Read Ebook: Kampf und Tod Karls des Zwölften: Historische Erzählungen by Heidenstam Verner Von Bergman Gustaf Translator
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Ebook has 547 lines and 26372 words, and 11 pages
Translator: Gustaf Bergman
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Langens Mark-B?cher
Band 21
Langens Mark-B?cher
Eine Sammlung moderner Literatur
Einundzwanzigster Band
Verner von Heidenstam
Kampf und Tod Karls des Zw?lften
Albert Langen, M?nchen
Verner von Heidenstam
Kampf und Tod Karls des Zw?lften
Historische Erz?hlungen
Albert Langen, M?nchen
Die in diesem B?ndchen ver?ffentlichten drei Erz?hlungen stellen Proben dar aus dem grossen Werke:
Verner von Heidenstam
Historische Erz?hlungen
Deutsch von Gustaf Bergman
Zwei einzeln k?ufliche B?nde
Umschlag- und Titelzeichnungen von W. Schulz
Einbandzeichnung von Felger
Preis jedes Bandes geheftet 4 Mark, gebunden 6 Mark, in Leder 15 Mark
Verlag von Albert Langen in M?nchen
~Copyright 1917 by Albert Langen, Munich
~Alle Rechte, insbesondere das der ?bersetzung vorbehalten
Albert Langen Verner von Heidenstam
Inhalt
Seite
Das befestigte Haus 7
Der K?nigsritt 32
Fredrikshall 75
Das befestigte Haus
Von der Winterk?lte ?berrumpelt, hatten die Schweden in Gedr?nge und Wirrwarr hinter den Mauern von Hadjatsch Quartier genommen. Da fand sich bald kein Haus mehr, das nicht von Frostkranken und Sterbenden gef?llt war. Das Jammergeschrei h?rte man auf der Strasse, und hie und da lagen daneben auf den Treppenstufen abgeschnittene Finger, F?sse und Beine. Die Fuhrwerke waren ineinander festgefahren und standen vom Stadttor bis zum Markt so dicht aufeinander gepackt, dass die bleichgefrorenen Soldaten, die von allen Seiten herbeistr?mten, zwischen den R?dern und Kufen durchkriechen mussten. In ihr Sattelzeug verstrickt, vom Winde abgewandt und mit weissgefrorenen Lenden, standen die Pferde seit mehreren Tagen ohne Futter. Niemand k?mmerte sich um sie, und einige von den Trosskutschern sassen totgefroren, die H?nde in die ?rmel gesteckt. Einige Wagen glichen langen Kasten oder S?rgen, und aus der Luke des flachen Deckels stierten d?stere Gesichter hervor, die im Gebetbuch lasen oder fieberkrank und sehnsuchtsvoll nach den sch?tzenden H?usern schauten. Tausend Ungl?ckliche riefen halblaut oder im Stillen Gott um Barmherzigkeit an. An der Innenseite l?ngs der Stadtmauer standen die Soldaten reihenweise tot, viele mit roten Kosakenr?cken ?ber den zerrissenen, schwedischen Uniformen und mit Schaffellen um die nackten F?sse. Waldtauben und Spatzen, die so steifgefroren waren, dass man sie mit den H?nden fangen konnte, hatten sich auf die H?te und Schultern der aufrechtstehenden Leichen gesetzt und schlugen mit den Fl?geln, wenn die Feldprediger vorbeigingen, um einem Sterbenden das Abendmahl in Branntwein zu geben. Oben am Markt lag zwischen abgebrannten Grundst?cken ein gr?sseres Haus, aus dem man laute Stimmen h?rte. Ein Soldat gab einem F?hnrich ein Reisigb?ndel, das in der T?r stand und als der Soldat die Strasse hinunter zur?ckging, zuckte er mit den Achseln und sagte dem, der ihn h?ren wollte:
>>Es sind nur die Herren von der Kanzlei, die sich zanken!<<
Der F?hnrich an der T?r war soeben mit den Truppen Lewenhaupts angekommen. Er trug das Reisigb?ndel ins Zimmer hinein und warf es auf den Herd. Die Stimmen drinnen verstummten sogleich, aber sobald er die T?r hinter sich zugemacht hatte, begannen sie mit erneutem Eifer. Es war Exzellenz Piper selbst, die mitten im Zimmer stand, mit runzeligem und gefurchtem Gesicht, mit erhitzten Wangen und zitternden Nasenfl?geln.
>>Ich sage, dass das Ganze Wahnsinn ist,<< brach er los, >>Wahnsinn, Wahnsinn!<<
Hermelin mit seiner spitzigen Nase bewegte best?ndig die Augen und H?nde und lief im Zimmer hin und her, wie eine kleine zahme Ratte, aber der Feldmarschall Rhensk?ld, der sch?n und stattlich am Herd stand, pfiff und summte vor sich hin. Wenn er nicht gepfiffen und gesummt h?tte, w?rde das Zanken jetzt zu Ende gewesen sein, denn alle waren sie f?r diesmal vollst?ndig einig, aber dieses, dass er pfiff und summte, statt zu schweigen oder wenigstens zu sprechen, das war mit der Zeit unertr?glich. Lewenhaupt am Fenster schnupfte und trommelte mit der Schnupftabaksb?chse. Seine pfefferbraunen Augen schossen aus dem Kopf, und es sah aus, als w?re seine l?cherliche Per?cke gr?sser und immer gr?sser geworden. Wenn Rhensk?ld nicht fortgefahren h?tte, zu pfeifen und zu summen, w?rde er sich beherrscht haben, heute wie gestern und alle anderen Male, aber jetzt stieg ihm der Zorn zu Kopfe, er schlug die Tabakb?chse zum letzten Male zu und murmelte zwischen den Z?hnen:
>>Ich verlange nicht, dass Seine Majest?t was von Staatskunst begreifen soll. Aber kann er Truppen f?hren? Zeigt er wirkliches Verst?ndnis bei einer einzigen ~rencontre~ oder ~attaque~? Ge?bte und alte Krieger, die nie ersetzt werden k?nnen, opfert er t?glich f?r eine eitle ~bravour~. Sollen unsere Leute eine Mauer erst?rmen, wird es f?r ?berfl?ssig gehalten, dass sie sich sch?tzende Reisigb?ndel oder Schirme binden, und deshalb werden sie auch armselig massakriert. Offen gesagt, meine verehrten Herren, einem ~studiosus upsaliensis~ kann ich manchen Bubenstreich verzeihen, aber von einem Feldherrn ~in castris~ fordere ich was anderes. Es wird wahrlich niemand zum Vorteil gereichen, eine ~affaire~ unter dem Kommando eines solchen Herrn zu f?hren.<<
>>Auch inkommodiert Seine Majest?t,<< antwortete Piper, >>gegenw?rtig den Herrn General nicht mit irgendwelchen schwierigen Befehlen. Im Anfang, ehe der eine sich mehr als der andere ausgezeichnet hatte, ging alles besser, aber jetzt muss Seine Majest?t herumgehen und vermitteln und vers?hnen, mit einem bl?dsinnigen L?cheln, das einen zur Raserei bringen kann.<<
Er hob die Arme in die H?he, mit einem Zorn, dem jede Besinnung und jedes Mass fehlte, ungeachtet dessen, dass er mit Lewenhaupt ganz einig war. W?hrend er noch redete, wendete er sich um und ging heftig seines Weges nach den inneren Zimmern. Die T?r schlug mit einem solchen Knall zu, dass Rhensk?ld sich noch mehr veranlasst f?hlte, zu pfeifen und zu summen. Wenn er doch nur etwas h?tte sagen wollen! Aber nein, das tat er nicht. Gyllenkrok, der am Tisch sass und die Marschroute pr?fte, war gl?hheiss im Gesicht, und ein kleiner, trockener Herr an seiner Seite fl?sterte ihm gereizt ins Ohr:
>>Ein Paar Diamantohrringe an die Gr?fin von Piper w?rden vielleicht Lewenhaupt noch zu neuen Anstellungen verhelfen.<<
Falls Rhensk?ld jetzt aufgeh?rt h?tte, zu pfeifen und zu summen, h?tte Lewenhaupt sich noch bemeistern und die Papierrolle, die er unter dem Rock trug, aufheben und sich ans Tischende setzen k?nnen, aber statt dessen wurde der ehrw?rdige und sonst wortkarge Mann b?ser und b?ser. Er wandte sich unschl?ssig um und ging nach dem Ausgang, dort blieb er aber mit einemmal stehen, richtete sich auf und schlug die Hacken zusammen, als w?re er ein geringer Gemeiner. Jetzt wurde Rhensk?ld still. Die T?r ging auf. Ein eisiger Windzug drang in die Kammer, und der F?hnrich meldete mit so hoher und gedehnter Stimme wie eine Schildwache, die ihre Kameraden ins Gewehr ruft:
>>Sei--i--ne Majest?t!<<
Der K?nig war nicht mehr das geblendete und verwunderte, halberwachsene Kind von ehedem. Nur die knaben?hnliche Gestalt mit den schmalen Schultern war dieselbe. Der Rock war russig und schmutzig. Die Falte um die aufgeworfene Oberlippe war tiefer und ein wenig grinsend geworden. Auf der Nase und der einen Wange hatte er Frostwunden, und die Augenlider waren ger?ndert und von langwieriger Erk?ltung geschwollen, aber um das zu fr?h kahl gewordene Haupt stand das aufgek?mmte Haar wie eine zackige Krone.
Er hielt die Pelzm?tze in beiden H?nden und suchte seine Verlegenheit und Scheu hinter einer steifen und k?hlen Geziertheit zu verbergen und verbeugte sich l?chelnd vor jedem der Anwesenden.
Sie verbeugten sich jedesmal noch tiefer, und als er bis mitten ins Zimmer gekommen war, blieb er stehen und verbeugte sich noch ein paarmal nach den Seiten, obwohl ein wenig schneller und scheinbar ganz und gar mit dem besch?ftigt, was er sozusagen dachte. Danach blieb er eine Weile stumm stehen.
Sodann ging er zu Rhensk?ld vor und nahm ihn mit einer kurzen Verbeugung an einem der Rockkn?pfe:
>>Ich m?chte bitten,<< sagte er, >>dass Exzellenz mir zwei bis drei Mann von den Gemeinen verschafft zur Deckung bei einer kleinen Exkursion. Ich habe schon zwei Trabanten mit.<<
>>Aber Majest?t! Die Gegend ist von Kosaken ?berschwemmt. Es war schon ein Wagst?ck, vom Quartier Eurer Majest?t hierher in die Stadt zu reiten mit so kleiner Bedeckung.<<
>>Oh, Lappalien! Lappalien! Exzellenz soll tun was ich gesagt habe. Jemand von den anwesenden Generalen, der frei ist, kann auch aufsitzen und einen Mann von den Seinen mitnehmen.<<
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