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Read Ebook: Ansiedlungen in den Urwäldern von Canada. Ein Wegweiser für Auswandrer nach Amerika von einer Emigrantin. by Traill Catharine Parr Strickland Wiese Friedrich Adolph Translator

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Ebook has 1016 lines and 103497 words, and 21 pages

Wenige Stunden nach seinem Besuche indess langte ein indianischer Korb, gef?llt mit Stachelbeeren und Himbeeren, nebst einem Strausse wilder Blumen und dem Compliment dieses Arztes an Bord unsers Kerkers an.

Ich rechnete sehr darauf, die Wasserf?lle von Montmorenci zu sehen, die sich im Angesicht des Flusses befinden; allein die Sonne ging unter, und die Sterne stiegen gl?nzend am Himmel empor, ehe wir das Ger?usch des Katarakts vernahmen; und ob ich gleich meine Augen anstrengte, bis ich es m?de wurde, die von den Schatten der Nacht verschleierte Scenerei anzustarren, so konnte ich doch nichts als die dunkeln, den Canal bildenden Felsen-Massen erkennen, zwischen welchen hindurch die Wassermassen des Montmorenci in den St. Laurence-Fluss str?men.

Am zehnten August, Nachts Um zehn Uhr schimmerten uns die Lichter der Stadt Quebek aus der Ferne, wies ein Sternen-Kranz ?ber dem Wasser, entgegen. Um halb elf Uhr liessen wir der Citadelle gegen?ber die Anker fallen, und ich versank in Schlaf, von den mannigfaltigen Scenen tr?umend, an denen ich vorbeigekommen war.

Nichts ist wohl imposanter als die Lage von Quebek, welche die Seiten und den Gipfel eines grossartigen Felsen einnimmt, auf dessen h?chstem Punkte das Castell steht, welches den Fluss beherrscht und eine treffliche Aussicht auf die umgebende Gegend gew?hrt. Die Einbusse dieses edeln Anblicks war mir in der That sehr unlieb, und gewiss d?rfte mir nie seines Gleichen vorkommen; er w?rde noch lange in meiner Erinnerung fortgelebt und, nachdem ich bereits Jahre lang in der Einsamkeit der canadischen W?lder begraben gewesen, meinen Augen vorgeschwebt haben.

Die Anh?hen gegen?ber, die sogenannte Point Levi-Seite, sind h?chst malerisch, jedoch weniger gebietend als der Felsen, vorauf die Stadt steht. Das Ufer ist steinig, absch?ssig und mit B?umen bekleidet, die sich bis an den Rand des Wassers erstrecken, ausgenommen da, wo sie gef?llt worden sind, um weiss?bert?nchten H?tten, G?rten und Obstpflanzungen Platz zu machen. Allein meiner Ansicht nach w?rde diese h?chst romantische Lage eine noch weit sch?nere Wirkung hervorbringen, wenn man auf die Geb?ude und Anlage des Bodens mehr Geschmack verwendet h?tte. Wie reizend und anziehend w?rde ein solcher Platz in England oder Schottland geworden sein. Die Natur hat hier alles gethan, der Mensch aber nur wenig, und die hier und da von ihm errichteten plumpen h?lzernen H?user, welche eben so elend als geschmacklos sind, geben ihm eben keine Anspr?che auf Lob. Es ist indes m?glich, dass weiter aufw?rts h?bsche D?rfer und H?user vorkommen, die jedoch durch die dazwischen liegenden W?ldchen dem Auge entzogen werden.

Von Point Levi bis zu den Landungsstufen unterhalb des Zollhauses in Quebek soll der Fluss gerade eine englische Meile breit sein; es war sehr unterhaltend f?r mich, die F?hrb?te zwischen den beiden Ufern spielen zu sehen. Wie mir der Capitain sagte, sind hier nicht weniger als zw?lf dergleichen seltsam aussehende Maschinen im Gange. Sie haben jedes seine bestimmten Stunden, so dass man sie in fortw?hrender Aufeinanderfolge kommen und gehen sieht. Die Zusammengruppirung von allerlei Passagiren macht ihren Anblick ebenfalls eigenth?mlich; schlecht- und gutgekleidete, alte und junge, arme und reiche Leute; Rinder, Schafe, Pferde, Schweine und Hunde, Gefl?gel, Marktk?rbe, Gem?se, Fr?chte, Heu, Korn, kurz Alles, was man sich nur denken kann, gleiten darauf ?ber den Fluss.

Die F?hrb?te sind flach, rings herum mit Gitterwerk als Brustwehr versehen, und haben an jedem Ende ein Weiden-Flechtwerk zur Aufnahme der lebendigen und leblosen Ladung; die Mitte des Bootes, wenn man es so nennen kann, nehmen vier magre, abgetriebne Pferde ein, die im Kreise gehen, wie bei einer Dreschmaschine, und die Ruderschaufeln zu beiden Seiten in Bewegung setzen. F?r das Vieh ist eine Art H?rde da.

Fussnoten:

^Delphinus Phocaena.^

Siehe des Seemann's Sindbad Reisen in den arabischen M?hrchen .

Es ist zu hoffen, dass die Regierung diesen mangelhaften und nachtheiligen Gesetzen abhelfen werde, da sie in der That zu wiederholten Malen gerade die Uebel, welche der Gesundheits-Ausschuss von der Colonie abzuhalten w?nscht, f?r die armen Auswandrer herbeigef?hrt haben.

Manches sch?tzbare Leben ist durch die zu nahe Zusammengesellung der Gesunden mit den Angesteckten muthwillig geopfert worden, nicht zu gedenken der vielen andern Leiden, Ausgaben und Unbequemlichkeiten, die man dem heimathslosen Wandrer wohl ersparen k?nnte.

M?ssen nun einmal Quarantaine-Gesetze bestehen, -- und ich halte sie f?r ein nothwendiges Uebel, -- so sollte man wenigstens alles thun, um sie f?r die Emigranten so wenig dr?ckend und nachtheilig, als m?glich zu machen.

^Mortem virtus communem Famam Historia Monumentum Posteritas Dedit.^

Dritter Brief.

Abfahrt von Quebek. -- Wir werden von einem Dampfschiffe bugsirt. -- Fruchtbarkeit des Landes. -- Verschiedne Gegenst?nde, die sich uns beim Hinaufsteuern des Flusses darbieten. -- Ankunft vor Montreal. -- Die Stromschnellen .

Es war nach Sonnenuntergang und ein sch?ner Abend, als wir Quebek verliessen, was in Gesellschaft eines sch?nen Dampfschiffs geschah, dessen Deck und Gallerie von Passagiren aller Art wimmelten; in der That ein herrliches Fahrzeug, auf welchem das Auge mit Vergn?gen weilte; es durchpfl?gte stattlich das Wasser, welches unter seinen Ruderschaufeln sch?umte und rauschte; w?hrend unsre Brig mit ihren weissen Segeln, gleich einem Schmetterling, seiner Spur folgte. Am Himmel gl?hte das sch?nste Rosenroth und Orangengelb, welche sich unten im Flusse abspiegelten; dann kamen die Sterne zum Vorschein und leuchteten in dem reinen blauen Aether, gl?nzender, als ich sie je in der Heimath gesehen, was sich, meines Bed?nkens, wohl der gr?sseren Reinheit der Atmosph?re zuschreiben lassen d?rfte. Mein Gatte sagte, dass dieser Abend einem italienischen Sonnen-Untergang gleiche.

Unsre Fahrt war h?chst angenehm; das Wetter war m?ssig warm, und die Luft v?llig rein und heiter. Wir haben w?hrend der letzten wenigen Tage eine kalte, feuchte Atmosph?re, wie wir sie oft w?hrend des Fr?hlings in England erfahren, mit einem wonnevollen, durch leichte, vom Flusse her wehende L?ftchen gek?hlten Sommer vertauscht.

Je weiter wir landeinw?rts kommen, desto fruchtbarer erscheint die Gegend. Die Saaten reifen unter einem milderen Klima, als das unterhalb Quebek ist. Wir sehen Felder mit indianischem Korn in voller Bl?the; eine stattliche Getraideart, mit sch?ner federartiger, reich purpurfarbiger Aehre, unter welcher sich B?schel von blassgr?nen, seiden?hnlichen Bl?ttern im Winde hin- und herbewegen. Nachdem diese Pflanze ihre v?llige Reife erlangt hat, soll es ein sch?ner Anblick sein, die goldnen K?rner aus ihrer Silber-Scheide hervorbersten zu sehen; zugleich ist dieselbe dem Froste sehr ausgesetzt und hat manche Feinde: als B?re, Racuns , Eichh?rnchen, M?use, V?gel u. s. w.

Wir sehen l?ngs den Ufern des Flusses mehre Tabacks-Felder, welche einen gesunden und gedeihlichen Anblick zeigen. Wie ich glaube, wird in beiden Provinzen Taback in ziemlicher Ausdehnung erbaut; allein der canadische Taback wird nicht so hoch gesch?tzt, als der virginische.

An der Vereinigungsstelle des Richelieu Flusses mit dem St. Laurence liegt eine bl?hende Stadt, vormals Sorel, jetzt aber Fort William Henry genannt. Ihre Lage ist vortrefflich. Sie hat mehre Kirchen, ein Castell mit M?hlen und andern ?ffentlichen Geb?uden, und darunter einige sch?ne massive H?user. Der Boden in der unmittelbaren N?he der Stadt indess scheint leicht und sandig zu sein.

Ich hatte sehr gew?nscht ein Log-Haus oder eine Shanty in der N?he zu sehen, und fand mich hinsichtlich der wenigen, l?ngs den Ufern des Flusses errichteten Geb?ude dieser Art etwas in meinen Erwartungen get?uscht; es war nicht sowohl die Rohheit des Materials als vielmehr die scheunenartige Form derselben, und die geringe R?cksichtsnahme auf malerische Wirkung in ihrer Anlage, welche mir missfielen. In England besitzt selbst der Bauer so viel Geschmack, einige Rosen- oder Geisblatt-Str?ucher vor Th?r und Fenster zu pflanzen, wozu noch ein kleines eingefriedigtes schmuckes G?rtchen kommt; aber hier gewahrt man keinen solchen Versuch zur Versch?nerung der H?tten. Wir sehen keinen lachenden Obstgarten oder Strauch, der die nackten Holz-W?nde verdeckte; und was die kleinen Meiereien anlangt, so sind sie noch h?sslicher und ohne allen Geschmack dicht an den Wasserrand gebaut.

Weiter nach hinten erscheint ein verschiedner Bau- und Cultur-Styl: die Meiereien und h?lzernen H?user sind recht h?bsche, von gutem Geschmack zeigende Geb?ude, mit hier und da ausgestreuten Baumgruppen zur Unterbrechung der Einf?rmigkeit.

Das Land ist eine fast ununterbrochne platte Ebne, und augenf?llig fruchtbar und gut angebaut, aber zu flach, um eine malerische Wirkung hervorzubringen. Die Gegend zwischen Quebek und Montreal hat ganz das Ansehen eines seit langer Zeit unter Cultur befindlichen Bodens, vorz?glich auf dem rechten Flussufer. Indess ist noch ein grosser Theil Wald ?brig, dessen Lichtung noch vielj?hrige Arbeit erheischen wird.

Wir kamen an einigen grasreichen Eilanden vorbei, worauf manche Viehheerde weidete. Ich zerbrach mir den Kopf, wie sie dahin k?men; der Capitain erkl?rte mir aber, dass es Brauch der Meierei-Besitzer sei, ihr Vieh auf diese futterreichen Inseln in Nachen mit flachen B?den zu transportiren oder, wo es nicht zu tief sei, hin?ber schwimmen, und es so lange, als das Futter gut befunden werde, dort zu lassen. Werden K?he auf ein Eiland, innerhalb einer angemessnen Entfernung von der Meierei, versetzt, so geht t?glich jemand in einem Kahne dahin ab, um sie zu melken. Als er mir dies erz?hlte, ruderten eben ein Knabe und ein st?mmiges M?dchen, mit zinnernen Gelten, in einem kleinen Nachen vom Ufer her quer durch den Fluss, um ihre Heerden zusammen zu rufen.

Auf unsrer Weiterfahrt bemerkten wir zur Rechten einige h?chst anmuthige D?rfer, aber unser Lootse war etwas einf?ltig und konnte oder wollte uns ihre Namen nicht nennen. Es war Sonntags fr?h; wir konnten eben das L?uten der Kirchthurm-Glocken vernehmen, und es zeigten sich lange Reihen von Caleschen, leichten Wagen, Reitern und Fussg?ngern, welche durch die zum Kirchhof f?hrende Allee vor?bereilten; ausser diesen glitten Boote ?ber den Fluss, welche demselben Friedens-Hafen zusteuerten.

In einem Theil des St. Laurence, wo Untiefen und Sandb?nke die Fahrt durch das Flussbett schwierig machen, gewahrt man kleinen Wasserm?hlen ?hnelnde Leuchtth?rme, auf h?lzernen Pf?hlen, die sich ?ber die flachen Ufer erheben, auf welchen sie errichtet sind. Diese drolligen Th?rme oder H?ttchen waren bewohnt, und von einem derselben herab sahen wir eine lustige Gesellschaft, in ihrem Feststaate, mit einer andern in einem unten haltenden Kahne zur Kurzweil plaudern. Ihrem Aeussern nach waren sie wohl, und in der That recht vergn?gt, indess beneidete ich ihnen ihre Lage nicht, die, meines Bed?nkens, der Gesundheit nicht anders als nachtheilig sein kann.

Einige Meilen unter Montreal gewann die Gegend ein reicheres und volkreicheres Ansehn; und die in weiter Ferne am Saume des Horizonts sich hindehnende blaue Bergkette f?gte der Landschaft keinen kleinen Reiz hinzu. Die reiche Gluth der reifen Saaten bildete einen sch?nen Contrast mit dem azurnen Himmel und der bl?ulichen Wasserfl?che des St. Laurence. Die Fluss-Scenerei unweit Montreal ist von der unterhalb Quebek sehr verschieden; letztere hat einen wilden rauhen Anblick, und ihre Erzeugnisse sind offenbar die eines k?ltern, weniger von der Natur beg?nstigten Klimas. Was der letztern an Grossartigkeit und malerischer Wirkung abgeht, ersetzt sie reichlich durch Fruchtbarkeit des Bodens und w?rmere Temperatur. In dem untern Theil der Provinz merkt man nur zu sehr, dass die Betriebsamkeit der Bewohner einem widersp?nstigen Boden das n?thige Brod abzwingt; w?hrend in dem oberen das Land willig scheint, eine m?ssige Anstrengung mit Erfolg zu belohnen. Man vergesse nicht, dass dies blos die fl?chtigen Bemerkungen einer schnell vor?berwandernden Reisenden sind und sich keineswegs auf pers?nliche Erfahrung gr?nden.

Ein Gef?hl von Angst und Furcht, das wir einander nicht gern gestehen mochten, um nicht als schwach zu erscheinen, lastete auf unsern Gem?thern, als wir uns der angesteckten Stadt n?herten; aber Niemand sprach nur ein Wort davon. Mit welchem ungemischten Entz?cken, mit welcher Bewunderung w?rden wir zu jeder andern Zeit die sich vor unsern Augen erschliessende Scene betrachtet haben.

Der Fluss breitet sich hier in ein weites Becken aus, welches mit Inseln gef?llt ist, auf deren gr?sster Montreal liegt.

Der hohe Berg, wovon die Stadt ihren Namen hat, erhebt sich gleich einer Krone ?ber dieselbe und bildet einen eigenth?mlichen und grossartigen Zug in der sch?nen Landschaft, der mich an einige einzeln stehende Felsen in der Nachbarschaft von Inverness erinnerte.

Da der Capitain ungewiss ist, wie lange er sich in Montreal wird aufhalten m?ssen, so sende ich diesen Brief ohne weiteren Aufschub ab, und denke sobald als m?glich wieder zu schreiben.

Vierter Brief.

Landung zu Montreal. -- Erscheinung der Stadt. -- Verheerungen der Cholera. -- Wohlth?tigkeits-Anstalten zu Montreal. -- Katholische Cathedrale. -- Unter- und Ober-Stadt, Gesellschaft und Unterhaltung im Hotel. -- Die Verfasserin wird von der Cholera befallen. -- Abreise von Montreal im Postwagen. -- Einschiffung zu Lachine an Bord eines Dampf-Schiffes. -- Abwechselndes Reisen in Dampfschiffen und Postwagen. -- Erscheinung des Landes. -- Manufacturen. -- Oefen, in einiger Entfernung von den H?tten. -- Zieh-Brunnen. -- Ankunft zu Cornwall. -- Bedienung im Gasthause. -- Abreise von Cornwall, und Ankunft zu Prescott. -- Ankunft zu Brockwille. -- Dasiger Stapelplatz. -- Reise durch den See Ontario. -- Ankunft zu Cobourg. --

Nelson Hotel, Montreal. August 21.

Wieder einmal auf festem Grund und Boden, Theuerste Mutter! welches eigenth?mliche Gef?hl ist es doch, das feste Land wieder zu betreten, erl?sst von der schwankenden Bewegung des Schiffes auf dem wogenden Wasser, dem ich jetzt wirklich mit Freuden Lebewohl sagte.

Mit Tagesanbruch war Jedermann an Bord aus dem Bette und traf gesch?ftig alle Vorbereitungen, ans Land zu gehen. Der Capitain selbst gab uns verbindlichst das Geleite und ging mit uns bis zum Gasthof, wo wir jetzt logiren.

Es machte uns einige Schwierigkeit, ans Ufer zu gelangen, wegen der schlechten Beschaffenheit des Landungsplatzes. Der Fluss war mit treibenden Baumst?mmen gef?llt, zwischen welchen das Boot hindurchzusteuern, einige Geschicklichkeit erforderte. Es wird jetzt ein Kai gebaut, dessen Nothwendigkeit sich nur zu f?hlbar gemacht hat.

Zun?chst fielen uns die schmuzigen, engen, schlecht oder gar nicht gepflasterten Strassen der Vorst?dte auf, und zugleich bet?ubte uns der niedrige, aus einem tiefen, offnen, l?ngs der Strasse hinter dem Kai verlaufenden Graben aufsteigende Dunst. Dieser Graben schien zur Aufnahme jedes Unflathes bestimmt und an sich allein hinreichend, die ganze Stadt mit b?sartigen Fiebern zu inficiren.

Bei meiner ersten Bekanntschaft mit dem Innern von Montreal, einem Orte, wovon Reisende so viel gesagt haben, fand ich mich sehr get?uscht. Ich verglich es in Gedanken mit den Fr?chten des todten Meeres, die sch?n und lockend anzuschauen sind, aber blos Asche und Bitterkeit geben, wenn sie der durstige Reisende kostet.

Ich bemerkte einen besondern Zug an den Geb?uden der sich im Angesicht des Flusses hinziehenden Vorstadt, -- n?mlich dass sie meistentheils von dem untersten bis zum obersten Stockwerk mit breiten h?lzernen Balcons versehen waren. In einigen F?llen umgeben diese Balcons die H?user auf drei Seiten und scheinen eine Art Aussengem?cher zu bilden; zu einigen derselben f?hrten breite Treppen von aussen hinauf.

Ich erinnerte mich, als Kind von dergleichen H?usern getr?umt und sie sehr einladend gefunden zu haben, auch k?nnten sie dies wirklich sein, wenn sie von rankendem Strauchwerk beschattet und mit Blumen geschm?ckt w?ren, um gleichsam schwebende G?rtchen oder s?ssduftende Laubeng?nge abzugeben. Aber nichts der Art erfreute unsre Augen, als wir m?hsam durch die langen Strassen wanderten. Alle Gasth?user und Herbergen waren bis unters Dach hinauf mit Auswandrern jedes Alters, aus England, Schottland und Irland, ?berf?llt. Die Laute wilder Ausgelassenheit, welche aus ihnen hervorbrachen, schienen sich schlecht mit den bleichen eingefallnen Gesichtern mancher dieser gedankenlosen L?rmer zu vertragen.

Der Contrast war f?r den, der diese Entfaltung ?usserer Lustigkeit bei innerem Elend zu w?rdigen verstand, nur zu f?hlbar und schmerzlich.

Die Cholera hatte grauenvolle Niederlagen angerichtet, und ihre heillosen Wirkungen waren an den verschlossnen und verdunkelten Wohnungen und an den Trauerkleidern aller Klassen zu erkennen. Ein Ausdruck von Niedergeschlagenheit und Angst zeigte sich in den Gesichtern der wenigen Menschen, welchen wir auf unserm Wege nach dem Gasthause begegneten, und verriethen uns deutlich den Zustand ihres Innern.

In einigen Stadttheilen waren ganze Strassen fast entv?lkert; die, welche konnten, flohen, von Schrecken ergriffen, auf die D?rfer, w?hrend andre zur?ck blieben, um im Schoosse ihrer Familie zu sterben.

Keiner Klasse hat sich die Krankheit so verderblich gezeigt, als den ?rmern Emigranten. Viele von diesen, geschw?cht durch die Entbehrungen und Strapazen einer langen Reise, ?berliessen sich, als sie Quebek oder Montreal erreicht, jeder Ausschweifung, jedem Uebermass -- vorz?glich der V?llerei, und gleichsam als h?tten sie sich vors?tzlich den Weg zum gewissen Verderben gebahnt, fielen sie unmittelbare Opfer der Krankheit.

In einem Hause starben elf Menschen, in einem andern siebzehn; ein kleines siebenj?hriges Kind blieb allein ?brig, das traurige Ereigniss zu verk?nden. Diese arme verlassene Waise nahmen die Nonnen in ihre wohlth?tige Anstalt auf und erwiesen ihr jede Aufmerksamkeit, welche Menschenliebe nur immer fordern kann.

Die Zahl sowohl aus Katholiken als Protestanten bestehender Wohlth?tigkeits-Vereine ist betr?chtlich, und diese entfalten eine Duldsamkeit und Freisinnigkeit, welche beiden Confessionen zur Ehre gereicht, indem sie einzig und allein von dem Geiste christlicher Liebe beseelt erscheinen.

Ich w?sste keinen Ort, selbst London nicht ausgenommen, wo die Aus?bung wohlwollender Gesinnungen so sehr hervorgefordert w?rde, als in diesen beiden St?dten, Quebek und Montreal. Hier vereinigen sich die Ungl?cklichen, die von den erforderlichen Mitteln Entbl?ssten, die h?lflose Waise, die Bejahrten, der arme aber tugendhafte Mann, den die strenge Hand der Nothwendigkeit aus seiner Heimath von seinem Herde getrieben hat, um in einem fernen, fremden Lande von Krankheit oder Mangel dahin gerafft zu werden.

Das Wetter ist dr?ckend heiss, von h?ufigen Gewitter-Schauern begleitet, die aber keineswegs die Wirkung haben, welche man davon erwartet, denn sie k?hlen die erhitzte Atmosph?re keineswegs ab. Ich f?hle einen Grad von Abspannung und Mattigkeit, der mich sehr verstimmt und schlimmer ist als wirklicher Schmerz.

Anstatt diesen Ort mit der ersten Gelegenheit nach der oberen Provinz verlassen zu k?nnen, wie wir uns fest vorgenommen, sehen wir uns gen?thigt, zwei Tage l?nger zu bleiben, woran die Weitl?ufigkeit und Umst?ndlichkeit der Zollbeamten in Untersuchung unsers Gep?ckes schuld ist.

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