigenthum regulieren, n?thigen den Colonisten, sich auf eine bestimmte Zeit verbindlich zu machen, so wie zur Aus?bung gewisser Pflichten, und verstatten daher, ist einmal die Absteckung des Bodens erfolgt, keinen Urlaub. Dieselben Gesetze n?thigen sehr weislich einen Mann von besserer Erziehung, der sowohl im Besitz von Verm?gen als gebildetem Verstand ist, alle seine Kr?fte einem bestimmten Fl?chenraum ungelichteten Bodens zu widmen. Es l?sst sich wohl denken, dass nur solche, die eine junge Familie in Wohlstand und Unabh?ngigkeit zu erhalten w?nschen, sich dergleichen M?hseligkeiten unterziehen werden. Diese Familie macht die Niederlassung eines solchen Ansiedlers der Colonie noch werther; und der auf halben Sold gesetzte Offizier, welcher dergestalt gleichsam die Avantgarde der Civilisirung f?hrt und in jene rohen Distrikte anst?ndige und wohlerzogne weibliche Wesen bringt, die durch geistige Verfeinerung alles um sich her s?nftigen und veredeln, dient seinem Vaterlande durch Gr?ndung friedlicher D?rfer und anmuthiger Wohnst?tten eben so nachdr?cklich, als je zur Zeit des Kriegs durch pers?nlichen Muth oder militairische Klugheit.

Es wird sich im Verfolg dieses Werkes ergeben, dass die Verfasserin, Damen, welche der h?hern Ansiedler-Klasse angeh?ren, die geistigen Quellen einer besseren Erziehung eben so sehr im Auge zu behalten empfiehlt, als sie ihnen die Beibehaltung aller unvern?nftiger und k?nstlicher Bed?rfnisse, so wie jedes nutzlose Thun und Treiben widerr?th. Sie m?gen ihre Aufmerksamkeit auf die Naturgeschichte, die Flora dieser neuen Heimath richten, hierin werden sie eine unersch?pfliche Quelle f?r Unterhaltung und Belehrung finden, eine Besch?ftigung, die den Geist erleuchtet und erhebt und f?r den Mangel an jenen leichteren weiblichen Zeitvertreiben, welche nothwendiger Weise den gebieterischen h?uslichen Pflichten weichen m?ssen, Ersatz leisten d?rfte. Dem Weibe, welches f?hig ist, die Sch?nheiten der Natur zu empfinden und den Sch?pfer des Weltalls in seinen Werken zu verehren, er?ffnet sich ein reicher Vorrath reiner ungeschminkter Freuden, die es inmitten der einsamsten Gegend unsrer westlichen Wildnisse frei von Langerweile und ?bler Laune erhalten.

Schreiberin dieser Seiten spricht aus Erfahrung und w?rde sich sehr freuen, wenn sie vernehmen sollte, dass die einfachen Quellen, aus welchen sie selbst so manche Freude gesch?pft hat, die Einsamkeit zuk?nftiger Ansiedlerinnen in den Urw?ldern von Canada zu erheitern verm?gen.

Als allgemeine Bemerkung f?r Ansiedler jechlicher Art und jechlichen Standes, mag hier noch stehen, dass das Ringen nach Unabh?ngigkeit oft sehr m?hevoll und ohne eine th?tige und heitere Lebensgef?hrtin fast unm?glich ist. Kinder sollte man fr?hzeitig die aufopfernde Liebe sch?tzen lehren, welche ihre Aeltern zur Ueberwindung des nat?rlichen Widerstrebens, das Land ihrer Vorv?ter, den Schauplatz ihrer fr?hesten und gl?cklichsten Tage, zu verlassen und in einem fernen Welttheile als Fremdlinge eine neue Wohnst?tte zu suchen, neue Banden, neue Freundschaften zu kn?pfen, und gleichsam des Lebens m?hevollen Pfad von neuem anzutreten bestimmte, und alles dies, um ihre Kinder in eine Lage zu versetzen, worin sie durch Fleiss und Th?tigkeit sich stets die materiellen Bed?rfnisse und Bequemlichkeiten des Lebens zu verschaffen und ihren Nachkommen ein wohlbestelltes Grundeigenthum zu hinterlassen verm?gen.

Junge M?nner s?hnen sich bald mit diesem Lande aus, indem es ihnen dasjenige gew?hrt, was den gr?ssten Reiz f?r die Jugend hat -- n?mlich grosse pers?nliche Freiheit. Ihre Besch?ftigungen sind erheiternd und der Gesundheit zutr?glich; ihre Belustigungen, z. B. Jagen, Schiessen, Fischen und Gondeln sind vorz?glich einladend und f?r viele bezaubernd. An allen diesen Zeitvertreiben aber k?nnen ihre Schwestern keinen Antheil nehmen, daher die M?hseligkeiten und Beschwerden des Ansiedler-Lebens insbesondre dem weiblichen Theil der Familie anheim fallen. Mit einem Hinblick auf Abh?lfe dieser Entbehrungen und um zu zeigen, wie man einige Schwierigkeiten sich erleichtern andre vermeiden kann, hat die Verfasserin manche ihr n?tzlich erscheinende Vorschl?ge eingestreut. Einfache Wahrheit, durchaus auf pers?nliche Kenntniss gest?tzt, ist die Grundlage des vorliegenden Werkes; eingeflochtne Erdichtungen h?tten es vielleicht manchen Lesern willkommner gemacht, w?rden aber auf der andern Seite seiner Brauchbarkeit Abbruch gethan haben; indess werden auch Diejenigen, welche keineswegs die Absicht haben, die M?hseligkeiten und Gefahren des in Rede stehenden Ansiedler-Lebens zu theilen, wohl aber von Scenen und Lebens-Verh?ltnissen, die von denen eines seit langer Zeit civilisirten Landes so himmelweit verschieden sind, einige Kenntniss zu erlangen w?nschen, ihre Rechnung finden und sowohl Unterhaltung als auch manche n?tzliche Lehre daraus sch?pfen.

Die Urw?lder von Canada.

Erster Brief.

Ich erhielt Ihren letzten lieben Brief nur wenige Stunden vor unsrer Abfahrt von Greenock. Da Sie den Wunsch ?ussern, eine ausf?hrliche Beschreibung unsrer Reise von mir zu erhalten, so will ich meine Mittheilungen von der Zeit unsrer Einschiffung an beginnen, und so oft schreiben, als mich meine Neigung dazu treibt. Gewiss sollen Sie keinen Grund haben, ?ber zu kurze Briefe von mir zu klagen, ich f?rchte Sie werden dieselben nur zu lang finden.

Die Scenerei des Clyde gefiel mir ausnehmend; der Tag, an welchem wir die Anker lichteten, war heiter und angenehm, und ich blieb bis sp?t Abends auf dem Deck. Das Morgenlicht begr?sste unser Schiff, als es mit einem g?nstigen Winde von Lande her stattlich durch den Nordcanal hinsteuerte; an diesem Tage sahen wir die letzte der Hebriden, und vor Eintritt der Nacht verloren wir die n?rdliche K?ste von Irland aus den Augen. Eine weite Wasserfl?che und ?ber uns der Himmel sind jetzt unser einziger Anblick, durch nichts unterbrochen, als wenn sich in weiter Ferne am Saume des Horizonts die kaum zu unterscheidenden Umrisse eines Fahrzeugs zeigen, -- ein Fleck in dem unermesslichen Raume, -- oder dann und wann einige Seev?gel vor?bergleiten.

>>Er der von Zone zu Zone Durch den grenzenlosen Luftkreis ihren bestimmten Flug lenkt, Wird auf dem langen Wege, den ich allein durchwandern muss, Meine Schritte richtig leiten.<<

Wiewohl wir noch nicht viel ?ber eine Woche an Bord gewesen sind, so f?ngt mich doch schon die Reise zu langweilen an. Ich kann ihre Einf?rmigkeit blos mit der Einkerkerung in ein Dorfwirthshaus w?hrend schlechten Wetters vergleichen. Ich habe mich bereits mit allen B?chern der Schiffs-Bibliothek, die des Lesens werth sind, bekannt gemacht; ungl?cklicher Weise besteht sie gr?sstentheils aus alten Novellen und faden Romanen.

Wenn das Wetter sch?n ist, sitze ich auf einer Bank auf dem Deck, in meinen Mantel geh?llt, und n?he, oder wandle mit meinem Gatten Arm in Arm umher und schwatze ?ber Pl?ne f?r die Zukunft, die wohl nie verwirklicht werden d?rften. Die M?nner, welche nicht th?tig besch?ftigt sind, verdienen in der That Mitleiden; Frauenzimmer haben in ihrer Nadel stets ein Zufluchts-Mittel gegen die t?dtende Langeweile eines m?ssigen Lebens; aber wo ein Mann auf einen engen Raum, wie das Deck und die Kaj?te eines Handelsschiffs, beschr?nkt ist und nichts zu sehen, nichts zu h?ren, nichts zu thun hat, spielt er wirklich eine sehr bedauernsw?rdige Rolle.

Wenn uns der Wind noch l?nger beg?nstigen sollte, werden wir uns in der n?chsten Woche an der K?ste von Neufundland befinden. F?r jetzt leben Sie wohl.

Fussnoten:

England.

Zweiter Brief.

Ankunft an der K?ste von Neufundland. -- Der Goldfinke singt kurz vor Entdeckung des Landes. -- Der Meerbusen St. Laurence. -- Schwierige Fahrt auf dem Flusse. -- Ein franz?sischer Fischer wird als Lootse angestellt. -- Die Insel Bic. -- Gr?n-Eiland. -- Anstellung eines regelm?ssigen Lootsen. -- Scenerei von Gr?n-Eiland. -- Gros-Eiland. -- Quarantaine-Gesetze. -- Emigranten auf Gros-Eiland. -- Ankunft vor Quebek. -- Anblick der Stadt und ihrer Umgebungen.

Ich brach meinen letzten Brief aus der einfachen Ursache ab, weil ich nichts weiter zu schreiben hatte. Ein Tag war gleichsam das Echo des vorhergehenden, so dass eine Seite aus dem Tagebuche des Unterschiffers eben so unterhaltend und eben so belehrend gewesen sein w?rde, als mein Tagebuch, wofern ich n?mlich ein solches w?hrend der letzten vierzehn Tage gef?hrt h?tte.

So arm an Ereignissen war diese ganze Zeit, dass die Erscheinung einer Anzahl Flaschennasen, einiger Robben und eines Meerschweins, -- wahrscheinlich auf ihrem Wege zu einer Mittags- oder Thee-Gesellschaft am Nordpol, -- als eine Begebenheit von grosser Wichtigkeit betrachtet wurde. Jeder griff nach seinem Fernglase, als sie sich zeigten, und man stierte sie an, als wollte man sie in Verlegenheit setzen.

Unsre Fortschritte, nachdem wir in den Golf hineingesteuert, waren etwas langsam und langweilig. Die Strecke durch denselben bis zum Eingang in den majest?tischen Laurence-Fluss betr?gt neunzig englische Meilen, er scheint an und f?r sich allein ein Ocean zu sein. Die H?lfte unsrer Zeit bringen wir ?ber der grossen Karte in der Kaj?te zu, die mein Gatte unaufh?rlich auf- und zurollt, um sich mit den Namen der fernen Ufer und Inseln, an denen wir vorbeifahren, bekannt zu machen.

Wir sind bis jetzt ohne Lootsen, und der Capitain, ein vorsichtiger Seemann, will das Schiff nicht gern an diese gef?hrliche Fahrt wagen, daher unsre Reise nur langsam von statten geht.

Gleich nachdem wir in den Meerbusen hineingesteuert waren, ?usserte sich bei allen an Bord eine sichtbare Ver?nderung. Der Capitain, ein ernster schweigsamer Mann, wurde ganz gespr?chig. Mein Gatte zeigte sich mehr als gew?hnlich lebhaft und aufgeregt, ja selbst der gedankenvolle junge Schotte thauete auf und wurde im buchst?blichen Sinne des Wortes unterhaltend. Die Schiffsmannschaft entfaltete den regsten Eifer in Erf?llung ihrer Pflicht, und der Goldfinke sang lustig von Morgen bis Abend. Was mich betrifft, so war mein Herz voller Hoffnung, die jedes Gef?hl von Zweifel oder Bedauern, welches die Gegenwart h?tte verd?stern oder die Zukunft bew?lken k?nnen, verdr?ngte.

Ich kann jetzt deutlich die Umrisse der K?ste auf der S?dseite des Flusses mit meinen Augen verfolgen. Bisweilen h?llen sich die Hochlande pl?tzlich in dichte Nebelwolken, die in best?ndiger Bewegung sind und in dunkeln Wogen dahin rollen, bald von rosigem Licht gef?rbt, bald weiss und flockig, oder gl?nzend wie Silber, wenn die Strahlen der Sonne darauf fallen. So schnell sind die Ver?nderungen, welche in diesen Nebelmassen vor sich gehen, dass man, bei dem n?chsten Blick darauf, die Scene wie durch Zauber umgewandelt findet. Der Nebelschleier wird wie von unsichtbaren H?nden emporgehoben, und die wilden bewaldeten Berge enth?llen sich nebst den k?hnen felsigen Ufern und langgedehnten Buchten zum Theil dem ?berraschten Auge. Ein andermal zertheilt sich die Dunstschicht und schwebt gleich hohen Rauchs?ulen in den Th?lern und Schluchten hin oder h?ngt gleich schneeweissen Vorh?ngen zwischen den dunkeln Waldkiefern.

Ich kann mich an diesen seltsam gestalteten Wolken nicht satt sehen; sie erinnern mich an die sch?ne Zeit, die ich in den Hochlanden zwischen nebelgekr?nten H?geln des Nordens verlebte.

Gegenw?rtig ist die Luft kalt, und wir haben h?ufige Windst?sse und Hagelschauer mit gelegentlichem Donnerwetter, gleich darauf ist alles wieder hell und heiter, und die Luft f?llt sich mit Wohlger?chen, und M?cken, Bienen und V?gel schw?rmen vom Ufer aus hinter uns her.

W?hrend der letzten zwei Tage haben wir uns ?ngstlich nach einem Lootsen umgesehen, der das Schiff nach Quebek geleiten soll. Es sind mehre Signal-Sch?sse gethan worden, aber bisher ohne Erfolg; kein Lootse hat uns bis jetzt mit einem Besuche beehrt, und so befinden wir uns gleichsam auf einer Station, ohne Wagenlenker und blos mit einer der F?hrung der Z?gel unkundigen Hand. Ich bemerke bereits einige Zeichen von Ungeduld unter uns, aber Niemand tadelt den Capitain, der sich sehr besorgt bei der Sache zeigt, da der Fluss mit Felsen und Untiefen gef?llt ist und demjenigen, der nicht genau mit der Fahrt in dieser Gegend vertraut ist, grosse Schwierigkeiten entgegengesetzt. Ueberdies ist er den Unternehmern f?r die Sicherheit des Schiffs verantwortlich, im Fall er einen Lootsen an Bord zu nehmen unterl?sst.

Je weiter wir den Fluss hinaufkommen, desto einladender und anmuthiger wird der Anblick des Landes auf beiden Seiten. Gr?ne Fleckchen mit weissen H?tten zeigen sich auf den Ufern und l?ngs den Berg-Abh?ngen ausgestreut; w?hrend hier und da eine Dorfkirche mit ihrem Thurme hervorgukt, der mit seiner blitzenden Fahne und hellem Zinndache die umgebenden Geb?ude ?berragt. Die s?dlichen Ufer sind besser bev?lkert, aber nicht so malerisch als die n?rdlichen, indess bieten beide Seiten dem Auge viel Erfreuliches dar.

Diesen Morgen ankerten wir im Angesicht der Insel Bic, einem niedlichen, niedrigen, mit B?umen bedeckten und recht einladenden Eiland. Ich f?hlte grosses Verlangen, meinen Fuss auf canadischen Boden zu setzen, und muss gestehen, dass es mich etwas verdross, als mir der Capitain rieth, an Bord zu bleiben, und die Gesellschaft, welche sich vorbereitete, ans Ufer zu gehen, nicht zu begleiten; mein Gatte unterst?tzte den Wunsch des Capitains, und ich begn?gte mich damit, vom Schiffe aus meine Augen auf die reichen Laubmassen zu richten, welche ein leichtes L?ftchen hin und her bewegte. Indess hatte ich bald Ursache, dankbar zu sein, dass ich meinem eigensinnigen Wunsch nicht gewillfahrtet, denn Nachmittags wurde es tr?be und neblich, und bei der R?ckkehr des Bootes erfuhr ich, dass der Boden gerade da, wo die Gesellschaft gelandet, morastig sei, und dass sie bis ?ber die Fusskn?chel ins Wasser eingesunken. Sie hatten die Insel kniehoch mit ?ppigem rothen Klee, schlanken B?umen, niedrigem Strauchwerk und einem Ueberfluss von wilden Blumen bedeckt gefunden.

Um mich einigermassen daf?r zu entsch?digen, dass ich ihn nicht hatte begleiten d?rfen, ?berreichte mir mein Gatte bei seiner R?ckkehr ein pr?chtiges Bouquet, das er f?r mich gesammelt. Unter den Blumen befanden sich s?ss duftende rothe Rosen, derjenigen nicht un?hnlich, welche wir in Schottland die pimpinellenbl?ttrige Rose nennen, mit glatten gl?nzenden Bl?ttern und wenigen oder gar keinen Dornen; ferner das Lungenkraut welches ich h?ufig in den Hochlanden gepfl?ckt habe; eine Zucker-Erbse mit rothen Bl?then und blassgr?nen Bl?tter-Ranken; eine weisse Orchis, von entz?ckendem Geruch; und ausser diesen verschiedne kleine, weisse und gelbe Blumen, die mir v?llig unbekannt waren. Der Proviantmeister versah mich mit einem Porzelankruge und frischem Wasser, so dass ich w?hrend des Restes unsrer Reise den Genuss eines sch?nen Blumen-Strausses haben werde. Die Matrosen hatten nicht vergessen, ein oder zwei buschige Aeste zur Schm?ckung des Schiffs mitzubringen, und der Vogelk?fig war bald in eine kleine Laube umgestaltet.

Es ist ein gl?cklicher Umstand f?r mich, dass meine Liebe zur Naturgeschichte mir mancherlei Gegenst?nde, die vielen der Beachtung unwerth erscheinen, zu Quellen der Unterhaltung und Belehrung macht. Das einfachste Kr?utchen, das auf meinem Pfade w?chst, die unscheinbare M?cke, welche um mich her summt, gew?hrt mir Stoff zum Nachsinnen und zur freudigen Bewunderung.

Wir befinden uns jetzt im Angesicht von Gr?n-Eiland. Es ist die gr?sste und, meines Bed?nkens, eine der bev?lkertsten Inseln, an denen wir bisher vorbeigekommen sind. Mit jeder Minute nimmt die Scenerei an Sch?nheit zu.

So weit das Auge reichen kann, sieht man das Ufer dicht mit D?rfern und Meiereien in einer fast ununterbrochnen Linie bedeckt. Auf der S?dseite gl?nzt und funkelt Alles von den Zinnd?chern der ansehnlicheren Geb?ude; die ?brigen H?user sind mit weiss ?bert?nchten Schindeln gedeckt. Letztere gefallen mir weniger als die einfachen Schindeln; die weisse Farbe der D?cher der H?tten und Hausst?tten blendet das Auge, und vergebens sieht man sich zur Erleichterung nach Schiefer- oder Stroh-D?chern um; die Schindeln, in ihrem nat?rlichen Zustande, erlangen bald das Ansehn von Schieferplatten, so dass man sie kaum davon unterscheiden kann. Was w?rden Sie zu einem rosenroth angestrichnen Hause mit einem Dache von derselben muntern Farbe, und auf der Vorderseite mit gr?nen Fensterladen, gr?nen Th?ren und einer gr?nen Verandah sagen. Jedenfalls ist das Innere in entsprechendem Geschmack verziert. In der Regel bemerkt man in einem canadischen Dorfe, ein oder mehre dergleichen rosenfarbne H?user, die sich durch ihr prahlendes Aeussere vor ihren bescheidnern Br?dern auszeichnen.

Diese Verordnungen verbieten sowohl dem Capitain als dem Lootsen, unter Androhung schwerer Strafe im Unterlassungsfall, ausdr?cklich, irgend Jemand, sei es von der Schiffsmannschaft oder den Passagieren, ohne vorherige strenge Untersuchung von Seiten der Quarantaine-Anstalt aus dem Schiffe zu entlassen.

Dies war f?r alle h?chst unangenehm und ?rgerlich, besonders da der Capitain an demselben Morgen den Vorschlag gethan hatte, dass er uns an einem anmuthigen Orte, Namens Kranich-Insel landen wolle, damit wir den Nachmittag bis zur R?ckkehr der Fluthzeit in dem Hause eines angesehnen Schotten zubringen k?nnten, der die beste Ansiedelung, sowohl in Hinsicht der Geb?ude als Anlage des Bodens, die mir bis jetzt zu Gesicht gekommen, daselbst besitzt.

Die Lage der Insel ist an sich selbst sehr sch?n. Um sie her fluthet der gewaltige St. Laurence-Fluss, auf seinen Wogen den Handel verschiedner Nationen tragend; im Vordergrunde sind die volkreichen und lebhaften Ansiedelungen der s?dlichen Ufer, w?hrend dahinter und weit dar?ber hinaus sich die hohe Bergkette nach Norden zu erhebt, gegenw?rtig dicht mit D?rfern, anmuthigen Meiereien und angebauten Feldern bedeckt. Die Insel selbst zeigte uns ebne freie Pl?tze und smaragdgr?ne Wiesen, nebst Obstpflanzungen und Kornfeldern, die sanft abw?rts nach dem Wasser-Rande verliefen. Nach einer Einkerkerung von ziemlich f?nf Wochen an Bord des Schiffs, k?nnen Sie sich leicht vorstellen, mit welcher Freude uns die Aussicht erf?llte, einige Stunden an diesem einladendem Orte zuzubringen.

Wir hoffen, diesen Abend den Quarantaine-Platz zu erreichen, wo wir, wie uns der Lootse sagt, drei Tage werden verweilen m?ssen. Ob wir uns gleich alle einer guten Gesundheit erfreuen, so m?ssen wir doch, weil wir aus einem inficirten Hafen kommen, Quarantaine halten und d?rfen nicht landen.

In einer kleinen Entfernung vom Hospital steht ein tempor?res Castell mit einer Besatzung, zur Aufrechterhaltung und Einsch?rfung der Quarantaine-Vorschriften. Diese Vorschriften gelten als sehr mangelhaft und in mancher Hinsicht als v?llig ungereimt; in der That bringen sie den ungl?cklichen Emigranten bedeutende Nachtheile.

Wenn die Passagiere und Mannschaft eines Schiffs eine gewisse Anzahl nicht ?bersteigen, so ist es ihnen, unter Verantwortlichkeit sowohl des Capitains als des Uebertreters, nicht erlaubt, zu landen; ?berschreiten sie dagegen die festgesetzte Zahl, -- sie seien nun krank oder gesund, so m?ssen beide -- Passagiere und Mannschaft -- ans Land gehen, ihre Betten und Kleider mitnehmen, die man auf dem Ufer ausbreitet, um sie zu waschen, zu l?ften und zu durchr?uchern, wodurch die Gesunden nothwendiger Weise jeder Gelegenheit zur Ansteckung von Seiten der Kranken ausgesetzt werden.

Die Schuppen und Geb?ude zur Aufnahme derjenigen, die sich den Quarantaine-Gesetzen unterziehen m?ssen, stehen in der unmittelbaren N?he des Hospitals.

Nichts kann gr?sser sein, als mein sehns?chtiges Verlangen nach der Erlaubniss zum Landen und zur Durchforschung dieser malerischen Insel; das Wetter ist so sch?n, und die unter dem Einfluss k?hler L?ftchen hin und her wogenden gr?nen W?ldchen, die kleinen felsigen Baien und Einbuchten der Insel erscheinen so reizend und lockend! -- aber allen meinen Bitten setzte der besuchende Arzt, welcher an Bord des Schiffs kam, ein entschiedenes Nein entgegen.

Wenige Stunden nach seinem Besuche indess langte ein indianischer Korb, gef?llt mit Stachelbeeren und Himbeeren, nebst einem Strausse wilder Blumen und dem Compliment dieses Arztes an Bord unsers Kerkers an.

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